Zum Inhalt der Seite

Gedanken, Erinnerungen, Gespräche eines Zauberbrechers

Oneshot(-Sammlung)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teestunde bei Valetheera Sonnenwind

Varendil nippte einmal an der Teetasse, die ihm serviert worden war, und schenkte der Elfe auf dem Diwan ihm gegenüber ein höfliches Lächeln. Sie strahlte ihn an, während sie weiter sprach, und in einer etwas affektierten Art und Weise eine unsichtbare Strähne ihres Haars an den vermeintlich richtigen Platz zurückschob.

„Es freut mich wirklich ausserordentlich, Herr Leyklinge, dass sie mich in meinem bescheidenen Heim besuchen“, sagte sie. „Es ist sehr bedauerlich, dass ihr werter Herr Vater von uns gehen musste. Möge die Sonne über ihn wachen. Wir hatten so viele wundervoll erquickende Stunden zusammen. Wisst ihr eigentlich, dass er sehr angetan war vom Lautenspiel? Sehr oft verbrachten wir Stunden damit, einfach nur den begabtesten Musikern zuzuhören.“

Varendil seufzte innerlich, und war froh, dass er längst schon darin geübt war, eine undurchdringliche Miene wenn es nötig war über Stunden hinweg aufrecht zu erhalten. Bei Valetheera Sonnenwind war dies auch nötig. Die Elfe, die bereits ein stattliches Alter erreicht hatte, tat nichts lieber als sich selbst reden zu hören – ihr war jede Gelegenheit recht. Varendil vermutete, dass sie im Grunde einfach nur sehr gelangweilt war.

„Es ist wirklich ein Jammer“, wiederholte sie sich erneut und nippte an ihrem Tee, nur um danach sogleich weiterzufahren. „Euer Vater hat immer so hübsche Festlichkeiten ausgerichtet. Ich erinnere mich an so manch prächtigen Frühlingsball. Wollt ihr diese Tradition nicht forsetzen, mein Lieber? Es wäre eine entzückende Bereicherung für Silbermond.“

„Es wäre natürlich sehr angenehm, doch ich habe dafür leider zu wenig Zeit, auch wenn ich es sehr bedauere.“ Er log glatt, liess sich aber nichts anmerken.

„Ach, wie schade. Es gibt kaum mehr Gelegenheiten, sich zu amüsieren“, seufzte Valetheera und strich sich erneut eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück, so dass ein Diamant an ihrem Ohrring aufblitzte.

„Mal sehen, was sich machen lässt“, sagte Varendil. „Vielleicht komme ich ja doch noch einmal dazu, etwas auszurichten. Ihr wäret natürlich sofort eingeladen als mein Ehrengast.“

Valetheera lächelte gekünstelt. „Es wäre mir eine grosse Freude. Es gibt ja so wenig Möglichkeiten, sich zu amüsieren“, wiederholte sie sich, „oder auch nur, um meine Tochter ins Gesellschaftsleben einzuführen. Sie ist so schrecklich unbeholfen.“ Ihr seufzen klang ebenso gespielt wie das Lächeln künstlich ausgesehen hatte, und Varendil zermarterte sich den Kopf wie er die Sprache auf ein bestimmtes Thema bringen sollte.

„Eure Tochter ist eine sehr reizende junge Sin'dorei, Dame Sonnenwind.“, erwiderte er schliesslich. „Sollte ich ein Fest ausrichten, wäre sie natürlich auch eingeladen, mit grösstem Vergnügen.“

Valetheeras Augen ruhten einen Moment auf ihm, und er lächelte weiter, hoffe inständig, sie möge dies nicht falsch auffassen, womöglich gar etwas hineindenken in diese Aussage.

„Möchtet ihr noch ein wenig Tee?“, sagte sie schliesslich. „Nein danke. Ich fürchte, ich muss mich auch bald schon verabschieden, die Pflichten rufen.“ „Oh, wirklich? Wie überaus bedauerlich“, seufzte Valetheera.

„Ja, doch wollte ich mich noch wegen etwas ganz spezifischem an euch wenden, Dame Sonnenwind“, sagte er schliesslich, und wagte direkt den Vorstoss. „So?`Was sollte dies sein?“

„Seht, ich bin auf der suche nach einem geeigneten und guten Juwelier für ein Schmuckstück, allerdings habe ich derart lange nicht mehr in der Stadt verweilt, dass ich nicht weiss, bei welchen es sich überhaupt lohnt, etwas derartiges in Auftrag zu geben. Und ich dachte mir, da ihr ja so hervorragend ü¨ber die Geschäfte und Beziehungen unserer Kreise informiert seit, könntet ihr mir sicherlich weiterhelfen.“

Valetheera blickte ihn an und lächelte erneut. „Aber natürlich kann ich das. Doch – wenn es die Neugier erlaubt – von welchem Schmuckstück sprecht ihr, undc wozu benötigt ihr es?“

Varendil lächelte nur undurchsichtig. „Es soll ein Geschenk sein, eine Kette mit einem dazu passenden Paar Ohrringen“, erfand er.

„Ah, nun, ich könnte euch Juwelier Blutfalke empfehlen, doch ist er mehr auf Ringe spezialisiert, sowie die Juweliere Sonnenglanz – er und sie stellen hervorragende Ketten her. Vielleicht wäre das, was ihr sucht.“

Varendil strich sich über den rechten Nasenflügel. „Hm.. was ist mit Juwelier Mondfinsternis? Ist er immer noch im Geschäft? Mein Vater pflegte meiner Mutter einige Stücke dort zu besorgen.“

Valetheera nickte. „Ja, soweit ich weiss, schon. Es gibt auch noch einige Familien, die dort bestellen, gerade hat Familie Sonnenlied einige Stücke bestellt, dass sagte mir zumindest Aleia, als sie letztens beim Tee war. Ach ja, man munkelt, Himmelswispern hätte seiner jungen bürgerlichen Gespielin einen Ring von Mondfinsternis fertigen lassen – ein Skandal, wenn ihr mich fragt!“ Varendil unterdrückte ein Lachen. „Natürlich, sehr skandalös“, erwiderte er, wie sie es erwartete. „Ich erwäge selber, eine Brosche nach meinem Geschmack fertigen zu lassen, mit Blutkristallen. Ihr kennt diese sicherlich, er ist ein Meister darin.“

„Blutkristalle?“ „Ja, eine neue Mode. Man schliesst ein wenig des eigenen Blutes in Kristalle ein, und trägt sie als Schmuck. Hervorragendes Aussehen und so herrlich dekadent.“, schwärmte sie. „Seht, dieser Ring hier hat auch Mondfinsternis gefertigt.“ Sie streckte ihm ihren Ring entgegen.

„Wahrlich.. hervorragende Arbeit“, musste er zugeben. Wie auch immer der Stein gefertigt war, er war tatsächlich schön anzusehen, wenngleich Varendil auch bezweifelte, dass sich wirklich Blut darin befand. Es wirkte eher wie Einschlüsse roten Steines in kristalliner Umgebung.

„Nun, Dame Sonnenwind, ihr habt mir sehr weitergeholfen.“, sagte er und erhob sich, nur um sich tief zu verbeugen. „Ich werde mich baldmöglichst entscheiden, vielen Dank.“

Valetheera erhob sich und streckte ihm die Hand unaufgefordert hin, damit er einen Handkuss darauf setzen konnte, was er dann auch tat.

„Es hat mich gefreut, kommt doch bald wieder einmal zu Besuch. Ich bitte meine Tochter dann, ebenso anwesend zu sein, und sie kann euch mit ihrem Lautenspiel erfreuen. Vielleicht geniesst ihr es ja ebenso wie euer ehrwürdiger Vater.“

„Gewiss“, antwortete Varendil höflich. „Shorel'aran, Dame Sonnenwind.“
 

Als er endlich wieder frische Luft in der Nase hatte, atmete er tief durch. Immerhin hatte er die Informationen, die er wollte. Der alte Himmelswispern, Familie Sonnenlied – in letzter Zeit stolperte er oft ¨über sie – Valetheera Sonnenwind selber, Blutkristalle. Perfekt. Er hatte alles, um bei Juwelier Mondfinsternis Gerechtigkeit walten zu lassen.

Beschwingt führte ihn sein Schritt zu seinem nächsten Ziel.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück