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Die neue Hüterin

von

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Die Aufgabe

Schweigend gingen die beiden nebeneinander den Weg zum Stadttor entlang. Kurz bevor sie es erreicht hatten brach Chichiri das Schweigen und flüsterte Mai die Worte ins Ohr. "Mai, nimm deine Augengläser ab. Sie könnten uns verraten." Mai überlegte kurz was er mit Augengläser gemeint haben konnte, bis ihr einfiel, dass sie sich zuvor die Brille aufgesetzt hatte um im Buch zu lesen. Schnell nahm sie die Brille ab und verstaute sie wieder in ihrem Obi. "Das ist eine Brille." Bevor Chichiri auf Mais Belehrung etwas erwidern konnte, hatten sie das große Tor erreicht und Mai betrachtete das Holztor. Ihr hatte Gestern überhaupt nicht bemerkt, dass darauf ein riesiger Vogel kunstvoll eingeschnitzt worden war. Als die beiden das Tor passiert hatten stellte Mai Chichiri eine Frage, die ihr seit sie die Schnitzerei gesehen hatte auf den Lippen gebrannt hatte. "Was war das für ein Vogel?" "Das ist ein Bildnis von unserem Schutzgott Suzaku no da." Mai nickte kaum merklich, langsam machte sich ein wohlbekanntes Gefühl in ihrem Magen breit. "Ist dir nicht gut? Du bist blass geworden no da." "Es ist nichts, ich bin nur total aufgeregt." "Aber Mai, du brauchst nicht aufgeregt sein no da." "Du hast gut reden, heute ist das aller erste Mal, dass ich einem Kaiser, einem echten Kaiser gegenüberstehe. Oh Mann ist mir schlecht." "Vielleicht sollten wir erst etwas essen no da." "Bloß nicht. Ich bin so nervös, dass ich nichts hinunterbringen würde, außerdem will ich die Audienz hinter mich bringen." "Mai, du machst dir zu viele Sorgen no da." Gequält blickte Mai den Seishi an, erwiderte aber nichts darauf und ging schweigend weiter. Sie merkte wie ihr Herz zu rasen anfing, ihre Atmung sich beschleunigte und ihre Hände begannen zu zittern. Ihr ganzer Körper war vor Nervosität angespannt wie eine Bogensehne. Als Chichiri ihr die Hand auf die Schulter legte blickte sie ihn mit Augen, in denen Anspannung und Angst, beinahe schon Panik, stand an. "Beruhige dich Mai. Du brauchst weder nervös noch ängstlich sein. Niemand wird die etwas tun. Außerdem bin ich hier und werde dich beschützen no da." Mai versuchte ihn anzulächeln, doch es misslang ihr gründlich. Ihre Schritte wurden zögerlicher je näher sie dem Palast kamen. Die letzten Meter bis zum Eingangstor musste Chichiri sie regelrecht schieben. "Ich schaff das nicht. Ich kann da nicht rein." "Natürlich kannst du. Du bist die Miko. Ich bin bei dir no da." Mai atmete tief durch, nahm jedes Quäntchen Mut dass ihr zur Verfügung stand zusammen und ging durch das große Tor. Einige Wachmänner versperrten ihnen den Weg. "Was wollt ihr hier?" "Diese Frau und ich wollen zum Kaiser." "Tut uns leid, Prinz Boushin ist erkrankt, und der Kaiser empfängt heute niemanden." "Aber es ist dringend." Chichiris warnender Rempler kam zu spät. "Ziemlich vorlaut die junge Dame." Mai kam sich wie ein Kind behandelt vor, und sie wurde wieder sauer. "Ach, geh doch aus dem Weg, Idiot." Verdattert blickten die drei Männer die junge Frau an. Diese Gelegenheit nutzte Mai, sie schubste einen der Wachmänner zur Seite und lief los. "Warte Mai. Der Palast ist riesig, du wirst dich verlaufen no da." <Weg ist sie. Ich werde aus ihr nicht schlau. Zuerst hat sie Angst und dann rennt sie alleine los.> Chichiri wurde durch die Rufe der Wachmänner aus seinen Gedanken gerissen. "Haltet die Frau!" "Eindringlinge! Alarm!" "Los, halte den Kerl fest. Und bringe ihn ins Gefängnis." Bevor Chichiri reagieren konnte wurde er schon von dem ihm am nächsten stehenden Wachmann gepackt und zu den Verliesen geschleppt. Nach einigen Metern war Mai ihre Situation klar geworden. <Was habe ich nur getan? Jetzt bin ich eine Gejagte im Palast des Kaisers, und ich weiß nicht wo ich hin soll. Wo könnte sich der Kaiser aufhalten. Das Beste wird sein, wenn ich mich hier verstecke. Vielleicht habe ich ja Glück und kann jemandem folgen.> Mai kauerte sich in eine Nische, vor der ein Wandteppich hing und wartete. Als sie Schritte hörte hielt sie die Luft an. "Ich möchte dass ihr mich zum Kaiser bringt." <Das ist doch Chichiris Stimme. Was ist denn da los?> Vorsichtig spähte Mai an den Teppich vorbei und erkannte ihren Begleiter, der sich mit Händen und Füssen gegen die Vier bewaffneten Wachmänner wehrte, doch er hatte keine Chance. Die vier waren für ihn einfach zu stark. Er hätte zwar seine Besonderen Fähigkeiten benutzen können, doch das hätte ihm nicht viel geholfen. Schließlich wusste er nicht wo Mai sich befand und er währe bestimmt noch einmal gefangen worden während er sie suchte, außerdem wollte er niemanden verletzen, denn diese Männer machten nur was ihnen befohlen worden war. "Bringt mich jetzt sofort zum Kaiser." "Wenn du darauf bestehst, gerne. Der Kaiser freut sich bestimmt dein Todesurteil unterzeichnen zu können." Verwirrt blickte der Seishi den Mann an. Er unterließ es sich weiter zu wehren und ging ruhig mit den Vier mit Richtung Thronsaal. Leise kam Mai aus ihrem Versteck und schlich hinter der kleinen Gruppe hinterher. Chichiri und seine Wächter kamen am Thronsaal an und traten ein. Der Kaiser saß auf seinem Thron. Erleichtert atmete Chichiri auf. "General, wen bringt ihr hier her? Ihr wisst doch, dass ich niemanden empfange." "Entschuldigt Majestät, aber dieser Mann ist ein Eindringling. Er war in Begleitung einer Frau, die sich bisher noch frei in eurem Palast herumtreibt." "Wie konnte das geschehen? Nun gut, Ich würde sagen, wenn die Frau sich bis zum Sonnenuntergang nicht gestellt hat wird er hingerichtet." "Aber Hotohori-sama,..." "Wie nennst du mich? Ich bin der Kaiser und mein Name lautet Saihitei Seishuku und nicht Hotohori." Verwirrt blickte Chichiri den Kaiser an. <Was hat er nur? könnte es sein, dass...> Chichiri konzentrierte sich auf seinen Gegenüber und musste zu seinem Erstaunen feststellen, dass der Kaiser von einem Dämon besessen war. <Wie konnte das nur geschehen? Er ist immerhin einer der Suzaku-Seishi. Welcher Dämon ist stark genug den Charakter eines Seishi zu verändern?> Mai, die das Gespräch durch die offene Tür mit angehört hatte überlegte fieberhaft, wie sie Chichiri aus den Fängen des Kaisers befreien konnte. "Bringt ihn in den Kerker!" Mai kauerte sich neben den Türstock und wartete bis die Wächter mit dem Gefangenen den Saal verlassen hatten, dann sprang sie aus dem Schatten und warf sich auf einen der Wächter. "Los Chichiri, hilf mir." Reflexartig schlug der Seishi einen der Wachtmänner mit der bloßen Faust nieder, packte Mai am Arm und lief von den Rufen der Wachen begleitet den Gang entlang. "Ich brauche einige Augenblicke, dann können wir von hier verschwinden." Er schlüpfte aus seiner Kesa breitete sie aus, schlug mit seinem Mönchstab drauf, packte Mai wieder am Arm und schon verschwanden die beiden Spurlos aus dem Palast. Diese Aktion dauerte nur Wenige Augenblicke.

Als Mai ihre Augen wieder öffnete hatte sie furchtbare Kopfschmerzen. Langsam blickte sie sich um. Sie war in einem spärlich eingerichteten Zimmer. Außer der Schlafstätte auf der sie lag waren eine kleine Kommode, ein Spiegel und ein seidener Paravent die einzigen Einrichtungsgegenstände. Vorsichtig setzte sie sich auf und merkte dabei, dass sie nur ihre Unterwäsche trug. Schnell sah sie sich nach ihrem Kimono um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Sie wickelte sich in die Decke, stand auf und verlies das Zimmer. Auf dem Korridor traf sie auf Chichiri der ihren Kimono auf dem Arm hatte. "Oh, du bist schon wach. Ich war gerade auf dem Weg zu dir, um dir deine Kleidung zu bringen. Nyan-Nyan hat ihn frisch gewaschen no da." <Er hat meinen Kimono, dann hat er mich ausgezogen und er hat mich in Unterwäsche,...> Mai brannten die Sicherungen durch und sie holte mal wieder aus um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, doch diesmal wich Chichiri geschickt aus und hielt sie am Handgelenk fest. "Mai, ich bin unschuldig. Nyan-Nyan hat dich entkleidet no da." Die Schamesröte stieg ihr in die Wangen und sie lies ihre Hand kraftlos sinken. "Entschuldige Chichiri, ich wollte dich nicht wieder schlagen, aber ..." Mai kullerten die Tränen über ihre Wangen. "Ich werde einfach nicht aus dir Schlau. Du bist so aufbrausend, und gleichzeitig so sensibel. Du hast Angst, und eine Sekunde später kämpfst du wie eine Löwin no da." Mai sah ihn schweigend an, und begann zu lächeln, während ihre Tränen versiegten. " So bin ich nun mal. Ich bin schnell wütend, und dann geht mein Temperament mit mir durch, doch wenn ich in Situationen gerate, die mir neu sind bin ich furchtbar schüchtern und ängstlich. Außerdem vertraue ich auf meinen Instinkt. Wenn irgendetwas nicht stimmt bekomme ich Angst." "So wie heute beim Palast.?" Mai überlegte kurz und horchte auf ihre Gefühle, dann nickte sie nur. "Es tut mir leid. Ich war so sicher dass alles in Ordnung ist, dass ich anstatt dich zu beschützen in Gefahr gebracht habe." "Es ist doch nichts passiert." Mai lächelte ihn aufmunternd an. "Es hätte aber etwas passieren können." Erschrocken drehte Mai sich zu der Stimme um. "Was ist denn das?" Panisch ging sie ein paar Schritte zurück, erst als Chichiri ihr eine Hand beruhigend auf die Schulter legte blieb sie stehen. "Keine Angst, das ist Tai-Itsu-sama. Sie muss dringend mit dir sprechen." Mai hatte sich wieder einigermaßen unter Kontrolle und musterte das alte, faltige Gesicht von Tai-Itsu. "Und worüber wollt ihr mit mir sprechen?" "Über den Grund deines Hier seins." "OK, Und wieso bin ich hier?" "Folgt mir, und wir werden in Ruhe darüber sprechen." Sie gingen den Gang entlang, bis sie an eine große Doppelschwingtüre kamen, durch die sie in ein dunkles, großes Zimmer eintraten an dessen Stirnseite ein großer schwarzer Spiegel stand. Der Spiegel flackerte auf und zeigte ein Bild von fünf Personen. "Diese fünf sind Suzaku-Seishi. Es ist ein altes Bild, aber im großen und ganzen hat sich ihr Aussehen nicht verändert. Das ist Hotohori." "Das ist doch der Kaiser." "Stimmt" "Aber warum wollte er dann,..." "Darüber reden wir später. Also, der hier ist Nuriko, das ist Tasuki, das Mitsukake und der Kleine ist Chiriko. Der Seishi Tamahome ist in deiner Welt, für ihn gibt es aber einen Ersatz. Um jetzt auf deine Frage zurückzukommen, die Seishi sind von Dämonen besessen, und können sich nicht mehr an ihre Bestimmung erinnern. Genauso wenig wie die Personen in ihrer näheren Umgebung. Das einzigste was ihnen geblieben ist, sind ihre besonderen Fähigkeiten." "Ihre Bestimmung?" "Ich denke, Chichiri erklärt das besser als ich, denn er kennt seine Bestimmung." Neugierig blickte Mai Chichiri ins Gesicht, der ziemlich verlegen zurück sah. "Meine Bestimmung ist es die Suzaku no Miko zu beschützen no da." "Aber Chichiri, so hätte ich es auch erklären können. Wieso bist du so wortkarg?" Als der Seishi nicht antwortete lenkte Mai vom Thema ab. " Also, soviel ich jetzt weiß, gibt es sieben Seishi, die eine Bestimmung haben, nämlich die Miko zu beschützen. Fünf Seishi sind von einem Dämon besessen, der sie ihre Bestimmung vergessen ließ, ein Seishi ist in einer anderen Welt und sein Ersatz ist irgendwo. Habe ich etwas vergessen?" "Nein, so sind die Fakten." "Jetzt würde ich nur noch eines gerne wissen, wieso kann Chichiri sich an seine Bestimmung erinnern?" "In der Zeit, als die Dämonen die Seishi besetzt haben war er hier bei mir und ich konnte ihn schützen." <Achso war das.> "Wenn ihr ihn schützen konntet, wieso befreit ihr die anderen dann nicht?" "Dafür reicht meine Kraft nicht aus. Das kann nur die Miko." "WAS? Und wie soll ich das anstellen?" "Mit deiner freundlichen Art. Wenn die besessenen Seishi freiwillig ihr Leben für dich geben würden, oder du dein Leben für die Seishi, dann verschwindet der Dämon." "Also, wenn Chichiri auf einen der Seishi mit dem Messer losgeht, und ich mich dazwischen werfe, im Vertrauen auf ihn, dass mir nichts geschieht, dann ist alles wieder gut?" "So einfach ist es nicht. Es muss schon eine echte Situation sein, und du darfst nicht daran Denken, dass du ihn rettest, weil er einer der Seishi ist. Du musst es tun weil er ein Freund ist. Und für die Seishi gilt das Selbe." <Das gestaltet die ganze Sache schon schwieriger. Mist ausgerechnet ich muss Freundschaften schließen. Mir wird schon flau im Magen wenn ich nur daran denke.> "Und wo ist dieser Ersatz?" "Das weiß ich nicht, aber du wirst ihn finden." "Und wie soll ich ihn erkennen?" "Woran wohl, natürlich an seinem Seishi-Zeichen. Hier, das wird dir helfen den richtigen zu finden, und sein achtsamer als deine Vorgängerin." Tai-Itsu drückte Mai eine Kristallkugel in die Hand. "Und nun macht euch auf die Suche nach dem siebenten Seishi, ihr beiden braucht jede Hilfe die ihr bekommen könnt. Doch zieh dich erst in Ruhe an." Erst jetzt bemerkte Mai, dass ihr die Decke in die sie sich gewickelt hatte verrutscht war, und nun eine Schulter und den Ansatz ihrer Brust freigelegt hatte. Schnell schielte sie zu dem Seishi rüber, der auffällig in die Entgegengesetzte Richtung blickte und zog die Decke wieder ordentlich zu recht. "Chichiri, würdest du mir bitte meinen Kimono reichen? Und zerknittere ihn nicht so." Der Angesprochene blickte zuerst auf den Kimono, der auf seinem Arm hing, und in den er seine Finger gekrallt hatte, dann sah er vorsichtig zu der jungen Frau, darauf gefasst wieder eine Ohrfeige von ihr zu bekommen, doch als er sie lächeln sah war er total baff, was sich auch auf seinem Gesicht widerspiegelte. Darüber musste Mai aus tiefstem Herzen lachen. Noch lachend begann sie sich bei ihrem Beschützer zu entschuldigen. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht auslachen, doch als du so vorsichtig hergeschaut hast, als würdest du die nächste Ohrfeige erwarten, musste ich mich schon zusammen reißen, und als du dann so verdutzt gekuckt hast, war's mit meiner Selbstbeherrschung vorbei. Entschuldige bitte." Mai wischte sich die Lachtränen aus den Augen und ging auf den noch immer schweigenden zu. Sie nahm ihm das Kleidungsstück aus der Hand und lächelte ihn freundlich an. "Bist du jetzt böse?" "Nein. Nur überrascht no da." "Danke." Schnell gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verließ den Raum um in das Zimmer in dem sie zuvor erwacht war zurückzugehen. Verwirrt und seinen kreiselnden Gedanken nachhängend blickte er ihr nach. "Es wird Zeit Chichiri, und pass gut auf sie auf. Sie ist unsere letzte Chance." "Was?" "Ich sagte, es wird Zeit, und dass du auf sie aufpassen sollst. Denn sie ist unsere letzte Chance." "Wie meint ihr das?" "So wie ich es sage. Wenn es nicht klappt die Seishi zu retten, oder sollte sie sterben, dann ist alles Verloren. Dann kann nämlich keine neue Hüterin hierher kommen. Ich habe die letzten gespeicherten Energien der Seishi gebraucht um sie in unsere Welt zu bringen." "Denkt ihr, sie ist die Richtige für diesen Auftrag?" "Ja, auch wenn sie Angst vor dem Fremden hat. Du musst sie unterstützen, wo es dir möglich ist. Aber mische dich nicht zu sehr ein. Sie muss die Freundschaft der Anderen aus eigener Kraft gewinnen." Chichiri nickte und verließ den Raum, um Mai aus ihrem Zimmer zu holen. Er klopfte leise an. "Ja?" "Ich bin es no da." "Gut dass du gerade kommst. Du musst mir helfen." Chichiri öffnete die Tür und trat ein. "Ich bekomme den Obi nicht zu, eines der Häkchen muss verbogen sein. Könntest du mal schauen?" Chichiri nickte, kniete sich hinter Mai, untersuchte die kleinen Häkchen, mit denen der Obi geschlossen wurde und wurde beim untersten fündig. Der Haken war wirklich etwas zusammen gebogen, so dass die Öse nicht mehr durchpasste. Er bog es vorsichtig auseinander und hakte dann den Obi zu. "Fertig, du hattest Recht, ein Haken war verbogen no da." "Danke Chichiri. Wieso bist du eigentlich gekommen?" "Wir müssen langsam aufbrechen no da." "Ok, Ich bin zu jeder Schandtat bereit,... nein, ich bin nicht bereit. Chichiri, wie soll ich denn die anderen Seishi zu meinen Freunden machen?" "Du machst das schon." "Ich schaffe das nicht. Ich habe das doch noch nie gemacht." "Aber Mai, du wirst doch in deiner Welt Freunde haben." "Meine Bücher sind meine Freunde. Aber ich muss es schaffen. Kannst du mir nicht einen Tipp geben?" "Sei einfach du selbst, dann machst du dir nicht nur die anderen Seishi zu Freunden, sondern jeden Menschen in diesem Land." "Oh je, das ist vielleicht der falsche Weg. Bei dir mag das ja funktionieren, du bist ein besonderer Mensch, den man einfach mögen muss, aber bei mir bezweifle ich es." "Wieso?" "Na ja, erstens dauert es lange, bis ich Freundschaften schließe, und wenn ich dann soweit bin, dass ich Freundschaft geschlossen habe bricht sie meistens nach kurzer Zeit wieder, weil ich dann meine Meinung offen heraus sage, und damit verletze ich die Menschen dann, oder ich werde wütend und schon schlage ich wieder zu. Es ist Hoffnungslos." "Das darfst du nicht sagen. Ich weiß, dass du es schaffst. Du bist eine nette junge Frau und bezauberst eben wegen dieser Eigenschaften. Jeder der ein echter Freund ist wird es nicht stören, wenn du deine Meinung sagst. Außerdem bin ich doch auch noch da und kann dich vor einigen schwerwiegenden Fehlern bewahren, aber dann musst du auch ein bisschen auf mich hören." "Du hörst dich an wie meine Mutter." Mai begann wieder zu lachen. "OK, lass uns losgehen, damit wir die Seishi bekehren können. Wo ist eigentlich mein Gepäck?" "In meinem Zimmer. Während du geschlafen hast, bin ich zu dem hohlen Baum an der Stadtgrenze zurückgekehrt und habe es geholt no da." "Dann hält uns ja nichts mehr auf." Gemeinsam gingen die zwei aus dem Gebäude, das auf dem Mount Daikyoku stand, hinaus zu den Stallungen, dort standen drei Pferde bereit. Nachdem sie Mais Gepäck in den Satteltaschen verstaut hatten ritten sie los, dem Sonnenuntergang entgegen.

"Weißt du, wie wir den unbekannten Seishi finden können?" "Nein, ich weiß nicht mehr als du. Nur, dass 'yoru' sein Seishi-Zeichen ist no da." " Was ist eigentlich ein Seishi-Zeichen? So eine art Tätowierung?" "Es ist ein Zeichen, das ein Seishi seit seiner Geburt trägt, und meistens bei Gefahr die besonderen Fähigkeiten stärkt no da." "Das ist mir jetzt etwas zu hoch. Ist aber auch nebensächlich. Was für ein Zeichen trägst du?" "Mein Seishi-Zeichen ist 'sho'." "Das passt zu dir." Mai lächelte ihren Begleiter an, und er lächelte zurück. "Wir müssen auf der Hut sein. Wir kommen langsam in die Nähe des Mount Reikaku. Dort gibt es eine Räuberbande, die von einem Seishi angeführt wird. Wenn wir ihnen begegnen, lass zuerst mich mit ihnen reden. Wenn rauskommt, dass du die Miko bist, dann haben wir große Probleme no da." "Wie meinst du das?" "Der Dämon wird uns töten lassen no da." "Na super. Das sind ja grandiose Aussichten." Mai zog das Buch und ihre Brille aus einer der Satteltaschen und blätterte einige Seiten flüchtig durch, bis sie an der Stelle angelangt war, die sie gesucht hatte. "Hmm, dann werden wir wohl bald auf Tasuki treffen." "Genau. Sprich ihn aber nicht mit seinem Seishi-Namen an. Wir könnten dadurch enttarnt werden no da." "An was für eine Art von Tarnung hast du denn eigentlich gedacht?" "Ich würde sagen, dass wir ein Geschwisterpaar auf Reisen sind no da." "Na toll, ich habe mir schon immer einen zweiten älteren Bruder gewünscht. Warum eigentlich nicht? Das wird bestimmt lustig. Nicht wahr großer Bruder." "Ich möchte dich aber bitten mich Houjun zu nennen, kleine Schwester no da." "Ich werde daran denken." Es war spät in der Nacht als die beiden an einem Gasthaus ankamen. Chichiri ging hinein, während Mai bei den Pferden blieb. Als der Seishi wieder zurück kam hatte er gute Nachrichten. "Wir haben hier ein Zimmer zum übernachten. Komm, wir versorgen noch schnell die Pferde und dann gehen wir rauf zum Schlafen, oder hast du noch Hunger no da?" "Nein, ich bin nur müde und möchte so schnell es geht ins Bett." "Du kannst schon vorausgehen, ich kümmere mich nur noch schnell um die Pferde no da." "Nein, das brauchst du nicht alleine machen. Es ist doch selbstverständlich, dass ich dir helfe. Und jetzt los, ab in den Stall, damit wir fertig werden." Die Pferde waren schnell versorgt und als die beiden im Zimmer standen war Mai viel zu müde um an ihre Umgebung zu denken. Aus ihrem Gepäck hatte sie einen schwarzen, seidenen Schlafanzug mit auf das Zimmer genommen. Dort zog sie sich einfach um. Ihr wurde erst wieder bewusst, dass sie nicht alleine im Zimmer war als sie sich mit offenem Oberteil umwandte und einem purpurroten Chichiri gegenüber stand. Schnell hielt sie sich das Oberteil zu. "AAAHHH!! SAG MAL SPINNST DU? WAS SOLL DAS? DREH DICH GEFÄLLIGST UM WENN ICH MICH UMZIEHE!" Chichiri drehte sich mit dem Gesicht zur Wand. Es war ihm total peinlich, dass er sie schon wieder nur in ihrer seltsamen weißen Unterwäsche gesehen hatte. "Sag mal Chi..., Houjun, glaubst du wirklich, dass wir beide als Geschwister durchgehen?" "Nicht alle Geschwister sehen sich sehr ähnlich no da. Außerdem haben wir die gleiche Augenfarbe. Das könnte uns von Nutzen sein no da." "Die selbe Augenfarbe? Wie soll man denn deine Augenfarbe unter der Maske erkennen?" "Ich werde meine Maske nicht tragen. Ein Mann mit Narbe ist weniger auffällig als einer mit Maske no da." Um seine Worte zu unterstreichen nahm er die Maske ab und verstaute sie in seiner Kesa. Während sie sich unterhalten hatten hatte Mai ihre Pyjamajacke zugeknöpft, und blickte sich nun langsam im Zimmer um. Was sie sah erweckte ihr Unwohlsein. Auf dem Boden lag nur eine große Tami-Matte, die Platz für zwei Personen bot. Chichiri, der sich inzwischen wieder umgewendet hatte konnte ihre Gefühle in ihren Augen lesen. Langsam ging er auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter um sie zu beruhigen. "Ich dachte, du bist müde. Leg dich hin und schlaf die paar Stunden die uns bleiben. Ich setze mich vor die Tür und passe auf, dass dir nichts geschieht." Und schon schloss er die Türe von außen. Total erschöpft von dem langen Ritt legte Mai sich auf die Matte und fiel beinahe augenblicklich in einen unruhigen Schlaf. Sie erwachte als sie einen kalten Luftzug spürte. Verschlafen setzte sie sich auf und sah verwundert auf das offen stehende Fenster. Ihr Rücken kribbelte und hastig drehte sie sich um, und sah einen jungen Mann mit ungebändigtem, rotgoldenem Haar.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-08-11T20:21:04+00:00 11.08.2005 22:21
Wirklich eine schön erzählte FF ^^ Sie gefällt mir echt sehr gut!
So nun sind die beiden endlich im Palast angekommen. Wie, der Kaiser ist krank? Haha, Mai ist ja lustig, erst hat sie Angst und dann so energisch...Oho, das könnte auch ins Auge gehen.
Wie, die Seishi sind von einem Dämon besessen? Nicht gut, überhaupt nicht gut!
Da haben die beiden ja noch mal Glück gehabt...wenn Chichiri nicht seinen Kesa dabei hätte, wäre es vielleicht nicht so glimpflich abgegangen.
*lach* Na...schon zum zweiten Mal sieht Chichiri sie fast nackt und wird auch noch ganz rot, wie niedlich ^^
Und wer ist denn der rothaarige Kerl, der da so ungebeten ins Zimmer schneit?
Liebe Grüße
Lina


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