Leere Seiten
Ich schlug das Buch auf, doch die Seiten waren leer.
Wie jeden Tag.
Immer waren sie nur weiß und leer. Kein Wort. Ich wusste, welche Geschichte auf ihnen stehen sollte, auf diesen Seiten, doch sie stand nicht dort. Nein. Die Worte, die Buchstaben, die ich auf dieses Papier bringen wollte schrieben sich einfach nicht. Sie schreiben sich nie.
So wie jeden Tag.
Die ganze Handlung hatte ich in meinem Kopf, jedes noch so kleine Detail, doch meine Gedanken wollten nicht raus, mein Innerstes nicht verlassen. Und somit blieben die Seiten auch heute stumm. Weiß, leer und stumm.
So wie jeden Tag.
Ich schlug das Buch wieder zu und legte es zurück auf den Holzschreibtisch. Es mangelte mir doch nicht an Inspiration! Warum war ich dann nicht in der Lage, diese Worte zu schreiben, diese Geschichte zu schreiben? Vielleicht mangelte es mir doch an Inspiration. Vielleicht aber auch nur an Willenskraft.
So wie jeden Tag.
Wen interessierte das schon? Dieses Buch hatte nur leere Seiten und niemand würde sie je lesen, weil es nichts zu lesen gab. Nur eine Geschichte in meinen Gedanken. Unwichtig. Nur eine Geschichte auf leeren Seiten. Uninteressant. Nur eine Geschichte, die es wert gewesen wäre, geschrieben und gelesen zu werden. Egal.
Ich lehnte mich zurück und gab es für diesen Tag auf. Heute hätte ich nicht ein Wort zustande gebracht. Nicht eines.
So wie jeden Tag.
Und weil alles so blieb, wie es war, blieben auch die leeren Seiten, wie sie waren: leer.