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All or Nothing

[Sasuke&Itachi] Adventskalender `10 - Tag 15
von

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Was bleibt.

In manchen Zeiten des Lebens besitzen wir Alles.

Und im anderen Moment haben wir Nichts.

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Ich wusste, ich stand mit dem Rücken zur Wand. Man hatte mir das Recht auf ein glückliches Leben nicht in die Wiege gelegt. Stattdessen wurde ich mit einer Pflicht geboren, die mit meinem Namen verbunden war. Uchiha.

Mein Schicksal war bereits mit dem Tag meiner Geburt besiegelt gewesen, das musste ich bereits früh erkennen. Die Bürde, mit diesem Namen geboren zu werden, ist eine Last, unter der bereits viele zusammengebrochen sind. Auch ich, mehrmals. Das möchte ich auch nicht bestreiten, denn ich habe mich mein Leben lang der Lüge bedient. Irgendwann sucht man nach der Wahrheit, um sich davon freizumachen.
 

Mit meinem unheilvollen Schicksal kam jedoch auch großer Ruhm. Ehre, die nicht ich mir zuteil gemacht hatte, sondern meine Vorfahren. Allein die bloße Erwähnung meines Namens ließ viele Menschen atemlos bleiben. Allein der Anblick meines Sharingans ließ meine Gegner erschaudern.

Ja, Feinde hatte ich viele. Wahrscheinlich unzählige. Einige hatte ich mir durch meinen Namen gemacht, ohne es zu wollen. Andere habe ich selbst durch meine Taten provoziert. Dies auch eher unfreiwillig.
 

Aber in unserer Welt hat niemand das Recht, sich etwas passendes auszusuchen. Manche Ninjas suchen sich ihre Berufung freiwillig aus. Wir Uchihas werden zu dem gemacht, was wir sind. Von klein auf.
 

Ich lernte den Krieg kennen, und diesen Zustand fürchten. Der Kampf, der Tod - all das lehrte man mich zu fürchten. Diese Angst nutzte ich zu meinem Vorteil. Ein Leben lang.
 

Aber ich war nie irgendein Uchiha. Nein, auch wenn sie alle respektiert und gefürchtet wurden. Ich war zu keiner Zeit irgendwer.

Mein Name ist Itachi Uchiha. Vielleicht trifft es die Bezeichnung des Massenmörders, des Clanmörders, noch eher. Denn so kannten mich nach meiner blutigen Tat nahezu alle.
 

Doch was tut man in einer Situation, in der man vor eine unmögliche Wahl gestellt wird. Was tut man, wenn man sich nur für das Falsche entscheiden kann? Denn damals gab es für mich keine richtige Antwort. Ich konnte nie die richtige Entscheidung treffen. Nicht für andere. Nicht für mich.

Wer ist fähig, zu entscheiden, welcher Tod das kleinere Übel ist? Wer kann so in das Schicksal eingreifen?
 

Ich weiß nicht, warum gerade ich dazu bestimmt war, das in meinen Augen kleinere Übel zu wählen. Vermutlich war es mir von Anfang an vorherbestimmt. Vielleicht habe ich deswegen gelebt. Um für eine Seite die falsche Entscheidung zu treffen. Um etwas zu zerstören, das zu viel ist.

Jeder wird irgendwann mit einer Aufgabe konfrontiert, die nur schwer zu lösen ist. Die alles um einen herum verändern kann, und damit nicht nur das eigene Leben, sondern auch das anderer Menschen folgenschwer beeinflussen wird.

Nun, meine Aufgabe war unlösbar.

Sie zu lösen, bedeutete gleichzeitig, zu versagen.
 

Für welche Option hätte sich ein anderer an meiner Stelle entschieden?

Den Frieden des Dorfes wahren, und dafür die gesamte Familie auslöschen, in die man hineingeboren wurde?

Die Ehre und das Ansehen der Familie wahren, und dafür die Augen davor verschließen, dass ein Kampf um Macht ausbrechen könnte, in dem viele Unschuldige das Leben lassen würden?

Diese Entscheidung hätte ich nie treffen dürfen. Und doch musste ich es tun.

Musste, weil ein Fall ohnehin eingetreten wäre.

Musste, weil ich wenigstens die Person retten wollte, die mir am wichtigsten ist. Die Person, die mir Halt gab, wenn niemand in dieser falschen Welt ihn mir zu geben vermochte. Das warst du, kleiner Bruder. Sasuke.
 

Ich weiß, ich habe dich gefoltert. Ich habe deine unschuldige Seele in tausend Stücke zerbrochen und diese Scherben wirst du nie mehr aufsammeln können, weil sie bereits zu weit verstreut sind. Weil sie in der Vergangenheit zurückliegen.

Ich wollte, dass du mich hasst, damit du stärker wirst. Ich wollte, dass du rennst, um vor mir am Ziel zu sein. Ich wollte, dass du derjenige bist, der mein Leiden beendet, damit ich mich besser fühle.

Ist das egoistisch, kleiner Bruder?

Besitzt jemand wie ich das Recht, an sich selbst zu denken? Ein einziges Mal in meinem Leben.

Mein Leben lang habe ich die schmutzige Seite des Lebens kennen lernen müssen, weil ich nicht egoistisch sein sollte. Es mag dir so vorkommen, Sasuke, und genau das war der Sinn dieser Sache.

Ich weiß nicht, ob überhaupt ein wirklicher Sinn darin liegt. Ich erwarte nicht, dass du verstehst. Aber irgendwann wirst du es akzeptieren.

Wenn ich gegangen bin, welchen Sinn wird dein Leben dann haben?

Was wirst du tun, wenn du mich getötet hast?

Welchen Weg wirst du gehen?
 

Es war von Anfang an ein Auftrag. Mein Leben war ein Auftrag. Und ich habe ihn bis zum Schluss erfüllt.

Macht mich das zum perfekten Ninja? Nein. Nicht in meinen Augen.

Ich habe vieles getan, das unverzeihlich, und doch so notwendig war. Wie kann etwas notwendig und unverzeihlich zugleich sein?

Ich weiß, ich habe mich benutzen lassen. Von beiden Seiten.

Wir Menschen wollen nur frei sein in unserem Leben. Doch wenn wir alle lediglich unsere eigene Freiheit ausleben, ist niemand wirklich frei. Ich habe meine eigene Freiheit geopfert, um sie gleichzeitig zu garantieren.

Nun, ich war ihr Sklave, doch nachdem ich diesen einen verheerenden Auftrag erledigt hatte, war ich frei. Nicht von der Schuld, aber von so vielem anderen. Wirklich und wahrhaftig frei war ich niemals, aber es war besser als das Leben davor. An Pflichten gebunden zu sein ist schwieriger, als durch das eigene Gewissen und die Erinnerung gefangen zu sein. Sich mit der Schuld auseinanderzusetzen ist leichter. Und doch ist es keineswegs leicht.
 

Habe ich dich verletzt, Bruder? Habe ich dein Leben zerstört?

Glaub mir, ich habe versucht, es zu retten. Natürlich weiß ich, dass es absurd klingt. Es hätte einen anderen Weg geben müssen, doch den gab es nicht. Wir suchen immer nach dem leichten, dem einfachsten Weg, doch manchmal gibt es keinen. Manchmal haben wir es schwer.

Vielleicht kann ich dich retten, in dem ich gehe.

Du bist genauso gefangen wie ich. Du bist ebenso wenig frei wie ich.

Aber letztlich können wir beide frei sein. Wenn ich gehe, dann werde ich endgültig frei von Schuld sein, denn dann weiß ich, dass ich dich von mir befreit habe. Von meinem Schatten.

Ich bin die Mauer, die du überwinden musst. Das habe ich dir gesagt. Damals habe ich dir verschwiegen, dass du diese Mauer zum Einsturz bringen musst, denn sie ist zu hoch, um einfach darüber zu klettern.

Wenn du sie zu Fall bringst, dann ist dein Weg frei.
 

So vieles würde ich gerne rückgängig machen, aber ich weiß, dass es nichts ändern würde. Weil es damals keinen anderen Ausweg gab. Es gab Wege, aber keine Auswege.

Ich habe unsere Familie getötet, um den Frieden zu sichern. Ich habe dich verschont, weil du mein Bruder bist. Weil sie es nicht getan hätten. Die Uchihas waren lange nicht mehr meine Familie. Das war nicht das, was ich unter einer Familie verstehe. Die Uchiha waren schon immer eine einzige Zweckgemeinschaft. Wir wurden geboren, um sie zu stützen.

Von diesen Pflichten sind wir befreit.

Du bist mein Bruder, Sasuke. Das reicht mir als Grund völlig aus. Feinde sind oft unlöslicher miteinander verbunden als Freunde oder Familienmitglieder.
 

Vielleicht dachtest du immer, ich mache es mir einfach. Aber es war nie einfach.

Irgendwann wirst du möglicherweise die Wahrheit erfahren.

Warum ich es dir nie gesagt habe?

Um dich zu schützen.
 

Konoha ist ein Zufluchtsort, auch wenn das für mich nie so war. Es sind keine schlechten Leute, kleiner Bruder. Unsere Familie hat sie zu dem gemacht, was sie waren.

Denke nicht allzu schlecht von ihnen. Nicht so, wie du von mir gedacht hast.

Ich weiß, die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Aber das will ich auch gar nicht.

Du bist stark geworden, Sasuke.
 

Ich weiß, dass dies der Abschied ist. Doch auch mein Tod ist eine Lüge, weil ich dir noch immer die Wahrheit verschweige. Weil ich sterben wollte. Weil ich gehen wollte. Nicht, weil du mich gezwungen hast, so wie du es wolltest.

Bis zum Schluss habe ich dich belogen. Bis zum Schluss war ich nicht der Bruder, der ich hätte sein sollen.

Du weißt nicht, dass ich vielleicht doch nicht so schlecht war, wie du immer dachtest. Aber wir beide wissen, dass ich nie gut war. Ich werde auch nie gut sein.

Es gibt nicht einfach nur gut und böse. Es gibt nur Menschen, die Gutes tun, und die Schlechtes tun.

Aber was für den einen gut ist, ist für den anderen schlecht.

In vielen Augen mag ich ein schlechter Mensch sein, doch in manchen bin ich gut.

Auch du hast nicht den richtigen Weg gewählt, kleiner Bruder. Du bist auch nicht gut. Vielleicht wolltest du das auch nie sein.
 

Ich spüre, wie die Last von mir abfällt, und mein Herz beginnt, langsamer zu schlagen.

Ich fühle, wie das Blut in meinem Körper erstarrt.

Sieh mich nicht so an, kleiner Bruder. Ich verlange nicht von dir, gut zu sein. Denn das bin ich auch nicht. Wie kann ich von dir verlangen, etwas zu sein, das ich selbst nicht bin?

Aber in meinen Augen bist du ein guter Mensch, weil du mich befreit hast. Du hast mir den Frieden geschenkt, auch wenn das nicht deine Absicht war.

Du wolltest mich zur Hölle schicken. Für mich jedoch ist der Tod mein Himmel.

Für mich bedeutet der Tod Freiheit. Und für dich bedeutet mein Tod das Gleiche.
 

Kein Mensch ist gut, kleiner Bruder. Kein Mensch ist schlecht. Diese so objektiven Dinge liegen im Auge des Betrachters.

Was bleibt uns, Sasuke?

Ich hatte Alles. Gleichzeitig hatte ich nichts.

Was hast du nun, Sasuke?

Du hast Alles, alles was du je wolltest. Doch bald wirst du erkennen, dass du in Wirklichkeit nichts hast.
 

Der Schnee legt sich auf mein Gesicht, lässt mich erkalten und in den Schlaf sinken.

Ich werde auf dich warten, kleiner Bruder.

Warten auf die Antwort, was du erreicht hast.

Warten darauf, ob auch du über deinen Tod lächeln kannst.

Ich kann es, weil ich keine Angst habe.

Ich hoffe, dass du es ebenso kannst, weil das bedeutet, dass du frei gewesen bist.

Ich wollte immer, dass du frei bist. Ich wollte, dass du die Freiheit lebst, die ich nie hatte. Doch um dir Freiheit zu geben, habe ich sie dir genommen. Es klingt paradox.

Ich habe dich zum Rächer gemacht. Doch du hast deine Pflicht getan.

Du hast mich gerettet, so wie ich dich damals gerettet habe.

Jetzt sind wir quitt, kleiner Bruder.

Wir haben uns gegenseitig so viel Leid zugefügt, und doch gaben wir uns so viel.

Ich warte auf dich, Sasuke. Aber noch gehörst du nicht dorthin, wo ich bin.

Ich werde warten, auf den Tag, an dem du lächeln kannst. Dieser Tag wird der sein, an dem du keine Angst mehr vor dem Tod haben wirst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jessa_
2010-12-15T17:31:32+00:00 15.12.2010 18:31
Hallo
Irgendwie schön mal diese Geschichte der etwas anderen Art zu lesen. Obwohl nicht viel Handlung war, ondern mehr ein gedanklicher Abschied bin ich sehr beeindruckt. Du hast ein hohes sprachliches Niveau. Sehr schön, man will gar nicht aufhören zu lesen.
Liebe Grüße
Jessi ;)


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