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Freiheit in Farbe

von

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Weit fern lasse ich meine Gedanken schweifen, selbst ich weiß nicht wohin.

Aus den Augenwinkeln sehe ich ihnen nach.

Es sind aufgeschreckte Schmetterlinge, die über ein weites Feld aus Gefühlen flattern und mit ihren kleinen Flügeln, mit dem schwachen Auftrieb dem sie erzeugen und dem Windhauch den sie verschicken, den Boden aufwühlen.

Kurz verweile ich bei diesem Bild. Ich reiße mich aus meinen Kopf, um in die Realität einzutauchen.

Dort sind keine Schmetterlinge, dort ist kein Feld, worüber sie fliegen könnten. Hier, wo ich lebe, gibt es nur Beton.

Harter und grauer Beton umgibt mich. Die kleinen Fenster lassen kaum Licht in den Raum. Es ist nicht verwunderlich, dass ich an solch einen Ort, mir eine große freie Fläche mit Schmetterlingen vorstelle, wo die bunten Falter ihre Bahnen ziehen.

Wenn ich aus dem schmalen Fenster sehe, blicke ich auf Beton, wie wenn ich nicht hinaus sehe.

Überall nur Grau.

Man sagte mir, dass das Grau heute modern sei. Alle seien heute grau, nicht nur die Betonwände. Farbe sei verpönt. Mein Herz verzehrt sich aber nach mehr, es ist nicht zufrieden mit dieser einen Farbe. Oft fragte man mich auch, was ich hätte.

Es gibt doch so viele Graustufen. Es ist doch eine bunt graue Welt, die wir hätten.

Doch egal was sie sagten, für mich bleibt die Welt ein einziges Grau.

Deswegen zog ich mich oft in mich zurück, dort wo nicht nur alles grau ist. Hier auf dem Feld, wo all die bunten Gedanken flatternd kreisen, ist wirklich Farbe.

Oft frage ich mich, ob die jungen Kinder, die in unserem grauen Zeitalter geboren wurden, diese einseitige Gräue wahrnehmen.

Oft frage ich mich, ob die Kinder von heute überhaupt die anderen Farben kennen.

Stellen sie sich rot, braun, ocker, olivgrün, Purpur, dunkelblaue, orange, gelb und all die anderen in ihren Gedanken vor?

Oft frage ich mich, ob sie überhaupt Interesse dafür entwickeln konnten.

Ich habe oft versucht, dem Grau zu entkommen.

Meist wache ich in den Träumen auf, auf dem Feld mit den farbigen Schmetterlingen meiner Gedanken, die im wirren Flug auseinander streben.

Und wenn ich mir dann das satte grüne Feld mit den Blumen, den kräftigen blauen Himmel und den weißen Wolke bewusst werde, erkenne ich, dass ich allein auf dem großen Feld stehe. Traurig sehe ich einem einzelnen Zitronenfalter nach, wie er im warmen Sonnenlicht verschwindet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TommyGunArts
2011-02-22T21:20:07+00:00 22.02.2011 22:20
Eine sehr kurze, prägnante und schöne Geschichte, die es mir wahrlich angetan hat.
Ich mag es, wie du die Fantasie eines Menschen als die Freiheit darstellst. Das zeigt, dass es immer einen Hoffnungsschimmer gibt, frei zu sein, auch wenn man es nicht wirklich ist. Aber Fantasie und Träume sind auch Freiheiten, die nicht selbstverständlich sind.
Der Protagonist in der Geschichte stellt sich gegen das "grau", das die Welt eingenommen hat und stellt sich somit auch gegen die Gesellschaft. Er allein vermag seinen Träumen noch Beachtung zu schenken, während all die anderen das grau schon akzeptiert haben oder es gar nicht anders kennen.
Eine gelungene Arbeit!
Mach weiter so.
lg
Schnorzel


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