Zum Inhalt der Seite

Die Kommisarin

Ein Mord und eine weiße Lilie
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Kommisarin

Gelassen betrat die Kommisarin die Szene. Eben solche hatte sie nämlich im Laufe ihrer Dienstzeit oft genug erlebt: Weinende Mütter, bestürzte Kinder, verängstigte Nachbarn, die zur Unterstützung herbeigeeilt waren. Gerückte Stühle, auf die man sich zuvor im Schock niedergelassen hatte. Zerknüllte Taschentücher, nassgeweint. Beruhigungstabletten daneben. Das Telefon immer noch dort, wo man es hingelegt hatte, nachdem man die Polizei gerufen hatte.

Inmitten all dem Durcheinander die Leiche, umgeben von Blutspritzern.

Routiniert stellte die Kommisarin fest, dass keine Tatwaffe erkennbar war. Die hatte der Mörder respektive die Mörderin nach der Tat offensichtlich mit sich genommen.

„Nun beruhigen Sie sich erst einmal“, versuchte der Inspektor die Umstehenden leiser zu bekommen. „Gehen Sie am besten erst mal hier ins Wohnzimmer. Dort können Sie sich setzen und die Kommisarin kann ungestört ihre Arbeit machen.“ Mit diesen Worten drängte er die verängstigte Familie samt Nachbarschaft ins Nebenzimmer.

Stumm winkte die Kommisarin die Leute von der Spurensicherung zu sich her. „Da, sehen Sie die weiße Rose?“ Etwas orientierungslos suchten sie die Leiche mit Blicken ab. „Nein nein, dort, in der Ecke! Die ist ganz frisch, heute erst abgeschnitten. Die könnte etwas mit dem Mord zu tun haben. Zur Vorsicht mitnehmen.“ Erleichtert entdeckten die Spurensicherer, was die Kommisarin meinte.

„Sie irren“, antwortete ein junger Mann, „es handelt sich um eine Lilie. Aber ansonsten haben Sie recht. Wir nehmen sie mit.“ Müde fuhr sich die Kommisarin übers Gesicht. „Auch mit Brille seh ich nicht mehr vernünftig ... Es ist ein Jammer.“ Ohne sich davon irritieren zu lassen, betrachtete sie die Leiche weiterhin aus aufrechter Haltung heraus. Ansonsten ließ sie die Spurensicherer in Ruhe ihren Job machen.

Ein junges Ding. Vielleicht 25. Dezent, aber merklich geschminkt. Zartes Gesicht, ganz blass war sie, trotz ihres dunklen, kräftigen Haares und der ... Leidenschaft, die aus ihren Zügen sprach. Hübsch gekleidet, Bluse und Rock sichtlich mit Liebe ausgesucht. Ein goldener Reif am linken Arm.

„Nun aber nochmal zu Ihnen“, kehrte die Kommisarin zur Familie ins Wohnzimmer zurück, dabei in den Taschen ihres Trenchcoats nach Block und Stift wühlend. „Wer war denn nun zur Tatzeit zu Hause?“

„Das war ich“, meldete sich zaghaft die Mutter.

„Aha. Und Sie waren gerade in der Küche mit Abspülen beschäftigt, während im Wohnraum, Esszimmer, was auch immer das sein soll, eine Ihnen fremde junge Frau ermordet wurde? Das glauben Sie doch selbst nicht.“

Nervös rutschte die etwa 40-Jährige auf der Couch herum, der Jüngste auf ihrem Schoß.

„Sie klingelte an der Tür, ich ließ sie ein. Dann wurde sie ganz plötzlich unverschämt, wir stritten ...“ Noch nervöser brach sie ab.

„Aha. Eine Verabredung“, registrierte die Kommisarin nur ungerührt. Den Rest konnte sie sich denken.

In diesem Moment platzte ein Mann herein, der etwa 5 Jahre älter war als die sitzende Hausfrau. „Schatz? Was ist hier los? Was ist passiert?“

„Paul ...“, setzte sie an, um ihrem Ehemann die Lage zu erklären.

„Schon gut“, meinte die Kommisarin in ihre Richtung. „Über die Leiche sind Sie offensichtlich ja schon informiert, den Rest wird Ihnen der Inspektor berichten. Gehen Sie nur am besten gleich mit mit ihm, wir sind hier mit der Befragung beschäftigt. Noch etwas“, fuhr sie dann fort. „Inspektor, Hol’n Sie mir doch mal das erste Beweisstück her.“

„Mach ich, Kommisarin“, antwortete der Angesprochene und erhob sich rasch. Der Ehemann folgte ihm widerstrebend und nach einigen verunsicherten Blicken zu seiner Ehefrau. Wenig später reichte der Inspektor der Kommisarin die inzwischen in eine Tüte verpackte weiße Lilie.

„Die haben Sie heute schon mal gesehen“, stellte die in Richtung der zu Befragenden fest. „Wenn Sie mich fragen, eine Vase hätte ihr besser getan.“ Die Hausfrau und Mutter wurde genauso blass wie die Leiche draußen.

„Ich glaube, es ist wohl an der Zeit, dass Sie gehen“, meinte die Kommisarin dann zu den Nachbarn, eine Frau, die etwa genauso alt war wie die, deren Hand sie unterstützend hielt, und ein älterer Mann.

„Die Kinder sollten Sie wohl kurzzeitig mitnehmen“, wies die Polizeibeamte dann auf den etwa 10-jährigen Jungen, seine 6-jährige Schwester und das Kleinkind in den Armen der Mutter.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  A-Lien
2011-05-19T04:04:19+00:00 19.05.2011 06:04
Ich kann mich meiner Vorrednerin anschließen was Schreibstil und Ende angeht. Für mich fühlte es sich unvollständig und das Ende zu offen an.
Ansonsten wunderte mich, dass die Kommissarin so schnell in die Verurteilende Position überging, obwohl der Tatort noch gar nicht vollständig gesichert und alle Spuren untersucht wurden. Da aus einem diffusen Gefühl gleich die Ehefrau zu beschuldigen hatte mich irritiert. Aber ich finde Krimis zu schreiben auch ungemein kompliziert...
Ist sie wirklich wirklich abgeschlossen? Oder hattest du noch ein anderes Ende geplant? Wie genau war den der Tathergang?
Ansonsten, Schreiberisch sehr schön :D
Gefällt auf jeden Fall^^
LG, dat A-Lien
Von:  lara_lianore
2011-04-03T14:19:52+00:00 03.04.2011 16:19
Eine schöne FF, du hast einen Schreibstil, der mir gut gefällt und lässt auch kleine Details nicht aus.
Allerdings ist der Schluss etwas verwirrend, man kann sich zwar ungefähr vorstellen, was passiert ist, aber mehr auch nicht. Wenn man sich dann deine Inspirationsquelle anschaut, wird es nicht besser, denn dort war der Ehemann der Täter. Bei jedoch glaubt man eher an die Schuld der Ehefrau.
Vielleicht kannst du mich ja aufklären oder überlegst dir das Ende noch einmal? ;)
Lg


Zurück