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Weiße Weihnachten

von

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Eigentlich sollte das hier ein Weihnachts-OS werden. Irgendwie hat er sich dann verselbständigt, deshalb lade ich ihn jetzt in drei Teilen über die Weihnachtsfeiertage hoch. Und da heute Heiligabend ist, ist dieser Teil der längste.

Dank und viele Grüße gehen an meine Betas alabaster89 und takumi.

Und jetzt viel Vergnügen!

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Wie gerne erinnerte Bela sich an eines der schönsten Weihnachten, die er bisher erlebt hatte. Zu dieser Zeit hatte er zusammen mit Farin eine kleine Wohnung, und obwohl sie nicht viel Geld hatten, gab es einen kleinen Christbaum. Sowohl Belas als auch Farins Mutter hatten ihnen ein wenig Christbaumschmuck gespendet; obendrein gab es von beiden noch Unmengen an Weihnachtsplätzchen. Dazu kochten sie sich Tee – für Farin – und selbstgemachten Glühwein aus billigem Rotwein und diversen Gewürzen, die sich in ihrer Küche fanden – für Bela. Auch wenn er es in der Gegenwart des blonden Antialkis selten nötig hatte, Hilfsmittel zur Stimmungshebung einzusetzen, so gehörte ein richtiger Glühwein für ihn zu Weihnachten einfach dazu. Dafür verzichtete er, zumindest über die Feiertage, Farin zuliebe auf sämtliche anderen alkoholischen Getränke. Sie alberten herum, schrieben sinnlose Lieder und lachten sich darüber schlapp. Für einen Tag hatten sie ihre Geldsorgen mal beiseite geschoben, waren einfach mal wieder unbeschwert und genossen die Zeit, die sie ohne Streit – bei dem es entweder um das nicht vorhandene Geld oder Belas Drogen- und Alkoholeskapaden ging – miteinander verbrachten. Zur Krönung des Tages sahen sie sich gemeinsam den billigen Weihnachtsporno an, den Farin ihm geschenkt hatte.
 

Geknickt stand der Schwarzhaarige am Fenster und sah hinaus. Seit langem schneite es mal wieder richtig, nicht dieser Schneematsch, den es die letzten paar Jahre immer gegeben hatte.

Eigentlich mochte er Schnee und allgemein die Weihnachtszeit ja ganz gerne, doch das bedeutete auch, dass sein bester Freund sich spätestens bei den ersten weißen Flocken aus dem Staub machte und gen Süden flog. 'Bester Freund' stimmte auch nicht mehr so ganz, denn sie hatten sich in den letzten Jahren privat doch eher auseinandergelebt. Es war nicht schlimm, Freunde waren sie dennoch, zumal sie sich auch schon wieder etwas näher gekommen sind. Doch sie brauchten wieder etwas gemeinsames; etwas, das sie wieder wie früher verband.

Wie gerne hätte er genau aus diesem Grund mal wieder mit Farin zusammen Weihnachten gefeiert, mit einem geschmückten Christbaum, unter dem die verpackten Geschenke lagen. Im Kamin würde knisternd ein Feuer brennen und der Geruch von Plätzchen, Tee und Glühwein würde in der Luft liegen. Dieses Jahr war dieser Wunsch noch etwas größer, da er trauriger weise gezwungen war, an Heiligabend allein zu sein. Eine Freundin hatte er schon seit einer ganzen Weile keine, die meisten seiner Freunde hatte nun ihre eigenen kleinen Familien oder waren unterwegs, seine Eltern waren nicht da und Diana war mit ihrem Mann und den Kindern in New York. Er hätte zwar mitgekonnt, doch er wollte sich niemandem aufdrängen, es hätte sich falsch angefühlt.

Seufzend wandte er sich wieder vom Fenster ab. Weihnachten rückte mit jeden Tag näher und seine Laune sank bis ins Depressive. Unbeschwerte Feiertage mit seinem besten Kumpel, das wäre eine echt schöne Sache, doch das würde wohl ein Wunschtraum bleiben.

Wenigstens hatte er zu seinem Geburtstag einen Anruf bekommen, in dem der Größere ihm gratuliert hatte.
 

Er schnappte sich antriebslos das Telefon, wählte nach kurzem Überlegen eine der Kurzwahltasten und lief in seinem Wohnzimmer auf und ab. Viermal klingelte es.

„González?“

„Hallo Rodrigo.“

Nach dem üblichen Smalltalk wusste Belas Gesprächspartner schon, wo diesen der Schuh drückte.

„Felse, du hast Sehnsucht nach dem großen Blonden!“

Das war keine Frage sondern eine klare Feststellung.

Langsam setzte Bela sich auf die große Couch und ließ seine Atemluft geräuschvoll entweichen. Rod war der Einzige, der von seinem Wunsch wusste. Zu gut konnte er sich noch an das Gespräch erinnern, das Weihnachten vor 3 Jahren stattgefunden hatte. Damals gab es eine ähnliche Situation wie jetzt und Rod hatte ihm Gesellschaft geleistet.
 

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„Hey, Dirk, was ist denn los?“

Besorgt ließ sich Rodrigo neben dem Drummer nieder, der mit angezogenen Beinen auf dem Sofa saß und gedankenverloren ins Feuer starrte.

„Es ist nichts...“

Einen Moment musterte der Chilene seinen Freund schweigend.

„Das kann ich dir nicht so ganz abkaufen, Felse. Irgendwas hast du doch?!“

Bela seufzte und sah den Besorgten etwas gequält an.

„Du gibst jetzt keine Ruhe, oder?“

Als Rod nur stumm den Kopf schüttelte, wandte er den Blick wieder ins Feuer und begann, seinen Kummer in Worte zu fassen.

„Es ist nur... irgendwie vermisse ich Jan um diese Jahreszeit. Weißt du, ich würde zu gerne mal wieder gemeinsam mit ihm Heiligabend verbringen. Versteh mich nicht falsch,"

Er sah wieder zu seinem Freund.

"ich feiere auch gerne mit dir, der Abend war ja auch schön. Es ist nur... es ist nur...“

Bela schluckte und suchte nach den richtigen Worten, um den Bassisten nicht zu verletzen. Dazu hatte er ihn einfach zu gerne. Gerade als er weiter reden wollte, unterbrach ihn Rod.

„Ihr seid einfach noch immer die besten Freunde, das ist was besonderes, und es verletzt dich, dass es ihm scheinbar so egal ist.“

Verdutzt sah Bela ihn an. Schon oft hatte er das Gefühl gehabt, dass Rod ihn besser kannte als er sich selbst. Auf jeden Fall konnte er jede seiner Stimmungen genau einordnen und wusste, wie er damit umzugehen hatte.

„Ja, genau ... Aber bitte sag ihm nichts davon, ja? Wenn er nicht von selbst auf die Idee kommt ... dann soll es halt nicht sein.“

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„Ja, so sieht's aus. Hast du vielleicht Lust, wieder mit mir zusammen zu feiern?“

Bela konnte den hoffnungsvollen Tonfall nicht unterdrücken. Vielleicht konnte Rod ihn ja soweit ablenken, dass er wieder auf andere Gedanken kam. Sanft und bedauernd erklang die Stimme des Chilenen.

„Sorry, Lust hätte ich schon, aber ich bin doch über Weihnachten Skifahren und komme erst am 30. wieder zurück. Wenn du willst, können wir dann ja zusammen ins neue Jahr feiern.“

Resigniert seufzte Bela auf.

„Stimmt, hattest du ja gesagt. Na ja, kann man nichts machen. Da freu ich mich wenigstens auf Silvester. Dann wünsche ich dir schon mal viel Spaß, und pass auf dich auf.“

„Danke, werde ich machen. Sobald ich wieder da bin, ruf ich dich an, OK?“

„Ist gut, bis dann.“
 

Mit Wut im Bauch, die sich allerdings nicht gegen seinen Telefonpartner richtete, legte Rod auf.

„Dieses verdammte Arschloch! Immer denkt er nur an sich. Bekommt der denn gar nichts mit? Kann er nicht einmal über Weihnachten hier bleiben?“

Als das Telefon erneut klingelte, nahm er ohne aufs Display zu sehen ab und blaffte in den Hörer.

„Was?“

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“

Fröhlich erklang die Stimme des Blonden. Er konnte froh sein, dass der Bassist nicht in der Lage war, durch den Hörer zu klettern, sonst hätte er jetzt ein ziemlich großes Problem. Zähneknirschend antwortete Rod ihm.

„Sie heißt Jan Vetter, manchmal nennt sie sich auch Farin Urlaub.“

Daraufhin war es am anderen Ende erst mal einen Moment still, bevor Farin vorsichtig nachfragte.

„Was ist denn los?“

„Was los ist? Warum zum Teufel musst du jedes, aber auch wirklich jedes verdammte

Jahr zu Weihnachten wegfahren? Du bist so verdammt egoistisch, Jan, wie es anderen geht, interessiert dich doch kein Stück! Von alleine kommst du ja noch nicht mal auf den Gedanken, dass andere gerne mit dir zusammen feiern würden.“

„Kann ich denn ahnen, dass du...“

Farin wurde unsanft unterbrochen.

„Nicht ich, Jan!“

„Wer denn dann?“

Rod holte tief Luft, um sich wieder etwas zu beruhigen. Seiner Meinung nach war er mit Mitte 30 definitiv noch zu jung, um vor lauter Aufregung einen Herzinfarkt zu bekommen.

„Felse...“

„Oh!“

„Genau, oh. Eben habe ich mit ihm telefoniert, weil er dieses Jahr allein feiern muss und sich ein bisschen ablenken wollte. Es geht ihm beschissen, und wenn ich zu der Zeit nicht Skifahren würde, wäre ich bei ihm, damit er nicht alleine ist. Verdammt, es ist sein größter Wunsch, mal wieder gemeinsam mit dir Weihnachten zu verbringen. Ich versuche ja immer, eure Wünsche zu erfüllen, aber bei diesem einen liegt es nun mal nicht in meiner Hand.“

Nochmals war es am anderen Ende einen Moment still, bevor Farin kleinlaut wieder etwas sagte. So sauer hatte er den Chilenen noch nie erlebt.

„Ich wusste nicht, dass ihm soviel daran liegt. Er fragt mich zwar jedes Jahr, ob ich wieder wegfahre und wohin, aber ich dachte, das wäre nur normales, freundschaftliches Interesse.“

„Manchmal denkst du zu viel und erkennst nicht die Botschaft, die hinter den Worten steckt.“

„Scheinbar...“

Gedankenverloren hatte Farin geantwortet, bevor er erneut ansetzte zu reden.

„Ich muss Schluss machen, wird sonst zu teuer. Wahrscheinlich melde ich mich demnächst mal wieder.“

„Tu, was du nicht lassen kannst.“

Schon hatte Rod auf den kleinen roten Hörer gedrückt und das Gespräch somit beendet. Sein Gewissen meldete sich, hatte er doch dem Drummer versprochen, Farin kein Wort zu sagen. Doch eben hatte er es nicht länger ausgehalten und es war einfach so aus ihm herausgeplatzt. Er konnte einfach nicht verstehen, wie der Blonde, der doch sonst alles mitbekam, Bela gegenüber so blind war.
 

Mit einem schlechten Gewissen hängte auch Farin den Hörer wieder auf die Gabel, bevor er aus der Telefonzelle auf die staubige Straße trat. Tatsächlich hatte er sich die letzten Jahre keine Gedanken darüber gemacht, wie seine Freunde die Feiertage verbrachten. Und dass ausgerechnet Bela unter seiner Abwesenheit zu leiden schien, behagte ihm gar nicht. Sie waren schon länger nicht mehr die dicksten Freunde, doch die Vergangenheit schweißte sie zusammen. Der engere Kontakt war nur etwas müde geworden und keineswegs kaputt.

„Vielleicht sollte ich...“ murmelte er vor sich hin und stieg wieder auf sein Motorrad.
 

Zwei Tage später klingelte bei Rod erneut das Telefon. Gut gelaunt, da er gerade am Packen war und in wenigen Stunden auf dem Weg in den Skiurlaub, nahm er ab.

„Hallo Rodrigo, könntest du mir bitte einen Gefallen tun?“, flötete ihm Farin entgegen.

Sofort sank die Laune des Südamerikaners wieder ein wenig. So schnell wollte er dem Gitarristen seinen Egoismus nicht verzeihen, entsprechend kühl reagierte er auch.

„Um was geht es denn?“

„Wärst du so freundlich und würdest bei mir zu Hause die Heizung aufdrehen? Ich hab keine Lust, mir irgendetwas abzufrieren, wenn ich heimkomme.“

„Du weißt schon, dass ich dafür extra nach Hamburg fahren muss? Warum fragst du nicht Felse? … Moment mal, was soll das überhaupt heißen, du kommst heim?“

Ein leises Lachen erklang, und Rod konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Farin genau diese Reaktion von ihm erwartet hatte.

„Ich kann Felse schlecht darum bitten.“

Nun bekam seine Stimme einen ernsteren Klang.

„Es soll eine Überraschung sein. Ich will die Feiertage mit ihm verbringe, verstehst du? Wenn ihm so viel daran liegt, dann will ich ihm diesen Wunsch liebend gern erfüllen.“

Farin wusste, dass in der Pause, die nun folgte, Rods Hirn auf Hochtouren arbeitete, um die Informationen richtig einzuordnen.

„Jan?“

„Ja?“

„Ich nehm alles zurück, was ich dir letztens an den Kopf geworfen hab. Na ja, fast alles. Dass du zu viel denkst, stimmt schon.“

„Schon gut, scheinbar hab ich es gebraucht, dass du mir den Kopf wäschst. Also, machst du es?“

„Ja, dann muss ich mich jetzt aber beeilen. Ich will heute noch ins Skigebiet. Wann kommst du eigentlich an?“

„Vielen Dank! Mein Flieger landet übermorgen, also am 23., dann hab ich noch etwas Zeit, um mich vom Jetlag zu erholen, bis ich bei Felse auf der Matte stehe. Ich hoffe nur, dass er dann auch daheim ist.“

„Ist er mit Sicherheit. Wo sollte er denn sonst sein? Bestimmt nicht bei Mami.“

„OK, ich danke dir jedenfalls. Wir sehen uns dann wohl Silvester, oder?“

„Wenn du da bei Felse bist, auf jeden Fall. Ich hab ihm schon versprochen, das neue Jahr mit ihm zusammen gebührend zu begrüßen.“

„Dann sollte ich vielleicht dafür sorgen, dass genügend Aspirin im Haus ist. Jetzt wünsch ich dir aber erst Mal viel Spaß beim Skifahren, und pass auf, dass du dir nicht allzu viele Knochen brichst.“

„Ja danke, bis dann.“



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