Zum Inhalt der Seite

Straight down, Trainer!

Risa Rachs erstes eigenes Pokemonabenteuer
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alles begann mit einem Paket

Liebe Risa,
 

ich hoffe, es geht dir und der Familie gut. Es hat sich lange keiner mehr bei mir gemeldet. Hey, noch bin ich nicht in Rente!

Auf deinen ausdrücklichen Wunsch hin, schicke ich dir eine Überraschung aus Johto. Prof. Lind war ganz gerührt von deiner Motivation, es auf ‚deine alten Tage’ – haha, du bist doch erst siebzehn! – auch noch zu versuchen. Kümmere dich bitte gut um sie!
 

Prof. Eich

PS. Deine Tante Mathilda schickt dir noch ein weiteres Geschenk mit.
 

Zum wiederholten Mal las ich den Brief des Pokémonprofessors Eich. Mein Blick wanderte langsam von den säuberlich geschriebenen Zeilen zu dem kleinen Paket, welches ich mehr oder weniger ordentlich mitten auf dem Küchentisch drapiert hatte, und dann zu dem erwartungsfrohen Gesicht meiner Mutter.

„Was ist?!“, fragte ich schon leicht genervt. Leider hatte meine Mutter Margareta mitbekommen, dass das Paket angekommen war. Und bei dem Absender war sie nun aufgeregter als ich selbst.

„Nun mach schon auf, Kleines!“, forderte sie mich da auch schon auf. Ich verdrehte die Augen und sah sie vorwurfsvoll an. „Äh – Entschuldige. Ich meinte natürlich Risa. Aber mach doch bitte das Paket auf!“

Seufzend gab ich schließlich nach und nahm das Paket in die Hand. Mit vortrefflicher Eleganz und sanfter Hand (Okay, ich riss natürlich einfach die Pappe auf, aber hey, das klingt so brutal!) öffnete ich das Paket. Und dann riss ich gespielt die Augen auf.

„Ein Pokéball! Wer hätte das erwartet…“, meinte ich zynisch und stellte dennoch eine leichte Aufregung bei mir fest. Mein erstes Pokémon. Schon irgendwo etwas Besonderes. Ist ja gut – ich freute mich riesig!

Mit leicht zitternden Fingern nahm ich den rot-weißen Ball in die Hand und warf ihn in die Luft. Der Pokéball flog eine elegante Kurve – und landete geschlossen wieder auf dem Küchentisch. Scheiße. Wie machten die das im Fernsehen denn immer? Die warfen ihre Pokébälle doch auch immer quer über die Kampffelder. Ich dachte angestrengt nach und nahm dabei den Pokéball wieder in die Hand.

Pling! Fast hätte ich mir wegen meiner Doofheit wirklich die Hand vor die Stirn geklatscht. Man musste das Pokémon doch dabei rufen! Also startete ich einen neuen Versuch.

„Los, Pokémon!“, rief ich enthusiastisch. Dabei warf ich den Pokéball mit etwas mehr Schwung in den Raum. Ich strahlte schon, da landete er mit einem ‚Platsch!’ in der Spüle.

„Scheiße! Warum geht das denn nicht?!“, fluchte ich und sah fragend zu meiner Mutter, die den nassen Ball aus der Spüle klaubte und ihn vorsichtig mit einem Tuch abtrocknete. Sie sah mich mit unterdrücktem Grinsen an.

„Äh, Risa, also…“, setzte sie an und gab mir den Ball zurück. „Weißt du, es gibt da diese Sicherung… Damit die Bälle nicht bei jedem Sturz aufgehen und so.“

Ich fiel aus allen Wolken. Natürlich. Versteinert sah ich zu meiner Mutter. Diese zuckte entschuldigend mit den Schultern.

„Und das hättest du mir nicht früher sagen können?! Mensch, Mama! Ich hab das arme Ding durch die halbe Küche geschleudert.“, grummelte ich vor mich hin. Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich Drei. Hähä. Na dann – los. Der letzte Versuch. Sonst gäbe mich meine Karriere als Trainer ja auf, bevor ich sie begonnen hatte.

Ich rückte mich in Position, entsicherte den Pokéball (Mein Gott, Anfängerfehler, okay? Sie war immer weich gelandet!), und warf den Ball sehr vorsichtig. Er öffnete sich, ein weißer Strahl erschien. Und direkt darauf ein kleines, grünes Pokémon mit einem breiten Blatt auf dem Kopf. Es strahlte mich zuckersüß und glücklich an.

„Ähh… Also… Und du bist…?“, fragte ich vorsichtig. Fast wäre ich ein Stück zurückgewichen. Man wusste ja nie, manche Pokémon waren ja auch sehr gefährlich! Also, zumindest war das in dem letzten Horrorfilm („Grusel-Gengar’s Rückkehr“) so gewesen.

Das Pokémon legte den Kopf schief, sah mich ebenso fragend an und meinte bloß: „Endivie! Endivie!“ Dann kam es langsam näher, nahm plötzlich Anlauf und sprang mich an. Reflexartig fing ich meine neue Partnerin auf und fing an zu lachen.

„Okay, okay. Ich bleib bei ‚Divi’, ja?“, fragend sah ich es an, doch dieses schmiegte sich bloß an mich. Dann strahlte es plötzlich und wippte mit dem Blatt auf dem Kopf. „Divi! Endivie!“ (Übersetzung: ‚Mach ruhig. Geht klar.’)

Ich setzte mein Endivie – zumindest hoffte ich, dass es mir wirklich seinen Namen verraten hatte – wieder auf dem Tisch ab. Dies war also mein erstes Pokémon. Vermutlich ein Pflanzentyp. Wow, das klang jetzt intelligent, nicht wahr? Nun, ich gebe zu, das Blatt und die Farbe grün sind ziemlich eindeutig, aber… Hey, ich hab wirklich keinen Plan von Pokémon!

Nach einem weiteren Blick zu Divi und einem kurzen zu meiner strahlenden Mutter, die zögerlich mein neues Pokémon streichelte, fing ich an, das Paket weiter zu durchstöbern. Divi hielt das für ein fantastisches neues Spiel und fetzte eifrig mit.

Bald wurde ich fündig: einige weitere Pokébälle! Aufgeregt warf ich sie nacheinander – entsichert natürlich! – in die Luft. Es passierte… nichts. Rein gar nichts. Sie waren alle leer. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch, bis mir die Erkenntnis kam, dass ich damit vermutlich selbst Pokémon fangen sollte. Urgh. Daran wollte ich jetzt noch nicht einmal denken! Dazu musste man schließlich zielen können, was definitiv nicht unter meine Top 10 meiner Talente fiel.

„Na komm, Divi. Jetzt geh ich mich erstmal fertig machen. Und dann schnellstens zu Prof. Buch!“, instruierte ich mein neues Pokémon. Meine Mutter fing an, die Schnipsel der Paketpappe einzusammeln und ich sah einen weiteren Grund, mich so rasch wie irgendwie möglich woanders hin zu verdrücken.

Ich krallte mir die Pokébälle und eilte die nahe Treppe hoch. Endivie hoppelte hinter mir her. In meinem Zimmer angelangt, kramte ich erstmal meine Umhängetasche unter einem Stapel alter Zeitschriften hervor. Endivie wich gerade noch dem umstürzenden Turm CDs aus, den ich dabei etwas geschrammt hatte. Doch sie sah darin wohl kein Attentat und schnupperte stattdessen an allen weiteren Stapeln im Zimmer.

In weniger als einer Viertelstunde hatte ich meine Sachen zusammen gepackt und mich umgezogen. Ein babyblauer Bademantel eignete sich zwar zu einem gemütlichen Frühstück, erschien mir persönlich aber für eine Pokémonreise eher unangebracht.

Fassen wir also den Inhalt meiner Tasche kurz zusammen (Merkt man, dass ich so was aufschreiben muss, um nicht die Hälfte zu vergessen? Ach Quatsch, fällt überhaupt nicht auf. Gar nicht. Äh…): die leeren Pokébälle, Schlafsack, Proviant, Wasserflasche, Wechselsachen, Geld, PokéNav, Regenschirm, Bombe (Das ist natürlich ein Witz. Passt ihr auch auf?), Streichhölzer, Gaskocher, Taschenmesser, das Buch „Pokémontrainer werden – für Dumme“, einen Block und Stifte.

Soweit so gut. Angekleidet hatte ich mich mit meiner schwarzen Jeans, ausgetretenen Turnschuhen, meinem Lieblings-T-Shirt mit dem Aufdruck „Thanks god, I’m a woman!“, einer schwarzen Sweatjacke, deren Kapuze ich über den Kopf gezogen hatte und einer grauen Regenjacke Größe Zirkuszelt. Bequem und praktisch. Das musste reichen. Ich ging ja nicht auf eine Modenschau!

Ich stampfte also die Treppe wieder herunter, nachdem ich meine Tasche über die Schulter gehangen und Divi beim fünften Versuch erfolgreich wieder in den Pokéball befördert hatte.

Meine Mutter sah mich – schon wieder! – erwartungsvoll an. Ich verdrehte fast die Augen, wartete aber dann geduldig ab, was sie mir wohl jetzt noch sagen würde.

„Mein Schatz, dein erstes eigenes Pokémonabenteuer beginnt. Kann ich dich irgendwie unterstützen? Sparen? Deine Pokémon heilen? Die Sommerzeit auf Winterzeit umstellen? Dir Turbotreter schenken – du musst, um zu rennen, nur den B-Knopf gedrückt halten! - ? Übrigens, dein PokéNav ist aus der Reparatur zu-“, sicherlich wollte sie noch weitere tolle Dinge aufzählen, die sie machen könnte, doch ich unterbrach sie an dieser Stelle.

„Mama! Wenn ich sparen will, bring ich mein Geld auf die Bank! Meinem Pokémon geht es gut, ich hab’s doch gerade erst bekommen! Außerdem ist noch Sommer… Meinen PokéNav habe ich längst eingesteckt. Und was soll der Mist mit dem B-Knopf? Warst du zu lange in der Sonne?“, fragend sah ich meine Mutter an. Diese fing an zu lachen.

„Entschuldige, da war ich wohl etwas übereifrig, Risa.“, meinte sie mit sanfter Stimme und meine Miene hellte sich wieder auf. Ich umarmte sie einmal kurz. Dann lief ich nach draußen. Meine Mutter kam mit an die Tür.

„Alles Gute und viel Erfolg! Komm mich mal besuchen oder ruf wenigstens an! Und wechsele regelmäßig die Unterwäsche!!“, rief sie mir nach. Beim letzten Satz wollte ich mich empört umdrehen (Wir wohnen schließlich in einem kleinen, verregneten Kaff und meine Nachbarn halten mir so was ewig nach! Und das, was meine Unterwäsche angeht, ungerechtfertigter Weise!). Allerdings rutschte ich auf dem nassen Gras am Wegrand aus und flog prompt erstmal auf die Nase. Schwankend richtete ich mich wieder auf, seufzte und ging dann langsamer los.

Natürlich regnete es. In Auenweiherlingen regnete es immer. Wirklich immer! Deshalb war ich nun auch ziemlich nass. Wenigstens machte das Gras beim Gehen lustige Geräusche. („Swotsch! Swotsch!“ – so ungefähr.)

Plötzlich kam mir jemand entgegen und knallte prompt mit mir zusammen. Und das zweite Mal für heute landete ich im hohen Bogen im nassen Gras. Welcher Vollidiot rennt eine arme, bereits nasse Dame um?! Ich sah empört hoch, hatte aber schon die helfende Hand des Übeltäters vor der Nase.

„Sorry, Risa. Hatte es wohl etwas zu eilig.“, meinte mein Nachbar mit seiner freundlichen Stimme. Hier kennt eben jeder jeden. Ist natürlich voll klasse, in so einem Dorf zu wohnen, wo alle immer sofort alles wissen. Haha.

„Naja, du stehst vermutlich als einer der wenigen auf der Liste von Leuten, von denen es mir nichts ausmacht, umgerannt zu werden, Lucas. Außerdem war ich eh schon nass.“, grummelte ich und ließ mir von meinem Sandkastenfreund wieder aufhelfen.

Lucas’ Blick wanderte allerdings nicht zu meinem Gesicht, sondern zu dem Pokéball auf dem Boden, der bei meinem Sturz aus meiner Tasche gefallen war. Ich fing an zu grinsen.

In aller Seelenruhe griff ich nach Endivies Pokéball, entsicherte diesen, warf ihn galant in perfektem Bogen, so in etwa ein 90° Winkel, und rief: „Los, mein Blütenmädchen! Los, Divi!“

Während ich Lucas entsetzten Blick ignorierte (entweder lag das an meiner beeindruckenden Wortwahl oder daran, dass ich es doch vor ihm geschafft hatte, ein Pokémon zu kriegen – wenn ich darüber nachdenke, wird es wohl Ersteres gewesen sein. Tja! Wortgewandt wie ich bin…), kam mein Pokémon heraus und starrte mich skeptisch an. Dann jedoch schien es bloß amüsiert und schmiegte sich an mein Bein.

„Oh.“, war das Einzige, was der braunhaarige Kerl hervorbrachte, als er seine Fassung halbwegs zurück gewonnen hatte und uns musterte.

„Du hast somit offiziell unsere Wette verloren, mein Freund!“, grinste ich fies und er nickte, jetzt auch lachend.

„Verflucht, das stimmt! Nun, lässt sich nicht ändern… Aber du bist ein echter Trickser!“, warf er mir albern vor und ich stimmte in sein Lachen mit ein.

„Aber deinen Wetteinsatz musst du sofort einlösen, das ist dir klar, oder?“, fragte ich ihn misstrauisch. Doch Lucas schien da ganz optimistisch zu sein.

„Alles klar, Risa. Dann treffen wir uns einfach in einer halben Stunde bei Professor Buch.“, entgegnete er und zwinkerte Endivie zu, die sich sofort erschrocken hinter meinen Beinen versteckte. Dann ging er in Richtung seines Hauses davon. Ich sah ihm kurz nach, dann latschte ich mit meinem Pokémon in Richtung des hohen Grases am Stadtrand davon.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-02-07T20:25:53+00:00 07.02.2011 21:25
Soooo xDD
Man, wie toll es ist das alles nochmal zu lesen x3 Macht die Wartezeit bis White etwas erträglicher xD
Also, ich hab mal beim Lesen mitgeschrieben xDD Deswegen verzeih mir die Zusammenhanglosigkeit:

„auf deinen ausdrücklichen Wunsch hin… eine Überraschung aus Johto…“ xDDD jaja, so ist das mit dir und Überraschungen :D
Und natürlich kriegt sie den Pokeball nicht auf :D sooo typisch Risa einfach xD Ich hatte die Epicness dieses Anfangs schon wieder total vergessen ey xD
GRUSEL- GENGARS RÜCKKEHR! Jetzt im Kino und bald auch auf Spanisch ^-^
Bombe!! Nur um zu beweisen, dass ich aufgepasst habe x3
Und Risas Mutter ist übrigens die ultimativ Beste :D
Alles ist gepackt, der dramatische Abschied vom Elternhaus vollzogen, das Abenteuer kann endlich beginnen- und was macht Risa? Fällt hin… xDDDDDD
SWOTSCH! Grusel-Geräuschs-Rückkehr! Warte, so klingt das Laufen in Auerweiherlingen (ich bin zu faul die richtige Schreibweise nachzugucken ><) immer? Wtf? xD
„Los mein Blütenmädchen!“ xDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD​DDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD Gut, dass das jetzt gar nicht peinlich war, oder so :D

Ich seh den Abspann schon vor mir- Risa und Divi gehen langsam, nebeneinander in den Sonnenuntergang (am helllichten Tag, ganz genau! Du hast mich schon richtig verstanden!) und statt einer coolen Soundtrackunterlegung hört man nur: SWOTSCH SWOTSCH SWOTSCH…


...immerhin ist es ein langer Kommentar... oder? ><


Zurück