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Alljährlicher Weihnachtsterror

[Megamind] Adventskalender - 21. Türchen
von

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Weihnachten bei den Ritchis

Alljährlicher Weihnachtsterror
 

„Ähem“, räusperte sich der Fisch und baute sich hinter dem Flüchtling auf, der gerade mit zwei Koffern das Haus verlassen wollte. „Wo geht es denn hin?“

„Ääähm.“ Der blauhäutige Flüchtling überlegte kurz. „Ich“, setzte er dann vorsichtig an. „Ich dachte, weil Weihnachten ist, sollte ich meine Eltern mal wieder besuchen!“ Er klatschte zufrieden in die Hände. „Ja, genau, das habe ich gedacht!“

Der Fisch sah ihn missmutig an. „Chef, deine Eltern sind tot.“

„Mist“, grummelte der Mann und ließ die Koffer fallen, die ihm sogleich von seinem fischigem Diener abgenommen wurden. „Wa-Wa-Warte!“, protestierte der Mann. „Ich weiß es jetzt! Der ganze Stress in letzter Zeit, immer dieses Heldentum und all das! Ich brauche mal eine Auszeit- Ich muss Urlaub machen.“

Erneut warf der Fisch, dessen Wasserglas auf einem mannshohen, muskulösen und mit Fell überzogenen Roboter angebracht war, seinem Chef einen unbeeindruckten Blick zu. „Und es hat auch wirklich nichts damit zu tun, dass Roxy in...“ Er sah auf die Uhr am anderen Ende der großen Halle. „... genau zwei Minuten hier sein wird und wir zu ihren Eltern fahren?“

Der ehemalige Superschurke von Metrocity sah ihn geknickt an. „Aber...“ Er warf die mehr als nur hohe Stirn in Falten, während er angestrengt nach einer weiteren Ausrede suchte. „Also...“ Verdammt, er sollte mal wieder das Lügen üben! „Äh...“ Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es sogar nur noch eine Minute war. „Bitte, Minion, hilf mir!“ Mit diesen Worten warf er sich in die Arme des Roboterkörpers seines langjährigen Freundes und Haustieres. „Mach was, damit sie mich... Damit sie uns nicht mitnimmt!“

Der Fisch seufzte. „Also ich finde, du übertreibst. So schlimm ist es doch auch nicht.“

„Nicht schlimm?“ Megamind war außer sich. „NICHT SCHLIMM?“ Ausschweifend begann er zu gestikulieren, offenbar ohne die richtigen Worte zu finden. „Ich meine... Ihr Vater...“ Weitere Gestiken. „Und dann erst ihre Mutter.“ Die Gestiken wurden immer verzweifelter. Dann pausierte er. „Außerdem... Sie haben eine Kapfe!“

Von all dem gab sich Minion unbeeindruckt. „Es heißt Katze, Chef“, korrigierte er beiläufig. „Und ich mag die Katze.“

„Oh glaub mir“, erwiderte der Alien mit verschwörerischer Stimme. „Sie mag dich auch.“

Der Fisch sah ihn misstrauisch an. „Was soll das denn nun wieder heißen?“

Doch Megamind kam gar nicht erst dazu zu antworten, als es bereits an der Tür klingelte. Und das eine Minute später als verabredet.

„Minion, bitte...“, flehte er leise, doch sein treuer Diener hörte nicht und hatte im nächsten Moment schon die Tür des ehemaligen Schurkenverstecks geöffnet und lächelte die Besucherin an, während der Held – ehemaliger Schurke – noch Anstalten machte, sich hinter einem Regal zu verstecken. Als er jedoch bemerkte, dass seine Freundin ihn ansah, hielt er inne und lächelte schief und aufgesetzt. „Äh... Hey. Du... bist zu spät“, stellte er dann fest.

„Hey“, erwiderte Roxanne, die noch im Wintermantel in der Tür stand, und lächelte, ihrerseits jedoch aufrichtig. „Ja, ich habe mich etwas verspätet. Die Straßen sind glatt.“

„Zu glatt, um zu deinen Eltern zu fahren?“, fragte er hoffnungsvoll, worauf ihr Lächeln schwand und sich in einen misstrauischen Blick wandelte.

„Nein, so glatt nun auch wieder nicht“, erwiderte sie. „Ich habe Winterreifen.“

Die Antwort war ein gekünsteltes Husten, gefolgt von einem nicht weniger gekünstelten Niesen. „Hatschi! Ich glaub, ich habe mich erkältet. Ich kann nicht mitkommen, denke ich. Tut mir wirklich fürchterbar leid, Roxy!“

Doch anstatt besorgt zu wirken seufzte die Reporterin nur. „Findest du meine Eltern wirklich so schlimm?“

„Nun...“ Magamind wirkte verunsichert und schien erneut nach Worten zu suchen. „Die Sache ist...“ Er versuchte sich hinter Minion zu verstecken, doch dieser trat einfach zur Seite. „Sie hassen mich!“, platzte es schließlich aus ihm heraus.

Roxanne verschränkte die Arme und schien für einen Moment nicht zu wissen, ob sie nun streng oder aufmunternd zu ihm sehen sollte. Letzten Endes lächelte sie matt, ging zu ihm und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Das ist doch gar nicht wahr.“ Sie zögerte kurz. „Sie... Sind nur manchmal etwas komisch.“

„Besonders wenn ich da bin, richtig?“, erwiderte er bedrückt.

„Ach was“, tat sie dies schnell ab. „Glaub mir, die waren schon immer so. Dad hatte an jedem Typen, mit dem ich mal ausgegangen bin etwas auszusetzen. Und Mum...“ Für einen Moment schwieg sie. „Ach, du weißt ja wie Mütter so sind.“

„Nein, weiß ich nicht“, antwortete er und zog eine Augenbraue hoch, woraufhin sie seufzte und ihn sanft ansah.

„Glaub mir einfach, Mütter sind so. Immer.“ Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen, doch da räusperte sich Minion.

„Ähm, Chef, Roxy... Können wir jetzt fahren?“

Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen, ehe sich die beiden aus ihrer scheinbaren Starre lösten und nickten. „Ja, natürlich“, meinte Roxy, während Megamind mürrisch „Na von mir aus“ grummelte.

Nur wenige Minuten später saßen sie in Roxannes kleinem Auto, mit dem sie immer wieder bestand zu fahren. Wahrscheinlich um sein Auto vor lauter Unsichtbarkeit nicht zu verlieren, was im Winter bei Schnee und Eis nicht unbedingt praktisch war. Von der erhöhten Unfallgefahr einmal ganz zu schweigen.

Minion war der einzige, der während der Fahrt nach Suburb Village fröhlich die im Radio gespielten Weihnachtssongs mitsummte und irgendwie musste Megamind zugeben, den Fisch für diese Unbeschwertheit zu beneiden.
 

Suburb Village war ein kleiner Ort, der nicht all zu weit von Metro City entfernt, landeinwärts lag. Man konnte sich nun drüber streiten, ob man dieses Fleckchen Land, zu dem sie dank der miesen Wetterlage über zwei Stunden brauchten (zwei Stunden voller kitschiger Weihnachtslieder!), nun als Kleinstadt oder Dorf bezeichnen wollte, doch war die Ortschaft zumindest ruhig und bestand aus wesentlich älteren Häusern als Metro City selbst.

Ja, als sie auf der kaum geräumten Straße im Dunkeln den Ortseingang erreichten, konnte man fast meinen, man wäre mitten in einer dieser superkitschigen Weihnachtskarten gelandet, die man beim Postamt um fünfzig Cent das Stück bekam. Alte Häuschen, die teilweise noch Schornsteine hatten und mit einer dichten Decke Schnee bedeckt waren, kuschelten sich gemütlich aneinander und waren natürlich, ganz in amerikanischer Manier, mit vielen Lichterketten geschmückt.

Dazu sollte man natürlich noch erwähnen, dass der Weihnachtsmarkt, dessen Besuch – oh, ja, er wusste es schon – Megamind spätestens am zweiten Weihnachtstag bevorstand, zumindest in der näheren Umgebung für seine vermeintliche „Urigkeit“ bekannt und beliebt war. Manchmal kamen sogar Touristen aus anderen Staaten dorthin, was dem ehemaligen Schurken ein vollkommenes Rätsel war.

Wieso reichte es denn nicht, wenn sie nur am Heiligabend selbst bei der Familie waren und vielleicht, allerhöchstens noch am ersten Weihnachtstag die dämliche Ente, Gans oder was es auch immer geben würde, mit vertilgten?

Wer brauchte schon Familienfeiern?

Doch alles begann genau so wie erwartet. Rachel Ritchi, Roxys Mutter, öffnete ihnen die Tür, schaute erfreut und fiel ihrer Tochter dann um den Hals. Bussi rechts, Bussi links. „Na, ihr seid aber spät dran! Wir hatten uns schon Sorgen gemacht!“

Ganz sicher...

„Oh Roxy, geht es dir auch gut? Was macht die Arbeit? Ach, du hast dich aber lange nicht mehr gemeldet.“

An sich hätte sie sich auch lang nicht mehr gemeldet, hätte sie noch am Abend vorher angerufen.

Etwas zögerlicher wurde die Familienmutter, als sie Megamind die Hand reichte, wenngleich ihr freundliches Lächeln eisern auf ihrem Gesicht verharrte. „Megamind, schön dich wieder zu sehen. Und was macht das Heldengeschäft?“

„Die Pfreude ist ganz meinerseits“, log er wenig überzeugend. „Und soweit läuft alles gut.“ Einen Nachsatz darüber, dass er als neuer Held von Metro City seine Stadt doch eigentlich nicht verlassen sollte, verkniff er sich, da er wusste, dass Roxy es ihm übel nehmen würde.

„Hallo!“, grüßte Minion derweil übermäßig erfreut und hob gleichzeitig Flosse und Pranke.

Nun zuckte das Lächeln kurz. „Hallo, Minion...“ Dann wandte sie sich wieder ihrer Tochter zu. „Ach, du musst wissen, es ist ganz schlimm. Rommy ist krank und deswegen können Russel und Maggy nicht kommen. Ach, dabei hatte ich mir doch solche Mühe gemacht und Orangenpastete zur Nachspeise gemacht. Die mag er doch so gern!“

„Da kann man wohl nichts machen“, erwiderte die junge Frau und lächelte halbherzig.

Kurz darauf kamen sie durch die Diele des alten Hauses, in der eine selbst nicht sonderlich modern wirkende Lampe gelbliches Licht verstreute, in das klassisch eingerichtete Wohn- und Esszimmer, indem Roxannes Vater, Ritchie Ritchi in seinem Ohrensessel sitzend auf sie wartete. Doch ehe irgendeiner der Anwesenden etwas sagen konnte, erklang ein lautes Hissen und einen Moment später saß ein schwarzes, tollwütig wirkendes Geschöpf auf Minions falschen Schultern und schlug mit den Pfoten auf das Glas der Kugel ein, die den Fisch schützte.

„Bessi!“, freute sich Minion nur breit und nahm die protestierende Katze von seiner Schulter in seinen Arm.

„Oh Gott, er mag die Katze wirklich“, grummelte Megamind halblaut, woraufhin Herr Ritchi eine der bereits ergrauten Augenbrauen hob.

Das Wichtigste, das man über Ritchie Ritchi wissen sollte: Er war ein wirklich amerikanischer, mittelgroßer, mittelschwerer Mittelschichtsmann mittleren Alters. Nun, vielleicht auch schon etwas älter. Sein wohl ehemals schwarzes Haar, war bereits fast komplett ergraut und einige Falten zogen sich genau so durch sein Gesicht, wie durch das seiner Frau, die ihre Haare mit einem falschen Braun gefärbt hatte. Sein Blick war streng und nicht gerade erfreut, sein Kinn komplett rasiert und ein kariertes Hemd bedeckte seine Brust, während seine Beine in einer feineren Jeans steckten. Das Urbild des amerikanischen Mannes.

„Was murmelst du da, Junge?“, fragte er nun streng.

„Ich, äh, was?“, stotterte der Besucher. „Ich? Gar nichts!“

„Das will ich auch wohl hoffen“, grummelte der ältere Herr und sah ihn warnend an, ehe er aufstand um zu seiner Tochter zu gehen, ihr auf die Schulter zu klopfen und einen Kuss auf die Wange zu bekommen. „Und ihr seid immer noch zusammen?“, fragte er dann an seine Tochter gewandt.

„Ritch“, flüsterte seine Frau. „Bitte.“ Doch sie wurde genau so ignoriert wie Megamind und Minion.

„Ja, Dad, sind wir“, seufzte Roxy nur.

„Hmpf“, machte ihr Vater. „Wann willst du dir mal einen vernünftigen Typen suchen?“

Sie verdrehte die Augen. „Dad, ich halte Megamind durchaus für einen vernünftigen Typen.“ Demonstrativ legte sie einen Arm um ihren Freund.

Erneutes Grummeln von Seiten ihres Vaters. „Und was für ein Name ist das überhaupt? 'Megamind'?“

Da gab sich der Außerirdische doch etwas beleidigt. „Ich muss doch sehr bitten“, erwiderte er und zog einen Schmollmund. „Es ist nicht so, als hätte ich mir den Namen ausgesucht.“ Und überhaupt, fügte er in Gedanken hinzu. Was für ein Name war denn Ritchie Ritchi?

Auch das wurde jedoch von dem Familienvater ignoriert. „Und dieses Ding...“ Er zeigte angewidert auf Minion und schüttelte den Kopf. „Also wirklich! Zu meiner Zeit...“

„Ding?“, flüsterte Minion mit betroffenem Gesicht. „Bin ich etwa ein Ding?“ Wäre er kein Fisch gewesen, so hätte er wahrscheinlich angefangen zu weinen, während es nun nur bei einem dramatischem Gesichtsausdruck blieb.

„Ich hab es dir ja gesagt“, flüsterte Megamind ihm zu, während Rachel Ritchi, die in der Zwischenzeit bereits in die Küche verschwunden war, nun beschloss, die Situation zu schlichten.

„Wollt ihr vielleicht einen Snack. Ich habe belegte Brote gemacht“, meinte sie zuckersüß. „Nachher gibt es Steack! Und hört auf zu streiten“, merkte sie unterschwellig an. „Es ist doch Weihnachten.“
 

Die Familienfeierfolter ging bereits am nächsten Tag weiter.

Nicht nur, dass sie früh aufstehen mussten, denn immerhin sah Herr Ritchi dies als Mindestmaß an, das ein guter amerikanischer Bürger zu erfüllen hatte. Ja, auch wenn man es nicht direkt sagen wollte, so war der Gute doch teilweise sehr patriotisch, was sich teilweise auch in der Einrichtung des Hauses widerspiegelte.

So gab es Pfannkuchen zum Frühstück, inklusive Bescherung. Dabei muss man wahrscheinlich kaum erwähnen, dass das einzige Geschenk, das Megamind vom Ritchi Ehepaar bekam, eine (natürlich) viel zu kleine Wollmütze war, während sie Minion eine Packung Futtertabletten für Fische, über die zumindest er sich freuen konnte. Selbst Bessi, die Katze, bekam mehr mit einem neuen Korb, einem Katzengourmetfutter und einem nagelneuem Halsband, was ihr jedoch relativ egal war.

Roxanne bekam vor allem Kleidung von ihren Eltern, was ihre Mutter mit „Du solltest öfter ausgehen“ begründete, während ihr Vater schnell noch „Dann würdest du auch jemand anderen finden“ hinzufügte.

Über das Geschenk von ihrer Seite, ein Theaterabend mit griechischem Essen, verlor das ältere Ehepaar nicht viele Worte. Nur Herr Ritchi grummelte etwas wie: „Theater? Wer schaut sich denn so etwas an? Wir haben doch das Kino! Und griechisches Essen? Wenn ich griechisches Essen will, dann fahr ich nach Griechenland. Wir sind in Amerika, verdammt!“

„Sie mögen mich nicht“, flüsterte Megamind, als Frau Ritchi in der Küche verschwunden war, und sich Herr Ritchi für die Toilette entschuldigte.

„Nun“, lächelte Roxy nun auch um Widerworte verlegen. „Mach dir nichts raus“, meinte sie schließlich und küsste ihn nur kurz auf die Wange. „Es sind doch nur zwei Tage.“

Daraufhin seufzte er nur und schaute unzufrieden, auf die Mütze in seiner Hand.
 

„Nun ihr beiden“, merkte Rachel Ritchi über der Weihnachtsgans an und man merkte, dass sie die Frage einige Überwindung kostete. „Wie ist das denn nun. Ich mein, jetzt seid ihr schon seit drei Jahren zusammen.Wie soll das nun weitergehen. Heiraten... Kinder...“

Ausnahmsweise fiel die Reaktion der beiden Männer am Tisch identisch aus. Beide verschluckten sich und husteten ungeniert in ihr Essen.

„Meine kleine Roxy?“, fragte Herr Ritchi schockiert. „Heiraten? Den?“

„Heiraten? Kinder?“ Megamind war nicht minder schockiert.

„Nun, Ritch“, meinte die nicht mehr ganz so junge Dame, die zur Feier des Tages einen weißen Pullover und rote Hosen trug. „Wir sollten diese Möglichkeit nun langsam in Betracht ziehen.“

„Aber...“, setzte ihr Ehemann an, wurde nun aber ihrerseits ignoriert.

„Kinder sind doch möglich, oder?“, stocherte sie ungeniert weiter und sah die beiden auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches – ebenfalls beide in Abendgarderobe – vielsagend an.

Beide sahen zu Boden. „Nun... Ähm...“, stotterten beide, ohne wirklich etwas zu sagen, während Minion, der am Kopfende des Tisches saß, sie verwirrt ansah.

„Was soll das heißen – möglich?“

Doch auch der arme Fisch in seinem Glas wurde einfach ignoriert, während die Mutter ohne Scharm fortfuhr. „Roxy, du weißt doch, wie sehr ich mir Enkelkinder wünsche, von dir.“

„Mama“, flüsterte die Angesprochene flehend.

„Ich mein, natürlich sind Adoptivkinder auch eine Option.“ Die Mutter nickte, wie um sich selbst zu bestätigen und Schnitt gedankenverloren ein Stück von der Gans auf ihrem Teller etwas ab und kaute erst einmal. „Aber du weißt... Das ist einfach etwas anderes. Eigene Kinder...“

Nun reichte es auch Ritchie Ritchi neben ihr und er prustete empört in sein Essen. „Also Rach', was erwartest du dir? Ich mein, stell dir das doch mal vor! Kinder, blaue Enkelkinder?“

„Reiß dich etwas zusammen, Ritch“, zischte nun seine Ehefrau versucht leise, aber noch gut genug hörbar. „Roxy hat sich ja ganz offenbar so entschieden und da wirst du – leider Gottes – nun auch nichts dran machen können. Also bemühe dich bitte zumindest etwas freundlicher zu sein.“

„Pfft“, grummelte Herr Ritchi nur und wandte sich schmollend letzten Endes wieder der Gans, die zumindest keine Widerworte gab, zu.

Doch gerade als Roxy und Megamind anfingen zu hoffen, dass sich das Thema nun wortwörtlich gegessen hatte, begann die Mutter mit ihrem Weinglas in der Hand erneut.

„Ihr habt doch vor, Kinder zu bekommen, nicht? Also, ich mein, das ist doch möglich?“, fuhr sie fort, woraufhin Megamind, trotz Roxys bittendem Blick, letzten Endes aufstand und sich gerade noch beherrschte, die Servierte, die vorher auf seinem Schoß gelegen war, nicht zu zerknüllen.

„Ihr entschuldigt mich“, presste er zwischen den Zähnen heraus. „Ich gehe ein wenig Luft schnappen, ich glaub der Wein ist mir zu Kopf gestiegen.“ Und ohne auf eine Antwort zu warten verließ er das Zimmer.

Betretenes Schweigen.

„Da siehst du einmal, wie wenig Manieren er hat“, zischelte Ritchie Ritchi, was Roxy mit einem mehr als empörten „Dad!“ bestrafte.

Sie sah ihre Eltern vorwurfsvoll an, ehe sie ebenfalls aufstand und Megamind folgte.

Letzten Endes fand sie ihm auf der Stufe vor der Eingangstür hockend und dabei einen Schmollmund ziehend. Ganz offenbar hatte er nur darauf gewartet, dass sie ihm folgte, begann er schon in dem Moment, als sie die Haustür durchquert hatte, zu jammern. „Sagst du jetzt immer noch, dass es nichts mit mir zu tun hat?“

Sie seufzte. „Nun, gut“, druckste sie herum. „Vielleicht haben sie auch ein Wenig etwas gegen dich.“

„Ein Wenig?“ Er klang gereizt.

„Okay, vielleicht auch etwas mehr“, gestand sie. „Aber nimm es ihnen nicht so übel. So sind sie halt. Glaub mir, das ist mit anderen Eltern nicht anders.“

Er verschränkte die Arme. „Ich will nach Hause.“

Mit einem weiteren Seufzen setzte sie sich neben ihn. „Ach komm schon, hab dich nicht so. Morgen können wir fahren, aber noch nicht heute.“

„Ich will aber nicht bis morgen warten“, erwiderte er mit kindischer Dickköpfigkeit.

Sie legte einen Arm um ihn. „Wenn wir jetzt fahren, verbessert das die Meinung meiner Eltern nicht“, versuchte sie ihn zu überzeugen.

„Wenn ich bleibe ändert das auch nichts“, grummelte er.

„Dickkopf“, erwiderte sie stichelnd. „Ich meine... Ich finde das ganze auch albern. Aber es sind meine Eltern, verstehst du? Es ist doch nur einmal im Jahr.“

„Und an ihren Geburtstagen. Und an Thanksgiving.“

Das überging sie einfach. „Bitte halt noch bis morgen durch“, flüsterte sie. „Tu's für mich.“

„Du bist gemein“, grummelte er und überlegte für eine Weile. „Aber wirklich nur für dich“, gab er schließlich nach. „Und ich möchte, dass du weißt, dass du mir dann einiges schuldest!“
 

Letzten Endes ging auch der erste Weihnachtstag zu Ende, wenn auch eher schlecht als recht.

Ja, ausnahmsweise beneidete Megamind Minion wirklich. Nicht, für seine Flossen oder die Fähigkeit Unterwasser zu atmen, sondern eher für seine teilweise schier grenzenlose Naivität, dank der die Hälfte aller Beleidigungen einfach an ihm abzuprallen schien.

So kam letzten Endes und vollkommen glücklicher Weise nun endlich auch der zweite Weihnachtstag mit der Aussicht um Punkt zwei Richtung Metro City zu verschwinden. Doch bevor es soweit war stand ihnen der alljährliche Besuch auf dem Suburb Villager Weihnachtsmarkt bevor, nur, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen, während mit den Freunden aus Ritchie Ritchis Stammrunde und jenen Damen von Rachel Ritchis kirchlichen Damenvereins geredet wurde, von denen es mehr als eine feindselige Anmerkung zu hören gab.

Ja, langsam wünschten Megamind und Roxys sich, dass die kleine Rotzgöre Romy nicht kränk wäre und daher Russel und seine Frau Miri es hierher geschafft hätten. In dem Fall hätte die Unzufriedenheit der Eltern zumindest über die Ehefrau des Sohnes ein zweites Ventil zum Entweichen gehabt, doch dieses Jahr schien es einfach verflucht.

Eine Aussicht, die sich jedoch besserte, als sie am Stadtplatz, wo das Zentrum des Weihnachtsmarktes lag, ankamen. Denn dort herrschte gerade ziemlicher Trubel, mehr als gewöhnlich.

Um genau zu sein, liefen einige Leute panisch kreischend umher und eine kleine Rauchwolke dampfte von einem offensichtlich abgebrannten Stand hin die Höhe.

„Poi, Poi?“, erklang es vom Boden, auf dem bohnenförmige Männchen standen, die in seltsam bunte Wintergaderobe gekleidet waren, die so gar nicht mit ihrer gelblichen Hautfarbe zu vereinbaren war.

Eins der Männchen hielt eine Waffe, die eigentlich viel zu groß für es war, während die anderen beiden Plüschtiere in der Hand hielten, wie es sie an Schießbuden zu gewinnen gab. Um genau zu sein, waren sie viel eher unter einem Haufen dieser Plüschtiere begraben.

„Poi!“, freuten sie sich jedoch trotzdem allesamt – die Menschen hatten sich noch immer nicht beruhigt – bis ein älterer Herr mit einer erstaunlich langen Nase aus der Menge trat, dem außerdem drei kleine Mädchen folgten.

„Uh!“, machte das Männchen mit der Waffe und warf diese einem seiner beiden, halb in Plüschtieren begrabenen Kollegen zu, der sie sofort zurückwarf und einen bösen Blick aufsetzte!

„Oh!“

Der ältere Herr, mit der langen Nase, massierte sich derweil entgeistert die Schläfen. „Minions“, grummelte er. „Was habe ik euch über den Neutronenwerfer gesakt?“

Betretenes Schweigen unter den so genannten Minions. „Tja“, hörte man von einem. „Hähä“, von einem anderen und beide sahen mehr als nur bedrückt aus, während sie schuldbewusst zu Boden starrten.

Der dritte jedoch hatte einen großen Plüschbären genommen und hielt diesem nun dem kleinsten der Mädchen hin. „Poi, poi!“, sagte er Stolz und errötete leicht.

„Für mich?“, fragte das Mädchen, dessen schwarzes Haar unter einer Winterhaube fast gänzlich verdeckt war, und nahm den Bären entgegen. „Hmm. Es ist zwar kein Einhorn, aber ich mag ihn!“ Sie beugte sich zu dem kleinen gelben Männchen hinab und küsste diesen auf die Stirn. „Danke, Kevin!“

„Höhö“, lachte nun dieser auch und wurde noch röter.

„Ich will auch! Ich will auch!“, rief nun das zweite Mädchen, blond und mit einer rosa Wintermütze, das sich das halbe Gesicht mit dem Kandisüberzug eines Apfels vollgeschmiert hatte, und sprang von einem Bein aufs andere.

Und ganz schnell hatten die gelben Minions auch die restlichen Plüschtiere verteilt, ehe sie das letzte dem langnasigem Mann, um dessen Hals ein grauer Schal hing, entgegen hielten.

Dieser seufzte nur. „Ich hätte euch einfach nicht mitnehmen sollen...“

Enttäuscht sahen die drei zu Boden.

„Ah, gebt schon her“, meinte der ältere Herr und nahm ihnen eine Plüschkatze ab, woraufhin die Minions erfreut aufschauten.

„Chef, Chef!“, begann der fischige Minion in seinem Glas auf seinem Roboter nun. „Das da sind auch Minions! Die sind ja total süß!“

Megamind seufzte nur genervt, während Ritchie Ritchi sich seiner Frau zuwandte.

„Rach' schau nur, noch mehr seltsame Kreaturen! Was ist mit der heutigen Welt nur falsch?“

Seine Frau strich ihm sanft, aber bestimmt über den Arm und sah ihn zurechtweisend an. „Psst, Schatz, nicht so laut.“

„Wir sollten von hier wegziehen! Am besten nehmen wir Roxy mit!“, bestand der Familienvater jedoch weiter, und erntete auch nun auch von seiner Tochter ein empörtes „Dad!“

Derweil konnte man über die Menschen um sie herum, die noch immer schreiend hin und her liefen nur die Augen verdrehen. Da war die Gefahr, die wohl ohnehin keine gewesen war, schon lange vorbei, aber mittlerweile standen sie beinahe allein auf dem Markt selbst, während sich die verbliebenen Menschen allerhöchstens hinter einzelnen Stände versteckt hielten.

Dies schien nun auch der alte Herr zu bemerken und sah sich um. „Eih, warum versteckt ihr euk denn? Es ist alles in Ordnunk, das sind dok nur Minions. Die tun nix. Nik wirklich.“

Diese Worte schienen die panischen Massen jedoch nur wenig zu beruhigen, so dass sich nun auch Megamind ihnen zu wandte. So verländlicht konnten die Menschen hier doch gar nicht sein, dass sie von seinen Heldentaten in Metro City nichts gehört hatten. Immerhin waren es doch nur fünfzig, sechzig Meilen!

„Menschen von Suburb Village, es besteht sicher kein Grund zur Sorge. Keine Gefahr...“

Die Menschen schienen davon jedoch nicht überzeugt, da nun sogar einige ihre Verstecke verließen um panisch zu flüchten.

„Kein Grund zur Panik“, versuchte der ehemalige Superschurke es weiter, doch nun war es seine Freundin, die ihm da widersprach.

„Da wär' ich mir nicht so sicher.“ Damit hob sie den Finger und zeigte auf etwas, dass offensichtlich hinter ihm war.

„Was...?“ Vorsichtig drehte er sich um, nur um einen riesigen Roboter zu erblicken, der gerade damit beschäftigt war den großen Tannenbaum von der Mitte des Weihnachtsmarktes aus seiner Verankerung zu reißen.

„Hey!“, rief Megamind aus und musterte den Roboter. Solche Kampfmaschinen hatte er vor drei Jahren noch selbst in großen Maßen gebaut. Ja, es gab keinen Zweifel! Dieser Roboter gehörte einem Superschurken!

Aber, was machte ein Superschurke den hier – in Suburb Village? Superschurken gehörten nicht in Dörfer und Kleinstädte, sie gehörten in die Metropolen, wo es auch Superhelden gab, die sie bekämpfen konnten!

Und vor allem an Weihnachten. Immerhin stand in Paragraph Acht unter Punkt zwei der Satzung der Superschurkenvereinigung Amerikas ausdrücklich, dass keine superschurkischen Superschurkerein an Ostern, Thanksgiving und Weihnachten geschehen durften! Alle anderen Feiertage, wie auch die Geburtstage diverser Präsidenten, waren erlaubt, wurden teilweise sogar mit Prämien unterstützt, aber Weihnachten, Thanksgiving und Ostern waren ein Tabu.

„Das ist der komische Mathetyp!“, rief eins der drei kleinen Mädchen aus.

„Vektor üst mein Name!“, beschwerte der Roboter sich und im nächsten Moment öffnete sich die Glaskugel über dessen Steuerung. „Ünd ich bin hier, öm diesen Weihnachtsbäum zu stählen!“

„Aber Weihnachten ist doch schon fast vorbei!“, warf der fischige Minion ein.

„Na und? Mein Hai hat meinen anderen gefressen!“

Das schien Minion nun zu verunsichern. „Sagte er Hai? Ich mag nämlich keine Haie!“

„Nicht hier, Minion“, gab der ehemalige Schurke zur Antwort.

„Dann bin ich ja beruhigt...“

Derweil griff Megamind zu seinem Gürtel, an dem er normalerweise seine üblichen Waffen, wie den Dehydrierungsstrahler, befestigt hatte. Nur heute nicht. „Ich habe ja gesagt, dass wir so etwas brauchen können“, grummelte er und musste feststellen, dass ihm kaum eine andere Wahl blieb, als es den einfachen Leuten gleich zu tun und schreiend davon zu rennen. Nun, vielleicht nicht schreiend – ein wenig Ehre wollte er sich schon noch bewahren – aber Flucht war nun definitiv eine Option.

„Das letzte Mal hast du die Katze dehydriert!“, protestierte Roxy, die sein grummeln bemerkt hatte und nahm ihn bei der Hand um ihn wegzuziehen.

Derweil hatte auch der ältere Herr ein ähnliches Problem, denn die Waffe die er einem der gelben Minions aus der Hand gerissen hatte, schien auch nicht so ganz zu funktionieren. „Genau deswegen sollt ihr damit nicht spielen“, schnauzte er seine Untertanen an. „Jetzt ist der Akku schon wieder leer.“

„Po-porry“, murmelten die gelben Wesen, während die drei Mädchen offenbar eine sinnvollere Idee hatten.

Irgendwie hatten sie es nämlich geschafft auf einen der noch stehenden Stände und das möglichst in der Nähe des Roboters zu kommen und waren bereits damit beschäftigt Schneebälle neben sich aufzutürmen.

Megamind begann zu überlegen. Vielleicht konnte man diesen Schurken – wie hatte er sich noch gleich genannt? Viktor oder so? – auch ohne Gewalt in die Flucht schlagen, denn so sehr er auch ein Ventil für seine Wut willkommen geheißen hätte, so passte es nicht unbedingt zur weihnachtlichen Stimmung. Zumindest war er mehr als froh, dass sich auch Ehepaar Ritchi unter den Flüchtenden befand. Auf ein: „Siehst du was für ein nutzloses Zeug“ oder ein „Also bei uns haben die Männer die Frauen immer beschützt“ oder ähnliches konnte er im Moment getrost verzichten.

Gerade wollte er nach seiner Armbanduhr greifen, um einen Polizisten oder vergleichbares, einschüchterndes zu imitieren, als er feststellte, dass er genau diese ebenfalls vermisste. „Verdammt“, zischte er.

„Was ist?“, fragten Minion und Roxy gleichzeitig.

„Die Uhr...“, fuhr er angespannt fort.

„Was?“, hakten beide noch einmal nach.

Derweil waren die drei Mädchen bereits in voller Aktion. „Nimm das, du Matheidiot!“, rief die Mittlere, deren Gesicht noch immer mit rot gefärbtem Karamell verschmiert war und war mit erstaunlicher Kraft einen Schneeball auf den Roboter, dessen Verdeckt noch immer geöffnet war.

Und ob nun durch die besondere Zielgenauigkeit des Mädchens oder dank dem freundlich gesinnten Schicksal traf ihr Schneeball den vermeintlichen Schurken mitten ins Gesicht, während die ihrer beiden vermeintlichen Schwestern kaum den Roboter erreichten.

„Na wartö, du kleine Göre!“, grummelte der Schurke sich nun seines Fehlers, das verfluchte Verdeck offen zu lassen, bewusst werdend. Und noch während der sich das Glas schloss griff der freie Roboterarm nach den Mädchen und hielt diese im nächsten Moment umklammert.

„Hey, lass sie sofort los!“, protestierte nun auch der ältere Herr, konnte allerdings auch nicht viel tun, dank seiner offensichtlich wirklich nicht funktionstüchtigen Waffe. Stattdessen rannten seine Minions los, um sich an das Bein des Roboters zu klammern – was so gesehen relativ sinnlos war.

„Minion, kannst du nicht irgendwas tun?“, fragte Megamind nun an seinen Helfer gewandt, welcher etwas unsicher wirkte.

„Bist du dir auch sicher, dass er keinen Hai dabei hat?“

„Ja, Minion, ganz sicher“, erwiderte er, obwohl er auch nicht genau wusste, ob nun der Roboterkörper stark genug war.

Doch in dem Moment, als der Fisch zusammen mit ihm gerade zurück auf den Platz rennen wollte, war er schon da.

Ja, Minion schien auf einmal die Gabe zu haben, an zwei Orten gleichzeitig zu sein – zumindest konnte es so erscheinen.

„Äh, Minion?“, fragte Megamind und sah zu dem echten Fisch hinüber (nun, zumindest war er sich halbwegs sicher, dass dies der echte war), der nicht minder verwirrt aussah, als er selbst.

Diese Verwirrung hielt jedoch nicht lange an. Denn als der Minion-Klon einen Augenblick später in die Luft sprang, mit der Faust ausholte und den Roboter damit auf die Matte schickte, während die Mädchen bereits wieder befreit waren – ohne das irgendwer auch nur gesehen hatte, wie das geschehen war – konnten sie ahnen, was hier vorging.

Deswegen wunderte sich der blaue ehemalige Superschurke auch kaum, als der falsche Minion in ihre Richtung zurücksprang, während er selbst bereits seinen (wie durch Zauberhand plötzlich erschienenen) Dehydrierungsstrahler in der Hand hielt.

Dann war der falsche Minion auch schon verschwunden und das einzige, was ihm selbst zu tun blieb, war den Dehydierungsstrahler auf den Roboter zu richten und abzudrücken, so dass der Roboter, samt Schurken, zu einem kleinen, handlichen Würfel zusammenschrumpfte, der von einem der gelben Minions gefangen wurde.

„Poi!“, staunten einen Moment später die gelben Männchen über dem blauen Würfel, während ihr Chef eine Augenbraue hochzog.

„Ig gebe zu, das war eine ganz beeindruckende Teknik.“ Dann fielen ihm jedoch die drei Mädchen wieder ein, die nun schreiend auf ihn zukamen – und, in dem Moment, als er die Arme ausbreitete, auch schon an ihm vorbei waren.

„Mein Held!“, seufzte die Jüngste und sprang an dem überraschtem Minion hoch, der sich verlegen an der Glaskugel kratzte.

„Tja, nun“, murmelte er, als sich langsam auch einige der normalen Weihnachtsmarktbesucher wieder auf den Marktplatz und jubelten ihnen teilweise zu.

Selbst Rachel Ritchi klopfte schließlich Minion auf die falsche Schulter und meinte. „Das war eigentlich ganz heldenhaft.“

Nur Ritchie Ritchi war davon weniger überzeugt. „Pfft, das hätte ich auch gekonnt“, schnaubte er, wurde aber ausnahmsweise wirklich nicht beachtet.

Letzten Endes wurde Megamind, der sich umsah, in der Hoffnung etwas von Metro Man zu sehen, der sie ganz offenbar gerettet hatte, von der Stimme eines der kleinen Mädchen aus seinen Gedanken gerissen.

„Hier, für dich“, meinte das jüngste Mädchen schüchtern und hielt ihm einen Teddybären hin, den sie vorher von einem der gelben Männchen bekommen hatte.

Der vermeintliche Superheld zögerte und sah, dass auch sein Minion bereits ein Plüschtier bekommen hatte, und nahm es dann, noch immer unsicher an.

„Danke, Kleine“, erwiderte er.

„Ich bin Agnes!“, stellte sie sich noch schüchtern lächelnd vor.

„Das war voll cool!“ Das Mädchen mit dem verschmierten Gesicht drängte sie ein wenig zur Seite. „Ich bin Edith! Jo!“ Dann zeigte sie auf das letzte Mädchen, das eine Brille trug und sich zwar lächelnd, aber eher zurückhaltend hinter sie gestellt hatte. „Und das da ist Margo. Die ist immer so still. Auf jeden Fall danke für die Rettung und so. Das war fast so cool wie unserer Dad!“ Damit zeigte sie auf den älteren Herren.

„Und Sie sind?“, fragte dieser und streckte ihm die Hand hin.

„Ähm...“ Der Angesprochene zögerte etwas, ehe er die Hand nahm. „Man nennt mich Megamind. Und das hier sind Minion.“ Er zeigte auf Minion, ehe er sein Blick zu Roxy wanderte, die ebenfalls noch etwas unsicher wirkte.

Letzten Endes lächelte sie jedoch. „Und Roxanne Ritchi“, stellte sie sich selbst vor. „Aber wer sind Sie?“

„Nennen Sie mich einfach Gru“, antwortete der Mann. „Sehr erfreut.“
 

Man konnte sich kaum vorstellen, wie froh Megamind war, als sie am späten Nachmittag endlich wieder Metro City erreichten. Einen Ort ohne vermeidliche Schwiegereltern und ohne Roboter, die Riesentannenbäume stehlen wollten.

Minions Stimmung war unversehrt und er trällerte sogar munter und schief die Lieder im Radio mit. Selbst „Last Christmas“ konnte dieser Stimmung nichts anhaben – so ein glücklicher Fisch!

Zumindest waren sie letzten Endes dem Trubel und den Schwiegereltern letzten Endes doch schneller entkommen, als gedacht, als diese unter den neuen Marktbesuchern besagten Russel mit einem eigentlich kerngesunden Rommy erblickten. Vielleicht waren Kinder doch nicht all zu schlecht – immerhin konnten sie, sofern man nicht aufflog, offensichtlich als großartige Ausrede herhalten, was durchaus positiv war. Wenn sie doch nicht so viel Krach machen würden...

„Warte“, rief Megamind auf einmal aus, als sie an dem zu seinen Ehren umgebauten Museum vorbeifuhren.

„Was ist denn?“, fragte Roxy neben ihm und sah ihn verwirrt an, als er auch schon ausstieg.

Sie folgte ihm. „Ist dein Ego so ruiniert worden, dass du hier aussteigen musst?“, fragte sie, in der Kälte, die die Abenddämmerung mit sich brachte, bibbernd.

„Nur einen Moment“, erwiderte der Alien und sah sie bittend an, woraufhin sie die Augen verdrehte und seufzte.

Er hatte den Teddybären, den er von der kleinen Agnes bekommen hatte, in der Hand und einen gelben Post-It an diesem befestigt, da er nichts besseres zur Hand gehabt hatte.

„Was...“, setzte Roxy an, als Megamind selbst vor der Statue seiner Selbst in die Knie ging und den Teddy dort in den Schnee, den er vorsichtig ein wenig zur Seite wischte, ablegte.

„Ich bin mir sicher, dass er ihn schon findet“, erwiderte der ehemalige Schurke. „Letzten Endes hat er ihn sich wohl eher verdient als wir. Vielleicht hätte er sich ab und zu wirklich ein Geschenk verdient, wo ihn doch sonst jeder vergessen hat.“

Die Reporterin lächelte. „Nicht jeder, da bin ich mir sicher.“ Damit ging sie zu ihrem Freund hin und legte einen Arm um ihn. „Aber es ist eine nette Geste.“

Daraufhin grinste Megamind. „Ach, ich finde so einen Teddy sowieso sehr passend für ihn.“ Er kicherte, ausnahmsweise wieder ein wenig schurkenhaft.

„Wieso?“ Roxy legte die Stirn in Falten.

„Ach, nur so. Er würde mich wahrscheinlich umbringen, wenn ich es dir sage.“

„Ach was.“ Sie küsste ihn. „Jetzt sag schon.“

„Nein.“

„Bitte.“

„Du bist neugierig.“

„Ich bin Reporterin.“

„Hmm...“ Er überlegte gekünstelt. „Ich kann dir unser Zuljahrbuch zeigen, dann kommst du von selber drauf und ich hab es dir nicht gesagt!“

Sofort erklärte sie sich einverstanden. „Okay!“

„Aber dafür fahren wir nächstes Jahr nicht zu deinen Eltern“, fügte er sofort hinzu.

„Du weißt doch...“, setzte sie an und verdrehte die Augen.

„Oder ich schicke Minion mit der Holouhr“, überlegte er.

„Die hat Metro Man“, erwiderte sie, woraufhin er mit den Schultern zuckte.

„Ach, ich bau' halt eine neue.“

Sie seufzte lachend. „Sind meine Eltern so schlimm?“

„Oh ja...“ Überdramatisch verschränkte er die Arme. „Und ich kann dich nicht zu meinen Eltern nehmen, um das auszugleichen.“

Mit einem erneuten Seufzen setzte sie an, um etwas zu erwidern, kurbelte Minion die Fensterscheibe ihrer alten Karre herunter und schaute heraus.

„Chef?“, flötete er. „Wann können wir denn endlich fahren. Ich will mein Geschenk haben! Du hast es mir versprochen!“

Nun seufzten beide, wandten sich jedoch dann von dem Museum ab. „Wir kommen ja schon.“

Und so ließen sie den Bären an der Statue zurück, dessen flauschiges Fell und Post-It im winterlichen Abendwind ein wenig flatterten.

Danke für heute, stand auf der Vorderseite des Zettels, während jedoch auch die Rückseite beschriftet war: Und fröhliche Weihnachten, Teddy.
 


 


 

◊•◊•◊•◊•◊•◊•◊•◊•◊•◊•◊•◊
 

A/N:

Ich möchte mich kurz noch für die teilweise seltsam geschriebenen Wörter in der (im Überfluss vorhandenen) wörtlichen Rede entschuldigen. Ich habe mich redlich bemüht, die seltsamen Fehlaussprachen und Dialekte unserer Helden und Schurken irgendwie zu verschriftlichen, bin mir jedoch nicht ganz sicher, wie gut mir dies gelungen ist.

Wer daher in der Hinsicht noch Verbesserungsvorschläge hat: Diese sind herzlichst willkommen! :)

Nun, ich hoffe ihr hattet Spaß an der Geschichte und ich wünsche euch noch einmal fröhliche Weihnachten!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Merkur
2011-11-20T11:07:52+00:00 20.11.2011 12:07
Das geht ja schon mal gut los :D Bereits die Kurzbeschreibung ist wirklich witzig und macht neugierig, was den Leser in der Geschichte wohl erwartet.
Auch den Ortsnamen Suburb Village und die Namen der Charaktere Ritchie und Rachel Ritchi finde ich lustig und sehr passend.
Süß, Minion mag die Katze XD Außerdem finde ich es total niedlich, wie Megamind versucht, sich herauszureden und den Besuch bei Roxannes Eltern zu verhindern. Das passt irgendwie sehr gut zu ihm, auch die sarkastischen Anmerkungen zwischendurch. Aber der arme Kerl hat ja auch wirklich einiges auszuhalten. Dass vor allem Ritchie ihn am liebsten sofort wieder rauswerfen würde, ist immerhin nicht zu übersehen ^^ Und auch der arme Minion. Als Roxannes Vater ihn als „Ding“ bezeichnet hat, hätte ich ihn am liebsten in den Arm genommen und getröstet. Dafür habe ich umso mehr gelacht, als das Gespräch schließlich auf die Themen Heiraten und Kinder kam. Da sind sich sogar Ritchie und Megamind mal einig XDDD Im Allgemeinen finde ich die Charaktere ziemlich gut getroffen. Auch dass du die individuellen Sprechweisen der Charaktere mit eingebracht hast, gefällt mir sehr gut.
Eine Sache allerdings verwirrt mich ein wenig: Hieß Russels Frau am Anfang der Geschichte nicht noch Maggy? Wieso nennen Roxanne und Megamind sie auf dem Weihnachtsmarkt dann plötzlich Miri? Oder ist das jemand anderes? Das kommt nicht so ganz klar raus.
Das Crossover finde ich wiederum sehr passend und auch die Idee, dass Metroman plötzlich mit der Transformationsuhr auftaucht und alle rettet, ist sehr originell und witzig. Hätte mich auch ehrlich gesagt gewundert, wenn der tatsächlich seine Rolle als Held vollkommen an den Nagel gehängt hätte. Wer weiß, vielleicht kommt er eines Tages doch noch zurück? ^^
Deinen Schreibstil finde ich wie immer sehr gut. Ein paar Fehler die sich eingeschlichen haben, tun dem auch keinen Abbruch. Für mich war die Geschichte jedenfalls sehr angenehm und flüssig zu lesen. Sie hat mir sehr gut gefallen. Auch die vielen witzigen und kreativen Ideen, wie zum Beispiel die Satzung der Superschurkenvereinigung Amerikas oder die Tatsache, dass Vektors Hai den Christbaum gefressen hat, tragen zu einem guten Gesamteindruck bei. Auch das Ende hat mir sehr gut gefallen.
Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen: Bitte weiter so :D
lG Merkur
Von:  Bramblerose
2011-06-23T17:46:22+00:00 23.06.2011 19:46
So! Nun hab ich Tatsache auch noch deine zweite FF gelesen und muss auf Anhieb sagen, dass ich sie, trotz des Cross-overs, wirklich sehr gut finde! Auch besser geschrieben als deine andere Megamind FF! Du hast den Ton der Figuren sehr gut getroffen und auch der Humor war gut eingebaut!
Es hat wirklich Spaß gemacht zu lesen und ich musste schmunzeln! Du hast geschrieben, die beiden bereits 3 Jahre zusammen sind und man hat wirklich gemerkt, wie der 'Hass' in der Familie aufgekommen ist! Ein bisschen hat es mich an die Szene aus Shrek 2 erinnert, als es zum Abendessen ging oder aber an die Familie Stine! Sehr herrlich! Die Idee mit Roxannes Vergangenheit ud Fmilie finde ich persönlich auch interessant, ich selber hab auch schon Ansätze zu ihrer Familie, nur dass ich das erste Treffen bevorzuge!^^
Ich staune darüber, wie locker du schreiben kannst. Wenn ich über den Film schreibe, hört es sich eigenartig an den Namen Megamind zu benutzen, aber bei dir wirkt es perfekt! Wo ich ürbigens eine Anmerkung hab: Meg HAT sich seinen Namen selber ausgesucht ;)

Sehr schade, dass es sich nur um einen One- Shot handelt. Ich würde gerne mehr von dir lesen und hoffe daher, dass deine Andere MM- FanFic bald weiter geht!

Liebe Grüße,
Zsadist
Von:  xRajani
2011-03-29T14:41:02+00:00 29.03.2011 16:41
Okay, bevor ich es vergesse, habe ich mir die FF doch jetzt durchgelesen - und habe mich weggelacht. Wirklich sehr gute Idee. ^^

Die Art, wie du die Geschichte schreibst, ist einfach toll. Vorallem finde ich deinen Humor stellenweise total gut eingebracht. Gut ist auch, wie du es schaffst in eine trockene Erzählweise überzugehen, ohne eine sarkastische Wertung einzubringen.
Die Fehlaussprachen und Dialekte hast du auch gut umgesetzt. Bei der "Kapfe" musste ich mich so weglachen, dass sich meine Katz' erschrocken hat. XD Oder bei der "Zule". XDD
Grus Akkzent fand ich auch gut, wobei ich mir den Film auch noch ansehen sollte, um besser urteilen zu können. xD
Daher sage ich auch, dass mir dein Schreibstil sehr gut gefällt. Ist das ein Wunder? Nein. Nicht wirklich.

Aber nun zur Idee an sich:
Die Idee ist wirklich witzig, vor allem weil jeder Freund Furcht vor den Eltern der Freundin hat, wenn sie ihn nicht mögen. Die stereotypischen Eltern fand ich irgendwie sehr amüsant, besonders den Vater, der wohl ein Freund der alten Werte ist. Erinnert mich an meinen Vater... "Früher war alles besser." - Ich hasse diesen Satz. xD
Die Stelle mit dem Heiraten und Kinder kriegen... Genial. Da hatte ich wirklich einen Lachkrampf gehabt. xD Irgendwie habe ich geahnt, dass diese Frage kommen wird. xDD
Jedenfalls ist Idee, die Filme miteinander zu verknüpfen, sehr gut. Auch nicht zu übertrieben, wie es sonst bei Crossover meistens ist.

Auf deine geplante FF freue ich mich schon. Yeah! *anherz* <3
Von:  DINO2011
2011-03-29T11:12:57+00:00 29.03.2011 13:12
Nun, ich fand die Geschichte wirklich ganz lustig, auch wenn es irgendwie meinen Humor nicht direkt angesprochen hat waren genügend Szenen enthalten bei denen ich durchaus lachen und Schmunzeln musste.
Wobei ich eher davon ausgehe das ich es nicht so lutig fand weil ich bei der entstehung dabei war und den einen oder anderen Witz schon vorher kannte ^^"

Ich denke ich spreche hier nicht für mich alleine wenn ich sage, das die Geschichte viel zu kurz war und ich gerne noch viel mehr Megamind/Gru Aktion gesehen hätte, also bleibt dir wohl nichts anderes übrig als bald wieder so ein Crossover zu schreiben :p


>Zumindest waren sie letzten Endes dem Trubel und den Schwiegereltern letzten Endes doch schneller entkommen, als gedacht, als diese unter den neuen Marktbesuchern besagten Russel mit einem eigentlich kerngesunden Rommy erblickten.

Du hast bei dem Satz zwei mal letzten Endes, eins davon kannst du weglassen ^^
Von:  Imp
2010-12-21T19:34:33+00:00 21.12.2010 20:34
Sehr niedlich und schön geschrieben.
Bei der "Kapfe" hab ich sehr gelacht. Passt wirklich toll zu Megamind.
ICh hoffe du schreibst noch mal etwas zu dem Film. *___* Ich kann von der Lovestory zwischen Megamind und Roxy einfach nicht genug bekommen.
Von:  ryodita
2010-12-20T23:12:23+00:00 21.12.2010 00:12
Vielen Dank nochmal für die Widmung! Ich freue mich doch immer wenn man mir was widmet/schreibt/malt ect. *_*

Deine Geschichte ist echt süß und ich finde es ganz toll, dass auch die gelben Minions drin sind! Fisch-Minion ist auch furchtbar niedlich in deiner Geschichte! Die Idee mit "Teddy" finde ich auch sehr lustig :D Ist mal echt was anderes und ne sehr kreative Lösung für die Aufgabenstellung.

Man merkt hier ziemlich deutlich, dass es um ein Thema geht, was dir gefällt und dass dir das Schreiben leicht gefallen sein muss, denn es liest sich ziemlich flüssig. Auch hier mag ich wieder diesen trockenen Humor, der sich durch die ganze Geschichte zieht. Ich finde "humorige" Geschichten liegen dir, man kann sie leicht und flüssig durchlesen und wird gut unterhalten ;)

Auch, dass du versucht hast die Akkzente einzubauen find ich schön. Hier hättest du Grus Akkzent vielleicht etwas in die Länge ziehen können. Slawische Akkzente ziehen ja gerne die Vokale etwas lääängerrr! Aber das nur so nebenbei^^

Schöne Geschichte! :)

Von:  Taroru
2010-12-20T20:24:29+00:00 20.12.2010 21:24
ich muss sagen.... dafür das ich das meiste davon nicht gesehen habe... also ich kenne die filme nicht ^^°
aber ich finde es super geschrieben XD und ich finde man kann dialekte gut rauslesen XD ich weiß halt nur nicht ob sie auch mit dem original überein stimmen...
ansonsten, so vom lesen her, super geschrieben! es gab da richtig was zum lachen ^^ und die situation bei den eltern kam richtig gut rüber *lach* ich denke bei den ein oder anderen wird die situation nicht unbekannt sein ;p
also mir hat es spaß gemacht zu lesen ^^ und ich finde man muss die filme auch nicht kennen und hat trotzdem spaß, das hier zu lesen ;p


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