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Seven years from now

von

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Klingelstreiche

Sorry für die längere Winterpause ^^' Ab jetzt hoffentlich wieder regelmäßige Updates!

Vielen Dank fürs dabei-bleiben!

~x~
 

"You could be my unintended

Choice to live my life extended

You could be the one I'll always love

You could be the one who listens to my deepest inquisitions

You could be the one I'll always love(...)

I'll be there as soon as I can

But I'm busy mending broken pieces of the life I had before

Before you
 

(Muse - Unintended)
 

Als die beiden Titelträger an diesem Morgen gemeinsam in Shindos Auto zum Institut fuhren, sprachen sie kein Wort. Beide mussten sich mental auf das vorbereiten, was ihnen bevorstand.

Der Angriff auf Touyas Balkonfenster war gerade genau eine Woche her und er hatte bereits für neues Glas gesorgt. Auch Ayumi war geschockt gewesen, als sie von dem Vorfall erfuhr und sie hatte seitdem etwas Scheu, zu ihm zu kommen. Doch das war kein Problem, ihre Wohnung war nur zwanzig Minuten von seiner entfernt.

Als sie im Institut ankamen, sprachen sie noch immer kein Wort. Es herrschte Grabesstimmung, als sie zu zweit das Parkhaus verließen und schließlich im dritten Stock aus dem Fahrstuhl traten. Dort wartete schon Shindos Fanclub, ein Großteil war heute vertreten. Am Eingang zum Partie-Raum standen drei Reporter, die sich offensichtlich schon eine Weile die Beine in den Bauch standen.

Shindo und Touya passierten die Menschenansammlung, ohne auf jegliche Fragen oder Rufe zu reagieren. Sie gingen direkt in den Raum, in dem sie ungestört waren. In dem sie gleich ihre Partie gegeneinander begehen würden. Touya war schon seit drei Tagen hibbelig. Ihre letzte offizielle Partie lag tatsächlich schon eine ganze Weile zurück und war eine sehr knappe Entscheidung zu seinen Ungunsten gewesen.

Ihre besten Partien hatten sie, wenn sie beide von nichts Privatem abgelenkt waren, doch das konnten sie gerade beide nicht von sich behaupten. Vor fünf Tagen war es, dass Shindo ihm gesagt hatte, er hätte nun einen Freund. Es war dieser Yun, der schon an dem Tag da gewesen war, als Touyas Reifen zerstochen worden waren. Touya hatte ihn noch nicht kennengelernt, aber was Shindo von ihm erzählte klang sehr sympathisch, also freute er sich für den anderen. Das war seit langer Zeit Shindos erste Beziehung, aber er hatte bereits erklärt, dass es ihm mit Yun nicht wirklich ernst war. Davon abgesehen, dass Yun offensichtlich Shindos lockere Beziehungsansichten teilte, tat er ihm offensichtlich gut.

Touyas eigene Beziehung lief so gut, wie er nie erwartet hatte, und er wusste, dass er das alles Ayumi verdankte. Immer wieder musste er Treffen absagen oder verschieben, weil einer seiner Jungs anrief oder ihn das Institut über kurzfristige Veränderungen informierte. Seltsamerweise passierte das in letzter Zeit irgendwie häufiger, zumindest kam es ihm so vor. Und trotzdem hatte Ayumi immer Verständnis, passte ihre Termine an oder sagte sie ab, nur damit sie sich regelmäßig sehen konnten. Besonders glücklich war sie darüber nicht, daraus machte sie auch kein Geheimnis, aber Touya hoffte, dass sie erkannte, wie sehr er sie mochte und es deswegen tolerierte.

Es war für ihn wie ein Traum gewesen, als sie ihn gefragt hatte, ob sie nicht zusammen sein wollten. Sie hatte es ganz direkt und unromantisch gefragt, aber er hatte trotzdem eine trockene Kehle bekommen und kaum sprechen können.

Genervt erinnerte er sich selbst an die kommende Partie und lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Goban. Seine Augen strichen liebevoll darüber, er nahm die Linien, Knoten und Sterne in sich auf und dachte daran, wie häufig er schon so vor einem Brett gesessen hatte.

Er liebte Go. Daran bestand kein Zweifel. Nach dem Tod seines Vaters hatte er aufgeben wollen, weil es ihn zu sehr an diesen erinnert hatte, aber hätte Shindo ihn nicht davon abgebracht, dann hätte er es selbst auch recht bald erkannt, dass er ohne Go einfach nicht sein konnte.

Touya wünschte sich Musik. Aber er besaß keinen MP3-Player oder etwas Vergleichbares, nur sein Handy, das eine schreckliche Tonqualität ausspuckte.

So verbrachte er die letzten zehn Minuten schweigend, ebenso wie Shindo. Wäre es nach Touya gegangen, dann wären sie schon viel eher hier gewesen, aber es war gut, dass sie nicht noch länger vor den Goban sitzen mussten. Jetzt wusste er auch, warum Shindo immer so knapp ankam, nämlich, damit er sich nicht mehr zu lange vor der Partie unter Druck setzen konnte. Touya versuchte, sich zu entspannen, indem er tief ein- und ausatmete, aber es half nichts.

Schließlich wurde die Partie eröffnet, sie führten das Nigiri durch und Touya begann. Er eröffnete auf seinem favorisierten Punkt, dem linken unteren Stern. Shindos Mundwinkel zuckten, weil er das wusste. Er hingegen hatte keine Lieblingsstellen auf dem Goban, er mochte es, wenn immer wieder neue Formen entstanden und so antwortete er auf diesen Anfangszug jedes Mal anders. Heute wählte er einen Punkt, der diesem fast gegenüber lag.

~x~

Yun hatte einen beruhigenden Einfluss auf Shindo. Man merkte es ihm nicht direkt an, aber sein Go sprach wie immer Bände. Entgegen seiner sonst recht wilden, kreativen Strategie ging er plötzlich gut strukturiert und entspannt vor.

Doch auch Touya merkte man seine Begleiterin an. Er war ebenfalls eher sanft und unbeschwert, nicht wie der lauernde Tiger, der er sonst in offiziellen Partien war.

Man merkte, dass sie beide nicht absolut konzentriert bei der Sache waren, auch in Go Weekly wurde etwas Ähnliches bei der Diskussion ihrer Partie geschrieben. Die Go-Welt hatte sich einen tobenden Kampf erhofft, wie sie ihn gelegentlich gaben, aber bekommen hatte sie nur ein Geplänkel auf hohem Niveau – wenigstens das wurde ihnen zugestanden.

Touya gewann mit drei Moku Vorsprung, aber besonders eindrucksvoll war die Partie nicht gewesen, das musste er zugeben. Auf dem Heimweg schließlich meinte Shindo dann: "Tut mir leid, ich war einfach zu abgelenkt."

Touya lächelte. Das wusste er längst. "Ich doch auch. Wie ist es mit Yun?" Normalerweise fragte er nicht, sondern wich dem Thema eher aus, aber heute war er guter Laune. Außerdem waren sie befreundet, da sollte man so etwas auch mal fragen, dachte er.

Shindo fuhr heute ruhig, nicht so schnell wie sonst. Er nahm nicht einmal die Chance wahr, eine fast-rote Ampel doch noch zu nehmen. Als sie an der Ampel warteten lehnte er den Kopf etwas zurück und antwortete schließlich: "Er ist wirklich super. Lieb, ruhig, sanft... Genau das, was ich nicht bin."

"Wann lerne ich ihn denn mal kennen?" Touya war insgeheim froh, dass Shindo nicht mehr von Bett zu Bett zog sondern sich endlich einmal für eines entschieden hatte. Er hatte häufiger die armen Mädchen bemitleidet, die Shindo nachgeweint hatten, wenn er sie schon längst zurückgelassen hatte. Und er brannte darauf, den kennen zu lernen, der es schaffte, Shindo an sich zu binden. Der ihn auch noch dazu brachte, von sich aus vorzuschlagen, eine Beziehung zu führen.

Shindo bog auf ihren Parkplatz. "Wir sind nicht für alle Zeit zusammen, ich werde ihn nicht heiraten so wie du Ayumi." Er zwinkerte in Touyas Richtung. "Also kein Grund, euch einander so bald vorzustellen. Vielleicht trennen wir uns schon nächste Woche." Das bezweifelte Touya zwar, aber er sagte nichts mehr dazu. Shindo ging diese Beziehung wirklich seltsam an. Anscheinend hatte er Angst davor, über lange Verpflichtungen nachzudenken.

Sie stiegen aus und gingen langsam auf den Apartmentkomplex, in dem sie beide wohnten, zu. Touya warf einen prüfenden Blick in Richtung seines Wagens. Alles war normal.

"Triffst du sie heute noch?" fragte Shindo, als sie bei Touya angekommen waren.

Dieser schüttelte den Kopf. "Und du ihn?"

"Nein. Ich bestell uns was Mexikanisches." Mit flinken Schritten war Shindo nach oben verschwunden, während Touya seine Tür aufschloss und sie nach dem Betreten der Wohnung angelehnt ließ. Nur zwei Minuten später war Shindo wieder da, umgezogen und etwas elanvoller als vorher.

Er holte sich einen seiner heiß geliebten Energy Drinks aus dem Kühlschrank und lief dann zu Touya, der bereits das Goban hervorgeholt hatte. Heute war Mittwoch, was hieß, dass die Jungs gegen Nachmittag oder Abend hier eintrudeln würden. Sagekis Stimme war mittlerweile ein Quell der Erheiterung, weil sie wie wild von einer Tonlage in die andere sprang. Der Junge hatte einen wirklich heftigen Stimmbruch und Shindo machte sich nicht gerade selten darüber lustig; Sageki ertrug das alles mit großer Würde und meinte zu Touya, dass diese Phase ja auch nicht ewig andauern würde. Fast wie Shindo mit seiner Beziehung, dachte er kurz.

Sie spielten eine lange Partie, die fast drei Stunden dauerte und weit interessanter war als jene, die sie eben im Kampf um den Gosei gespielt hatten. Als sie fertig waren – es war eine knappe Entscheidung von einem halben Moku geworden – blieben sie weiter vor dem Goban sitzen. Shindo sah nachdenklich auf die ausgebreitete Partie.

"Ich denke, du wirst auf Ogata treffen. Kurata ist noch im Rennen, aber er ist seit einer Weile nicht mehr so gut in Form. Gegen Ogata wirst du es nicht schaffen."

Touya musterte ihn aus halb geöffneten Augen. Shindo war meist sehr präzise in seinen Vorhersagen, vor allem, was den Ouza anging.

"Das Tengen-Turnier beginnt bereits, die Kleinen kämpfen noch um ihre Plätze", meinte Shindo weiter. "Aber diesmal werde ich es sein, der dich herausfordert. Endlich. Kannst du dir vorstellen, wie atemberaubend aufregend das wird? Fünf Partien gegeneinander in so kurzer Zeit! Am liebsten würde ich alle anderen gleich heute besiegen, damit wir damit anfangen können."

Touya lächelte. Er war froh, dass Shindo vom Können her nicht an ihm vorbeigezogen war, das hätte er schwer verkraftet. Stattdessen standen sie jetzt zueinander in einem Gleichgewicht und wurden miteinander immer besser. Wenn einer einen langen Schritt in Richtung Perfektion nahm, dauerte es nicht lange, bis der andere gleichgezogen war.

Gegen vier Uhr klingelte es und Shindo öffnete die Tür. Miyagi stand davor und sah ziemlich zerzaust aus. Er trug einen großen Rucksack auf dem Rücken und hatte sich eine Reisetasche umgehängt.

"Wohin willst du denn heute noch?" fragte Shindo verwundert und ließ ihn ein.

Miyagi lächelte müde und erwiderte: "Ich komme gerade von Kyoto, da war ein Jugendturnier." Er warf einen Blick ins Wohnzimmer und sah Touya dort sitzen. "Zweiter Platz, Touya-sensei!"

"Gut gemacht! Ich schätze mal, Yashiro junior hat den ersten?"

"Jap!" rief er zurück und stellte seine Taschen im Flur ab. Shindo bot ihm einen seiner Drinks an, doch Miyagi lehnte wie immer ab. Shindo hatte Touya mal gesagt, dass er fand, Miyagi sei wie er vor zehn Jahren. Genauso korrekt und förmlich. Mit Touya ging er mittlerweile auch lockerer um, aber im Institut lief er immer noch herum wie ein wandelndes Brett, mit geradem Rücken und tadellosen Manieren.

'Wenn er weiter Umgang mit dir hat, wird er das ganz schnell ablegen', hatte Touya daraufhin prophezeit.

"Satoru ist früh rausgeflogen. Ich glaube, er hat in letzter Zeit etwas auf dem Herzen", sagte Miyagi gerade, als er neben Touya Platz nahm. Shindo setzte sich wieder dem Ouza gegenüber und sie verteilten die Steine, um schnell ein, zwei Partien Speed-Go zu spielen. Miyagi sah ihnen häufig zu, damit gab er sich meist schon zufrieden, während Sageki und Hikaru immer selbst spielen wollten.

"Touya-sensei", sagte er nach den ersten zwei Partien, gerade, als Shindo und sein Lehrer das Brett abräumten und wieder die Schalen tauschten. "Hat die Polizei eigentlich etwas rausbekommen wegen dem Typen, der Ihr Fenster eingeworfen hat?"

Shindo zog die Augenbrauen nach oben und sah Touya an. Entweder er war nicht auf dem neuesten Stand oder Miyagi war es nicht. Ob Touya ihn wieder mal ausgelassen hatte in der Informationskette?

Touya schüttelte den Kopf und erwiderte: "Ich habe keine Anzeige erstattet. Ich würde das lieber selbst klären. Wenn es ein kleiner Junge ist, will ich gern wissen, was ich ihm getan haben könnte. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was das sein könnte."

"Haben Sie sich irgendwelche Feinde gemacht?" fragte der Junge nachdenklich.

"Nicht, dass ich wüsste", erwiderte Touya. Die Schale mit den schwarzen Steinen in seiner Hand hatte er völlig vergessen. Fast hatte er auch den unerfreulichen Vorfall schon wieder vergessen. Eigentlich hoffte er, die Kinderstreiche überstanden zu haben.

~x~

Einen Monat später erst kam der nächste Schlag, obwohl 'der kleine Giftzwerg' nach Shindos Aussage eher einen Schritt zurück damit nahm.

Nun waren es Telefonstreiche. Der Unbekannte begann gegen acht, auf Touyas Telefon zu Hause anzurufen. Wenn Touya ranging, folgte keine Antwort. Ging er nicht ran, dann klingelte es, bis der Anrufbeantworter ansprang. Nach zwei Tagen riet Shindo ihm, das Telefon abzustöpseln, nachdem die Anrufe abends begannen. Natürlich hatte er prompt am nächsten Morgen einen Anruf des Instituts verpasst. Steckte er das Telefon allerdings nicht ab, so ging das Geklingel bis in die späten Nachtstunden und brachte ihn um den Schlaf.

Nach einer schlaflosen Woche verbrachte Touya einige Nächte bei Ayumi, um wenigstens etwas zur Ruhe zu kommen. Sie bot ihm nur allzu gern Unterschlupf und bekochte ihn am Abend, um ihn abzulenken.

Es war einer dieser Abende, an dem Shindo ihn anrief und unbedingt reden wollte. Touya brach überstürzt auf und entschuldigte sich bei seiner Freundin, dann fuhr er in einem enormen Tempo zu seiner Wohnung. Er parkte gleich neben Shindos Auto und gerade als er zum Haus ging, rief der Meijin ihn an.

"Dreh wieder um, ich sitz im Wagen", meinte er zu Touya. Dieser blieb verwirrt stehen und ging dann langsam wieder zurück. Er öffnete die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz fallen. Kein Wunder, dass er Shindo nicht gesehen hatte, die getönten Scheiben ließen kaum einen Blick ins Innere zu. Dabei wusste er eigentlich, dass Shindo sich gern in sein Auto zurückzog, wenn er für sich sein wollte. Umso überraschender fand er es, dass Shindo ihn nun bei sich haben wollte.

Vorsichtig sah er zu dem anderen herüber. Shindo saß auf dem Fahrersitz, die Arme hingen leblos herunter und er starrte dumpf vor sich hin. Touyas Gedanken rasten. Was konnte passiert sein? Hatte er eine wichtige Partie gehabt an diesem Tag oder war es Yun? War seiner Familie etwas zugestoßen oder hatte er eine Frau geschwängert? Ihm fielen viel zu viele Möglichkeiten ein und eine war unheilvoller als die vorige.

Er schluckte trocken. Shindo brauchte Zeit, und die würde er ihm geben.

Nach einer gefühlten Ewigkeit redete Shindo schließlich.

"Er hat zwei Tage nicht mehr angerufen", murmelte Shindo.

Touya sah ihn konzentriert an. "Yun?"

"Was? Nein... der Kerl, der dich terrorisiert. Dein Telefon war jetzt immer still."

"Achso."

Darauf folgte wieder eine lange Pause. Shindo sah immer noch geschockt und leer aus, kaputt und traurig. Sie saßen fast eine Stunde im Auto, als er schließlich damit herausrückte.

"Meine Mama... hatte einen Unfall. Sie liegt im Krankenhaus und sie sind nicht sicher, ob sie durchkommt", sagte Shindo mit belegter Stimme.

Touya schwieg. Er kniff die Lippen zusammen. Shindo hatte seine Mutter immer sehr geliebt, obwohl er ihr das selten gezeigt hatte. Auch der Ouza hatte sie kennengelernt und sehr gemocht. Er fühlte sich hilflos, weil er nicht wusste, was er für Shindo tun konnte. Was hatte der andere damals getan, als Touyas Vater gestorben war? Was sagte man in solchen kritischen Momenten? Touyas Hände verkrampften sich und er schluckte noch einmal. Schließlich beugte er sich zu Shindo herüber und legte die Arme um ihn. Er spürte, wie der andere zitterte und dass seine Haut kalt war. Er schniefte an Touyas Ohr und dieser dachte, dass Shindo selbst mit dreiundzwanzig Jahren im Moment wie ein kleiner, verlorener Junge wirkte.

"Wir gehen sie besuchen, so oft du willst", murmelte Touya schließlich, immer noch die Arme um Shindo gelegt. Dieser reagierte endlich. Er erwiderte die Umarmung behutsam, fühlte sich aber steif an unter Touyas Händen. "Wenn du möchtest, komme ich mit", versicherte er dem anderen.

Shindo hörte nicht auf zu zittern, aber nach wenigen Minuten schob er Touya von sich. Sie hatten ihre Probleme nie mit Reden oder Umarmungen geklärt, sondern auf dem Goban. Aber man konnte ihm ansehen, dass er daran gerade keinen Gedanken verschwendete.

"Tut mir leid, Touya... Ich wusste nicht, mit wem ich reden konnte. Du warst der einzige, der... mit dem... also..." Sein Satz endete in einem leisen Schniefen.

Touya betrachtete ihn. Insgeheim fragte er sich, warum er nicht Yun angerufen hatte, seinen Partner. Anscheinend war es ihm wirklich nicht ernst. "Das ist kein Problem. Ich werde immer da sein."

Shindo brauchte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. Er redete nicht allzu gern über Dinge, die ihn belasteten, und Touya wollte er diese Probleme erst recht nicht aufbürden.

Schließlich sprach er wieder über unwichtige Sachen. Er erzählte von seinen letzten Tagen, von der stillen Wohnung unter ihm und wie er Yun ab und an getroffen hatte. Sie hatten ein bisschen aufzuholen, denn sie hatten sich drei Tage lang nicht gesehen.

Touya erzählte auch etwas von Ayumi, denn Shindo hörte ihm gern dabei zu. Er hatte mal gesagt, dass nichts ihn so glücklich machte, wie die Tatsache, wie glücklich Touya und Ayumi zusammen waren. Neben ihm schien der junge Mann sich langsam wieder zu entspannen.

"Ayumi will dich übrigens auch mal wieder sehen. Sie hat echt einen Narren an dir gefressen! Fast wäre ich eifersüchtig, aber sie–"

Shindo packte seine Hand und drückte so fest zu, dass Touya aufkeuchte.

"Was –" Die andere Hand landete auf seinem Mund, während Shindo an ihm vorbei aus dem Fenster starrte.

"Sieh dir das an." Langsam ließ Shindo ihn los und er drehte sich im Zeitlupentempo zur Seite, um auch nach draußen zu sehen. Einen Meter von Shindos Auto entfernt stand Touyas dunkler Wagen.

Der Junge, der zwischen den beiden Autos stand, konnte die beiden durch die getönten Scheiben nicht sehen, obwohl er sich in alle Richtungen drehte, um sicherzugehen, nicht gesehen zu werden. Er war zum Greifen nahe.

"Meinst du, das ist er?" flüsterte Shindo kaum hörbar.

Touya zuckte die Schultern. "Ich kann sein Gesicht nicht sehen. Außerdem steht er nur da, oder? Meinst du, er macht sich nochmal an die Reifen? Glaubst du, das ist der Kleine mit dem Briefkasten, den Reifen, den Anrufen...?"

Sie sahen sich an und zuckten die Schultern, da hörten sie plötzlich ein metallisches Kratzen. Ihre Köpfe ruckten zur Seite. Der Junge, der gerade so hoch war wie Touya in dem tiefen Sitz, lief langsam zur Seite, das kratzende Geräusch war nun konstant. Als er zwei Schritte zur Seite machte, sahen sie, was er tat: mit einem Schlüssel in der Hand ritzte er tiefe Linien in Touyas Lack.

Noch während Touya geschockt auf die Kinderhände starrte, die gerade seinen Wagen misshandelten, war Shindo schon zur Tür raus. Der Junge fuhr herum, konnte aber bei Weitem nicht schnell genug reagieren. Shindo griff ihn an seinem dunklen Anorak, hob ihn daran hoch und knallte ihn mit dem Rücken gegen die Fahrertür von Touyas Auto.

Endlich konnte Touya reagieren. Er sprang aus der Tür und hörte Shindo laut fluchen.

"Du kleines Arschloch! Du verdammter, kleiner Penner!!" schrie Shindo den Jungen an.

Touya betrachtete den Kleinen. Er hatte ihn noch nie zuvor gesehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Khyre
2014-03-04T16:17:46+00:00 04.03.2014 17:17
Schön, auch wenn der Fluss der Geschichte mir langsamer vorkommmt. Übrigens ist das, was du sagen willst, nicht "geschockt", sondern "schockiert".
Sonst sehr schön -^^-
Von:  Rebi-chan
2011-01-27T10:07:38+00:00 27.01.2011 11:07
Juchu ^^
Endlich ein neues Kapitel *freu*

Wieder einmal sehr schön ^^
Nur ein kleiner Fehler ist mir aufgefallen...
Ziemlich gegen Ende, als Touya und Shindou im Auto sitzen und Touya meint, Ayumi wollte Shindou mal wieder sehen... Und er fast schon eifersüchtig würde, steht gleich dahinter '2013'... Und der Satz geht nicht weiter XD Irgendwie ergibt die Zahl auch nicht wirklich sinn xD
An deiner Stelle würd ich da nochma kurz drüber schauen ^^

Ansonsten hat mir die Umarmung im Auto sehr gefallen *o* Auch wenn die etwas unbeholfen gewesen war XD Aber die zwei sind ja erst noch am Anfang xD

Und der Junge, den sie am Ende schnappen o.o Wer ist denn das? xD Mag ich wissen, jetzt sofort xD
Aber wahrscheinlich muss ich mich damit bis nächsten Mittwoch gedulden ^^;

Lass uns bitte nicht nochma so lange auf nen Kapitel warten <3

LG Rebi-chan


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