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La Rosa de Asturias

Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft
von

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Confrontación con el pasado

Mittlerweile hatte Catalina sich wieder gefangen und war zu ihren Korrekturen zurückgekehrt. Als es an der Haustür schellte, merkte sie das nicht einmal wirklich. Isabel war ja auch noch da und würde gewiss zur Stelle sein, wie so oft, wenn ihre Mutter zu vertieft war, um die Realität noch gebührend wahrzunehmen. Außerdem konnte es zu dieser Stunde niemand Wichtiges sein.

'Bestimmt nur Señora Sanchéz, die den Zucker zurückbringt.', dachte Catalina mit einem leisen Seufzer. Das konnte auch Isabel erledigen.

'Und ich sollte mich um meine Aufsätze kümmern.', rief die blonde Frau sich in Erinnerung.

Doch dazu sollte sie nicht kommen. Es klopfte nämlich an der Tür. Kaum eine Sekunde später steckte Isabel ihren Kopf durch den Spalt.

„Mama?“, fragte sie in den Raum.

Catalina drehte sich auf ihrem Stuhl um.

„Ja, was gibt es denn?“

„Jemand möchte dich sprechen.“

Irritiert zog Catalina eine Augenbraue hoch. Wer konnte das nur sein?

'Señora Sanchéz bestimmt nicht.'

„Mama?“, wiederholte Isabel, jetzt leicht ungeduldig klingend.

„Ja. Ja. Ich komme.“, erwiderte ihre Mutter wie in Trance, während sie sich langsam erhob und auf ihre Tochter zukam.

„Er wartet im Wohnzimmer auf dich.“

Mit diesen Worten verkrümelte Isabel sich in die Küche. Sie war mehr als neugierig, was David Villa mit ihrer Mutter zu besprechen haben könnte. Sobald die Gelegenheit es zuließt, würde sie Mäuschen spielen, auch wenn sie ganz genau wusste, dass man nicht lauschen sollte. Aber in dem Fall konnte man doch wohl mal eine Ausnahme machen, oder nicht?
 

Während David auf Catalina wartete, sah er sich im Wohnzimmer um. Viel verändert hatte sich nicht gerade. Es gab ein paar neue Möbel, eine Stereoanlage, die die Margarita ganz bestimmt nicht besessen hatte und neue Tapete an den Wänden, sowie Fotos von Isabel und Catalina, aber das war es auch schon. Als Davids Blick auf die CD- Hülle fiel, die bei der Anlage lag, musste er lächeln. Sie hörte also immer noch Bon Jovi, so wie in ihrer Jugend.

'Schön, dass wenigstens etwas beim Alten geblieben ist.', dachte er bei sich.

Er war so in Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekam, dass sich die Tür zum Wohnzimmer öffnete und Catalina eintrat. Es dauerte ungefähr zwei Sekunden, bis sie ihn erkannt hatte.

„David?“,würgte sie fassungslos hervor.

Erschrocken fuhr der Dunkelhaarige zusammen. Rasch wandte er sich zu ihr um. Vorhin vom Auto aus hatte er sie nicht richtig erkennen können, doch jetzt gab es wirklich keinen Zweifel mehr. Vor ihm stand Dreckspatz. Natürlich deutlich älter. Ihre Haut war noch faltenfrei, aber in ihren Augen konnte er sehen, dass sie eine Menge durchgemacht hatte. Irgendwie fühlte er sich schuldig.

„Ja, ich bin es.“, erwiderte er leise.

Einen Moment starrte Catalina ihn nur an. Dann straffte sie die Schultern. Ihre Augen nahmen einen kalten Ausdruck an.

„Was willst du hier?“, fragte sie mit eisiger Stimme, die David zusammenzucken ließ, als habe man ihn geschlagen.

„Ich...“, hob er an, brach aber ab. Stattdessen hob er das Zuckerglas hoch. Isabel hatte zwar angeboten, es ihm abzunehmen, aber er hatte darauf bestanden, es als Beweis bei sich zu führen, für den Fall, dass Catalina ihn unfreundlich empfangen würde. Und das tat sie durchaus. Irgendwie enttäuschte ihn das. Sie hatten sich immerhin knapp 20 Jahre nicht mehr gesehen. Und alles, was ihr einfiel war ein angepisstes 'Was willst du'?

Das war nicht die Catalina, die er kannte. Und die er liebte. Oder geliebt hatte? Er wusste es nicht.

„Das hättest du auch meiner Tochter geben können.“, bemerkte Catalina unfreundlich.

„Ich wollte dich aber unbedingt sprechen.“, erwiderte David, der langsam genervt wurde.

Ja, verdammt, er hatte einen Fehler gemacht. Aber sie war mindestens ebenso schuldig wie er. Also sollte sie sich nicht so anstellen. Zum Zeugen eines Kindes gehörten schließlich immer zwei Leute.

„Warum das denn?“

Skeptisch sah Catalina ihren ehemaligen Freund und Liebhaber an.

„Weil ich rein zufällig heute erst von unserer Tochter erfahren habe.“, merkte er an, jetzt in ziemlich ätzendem Tonfall.

„MEINER Tochter!“, schnappte Catalina, „Isabel ist meine Tochter. Du warst nur an ihrer Entstehung beteiligt, mehr nicht.“

„Findest du?“, fauchte David, der nun langsam, aber sicher wirklich böse wurde.

Wie kam sie dazu, sich ihm gegenüber so giftig zu verhalten? Sie hatte schließlich nie gesagt, dass er sie geschwängert hatte. Und wenn man 16 war, war das so ziemlich das Letzte, womit man rechnete. Vor allem als Mann. Das musste ihr doch einfach klar sein, oder nicht? Er konnte schließlich nicht Gedanken lesen.

„Du kennst mich, David. Ich wurde dazu erzogen, ehrlich und gottesfürchtig zu sein.“

David schnaubte.

„Genau. Und deswegen hast du auch bereitwillig mit mir geschlafen damals. Weil das ja so gottesfürchtig war!“, frotzelte er, wohlwissend, dass er das Gespräch damit nicht entschärfte, sondern den Konflikt nur noch verstärkte. Er fragte sich ohnehin, was mit Catalina los war. Sie hatte sich unglaublich verändert, seitdem sie sich aus den Augen verloren hatten. Zumindest war das sein Eindruck. Catalina hingegen sah bei Davids letzter Bemerkung rot. Sie hatte ein heftiges Temperament, das zu zügeln erst die Margarita sie gelehrt hatte. Trotzdem konnte sie sich manchmal einfach nicht beherrschen. Allerdings richtete sich ihr Zorn nur gegen Gegenstände, niemals aber gegen Isabel. Schließlich war das Mädchen die einzige Freude in Catalinas Leben und obwohl sie nicht behaupten konnte, dass sie über ihre Schwangerschaft froh gewesen war, war die Tochter jetzt doch Catalinas Ein und Alles.

„Wie kannst du es wagen?“, zischte Catalina erbost.

Mit wenigen Schritten war sie bei dem ungebetenen Gast, holte aus und hatte ihm eine schallende Ohrfeige versetzt. David war völlig perplex. Das war das zweite Mal heute, dass er geschlagen wurde und nicht selbst Haue verteilte. Äußerst ungewohnte Situation. Andererseits konnte er nicht leugnen, dass er es wohl durchaus verdient hatte, auch wenn die Einsicht mindestens so schmerzte, wie die Schläge. Zwar war er ebenfalls sauer und drauf und dran, mal wieder die Beherrschung zu verlieren, doch etwas hielt ihn davon ab. Und das waren die Tränen in Catalinas Augen, die so heftig zurückzudrängen versuchte. Allerdings mit herzlich wenig Erfolg. Ein leiser Schluchzer drang an Davis Ohr. Er seufzte leise.

„Es tut mir Leid.“, flüsterte er, ohne genau zu wissen, was er meinte.

Das war Catalina völlig schnuppe. Wenigstens in diesem Moment. Sie sah ihn einfach nur an. Die blauen Augen schimmerten feucht, salzige Tropfen rannen über ihre Wangen. Am Liebsten hätte David sie in den Arm genommen und getröstet, aber er getraute sich nicht. ER, der feuchte Traum jedes zweiten Teenagers, war zu feige, um die Frau in den Arm zu nehmen, die er einst geliebt hatte. Oder noch liebte? Er wusste es immer noch nicht. Schließlich gab es da auch noch sein holdes Eheweib Patricia.

Bevor David weitere Überlegungen anstellen konnte, hatte Catalina ihm die Entscheidung abgenommen, indem sie sich einfach an seine breite Brust warf. Leicht überrascht verharrte David zunächst einfach nur so. Dann aber legte er die Arme um sie und drückte sie fest an sich. Das hatte zur Folge, dass Catalinas Tränen nur zahlreicher flossen, doch sie krallte sich an ihm fest, wie eine Ertrinkende. Sanft strich David mit seiner Hand über ihr Haar, feststellend, dass es noch immer so weich und seidig war, wie zu ihren Teenagerzeiten. Er konnte auch ihren Duft einatmen, der zwar nicht komplett derselbe war, sich jedoch nur wenig verändert hatte. Fraulicher war er nun, was David gut gefiel, wie er zugeben musste. Schlank war Catalina nach wie vor, jedoch mit mehr Kurven. Das lag bestimmt an der Schwangerschaft.

'Mist, falscher Gedanke...', dachte er und wäre beinahe zusammengezuckt, als er Leben in seiner Jeans spürte.

'Bitte, lieber Gott, mach, dass sie es nicht bemerkt!', war sein nächster Gedanke, gleich darauf gefolgt von 'Oh süßer Jesus, ich spüre ihre Brüste an mir...'

Solcherlei Denken war nicht gerade dazu angetan, den kleinen Villa wieder schlafen zu lassen. Ganz im Gegenteil, Davids kleiner Freund reckte sich nur noch energischer, als wolle er unbedingt bemerkt werden. Zum Glück war Catalina so in ihren Kummer vertieft, dass sie nichts davon mitbekam.
 

Es dauerte eine ganze Weile, ehe die blonde Frau sich so weit beruhigt hatte, dass sie ein vernünftiges Gespräch führen konnte. David plötzlich vor sich stehen zu sehen, war ein unglaublicher Schock gewesen. Da konnte man schon mal überreagieren. Und jetzt hatte sie sich ja wieder unter Kontrolle, also alles im grünen Bereich.

Mittlerweile saßen David und Catalina auf dem Sofa bzw. Sessel. Jeweils eine dampfende Tasse Kaffee stand vor ihnen auf dem Couchtisch. Noch herrschte etwas verlegenes Schweigen. Vor allem David wagte es nicht Catalina anzusehen. Es war ihm immer noch extrem peinlich, dass er seinen Trieb nicht unter Kontrolle gehabt hatte, als er sie getröstet hatte. Und er hoffte, dass Catalina nichts davon mitbekommen hatte. Sonst wäre er vor Scham im Boden versunken.

„Wieso bist du zurückgekommen?“, durchbrach Catalina das Schweigen leise, aber mit bestimmter Stimme.

David zuckte zusammen, weil sie ihn aus seinen Gedanken aufgescheucht hatte. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sich jedoch wieder in der Gewalt.

„Ich wollte meine Eltern besuchen.“, erwiderte er.

Kritisch zog Catalina eine Augenbraue hoch.

„Es ist mitten in der Saison, nächstes Wochenende spielt ihr gegen Alicante und du willst mir erzählen, dass du einfach so frei bekommen konntest? Komm schon, David, ich bin nicht blöd. Da steckt mehr dahinter, als ein schnöder Anstandsbesuch bei Mama und Papa.“

David seufzte. Wieso war Catalina genauso in der Lage, in ihm zu lesen, wie seine Mutter? Das war doch einfach nicht fair!

„Erwischt.“, gab er denn auch zu.

„Jetzt bin ich aber gespannt.“

Wieder entfuhr David ein Seufzer. Er wollte das nicht erzählen. Andererseits konnte er Catalina dann vielleicht Infos über die Vergangenheit aus der Nase ziehen.

„Ich hatte Streit mit Patricia. Wieder mal.“

Catalinas Augenbrauen wanderten nun so hoch, dass man meinen konnte, sie befänden sich direkt am Haaransatz.

„So,so.“, murmelte sie jedoch nur.

„Sie hat sich beschwert, ich hätte zu wenig Zeit für sie und die Kinder. Das stimmt schon, ich geb's zu, aber ich kann es einfach nicht leiden, wenn sie mich mit ihren Tiraden schon im Flur abfängt und mich anzickt, anstatt das Ganze in aller Ruhe am Küchentisch oder im Wohnzimmer zu klären. Du kennst mich, wenn bei mir ein gewisser Grad überschritten ist, verliere ich die Beherrschung.“

Bedächtig nickte Catalina, fügte dann aber hinzu: „Lass mich raten, du hast ihr eine reingehauen und das war nicht das erste Mal.“

Ziemlich beschämt neigte David zustimmend seinen Kopf. Er war alles andere als stolz auf diese 'Leistung'. Catalina schnaubte leise.

„Da ist sie ja nicht die Einzige, die die Erfahrung mal gemacht hat.“, bemerkte sie spitz.

Jetzt fuhr David richtig zusammen. Er hatte erfolgreich verdrängt, dass er auch Catalina schon geschlagen hatte und das tat ihm nachträglich noch sehr viel mehr leid, als er sagen konnte. Deswegen nickte er nur, sagte aber nichts.
 

Auf diese Enthüllung herrschte eine Weile Schweigen. Dann war es David, der das Wort ergriff.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schwanger warst?“

Verlegen biss Catalina sich auf die Unterlippe. Diese Frage zu beantworten war weder einfach, noch angenehm. Es bewies nur ihren Mangel an Vertrauen und ihre Kleingeistigkeit. Und außerdem, wie verstockt sie sein konnte, wenn es ganz und gar fehl am Platze war.

„Ich hab mich geschämt.“, flüsterte sie schlussendlich.

David, der in Catalinas Sessel gesessen hatte, stand auf und kam zu ihr rüber. Er kniete sich vor sie, eine Hand auf ihr Knie legend.

„Aber wieso denn? Natürlich, wir waren damals halbe Kinder und meine Eltern hätten mich getötet, wenn sie es damals gewusst hätten, aber wir hätten schon eine Lösung gefunden.“

Catalina biss fester auf ihre Lippe. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.

„Ich hatte Angst.“

„Wovor?“

„Dass du mich auslachst, mich wegschickst. Ach, ich weiß doch auch nicht!“

Ganz deutlich war Verzweiflung aus Catalinas Stimme zu hören. David hasste es, sie so zu sehen. Es erinnerte ihn an die Beerdigung der Margarita und das, was danach passiert war. Catalina war so verzweifelt gewesen und so abhängig von ihm. Selbst während sie es taten, hatte sie nicht aufhören können zu weinen.

'Ich muss endlich aufhören, dauernd daran zu denken!', schnauzte er sich gedanklich an. Sein kleiner Villa begann nämlich, sich wieder zu regen. David hätte nie gedacht, dass allein der Gedanke an die Liebesnacht mit Catalina ihn so in Wallung versetzen könnte. Und doch war es so.

„Nicht weinen.“, war alles, was David hervorbrachte.

„Tu ich doch gar nicht.“, protestierte Catalina, wurde jedoch Lügen gestraft, als sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel stahl und langsam über ihre Wange perlte.

Sanft, sanfter als er für möglich gehalten hatte, strich David den salzigen Tropfen von der weichen Haut, ließ aber seine Hand gleich an ihrer Wange liegen, nur um sachte und tröstend darüber zu fahren.

„Das ist aber nicht alles. Ich kenne dich, Spatz, und ich weiß, dass du dich früher oder später überwunden hättest, mir alles zu sagen. Da war noch etwas.“

„Wie gut du mich noch kennst...“, murmelte Catalina.

„Tja...“, war alles, was David sich getraute zu sagen, dann fügte er hinzu: „Willst du mir nicht endlich sagen, was damals geschehen ist?“

Langsam nickte Catalina. Sie suchte seinen Blick und blau traf auf braun. Schon öffneten sich ihre Lippen, doch nur ein einziges Wort kam darüber.

„Patricia.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-04-17T16:33:16+00:00 17.04.2011 18:33
waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah...
du bist echt gemein!! immer hörst du auf, wenn es so richtig spannend wird xD
will weiter lesen!! also beeil dich mim schreiben :-P

hach.. und David ist so süß.. *schmelz* xD
ich steh einfach auf bad guys *schäm* -.-

eine kleine anmerkung: ich fand den sprung nach der umarmung etwas irritierend beim lesen
aber trotzdem: wiedermal toller schreibstil :-)
*ganze kekspackung und nen starbuckskaffee geb*


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