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Wedding Night

Und des Todes bittersüßer Kuss
von

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Fly away, little blue Butterfly, fly away...

Emily hatte sich immer ihre Traumhochzeit ausgemalt, schon als kleines Mädchen. Mit Klaviermusik und mit blauen Blumen auf jeder Fensterbank. In Mutters wunderschönem Kleid, schmetterlingsgleich auf den Altar zuschwebend. Und dann, in den Armen ihres Gemahls, durch die Nacht tanzen, unter dem weißen Mond, in dessen trauriger Schönheit alles erblühte.

Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, es würde anders ablaufen. Aber das Schicksal spielt ausgesprochen gern mit den Lebenden und selbst die Toten haben immer noch etwas zu verlieren.

Es war Emily ein leichtes gewesen, sich von ihrem Elternhaus davonzuschleichen. Der klirrende Wind, in dem schon die erste Ahnung von Frost zu schmecken war, ließ ihre unbedeckten Schultern erbeben, fuhr spielerisch unter den langen Schleier, der wie ein seidenes Gespenst um ihren Körper wallte. Sie spürte das Gewicht des Familienschmucks, als wöge er plötzlich viele Pfund mehr und durch die Kette hindurch flatterte ihr Herz in Erwartung dessen, was bevorstand. Mit einem Blick zu ihrer Rechten vergewisserte sie sich, dass der Beutel gut verschnürt war. Darin befand genügend Geld, um für ein Jahr auszusorgen. Und danach gab es sicher ausreichend Möglichkeiten, neues zu erwirtschaften. Wenn sie erst einmal einen Ort zum leben gefunden hatten. In einer anderen Stadt, fern ab all der Regeln und Vorurteile ihrer Heimat. Gemeinsam… Bei dem Gedanken verzog ein Lächeln ihre von der Kälte schon zart blau verfärbten Lippen.

Aber wo blieb er nur? Es musste indes weit nach Mitternacht sein. Was, wenn er den Weg nicht gefunden hatte? Besorgt sah sie sich um. Und tatsächlich konnte sie genau in dem Moment eine Silhouette erkennen, die nur knapp mit der Dunkelheit der Nacht verschmolz.

Rasch strich sie ihr Kleid glatt, prüfte, ob der Schleier auch richtig saß, während ihre Hand den Blumenstrauß erwartungsvoll fester umklammerte. Aber als sie wieder aufsah, um ihren Geliebten mit einem Strahlen zu begrüßen, war der Umriss verschwunden.

Verwundert ließ sie die Augen über das Gelände wandern, als hinter ihr ein Rascheln erklang.

„Da bist du ja end…“

Er grausiges Geräusch unterbrach sie, raubte ihr aus unerfindlichen Gründen den Atem. Erschrocken hob sie den Kopf, bis sie in das attraktive Gesicht ihres Zukünftigen starrte.

Und mehr noch als das Schwert zwischen ihren Rippen, das einige Zentimeter am Rücken herausragte und damit Mutters wunderschönes Kleid zerriss, fühlte sie seinen Blick, den die Düsternis um sie verschleierte. Ihr war als würden die grünen Augen, die sie einst so verzaubert hatten, zu leeren Höhlen werden, in denen irgendwo tief verborgen ein irres Glitzern hervorbrach.

Sie keuchte auf, als er das Schwert mit einem einzigen Ruck wieder herauszog. Da erst traf sie der abscheuliche Schmerz, der ihr die Luft ganz abschnürte und ihre Lider sekündlich schwerer werden ließ. Röchelnd sank sie gegen ihn. Nur der Arm um ihre blutgetränkte Taille hielt sie jetzt noch aufrecht.

„Verzeih mir, mein Herz, aber diese Hochzeitsnacht endet für uns beide auf unterschiedliche Weise.“ Er warf das von Rot glänzende Schwert zur Seite und hob mit der nun freien Hand ihr Kinn an. Der schattige Umriss seines Gesichtes verschwamm allmählich. Emily klammerte sich schon nicht mehr an die Hoffnung, zu überleben.

„Du…“, presste sie hervor. „Ich… verstehe nicht.“

„Weil du naiv bist, mein Herz. Und ebenso reich wie schön“, säuselte er, beugte sich herab und hauchte nur Millimeter von ihren Lippen entfernt mit einem fast transparenten Lachen in der Stimme: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen…“

Ein Zuschauer dieser Szene, der in einiger Entfernung gestanden und nur die Schattenrisse der beiden erkannt hätte, wäre nicht auf den Gedanken dessen gekommen, was noch kurz zuvor geschehen war. Er hätte nur ein Liebespaar gesehen, das im Mondlicht einen verbotenen Kuss teilte.

So fühlt es sich also an, waren Emilys letzte Gedanken, bevor Lord Barkis seine Lippen von ihren löste und den Griff um ihre Taille lockerte, sodass ihr schwacher Leib ins kalte Gras fiel und liegen blieb. Er nahm das Schwert auf, strich es an einem der Bäume sauber und ging dann langsam neben ihr in die Knie. Im schwachen Schein funkelte der Schmuck an ihren Handgelenken, als wäre er nicht von dieser Welt. Halb entschwunden in den kühlen Flügeln des Sterbens, beobachtete Emily die Hände, die Ringe, Armbänder und auch Mutters Kette von ihr nahmen. Das war alles, worauf es ihm angekommen war – die wertvollen Kleinode ihrer Familie. Und ihr Erbe.

Er ließ die gestohlenen Stücke in seine Tasche gleiten, packte den Geldbeutel und verließ den Ort des Geschehens und seine sterbende Braut, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Das war etwas, das sie an ihm fasziniert hatte; seine Gabe, die Dinge, die passiert waren, hinter sich zu lassen. Wie hätte sie auch wissen sollen, dass er das gleiche mit seiner Geliebten tun würde.

So schmeckt er also, hallte es in ihrem Kopf, als der Mond und die Wiese verblassten, ihr Herz allmählich den Kampf aufgab, die sanfte Berührung der Todessense den Schmerz in ihrer Brust fortnahm und auch sie selbst davontrug…

Das ist der bittersüße Kuss des Todes.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2016-03-18T22:08:53+00:00 18.03.2016 23:08
Also mir gefällt deine Geschichte gut.
Wie du Emilys Vergangenheit widerspiegelst.
Gut gemacht.^-^
Von:  xXSelaiahXx
2014-04-18T21:34:55+00:00 18.04.2014 23:34
Ich versteh auch nicht so ganz,wieso es so wenig ff's zu diesem Film gibt.
Aber naja.
Dieser Film ist einer meiner Liebblingsfilme und ich fand ihn schon immer so schön und traurig zu gleich.
Ich liebe es wie du Emily rüber bringst,da sie echt wunderbar ist^^
Ich find dein Schreibstil auch echt lobenswert.
Vor allem wie du Emilys tod beschreibst ist echt toll
ich finde ja Emily's tod am Ende,so schrecklich schön,dass ich immer dabei weinen muss.
Das hat ja gsr nichts hiermit zu tun.Tschuldigung.
Hoffe du schreibst weiterhin so schöne Storys *-*

Antwort von:  Rainblue
18.04.2014 23:44
Hallo! =3
Vielen, vielen Dank für deine lieben Worte! Ich bin ganz gerührt. Q///Q
Bei dem Ende muss ich auch immer flennen, auch einfach, weil es so schön von der Aufmachung her ist. Und dass mich hat es einfach nicht losgelassen, wie Emily Barkis angesehen hat, als er ihr das Schwert in den Körper gejagt hat und sie es rauszog, um es ihm dann entgegenzuhalten - aus dem Grund hab ich auch die Todesursache gewählt. ='D Deswegen und weil ich dachte, dass das Loch in ihren Rippen vielleicht nicht umsonst da ist.
Aber das geht auch grad voll am Thema vorbei, sorry. xD
Trotzdem nochmal liebsten Dank, ich freu mich, dass es dir gefallen hat. <333
Von:  Yilvina
2013-10-30T19:41:23+00:00 30.10.2013 20:41
Ich kenne den Film. Deine FF ist eine schlüssige Erklärung, was mit Emily passiert ist. Soweit ich mich erinnere, hat sie nur erzählt, das Lord Barkis sie umgebracht hat, in der Nacht, als sie mit ihm durchbrennen wollte.
Dein Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, die Ereignisse sind gut beschrieben.
Von: abgemeldet
2011-12-02T18:43:16+00:00 02.12.2011 19:43
eine wunderschöne Story :)

Von:  Xaris
2011-09-21T21:00:01+00:00 21.09.2011 23:00
Hallu <3
Ich muss sagen, ich kenn den Film gar nicht, sondern nur flüchtig aus Beschreibungen, aber *schulterzuck* was soll's. xD
Du hasst mich, oder? T.T Hab auch ne Storyidee mit ner Hochzeit und nun das...XD

Das war so traurig! Q.Q
Ist das mit der Frau etwa passiert, bzw deine Vermutung dazu? T.T
Eine schöne Story. <3 *Auf YUAL klick* <3


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