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Behind your false Live

~~ Lügen und Wahrheit
von

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Du bist nicht wirklich du!

Cecile war genervt. Und das lag nun wirklich nicht daran, das ihre gerade abgelaufene Schicht ihr ganz schön zugesetzt hatte. Den Rest davon hatte sie damit zugebracht zu rätseln, worum es in dieser Geschichte noch gleich ging, doch die erlösende Antwort, die vielleicht etwas Licht in ihre Welt gebracht hätte, wollte und wollte nicht kommen. Und dann war da noch das, was vor ihrem Schichtbeginn geschehen war. Grummelnd packte sie ihre Sachen und schritt zurück zum Wagen, der sie nach Hause bringen sollte. Vielleicht hatte sie das Buch ja noch irgendwo zu Hause. Und mit dieser Suchaktion würde sie auch gleich 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können. Sie würde nicht nur das Buch, sondern vielleicht sogar diese komische Spieluhr finden, die ihre Mutter damals immer um den Hals getragen hatte.
 

Doch wie lautet das bekannte Sprichwort doch gleich? Wenn man etwas sucht, findet man es nicht. Zwar werden 1000 andere Sachen gefunden, die man schon ewig vermisst hat, aber leider nicht das Objekt der Begierde. Wütend stampfte sie in ihre Küche, sie brauchte jetzt erstmal einen Kaffee. Als sie die Kaffeemaschine einschaltete, blieb ihr Blick an den blinkenden Anrufbeantworter hängen. Sie hatte in ihrer Eile, das Buch zu finden, ganz und gar vergessen gleich beim reinkommen darauf zu schauen. Seufzend betätigte sie die nervende blinkende Taste und lauschte den Worten des Mannes, der auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte.
 

„Cecile, ich habe lange nix mehr von dir gehört…“ Oha, dieser strenge und über alle Emotionen erhabene Ton konnte nur einem angehören. „Deswegen bitte ich dich inständig heute Abend zum Abendessen zu mir zu kommen. Ich will mit dir reden! Es ist wichtig und wehe du trägst nichts ordentliches!“ Das lange Pfeifen am Ende der Nachricht war eine richtige Erleichterung für Cecile. »Soll er doch gleich sagen, das er mich dann in eines seiner vielen Zimmer sperrt und mich nicht mehr raus lässt…«, dachte sie verbissen und hätte am liebsten das Telefonkabel rausgezogen um nicht mehr erreichbar zu sein. Doch dann würde er es auf dem Handy versuchen und schließlich vor der Tür stehen um sie persönlich in das große Anwesen zu zerren, was er sein eigen nannte. Ihr blieb also nichts anderes übrig als seiner Aufforderung folge zu leisten. „Wunderbar… dieser Tag ist echt erste Sahne!“, grummelte Cecile ironisch und nahm einen Schluck Kaffee. „Der kann ja nur besser werden!“
 

Ihr mürrischer Blick stellte fest, das es draußen inzwischen angefangen hatte zu regnen. Diese Feststellung stimmte sie nun noch mehr mieser. Seufzend setzte sie sich an das Klavier und spielte ein paar Noten um sich abzulenken, Ruhe zu finden und zu entspannen. Sie wollte einen freien Kopf haben, wenn sie heute Abend ihrem Vater gegenüber treten würde. Und wenn so ein doofer beinahe Unfall, wie gestern passieren würde, so wusste sie ganz genau, das er ihr die Schlüssel wegnehmen und ihr stattdessen die protzige Limousine samt Chauffeur geben würde. Dabei liebte sie ihre Unabhängigkeit doch so sehr. Und wenn sie diese behalten wollte, musste sie heute Abend makellos aussehen und ihm keinen Anlass zum Schimpfen geben. »Das er immer so… wie sagt man… streng und kühl rüber kommen muss. Es scheint als sei sein Hauptbedürfnis alles unter Kontrolle zu haben, selbst im Leben seiner Tochter!«
 

Mit diesem Gedanken suchte sie das Kleid für den heutigen Abend aus, als sie auf eine alte Kiste mit Bildern stieß. Sie war zwischen ihren Schuhen versteckt und wirkte ganz unscheinbar. Doch beim Öffnen dieser Box überfielen sie Geister der Vergangenheit und sie wurde wieder daran erinnert, warum sie denn gerade im Krankenhaus arbeiten wollte.
 

Das war alles, was sie von der Vergangenheit hatte. Bilder. Bilder von ihrer Mutter, wie sie am Strand entlang schritt. Ihr schöner Körper war immer mit irgendwelchen Wunden, Schrammen und Prellungen übersät, Hinweise darauf, das sie des Nachts ihrem Job, ihrer Berufung nachging, die ihr als Auserwählte aufgelegt worden war.
 

»Warum hat sie niemand geschützt? Warum war sie in jener Nacht alleine unterwegs? Gab es denn niemand, der sie hätte retten, der sie hätte schützen können? Warum ist das Leben nur so ungerecht zu ihr gewesen? Sie hat eine Last auf ihre Schultern genommen, die sehr schwer war und niemand war da, der ihr geholfen hat sie zu halten.«
 

Die bittere Erkenntnis darüber, das sie deswegen wahrscheinlich bereits in jungen Jahren ihre Mutter verloren hatte, ließ ihre Stimmung von wütend und sarkastisch auf traurig umschlagen. Es war niemand da, der mit angesehen hatte, wie sie in die Schule kam, wie sie groß wurde, die erste Liebe, die ersten Dummheiten, der übliche Krach mit der Mutter, welcher in der Pubertät üblich war. Sie hatte nichts davon erlebt. Natürlich hatte ihr Vater auch eine Rolle in ihrem Leben gespielt, aber er war eher passiv dabei, als wirklich aktiv. »Ich glaube es wird Zeit ihm das mal so zu sagen… Ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen!«, beschloss Cecile und ihre Entschlossenheit war ihr Markenzeichen…
 


 

DING DONG!!! Das unangenehme Geräusch, welches die Klingel des Hauses verursachte ließ Cecile die Augen verdrehen. Aber das hier musste und wollte sie auch durchziehen. Relativ spät wurde die große Eichentür von einer Bediensteten ihres Vaters geöffnet, welche einen Knicks machte, als sie erkannte, das sie die Tochter des Hausherren war. Cecile konnte darüber nur lang und tief ausatmen. Sie mochte es nicht, aber hier wurde sie immer daran erinnert, das es nicht gut ankam, wenn sie selbstständig war und ihr Leben eigenständig lebte. Im großen Salon saß bereits der Mann, der sie missbilligend immer ansah. Und auch heute war er recht streng und musterte seine einzige Tochter mit bösem Blick. „Du scheinst Geschmack entwickelt zu haben!“ Cecile dachte sie hörte nicht richtig, war das gerade ein Lob gewesen? Hatte man ihm eine Gehirnwäsche verpasst? Ihr Vater schien ihre Gedanken erraten zu haben, jedenfalls machte er eine eindeutige Geste und lud sie ein sich ihm gegenüber auf das Sofa zu setzten. Nur widerwillig kam Cecile der Bitte nach. Sie wusste, das er jeden ihrer Bewegungen Achtung und genaueste Beobachtung schenkte. Dabei fiel ihr Blick auf die Kommode hinter ihm und Cecile entdeckte das, was sie heute annähernd den ganzen Tag gesucht hatte: Die Spieluhr. Zwar sprach ihr Herr Vater gerade, aber Cecile wäre nicht Cecile, wenn sie nicht einen Grund finden würde diese Spieluhr näher zu inspizieren. Ohne groß zu zögern erhob sie sich und besah sich die Spieluhr genauer. „Cecile! Ich rede mit dir!“, fuhr ihr Vater sie an, aber Ceciles Aufmerksamkeit war der kleinen Spieluhr gewidmet. „Die hat mal Mutter gehört…“, sprach sie nachdenklich und nahm sie auf die Handfläche, strich andächtig darüber. „Ja, sie hat mal ihr gehört, aber seit sie verstorben ist, lässt sie sich nicht mehr öffnen. Ich habe mich ihrer nur noch nicht entledigt, weil sie mir als Andenken dient.“ „Du redest so abwertend darüber, als ob sie nicht mehr wäre, wie ein lästiger Gegenstand!“, erboste sich Cecile und sah ihn erzürnt an. „Das kommt glatt so rüber, als ob die Mutter nie geliebt hast!“ „ICH HABE SIE GELIEBT!!“, erboste sich ihr Vater sauer und hatte sich bei diesem Satz vom Sofa erhoben. „Aber sie… sie hätte das alles nicht tun brauchen… nicht tun müssen! Sie war etwas besonderes, ja! Aber das hat sie letzten Endes umgebracht!“ Cecile sah ihn fragend an. Hatte er überhaupt eine Ahnung von dem, was seine Frau des nachts getrieben hatte, wenn er allein im Büro saß? Ob er wohl wusste woher die ganzen Verletzungen kamen? Er hatte nie Fragen gestellt, so weit sich Cecile erinnern konnte. „Und ich werde nicht zulassen, das auch du mir genommen wirst!“
 

Dieser Satz riss Cecile wieder aus den Gedanken, in denen sie versunken war. „Indem du mich aber so behandelst, wie du es die letzten Tage, ach was rede ich da… JAHRE getan hast, bezweckst du aber voll das Gegenteil“, wetterte sie los. „Du scheinst vergessen zu haben, das ich ein eigenständiger Mensch bin! Ich werde nicht zulassen, das du mich einsperrst, weil du Angst hast, das ich dasselbe erleide, wie Mutter!“ Cecile war auf 180, richtig wütend. „Und nur damit du es weißt! Ich werde mich deinem Willen nicht beugen! Ich werde kämpfen!“ Abrupt schmiss ihr Vater den Tisch um und funkelte sie böse an. „Du hast gar keine Ahnung mein Fräulein. Und nur damit du es weißt… DU LEBST EINE LÜGE!!“
 

Cecile gefror. „Was?“ Ihr Blick war fassungslos und ihr Körper war zu einer Eissäule erstarrt. „Sag das noch mal!“, bat sie mit zittriger Stimme und sie spürte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. „Dir wird dasselbe Schicksal auferlegt werden, ich sehe es dir an. Du hast schon früh damit angefangen… Du besitzt Gaben, die kein anderer hat. Damit du, wenn es an der Zeit ist, kämpfen kannst hat Eleanora, so war der wahre Name deiner Mutter, die Erinnerungen an deine Geschwister gebündelt und in deine verwandelt. Sie hat Verantwortungslos gehandelt. Sie hat dir das genommen, was du bist. Daran solltest du denken, bevor du dein Erbe annimmst!“ Cecile sah ihn arg schluckend an, ihr Herz raste. Was hatte ihr Vater da gesagt? Tränen traten in ihre Augen. „DU bist NICHT DU!!“
 

Cecile konnte nicht klar denken, ohne weiter einen klaren Gedanken fassen zu können stürmte sie aus dem Anwesen und raste mit ihrem Wagen davon, den Blick getrübt von Tränenbächen, die aus ihren Augen hervortraten. „DU bist NICHT DU!“ Immer und immer wieder hallten diese Worte in ihrem Kopf wieder, beraubten sie ihrer Aufmerksamkeit, sodass sie beinahe wieder einen Unfall gebaut hätte. Vor ihr stand wieder dieser merkwürdige junge Mann mit den goldenen Augen. „Nicht auch noch der… Den kann ich momentan echt nicht gebrauchen!“, knurrte sie wütend und verzweifelt. Wütend stieg sie aus und stampfte auf ihn zu. Als sie zu ihm sprach zitterte ihre Stimme noch immer. „Was erlaubst du dir? Beinahe hätte ich dich umgenietet!“, keifte sie, als er ihr wieder auf unerklärliche Weise so nahe kam und ihr etwas in die Hand legte: die Spieluhr ihrer Mutter. „Sie ist wieder in den rechtmäßigen Besitz zurück gekehrt.“ Immer noch wütend sah sie ihn an, als eine liebliche Melodie ertönte. Sie tröstete Cecile auf eine bestimmte Art und Weise und als sie ihre Hand öffnete fand sie die Spieluhr, welche geöffnet in ihrer Handfläche lag. „Ich werde dir etwas zeigen… Elanor!“, sprach der Fremde, ehe Cecile das Bewusstsein verlor, von der Musik der Spieluhr gefangen genommen…



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