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Die Sterne über Dalaran

World of Warcraft-Fanfiction
von

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4. Die Reise nordwärts

Die Reise nordwärts
 

„Drück dich nicht so an mich“, sagte sie und versuchte dabei energisch zu klingen. „Das ist nicht notwendig.“

„Möchtest du, dass ich vom Greifen falle?“ In seiner Stimme war definitiv ein Schmunzeln, und das gefiel ihr gar nicht. „Ja“, zischte sie nur zurück.

„Mmmh“, sagte er leise, und eindeutig viel zu nah ihrem Ohr. „Hör auf, bei der Sonne. Hör einfach auf“, knurrte sie und bewegte den Kopf etwas seitwärts.

„Pass auf“, sagte er leicht spöttisch, „sonst verlieren wir die anderen noch. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte.“

Ylaria blickte auf von ihren Händen, auf die ihr unsteter Blick die letzten Minute gelegen war. Sie wusste nicht, ob der Greif dies gespürt hatte, und absichtlich ihre Grenzen austestete, oder ob er womöglich mit der doppelten Ladung überfordert war.

Sie flogen nun ungefähr schon eine Stunde, womöglich länger, schätzte Ylaria, als sie den Kopf noch etwas zur Seite wand, um sich nach dem Sonnenstand zu erkundigen. Die Drachenöde breitete sich weiss schimmernd unter ihnen aus, die Reflexion der Sonne brannte unangenehm in den Augen, wenn man zu lange hinschaute.

Der Greif erhielt von ihr das Zeichen, schneller zu fliegen – bereits lag ein ziemlich grosser Abstand zwischen ihnen und der Hauptgruppe. Irgendwo in der Mitte zwischen ihnen und Imenia flog auch noch Lorethiel, sein Greif schien sich sichtlich anstrengen zu müssen, um das straffe Flugtempo aufrecht zu erhalten, welches ihre Kommandantin angeschlagen hatte.

Sie spürte Dairean hinter ihr ebenso den Kopf etwas zur Seite zu drehen, und befürchtete schon eine weitere Aufdringlichkeit, doch nichts passierte. Der Greif schlug schneller mit den Flügeln, und der mit Gepäck beladene Drachenfalke, der hinter ihnen mit flog, stiess einen weiteren kurzen schrillen Schrei aus.

Ylaria rollte mit den Augen und drehte den Kopf etwas zu Dairean, herrschte ihn an: „Kannst du das Vieh nicht zum Schweigen bringen? Das tut in den Ohren weh! Du bist doch direkt hier, warum vermisst es dich?“

„Phönix vermisst mich nicht“, gab Dairean ruhig zur Antwort. Zu ihrem Erstaunen blickte er sie dabei nicht an, sondern hatte die Augen auf das Gebirge gerichtet, welches sich sowohl östlich als auch nördlich von ihnen auftat. Sie folgte seinem Blick.

„Er vermisst mich nicht, er weiss, dass ich gefangen bin“, kam es da erneut ziemlich lakonisch von ihm. Das regte sie schon wieder auf.

„Tja.. Deine eigene Schuld“, erwiderte sie spitz. „Möchtest du dich etwa darüber streiten, Ylaria?“, sagte er und blickte sie kurz an. Sie schnaubte.

„Ich streite mich sicherlich nicht. Das habe ich nicht nötig.“

„Stimmt, du hast deinen Standpunkt ja schon die letzte Nacht klargemacht.“ Auf sein daraufhin folgendes Lachen verzog sie ihre Lippen zu einem dünnen Strich und blickte wieder stur nach vorne. Musste er sie ausgerechnet daran erinnern? Es war ihr peinlich, es beschämte sie zutiefst, dass sie einen derartigen Ausbruch gehabt hatte.
 

„Das sieht nicht gut aus“, kam es plötzlich von Dairean, der immer noch in dieselbe Richtung schaute wie vorhin. „Feuerblüte ist töricht, sie will doch nicht etwa diesen Sturm durchfliegen?“

„Was für ein Sturm?“, fragte Ylaria ungehalten. Dairean deutete mit dem Kinn in die Richtung. „Schau doch.“ Tatsächlich schob sich eine dicke Wolkenwand langsam über die nordöstlichen und östlichen Berge, aber es sah nicht so aus, als wäre diese schnell genug, um die Reisegruppe zu erreichen. Und genau das tat sie ihm kund.

„Das Unwetter erreicht uns doch niemals rechtzeitig. Imenia hat gesagt, wir erreichen den Fuss der Gebirgskette in weniger als zwei Stunden, also werden wir bis dahin sowieso Zelte aufgebaut haben.“

„Du solltest dennoch Dämmerpfeil oder Feuerblüte warnen. Die Wetterlage hier kann sehr schnell umschlagen, schneller als man denkt.“

„Jetzt mach nicht aus einem Manawyrm einen Amanitroll“, seufzte sie. „Das ist doch bestimmt nur so ein Trick, um uns abzulenken, und alles zu verzögern.“

Eine Weile sagte er daraufhin nichts, drehte einzig den Kopf wieder, um nach vorne zu blicken. Gerade, als sie dachte, sie hätte endlich Ruhe, sprach er wieder.

„Ausnahmsweise nicht“, sagte er.

Täuschte sie sich, oder klang seine Stimme ein bisschen zittrig? „Und das soll ich dir glauben?“

„Ja“, antwortete er nur.

„Pff“, schnaubte sie. „Natürlich. Jederzeit. Das hättest du wohl gerne, so wie die letzten Tage, ja?“

„Ylaria“, er holte kurz Luft, und räusperte sich einmal, dann sprach er in seinem normalen Tonfall weiter, und sie war froh, dass sie nun keinerlei Spott mehr hinaus zu hören glaubte. „Schon vergessen? Mein Leben hängt auch an dieser Expedition. In einem Schneesturm würde ich auch sterben.“

Sie brummte irgendetwas. „Ich werde jetzt sicher nicht nach vorne fliegen, um eine vage Ahnung von dir zu melden“, gab sie schnippisch zur Antwort und war selbst überrascht, WIE schnippisch es wirklich klang.

„Das geht gar nicht. Der Greif kann nicht schneller fliegen“, setzte sie nach, etwas versöhnlicher.

Dairean erwiderte nichts mehr, einzig seine Finger krallten sich etwas mehr in den Sattel, wo er sich notdürftig festhielt mit den gebundenen Händen.
 

Zur selben Zeit weiter nordöstlich
 

„Duane“, brüllte der hochgewachsene männliche Mensch durch die Reihen der Versammelten. „Duane, verdammt, wo steckt ihr? Ich will einen Lagebericht!“ Er war in eine schützende Plattenrüstung gehüllt, und trug das Siegel und den Wams der Siebten Legion.

Legionskommandant Tyralion rief erneut nach seinem Untergebenen. „Duane, beim heiligen Licht“, erklang seine etwas gehetzte, für seine Statur etwas zu hohe Stimme. Bevor er sich verhaspelte, räusperte er sich. Der Nachtelf neben ihm blickte ihn – so dachte er – fast schon etwas spöttisch an.

Da kam der Gerufene endlich herangeeilt. In der Hand hielt er noch sein Teleskop, mit dem er den Himmel abgesucht hatte. „Sire“, meldete er sich zackig, und salutierte, fast schon etwas übertrieben.

„Na endlich. Was habt ihr so lange in dieser Schneedüne gesucht? Ein Schläfchen?“, donnerte Tyralion los. „Nein, Sire, natürlich nicht“, beeilte sich Duane, ein etwas gedrungener Mensch mit stark gebräunter Haut und einem grossen Schnauzer an der Oberlippe, zu erwidern. „Nein Sire, ich habe den Köderflieger beobachtet, wie ihr es gewünscht habt, Sire.“ Erneut salutierte er.

Das stimmte Tyralion etwas milder, und er rückte sich die lederne Helmkappe zurecht, die so gar nicht zu seiner restlichen prunkvollen Plattenrüstung passen wollte, genauso wie die ledernen Schulterstücke. „Dann liefert mir endlich einen Statusbericht.“

„Sire, Ivarsson ist es zwar gelungen, den Frostwyrm anzulocken, aber..“ „Was aber?“, fuhr ihm Tyralion ins Wort, und hob energisch die Stangenwaffe, um sie in den Schnee zu stossen.

Duane hob abwehrend die Hände, das Fernrohr immer noch im festen Griff.

„Der Frostwyrm ist klug, Sire. Es dauert länger, als wir dachten, ihn hierher zu locken.“

Tyralion fluchte leise.

„Wie lange noch? Und hält Ivarsson das durch?“

„Ich schätze, noch ungefähr 15 – 20 Minuten, wenn nichts unvorhergesehenes passiert“, antwortete Duane. Ivarrson war ihr bester Greifenreiter, beauftragt, als eine Art Köder zu dienen. Ein 'Wyrmköder', wie ihn die anderen Soldaten der 7. Legion scherzhaft nannten. Dennoch – so wusste er – bewunderten sie ihn im Grunde genommen zutiefst. Es war eine Kunst, überhaupt einen Frostwyrm anzulocken. Das dann auch noch zu überleben, grenzte schon fast an ein Wunder. Und Ivarsson hatte es schon mehrere Male überlebt. Warum er und die gesamte Front Jagd auf die Drachen machten? Weil es ihnen befohlen wurde.

„Egal, machen wir uns bereit.“, rief er dann mit lauter Stimme. „Soldaten der 7. Legion, macht euch kampfbereit! Der Frostwyrm wird fallen!“

Dann wandte er sich an den Nachtelfen. „Sturmfeder, seid ihr und eure Priester bereit? Es gibt sicherlich Verletzte, wenn nicht sogar tote.“

„Elune wacht über mich“, erwiderte dieser nur und nickte. Tyralion brummelte. Wie üblich war ihm der Nachtelf ein Rätsel, aber das sollte ihn nicht mehr lange kümmern. Diesen Einsatz noch, dann würde er versetzt. Das hatte ihm der Nachfolger von Fordragon bei allen drei Tugenden geschworen. Dieser Einsatz noch, und er würde endlich eine etwas bedeutendere Rolle im Kampfgeschehen einnehmen.

Er schulterte die Stangenwaffe wieder und trat näher an den improvisierten Schutzwall. „Kanoniere bereit, Sire“, meldete ihm Duane, und er nickte.

Sollte dieser elende Drache nur kommen – es wäre sein letzter Flügelschlag, wenn er in die Hände der Front der 7. Legion geriete. So viele Wyrmlinge hatten die tapferen Soldaten nun schon erledigt, und damit den Vormarsch der Allianzstreitkräfte gen den Toren von Angrathar überhaupt ermöglicht. < Hat aber alles nix genützt.. Verfluchter Verrat >, dachte er. < Verfluchter Lichkönig, verfluchte Drachenöde, verfluchte Kälte > Der Wyrm hier sei etwas besonderes, hatte ihm der vor wenigen Stunden eingetroffene Gnom erzählt. Zusammen mit vier weiteren Mitgliedern der Allianz war er eingetroffen, und hatte etwa von Phylakterium gebrabbelt, während seine hellgrünen Haare knisterten von dem Frost, der sich auf ihnen gebildet hatte.

< Um die Allianz steht es auch immer schlechter >, dachte Tyralion, als er einen Blick auf die fünf ziemlich exotisch gekleideten Gesellen warf, < dass die Feste solche Gaukler schickt, um mir diese Nachricht zu übermitteln. Und überhaupt.. Das ist nun schon der 15. Frostwyrm, der angeblich ein Phylakterium eines angeblich ganz gefährlichen Lichs enthält. Wollen die mich alle veralbern?>, regte er sich im Geiste auf, während er den Trupp weiterhin musterte. Täuschte er sich, oder bestand die Rüstung der Menschenfrau wirklich nur aus eng anliegender Platte, die ein grosses Stück Haut freiliess? Die musste doch frieren! Und war das da wirklich eine Zwergin? Nein.. Er musste sich irren.

Er schüttelte den Kopf und fokussierte seine Gedanken wieder auf Tagträumereien von einigen gemütlichen Tagen im Wald von Elwynn oder einen Besuch der Abtei in Nordhain, wenn diese elende – und für ihn unnötig scheinende – Drachenhatz endlich ein Ende hatte. Ja, er würde sogar bei der Offensive oben Dienst tun, um seine bei Angrathar gefallenen Kameraden zu rächen, aber alles war besser, als ..

„Sire, Sire“, riss Duanes Ruf ihn aus seinen Gedanken. Hastig blickte er wieder nach vorne.

„Was denn? Ist er endlich in Sicht?“, brummte er.

„Sire.. Ich habe.. Da sind.. Greifen!“

Alarmiert blickte Tyralion auf. „WAS? Wo?“

Duane reichte ihm das Fernrohr und zeigte die Richtung an. Tyralion griff es sich, und blickte hindurch. Nach einem Moment des Suchens erkannte er zu seinem Schrecken mehrere Greifen die seelenruhig gen Norden flogen und die erwartete Flugbahn des Drachen ziemlich genau schnitten.

„Was für Idioten.. Was machen die.. Verflucht“, rief er, und sprang auf. „Hat denen niemand gesagt, dass diese Zone hier Sperrgebiet ist für heute?“

„Offensichtlich nicht, Sire“, erwiderte Duane unnötigerweise. „Befehle, Sire?“

Tyralion verengte die Augen.

„Die Tollpatsche können nur hoffen, dass Ivarsson wirklich noch länger braucht, um den Wyrm anzulocken“, sprach er schliesslich, und blickte weiterhin durch das Fernrohr.

„Wenn nicht, dann.. sei ihnen das heilige Licht gnädig.“
 


 

XXXX
 

Dairean kniff die Augen zusammen und blickte erneut in die Richtung des nordöstlichen Gebirgszuges, wo sich die Wolkenberge auftürmten. Vielleicht mochte er etwas übertrieben haben, aber es bestand durchaus eine Chance, dass sie von einem Sturm überrascht wurden. Es wäre nicht das erste Mal, dass ihm so etwas zustossen würde. Er konnte sich noch gut an einen fünftätigen Schneesturm in der Drachenöde erinnern, der ihn auf dem Rückflug einer Kuriermission überrascht hatte. Er hatte damals gedacht, er müsste verhungern.

Die Sonne blendete ihn unangenehm in den Augen und so schloss er sie kurz. Ihm war kalt und seine Finger hatten sich im Verlauf der letzten Stunde immer mehr verkrampft. Kaum spürte er sie noch. Er biss die Zähne zusammen, dass sie nicht klapperten.

Wenn er doch nur etwas Blutdistelpulver hätte, dann würde es ihm sofort besser gehen. Er seufzte und öffnete die Augen wieder und blickte nach vorne, wo im Abstand von ungefähr einem halben Kilometer Imenia und der Rest auf ihren Greifen flogen. Irgendwo dazwischen war immer noch Lorethiel. Dairean schätzte, dass sich der Abstand zwischen ihm und ihnen in den letzten Minuten noch mehr verringert hatte. Der Greif hatte seine sichtliche Mühe, nach den Strapazen der letzten Tage das Tempo aufrecht zu halten.

Daireans Magen schmerzte, und nun spürte er einen Schub Hitze, der sich ausbreitete, Schweisstropfen traten aus den Poren seiner Haut. Erneut biss er die Zähne zusammen, doch dieses Mal nicht vor Kälte, sondern um die Schmerzen zu unterdrücken, die langsam in ihm hoch krochen.

< Drachenfalkenpisse >, dachte er bei sich. Kurz riskierte er einen Blick nach hinten zu seinem treuen Reittier Phönix. Das Tier jaulte nur kurz auf, als es seinen Blick wahrnahm, wofür Dairean wiederum einen leichten Hieb von Ylaria erhielt. Er wandte den Blick wieder ab. Vor seinen Augen tanzten Sterne. Der Hieb war nicht einmal besonders fest gewesen, doch in seinem geschwächten Zustand hatte es gereicht. Ein schmerzvoller Laut entwich ihm, und er wollte die Hände auf den Bauch legen, doch noch immer waren sie gebunden. „Hör auf“, murmelte er tonlos.

„Dann bring den Falken zum Schweigen“, erwiderte sie. Er hörte die Gereiztheit in ihrer Stimme heraus.

„Ich versuche es, aber ich kann..“, erwiderte er, doch dann wurde er von einem weiteren Schrei von Phönix unterbrochen. Alarmiert hob er den Kopf wieder, verengte die Augen. Das war keiner der üblichen Zuneigungsbekundungen gewesen, sondern ein Warnruf.
 

Zur selben Zeit, etwas weiter westlich
 

'Wyrmköder' Pjotr Ivarsson fluchte einmal laut, und trieb seinem Greifen erneut die Haken in die Seite, riss ihn im selben Moment an den Zügeln zur Seite, als der eisig kalte Atem des Frostwyrms nur knapp ins Leere ging. Immerhin hatte sich seine Beute endlich aus ihrer Ruhestätte auf dem Schnee erhoben.

„Schneller, Frosti“, feuerte er seinen Greifen an, der sofort und routiniert mit grossen Flügelschlägen anfing, Distanz zwischen sich und den gefährlichen Geisselwurm zu bringen. Ivarsson wischte sich über das Gesicht, grinste siegessicher. Der Wyrm war endlich auf ihn eingegangen. Auf seinen und den Geruch des Greifen, auf den Geruch des Lebenden. Für den riesigen Wyrm mochte es den Anschein haben, als wäre es nur ein lästiges Insekt, welches um ihm herumflog, und so schlug es mehrmals mit den Klauen danach. Doch Ivarsson und sein Greif waren zugeschickt, entkamen, und 'flohen' offensichtlich immer schneller. Das machte den Wyrm rasend, und so brüllte er einmal ohrenbetäubend und schlug selbst mit den riesigen, vermoderten Flügeln, um seiner entkommenden Beute zu folgen.

„Gut gemacht, Frosti“, lobte Ivarsson seinen Greifen. „Endlich haben wir ihn.“ Er grinste leicht beim Gedanken an die vielen Harpunenkanonen, die den Greifen bei der Front der 7. Legion erwarteten, und ihn sicherlich zu Boden bringen würden. Einer der letzten verbliebenen Frostwyrme, die noch die Gegend unsicher machten.

Erneut zog er an Frostis Zügeln, als der Wyrm dazu ansetzte, seinen Frostatem in ihre Richtung zu schleudern, und wieder entkam er, allerdings weniger knapp als das vorherige Mal. „Jetzt auf, in Richtung Front, Frosti, dann hast du dir..“

Er verstummte und kniff die Augen zusammen. Vor ihm waren Greifen! Direkt zwischen ihm und der Front. Kaum zwei oder drei Kilometer mochten ihn von der Front trennen, und diese Idioten waren direkt in seiner Flugbahn. < Ja, spinnen die denn? >

Hastig zählte er sie, und griff mit der anderen Hand nach einer Signalflagge, die er wie üblich dabei hatte. Was machte die 7. Legion auf ihren Greifen hier? Die wussten doch, dass heute wieder.. Wüst schimpfte er und machte das entsprechende Zeichen. Er konnte nur hoffen, dass die Greifen schnell landeten oder sich anderweitig ausser Sichtweite brachten, damit der Drache sich weiterhin auf ihn konzentrierte, und nicht auf diese Reiter da vorne.

„Beim heiligen Licht“, rief er. „Geht aus dem Weg ihr verflixten Idioten“. Sie konnten ihn nicht hören, das war ihm klar. So riss er gleichzeitig erneut an den Zügeln, und lenkte seinen Greifen weiter südlich, in der Hoffnung, ass der Wyrm die anderen Reiter nicht sehen würde.

Doch da war es schon zu spät. Der Drache hielt im Flug inne, bremste seinen massigen frostigen Leib ab und brachte sich mit einigen Flügelschlägen in eine fast aufrechte Schwebende Position. Erneut kreischte er schrill, durchdringend, unwirklich, so dass Ivarssons Ohren klingelten und sein Greif sich etwas duckte.

Er wagte einen Blick nach hinten, nur um zu sehen, wie der Frostwyrm zielstrebig die Richtung wieder korrigierte, und ungefähr in die Richtung des kleinen Trupp Greifenreiter zuflog, sogar noch schneller als zuvor.

Ivarsson fluchte und nahm die Verfolgung des Wyrms auf.
 

Zur selben Zeit
 

Imenia sah den Frostwyrm noch bevor dessen Kreischen erneut durch die Lüfte hallte. Nur einen Moment lang erstarrte sie, dann zahlte sich die langjährige Routine aus. Sie mussten sofort landen. In der Luft hatten sie keine Chance.

„Frostwyrm“, alarmierte sie die vier, die direkt nahe ihr flogen. „Sofort landen und Schild bilden. Sofort!“

Sie liess die straff gespannten Zügel des Greifen los, rief ihm den Befehl zum Landen zu. Als der greif in einen steilen Sinkflug überging, wagte sie einen Blick über ihre Schulter und sah, wie ihr drei Greifen folgten.
 

Zur selben Zeit
 

Als der Schrei des Frostwyrms schrill durch die Lüfte hallte, fing Phönix wie wild mit den Flügeln an zu flattern und stemmte sich in einem Atemzug auf einmal gegen den die Flugrichtung, die ihm die an dem Greifen befestigten Zügeln auferlegten. Der ruhige Fluss der Flügelschläge wurde dadurch unterbrochen, und der Vogel kreischte ebenfalls wild. Ylaria zog an den Zügeln, und versuchte das Tier wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Dairean wandte den Kopf in die Richtung des Schreis, nur um zu erblicken, was er schon bei Phönix schrillem ersten Kreischen gedacht hatte: Ein Frostwyrm.

„Binde mich los, Ylaria. Schnell!“, herrschte er sie an.

Ylaria hatte die Lage offensichtlich noch nicht wirklich verstanden. „Was.. aber.. nein.. warum?“

„Verflucht, Ylaria, das ist ein Frostwyrm. Bind' mich los, oder wir werden beide todsicher sterben!“

Sie wandte den Blick zu ihm, dann zur Seite. Als sie den Frostwyrm sah, keuchte sie erschrocken auf. Sie nahm die Zügel des Greifen, der immer noch gegen Phönix' Gegenzug kämpfte, in eine Hand, und zog dann selbst daran, um den Greifen zu signalisieren, er solle sofort das Tempo drosseln. Mit der anderen Hand versuchte sie den Knoten im Seil zu lösen, der Daireans Hände an den Sattelknauf, und somit den ganzen Elfen an sie band.

„Beeil' dich“, knurrte Dairean. Er blickte kurz nach vorne, und sah Dämmerpfeil, der offensichtlich mühe hatte, seinen Greifen zu kontrollieren. Gefährlich schief hing er in der Luft.

„Keine Zeit, Rücksicht zu nehmen“, rief Ylaria laut, und legte zwei Finger auf das Seil, murmelte etwas. Als das Feuer, welches Ylaria beschwor, sich magisch die Seile frass, und seine Haut ebenso teilweise verbrannte, zog Dairean scharf die Luft ein.

Ein erneutes, durchdringendes Kreischen des Frostwyrms zerschnitt die Luft. Beide blickten nach vorne. Die riesige Klaue des wyrms erwischte Dämmerpfeils Greif an der Brust und riss den Körper des Tieres auf wie dünnes Pergament.

Dairean verlor keine Sekunde. Er griff hinter sich und löste Phönix' Zügel vom Sattel des Greifens. „Ylaria, bring den Greifen sofort zu Boden, wenn du überleben willst“, rief er ihr zu. Dann schrie er „Phönix, Seite“, und Phönix reagierte in geübter Manier sofort, tauchte etwas ab und flatterte mit den Flügeln, so dass er schliesslich seitlich des Greifen flog.

Dairean wickelte sich die Zügel um die Finger. Er schwang das Phönix' abgewandte Bein auf die richtige Seite. Der Greif sackte unter der spontanen Gewichtsveränderung etwas ab. „Sonne steh mir bei“, rief er, fixierte den Sattelknauf von Phönix' Sattel an, und sprang.
 

Zur selben Zeit
 

Lorethiels Greif starb noch im Sinkflug. Er trudelte samt Reiter ohne Halt und Schutz dem Boden zu, und kam in einer grossen Schneewehe zu landen. Lorethiel wurde vom dem harten Aufprall zur Seite geschleudert, direkt in den Schnee hinein. Er spürte, wie seine Hüfte gegen etwas Hartes schlug, der stechende Schmerz, der ihm daraufhin durch jede Faser seines Körpers fuhr, liess ihn erstickt aufschreien.

Einen Moment blieb er benommen liegen, während die Schmerzen durch seinen Körper tobten. Doch dann versuchte er sich zu erheben, was nicht gelang. Er keuchte auf, und versuchte es erneut. Er musste seinen Auftrag.. Der Griff.. Er durfte ihn nicht unbeaufsichtigt lassen. Unendlich langsam robbte er vorwärts auf dem kalten Schnee.

Mit einem erneuten Kreischen setzte der Wyrm dazu an, mit den Krallen voran in die Schneewehe zu fahren, um den Greifen samt Reiter endgültig zu töten. Da traf ihn ein feuriger Ball mitten in der Luft, worauf der Frostwyrm ein ohrenbetäubendes Grollen ausstiess und sich von der Schneewehe abwandte.
 

Zur selben Zeit
 

Einen kurzen Moment lang dachte Dairean, er hätte verfehlt. Dann schlossen sich seine klammen Finger um den Sattelknauf. Er mobilisierte die letzten Kraftreserven und hievte sich mühselig auf den Sattel. Die Zügel umklammernd holte tief Luft und versuchte sich zu besinnen. Sterne tanzten vor seinen Augen.

Phönix nahm sofort Abstand von Ylarias Greif, wandte sich ab, während Dairean ihm die Haken in die Seite presste. < Bloss weg von hier >, dachte er. Das war seine Chance zu entkommen.

Er blickte zurück. Der Frostwyrm wurde von einem Feuerball getroffen. „Sie kämpfen..?“, entfuhr es ihm ungläubig. Er liess Phönix eine scharfe Kurve fliegen, und dann in der Luft an Ort und Stelle schweben. Tatsächlich. Sie kämpften. Er konnte Imenia an der Front sehen, flankiert von Verian und Leireth.

Ein leichtes Grinsen überzog seine Lippen, als er die Schneewehe ansteuerte, in der er Lorethiel hatte abstürzen sehen. Er brauchte Vorräte. Die Zeit, in der die Quel'dorei damit beschäftigt waren, den Frostwyrm zu töten, konnte er gut gebrauchen. Nur zu genau hatte er sich gemerkt, wo Dämmerpfeil mit seinem Greifen abgestürzt war. Phönix landete. Er rutschte aus dem Sattel, kam vor Schwäche nicht richtig zum Stehen und sank erst einmal auf die Knie.

„Muss.. verflucht.“ Er hörte Lorethiels Stimme, erhob sich mühselig und stapfte durch den tiefen Schnee über die Düne

Lorethiel hatte kaum einen Meter geschafft. Er konnte offensichtlich nur kriechen, seine Beine waren unbrauchbar.

Dairean näherte sich dem Greifen, um dessen zerschmetterten, aufgeschlitzten Körper sich eine rote Blutlache gebildet hatte.

„Hilfe“, ächzte Lorethiel, doch als er Dairean erkannte, knurrte er nur. „Du? Verräter.. du.. wie..“ Dairean achtete nicht auf ihn und begann, die Gepäckstücke, die auf dem Greifen geladen waren, zu lösen, und sie zu durchsuchen.

„Nicht.. den Griff.. Du wirst.. niemals nach Dalaran.. Ich werde.. alles erzählen.“ Dairean fuhr herum. Hatte dieser Idiot gerade etwas von einem Griff gesagt? Das konnte doch nicht.. Hatte Imenia etwa..

„Nicht.. der Griff.. Verräter“, murmelte Lorethiel fast schon tonlos.

Dairean stand auf und trat wieder auf Lorethiel zu. Sein Atem ging keuchend, und er spürte immer wieder Stiche in der Seite.

„Vielen Dank für den Hinweis“, sagte er verächtlich und trat Lorethiel in die Seite. Der Tritt hatte kaum Kraft, nichtsdestotrotz heulte der Hochelf auf vor Schmerzen.

Dairean lachte erneut leise, dann hustete er. Der Griff befand sich irgendwo im Gepäck des armseligen Silberbundlers. Er kniete sich hin und drückte Lorethiels Gesicht so lange in den Schnee, bis dieser aufhörte, erstickte Laute von sich zu geben und mit dem Armen zu fuchteln.

Als er sich sicher sein konnte, dass Lorethiel tot war, schleppte sich Dairean zurück zum Kadaver des Greifen und durchsuchte weiter das Gepäck.
 


 

XXXX
 



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