Zum Inhalt der Seite

Das Böse unter Hogwarts

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nächtliche Begegnung

Es waren nun schon zwei Wochen vergangen, seit das neue Schuljahr begonnen hatte und Hermine hatte sich bereits wieder in den Schulalltag eingelebt. Man hatte es tatsächlich geschafft Hogwarts wieder in den Zustand zu versetzen in dem es gewesen war, bevor Voldemort mit seinen Todessern aufgetaucht war.

Und Hermine war froh darüber, sie wollte nicht das ganze Jahr über an die Schrecken der Vergangenheit erinnert werden.
 

Sie war auf dem Weg in die große Halle zum Abendessen, war jedoch etwas spät dran, da sie in der Bibliothek mal wieder die Zeit vergessen hatte während sie über einem Aufsatz für Kräuterkunde hing.

„Hermine, da bist du ja!“, hörte sie Ginnys Stimme hinter sich. Hermine wandte sich um und wartete bis Ginny zu ihr aufgeschlossen hatte.

„Wo warst du denn? Ich hab dich gesucht.“, keuchte diese, etwas außer Atem.

„In der Bibliothek. Ich musste noch einen Aufsatz fertig schreiben.“, antwortete Hermine.

„Natürlich. Da hätte ich auch drauf kommen können. Aber egal, ich wollte fragen, ob du Lust hast mit mir nachher Hagrid zu besuchen.“ Hermine brauchte nicht lange zu überlegen. Ein Besuch beim Wildhüter war genau das was sie jetzt brauchte. Sie hatte ihn lange nicht gesehen und nach einem anstrengenden Tag mit einer heißen Tasse Tee an Hagrids Tisch zu sitzen wäre bestimmt sehr entspannend.

„Klar, gerne.“, antwortete sie und lächelte.

„Super!“, rief Ginny erfreut. Hermine war froh, dass ihre Freundin es ihr nicht übel nahm, dass sie so wenig Zeit für sie hatte. Sie brauchte einfach Ruhe. Nicht nur zum Lernen, sondern auch um das vergangene Jahr zu verarbeiten. Natürlich versuchte sie so wenig wie möglich daran zu denken, doch ab und zu überkam es sie trotzdem und sie saß mit angezogenen Beinen im Sessel und weinte leise.

Auch nach den paar Monaten die seit der Schlacht vergangen waren, hatte Hermine den Tod von so vielen ihrer Freunde noch nicht verkraften können.

„Komm, das Abendessen ist gleich vorbei.“, Ginny nahm Hermines Hand und zog sie hinter sich her.

Als Hermine und Ginny die Halle schließlich verließen, begegneten sie keiner Menschenseele. Die meisten waren mit dem Essen bereits fertig und saßen nun in ihren Gemeinschaftsräumen um den Abend ausklingen zu lassen.

Die beiden Gryffindors jedoch passierten das riesige Tor und betraten die Ländereien.

Langsam schlenderten sie zu Hagrids Hütte und kamen dabei auch an dem Steinkreis vorbei, wo Hermine in ihrem dritten Jahr Draco Malfoy eine reingehauen hatte und dieser Gedanke erfüllte sie auch jetzt noch mit einem gewissen Stolz. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und erntete einen seltsamen Blick von Ginny.

Die untergehende Sonne tauchte die Felsen in rotes Licht und Hermine bemerkte, was für ein schöner Ort dies eigentlich war und nahm sich vor, noch einmal bei Tageslicht herzukommen.

Schließlich erreichten sie die Hütte und klopften an. Es dauerte nicht lang, bis ihnen von Hagrid geöffnet wurde.

„Hermine, Ginny! Kommt doch rein.“, man konnte ihm seine Freude sie zu sehen anhören und mit einem Lächeln traten die beiden Mädchen ein.

Sie ließen sich am Tisch nieder und kurze Zeit später stellte Hagrid ihnen jeweils eine Tasse Tee hin. Dann setzte auch er sich, während er scheinbar dabei war Teig zu kneten, oder jedenfalls etwas das danach aussah. Hermine beschloss, dass sie gehen würde, bevor sie aufgefordert wurde, eins der steinharten Plätzchen zu probieren. Beim letzten Mal hatte sie sich beinahe die Zähne aus gebissen. Wortwörtlich.

„Und, wie warn eure ersten beiden Wochen so?“, fragte Hagrid mit seiner tiefen Stimme.

„Im Grunde ist es nicht anders als sonst. Der Tagesablauf ist der gleiche geblieben.“, antwortete Hermine und wollte noch etwas hinzufügen, doch Ginny fiel ihr ins Wort.

„Was Hermine vergessen hat zu erwähnen,“, sagte sie mit einem Seitenblick zu ihrer Freundin, „sie ist quasi gezwungen mit Slytherin zusammenzuarbeiten, da Blaise Zabini zum Schulsprecher ernannt wurde.“ Ginny grinste, denn sie kannte Hermines Reaktion auf dieses Thema zu gut.

„Es ist kein Zwang.“, widersprach Hermine. „Ich arbeite nicht mit Blaise zusammen, weil wir es müssen, sondern weil ich es will. Er ist eigentlich gar nicht so schlimm... Natürlich ist er immer noch ein Slytherin, aber im Gegensatz zu Malfoy eindeutig die bessere Wahl.“

„Ja, wie gesagt, Blaise ist ein ganz toller, deshalb verbringt Hermine auch einen Großteil ihrer Freizeit mit ihm.“ Ginnys Grinsen wurde noch breiter und sie sah wie Hermine leicht errötete.

„Als Schulsprecher hat man halt viel zu tun, aber das verstehst du ja nicht. Für dich gibt es nur Liebe und Hass.“ Es war nicht zu überhören, dass Hermine leicht verzweifelt nach Erklärungen suchte. Natürlich war ihre Beziehung zu Blaise rein geschäftlicher Natur, wie man es so schön sagt und auch wenn er die meiste Zeit abweisend und desinteressiert wirkte, war es wirklich schwer, seinem Charme, den er ab und an versprühte, zu widerstehen. Ihr war klar, dass dies einfach zu seinem Charakter gehörte, aber es war schwer dies nicht zu sehr auf sich selbst zu beziehen und nach ihrem heftigen Streit mit Ron tat es einfach gut mit Blaise zusammen zu sein. Andererseits war es gerade Ron, der ihr in diesen Momenten in den Sinn kam und ihr ein schlechtes Gewissen bereitete.

Vielleicht sollte sie ihrem Freund nachher noch eine Eule schicken. Ihrer Meinung nach war es an der Zeit diesen unsinnigen Streit zu begraben, denn sie war jetzt in Hogwarts und er hatte zwei Wochen Zeit gehabt sich zu beruhigen. Sie konnten unmöglich sauer aufeinander sein, bis sie sich in den Weihnachtsferien wiedersehen würden.

„Hermine.“ , hörte sie Ginny flüstern. Aus ihren Gedanken aufgeschreckt wandte Hermine sich ihrer Freundin zu.

„Lass uns gehen. Ich hab keine Lust auf Plätzchen.“

Hermine ließ den Blick durch den Raum schweifen und stellte fest, dass Hagrid mittlerweile am Ofen stand. Schnell nickte sie Ginny zu und beide standen auf.

„Wir müssen uns jetzt leider auf den Weg zurück zum Schloss machen. Bald ist Sperrstunde.“, sagte Ginny, während sie sich ihren Umhang überwarf.

„Oh, wirklich schon so spät? Ok dann bring ich euch mal raus.“ Er wischte sich noch eben seine Hände an der Schürze ab und öffnete ihnen dann die Tür.

„Schön, dass ihr zwei mich besucht habt.“

„Danke für den Tee Hagrid.“, sagte Hermine lächelnd. „Einen schönen Abend noch.“

Als sie im Schlafsaal war, nahm Hermine gleich Feder und Pergament zur Hand, ließ sich auf ihr Bett fallen und fing an zu schreiben. Sie machte sich nicht die Mühe sich umzuziehen, denn in einer halben Stunde musste sie eh wieder los, um ihre Runde durchs Schloss zu machen.
 

Lieber Ron,

Ich weiß wir haben die letzten Wochen weder miteinander geredet, noch haben wir geschrieben. Und es tut mir Leid, dass ich dir solchen Kummer bereite, aber ich bin immer noch der Meinung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich hoffe du hast dich mittlerweile damit angefreundet.

Ich weiß es ist schwer, wenn man sich einige Monate lang nicht sieht, aber ich verspreche, in den Weihnachtsferien vorbeizukommen.

Ich hoffe deine Ausbildung geht gut voran und du hast viel Spaß dabei.

In Liebe,

Hermine.
 

Sie las den Brief noch einmal durch und entschied, dass er so in Ordnung war. Sie wollte keinen Roman schreiben, in dem sie versuchte zu ergründen, wer nun die Schuld an dem Streit trug, denn das würde nicht zu einer Versöhnung führen. Sie hoffte einfach, dass Ron sich mittlerweile beruhigt hatte und ihre Entschuldigung annahm.

Hermine nahm ihren Umhang und machte sich dann leise auf den Weg in die Eulerei.

Sie entschied sich für eine braune Eule, die ihrer Meinung nach zuverlässig genug aussah, den Brief auch wirklich zuzustellen. Bei den Schuleulen hatte sie schon die Erfahrung gemacht, dass ihre Briefe auf dem Weg verloren gingen. Deshalb bemühte sie normalerweise Harrys Eule Hedwig. Doch die war leider letztes Jahr auf der Flucht vor Voldemort umgekommen.

Hermine band der Eule also den Brief ans Bein und schickte sie hinaus in die Nacht. Nicht lange und sie verlor sie aus den Augen. Kurz noch genoss Hermine die stille Nachtluft, bevor sie sich auf den Weg zurück ins Schloss machte, um ihren Rundgang zu starten.

Sie strich durch die Gänge, mit der Gewissheit, dass auch heute Nacht nichts spannendes geschehen würde. Kaum ein Schüler war so dumm sich nach Sperrstunde auf den Gängen blicken zu lassen und die wenigen die es waren, begingen diesen Fehler nur einmal und nach ihren Strafarbeiten bei Filch blieben sie nachts im Turm. Natürlich gab es immer einige, wie Fred und George, die sich durch Strafen nicht abschrecken ließen, aber die waren wenigstens schlau genug, sich nicht erwischen zu lassen.

Hermine gähnte. Sie war hundemüde, denn es war ein anstrengender Tag gewesen und sie war froh, wenn Blaise sie in zwei Stunden ablösen würde und sie endlich ins Bett kam.

Hoffentlich würde ihr Brief Ron möglichst bald erreichen. Vielleicht bekam sie ja morgen früh schon eine Antwort. Aber das war wohl eher Wunschdenken. Keine Eule war so schnell und Ron war bestimmt nicht mehr wach. Vielleicht Übermorgen.

Sie schlenderte die nur von Fackellicht erhellten Gänge entlang, ohne wirklich auf ihre Umgebung zu achten. Aber ihr begegnete auch niemand, nicht einmal einer der Geister.

Ihre Schicht war schon beinahe um, als sie das erste Mal etwas Ungewöhnliches bemerkte. Eine der Klassenzimmertüren stand etwas offen. Das an sich kam öfter vor. Das ungewöhnliche war, dass Geräusche aus dem Raum drangen.

Vorsichtig betrat Hermine das Zimmer und sah sich um. Ein sinnloses Unterfangen, da der Raum stockduster war. Man konnte nicht mal die Hand vor Augen erkennen. Hermine zog ihren Zauberstab.

„Lumos“, flüsterte sie und ein kleiner Lichtschein erschien an der Spitze ihres Stabes.

Noch einmal schaute sie sich um, doch der Schein war nicht groß genug und die Ecken des Raumes lagen noch immer im Dunkeln. Das Schluchzen war verstummt fiel ihr auf, doch ihr war klar, das derjenige noch immer im Raum sein musste, denn niemand hatte sich an ihr vorbei auf den Gang gedrängt.

„Hallo?“, rief Hermine in den leicht erhellten Raum.

Keine Antwort. Aber das wunderte sie auch nicht. Wer immer auch hier war, er hatte sich hierher zurück gezogen, um sicherzugehen, nicht gestört zu werden, da würde er sich wohl kaum Hermine gegenüber offenbaren. Sie bewegte sich durch den Raum, darauf bedacht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, sie wollte unbedingt wissen, wer hier mitten in der Nacht in einem Klassenzimmer seiner Trauer freien Lauf lies. Hermine untersuchte den Raum sorgfältig, hatte aber bisher niemanden entdeckt. Wahrscheinlich versteckte sich derjenige in den Schatten und würde bei der ersten Gelegenheit den Raum verlassen.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Ruckartig wandte sie sich nach Rechts, der Richtung wo sie die Quelle vermutete.

Der schwache Lichtschein erhellte eine Person. Und selbst im dämmrigen Licht wusste Hermine sofort, mit wem sie es hier zu tun hatte.

„Malfoy?“, fragte sie und ihre Stimme konnte nicht verblüffter klingen.

„Was willst du hier Granger?“ Er klang abweisend, aber das wunderte Hermine nicht. Er hasste sie und sie hasste ihn. Das war schon immer so gewesen und würde sich wohl auch niemals ändern. Doch Draco Malfoy nachts, nach Sperrstunde in einem Klassenraum zu finden, wo er sich in der Dunkelheit scheinbar den dunklen Geistern seiner Vergangenheit stellte, das war etwas was auch Hermine nicht kalt lies.

„Das Gleiche könnte ich dich fragen. Du müsstest längst im Gemeinschaftsraum sein.“ Ihre Stimme hatte mal wieder einen herrischen Ton angenommen, das war etwas, was Hermine nur schwer kontrollieren konnte. Harry und Ron hatten sich oft darüber beschwert.

Malfoy schwieg, was Hermine irgendwie überraschte. Sie hatte mit einer schlagfertigen, eventuell auch beleidigenden Antwort gerechnet.

„Ich wollte meine Ruhe.“, antwortete er schließlich, vermied es aber sichtlich sie anzusehen, wohl um ihr nicht die Genugtuung zu geben, sein mit Sicherheit geschwollenes und Tränen verschmiertes Gesicht zu sehen.

„Das hab ich mir schon gedacht.“ Hermine lehnte sich an den hinter ihr stehenden Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Den Zauberstab hielt sie dabei so, dass das Licht weiterhin Malfoy erhellte.

„Und warum fragst du dann so blöd?“, wollte der patzig wissen.

Hermine verdrehte die Augen.

„Warum willst du deine Ruhe? Ich dachte du lässt dich gerne von den anderen Slytherins anhimmeln?“ Hermine wusste nicht, warum sie so nachbohrte, bisher hatte sie auch nie interessiert, was Malfoy tat und was nicht.

„Was gehts dich an Granger? Ich wüsste nicht warum ich grade mit dir über so etwas reden sollte.“ Er klang deutlich angepisst und es war klar, dass er so schnell wie möglich hier weg wollte.

Hermine blickte ihn einige Momente an, ohne einen bestimmten Ausdruck auf dem Gesicht und überlegte was sie jetzt tun sollte. Entweder sie versuchte weiterhin – höchstwahrscheinlich erfolglos – aus Malfoy raus zu pressen, was genau ihn hierher verschlagen hatte, oder sie lies ihn gehen. Doch da stellte sich noch eine weitere Frage. Sollte sie ihn melden? Hermine kam zu dem Schluss dass es erstens sinnlos war Malfoy länger hier zu behalten und dass es sie sich zweitens auch gar nicht für seine Gründe interessierte.

„Du hast recht, es ist mir eigentlich auch egal. Am besten gehst du jetzt einfach und zwar direkt in deinen Schlafsaal, bevor ich es mir nochmal anders überlege und dich doch noch bei McGonagall melde.“

Ohne ein weiteres Wort wandte sich Malfoy von Hermine ab und verließ beinahe fluchtartig den Raum. Hermine seufzte. Warum hatte sie jetzt ausgerechnet auf Malfoy treffen müssen? Die letzten Wochen hatte sie es meisterhaft geschafft ihm aus dem Weg zu gehen, da sie eine Fortsetzung der Schikanen der letzten Jahre befürchtet hatte und weil sie sowieso nie den Drang hatte ihm zu begegnen, wenn es sich nicht irgendwie vermeiden lies.

Und nun wo sie ihm schließlich doch über den Weg gelaufen war, hatte er sich irgendwie anders verhalten als sie es erwartet hätte. Natürlich war er immer noch genauso abweisend zu ihr, aber die Beleidigungen waren ausgeblieben. Doch vielleicht war er einfach genauso überrumpelt gewesen wie sie selbst und hatte bloß schnell verschwinden wollen. So oder so, Hermine würde ihre Taktik des ‚aus dem Weg Gehens‘ so schnell nicht aufgeben.

Sie verließ nun ebenfalls das Klassenzimmer und setzte ihren Rundgang fort. Der langweilige Trott setzte wieder ein. Die Gänge waren noch immer vom Fackellicht erhellt und alles war still.

Langsam machte sie sich auf den Weg in Richtung Eingangshalle, wo sie Blaise treffen würde, damit er sie ablösen konnte.

Als sie die Halle erreichte, wurde sie bereits von Blaise erwartet. Hermine war froh darüber, denn so musste sie nicht in der eiskalten und ungemütlichen großen Halle warten.

Sie ging auf ihn zu und er stieß sich von der Wand an welcher er gelehnt hatte ab und kam ihr entgegen. Hermine lächelte ihn an und war leicht überrascht, dass er das Lächeln erwiderte. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass die meisten Slytherins nicht die Monster waren, für die sie sie in den letzten Jahren gehalten hatte, auch wenn sie durch ihre kalte Art schnell so rüberkamen. Malfoy schien zwar noch genau so zu sein wie früher, doch die anderen Slytherins mit denen sie jetzt zu tun hatte, ob im Unterricht oder bei den Treffen mit den Vertrauensschülern, waren wie alle anderen Schüler auf Hogwarts auch.

Apropos, sollte sie Blaise von Malfoy erzählen? Die beiden waren doch befreundet, oder nicht? Andererseits, warum sollte sie das tun und Malfoy somit womöglich helfen? Außerdem hatte dieser ganz klar gesagt, dass es sie nichts anging und das entsprach der Wahrheit. Es brauchte sie nicht zu kümmern wie es Malfoy ging. Sie schob den Gedanken an ihn beiseite und wandte sich Blaise zu.

„Und, wie war der Rundgang? Irgendwas Ungewöhnliches?“, fragte er. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben und trat, um sich zu wärmen auf der Stelle.

Hermine schoss noch einmal kurz der Gedanke an Malfoy durch den Kopf, doch sie beachtete ihn nicht.

„Nein, alles ganz normal.“, antwortete sie, wich seinem Blick aber aus. Sie war eine schlechte Lügnerin, dass war ihr schon oft genug gesagt worden.

„Sicher?“, seine Stimme klang zweifelnd.

„Natürlich. Ich laufe einfach nicht gern nachts alleine durchs Schloss.“ Und das war die Wahrheit, aber wohl auch nichts Ungewöhnliches. Wer durchkämmte schon gerne mitten in der Nacht die dunklen, weitläufigen Gänge dieses riesigen Schlosses?

„Verständlich.“ und dann standen sie schweigend da, bis Hermine sich besann, dass sie eigentlich ziemlich müde war und es sinnvoll wäre sich auf den Weg Richtung Schlafsaal zu machen.

„Nun ja“, durchbrach sie die Stille. „Ich werde dann mal gehen.“ Blaise nickte, wirkte aber nachdenklich.

„Dann gute Nacht Blaise. Wir sehen uns in Verwandlung morgen.“ Damit drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zum Gryffindorturm. Sie war gerade an der Treppe angelangt, als Blaise wieder neben ihr auftauchte.

„Tut mir leid, ich war grad in Gedanken. Ich begleite dich noch ein Stück.“ Er lächelte sie an und Hermine konnte nicht anders als zurück zu lächeln.

„Schon ok, ich kenne das von mir selbst.“ antwortete sie.

Gemeinsam stiegen sie die Große Treppe der Eingangshalle hinauf in den Gang, der Richtung Gryffindor- Gemeinschaftsraum führte. Wieder herrschte Schweigen, doch Hermine wusste einfach nicht, worüber sie reden sollten.

Es war eine unangenehme Stille und Hermine ging fieberhaft alle Themen durch, die ihr einfielen.Sie konnte ihn schlecht über slytherininterne Themen ausfragen und über die letzte Versammlung der Vertrauensschüler zu reden erschien ihr auch sinnlos.

„Und wie war dein Tag so?“, fragte Blaise plötzlich in die Stille. Innerlich schlug Hermine sich die Hand vor den Kopf. Sie dachte wirklich zu kompliziert.

Etwas überrumpelt jedoch von seiner plötzlichen Frage stotterte sie: „Naja, nicht so besonders. Meinen Nachmittag hab ich wie so oft in der Bibliothek zugebracht und am Abend bin ich mit Ginny zu Hagrid gegangen.“

„Ginny scheint dich immer aus deine Bücherwelt zu holen.“, merkte er an und Hermine stimmte ihm innerlich zu. Doch konnte sie das nicht offen vor ihm zugeben. Sie waren zwar nicht mehr verfeindet, doch sie waren auch noch nicht gut genug befreundet, als dass Hermine ihre Fehler offen vor ihm dargelegt hätte.

„So ist es eigentlich nicht.“ versuchte sie zu erklären. „Ginny versucht bloß mir etwas Freizeit zu vermitteln und mir Pausen beim Lernen zu geben.“ Hermine hoffte er würde ihr das abkaufen. Ihr selbst würde es schon schwerfallen das zu glauben.

„Klar.“ war Blaise einsilbige Antwort. Wieder herrschte Schweigen, während sie schon auf halber Strecke zum Turm waren.

„Sag mal...“ fing Hermine an. Vielleicht sollte sie ihn doch über Malfoy ausfragen. Aber wozu? Was interessierte sie Malfoy? Ihre Gedankengänge wiederholten sich irgendwie und sie dachte eindeutig zu viel über Malfoy nach.

Damit war jetzt Schluss, er interessierte sie nicht!

„Ja, was denn?“ hakte Blaise nach.

„Ach nichts.“ erwiderte Hermine und verfiel wieder in Schweigen. Doch Blaise schien neugierig geworden zu sein was in ihr vorging und beobachtete sie nun von der Seite. Hermine ertrug das ein paar Minuten, auch wenn sie es eigentlich nicht leiden konnte, wenn man sie so anstarrte.

„Was ist?“ fragte sie, als sie es nicht mehr aushielt.

Es fühlte sich an, als würde er sie mit seinen Blicken durchbohren. Sie sah ihn an und hoffte, in seinem Blick einen Hinweis darauf zu finden, was er dachte. Doch sein Blick war unergründlich.

Blaise seufzte. „Du bist echt schwer zu durchschauen.“, antwortete er und schien etwas deprimiert.

„Ich bin schwer zu durchschauen?“ fragte Hermine leicht spöttisch. „Du bist doch Derjenige, dem man nie ansehen kann, was er gerade denkt.“ Ihre Stimme wurde immer lauter.

Blaise schien zu wissen, dass Hermine recht hatte, denn er wandte das Gesicht ab. Doch Hermine kam jetzt erst in Fahrt.

„Weißt du, jedes mal wenn wir uns unterhalten, hab ich das Gefühl, es interessiert dich im Grunde gar nicht, was ich sage. Es scheint dir alles scheißegal zu sein. Wieso kannst du nicht einmal Gefühle zeigen während du mit jemandem redest? Ist das so eine Slytherinmasche?“ Hermine brach ab. Wozu sagte sie ihm das überhaupt, er würde kaum seine Gewohnheiten ändern, nur weil es sie störte, wie er mit ihr sprach.

Auch wenn er ihr ab und an ein Lächeln zuwarf, wirkte das irgendwie nicht ehrlich, sondern gezwungen. Es war klar, dass Leute sich leichter auf einen einließen, wenn man sie freundlich behandelte, ob es ernst gemeint war oder nicht spielte dabei keine Rolle. Im allgemeinen war das eigentlich nichts Slytherintypisches. Die meisten behandelten einen kühl und oft auch mit gewisser Abneigung. Doch von Blaise war ja allgemein bekannt, dass er vor allem auf seine weiblichen Mitschüler nicht so abweisend reagierte. Wenn er wollte konnte er durchaus charmant sein. Doch in normalen Gesprächen hatte er meistens die gleiche Haltung wie alle anderen aus seinem Haus ebenfalls.

Auch jetzt hatte er wieder eine unsichtbare Mauer zwischen sich und Hermine gezogen und das Gefühl des Desinteresses und der Abweisung lag noch deutlicher zwischen ihnen als zuvor.

„Siehst du, du tust es schon wieder.“, warf ihm Hermine niedergeschlagen vor. „Ich dachte eigentlich wir würden ganz gut miteinander auskommen, aber da scheine ich mich ja geirrt zu haben.“ Sie konnte wirklich nicht verstehen, wieso er auf einmal wieder so abweisend war. Die letzten Wochen hatten sie sich eigentlich gut verstanden.

Plötzlich blieb Blaise stehen. Hermine hielt ebenfalls an und warf ihm einen fragenden Blick zu.

Hermine wünschte, sie wüsste was gerade in ihm vorging doch weder seine Körperhaltung noch seine Mimik verrieten irgendetwas über seine Gedanken.

„Es tut mir leid.“

Hermine war perplex. Hatte sie das gerade richtig verstanden?

„Ich weiß durchaus wie ich auf andere Menschen wirke. Aber es ist nicht so einfach, das an und abzulegen wie es mir passt. Meistens bleibe ich einfach kalt und abweisend, weil es letztendlich die einfachste Methode ist, an das zu kommen was man haben will. Das erschwert es aber, mit Leuten richtig umzugehen, die mir nicht egal sind.“ Er machte eine kurze Pause und schien seine Gedanken etwas zu ordnen. „Da ich größtenteils Freunde unter den Slytherins habe,“ setzte er fort, „ist das Problem noch in den Griff zu kriegen, da es für die eine normale Umgangsform ist und man bei uns mit der Zeit lernt, auch nur die kleinsten Regungen in Körpersprache oder Mimik zu deuten.

Ich weiß, dass es für dich schwerer ist und es tut mir leid, wenn ich dich damit verärgere.“ Er schien es wirklich ernst zu meinen. Scheinbar war sie ihm doch nicht so egal, wie sie eben noch gedacht hatte. Er lächelte sie wieder an, jedoch sehr vorsichtig, als wolle er ihr nicht den Eindruck vermitteln, dass er sie anlog.

Hermine seufzte. „Ihr Slytherins seid echt kompliziert.“ damit setzte sie den Weg zum Gemeinschaftsraum fort und auch Blaise setzte sich wieder in Bewegung um sie zu begleiten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück