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Diary of Melina

anything but ordinary
von

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fire is desire and danger at the same time.

"Miefau",krächzte mein Kater und stupste mich liebevoll mit der Nase. Ich schreckte hoch und schaute mich um. Scally saß vor mir und leckte sich die Tatzen. Benommen sah ich auf die Uhr, es war weit nach Mitternacht. "Neeeein", jammerte ich, als ich kapierte, dass ich eingenickt war. Ich klatschte mir mit beiden Händen auf die Wangen, um wach zu werden. Dann überblickte ich das Chaos vor mir. Okay. Sozialkunde,Mathe und Geschichte waren fertig. Nur noch Deutsch stand an. "Ein Essay ?", wiederholte ich meine Notiz ungläubig. Ein Leuchten trat in meine Augen, als ich sah, dass dieser erst nächste Woche fällig war. Heilfroh machte ich das Licht aus und kroch mit dem wohligen Gewissen ins Bett, dass morgen Wochenende war und ich somit ausschlafen konnte.

Okay. Aus letzterem wurde leider nichts , da meine Mutter scheinbar befand, dass neun Uhr morgends die absolut perfekte Zeit für die tägliche Hausarbeit war. Ich wurde also liebevoll von dem geräuschvollen Surren des Staubsaugers geweckt. Blinzelnd stieg ich aus meinem Bett und trat in den Flur. "Morgen Melina, schon wach? Kaffee und Brötchen sind in der Küche", rief meine Mutter über den Lärm hinweg. Wieder wurde mir schmerzlich bewusst, dass sie mich meinte. Dass das mein Name war. Melina. Während meine Gedanken um meinen neuen Namen kreisten sah ich schmunzelnd wie die Spitze des Staubsaugers gegen Kate´s Tür stieß, um auch wirklich den letzten Staubfitzel zu erwischen. Ich begann langsam von Zehn herunterzuzählen. 10, ich schlenderte in die Küche und roch den Duft von gut gebrühtem Kaffee.9, ich nahm mir seelenruhig eine Tasse aus dem Schrank und die Milch aus dem Kühlschrank. 8, das wundervolle Aroma des Kaffees bewusst tief einatmend schüttete ich meine Tasse bis zur Hälfte voll. 7, den Rest stockte ich mit Milch auf und suchte dann nach einem kleinen Löffel. 6, ich verührte meinen Morgentrunk und schlurfte mit einem Bagel an den Tisch. 5, leise Vorfreude machte sich in Anbetracht der Szene, die sich mir gleich bieten würde, breit. 4, wow, Kate war heute ein sehr geduldiges Mädchen. 3, "Waaaaah!", das Geschrei im Flur klang ganz nach meiner Schwester. Ich hörte eine Tür knallen und konnte es mir nicht verkneifen vom Tisch aufzustehen und- um die Ecke lugend- dem Geschehen zuzusehen. "Kate, Schätzchen, du bist ja auch schon wach", frohlockte meine Mum und schien echt nicht zu schnallen, dass der Staubsauger für unser seltsames Verhalten verantwortlich war. "Scheisse, ich schwöre dir, wenn du mich noch einmal Daheim mit Kate ansprichst, jage ich mir ne´ verdammte Kugel durch meinen Scheiss Kopf", keifte Kate- die eigentlich Abby hieß- und trat geräuschvoll gegen den Staubsauger. Ohja, sie war eine ganz typische Fünfzehnjährige, mit ihren Ecken und Kanten, wie meine Mutter beschönigend sagen würde. Tatsache war jedoch, das Abbs ein ausgefuchstes Luder war. Das Wort Respekt fehlte in ihrem Vokabular, ebenso wie die Worte Anstand und Liebenswürdigkeit. Es fehlten sicher noch mehr Worte, doch ich machte mir nicht die Mühe. "Scheisse!",fluchte sie immerwieder. Dass der Staubsauger härter war, hatte sie nicht bedacht. "Was grinst du denn so blöd ?!", ihre Augen glühten mich an. Doch statt zu antworten lächelte ich zuckersüß und wandte mich von ihr ab. Ich hörte, dass sie noch etwas höchst Unfreundliches murmelte, doch das ignorierte ich gekonnt. Sie war nunmal fünfzehn. Und hey, wenn es mich schon belastete dauernd umzuziehen, wie schlimm musste es dann erst für Abbs sein?. Ich stopfte mir den letzten Bissen Bagel in den Mund und spühlte ihn mit dem Kaffee hinunter. Ich saß da und hatte keinen blassen Schimmer was ich mit dem Tag anfangen sollte. Gedankenversunken räumte ich das Geschirr weg und ging in Kates Zimmer. "Was machst du heute ?",fragte ich sie. Sie stand vor ihrem abstrus großen Spiegel und werkelte gerade mit der Wimpernzange herum. "Was geht dich das an ?", gab sie überheblich zurück und räumte die Zange weg. "Ich dachte, wir könnten zusammen shoppen gehen ", ich ignorierte ihren verabscheuungswürdigen Tonfall und lächelte aufmunternd. "Weißt du Rose", sie betonte meinen Namen geringschätzig," ich werde heute etwas mit meinen Freunden unternehmen. Solltest du auch mal tun. Oops", sie schaute mich gespielt schuldbewusst an, ehe sie lächelte", du hast ja garkeine". In diesem Moment empfand ich keine Wut. Ich war...traurig. Traurig, weil ich sie bemitleidete. Sie war das überhebliche Stück, das ich niemals hatte werden wollen. Ich seufzte ehrlich mitfühlend, was sie aufhorchen ließ "Weißt du Abbs. Es gab früher Tage, an denen ich stolz war deine Schwester zu sein. Wenn du zu Ballettwettbewerben gingst, war ich immer dabei und wenn mich jemand fragte wer das Mädchen ist, das da so grazil über die Bühne schwebt, sagte ich immer voller Stolz: Das da ist meine Schwester", ihr Blick schien zu glühen, doch ich war noch nicht fertig. "Aber du warst nicht nur talentiert. Du warst auch lieb. Und süß. Du hast zu mir gestanden, selbst, wenn mich alle für verrückt hielten", ich musste lächeln. "Was ist heute davon übrig? Du umgibst dich mit Leuten, von denen du weißt, dass sie dich für einen viertel Dollar verkaufen würden. Du hast keinerlei Anstand und Respekt. Manchmal glaub ich nichteinmal, dass du ein Herz hast", sie ging bereits an mir vorbei und hielt mir die Tür auf, als überdeutliches Zeichen jetzt zu verschwinden, doch im Türrahmen blieb ich nochmals stehen. "Muss ein tolles Leben sein", sagte ich bedauernd und suchte nach irgendeiner Regung in ihrem Blick. Doch ihre blauen Augen blieben eiskalt. Kaum war ich aus der Tür, knallte sie sie zu. "Meine Güte Melina, was hast du ihr jetzt schon wieder getan ?!",versetzte meine Mutter hysterisch und ging an mir vorbei in die Küche. Ich war versucht etwas Bitteres zu erwidern, doch ich konnte nicht. Ich hatte das alles auch so schon genug satt. Ich wollte wenigstens meine Seele nicht mit irgendwelchen bösartigen Gedanken verschmutzen. Ich seufzte erneut. "Ich bin mal weg", rief ich und suchte nach meinem Schlüssel. "Hey, warte !", entgegnete meine Mutter, dann war es kurz still. Für einen kurzen Moment dachte ich, sie würde sich für eben entschuldigen, dann jedoch kam sie mit einem Einkaufszettel aus der Küche und stopfte ihn mir unsachte in die Hosentasche. "Soll ich singen, oder gibst du mir Geld mit ?", ich versuchte die Stimmung aufzubessern, doch sie fasste meinen Kommentar falsch auf. "Werd nicht frech. Wofür hast du deine Kreditkarte ?". Stirnrunzelnd zog ich meine Platin-card aus der Hosentasche. "Seit wann gehen wir denn mit der Kreditkarte in den Supermarkt?", rief ich meiner Mum hinterher, doch sie antwortete nicht, also knallte ich frustriert die Türe hinter mir zu und atmete draußen tief durch.

Ich zwang mich ein Lächeln aufzusetzen und ging durch die Straßen. Auf halbem Weg beschloss ich, Halt im Eiscafé zu machen. Ich brauchte nicht lange zu suchen, da es in London wirklich an jeder Ecke ein Café gab. Der Himmel sah zwar sehr verhangen aus, aber das Café war trotzdem gut besucht. Ich setzte mich ans Fenster und beobachtete die Leute draußen. Mein Blick fiel auf ein Mädchen. Sie saß auf einer Bank und schrieb. Oder zeichnete. Von meinem Platz aus war es nicht zu erkennen. Sie trug diesen modernen Hippie look und war außergewöhnlich schön. Ihre langen blonden Haare umschmeichelten ihre Wangen. Durch ihren Mittelscheitel war ihr Gesicht besonders hervorgehoben. "Hast du dich schon entschieden ?", die Stimme der Bedienung riss mich aus meinen Gedanken und ich sah sie an. "Ja, ich nehme einen Vanille Milchshake ", lächelte ich freundlich. Die Bedienung nickte und verschwand schnell zur Bar. Als ich wieder zu der Bank hinübersah, war sie weg. Ich durchsuchte mein gesamtes Blickfeld, doch sie war weg. Einfach weg. Ich musste nicht lange auf meinen Shake warten. Ich trank ihn in langen Zügen und bezahlte. Als ich gerade die Bar verließ, sah ich ihn. Den bekannten Fremden von gestern. Er schien mich nicht zu bemerken. Unauffällig bewegte ich mich zwischen ein paar Passanten an ihm vorbei. Ich hatte keine Angst vor ihm. Er brachte mir nur nichts. Mein Körper hatte selbst auf sein Lachen reagiert. Ich ertappte mich dabei wie ich mich fragte, wie es wohl war, von ihm berührt zu werden. Nein. Ich hatte das mit Seth noch nicht verarbeitet. Es würde nicht besser werden. Wir würden nicht lange in London bleiben. Es war nur eine Frage der Zeit, wann mal wieder ein "krummes Ding" schief laufen würde. Es machte also keinen Sinn sich zu verlieben. Und da ich kein Typ für One Night Stands war, beendete ich den Gedankengang. "Hey ", allein seine Stimme jagte mir Schauer über die Haut. Moment. Seine Stimme?. Ich drehte mich um. Lächelnd stand er vor mir und wartete auf meine Erwiederung. Leider versagte mein Sprachzentrum.

"Hi ", sagte ich also nur und sah ihn an. Er schien- wie gestern auch- nervös. Und doch nicht genauso wie gestern. "Das ist mir etwas peinlich, aber" er grinste charmant," ich hab mich gestern garnicht vorgestellt. Es war also ganz gut, dass du nicht mit mir Essen gegangen bist", ich wusste darauf nichts zu sagen. Musste ich aber auch nicht wissen, denn er lächelte wieder. "James !", rief plötzlich eine junge Frau, die sich nun durch die Menge schob und neben ihm stehen blieb. Ihre Augen musterten mich abschätzig, dann hakte sie sich bei ihm ein. "Willst du mich nicht vorstellen?", sie zog empört die Brauen hoch als sie das sagte. James bedachte sie mit einem genervten Seitenblick "Ich kam nichtmal dazu mich vorzustellen", murmelte er und sah sie dann tadelnd an. "James ", wiederholte ich und beide sahen mich an, als wäre ich gestört.

"Richtig ", sagte sie verwirrt und warf James dann einen neckenden Blick zu. "Wow, deine Puppen werden immer intelligenter. Bald schleppst du noch welche an, die in ganzen Sätzen reden", sie grinste mich nun ironisch an. "Stace. Das ist ", er wartete, dass ich ihm meinen Namen sagte. "Rosa", ich stockte und biss mir auf die Zunge," Melina", stieß ich hervor und wurde wieder skeptisch beäugt. Stace musterte mich und ich wusste, dass sie mich genau in diesem Moment in eine Schublade mit Paris Hilton steckte. "That´s hot", dachte ich ironisch. "Das ist Melina. Das Mädchen, das ich gestern nach Hause gebracht hab", sagte er vielsagend und plötzlich veränderte sich Stace´s Blick dramatisch. Sie sah überrascht aus.

"Das ist ja interessant ", meinte sie dann und schien mich wieder aus der Paris Schublade rausziehen. Ich hörte nicht auf die Stimme in meinem Kopf, die lauthals fragte, warum zum Teufel er von mir erzählt hatte. Selbst die vernünftige Stimme, die mich vor ihm warnte, schlug ich in den Wind. Stattdessen lächelte ich und schüttelte ihre Hand "Freut mich, dich kennenzulernen, Stace", ihre Augen sahen mich neutral an. Weder abgeneigt noch offen. "Stacy ", verbesserte sich mich, doch sie lächelte freundlich. Ihre walnussbraunen Haare umrahmten ihr elfengleiches Gesicht, ihr schwarzes Nietenkleid ihre perfekte Figur. Sie war sicher das, was die meisten Typen als "scharfes Gestell" oder auch als "guten Fick" bezeichneten. Ich hasste diese Beleidigungen, wusste aber gleichzeitig, dass es genug minderbemittelte, praepubertäre Exemplare der Gattung Mann gab, die genau diese Ausdrücke mächtig cool fanden. Als ich die beiden vor mir sah, konnte ich nicht glauben, dass sie kein Paar waren. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Wahrscheinlich hatte James es bei ihr versucht, war aber auf Granit gestoßen. "Ist die immer so sprachgewandt?", fragte Stacy an James gewandt, so, als wäre ich überhaupt nicht da. Ich sah James an, dass ihm das Verhalten seiner Freundin peinlich war, trotzdem grinste er schief. "Nein ganz im Gegenteil, gestern noch war sie richtig vorlaut. Beinahe schlagfertig", ich wusste genau, dass er versuchte mich aus der Reserve zu locken. Und er wusste sicherlich genau, dass sein Plan aufging.

"Oh nein, eigentlich bin ich genauso dumm wie die anderen Puppen. Er verkraftet nur nicht, dass ihm selbst ein dummes Mädchen eine Abfuhr erteilt hat", ich lächelte ihn zuckersüß an und Stacy brach in schallendes Gelächter aus. James jedoch sah mich beleidigt an, seine Mundwinkel zuckten. "Ja. Sowas bin ich sonst nur von den schlauen Mädchen gewohnt", gab er gespielt betroffen zu. Stacy zog mittlerweile mit ihrer unmenschlich lauten Lache alle Blicke auf uns. "James ich nehms zurück, die gefällt mir", sie wischte sich bereits kleine Lachtränchen aus den Augen und fügte dann wieder mit völlig normaler Stimme hinzu," Hey, ich glaube die haben da hinten einen Ausverkauf bei

Macy´s. Wir sehen uns nachher. Melina", Sie sah mich an und verließ uns so schnell wie sie gekommen war. Uns? Ich meinte natürlich ihn und mich. "Also nicht uns", ermahnte ich mich und wollte mich gerade verabschieden, da kam er mir zuvor. "Hey wir kennen uns jetzt", stellte er verschwörerisch fest. Als ich daraufhin nichts sagte, fügte er leise hinzu "Du darfst also nun mit mir Essen gehen ", er klang dabei so selbstsicher, dass es mir schlicht die Sprache verschlug. "Ich fasse dein Schweigen als ein

zu-überweltigt-und-glücklich-um-zu-anworten Schweigen auf. Heute Abend um acht. Bei mir. Ich hol dich ab. Wo du wohnst, weiß ich ja", er zwinkerte mir schnalzend zu und folgte Stacy. In meinem Kopf spielten sämtliche Leitungen verrückt. "Na ganz toll Rose. Ein Abendessen. Bei ihm", wiederholte ich vielsagend und konnte das Krümelchen Freude tief in mir drin doch nicht ersticken.



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