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Pflicht und Vergnügen

Eine Stolz&Vorurteil-FF
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1. und einziges Kapitel

Auch Männer neigen zu Tratsch. Allerdings bei weitem nicht so lautstark oder schrill wie das weibliche Geschlecht, weshalb sie meist dem Vorwurf der Klatschsucht entgehen. So mag es wenig verwundern, dass Mr. Bennet bereits vor Mrs. Bennet wusste, dass Netherfield Park einen neuen Pächter hatte. In der Tat war es Mr. Morris selbst gewesen, der ihm davon erzählte, als man einander zufällig in Meryton bei der Post begegnete, wo Mr. Bennet ein Buch, welches er in der Stadt bestellt hatte, abholen wollte. Und obgleich Mr. Bennet nach Möglichkeit gesellschaftlichen Verpflichtungen aus dem Weg ging, wusste er bei diesen Neuigkeiten doch, dass es geboten war, dem neuen Nachbarn Mr. Bingley seine Aufwartung zu machen. Allein schon seiner Töchter zuliebe. Denn zumindest die beiden älteren, Jane und Elizabeth, hatten es nicht verdient, ihr Leben als arme Verwandte zu fristen, die stets nur geduldet, nie aber willkommen waren. Ein Schicksal, das, dessen war er sich durchaus bewusst, seinen Töchtern und auch Mrs. Bennet drohte, sofern er starb, ehe nicht wenigstens eines der Mädchen durch eine vorteilhafte Heirat materiell abgesichert war. Und er war klug genug zu erkennen, dass seine beiden ältesten Töchter hier die größeren Chancen hatten als die jüngeren Mädchen. Vielleicht weil er bei ihrer Erziehung noch selbst mitgewirkt hatte, war seine Gattin aufgrund der Geburten der drei nachfolgenden Kinder doch häufig nicht in der Lage gewesen, sich ausreichend um die Mädchen zu kümmern.

Da Mrs. Long, mit der seine Frau eine freundschaftlich-nachbarschaftliche Beziehung unterhielt, ebenfalls in dem Postamt zugegen gewesen war, wusste Mr. Bennet, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis diese seine Gattin über den Neuzugang in der Nachbarschaft informierte und Mrs. Bennet daraufhin in die Bibliothek stürmen würde, um ihn mit den Nachrichten in seiner Ruhe zu stören.

Noch während er sich auf dem Rückweg nach Longbourn befand, reifte in Mr. Bennet ein Plan, wie er seine Gemahlin ein wenig ärgern konnte, denn er liebte es, wenn sie sich wieder einmal so herrlich aufregte. Das verlieh ihrem Teint jene Röte und Lebhaftigkeit, die einst als Mädchen ihre Wangen geziert hatten, wenn sie tanzte und die maßgeblich dazu beigetragen hatten, dass er sich damals in die junge Miss Gardiner verliebt hatte. Mr. Bennet lächelte bei dem Gedanken an die armen Nerven, die seine Frau wieder gequält wissen wollte, wenn er ihr erklärte, er habe nicht die Absicht, Mr. Bingley aufzusuchen. Oh ja, er würde ihr sogar vorschlagen, sie solle mit den Mädchen allein fahren, er würde ihnen ein Empfehlungsschreiben mitgeben. Und auch später, wenn er dann jenen ersten Besuch bei dem neuen Nachbarn machen würde, würde er es vor seiner Gattin geheim halten und sie erst später am Tag überraschen. Woraufhin sie ihn wütend und doch freudig erregt anfunkeln würde. So wie damals, als er es gewagt hatte, ihr bei einem nachmittäglichen Spaziergang einen ersten Kuss zu stehlen.

Ein Schmunzeln umspielte Mr. Bennets Mund. Er mochte zwar vielleicht seine Frau nicht respektieren und sie mochte ihm intellektuell auch nicht ebenbürtig sein, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er sie nicht liebte. Nur zeigte er dies auf seine ganz besondere Art. Schließlich hieß es: Was sich liebt, das neckt sich. Und dieses vorsätzliche Heraufbeschwören eines eingebildeten Nervenanfalls konnte man durchaus als Necken bezeichnen. Auf eine ganz besondere Art.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Shunya
2011-10-20T17:03:22+00:00 20.10.2011 19:03
Süß. >.<
Ich mochte Mr. Bennet auch total gern. Es war immer lustig, wie er seine Frau zur Weißglut gebracht hatte. ;)
Dein Erzählstil ist auch klasse, passt sehr gut zu dieser Geschichte.
Von:  Holmes
2011-05-01T12:18:24+00:00 01.05.2011 14:18
Deine Geschichte gefällt mir ausgesprochen gut *_*

Top!
Von:  Teilchenzoo
2010-07-29T11:25:18+00:00 29.07.2010 13:25
So eine liebevolle kleine Geschichte.
an einigen Stellen fand ich den Jane-Austen-Ton noch nicht so gut getroffen, ganz konkret wurde es dann an der Stelle mit dem "in die Bibliothek gestürmt" kommen. Das klingt zu sehr nach ungeduldig-dynamisch modernem Stil, denn original.
Alles in allem ist der Ton aber gut getroffen.

Ich finde es wunderbar, dass man merkt, dass eben auch diese Beziehung einer gewissen Zuneigung entsprang und dies auch immer noch sichtbar ist. Wenn auch gut verhüllt vor den Augen anderer. Irgendwas hielt die beiden ja auch im Buch immer noch zusammen, wenn es auch nicht klar erkennbar war (abgesehen von der Neigung, einander zu sticheln. Necken mag ich das schon gar nicht mehr nennen). Und trotzdem hatte das auch was liebevolles an sich. Schön, dass du das aufgreifst und so einen wunderbaren Oneshot daraus gemacht hast.

Lg neko
Von:  CurlyHair
2010-07-27T20:57:38+00:00 27.07.2010 22:57
Das ist wirklich super.
Ich mochte Mr. Bennett von Anfang an. Ich fand seinen "Sinn für Humor" immer grandios und wie er es verstand, seiner Frau den letzen Nerv zu rauben. Einfach perfekt für Mr. Bennett dieser One-Shot^^
glg Nicole
Von:  Morathi
2010-07-18T10:58:11+00:00 18.07.2010 12:58
Huch? Noch kein Kommentar?
Dabei find ich diese kleine Sequenz bezüglich Mr. Bennetts Gedanken fantastisch!
Du hast den Ton der Zeit mit deinem Stil wirklich gut getroffen und mit diesem kleinen Gedankengang etwas gezeigt, was ja im Original nie so rübergekommen ist. Manchmal hab ich mich schon gefragt, wie ausgerechnet die beiden heiraten konnten XD

Also wirklich super ;) Süß ^^

lg,
Morathi


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