Zum Inhalt der Seite

Sonate

Fortsetzung von Serenade
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Offenbarung und Training

Ausgeruht und munter stand Kuroi am nächsten Morgen in ihrem Zimmer, welches eine riesige Faszination auf sie ausübte. Es ähnelte vielmehr einem königlichen Gemach als einem Gästezimmer. Schon der Teppich hatte eine sonderbare rot-goldene Farbe und war so flauschig –weich, dass man beim Gehen keine Schuhe benötigte. Auch das Bett war eine Klasse für sich; der Bezug war aus weiß – blauem Satinstoff gefertigt und es hatte tatsächlich einen Himmel, der mit schweren Goldfransen geschmückt war. Im Kontrast zu diesem Farbenspiel bestanden die bodenlangen Vorhänge aus dunkelgrünem Damast. Die Wände waren mit mahagonibraunem, fast schwarzem Holz verkleidet. An ihnen prangten stolz nachgemachte Portraits bedeutender Herrscher und adeliger Damen. Das alles reichte aus, um sich wie eine Prinzessin zu fühlen und überhaupt schien in diesem Haus die Zeit stehen geblieben zu sein.

Verträumt ging die blau-schwarzhaarige zum Fenster und schaute hinaus. Die Sonne küsste wärmend ihr Gesicht. So gut wie an diesem Morgen hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Ein Klopfen an der Tür riss Kuroi aus ihren Gedanken. Akaku steckte ihren Kopf in das Zimmer und fragte ihre neue Freundin, ob sie mit ihnen frühstücken wolle. „Guten Morgen.“, erwiderte Kuroi den Gruß und nickte dann, „Gerne!“ Die beiden Mädchen gingen hinunter in den Speisesaal, wo Kamijo sie bereits erwartete. Er begrüßte Akaku mit einem Kuss und einer sanften Umarmung.

Die blau-schwarzhaarige schloss er kurz in die Arme: „Ich hoffe, du hast gut geschlafen!“ Der Leader bekam ein Lachen als Antwort, bevor alle sich an den gedeckten Tisch setzten: „Wie könnte ich in diesem Zimmer nicht gut schlafen? Es ist ein Traum!“

Vom traditionellen japanischen Frühstück bis hin zur westlichen Variante mit Brötchen und Marmelade war alles vorhanden. Akaku aß viel mehr als sonst und stürzte anschließend auf die Toilette. Bei ihrer Rückkehr murmelte sie nur „Wieso kann ich nicht vor der morgendlichen Übelkeit geschützt sein?“ Das lang Haare hing ihr schweissnass in der Stirn und die dunklen Augen waren gerötet. Mitleidig betrachtete Kamijo seine geliebte Frau und strich ihr tröstend übers Haar. „Geht es einigermaßen?“, erkundigte er sich sorgenvoll und verfluchte sich dafür, dass er nicht helfen konnte. Aber da musste Akaku wohl alleine durch.

„Sei unbesorgt, mein Engel. Ich werde es schon schaffen“, versuchte diese ihn zu beruhigen und küsste Kamijo leidenschaftlich. Auch Kuroi musterte die Freundin besorgt, „Ich kann dich gerne unterstützen, sofern es in meiner Macht steht.“, bot sie ihre Hilfe an und fügte langsam hinzu, „Ich habe schon oft Geburten und Schwangerschaften miterlebt!“ Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich; die Erinnerung an jene Zeit stach wie ein Dorn in ihrer Seele.

Abrupt lösten Akaku und Kamijo sich voneinander, die Überraschung stand in ihren Blicken: „Wie?“ Kuroi zögerte erst, entschied sich aber dann, ihnen etwas aus ihrer Vergangenheit zu erzählen. Sie fühlte sich verpflichtet und zudem vertraute sie den beiden. „Ich habe in einem Krankenhaus als Krankenschwester gearbeitet…vor einer ganzen Weile“, klärte die blau-schwarzhaarige ihre Freunde auf. Doch die Trauer konnte sie nicht ganz aus ihren Zügen verbannen. Sofort griff Akaku nach ihrer Hand, um ihr beizustehen. Auch der Leader war beeindruckt; eine Krankenschwester im Haus zu haben, war unter den Umständen gar nicht mal falsch. Doch auch ihm blieb nicht verborgen, dass hinter dieser Sache mehr steckte. Zumal Kuroi es offensichtlich schwer fiel, darüber zu sprechen.

„Erzähl bitte.“, flüsterte Akaku mitfühlend und verstärkte ihren Griff, um der Freundin Mut zu machen. Kuroi atmete tief ein und wieder aus, ehe sie sich durchringen konnte und mit ruhigem Ton zu erzählen begann; von der Arbeit, wie sie dort hingekommen war und wie viel Spaß es ihr immer gemacht hatte, den Menschen zu helfen. Natürlich hatte es zeitweise geschmerzt zu sehen, wie die Menschen dahinsiechten und sie nicht helfen konnte. Doch Kuroi hatte nicht aufgegeben und sich immer wieder neues Wissen angeeignet. Bis zu diesem Tag…dieser eine Tag, welcher ihr Leben veränderte. Als sie zum ersten Mal ihre dunklen Kräfte gespürt hatte, der Auslöser war ein Streit mit ihren Eltern gewesen.

„Sie waren von Anfang an gegen alles, was ich tat; sie wollten mir meinen Beruf ausreden mit dem Argument, das man damit im Leben nicht sehr weit kommen würde. Überhaupt war ich für sie nur Abschaum und ihrer nicht würdig. Erst viel später erfuhr ich, dass ich bereits seit meiner Geburt diese dunklen Mächte aufwies und mein Vater mich am liebsten ertränkt hätte. Für ihn war ich ein Kind des Teufels, da meine Eltern schon immer sehr gläubig gewesen waren“, im Laufe der Erzählung wurde Kurois Stimme immer leiser und brach schließlich ganz; zu tief saß der Schmerz über die Vergangenheit und sie pausierte einige Minuten.
 

„Nur meine Mutter hielt zu diesem Zeitpunkt noch zu mir, bis auch sie sich, aus Angst vor der eigenen Tochter abwandte. Streitereien, Demütigungen und mitunter auch Schläge waren an der Tagesordnung. Ich distanzierte mich emotional und ertrug es. Meine Kräfte traute ich mich nicht einzusetzen, bis zu jener Nacht: Damals war ich zum ersten Mal mit einer Person unterwegs, die ich als meine Freundin bezeichnen konnte. Davon hatte ich bei Weitem nicht viele, die Menschen schnitten mich aufgrund meines Andersseins, wie sie es nannten. Niemand in meinem Umfeld kannte die Wahrheit. Schließlich kam ich weit nach Mitternacht zu Hause an und fand meine Mutter am Boden liegend vor. Über ihr stand mein Vater und beschimpfte sie auf gröbste Art und Weise. Was er gesagt hat, wage ich nicht zu wiederholen. Er war, wie schon in den letzten Wochen zuvor, sturzbetrunken und aggressiv. Es war wohl seine Art, Probleme zu bewältigen, obwohl es nichts nutzte und den Ärger nur noch vergrößerte. Natürlich kam ich ihm gerade recht und er ging wie ein Besessener auf mich los. Das Glas von Flaschen zersplitterte um mich herum, bevor er mich am Kragen packte und nur noch davon sprach, mich töten zu wollen. Viel hätte nicht gefehlt, um mich tatsächlich zu erwürgen. Bis heute weiß ich nicht, was ihn plötzlich aufgehalten hat. Jedenfalls ließ er abrupt von mir ab und dann lief ich…ich lief raus auf die Straße, nur weg von meinem Zuhause. Hinter mir erklang der angstvolle Schrei meiner Mutter, doch ich schaute nicht zurück. Ich habe nie erfahren, was danach mit meinen Eltern geschehen ist“, beendete das junge Mädchen ihre tragische Erzählung.

Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln, bis heute hatte sie niemandem davon erzählt. Kamijo hielt die blau-schwarzhaarige ganz fest in seinem Arm, in seinen braunen Augen stand die Fassungslosigkeit. Auch Akaku versuchte, sie zu trösten: „Das muss schlimm gewesen sein; meinen Respekt, das du es durchgehalten hast. Mir scheint, dass wir alle ein ähnliches Schicksal zu tragen haben. Mir ging es nicht viel besser, auch meine Seele wurde infolge der menschlichen Engstirnigkeit gemartert und der Tod erschien mir willkommener als das Leben. Ohne meinen „Vater“ hätte ich es nicht geschafft.“ „Ja, er ist wirklich immer eine große Hilfe gewesen, wenn es mir schlecht ging“, stimmte Kuroi ihrer Freundin sanft lächelnd zu. Nur für IHN hatte sie die ganzen Qualen ertragen, bis zum gestrigen Tag, an dem einer ihrer sehnlichsten Wünsche in Erfüllung gegangen war. Unweigerlich schweiften ihre Gedanken ab und ihr Blick wurde träumerisch.

Akaku grinste; man brauchte nicht viel Vorstellungskraft, um zu erkennen, woran ihre Freundin dachte. Ihr Verdacht erhärtete sich immer mehr. „Wollen wir mit dem Training anfangen?“, erkundigte die Schwarzhaarige sich vorsichtig. Die Frage holte Kuroi abrupt auf den Boden der Tatsachen zurück und sie lächelte etwas verlegen ob der Träumerei. „Ja gern! Je eher desto besser.“, stimmte sie zu. Zusammen mit Kamijo gingen die beiden Frauen in den Garten. Die Sonne schien heiß auf ihre Wangen und der verführerische Duft unzähliger Blüten umgab sie. Besonders die Rosen waren Kamijos Stolz und von irgendwo hörte man das leise Plätschern des künstlich angelegten Teiches. Diesen Ort konnte man ohne weiteres als Paradies bezeichnen.

„Konzentriere dich und blende alles um dich herum aus. Dann stelle dir vor, dass dein Arm und deine Hand sich verlängern. Entspanne dich und greife nach dem Gegenstand; lass das Wirken deiner Kräfte zu!“ Kamijo beobachtete das Geschehen, wurde es klappen? „In Ordnung.“, nickte Kuroi und versuchte es. Doch, wie sie es erwartet hatte, funktionierte es nicht. Immer und immer wieder probierte die blau-schwarzhaarige es, doch ohne Erfolg. Schon nach einer halben Stunde benötigte das junge Mädchen eine Pause und setzte sich ins Gras. Ihr Kopf schmerzte höllisch und der Schweiß rann über ihren Leib. „Was mache ich nur falsch?“, seufzte sie.

Tröstend legte Akaku ihre Hand auf Kuroi Schulter: „Gib dir mehr Energie!“ „Und wie mache ich das?“, fragte sie zurück und schaute Akaku an. Der Frust lag deutlich in ihrer Stimme. „Denk an etwas Geliebtes, vielleicht an einen geliebten Menschen! Wir sind, trotz unserer schwarzen Flügel, immer noch Engel; die Liebe ist unsere stärkste Quelle.“ „Mhm…gut…ich werde es noch einmal versuchen“, nickte Kuroi ernst und schloss die Augen, um sich erneut zu konzentrieren. Immer und immer wieder dachte sie an den Namen jenes einen Mannes, welcher ihr Herz gestohlen hatte und endlich spürte das junge Mädchen, wie die Energie durch ihre Venen floss. Als sie die Augen wieder öffnete, erkannte sie die Wirkung bereits; eine Reihe aus kleinen und mittelgroßen Steinen flog um sie herum. Überglücklich darüber vernachlässigte Kuroi im nächsten Moment schon wieder ihre Konzentration und die Steine flogen in alle Himmelsrichtungen davon.

Kamijo konnte sich gerade noch davor retten, einen Größeren ab zu bekommen, in dem er schnell zur Seite sprang. Nur wenige Millimeter flog das Geschoss an ihm vorbei. Betroffen schaute Kuroi abwechselnd zu ihm und zu Akaku, die alles andere als erfreut zu sein schien. „Tut mir leid.“, meinte sie leise und blickte schuldbewusst zu Boden. „Musste das sein? Alles in Ordnung, Kamijo?“, Akakus Stimme klang scharf wie ein Messer, besorgt kniete sie neben ihrem Liebsten. Dieser lächelte nach dem ersten Schock. „Ja, alles in Ordnung und bei dir?“, erkundigte er sich besorgt, „Keine Sorge…es ist alles noch einmal gut gegangen. Sei nächste Mal nur etwas vorsichtiger, ja?“, meinte er sanft zu Kuroi gewandt. „Ja, das werde ich…versprochen.“, nickte diese eifrig. „Aber für heute ist es genug.“ Akakus Zorn war noch immer nicht ganz verraucht. Gemeinsam gingen sie ins Haus zurück, die Schwarzhaarige würdigte ihre Schwester kaum eines Blickes. Diese war über die Situation verzweifelt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Empress-Aiyo
2014-04-15T21:58:01+00:00 15.04.2014 23:58
Och ist das alles süß, aber ich glaube ich hätte ähnlich wie Akaku reagiert, wenn mein Liebster beinahe einen Stein gegen die Birne geschmettert bekommen hätte xD Da ist mit mir auch nicht gut Kirschen essen. Also ich kann die Reaktion gut nachvollziehen.

Aber erinnert dich das Akaku-Kuroi Gespann in dieser, momentanen Konstellation nicht an wen? xD

Die Geschichte von Kuroi ist sehr traurig. Es ist nicht leicht sowas durch zu machen und ich bin froh, dass sie es für Yoshiki durchhielt :)
Von:  Vanilla_Coffee
2011-06-19T14:40:16+00:00 19.06.2011 16:40
STEINCHEN *.*
YES XDXDXD
Aber auch ansonsten ist die Story mal wieder toll geworden^^
Freu mich schon aufs nächste Kappi ^.^

LG Mila-chan
Von:  Black_Melody
2011-06-07T15:57:58+00:00 07.06.2011 17:57
Hm.. Kuroi ist stark und kleine Unaufmerksamkeiten können gefährlich werden, aber nachdem sie das jetzt weiß, wird sie das sicher vermeiden. Zum Glück waren es 'nur' Steine und keine scharfen Messer oder so.. Oo
Gut, also, ich freu mich auch auf das nächste Kapitel.^^
Von: abgemeldet
2011-06-06T18:02:35+00:00 06.06.2011 20:02
na da bin ich ja schonmal gespannt ob Kuroi es doch schaffen wird ihre Kräfte unter Kontrolle zu bekommen und nicht mit Steinen um sich zu schmeißen... ich freu mich schon auf das nächste Kapitel ^^


Zurück