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Bis in die Ewigkeit

Eine Geschichte mit drei Enden
von

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"Wir wollen nichts, nichts, nichts bereuen, nichts, nichts, nichts bereuen"

Tom x Robin - Das dritte von drei möglichen Enden
 

Wieso fragte er ihn das? Und überhaupt.. wie zum Geier sollte er antworten? Tom spürte, wie sein Herz immer schneller klopfte, während er verzweifelt nach einer Antwort suchte. Das war der Moment und auch wieder nicht. „Wa.. warum fragst du das?“, stammelte er. Robins dunkelbrauen Augen schienen sich in ihn zu bohren.

„Na, weils mich interessiert. Du hattest noch nie eine Freundin, du erzählst auch nie, dass du irgendein Mädchen toll findest. Ich hab grad mit Nele schlussgemacht, weisste ja.“

Tom nickte nur, hob eine Hand, und begann an einem Fingernagel zu kauen. Das hatte er das letzte Mal vor vielen Jahren getan, aber seine innere Anspannung liess ihn nicht los.

„Irgendwie, ich weiss auch nicht.. Nach ein paar Monaten verlieren die alle ihre Faszination. Fangen an irgendwie zu nörgeln, wollen irgendwas an mir ändern. Echt.. Deswegen frag ich. Ist das normal. Aber naja, du hast da wohl noch nicht so viele Erfahrung.“ Robin grinste ihn an. Dass Tom bisher keine Freundin gehabt hatte, war einer der Punkte, über die sich Robin manchmal freundschaftlich lustig machte. Tom nahm es ihm nicht übel.

„Nein, hab ich nicht wirklich. Aber woran liegts denn?“, versuchte Tom von dem heiklen Thema abzulenken. „Ich weiss nicht, mich gefragt, ob das alles ist. Ich mein es war nichts.. spezielles mit ihr. Genau wie mit allen andern Mädchen zuvor. In Büchern und im Fernsehen ist doch immer so dieses.. Schmetterlinge im Bauch, blabla.. Aber das hatt ich bisher irgendwie noch nicht wirklich.“ Tom blickte Robin von der Seite an. „Echt jetzt? Warum nicht?“ „Naja.. Doch. Eigentlich schon. Einmal.“, Robin wurde plötzlich leiser. „Aber das ist eh hoffnungslos.“

„Hoffnungslos? Inwiefern?“. Erneut stieg ein winzig kleiner Hoffnungsschimmer in Tom auf. Es könnte ja sein, dass er..

„Es ist Franzi“, nuschelte Robin, und zeichnete mit dem Finger Kreise auf die Bettdecke. „Franzi? Ausgerechnet Franzi?“

„Ja. Leider.“

„Aber Franzi wollte doch mal was von dir, nicht?“

„Ja, aber da.. da wusste ich halt noch nicht.. Ich weiss nicht.. Ich mein sie ist eine gute Freundin, wir machen so vieles miteinander, aber sie hat halt ihren Lukas, mit dem sie zusammen ist. Ich glaub sie sieht in mir eh nur den besten Kumpel.“

„Den besten Kumpel, der an jeder Hand zwei Frauen hätte, wenn er es wollte.“ Tom konnte sich diese sarkastische Bemerkung nicht verkneifen. Er überspielte seinen Schmerz.

„Ich weiss echt nicht mehr, was ich tun soll. Ich dachte, ich vergess sie, wenn ich in Amerika bin. Ich hatte da auch eine Freundin, Mary. Und jetzt Nele, aber die fängt schon wieder an rum zu zicken. Wie krieg ich sie denn aus meinem Kopf? Ich kapier das echt nicht. Ich weiss nicht wie ichs anstellen soll.“

Robin seufzte. Tom seufzte auch, aber nur innerlich. Willkommen in meinem Kopf, dachte er. Robin fühlte exakt das Gleiche wie er selber, nur verkehrt. Alles war verkehrt. So sollte es nicht ablaufen. So sollte es nicht gehen.

„Ich weiss es echt auch nicht, Robin. Ich bin nicht so der gute Ansprechpartner, glaub ich.“

„Warst du echt noch nie verliebt?“, Robins haselnussbraune Augen blickten ihn an.

„Naja.. Doch. Einmal.“

„Echt? Sag, wer wars? Wie hast du sie vergessen können? Also.. ich mein ihr wart ja nicht zusammen? Oder?“

Tom schüttelte den Kopf. Und dann war es ganz einfach. Robins Gesicht zeigte einen neugierigen Ausdruck, und er fuhr sich durch die Haare. Es war ganz einfach.

„Es war Vikkie.“

„Vikkie? Viktoria? Die Viktoria?“

Es war so einfach. Er wollte Robin nicht verlieren. Unter keinen Umständen. Und es gab keine Chance für ihn und Tom, also tat er etwas, was er noch niemals getan hatte, und auch nie wieder tun würde. Er log Robin an. Tom hatte sich den erstbesten Namen aus den Fingern gesaugt. Viktoria Müller war vor einem Jahr weggezogen, irgendwo nach Berlin, weil ihr Vater einen neuen Job hatte. Er war flüchtig mit ihr bekannt gewesen, und er dachte sich, dass dies taugte für eine hoffnungslose Verliebtheit.

„Das hätt ich dir jetzt aber nicht zugetraut, ehrlich.“

Tom setzte ein wehleidiges Gesicht auf, und murmelte: „Lass uns bitte nicht weiter drüber sprechen. Es ist eh vorbei jetzt.“

Robin nickte nur, und legte sich wieder halb auf das Bett. „Sorry, dass ich dich zugequatscht hab.“

„Ist schon in Ordnung.“ Tom beobachtete, wie Robin ergeben gähnte.

„Also.. Naja. Hast du dir schon mal überlegt..“

„Hm?“

„Vielleicht tut sie ja dasselbe. Versucht dich zu vergessen, weil sie dich ständig sieht mit anderen Mädchen.“

Robin blickte ihn eine Weile begriffsstutzig an. Tom lächelte gequält. Es schien, als ob ihm das Herz zerreissen würde, doch was konnte er denn tun, wenn nicht dies? Er liebte Robin, und auch wenn es bedeutete, dass er ihn gehen lassen musste. Wenn es Robin gut ging, dann ging es ihm auch gut.

„Also.. du meinst.. ehm..“

„Ja genau. Du solltest ihr einfach mal eindeutigere Zeichen geben. Es ihr vielleicht sagen. Und dann aufhören, ständig mit Mädchen ins Bett zu steigen, von denen du eh nichts willst. Sie können dir Franzi nie ersetzen.“

Robin schluckte leer, und blickte durch das Dachfenster in den Augusthimmel hinauf.

Tom betrachtete Robin.
 

Wir wollen nichts, nichts, nichts bereuen

Nichts, nichts, nichts bereuen

Lass den Sommer in Dein Herz und lass ihn nicht mehr los
 

7 Jahre später
 

Nervös zupfte Tom an seiner Anzugsjacke. Christian schmunzelte amüsiert. „Jetzt beruhig dich doch mal. Die Welt wird schon nicht untergehen.“ „Sei du doch ruhig“, zischte Tom, und fuhr sich durch die perfekt sitzenden Haare.

Christian war seit zwei Jahren sein fester Freund. Kennengelernt hatte er ihn ironischerweise tatsächlich in einem Gay-Café, in das Lilie ihn geschleppt hatte. Sie kam mittlerweile öfters nach Hamburg, nachdem sie auch ihren Wohnsitz von der Schweiz nach Frankfurt verlegt hatte, und dort irgendetwas Journalistisches machte. Sie schnappte sich öfters einen ICE und fuhr hoch zu ihm, um ein vergnügliches Wochenende oder ein paar freie Tage in Hamburg zu geniessen. Neben ihrem journalistischen Job arbeitete sie freiberuflich als Autorin, ihr Erstling, ein Fantasyroman, war soeben erschienen, und war in den Bestsellerlisten ziemlich gut eingestiegen.

An diesem schicksalhaften Samstagnachmittag hatten sie also zusammen gemeinsam in diesem einen Café gesessen, sie hatte soeben den letzten Rest ihrer Eiscreme aus dem Becher geschleckt und sich dann zufrieden seufzend auf den gefüllten Bauch gepascht. Lilie war eine hübsche, mollige Frau, die sich mittlerweile – sie war damals 27 gewesen – mit ihrem Körper zufrieden gegeben hatte, und ihn richtig gern bekommen hatte, was ein Gegensatz zu ihrem Empfinden ihrer Jugend darstellte. So sagte sie es jedenfalls immer. An diesem schicksalhaften Tag hatte sie Toms Blicke auf Christian bemerkt, der wie so oft in einer Ecke gesessen und seinen Milchkaffe getrunken hatte, in irgendeine Arbeit vertieft. „Mensch, Junge, du hast ihn also immer noch nicht angequatscht?“, hatte sie zu Tom gesagt, und ihn angestarrt. Tom war nur rot geworden. „Naja.. also..“ „Nichts naja, und also.. Ab jetzt erledige ich das.“ Tatkräftig hatte sie ihre Handtasche geschnappt, sie umgehängt und war aufgestanden. Noch bevor Tom protestieren hatte protestieren können, war sie schon bei Christian angelangt, und hatte ihn in ein Gespräch vertieft, in dessen Verlauf sie ein, oder zweimal auf Tom zeigte, der immer noch hochroten Kopfes an seinem Tisch sass, und versucht hatte wegzublicken. So hatte das Ganze seinen Lauf genommen.

Christian lächelte ihn an. „Wenn du so weitermachst, ruinierst du tatsächlich noch deine Frisur, für die du heute Morgen eine Viertelstunde gebraucht hast.“

Tom seufzte leise. „Jetzt sei doch mal etwas.. geduldiger mit mir. Du weisst doch, dass Robin es nicht weiss.“ Christian nickte nur.

„Aber es wird an der Zeit hm? Schliesslich hat er gesagt, du sollst eine Begleitperson mitbringen. Da hat er sich nicht auf das Geschleckt beschränkt.“

„Und ich bin froh, dass du da bist, ehrlich. Aber mein Magen rumort trotzdem. Ich hab keine Ahnung wie er reagieren wird.“, antwortete Tom. „Das wird schon werden“, sagte Christian mit stoischer Ruhe, und nahm Toms Hand einfach in die seine. Dann gingen sie über den Parkplatz zu der einfachen Kirche, in der die Hochzeit von Robin und Franzi ausgerichtet werden würde.
 

Die Welt ist viel zu schön um sich noch länger nur zu quälen

Wir sind alles hier und jetzt
 

Robin stand am Eingang der Kirche, in einem gut sitzenden Hochzeitsanzug, und strahlte mit der Sonne um die Wette, die mit dem Brautpaar gnädig war, und den Tag in einen der strahlenden Sorte verwandelten. Es schien alles perfekt.

„Tom, alter Freund“, begrüsste Robin Tom mit einem Handschlag und einem Schulterklopfen. „Freut mich wirklich, dass du hier bist.“ Robin strahlte Tom an, der den Gruss erwiderte. „Hallo Robin. Freut mich, dass du mich eingeladen hast. Dass ihr mich.. ich meine.. Du und Franzi.“ Er verfluchte sich selber, dass er über seine eigenen Sätze stolperte. Christian stand hinter ihm, hatte die Hand jedoch losgelassen.

Robin grinste, als sein Blick auf Christian fiel. „He, Tom, du bist aber unhöflich. Stell mir deinen Freund doch vor?“

Tom schluckte, doch dann nickt er. „Ja.. ehm.. Tschuldigung. Also. Christian? Das hier ist Robin, mein alter Freund. Und..“, er räusperte sich. „Robin? Das hier ist Christian, mein Lebenspartner.“ Seine Stimme klang klar, und es wunderte ihn. Als er Robins unverändertes Grinsen sah, atmete er auf. „Na also, endlich. Es wurde auch mal Zeit, dass jemand diesen Hüpfer hier eingefangen hat.“

„Moment mal“, Tom blickte leicht fassungslos. „Du hast gewusst, dass ich schwul bin?“

Robin musste grinsen. „Natürlich, das weiss ich seit einigen Jahren.“

Tom klappte den Mund auf, und starrte Robin an.

„Aber..“

Christian musste grinsen, und zog Tom mit sich. „Du kannst nachher mit ihm noch reden, er hat jetzt wichtigeres zu tun.“
 

Die Feier war bereits fortgeschritten, als Tom sich vom Tisch erhob. Er und Christian hatten einige Stücke getanzt, er hatte sich mit Franzi unterhalten, dem Brautpaar Glück gewünscht, welches miteinander um die Wette strahlte. Man sah den beiden an, dass sie sich endlich gefunden hatten, und darüber sehr glücklich waren. Die Hochzeitszeremonie war bis auf einen kleinen Patzer beim Organisten ein sehr stimmiges, schönes Ereignis gewesen, und alle waren gerührt gewesen, als aus Franzi Hohenstetter endlich Franziska Winckler wurde.

Tom nahm sein Weissweinglas in die Hand, und schlenderte auf den grossen Balkon des Restaurants. Es war bereits Mitternacht. Vereinzelt standen Raucher auf dem Balkon und auf der Terrasse unten, unterhielten sich leise. Er stellte die Unterarme auf die steinerne Brüstung des Balkons, hielt das Glas in den Händen, und blickte in die Sterne.

Als sich eine Gestalt zu ihm gesellte, dachte er erst, Christian wäre ihm gefolgt. Ein Seitenblick verriet ihm aber, dass es Robin war.

„Herzlichen Glückwunsch noch einmal“, sagte Tom. „Ihr seid wirklich ein schönes Paar.“ Robin lächelte. „Ich danke dir. Aber du und Christian.. Christian hiess er doch?“ Tom nickte. „Ihr seid ein ebenso schönes Pärchen.“

„Wusstest du es wirklich schon so lang?“

„Ich denke, ich weiss es seit drei Jahren oder so.“

„Wie?“, fragte Tom schlicht.

„Eigentlich ist es ganz banal. Ich hab dich mal diesen einen Kerl küssen sehen. Diesen schlaksigen, mit den langen schwarzen Haaren. In der Innenstadt.“ Robins Blick ruhte auf ihm, als er selber aus seinem eigenen Weinglas einen Schluck nahm.

Tom seufzte. „Ach.. Marc.“

„Keine Ahnung, hab ihn nie vorher gesehen. Aber ich muss ehrlich sagen, ich hatte den Verdacht schon vor diesem Ereignis.“

„Echt?“

„Naja. Du warst eher schüchtern, hast nie von Mädchen erzählt, hattest auch keine Freundin. Ich weiss ja nicht, warum du es mir nie verraten hast, aber ich hatte gehofft, dass du es von dir aus erzählst.“

„Aber Helen..“

„Ach komm hör mir doch auf.“ Er grinste. „Helen ist deine beste Freundin, eure Liebesgetue war von hinten bis vorne Schauspielerei, hab ich recht?“

Tom stotterte verlegen: „ähm.. Ich.. eh..“

„Sie ist wirklich gut. Aber du.. Du bist definitiv als Schauspieler nicht zu gebrauchen. Man hat dir das Unbehagen auf zehn Meter angesehen.“

Toms Wangen verfärbten sich rot, und er brummelte irgendetwas.

Robin lachte leise, doch dann wurde er wieder ernst.

„Warum hast du es mir nie gesagt? Ich mein ich bin dein bester Kumpel. Bin ich doch, oder?“

„Ja, das bist du, Robin. Doch es war.. irgendwie schwieriger. Ich weiss nicht.“

„Hm..“

Und dann war es ganz einfach. Robins Blick ruhte auf ihm, der erwachsene, der verheiratete Robin, der definitiv nicht homosexuell war. Der Robin, der ihm über all die Jahre ein so guter Freund gewesen war, dass er es Tom nicht einmal übelnahm, was er ihm die ganzen Jahre verschweigen hatte. Es war ganz einfach.

„Es gab eine Zeit.. Eigentlich eine recht lange Zeit, wo ich in dich verliebt gewesen bin, Robin. Deswegen war das alles nicht so einfach.“

Robin blickte ihn an.

„Das hatte ich vermutet.“

Und Tom blickte ein zweites Mal fassungslos an diesem Tag. „Aber..“

„Ich bin froh, dass du mich nie vor die Wahl gestellt hast. Ich hatte nie solche Gefühle für dich. Aber du warst ein echt guter Freund.“

Tom nickte nur, und nahm schnell einen Schluck Weisswein, um den Klumpen in seiner Kehle hinunterzuschlucken.

„Danke“, sagte er einfach. „Für dein Verständnis. Es war echt nicht leicht.“

„Das kann ich mir vorstellen. Aber du liebst jetzt Christian, oder?“ Der andere blickte ihn prüfend an.

Tom erwiderte den Blick, und dann sagte er aufrichtigen Herzens: „Ja. Das tue ich. Ich liebe Christian.“

Und es war wahr.

Robin lächelte, und blickte in den Sternenhimmel.

Tom tat es ihm gleich. Sein Herz wurde leicht.
 

Das hier ist nicht die Zeit für Melancholie

Ich lass mich einfach fallen und lass die Dinge ziehen



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