Zum Inhalt der Seite

Mission: Rettet die Prinzessin!

4 Jugendliche erleben ihr ganz besonderes Abenteuer
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wo bin ich?

Im Wald...
 

Langsam wachte Tatjana auf, öffnete ihre Augen und sah sich verwirrt um. Es war stockdunkel. Um sie herum waren Bäume, welche gruselige Schatten auf den Boden warfen. Niemand außer ihr war da. Panik und Angst stiegen in ihr hoch. Ängstlich beobachtete sie ihre ungewohnte Umgebung.

Doch dann blitzte hinter einem Baum etwas kurz auf. Tatjana entdeckte es und drehte sich ruckartig in diese Richtung. Achtsam schlich sie sich näher und näher ran. „Hallo?“ flüsterte sie mit zittriger Stimme.

Plötzlich flitzte etwas Leuchtendes an ihr vorbei und verschwand hinter ihrem Rücken wieder im Wald.

Tatjana erschrak zutiefst. Sofort drehte sie sich wieder um und sah dem fliegenden Objekt nach. Ein wenig Zeit verging. Das kleine Ding tauchte nicht auf. Tatjana wollte es im Wald suchen gehen, doch da flog es schon wieder auf sie zu. Es war ein Gegenstand, nicht größer als eine Libelle. Doch es leuchtete viel stärker. Was aber viel beängstigender war: Dieser Gegenstand flog direkt auf sie zu. Tatjana war starr vor Angst, obwohl dieses Ding so klein war.

Dieser kleine Körper ließ es aber nicht zu einem Zusammenstoß kommen, sondern bremste rechtzeitig ab und schwirrte vor ihr in der Luft umher. So etwas hatte Tatjana noch nie mit eigenen Augen gesehen. „Ein Traum“, war ihr erster Gedanke. Sie spürte Erleichterung aufkommen, doch diese veränderte sich schlagartig in Wut gegenüber dem fremden Flugobjekt. „Musst du mich so erschrecken?! Wo bin ich? Und wer zum Teufel bist du?“ Tatjana betrachtete die schwirrende Materie genauer. Es glänzte und flatterte. Und wo es geflogen war, hinterließ es eine glitzernde Spur.

Beleidigt, durch diese unfreundliche Begrüßung, wich das schwirrende Objekt noch ein Stück von Tatjana zurück und meinte: „Ich bin eine Fee. Das heißt, eine Fee in Ausbildung. Kurz: eine Azubi-Fee, und mir ist da ein kleines Missgeschick passiert. Ich weiß, dass wir in der richtigen Zeit und am richtigen Ort sind, nur ein Stückchen vom Schloss entfernt.“

„Was heißt das: Nur ein Stückchen vom Schloss entfernt? Und was bedeutet richtiger Ort und richtige Zeit?“ entgegnete Tatjana dieser Azubi-Fee.

„Wir sind maximal 3 Tage vom Schloss entfernt“, antwortete die kleine Fee flüsternd. Ihr war ihr missglückter Zauber mehr als nur peinlich.

Wütend stemmte Tatjana die Arme in ihre Hüfte. Mit bitterbösem Blick fixierte sie die Fee. „Maximal 3 Tage?! Ich habe eine Idee. Du könntest mich doch wieder heim zaubern. Du bist doch eine Fee. Schließlich ist das hier doch nur ein Traum. Den habe ich, weil mein Unterbewusstsein zu viele Zeichentrickfilme aufgenommen hat.“

„Nein, das ist kein Traum. Du bist wirklich hier. Und du wirst auch so lange hier bleiben müssen, bis wir bei der Feenkönigin gewesen sind. Und nun zu deiner Frage. Einen Ortswechsel?“ fragte die Fee ungläubig. „Das geht leider nicht mehr. Die Azubi-Feen haben dieses Privileg nur einmal in der Woche. Und da ich sonst zu einem Treffen mit der Feenkönigin, die übrigens Unpünktlichkeit hasst, zu spät gekommen wäre, musste ich auf das Privileg zurückgreifen.“

„Mist“, fluchte Tatjana. Ihre Lage wurde immer aussichtsloser. Sie setzte sich auf einen Baumstumpf und trat einen Stein von sich. „ Wie bin ich überhaupt hier her gekommen und wie kannst du mir sonst noch helfen?“ Langsam fand sie sich mit ihrer Situation ab.

„Du hast geschlafen und ich habe dich hierher gezaubert“, antwortete Azubi-Fee. „Zu deiner zweiten Frage: Ich kann Objekte verwandeln und dich begleiten“, versuchte die Fee Tatjana zu zeigen, dass sie doch noch nützlich war.

„Hm“, überlegte Tatjana, dabei sah sie an sich runten. „In welcher Zeit sind wir?“

„1503.“

„Na ja, dann könnten wir vielleicht damit beginnen, dass ich andere Kleidung bekomme. Ich habe keine Lust durch meine jetzigen Klamotten die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Du könntest mir doch angemessene Kleidung verpassen. Vielleicht eine Ritterrüstung?“

„Das ließe sich machen. Ich beginne.“ Sie zog ihren kleinen Zauberstab heraus. Im Schein der aufgehenden Sonne glitzerte und funkelte der Stab beruhigend. Sie witschelte und wedelte mit ihm vor Tatjanas Nase herum.

„Acridatius mundus tunicus!“ Aus ihrem Zauberstab sprühten Funken. Schon stand Tatjana in einer silbernen Ritterrüstung da.

„Das sieht schon mal gut aus. Aber eine Waffe wäre auch nicht schlecht.“

Wieder witschelte und wedelte die Fee mit ihrem Stab. An Tatjanas Hüfte erschien ein silberglänzendes Schwert. „Jetzt brauch ich nur noch eine Möglichkeit mich fortzubewegen oder fliegen wir?“ fragte Tatjana.

„Das ist auch kein Problem, nur fliegen geht nicht.“ Die Fee zeigte mit ihrem Stab auf einen herumliegenden Baumstamm. Er wurde von sprühenden Funken eingehüllt. Als diese verschwunden waren, stand ein hellbraunes, kräftiges Pferd vor Tatjana. Gesattelt wartete es nur noch auf seinen Reiter.

Ich fühl mich wie Cinderella, kam ihr der Gedanke. Dann aber sah sie die Fee an und sagte zu ihr: „Als Fee bist du zu auffällig.“

Die Fee nickte zustimmend. „Ich könnte mich in eine kleine Eule verwandeln und dir so Tag und Nacht beistehen.“ Nachdem Tatjana keinen Widerspruch einlegte, verwandelte sich die kleine Fee in eine Eule und suchte sich einen kuscheligen, warmen Platz in einer der Satteltaschen.

Sie blickte den Gaul etwas skeptisch an. Na, dann, atmete Tatjana durch. Der Grundlehrgang von vor einem Jahr muss reichen. Inna wäre bestimmt stolz auf mich das zu hören.

Ihre Reise zum Schloss begann...
 

Zur gleichen Zeit im Schloss...
 

„Wo,... wo bin ich?“ fragte Corinna ungläubig.

„Na endlich wachst du auf! Hallo! Ich bin die Feenkönigin und du musst Corinna sein. Freut mich dich kennen zu lernen“, Corinna spürte wie jemand ihre Hand nahm. Nur war ihre eigene Hand ungefähr 1000 Mal größer als die ihres Gegenübers. Vor Schreck entschied sich Corinna der Frau nur einen Finger zu geben.

Das herumfliegende Ding war nicht größer als ein Insekt und doch viel schöner. Es funkelte und strahlte in allen Regenbogenfarben. Corinna war an die Fee aus Peter Pan erinnert. Das flatternde Ding trug ein wunderschönes weiß schimmerndes Kleid. Ihre Haare waren gepflegt und ebenfalls weiß. Corinna fühlte sich wohl, auch wenn sie immer noch nicht wusste, wo sie war.

„Du bist also eine Feenkönigin?“

Das zierliche Wesen nickte. „Die Feenkönigin, bitte!“

„Aber sag mir, warum bin ich hier?“ wollte Corinna, nun neugierig geworden, wissen.

Die Feenkönigin schwirrte im Raume suchend hin und her. Endlich fand sie das Objekt ihrer Begierde. Es war ein kleines Gemälde, das ein sehr hübsches Mädchen zeigte. „Das hier ist die Tochter des Königs. Ihr Name ist Selia. Doch sie wurde entführt von der bösen Hexe. Genauer gesagt, von ein paar wilden Männern, die für die Hexe arbeiten. Du und deine Freundin seid in unsere Zeit geholt worden, um uns zu helfen, Selia wieder aus den Klauen des bösen Weibes zu befreien.“

„Ja, und wo ist Tatjana?“ Suchend schaute sich Corinna um.

„Das ist unser nächstes Problem. Ich schickte meine beste Azubi-Fee mit ihr durch den Zeitstrudel. Doch kamen die beiden in die Fänge der Zeit. Ein komisches Wesen ist die Zeit. Mal gibt sie einem viel, mal wenig von sich. Schlimmer aber noch sind die Jahreszeiten. Letztes Jahr waren wir auf einem Klassentreffen, da haben sich die Vier doch tatsächlich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie alle vier auf einmal herrschen würden. Komische Wesen gibt es da! ... Aber nun wieder zu deiner Freundin. Nun ja, die beiden sind hier in der Nähe gelandet.“

„Und was heißt in der Nähe?“ bohrte Corinna weiter. Sie merkte, dass ihr die Feenkönigin etwas verschwieg.

„Ungefähr drei Tage von hier?!“ Auch der Feenkönigin war dieses Missgeschick unangenehm.

„Seid ihr wahnsinnig!? Das ist ein Scherz?! Tatjana ist irgendwo hier und schaut sich das Schloss an, stimmt’s?“ fragte Corinna leicht säuerlich nach.

„Es war doch keine Absicht. Und nun komm. Wir treffen uns mit dem König am Seerosenteich. Er selbst wird dir erklären, was passiert ist und was ihr nun zu tun habt“, die Fee drängte Corinna aus der Kammer in den Garten.
 

Der Garten, der sich hinter dem Schloss befand, war einfach überwältigend. Die vielfältigsten Blumen blühten hier in den schillerndsten Farben auf. Überall duftete es wundervoll nach ihnen und auch nach den Kräutern, die in einem kleineren Teil angebaut wurden.

Sie trafen den König an. Dieser ging zusammen mit der Feenkönigin und Corinna durch die königlichen Gärten. Er war ein kleiner Mann, der ein paar Kilo zu viel mit sich schleppte. Doch er war einer der sympathischsten Menschen, die Corinna je getroffen hatte und das wusste sie nach ein paar Minuten. Er erzählte ihr die traurigen Erlebnisse der letzten Tage.

„Diese Schurken haben meine besten Männer überwältigt. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben ins Schloss zu gelangen, aber sie haben meine Tochter, Prinzessin Selia, entführt. Ich schickte meine besten Ritter aus, um sie aus den Händen der Schurken zu befreien, aber sie kamen mit leeren Händen zurück. Ich hoffte, es wäre nicht notwendig zu so drastischen Mitteln zu greifen, aber mir blieb keine Wahl. Ich brauchte die Hilfe aus der Zukunft. Darum schickte ich meine Hof-Fee zu euch“, der König stutzte. Er schaute sich suchend um. „Hattest du mir nicht berichtet, dass es zwei Mädchen gäbe, welche die notwendigen Fähigkeiten hätten?“ fragte er die nun leicht errötende Feenkönigin.

Sie sah dem König fest in die Augen und berichtete. „Da gab es ein Problem mit meiner Azubi-Fee. Sie hatte die Aufgabe, das zweite Mädchen ins Schloss zu bringen, aber sie war noch nicht stark genug, um einen Zeitsprung mit einer Begleitperson selbst zu schaffen. Doch sie brachte sich und Tatjana, zumindest in einen Radius von 3 Tagesritten, in unsere Zeit.“

„Bedeutet das etwa, dass sie in Gefahr ist?“ mischte sich Corinna entsetzt ein.

Auf eine mütterliche Weise, versuchte die Feenkönigin Corinna zu beruhigen. „Nein, du brauchst keine Angst haben, denn die Azubi-Fee ist bei ihr und wird sie sicher zum Palast begleiten.“

„Wir wissen, dass die Räuber nicht alleine gehandelt haben. Dazu sind sie zu dumm und gierig. Sie erhielten ihren Auftrag von der bösen Hexe. Sie ist meine ehemalige Hof-Hexe. Da sie sich zu sehr mit schwarzer Magie befasst hatte, beschlossen meine Frau und ich sie zu verbannen. Sie verlangt nun aber für das Leben meiner Tochter die Herrschaft über mein Königreich“, kam der kleine König auf sein eigentliches Problem zurück.

„Wo ist denn die Königin?“ erkundigte sich Corinna. Bis jetzt hatte sie seine Frau noch nicht gesehen.

„Das Verschwinden unserer Tochter, führte bei meiner Frau zu schweren Depressionen. Feenkönigin, ich bitte dich darum, sofort mit der Ausbildung von Corinna zu beginnen. Die Zeit drängt!“

Die Feenkönigin nickte und nahm Corinna bei der Hand. Zusammen gingen sie ins Schloss zurück, um sie umzukleiden und dann mit der Ausbildung zu beginnen. Denn schließlich hatten beide eine Menge Arbeit vor sich.
 

„Also das hier ist dein königliches Zauberzimmer? “frage Corinna neugierig. Das Zimmer wurde von hohen, steinigen Wänden eingerahmt. Die Einrichtung bestand aus vielen Bücherregalen und geheimnisvollen Tinkturen in bunt schillernden Flaschen und Flakons.

„Zauberzimmer würde ich es nicht gerade nennen, aber irgend so etwas ist es“, erklärte die Fee freundlich.

„Kannst du deine Feen erreichen?“ Corinna unterbrach ihre Besichtigung der verschiedenen Bücher und Tinkturen.

„Also das ist so.“ Die Fee flog zu einer kleinen Kristallkugel, welche Wahrsager benutzten um in die Zukunft zu sehen. „Ich tröpfle ein paar Tropfen hiervon darüber und kann sogleich meine Azubi-Fee und deine Freundin sehen. Siehst du?“ Und tatsächlich konnte Corinna kurz darauf ihre beste Freundin in der Glaskugel erkennen. Sie ritt zusammen mit einer Eule auf einem Pferd durch einen Wald.

„Welche Kleidung trägt sie denn da?“ fragte Corinna etwas verwirrt.

„Sie war anscheinend so klug und hat sich passende Kleidung zaubern lassen. Das werde ich mit dir jetzt auch machen.“ Die Fee schwang ihren Zauberstab nach links und nach rechts. Es schossen tausend kleine Glitzersterne aus dem magischen Stab und schon hatte Corinna ein herrlich, rosafarbenes Kleid an. So wie Prinzessinnen oder Feen es trugen.

„Wow!“ war das einzige Wort das Corinna dazu einfiel. „Eine Frage hätte ich dann doch noch“, die sie loswerden musste. „Wieso hast du Tatjana und mich geholt und nicht andere Menschen aus der Zukunft?“

Die kleine Königin musste grinsen. „Das war ganz einfach. Ich sagte in meine Kugel, dass ich jemand suchen würde, der gut mit einem Schwert oder ähnlichem kämpfen und umgehen kann. Außerdem dass ich jemanden suchen würde, der gut im Umgang mit Kräutern sei. Beide müssten sich mit Magie befassen und die besten Freunde sein. Da zeigte mir die Kugel euer Bild. Da war mir klar, dass ich euch holen müsste und dass jede andere Wahl eine schlechte gewesen wäre.“ Sie schaute Corinna ernst an: „Und jetzt müssen wir endlich anfangen. Wie der König schon sagte, die Zeit drängt! Hier, den wirst du brauchen!“ Die kleine Fee zauberte. In Corinnas Hand erschien ein länglicher Stab. „Ein Stock?“ fragte Corinna ungläubig nach.

„Nein! Ein Zauberstab!“

Corinna stellte sich neben die Fee und hörte ihr gespannt und interessiert zu. Die meisten Kräuter kannte sie aus Büchern und aus ihrem Zimmer, aber es waren auch welche dabei, die sie nicht kannte. Und nachdem das hier ein Schnellkurs werden würde, nahm sie sich zusammen und lauschte aufmerksam jedem Wort der Fee.
 

Im Wald...
 

„Bist du sicher, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind?“ jammerte Tatjana nun schon zum x-ten Male.

Die beiden ritten schon seit Stunden durch die Wälder. Traumhaft wirkten die Wälder hier. Irgendwie verschlafen und zauberhaft. Tatjana hatte schon viele Hexengeschichten gelesen oder im Fernsehen gesehen, in denen solche Forste vorkamen, doch es mit den eigenen Augen zu sehen, war etwas anderes. Tatjana genoss diesen Ritt auf dem Rücken des Pferdes, doch ihr Hinterteil schmerzte sie immer mehr.

„Ja, ich bin mir 1000%-ig sicher. Würdest du jetzt bitte mal aufhören zu jammern und dich darum kümmern eine Stelle zum Schlafen zu finden. Schließlich ist in zwei Stunden Sonnenuntergang“, schnauzte die Fee zurück.

„Schon gut, schon gut. Ich bin ja schon still!“ Tatjana behielt die Augen offen, obwohl das in der Rüstung mehr als schwierig war. Außerdem war es verdammt warm in ihr. Wie zum Henker schafft es ein Ritter diese Hitze den ganzen Tag auszuhalten?, fragte sie sich selbst in Gedanken.

Die Zwei ritten schnell auf einem Pfad. Dieser führte am Ufer entlang, so dass man den Sonnenuntergang wunderschön beobachten konnte. Die Bäume lichteten sich und so wurde der Wald immer freundlicher in Tatjanas Augen. Es schlich sich sogar ein Lächeln auf ihre Lippen, als Dank für diesen wunderschönen Anblick.

Innerlich verfluchte sie sich selbst, dass sie nicht mit Corinna reiten war. Hätte sie gewusst, dass so etwas passiert, wäre sie schon geübter und ihr Hintern würde nicht mehr so schmerzen, wie er es jetzt tat.

Als die Fee, in Form von der Eule, und Tatjana weiter ritten, kreuzten sie den Weg von drei anderen Reitern. Sie versperrten sich gegenseitig den Weg. Links und rechts des Weges war kein Vorbeikommen, ohne dass einer in den Wald beziehungsweise ins Wasser hätte ausweichen müssen. Doch Ausweichen zählte in jener Zeit als Schwäche oder gar Niederlage.

„Macht mir Platz“, sagte Tatjana mit ihrer normalen Stimme. Schnell korrigierte sie ihre Stimmlage und sagte noch einmal mit festerer Stimme: „Macht mir Platz, schließlich war ich hier zuerst.“

„Kommt nicht in Frage. Wir sind zu dritt und einer von uns ist ein Prinz. Mache du uns Platz!“ verlangte der links Reitende.

Tatjana sah sich die Drei an. Der in der Mitte war ein gut aussehender, langhaariger Mann. Seine Haare hatten einen Widerschein im Licht der untergehenden Sonne. Die zwei Männer zu seinen Seiten kamen ihr irgendwie vertraut vor. Diese Augen, diese Nasen, ihre Stimmen,... irgendwoher kannte sie die Beiden. Aber woher nur? Sie trugen für diese Zeit normale Kleidung, nicht so eine Rüstung, wie Tatjana sie trug.

Genau es waren sie – die Jungs vom Fechtclub. Die Machos mit ihren Oberzicken! Der Linke sah haargenau wie Andreas aus und der Rechte erinnerte Tatjana stark an Lukas.

Ihre Gewänder waren die von Edelmännern. Sie passten in die Zeit. Aber das konnte einfach nicht sein. Wie... warum... nein das konnte nicht sein! Vielleicht waren es ihre Vorfahren?!

Darüber kann ich mir nachher Sorgen machen, sie fasste gedanklich einen Entschluss. „Vergesst es! Ich habe das Erstziehrecht!“ betonte sie ihre Forderung.

„Und wir sind mehr und haben eine höheren Status als du jämmerlicher Zwerg“, sagte der rechts sitzende Reiter großspurig.

Die denken echt, ich wäre ein Ritter. Cool!, dachte Tatjana bei sich. „Na schön, dann gibt es nur noch eine Möglichkeit. Ich fordere euren Prinzen zum Schwertkampf heraus!“

„Sag mal, bist du wahnsinnig? Lass sie doch an uns vorbei!“ schimpfte die Eule mit Tatjana, kaum hörbar.

„Nein, es geht um das Prinzip“, verteidigte Tatjana ihre Entscheidung.

Wenn das mal gut geht!, flehte die ängstliche Eule.

Der Prinz nahm die Herausforderung an und war schon dabei von seinem Pferd abzusteigen, als der rechts Sitzende ihn festhielt und ihm zu Bedenken gab: „Prinz, ihr müsst eure Kräfte sparen, um die Prinzessin zu retten. Lasst mich für euch kämpfen“, natürlich sagte er das so leise, dass es Tatjana nicht hören konnte.

Der Prinz nahm dankend an. Der Lukasdoppelgänger zog sein Schwert. Tatjana holte ihres aus der Halterung. Die Rüstung ließ sie ihr Geheimnis bewahren. Die kleine Fee fieberte mit und konnte vor lauter Spannung kaum hinsehen.

Zuerst umkreisten sich die beiden Streithähne.

„Es wird mir ein Vergnügen sein, dir Manieren beizubringen“, sagte Lukas spöttisch.

„Sei dir nicht zu sicher“, antwortete Tatjana und wollte zustechen.

Doch Lukas hatte aufgepasst und wich geschickt aus. Die beiden kämpften eisern, hatten keinen Respekt voreinander. Sie schenkten sich nichts. Der Prinz, Andreas und die Eule verfolgten gespannt dem Zweikampf.

Tatjana zwang Lukas immer mehr in die Defensive, aus der er sich kaum herauswinden konnte. Schließlich schaffte sie es, ihn gegen einen Baum zu drücken und ihm sein Schwert abzunehmen. Nun stand er ihr hilflos gegenüber.

„Nun, ich habe gewonnen. Das bedeutet, dass ihr mich zuerst ziehen lasst.“

Lukas tat so, als gäbe er sich geschlagen, doch als Tatjana ihm den Rücken zuwandte und ein, zwei Schritte gegangen war, zog er ihr geschickt die Beine weg. Sie landete erschrocken auf ihrem Rücken, als sie schon Lukas auf sich sitzen spürte. Unter ihr zerbrach ein Ast und sie konnte durch die Rüstung jeden einzelnen Span spüren.

Lukas hielt ihr seine Schwertspitze an die Brust und lachte laut auf: „Wie war das mit dem gewonnen haben?“ Jetzt lachte er noch lauter. Auch Andreas und der Prinz lachten.

Lukas stand auf, nahm die Zügel seines Pferdes in die Hand, welche Andreas ihm gehalten hatte und ritt zusammen mit den zwei anderen weiter. So drängten sie Tatjanas Pferd in den Wald.

Tatjana stand kurz davor zu weinen. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn jemand über sie lachte. In ihrem Hals war ein dicker Knödel. Aber sie merkte, dass sie zu wütend war, um jetzt zu weinen. Das werden die Jungs bereuen, schwor sie sich insgeheim. Sie stieg auf ihr Pferd und versuchte diese Erfahrung so schnell wie möglich zu vergessen.

„Hey, mach dir nichts draus. Es sind nur Männer. Man kann nicht mit ihnen und nicht ohne sie“, versuchte die weise Eule ihr klar zu machen. Dabei merkte Tatjana, dass die Fee anscheinend nicht wusste, dass sie die Jungs zu kennen glaubte.

„Alles in Ordnung. Wir sollten langsam einen Platz zum Übernachten finden. Die Sonne ist fast untergegangen und es wird allmählich kalt.“ Tatjana wehrte jeden weiteren Versuch ab, den die Fee startete, mit ihr zu reden.

Bald darauf fanden sie im Wald einen kleinen, versteckten Bodenteil auf dem kein Baum wuchs. Hierher zauberte die Fee ein Zelt und ein paar Decken, sowie Kissen. Zusammen schliefen sie im Zelt schnell ein.
 

Im Schloss...
 

„Für heute ist es genug. Lass uns zu Bett gehen“, schlug die Fee vor. Corinna unterstützte diesen Vorschlag sehr. Die Fee brachte Corinna zu ihrem Gemach. Auf dem Weg dahin unterhielten sich die beiden noch.

„Bist du sicher, dass es Tatjana und deiner Azubi-Fee gut geht?“ fragte Corinna ängstlich.

„Ich bin mir absolut sicher, dass es den beiden gut geht. Mach dir um sie keine Sorgen. Übrigens bist du wirklich sehr geschickt mit den Kräutern und du lernst ausgesprochen schnell die Zaubersprüche auswendig. Du bist sehr talentiert. Ich wünschte, ich hätte mehr Schüler wie dich.“

Corinna grinste. Dieses Lob aus dem Mund der Feenkönigin machte sie unendlich stolz.

Schließlich waren sie bei Corinnas Kammer angekommen. Sie öffnete die Tür und musste zugeben, dass das Zimmer traumhaft aussah. Ein Doppelbett für sie allein, ein Kamin und ein Schaukelstuhl. Es war vielleicht nicht viel, aber es war wunderschön.

„Ich werde dich morgen früh um acht Uhr hier abholen. Wir müssen noch eine Menge üben“, mit diesen Worten verabschiedete sich die kleine Königin.

Corinna zog sich um. Man hatte ihr sogar ein feines Nachthemd bereitgelegt. Der Stoff fühlte sich wunderbar an. Sie beschloss gleich zu Bett zu gehen. Sie war sehr müde und der kommende Tag versprach kein ruhiger und gemütlicher Tag zu werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück