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Vertrauensbruch

Vertrauensbruch
 

Widerwillig und missmutig saß Johnny mit angezogenen Beinen, um die er seine Hände geschlungen hatte, auf dem Fensterbrett und starrte nach draußen. Es dämmerte inzwischen und es würde wohl nicht mehr lange dauern, ehe es vollkommen dunkel war. Er selbst befand sich im hell erleuchteten Esszimmer von Roberts Burg und hoffte nun inständig, dass die anderen ihn schon längst wieder vergessen hatten.

Der Grund, warum er hier war, war sein Benehmen in den letzten Wochen; Nachdem er Enrico dabei erwischt hatte, wie dieser in seinem Tagebuch gelesen hatte, hatte er diesen förmlich aus seinem Haus gejagt und danach auf stur gestellt. Das hieß, er hatte jegliche Kontaktaufnahmen ignoriert und gar nicht mehr reagiert.

Nun, zumindest, bis sich gestern Robert gemeldet hatte und gesagt hatte, er würde ihn höchstpersönlich in hohem Bogen aus dem Team werfen, wenn er sich weiterhin so wie ein kleines Kind aufführe und die Sache mit Enrico nicht bald ordentlich kläre.

So viel dazu.

Er hatte keine Lust aus dem Team zu fliegen, hatte aber auch keine Lust mit Enrico irgendetwas zu besprechen. Es mochte vielleicht lächerlich sein, aber für ihn persönlich war es ein großer Vertrauensbruch, wenn Enrico einfach seine geheimen Tagebucheinträge las, in denen er alle seine Gedanken des Tages niedergeschrieben hatte und deutlich bewies, dass er nicht das arrogante Großmaul war, das er immer vorgab zu sein, sondern stattdessen von extremen Selbstzweifeln gequält wurde. Das musste absolut nicht jeder wissen! Mit einem genervten Seufzen schloss er die Augen.

Robert hatte ihm gesagt, er solle sich auf neutralem Boden - sprich, bei Robert selbst - mit Enrico treffen und alles durchsprechen, wobei Johnny sich sicher war, dass die anderen wussten, was Enrico getan hatte und ihn auch dementsprechend zersägt hatten. Zumindest hoffte er das. Es war das Mindeste, was sie hätten tun können, um ihm einen Gefallen zu tun. Auf der anderen Seite kannte er Roberts und Olivers Einstellung nur zu gut: Sich nicht mehr in die Dinge und Streitigkeiten anderer Leute einzumischen, als unbedingt nötig war.

Tatsächlich ging im nächsten Moment die Tür auf und Johnny fuhr - etwas erschrocken, immerhin war er bis eben tief in seinen Gedanken gewesen - herum, nur um festzustellen, dass ebendort Enrico stand. Schlagartig fühlte Johnny, wie sich eine ungeheuere Wut in ihm gegen den Italiener aufstaute und er musste das Gefühl unterdrücken, aufzuspringen und den Raum zu verlassen. Hinzu kam, dass er sich selbst so schlechte Gedanken machte, dass er böse dreinblickte, wodurch er innerlich stark verkrampfte. Warum hatte ihn denn niemand irgendwie psychisch darauf vorbereiten können?

"Bevor du wieder abhaust, Johnny. Ich werde mich nicht bei dir entschuldigen", der Schotte wollte gerade etwas bösartiges sagen, als Enrico fortfuhr, "Ich entschuldige mich nicht für etwas, das ich nicht getan habe. Klar, ich hatte dein Tagebuch in der Hand. Aber ich habe es nicht gelesen. Ich kann nichts dazu, wenn du es in deiner Bibliothek lagerst und ich es deshalb für eines der Bücher halte. Aber mir zu unterstellen, ich hätte es gelesen, obwohl dein ach so liebes Tagebuch mit einem Zahlenschloss versehen ist, finde ich schon ein bisschen eine Frechheit. Weißt du eigentlich, was für einen Schock ich hatte, als du mich wütend brüllend durch dein Schloss gejagt hast? Ich dachte mir rutscht das Herz in die Hose. Dann wollte ich die Umstände klären und du hast auf stur geschalten. Also, ich denke, der Einzige, der sich entschuldigen sollte, das bist du!"

Johnny blinzelte kurz und starrte Enrico entsetzt an - und zwar nicht aufgrund der Tatsache, dass Enrico eben alles ohne einmal zu atmen gesagt zu haben schien, sondern aufgrund dessen, dass er eigentlich soweit hätte mitdenken müssen.

Nun, so war eben alles wieder wie immer. Er dachte nicht mit, beschuldigte andere und durfte dann am Ende sehen, wie er alles wieder gerade bog.

So war das eben als Johnny McGregor...
 

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