Halloween
“Wie kannst du nur so viel in dich hineinschlingen?”, fragte Lorina Ron ungläubig. Dieser musste erst einmal einen großen Bissen Omelett hinunterschlucken ehe er antwortete: “Warum denn nicht? Ich hab halt Hunger.”
Die junge Frau selbst schien schon seit einer Ewigkeit an einem Schinkentoast herumzuknabbern.
“Lori, du solltest jetzt aber auch sehen, dass du was Ordentliches in die Magengegend bringst.”, meinte Samantha.
“Ja.”, antwortete diese entnervt und nahm einige große Happen von ihrem Frühstück. Es war der Halloweenmorgen. Heute Abend sollte die Band ihren großen Auftritt haben.
“Ich glaub ich muss auf´s Klo.” Und schon war Lorina verschwunden.
“Sie hat doch nicht etwa Lampenfieber?”, fragte Harry Samantha.
“Mann, sie sah aus, als hätte sie zu viel Vielsafttrank getrunken.”
“Sehr taktvoll, Ron.”, kommentierte Hermine Rons Beschreibung.
“Ihr kennt doch Lori. Sie steht nicht gern im Mittelpunkt und heute Abend werden die Scheinwerfer voll auf uns gerichtet sein.”, erklärte Samantha, “Außerdem verlief die Generalprobe gestern nicht ganz glatt.”
“Was soll das heißen?”, wollte Harry wissen.
“Es fing damit an, dass unser Bassist von der Bühne gefallen und sich das Bein gebrochen hat. Madam Pomfrey hat das schon wieder hin gekriegt. Und dann hat es Colin geschafft, während seines Solos sein Schlagzeug umzuhauen. Den Rest könnt ihr euch sicherlich denken.”
“Also »glatt verlaufen« ist wirklich etwas anderes. Aber ihr habt doch alles wieder hingekriegt, oder?”, fragte Hermine.
“Klar. Das Schlagzeug war schnell wieder aufgestellt und das Bein ist, wie gesagt, auch wieder heil.”
“Sie muss wirklich ganz dringend etwas für ihre Nerven machen.”, meinte Ron, “Ich meine wenn sie nicht gern im Mittelpunkt steht, hat sie sich doch das falsche Hobby ausgesucht.”
“Ach, bis heute Abend hat sie sich wieder gefangen.”, sagte Samantha überzeugt.
“Ohoh, ich bin dann auch mal weg.” Mit diesem Satz stürzte Hermine den Gryffindortisch in Richtung Lehrertisch entlang, bog um den Tisch der Huffelpuffs herum und ging an ihm entlang in Richtung Ausgang.
“Was hat die denn jetzt gestochen?”, fragte Ron.
“Vielleicht musste Lori ja auch nicht auf´s Klo, sondern ist geflüchtet.”, meinte Harry der als Einzigster am Gryffindortisch entlang blickte.
“Wieso?” Doch bevor Samantha eine Antwort bekam, erklang eine männliche Stimme hinter ihr.
“Sam, Hi!”
“Cormac. Hallo.”, sie warf den beiden Jungs ihr gegenüber einen genervten Blick zu.
“Ich habe gehört, dass euer Bassist ausgefallen ist und ich dachte vielleicht braucht ihr einen Ersatz.” Der blondhaarige Junge schenkte ihr ein Siegerlächeln, das eher an Überheblichkeit grenzte.
“Cormac, ehrlich gesagt bezweifle ich, dass du die Songs bis heute Abend drauf hast. Außerdem ...”
“Ich bin überzeugt davon, dass ich es schaffe. Bassgitarre gehört zu meinen leichtesten Übungen.”
“Außerdem”, sagte Samantha nun mit etwas mehr Nachdruck, “ist unser Bassist wieder wohl auf. Madam Pomfrey lässt Knochen im Nu wieder zusammenwachsen.”
“Wirklich? Schade, es hätte mich gefreut neben so einer bezaubernden Sängerin aufzutreten. Aber wenn ihr doch noch einen Ersatz braucht.”
“Melden wir uns bei dir. Beziehungsweise Lori, sie nimmt zur Zeit die ganze Organisation in die Hand.”
“Ach wirklich?”, der muskulöse Junge klang sehr interessiert, “Wo ist sie eigentlich? Ich dachte ich hätte sie vorhins gesehen und Hermine auch. Ich wollte eigentlich eine der Beiden heute Abend zum Tanz einladen.”
“Aber es ist doch gar kein offizieller Ball oder so. Eher eine Party für die Schüler.”, gab Ron plump zurück.
“Trotzdem kann man doch so einen Abend zum Vergnügen und Ausgehen nutzen. Wie sieht´s aus Samantha? Hättest du Lust, mit mir heute Abend auf die Party zu gehen?”, fragte Cormac, was ziemlich taktlos war, da er ja schon verraten hatte, eine ihrer Freundinnen zu bitten.
“Tut mir leid Cormac, ich ... ich gehe schon mit Harry dorthin.”, log Samantha schnell. Zum Glück schaltete Harry schnell: “Ja stimmt.”
“Äußerst Schade. Na ja vielleicht beim nächsten Mal.”, Cormac setzte wieder sein Verführerlächeln auf und ging.
“Er ist so widerlich.”, Samantha war froh die Worte endlich ausspucken zu können.
“Du siehst aus als müsstest du Lori auf dem Klo Gesellschaft leisten.”
“Ron, halt lieber die Klappe.”, meinte Harry, da sein bester Freund ziemlich laut sprach.
“Warum? Ist Lorina wieder vom Klo aufgetaucht und steht hinter mir?”
“Nein, aber McLaggen weiß jetzt wo er sie finden kann.” Wieder einmal war es Harry der bemerkte, dass der Blondschopf im Weggehen gestockt hatte und ein Ohr zu den Freunden wandte.
“Wie konntest du mir nur McLaggen auf den Hals jagen?!”
Samantha traf Lorina zwei Stunden nach dem Frühstück wieder. Lorina war stinkwütend.
“Ich hab was? Wo warst du überhaupt?”, fragte Samantha.
“Ich hab mich ganze zwei Stunden auf dem Mädchenklo versteckt. Ich mach die Tür auf und da steht Cormac vor mir.”
“Was hast du gemacht?”
“Ihm die Tür wieder vor der Nase zugeknallt.” Die Mädchen mussten lachen.
“Den Blick hätte ich gern gesehen.”
“Glaub ich. Das Beste kommt aber noch.”
“Was?”, fragte Samantha begierig.
“Die Maulende Myrte hat mal wieder Patrouille durch die Rohre gemacht und ist bei mir raus gekommen. Ich hab ihr gesagt, draußen steht ein netter junger Mann, der sie kennen lernen will. Weg war sie und McLaggen auch.”
“Du hast dem Widerling Myrte auf den Hals gejagt. Du bist wirklich fies.”, sie musste lachen, “Aber eigentlich hat Ron dich ja verraten. Du weißt ja, er spricht ziemlich laut.”
“Der kann was erleben.”, versprach Lorina.
Natürlich konnte sich Ron an diesem Nachmittag eine ordentliche Ansage anhören. Ansonsten verbrachten Hermine und Lorina viel Zeit zusammen und hielten die Augen nach Cormac McLaggen offen, um rechtzeitig fliehen zu können.
Nun war der große Abend endlich gekommen. Die vier langen Tische der Häuser waren verschwunden, um Platz für die Tanzenden und Zuschauer zu machen. Am Ende des Saals war eine Bühne aufgebaut, hinter der sich nun die Band Nightdream traf, während sich die Halle füllte. Es war eine normale Schulparty ohne Kleiderordnung. Die Bandmitglieder hatten allerdings ausgemacht, alle etwas schwarzes zu tragen. So kamen die Jungs lässig in Jeans und schwarzem T-Shirt. Samantha hatte sich für eine dunkle Jeans und eine schwarze Bluse entschieden. Während Lorina ein korsagenartiges schwarzes Top und darüber einen schwarzen Bolero zu einer dunklen Jeans kombinierte. Beide Mädchen trugen ihre, im Doppelpack gekauften, schwarzen High Heels - damit wollten sie Cormac etwas ärgern.
“Wenn ich mich mit diesen Schuhen der Länge nach hinleg bist du daran Schuld.”, Lorina war immer noch ziemlich nervös.
“Hey, du kannst super in den Schuhen laufen, außerdem wollten wir doch Cormac etwas zum gucken geben.”
“Solange es nur beim Gucken bleibt und er uns nicht den ganzen Abend hinterherrennt.”
Das Licht ging aus und Professor Dumbledores Stimme erklang von der Bühne.
“Ich freue mich euch alle hier an Halloween so zahlreich begrüßen zu dürfen. Sicherlich könnt ihr es kaum erwarten mit unserer Schulband zu feiern und wollt, dass der alte Sack endlich von der Bühne verschwindet. Ich werde gleich Platz schaffen, versprochen. Aber nun wünsche ich euch einen schönen Abend. Und hier sind sie unsere Schulband Nightdream.” Unter großem Klatschen ging Professor Dumbledore von der Bühne. Die Bandmitglieder umarmten sich allesamt und betraten dann die Bühne.
“Hey Leute! Seid ihr gut drauf?”, eröffnete Samantha freudestrahlend. Die Menge jubelte. Auch Lorina war das Lampenfieber nicht mehr anzumerken. Die Band spielte einige sehr rockige Stücke, die bei der Schülerschaft gut ankamen. Auch eine Ballade war dabei. Die Solos der Bassgitarre, E-Gitarre und des Schlagzeuges gelangen ohne Zwischenfall. Nach einer Stunde und drei Zugaben war die Band fertig. Sie gingen wieder hinter die Bühne und klatschen ab.
“Das war super!”, lobte Samantha.
“Nicht super. Erstklassig!”, sagte eine Stimmer hinter ihr.
