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Das Tagebuch des Jack Vessalius'

von

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Fundus

Tagebuch zu führen sollte dazu dienen besondere Dinge im Leben festzuhalten. Damit man solche nicht vergaß, sie immer in Erinnerung bleiben würden. Vielleicht standen auch Liebeleien oder Kummer in solch einem Buch. Meist verschlossen durch ein Siegel und den Schlüssel gut verwahrt. Sanft geschwungene Buchstaben, aus einer frisch gerupften Gänsefeder stammend und in ein Fass Tinte getunkt schrieb man zu dieser Zeit. Wohl ein Grund, aus welchem solch Arten von Lektüren eher unbekannt waren. Meist auch von Frauen geführt, um ihre Träume und Gedanken auszuleben.

Jenes Buch, welches nun auf einem rustikalen Tisch lag, von einem massiven Bücherregal und Stuhl umrandet, war jedoch von einem Mann verfasst. Jeder der die letzten hundert Jahre nicht hinter dem Mond gelebt hatte oder bis zu diesem Tage gestorben war, würden den Namen des Verfassers mit einer Tragödie verbinden.

Jack Vessalius, ein Mann der als Held gefeiert wurde, dem es danach eigentlich relativ gut gehen würde. Ein Held wurde gefeiert, rundum die Uhr bedient und von allen Frauen geliebt. Das Öffnen des Buches könnte wohl einige Fragen klären, wenn man denn den gewissen Schlüssel hatte. Kein normales Schlüsselloch zierte den Einband. Finger, die in ein weißes Leder gehüllt waren, strichen über die Vertiefung. Ein rothaariger Mann schlich um den zuvor erwähnten Tisch herum. Hinter einem schwarzer Fächer verbarg er die Hälfte seines Gesichtes.

Wie ein Tier, welches auf seine Beute lauerte, wirkte er wohl von außen. Nervös schein dieser Herr ebenso zu sein. Diese Nervosität würde auf die Dauer wohl jeden aufregen, besonders da sich auch, wenn dieser auch nicht gerade erwünscht war, Besuch zu ihm gesellt hatte. Auf diesen weißhaarigen Herren nahm Rufus nur keine Rücksicht.

Der clownartige Mann brauchte hingegen Aufmerksamkeit. Seine vielfältige Persönlichkeit verlangte danach. Geschwind zog er in Papier gehüllte Süßigkeiten aus seiner winzigen Umhängetasche und warf diese mit einem geschulten Auge auf den auf und ab laufenden Barma. „Iss ein bisschen Traubenzucker, das soll selbst die Nerven eines so senilen alten Zirkusaffen beruhigen“, nach diesen Worten kicherte sich der Weißhaarige ins Fäustchen.

Angesäuert über die schnippische Äußerung drehte sich der Duke um, um die fliegende, süße Bedrohung von sich zu schlagen, welche im hohen Bogen zum Werfenden zurückflog.

Xerxes beugte sich elegant in die Flugbahn und Bonbon für Bonbon flog in seinen Mund, mitsamt des Papiers, während sich der andere grummelnd auf den eleganten Stuhl niedergelassen hatte, den Blick starr auf das Buch gerichtet.

An den Denkfalten auf der Stirn des Wartenden konnte man erkennen, dass dieser sich ernsthafte Gedanken um die Öffnung des Tagebuchs machte.

Break hingegen nahm die Situation nicht ernst und hatte aus dem Bonbonpapier, welches sich zuvor noch in seinem Mund befand, kleine Kraniche gefaltet und amüsierte sich über das nervöse Verhalten. „Wann schlagen die nervigen Bälger denn endlich auf? Wenn man sich mal braucht lassen sie sich Zeit… Immerhin werde ich auch nicht jünger“, brachte Rufus in einem genervten Unterton hervor. Auf Breaks Antwort musste man nicht lange warten, auch wenn diese von der kleinen Puppe, die auf seiner Schulter saß, stammte: „Hihi, das mit dem nicht mehr jünger werden stimmt. Das Alter vom Duke kann man, wie bei einem Baum, an den Ringen abzählen… An den Augenringen und tiefen Schluchten drumherum… Thihihi“.

Der Fächer flog direkt nach diesen Worten auf das Püppchen zu, riss es von der Schulter des Clowns und blieb mit den scharfen Blättern in der dahinter liegenden Wand stecken.

Nur ein eingeschnappter, zischender Ton drang durch seine Zähne. Beleidigt über diese Aussage stellte er sich an das Fenster und starrte in die kalte Winternacht hinaus. „Solltest du nicht langsam zu alt für solche Puppen sein?“. Sein Antlitz spiegelte sich im Fenster des Anwesens. Dort konnte er genau erkennen, wie Break vergebens versuchte das besagte Püppchen aus den Fängen des messerscharfen Ungetüms zu befreien.

„Emily ist nicht nur eine Puppe. Du solltest eine Dame nicht so behandeln.“ Mit einem Wink der Hand wollte Rufus die Worte des anderen wohl hinfort wedeln, was mit seinem Fächer sicherlich eleganter wirken würde.

„Sie kommen.“, brachte der Barma kurz und knapp hervor, als eine Kutsche vorfuhr und drei Gestalten ausstiegen. In den graubraunen Augen des Rothaarigen konnte man genau ablesen, dass er einen besonderen Empfang plante, etwas womit er dem jungen Vessalius Angst und Schrecken einjagen konnte. Doch als er nur noch einen kalten Luftzug spürte und Break neben ihm am offenen Fenster stand, wusste er das sein Plan zunichte gemacht werden würde.

Als der Clown nach dem Besuch zu winken und zu rufen begann pochte ein gewaltiges Nervenkreuz an der Stirn des anderen.

Wieder dran ein lautes Zischen zwischen seinen Zähnen hervor. Seine Wut breitete sich bis in die Fingerspitzen aus. Fast schon so als würden sie ein Eigenleben entwickelt haben schlagen sich die Hände um den schmalen Hals von Xerxes. Der Clown sollte zum Schweigen gebracht werden. „Kannst du nicht einmal in deinem Leben den Fluss deiner verbalen Inkontinenz stoppen!?“ Anscheinend wollte Rufus gerade seine ganze aufgestaute Wut herauslassen, alles was ihn frustriert hatte, besonders das lange Warten.

Bisher schienen Oz, Gilbert und Alice nichts von Breaks Handlungen bemerkt zu haben, doch machte dies der Wütende durch sein lautes Organ wieder wett. Der junge Vessalius schien die Streitenden nun doch bemerkt zu haben und winkte strahlend zu der fast unerträglichen Geräuschkulisse. Nun war es endgültig vorbei mit ihm. Prompt landete Break neben Emily an der Wand, während Duke Barma das Fenster schloss, die Vorhänge zuzog und sich mit gehobener Nase und arroganter Art umdrehte, um innerlich zu schmollen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Raishyra
2011-03-20T21:35:00+00:00 20.03.2011 22:35
tolles Kapi^^


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