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Schwarze Herzen

von

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Gedanken

Unaufhörlich fielen weiße Flocken aus dem grauen Himmel und ließen die Schneedecke immer weiter wachsen.
 

Professor Agasa war bereits auf dem Weg nach Nagoya und Ai saß seit seiner Abfahrt auf der Fensterbank und blickte durch die vereisten Straßen nach draußen.

Seufzend sah sie auf die Uhr. Viel Zeit blieb nicht mehr, das wusste das Mädchen.

Doch Ai konnte sich nicht von diesem Anblick losreißen, der Schnee ließ sich an den vergangenen Winter zurück denken.

Sie konnte kaum fassen, dass sie diesen einen Tag überlebt hatte.

Der Tag, als sie Gin das erste Mal seit ihrer Flucht in die Augen blickte.

Ai war davon überzeugt gewesen, dass sie sterben würde. Sie hatte fest daran geglaubt, doch Gin hatte sie überrascht.

Statt sie an Ort und Stelle zu töten, hatte Gin sich viel Zeit gelassen. Vielleicht bereitete es ihm Vergnügen, sie bluten zu sehen … doch normalerweise war es nicht seine Art zu spielen und den Tod hinaus zu zögern.

Das Mädchen kannte Gin gut, vielleicht besser als jedes andere Mitglied der Organisation. Sie und er hatten viel Zeit gemeinsam verbracht. Sehr viel Zeit sogar. Es war nicht lange bei einer bloßen Zusammenarbeit geblieben.
 

Zunächst … hatten sie sich nur körperlich geliebt. Gin hatte sie berührt, wie es nie zuvor jemand getan hatte. Und sie hatte es zugelassen.

Einsam und leer hatte sie sich gefühlt, er hatte sie ausgefüllt. Gin gab Shiho, was sie brauchte und das Mädchen nahm es danken an.

Und ganz plötzlich war da mehr gewesen, es kamen Gefühle ins Spiel … sie sah es an seinen Blicken und merkte es an seinen Berührungen, die so ungewohnt zärtlich waren.

Sein Zögern im vergangenen Winter war darauf zurückzuführen.
 

Er liebt mich noch!
 

Der Gedanke ließ Ai zusammenzucken. Er war nicht ganz neu, doch in letzter Zeit hatte er sich verstärkt.

Dieser Gedanke war mit soviel verbunden, besonders mit Schmerz und Schuld.

Beides fühlte sie, wenn sie an Akemi dachte.

Der Mann, den sie liebte, war der Mörder ihrer Schwester.

Ai konnte Gin nicht hassen, sie hatte ihn mit ganzen Herzen verachtet, doch hassen konnte sie ihn nicht.

Dafür liebte sie ihn noch zu sehr.
 

Lange hatte das Mädchen nachgedacht, immer wieder waren Zweifel und Schuldgefühle in ihr aufgekeimt.

Doch nach all der Zeit hatte sie einen Entschluss gefasst und nun bot sich endlich die Gelegenheit.
 

Ai blickte auf die Tasche, welche griffbereit auf dem Tisch stand. Sie enthielt nicht viel, ein wenig Kleidung und hauptsächlich ihre wissenschaftlichen Dokumente und Notizen.
 

Wenn er mich wirklich liebt, nimmt er mich zurück.
 

Es war alles längst vorbereitet. Seitdem Ai erfahren hatte, dass der Professor verreisen würde, machte sie sich an die Arbeit.

Schon länger hatten ihre Forschungen an einem Gegengift zu Apoptoxin4869 Früchte getragen. Ausgereift war ihre Arbeit noch nicht gewesen und die Wissenschaftlerin geriet unter Zeitdruck. Doch genau zwei Tage zuvor, war es endlich soweit gewesen!

Ai testete das Mittel an Ratten. Keine idealen Forschungsbedingungen, doch eine andere Möglichkeit hatte sie nicht.

Das Antitoxin war ein voller Erfolg und ihr Plan konnte nun in die Tat umgesetzt werden.

Schon länger hatte sie vorsorglich Kleidung gekauft und Gin eine Mail geschrieben. Ai war sich sicher, er würde ihre Nachricht verstehen. Den Abschiedsbrief an Professor Agasa und Shinichi verfasste sie in der letzten Nacht.

Es tat Ai Leid und sie schämte sich auch ein wenig, dass Professor Agasa so lange Zeit für sie gesorgt hatte und sie nun einfach so verschwinden würde. Das Mädchen fühlte sich undankbar. Auch Shinichi gegenüber …

Er hatte sie immer beschützt und nun lief sie genau in die Höhle des Löwen.
 

Aber ihr jetziges Leben konnte Ai nicht weiterführen. Natürlich hatte sie sehr unbeschwerte Tage erlebt und sie erfuhr, wie sich eine normale Kindheit anfühlte. Sie hatte diese Zeit wirklich genossen, doch sie war eine zu große Gefahr für die Menschen in ihrer Umgebung.

Gin war nicht der Einzige, auf der Suche nach Sherry. Und wenn man sie fand, würden alle Menschen in ihrer Umgebung den Tod finden.

Natürlich war bei Shinichi die Gefahr ebenso hoch, entdeckt zu werden. Doch inzwischen kannte Ai den Schülerdetektiv gut und vertraute ihm, auch wenn sie ihn anfangs unterschätzt hatte.

Aber vielleicht war es Shinichi Kudo möglich, der Organisation entgegen zu treten und sie aufzulösen.
 

Und sie? Sie würde zu Gin zurückkehren, wenn er sie wirklich noch wollte.

In ihrer Mail hatte sie ihm einen Treffpunkt und eine Uhrzeit genannt. Ai hoffte, ihn dort anzutreffen.
 

Sie war sich unsicher, was geschehen würde. Das Mädchen rechnete mit Allem, auch dass er sie an Ort und Stelle erschoss und sein Zögern von Damals wieder gut machte.

Selbst wenn es so kam … dann würde sie es akzeptieren. Wenigstens würde durch sie niemand mehr zu Schaden kommen. Seinen Wunsch, sie ihm Schnee zu töten, erfüllte sie Gin auch noch.

Und vielleicht, wenn Ai viel Glück hatte, würde sie Akemi wieder treffen. Jedoch nur, wenn Gott gnädig mit ihr war und sie nicht in die Hölle verbannte.
 

Erneut blickte Ai auf die Uhr. Sie hatte genug Zeit vertrödelt, sie musste sich endlich bereit machen.

Sie erhob sich von ihrem Platz an der Fensterbank und ging zum Tisch.

Ihre zierlichen Hände griffen in die Rocktasche und zogen eine kleine Box heraus.

Es war soweit.

Ai Haibara musste sterben, damit sich Shiho Miyano ihrem Schicksal stellen konnte.

Sie nahm die kleine Kapsel zwischen die Finger, griff nach dem Glas Wasser und schluckte sie ohne zu zögern.



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