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Why can't I just love?

von

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4. Juni

Hurra, es ist Montag. Und direkt neben unserem Haus wird irgendetwas an der Straße gemacht, heißt also: Baustelle. Aber naja, jeden Morgen von lautem Gehämmere und Motorengeräuschen geweckt zu werden, hat ja auch irgendwie was.

In der Schule ist nichts wirklich Besonderes passiert.

Okay, okay, ich will mir ja nichts vormachen. Es ist etwas passiert. Und wie etwas passiert ist! Ich werde das wahrscheinlich nie wieder vergessen können. Wollte nur mal gucken, ob ich es schaffe, das zu verdrängen.

Also, heute hatten wir Biologie, mein bevorzugtes Fach für peinliche Aktionen. Doch ich tötete keines von Herr Weners Tierchen, alle Beteiligten blieben unverletzt. Bis auf mein Ego natürlich.

»Liebe Klasse, heute beginnen wir mit einem neuen Thema!«, verkündete Herr Wener begeistert.

Bei meinem Talent dürfen wir jetzt Frösche sezieren oder so, dachte ich mir. Aber es sollte viel schlimmer kommen.

»Es ist ein Thema, dass besonders Menschen in eurem Alter sehr interessieren dürfte. Ich weiß nicht, ob alle von euch bereits praktische Erfahrungen sammeln konnten, doch das ist nicht so sehr von Bedeutung. Wir können uns ja sowieso nur mit der Theorie beschäftigen!« Herr Wener lachte laut.

Ich wunderte mich, wer zur Hölle in seiner Freizeit denn schon mal einen Frosch aufgeschnitten haben sollte. Und vor allem, wieso wir nur theoretisch sezieren würden. Andere Klassen haben das doch schon längst gemacht.

»Ihr ahnt es vielleicht schon – wir haben nun Sexualkunde!«, klärte Herr Wener uns schließlich auf.

Endlich verstand ich den Witz mit der Theorie und der praktischen Erfahrung. Ach Gottchen, Herr Wener, Sie schlimmer Finger, Sie!, dachte ich kurz. Nach diesem Gedanken sah ich mich verwirrt um. Hoffentlich kann niemand in meiner Klasse Gedanken lesen. Das war ja wohl gerade mehr als peinlich. Aber meine Mitschüler waren nicht verstört oder ähnliches, also schloß ich das mit dem Gedanken lesen aus. Wie nicht anders erwartet freuten sich die Jungs aus meiner Klasse riesig, stießen sich gegenseitig mit dem Ellenbogen an und grinsten pervers. Die Mädchen waren weniger erfreut und trugen es mit Fassung. Mir ging es ähnlich. Was war schon dabei.

»Nun, dann fangen wir mal an«, murmelte Herr Wener und schaltete den Tageslichtprojektor an.

Es wurde ein Bild des weiblichen Geschlechtsteils auf die Wand projeziert. Die männliche Hälfte der Klasse brach in Begeisterung aus, als hätten sie derartiges noch nie gesehen, die weibliche Hälfte räusperte sich verlegen.

»So, was ist das?« fragte Herr Wener und ich dachte mir kurz, dass eigentlich sogar der größte Idiot Lehrer werden könnte, dumme Fragen stellen kann schließlich jeder und am Ende sind wir, die Schüler, die, die sie beantworten müssen.

Die Jungs meldeten sich eifrig und die Mädchen hielten sich zurück. Meine Güte, die stellten sich vielleicht an. Herr Wener nahm schließlich Nico dran, der noch gerade so das Wort ›Vagina‹ herausbrachte und schließlich laut losprustete. Ja, dann ist das halt eine Vagina, dachte ich gelassen. Was ist schon dabei.

»Und was...«, fragte Herr Wener und legte das Bild des männlichen Gliedes auf, »...ist das?«

Ich schluckte und rutschte meinen Stuhl ein Stück herunter. Die Jungs hoben ihre Hand und kicherten ein bisschen, die Mädchen meldeten sich ohne ein Wort. Nur meine Arme blieben, wo sie waren, nämlich unten. Nicht, dass ich nicht wüsste, was das war, aber ich hatte so etwas wie eine Blockade.

»Tobias, was ist das denn?«

Oh mein Gott, dachte ich panisch. Ich versuchte, etwas zu sagen, aber kein Laut entrang meiner Kehle. Die Jungs grölten und lachten, als ich nur mit offenem Mund da saß und nichts sagte. Ich hörte einen Chor leise ›Schwuchtel, Schwuchtel, Schwuchtel!‹ rufen. Ich versuchte, mich zusammenzureißen.

Herr Wener schmunzelte. »Tobias, du wirst doch wissen, was das ist, oder?«

Das Gelächter wurde noch lauter und jetzt konnten sich nicht einmal die Mädchen zurückhalten. Danke, Herr Wener, dachte ich, sie sind echt eine große Hilfe.

»E...E-ein... P...«, stotterte ich los.

Jeder lauschte gespannt. Aber ich konnte das Wort einfach nicht aussprechen. Was war denn los mit mir? Auf einmal kam mir eine Idee. Ich musste einfach nur eine alternative Antwort finden. Genau, dann würde auch das Gelächter aufhören und dann könnt ihr mich alle mal!

»Weiß ich nicht«, sagte ich, »hab ich noch nie gesehen.«

Stille. Auf einmal wurde mir klar, dass diese Antwort ja noch viel, viel dämlicher war. Ich könnte mir immer noch den Kopf dafür abreißen. Die ganze Klasse lachte laut los und sogar Herr Wener schien sich zurückhalten zu müssen.

»Tobias, ich hatte ja keine Ahnung, dass du so einer bist. Dann frage ich jemand anderes.«

Hm, was er wohl mit ›so einer‹ meinte?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ayalaana
2014-05-12T17:45:26+00:00 12.05.2014 19:45
Ziemlich mies von dem Lehrer. Er sollte professionell neutral bleiben. Besonders da die Lehrerschaft von Tobis Außenseiterstellung wissen müsste, wenn sie nicht ganz blöd sind.
Gut, er hat sich mit seiner Antwort nicht gerettet sondern noch mehr reingeritten, aber wenigstens hat er versucht mal forsch zu sein und nicht nur einzustecken.
Ich finde den Lehrer unmöglich.
Noch interessanter jedoch ist Tobis Reaktion auf das männliche Geschlechtsteil.
Von:  o0_Hidan_0o
2011-05-27T18:02:49+00:00 27.05.2011 20:02
@Bailee_Ate_A_Bug: Sorry, ich hatte ein paar private Probleme (Kerle, hust) aber das ist jetzt gegessen und es geht wieder regelmäßig weiter ;D
Danke für deinen Kommi und fürs Wachrütteln ^-^
Von:  Lisa_McCall
2011-05-16T18:53:49+00:00 16.05.2011 20:53
hey

sag mal wannn schreibst du mal weiter???
ich kann es einfach nicht mehr abwarten! sorry aber das is echt spannend! ;)
Von:  RockFee
2011-05-04T17:56:14+00:00 04.05.2011 19:56
Ich bin vorhin auf diese Tagebuchgeschichte gestoßen und finde sie sehr amüsant. Also, Tobias kommt schon sehr schwul rüber, fast sogar tuntig.
Wie er sich da gerade im Sexualkundeunterricht angestellt hat, war ziemlich erbärmlich. So wird er Aksel nicht beeindrucken.

Ach ja, und diese Mutter ist einfach ein Graus. Hat sie so Angst, dass er schwul ist, dass sie ihm sogar Prostituierte beschafft. Das ist ja, boah!

Bin auf weiteres Gespannt.

lg


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