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Weiße Weihnachten

von

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Silvester!

So, mit einem Jahr Verspätung hier nun endlich das Silvesterkapitel... und das auch nur dank der tatkräftigen Unterstützung meiner Beta, die wohl mindestens genausoviel zu dem Kapitel beigetragen hat wie ich... Aber wir haben es geschafft!

Und jetzt wünsche ich allen viel Spaß beim lesen.
 

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„Hast du alles, was wir brauchen?“

Wie ein aufgescheuchtes Huhn rannte Farin durch Belas Haus. Der Drummer lachte leise.

„Jan, jetzt beruhige dich mal wieder, es ist alles da. Bier und Wein für Rodrigo und mich, Wasser für dich. Außerdem hab ich den Sekt zum Anstoßen schon kaltgestellt und für dich gibt’s Orangensaft. Knabberzeug ist da, Kerzen, Raketen und was man sonst noch alles für ein gelungenes Silvester braucht.“

„Wann kommt Rodrigo nochmal?“

„In zwei Stunden. Wir haben also noch ein bisschen Zeit.“

Aus Belas nachsichtigem Lächeln wurde schließlich ein anzügliches Grinsen.

„Und ich habe auch eine Idee, wie wir sie nutzen können... vielleicht bist du dann wieder etwas entspannter!“
 

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„Hey!“

„Selber hey. Schön, dass du da bist. Komm schnell rein, es ist kalt.“

Schnell trat Rod einen Schritt ins Haus, damit Bela hinter ihm die Tür wieder schließen konnte.

„Jan ist im Wohnzimmer.“, informierte Bela seinen Gast umgehend und schenkte ihm im Anschluss noch einen leicht vorwurfsvollen Blick.

„Denn mir ist zu Ohren gekommen, dass ein gewisser Senor González seine Klappe nicht halten konnte und sich der Urlauber so genötigt fühlte, mir doch noch das Weihnachtsfest versüßen zu wollen.“

Zerknirscht lächelte Rod den Drummer an.

„Sorry, das war echt nicht meine Absicht. Wenn er nicht direkt nach dir angerufen hätte... aber ich konnte einfach nicht anders, ich war noch so dermaßen wütend auf ihn!“

Bela grinste, wuschelte seinem Freund kurz versöhnlich durch die schwarze Mähne und zog ihn in eine Umarmung.

„Schon OK. Ich bin dir deswegen ja auch nicht böse - eigentlich müsste ich dir eher dafür danken ...“

Die Umarmung wurde noch etwas fester.

„War es denn wenigstens so, wie du es dir vorgestellt hast?“, fragte Rod, nachdem sie sich wieder voneinander getrennt hatten.

„Nein“, meinte Bela und sein Grinsen wurde breiter.

„Viel schöner.“

Rodrigos Augen begannen zu leuchten.

„Das freut mich für dich!“
 

„Dirk, ist er endlich da?“, kam es plötzlich aus einem der Zimmer.

„Japp.“

„Wo bleibt ihr denn dann so lange?“

Lachend machten sich die beiden Dunkelhaarigen nun auf den Weg ins Wohnzimmer, um Farin nicht länger warten zu lassen.
 

„Mann, das riecht ja schon voll lecker. Wie lange dauert es denn noch?“

Neugierig steckten Rod und Farin ihre Köpfe in die Küche, denn Bela hatte sie aus eben jener verbannt, weil er der Meinung war, das sie zu viel herumpfuschten. Der Ältere lächelte und drehte sich ihnen mit einem dampfenden Topf zu.

„Perfektes Timing!“

Er drückte dem Blonden ungefragt den Nudeltopf in die Hand und reichte Rodrigo den noch nicht geöffneten Wein.

„Ihr könnt ja schon mal anfangen, den Tisch zu decken. Teller und Besteck bringe ich gleich noch ...“
 

Die beiden Älteren konnten es nicht lassen, in unbeobachteten Momenten dem jeweils anderen in den Hintern zu kneifen, ihm einen lüsternen Blick zuzuwerfen oder auch unterm Esstisch miteinander zu füßeln. Sie reizte Rodrigos Ahnungslosigkeit tatsächlich, doch sie wollten auch kein unnötiges Risiko eingehen und sich durch zu offensichtliches Anschmachten verraten. Nur als der Jüngste im Bunde sich noch einen Löffel aus der Küche holte, erlaubten sie sich einen schnellen aber genüsslichen Kuss.
 

„Das war echt lecker, Felse.“

„Dem kann ich nur zustimmen. Du bist ein hervorragender Koch.“

Bei Farins Betonung und seinem liebreizenden Lächeln dazu, überzog Belas Gesicht eine unwillkürliche, leichte Röte.

Der Chilene kannte diese homophil angehauchten Spielchen seiner Freunde schon, auch wenn sie es seiner Meinung nach heute etwas übertrieben und scheinbar dachten, er würde es nicht merken. Solange sie ihn damit verschonten ...

„Ich gönne mir jetzt erst mal eine Zigarette, Mädels ...“, meinte er grinsend und steuerte auch gleich die Terrassentür an.

„Jut. Drück du dich nur vorm Tischabräumen … dann muss Jan eben dran glauben.“

Der Blonde tat etwas beleidigt, doch es es war ihm natürlich recht, Bela für ein paar Minuten wieder für sich allein zu haben. Gemeinsam brachten sie das dreckige Geschirr in die Küche. Kaum hatten sie es abgestellt, fanden sich ihre Lippen wie Magneten. Automatisch verschränkten sie die Arme um den jeweils anderen und intensivierten diese Umarmung nach und nach.
 

Als Rodrigo wieder ins Wohn- bzw. Esszimmer kam, standen noch die Schüssel mit dem Gemüse, einer der Töpfe und Farins leere Wasserflasche auf dem Tisch. Er verdrehte leicht genervt die Augen, stapelte dann aber alles geschickt, um es in die Küche zu bringen. Er fragte sich, ob er nicht doch zu gut für diese Welt war, dass er seinen Freuden nun doch noch alles hinterher räumte. Er bog in die Küche ab und hielt plötzlich inne. Es war regelrecht eine Kunst, den schmierigen Topf nicht einfach aus seinen Händen gleiten zu lassen. Verblüfft zog er seine Augenbrauen bis unter den Haaransatz und starrte die Beiden fragend an. Eine Hand vergrub sich da in Blondem Haar und die andere kreiste unter dem anthrazitfarbenen Norwegerstrickpullover. Das waren doch keine homophilen Spielchen mehr, oder?!

„Ihr... ach du scheiße. Seid ihr etwa wirklich ...?!“

Erschrocken fuhren seine beiden Freunde, die sich tatsächlich noch immer geküsst hatten, als ginge es um ihr Leben, auseinander. Bela und Farin tauschten nun doch schnell einen unsicheren Blick, bevor der Ältere bestätigend nickte und schlicht fragte:

„Schlimm?“

Sichtlich blass und scheinbar ratlos sah der Chilene zwischen seinen Freunden hin und her. Gewisse Erinnerungen drängten sich wieder in Rodrigos Bewusstsein.

„Aber … Oh Mann.“, begann er und fixierte Bela dabei einen Moment länger bevor er auch schon Anstalten machte, den Raum zu verlassen.

„Sorry Jungs, aber das muss ich erst mal sacken lassen!“, murmelte er nun, und ließ vor allem Farin sehr überrascht zurück. Im Flur zog er sich Schuhe und Jacke an und verließ eilig das Haus.

Farin wankte zurück ins Wohnzimmer und sank schließlich recht spannungslos auf dem Sofa zusammen. Seine Knie waren weich. Hilflos sah er zu dem Älteren auf, der ihm zwar gefolgt war, aber noch immer sprachlos zur Wohnungstür blickte.

„Das wars dann wohl... wir hätten es lassen sollen.“

Die Resignation war überdeutlich in Farins Stimme zu hören. Bela schüttelte daraufhin nur den Kopf und wandte sich ihm wieder zu. Er kniete sich dicht vor ihn, umfasste so sanft wie möglich das Gesicht des Jüngeren und sah ihm ernst in die Augen.

„Nein Jan, das war genau das Richtige. Du wirst sehen, Rodrigo hat nicht ernsthaft etwas dagegen. Ich fürchte nur, wir haben ihn damit etwas überfahren. So, wie ich ihn kenne und einschätze, braucht er jetzt einfach ein paar Zigaretten, um darüber nachzudenken. Ich meine, immerhin gab es nie irgendwelche offensichtlichen Anzeichen dafür, dass einer von uns beiden auf Männer steht...!“

Ein schiefes Lächeln schleicht sich auf Belas Gesichtszüge ehe er noch hinzufügt:

„… ernsthaft meine ich jetzt; meine früheren Experimente und die provozierenden Bemerkungen mal außen vor gelassen ...“

Ein zärtlicher Kuss wurde auf Farins Lippen gehaucht.

„... wobei ich mir auch nicht so sicher bin, ob ich wirklich auf Männer stehe ...“, meinte Bela weiter und nun aufgesetzt ernst.

Farin war im ersten Moment etwas irritiert, doch dann sah er das fette Grinsen im Gesicht des Älteren aufblühen.

„... vielleicht nicht doch eher nur auf dich?!“

Das klang schon ganz anders in seinen Ohren.

Nun lachte auch der Blonde wieder und zog seinen feixenden Freund zu sich hoch auf seinen Schoß.

Kurz darauf war es Bela, der wieder zum eigentlichen Thema zurückfand.

„Wie hättest du denn an seiner Stelle reagieren?“

Fragend grüne Augen trafen auf nachdenklich Grün-braune.

„Ich hoffe, du hast recht. Und ich schätze mal, ich hätte wohl nicht viel anders reagiert.“

„Du wirst sehen, spätestens in einer Stunde ist er wieder hier.“
 

Ziemlich genau eine Stunde später klingelte es erneut an der Tür. Bela warf Farin noch einen wissenden Blick zu und ließ den Chilenen dann zum zweiten Mal an diesem Tag in sein Haus. Rod wagte es nicht, ihn anzusehen. Schweigend schälte er sich aus seiner Jacke.

„Willst du vielleicht einen Tee? Dir ist doch bestimmt kalt.“, fragte der Ältere währenddessen vorsichtig mit einer Mischung aus betonter Coolness und leichter Unsicherheit.

„Hm, gern.“, murmelte Rod etwas befangen und kämpfte ein wenig mit seinen zu eng geschnürten Winterstiefeln.

Als Bela schon in die Küche wollte, hielt Rod ihn plötzlich auf.

„Warte bitte ...“, bat er und sah seinem Freund nun endlich mit leicht verschämten Blick in die Augen.

„Ich... es tut mir leid, wie ich vorhin reagiert hab.“

Farin stand nun auch mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen am Türrahmen des Wohnzimmers gelehnt da und wirkte etwas nervös.

Rod sah einmal von einem zum anderen und schien schnell zu merken, dass ihm hier keiner ernsthaft böse war. Bei Bela glaubte er eher Verständnis zu erkennen, bei Farin Verunsicherung.

„Ich hab natürlich nichts … dagegen! Und das wisst ihr auch!“, versicherte er zunächst etwas stockend.

„Es hat mich vorhin nur so überrascht … vor allem bei dir.“, wandte er sich dann direkt an den Blonden.

Beide wurden sie unwillkürlich etwas rot.

„Ich meine, klar, ihr oder besser wir, ich nehme mich da ja nicht aus, lassen schon öfter mal recht anal- und schwanzfixierte Sprüche auf der Bühne los, oder es wird mal rumgeknutscht und geturtelt,aber das ist ja was ganz anderes. Das gehört irgendwo zur Show, um die Fans oder so zu schocken - wobei ich mehr den Eindruck hab, dass ihnen das mittlerweile sogar gefällt. Aber das hier... Ich wäre tatsächlich nie so ohne weiteres auf die Idee gekommen, dass einer von euch beiden ernsthaft ...“

Er brach kurz ab, gestikulierte etwas unbeholfen und sah seine beiden Bandkollegen und Freunde beinahe entschuldigend an.

„OK, von Felse weiß ich ja, dass er früher auch mal mit Männern rumgemacht hat …“

Rod sah dem Älteren nun wieder recht bedeutungsvoll in die Augen und grinste etwas gequält.

„... habe ich ja das eine oder andere Mal miterleben dürfen. … Aber ich dachte immer, das wäre nur aus reiner Neugier oder Notgeilheit ...“

„Du hast miterlebt, wie Dirk mit Männern rumgemacht hat?“, unterbrach Farin plötzlich teils amüsiert, teils leicht verstört.

Bei dieser Frage legte sich eine leichte Röte auf Rodrigos Gesicht und er senkte den Blick.

Diese Information hatte er eigentlich nicht hervorkramen wollen.

So antwortete nun auch statt ihm Bela ungefragt.

„Er war einer von ihnen.“, sagte er vorsichtig mit abschätzender Musterung seines blonden Freundes.

„WAS?“, platzte es Farin ungläubig heraus.

Schockiert sah er zwischen den beiden Dunkelhaarigen hin und her.

Bela schüttelte sofort den Kopf und hob abwehrend die Hände, um seinem Freund sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen, doch da meldete sich schon der Chilene zu Wort.

„Danke, Felse! Ich dachte eigentlich, wir wollten die ganze Sache vergessen?!“, zischte er den Älteren etwas verärgert an und wandte sich dann gleich erklärend an Farin.

„... Ich war dicht, nicht nur vom Alkohol. In dem Moment war mir egal, ob ich mit nem Mann oder ner Frau rummache, okay? Das war mit einer der Gründe, warum ich mit den Drogen aufgehört hab. Ich wollte nie wieder so sehr die Kontrolle über mich verlieren.“

Er sah nun wieder zu Bela und sie tauschten einen intensiven, wissenden Blick. Dieses Thema hatten sie schon mal.

Etwas ruhiger und auch leicht verlegen gestand er dann:

„Und ich bin bis heute froh, dass wenigstens du es warst und nicht irgendjemand wildfremdes.“

Noch immer fassungslos sah der Blonde seinen Freund an. Das hier war komplett neu für ihn.

„Warum zieht ihr solches Zeug unterm Teppich vor, wenn ihr es eigentlich vergessen wolltet?“, fragte der Blonde nun zwar noch immer irritiert aber keinesfalls sauer scheinend.

Belas Augen wurden wieder sehr sanft.

„Weil ich ehrlich zu dir sein will. Wir haben jetzt eine … Beziehung, ich will dir nichts verheimlichen, was irgendwie relevant sein könnte. Und ich denke, dass das hier in diese Kategorie gehört.“

Für einige Zeit verständigten sie sich ausschließlich über Blickkontakt.

Vorsichtig griff Farin schließlich nach der Hand des Drummers und zog ihn zu sich, um ihn fest zu umarmen. Sie küssten sich kurz und schienen sich dann mit geschlossenen Augen eng am Körper des anderen zu verlieren.

Rodrigo drehte sich leicht verschämt weg.

„Daran muss ich mich wirklich noch gewöhnen.“, murmelte er und wusste nicht so recht, wo er jetzt mit sich hin sollte.

Als seine beiden Freunde auch nach einer ganzen Weile noch keine Anstalten machen, die innige Umarmung zu unterbrechen, räusperte er sich leicht umständlich.

„Ähm, ich bin dann mal so frei ...“, meinte er und machte sich jetzt einfach seinen versprochenen Tee selbst.
 

„Hey, alles in Ordnung?“

Rod wandte kurz den Kopf in Richtung des Schwarzhaarigen, der zu ihm auf die Terrasse getreten war, bevor er sich die nächste Zigarette anzündete.

Der Jahreswechsel rückte immer näher und die latente Anspannung war noch immer nicht ganz verflogen.

„Ja, alles in Ordnung“ nuschelte er leise.

„Ändert das“ Bela deutete hinter sich auf das Wohnzimmer, wo der Blonde gerade einen Scheit Holz in den Kamin warf, „was an unserer Freundschaft?“

Rod verschluckte sich am Rauch seiner Zigarette und hustete. Dann sah er Bela entsetzt an.

„Sag mal, spinnst du?“ Er lachte etwas irritiert und fragte dann sachte: „Warum sollte sich da was ändern?“

Er senkte den Kopf und fuhr nachdenklich fort.

„Es hätte nur was geändert, wenn ihr es mir verschwiegen hättet. Dann wäre ich nämlich stinksauer ...“

Bela seufzte, lehnte sich neben Rodrigo an das halbhohe Geländer und ließ sich dann, einer inneren Intuition folgend, vertraut gegen den Jüngeren sinken.

„Das weiß ich, Rodrigo.“

Rod nahm derweil noch einen Zug und musterte dabei seine Schuhe.

„Das ist so... komisch.“, meinte er schließlich.

„Ungewohnt. Ich weiß auch nicht... Es stört mich nicht, ist schließlich eure Sache, mit wem ihr... du weißt schon."

Rod gestikulierte kurz nichtssagen und fuhr dann fort.

"Ich weiß nur noch nicht so genau, wie ich damit umgehen soll.“

„Schon okay. Ich denke, ich kann nachvollziehen, was in dir vorgeht. An deiner Stelle würde es mir wohl nicht anders gehen ...“

Nun war es der Chilene der seufzte.

„Es tut mir wirklich leid, dass ich vorhin einfach abgehau'n bin. Es war nur... dadurch kamen die ganzen Erinnerungen an unseren – na ja, One-Night-Stand trifft es wohl am ehesten – wieder hoch. Ich schätze, ich war einfach erst mal überfordert...“

Bela legte nun einen Arm um Rods Schultern und drückte ihn an sich. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Chilenen.

„Jan wird sicher Spaß mit dir haben. Soweit ich mich noch erinnern kann, warst du richtig gut.“, feixte er nun wieder etwas frecher.

Dafür fing er sich einen leichten Knuff in die Seite ein.

„Na, das Kompliment kann ich eigentlich nur zurückgeben. Ich glaub, meine Erinnerung ist da sogar etwas besser als deine.“

Beide mussten sie lachen. Humor bekämpfte die eigentliche Peinlichkeit der Situation ganz gut.

„Ich denke, es war ganz gut, es Jan zu sagen. Wenn er irgendwann durch einen dummen Zufall von alleine darüber gestolpert wäre, hätte es nur Ärger gegeben.“
 

Sie trennten sich wieder, schwiegen eine Weile und bemerkten nicht, dass der Blonde sie durch das große Fenster beobachtete. Er wirkte etwas verspannt und vielleicht sogar eifersüchtig. Er wollte sich da aber auch nicht weiter hineinsteigern.
 

Schließlich raffte sich Bela auf, als es ihm zu kalt wurde.

„Na komm, lass uns wieder reingehen.“

Kurz standen sie dicht voreinander, und Bela sah ihm ernst in die Augen.

„Du bist mein bester Freund, weißt du das? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie sehr ich mich gefreut hab, als du zugestimmt hast, bei den Ärzten Bass zu spielen?“

Rod sah ihn nur an, dann drückte er den Älteren nochmals.

Als der Chilene durch die Fensterfront ins Wohnzimmer schielte, traf er kurz Farins undurchsichtigen Blick, der sie scheinbar schon die ganze Zeit zu beobachtete. Im ersten Moment war er etwas verunsichert, doch dann erkannte er das schiefe Lächeln auf den Zügen des Blonden. Er beruhigte sich wieder etwas, auch wenn er Farins Unbehagen nur zu deutlich erkannte.

„Ich bin auch froh, dass ich mich dafür entschieden hab. Du und Jan, ihr bedeutet mir unheimlich viel. Ich hab nur etwas Angst, dass irgendwie alles kaputt gehen könnte.“

„Niemals, Rodrigo, das verspreche ich dir. Und, egal was kommt, unsere Freundschaft bleibt.“
 

Endlich kamen sie wieder ins Warme. Sie entledigten sich ihrer dicken Winterjacken bevor Rod sich zunächst aufs Klo verabschiedete und Bela sich sofort zum Blonden aufs Sofa gesellte, der nun gedankenverloren ins Feuer starrte. Der Ältere schmiegte dicht an seinen Freund und musterte ihn leicht herausfordernd von der Seite. Nichts tat sich. Provokant wanderten nun seine eiskalten Hände je auf Bauch und Rücken unter den warmen Pullover des Blonden. Etwas erschrocken sog Farin scharf die Luft ein während seinen gesamten Körper eine mächtige Gänsehaut überzog.

Erst jetzt wandte er sich Bela zu.

„Du kleiner Spinner!“, flüsterte er und lehnte sich dann ebenfalls gegen den festen Körper neben sich.

„Alles klar bei dir?“, fragte der Ältere nach kurzem Genießen ihrer trauten Zweisamkeit.

„Hm... Ja, alles klar.“, kam die recht träge und wenig überzeugende Antwort.

„Worüber denkst du nach?“

Farin sah sich kurz um, doch Rod war scheinbar noch immer im Bad.

„Worüber habt ihr geredet?“

Bela stutzte einen Moment, da der Tonfall des Blonden für ihn etwas seltsam klang. Eine Vermutung machte sich in ihm breit.

„Jan, du bist doch nicht etwa eifersüchtig auf Rod, oder?“

Belas Hände, die sich noch immer an der Haut seines Freundes wärmten, begannen nun beruhigende Kreise zu zeichnen.

„Das brauchst du nicht, wirklich.“

Er gab ihm bestätigend noch einen sanften Kuss auf die Schläfe bevor er fortfuhr:

„Ich liebe dich und nicht ihn. Er ist mein bester Freund, Bruder, Seelenverwandter ...“

Farin unterbrach ihn.

„Das hast du die ganzen Jahre auch von mir behauptet.“, gab er zu bedenken.

„Ja, aber bei uns beiden war es schon immer etwas... mehr. Frag mich nicht, genauer kann ich es nicht definieren.“

Bela starrte gedankenversunken in das prasselnde Kaminfeuer und suchte nach den richtigen Worten, um seine Gefühle zu den Beiden besser beschreiben zu können.

„Weißt du, Rod ist immer für mich da, wenn ich ihn brauche. Ich muss ihn nur anrufen, und ich weiß, er würde sich sofort ins Auto setzen und zu mir kommen, wenn es nötig wäre, egal zu welcher Uhrzeit. Ich kann mit ihm trinken gehen, er ist mein Seelenklempner. Keine Ahnung, was er sich in den ganzen Jahren, die wir uns nun schon kennen, alles anhören durfte. Und immer hatte er einen Rat für mich.“

Nun zwang er den Blonden mit sanfter Gewalt, ihn anzusehen. Seine Stimme wurde weicher, tiefer, so dass Farin ein leichter Schauer den Rücken hinab lief, als Bela ihn mit glänzenden Augen ansah, in denen sich die Flammen des Kaminfeuers spiegelten.

„Du dagegen bist einfach mein Sonnenschein. Auch wenn du die meiste Zeit unterwegs und nicht immer erreichbar bist. Ich bin froh, wenn du mal daheim bist und ich mit dir reden kann, mir anhören kann, was du auf deinen Reisen wieder alles erlebt hast. Über jede Karte, die du mir schickst, freue ich mich wie ein Schneekönig ...“

Farin musste unwillkürlich schmunzeln.

„denn dann weiß ich, dass es dir zumindest zu dem Zeitpunkt, als du sie abgeschickt hast, gut ging. Ich fiebere dem Tag entgegen, an dem du wieder hier bist und ich dich sehen kann. Ich brauche dich, du bist mein Gegenstück, ohne das ich nicht leben kann.“

Tränen der Rührung traten bei Belas Worten in Farins Augen. Er zog den Älteren fest an sich und drückte ihn.

Noch immer eng umschlungen saßen sie auf dem Sofa, als Rod wieder ins Wohnzimmer kam. Er hatte seinen Freunden bewusst etwas mehr Zeit geben wollen, weil er es schon im Urin hatte, dass es da wohl noch das ein oder andere zu klären gab.
 

Um den Jüngeren nicht erneut zu überfordern, hielten sie sich den restlichen Abend zurück. Nur bei wenigen Gelegenheiten gab es intensiven Blickkontakt oder auch spätpubertäre Neckereien, welche verdeutlichten, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Die Zeit verging schnell, während sie sich unterhielten. Diverse Karten- und Silvesterspiele wurden durchexerziert, es gab traditionell Raclette und Fondue und sie schmiedeten Pläne für das nächste Jahr. Irgendwann erinnerte sie das im Hintergrund dudelnde Radio daran, dass es schon kurz vor Mitternacht war.

„Wir sollten langsam rausgehen. Gleich geht das Feuerwerk los.“

Gemächlich zogen sie sich an und nahmen dann die schon bereit gestellten Getränke und Gläser mit raus auf die Terrasse. Rod musste sich beeilen, um sich noch eine Zigarette anzuzünden. Es sollte seine letzte sein – zumindest laut seinem guten Vorsatz fürs neue Jahr. Dass dieser gute Wille auch schon die letzten drei Jahre nie lange angehalten hatte, musste man ja nicht jedem unter die Nase binden …

Wenig später standen sie alle beisammen. Bela reichte jedem sein Glas, was hieß: für ihn und Rod Sekt und für Farin fairtrade Bio-O-Saft.

Von drinnen aus dem Radio drang nun auch schon der Countdown zu ihnen.

„... drei … zwei … eins … Prosit Neujahr!“, stimmten sie unisono mit ein und lachten.

„Ein frohes neues Jahr!“, wünschten sie sich und jeder umarmte nun jeden.

„Ich wünsche euch beiden alles Gute, in jeder Hinsicht und Beziehung.“, beschwor Rod nochmals zwinkernd und zog seine beiden Freunde jeweils noch ein weiteres Mal in eine feste Umarmung.

„Wir dir auch!“

Somit war Grundstein für ein frohes, glückliches und rundum perfektes Jahr schon mal gelegt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yamina-chan
2012-07-09T01:48:21+00:00 09.07.2012 03:48
So.
Nach mehr als sieben Monaten in denen ich dein endlich hochgeladenes Silvesterkapitel lesen wollte bin ich jetzt endlich dazu gekommen XD
Ein durchaus nettes Ende ^^
Das man die Geschichte nach wie vor nicht 100%ig ernst nehmen kann sollte klar sein, aber für eine FanFiction dieses Fandoms ist und bleibt sie lesenswert =D
Danke für den Abschluss, so schließt sich die Geschichte besser ^^


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