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Eine schwere Krankheit

Nichts hält für die Ewigkeit
von

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Ausgerechnet jetzt

Hier ist auch schon das sechste Kapitel. Wir nähern uns dem Ende der Story, es kommt nur noch ein Kapitel + Epilog. Ich habe noch einmal einen Teil der Handlung des ursprünglichen RPGs ein wenig verändert, ich hoffe, euch gefällt diese Version. Ich will auch gar nichts weiter erzählen, viel Spaß beim Lesen!
 


 

Kapitel 6 – Ausgerechnet jetzt
 

Die nächsten Tage waren wie im Flug vergangen, es war bereits eine Woche her seit dem Urlaub in der Schweiz. Für beide Frauen erschien es jedoch wie eine Ewigkeit und sie waren schnell in den alten Trott zurück gefallen. Haruka bestand noch immer auf ihren morgendlichen Spaziergang, selbst wenn es immer anstrengender für sie wurde und sie nun schon einige Male direkt danach wieder geschlafen hatte. Sie fühlte sich zunehmend schlechter und es kostete sie jedes Mal viel Überwindung, damit sie überhaupt noch etwas tat. Haruka war froh, dass es erst jetzt so schlimm wurde, denn der Kurzurlaub mit Michiru war unheimlich schön gewesen und sie hätte es wohl bereut, wenn sie länger gezögert hätte. Wann immer sie an diese kurze Zeit zurückdachte, musste Haruka lächeln. Michiru war so unglaublich glücklich gewesen und es war schön, ihr einfach nur zuzusehen, wie sie die Zeit so sehr genoss. Und Haruka wünschte sich, dass sie Michiru immer so sehen könnte, doch in den letzten Tagen war ein Lächeln bei Michiru selten geworden.
 

So war es auch an diesem Morgen gewesen, nachdem sie von ihrem gemeinsamen Spaziergang zurückkehrten und Haruka sich hinlegen wollte. Michiru hatte sehr traurig ausgesehen und sie schien es wohl verbergen zu wollen, obwohl es trotzdem deutlich war. Michiru hielt es einfach nicht aus, ihre Partnerin so geschwächt zu sehen, sodass sie sich schnell entschuldigt hatte, da sie an den Strand wollte. Sie brauchte Zeit für sich und sie hatte das Gefühl, dass sie sich nur ein Stück weit beruhigen könnte, wenn sie die Wellen des Meeres sehen würde.
 

Das Meer war an diesem Tag sehr unruhig, doch Michiru schob es auf das schlechte Wetter und den Regen, der bereits den ganzen Tag erbarmungslos fiel, sowie auf ihren eigenen Gemütszustand. Oft hatte sie das Gefühl, dass das Meer genau wusste, wie es ihr ging und ihre Gefühle widerspiegelte, so als würde es sie trösten wollen. Michiru war dankbar für diese Verbindung, denn das Meer hatte ihr stets eine Art Zufluchtsort geboten. Wann auch immer ihr die Dinge über den Kopf stiegen, oder sie nur einmal nachdenken musste, konnte sie hierher kommen und die nötige Ruhe finden. Es war schon erstaunlich, wie das Meer sie in jeder Situation verstehen konnte, doch gleichzeitig musste es wohl normal sein, immerhin war dies nicht ohne Grund ihr Element.
 

Heute schienen die endlosen Wellen jedoch einen anderen Effekt auf sie zu haben. Sie bekam das Bild von einer geschwächten Haruka nicht aus ihren Gedanken und der beständige Wind tat sein übriges. Michiru spürte, wie ihr Tränen der Frustration in die Augen traten und sie gab sich gar nicht erst die Mühe, sie wegzuwischen, sobald sie über ihre Wangen gelaufen waren. Warum nur konnte sie Haruka nicht helfen? Warum konnte sie nur zusehen, wie ihre sonst so starke Haruka langsam aber sicher an all dem Zugrunde ging? Ihr waren die Hände gebunden, sie konnte nur den Moment abwarten, bis all dies hier ein Ende nehmen würde. Sie wusste nicht einmal, wie lange es dauern würde. Vielleicht war dies bereits ihr letzter Tag. Diese Ungewissheit machte Michiru deutlich zu schaffen und sie fühlte sich einfach nur schlecht, weil sie es in Harukas Nähe nicht aushielt. Zwar sehnte sie sich nach ihrer Partnerin, doch gleichzeitig konnte sie es einfach nicht mehr ertragen.
 

Es gab einmal eine Zeit, in der hatte Michiru geglaubt, dass ihr Schicksal schön wäre. Der Preis, den sie zahlen musste, um Haruka kennenzulernen, war so klein im Vergleich zu dem großen Glück, das sie bekommen hatte. Dass sie Haruka bei sich haben durfte, machte es so viel erträglicher, das Schicksal einer Kriegerin zu akzeptieren. Sie war immer dankbar dafür gewesen, dass man sie zu Haruka geführt hatte, doch nun dachte sie anders. Sie konnte einfach nicht glauben, dass man ihr Haruka nach dieser viel zu kurzen Zeit wieder nehmen würde. So ein Schicksal war einfach grausam und immer öfter verfluchte Michiru es. Jetzt, wo endlich Frieden eingekehrt war, sollte es ihr einfach nicht vergönnt sein, eine glückliche Zukunft mit Haruka zu haben. Es war nicht fair.
 

Michiru war so sehr in ihren Gedanken verloren, die sich immer wieder und wieder im Kreis drehten, dass sie nicht bemerkte, wie immer stärkere Wellen an den Strand rollten. Das Meer wurde unruhiger, aber Michiru dachte nur an ihre eigene Verzweiflung. Viel zu spät erkannte sie, was ihr das Meer wirklich mitteilen wollte.
 

***
 

Haruka hatte keine Ruhe finden können und es sehr bald aufgegeben, ein wenig zu schlafen. Auch wenn sie schrecklich erschöpft war, so lag sie doch nur wach im Bett. Also war sie aufgestanden und in ihr Zimmer gegangen, wo sie sich schließlich vor dem Flügel niederließ. Die Fenster waren wie immer ein Stück geöffnet, sodass der Regen laut und deutlich zu hören war. Gerade als sie begonnen hatte, dem Instrument die ersten Töne zu entlocken, wehte ein leichter Wind durch das Zimmer und Haruka unterbrach ihr Spiel abrupt. Schmerz durchzog sie, der nichts mit ihrer Krankheit zu tun hatte und definitiv nichts Gutes verhieß. Der Wind wirbelte die Notenblätter auf ihrem Tisch auf und im nächsten Moment spürte Haruka auch schon die deutliche Botschaft. Es war eine Aura, die ihr so bekannt war wie keine Zweite, denn sie gehörte ihrer Partnerin. Doch dort war noch etwas anderes, etwas dunkles und bösartiges. Haruka begriff sofort, was dies zu bedeuten hatte und sie sprang von ganz alleine auf, bevor sie keine Minute später aus dem Haus lief.
 

Sie durfte keine Zeit verlieren und während sie in die Richtung des Strandes lief, holte sie den blauen Füller aus ihrer Tasche hervor, den sie trotz der friedlichen Zeit immer bei sich trug. Ein reißender Wind umhüllte sie und Haruka spürte die vertraute Energie, die durch ihren gesamten Körper strömte. Kaum war der Wirbelwind um sie verschwunden, lief sie als Sailor Uranus weiter. Sie hatte alles andere in diesem Moment vergessen und ignorierte den dumpfen Schmerz, der sich fast zeitgleich in ihrer Brust ausbreitete. Als sie den Strand schließlich erreichte und dort ihre Partnerin Neptun sah, wie diese von einem mächtigen Dämon angegriffen wurde, reagierte ihr Körper von ganz alleine.
 

"World Shaking!!"
 

Im ersten Augenblick bemerkte Uranus gar nicht, wie viel Kraft sie all dies wirklich kostete, sie hatte sich selbst vollkommen ausgeblendet, ihre Bestimmung war in den Vordergrund getreten. Während sich der Dämon von ihrem Angriff erholte, stieß Uranus zu ihrer Partnerin und stellte sich schützend vor diese. Das Auftauchen dieses Dämons hatte ihr den nötigen Willen gegeben und sie war bereit für den Kampf. Sailor Neptun hingegen konnte die Kriegerin des Winds nur schockiert und entsetzt ansehen. Mit Uranus schnellem Auftauchen hatte sie nicht gerechnet.
 

"Uranus, verschwinde! Ich regle das hier alleine!"
 

"Keine Chance, ich bleibe!"
 

Neptun runzelte die Stirn, als sie einen seltsamen Glanz in den Augen ihrer Partnerin sah und die schwankende Aura spüren konnte. Sofort stieg die Sorge in ihr hoch. Uranus war krank, sie durfte einfach nicht kämpfen. Sie konzentrierte sich mehr auf Uranus, als auf den Dämon, doch sie konnte es einfach nicht verhindern. Dafür war die andere Kriegerin jedoch voll auf den Kampf fixiert. Ein gleißendes, goldenes Licht erstrahlte vor Sailor Uranus, als diese das Space Sword herauf beschwor und kaum hatte sie das Schwert gegriffen, stürmte sie auch schon auf den Dämon zu, um ihn anzugreifen. Der Dämon jedoch wich aus und konterte blitzschnell, worauf Uranus nicht mehr reagieren konnte. Sie war zu überrascht und hatte damit nicht gerechnet, weswegen die Attacke sie auch voll erwischte.
 

Schlagartig fühlte sich die Kriegerin des Windes geschwächt, doch sie stand wieder auf. Das altbekannte Stechen in ihrer Brust versuchte sie dabei gekonnt zu ignorieren. Doch während sie ein weiteres Mal auf den Dämon loslief, wurde der Schmerz nur immer größer, sodass er ihre Konzentration störte. Zum zweiten Mal wurde Uranus getroffen und ein ganzes Stück zurückgeschleudert, bevor sie schwer atmend am Boden liegen blieb und dabei das Schwert verloren hatte, was nun einige Meter von ihr entfernt im Sand steckte. Der letzte Angriff hatte großen Schaden bei ihr angerichtet und sie war stark verletzt, während Blut an ihrer Stirn entlang lief und langsam in den Sand tropfte.
 

Sailor Neptun schien erst jetzt aus ihrer Trance zu erwachen, doch konnte sofort reagieren. Der Dämon wollte seine Chance nutzen, aber Neptun reflektierte den nächsten Angriff einfach mit ihrem Spiegel, bevor sie zu Uranus lief. Neptun hatte schrecklich große Angst um ihre Partnerin und es wurde nicht besser, als sie Uranus glasige Augen sah. Sie konnte den Schmerz der anderen Kriegerin regelrecht spüren und Neptun griff nach ihre Hand. Uranus jedoch bekam in diesem Moment vor Schmerzen überhaupt nichts anderes mehr mit und sie hatte sehr damit zu kämpfen, nicht jede Sekunde das Bewusstsein zu verlieren. Erst jetzt schien sie zu merken, dass ihr alles zu viel Kraft kostete, doch es war bereits zu spät. Es würde ihre Krankheit nur noch verschlimmern, denn je länger dieser Kampf dauern würde, desto mehr Lebensenergie würde es sie auch kosten.
 

Uranus konnte nur zusehen, wie Neptun den Kampf wieder übernahm, um ihrer Partnerin nicht noch mehr zuzumuten. Dabei machte sich die Hilflosigkeit in ihr breit, weil sie einfach nichts tun konnte. Sie hatte versucht, zu kämpfen, doch sie war zu schwach dafür. Es machte sie wütend, dass sie nicht die geringste Chance gegen diesen Dämon gehabt hatte und Uranus konnte es wohl noch nicht so recht fassen, dass sie ihm so sehr unterlegen waren. Während sie sich langsam aufsetzte, spürte sie, wie sich ein Funke der Verzweiflung in ihr Herz schlich und sie ernsthaft überlegte, wie sie überhaupt gewinnen sollten, wie sie jemals aus diesem Kampf als Sieger hervortreten könnten.
 

Sie selbst hatte doch offensichtlich nicht genügend Kraft, um ihrer Partnerin zu helfen und das war wohl das Schlimmste für Uranus. Sie wollte ja kämpfen, doch jede Faser in ihrem Körper protestierte dagegen, sobald sie sich auch nur ein wenig bewegte. Kaum hatte sich Uranus aufgerichtet, musste sie bereits husten, wobei sie Blut schmeckte und sich mit ihrem Handrücken einmal über den Mund fuhr. Die rote Blutspur, die dadurch auf dem Handschuh entstand, ignorierte sie, denn ihr Blick war bereits wieder auf Neptun gerichtet. Uranus wollte Neptun in diesem Kampf nicht alleine lassen. Sie wollte und musste sie einfach schützen und für sie kämpfen, so wie sie es immer hatte tun wollen, doch wo ihre Mission meist im Weg stand. Aber nun gab es keine Mission, oder irgendeine andere Bestimmung, es gab nur diese eine Aufgabe, die darin bestand, dass sie den Dämon vernichten würden.
 

Die Kriegerin des Meeres hatte es sichtlich schwer, sich gegen diesen Dämonen zu behaupten, er schien einfach übermächtig und je länger Uranus all dem nur zusehen konnte, desto klarer wurde es ihr. Sie brauchte keine Mission, das hier war ihre Aufgabe, sie musste ihrer Partnerin zur Seite stehen und sie beschützen, ganz egal was das auch bedeuten würde. Entschlossenheit funkelte in ihrem Blick, als sie es schließlich geschafft hatte, wieder auf den Beinen zu stehen. Dabei wusste Uranus selbst nicht so genau, woher sie überhaupt noch die Kraft nahm, um sich ein weiteres mal zu erheben.
 

Der Dämon hatte es jedoch bemerkt und mit einem Fauchen lief er auf Uranus zu, bevor er sie erneut zu Boden riss. Er holte mit seinen scharfen Klauen aus, um Uranus endgültig zu erledigen, doch bevor er ihr den tödlichen Stoß verpassen konnte, erstrahlte ein blaues Symbol auf ihrer Stirn. Augenblicklich ging eine mächtige Druckwelle von der Kriegerin aus, welche den überraschten Dämon mit sich riss. Im Hintergrund hörte Uranus die Schreie ihrer Partnerin, doch wirklich zu erreichen schienen diese sie nicht. Ihre Gedanken kreisten einzig und allein um Neptun und ihre Aufgabe, die es zu erfüllen galt. In diesem Moment kämpfte Sailor Uranus nur noch für sie und nichts Weiteres zählte mehr.
 

Ihr Blick war starr auf den Dämon gerichtet, nachdem sie wieder aufgestanden war. Sie spürte die Energie, die mit einem mal in sie zurückgekehrt war und die sie antrieb. Es war der letzte Teil von ihr, der noch zum Kampf bereit war, der von diesem angetrieben wurde und ihr Kraft geben konnte. Als Uranus ihre Hand erhob sammelte sie diese Kraft, all ihre Liebe, die dies rechtfertigte, all ihre Entschlossenheit, die verhinderte, dass sie doch noch aufgab. Ein gleißendes Licht erstrahlte, als sie ihre Faust ballte und die Kraft schien zu explodieren, als sie ihren Planeten heraufbeschwor. Die gelbe Kugel war um einiges größer als sonst und schien vor Energie überzulaufen. Ein Beben ging durch den Boden, sobald Uranus schließlich ihre Hand nach unten fahren ließ und ihren Planeten freiließ, der mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf den Dämon zuraste. Sie hatte alles in diesen Angriff hineingesteckt, ihre letzten Reserven, alles was ihr noch geblieben war und es hatte ihren Angriff mächtiger als jemals zuvor gemacht, was der Dämon nun zu spüren bekam. Kaum hatte ihn die goldene Kugel getroffen, zerriss es ihn auch schon in seine Einzelteile und vernichtete ihn.
 

Ein Lächeln erschien auf Uranus Lippen, als diese sah, dass der Dämon endlich verschwunden war und sie ihre Aufgabe hatte erfüllen können. Sie hatte es geschafft, ihre Partnerin war nicht länger in Gefahr. Langsam sank sie auf ihre Knie, während sich ihr Aussehen veränderte und sie im nächsten Moment ihre normale Kleidung wieder trug. Es hatte sie alles zu viel Kraft gekostet und sie hörte Neptuns Rufe nur noch weit entfernt, denn die Dunkelheit wartete bereits am Rande ihres Bewusstseins auf sie und fing sie in einer gnädigen Umarmung auf.
 

"Haruka!"
 

Kaum sank Uranus zu Boden, lief Sailor Neptun auch schon auf sie zu und konnte sie gerade noch auffangen. Sie suchte panisch nach einem Lebenszeichen bei Haruka, während ihr die Tränen in die Augen traten. Sie konnte einfach nicht glauben, was hier soeben passiert war, was Haruka da getan hatte.
 

"Du verdammter Idiot!"
 

Fassungslos liefen ein paar einzelne Tränen ihre Wangen hinab, bevor sie schließlich den schwachen Puls fand, der ihr sagte, dass Haruka noch immer bei ihr war. Doch Neptun wollte sich gar nicht erst ausmalen, was nun wäre, wenn der Kampf noch wenige Minuten länger gedauert hätte. Nein, das hier war schon schlimm genug und sie tadelte sich in Gedanken selbst, weil sie ihre Partnerin nicht hatte aufhalten können. Sie hatte es vom ersten Moment an geahnt, wo Sailor Uranus zu ihr gestoßen war, sie hatte gewusst, dass Uranus es übertreiben würde, doch sie hatte es nicht verhindern können.
 

Fluchend wischte Neptun etwas von dem Blut aus Harukas Gesicht und obwohl ihre Freundin gerade noch so am Leben war, konnte die Erleichterung darüber die Panik in ihr nicht vertreiben. Sie hätte Haruka verlieren können. Es wäre so leicht gewesen und hätte so schnell gehen können, dass Neptun selbst gar nichts dagegen hätte ausrichten können. Dass ein Dämon aufgetaucht war und dies ihr noch ganz andere Sorgen bereiten sollte, schien in diesem Augenblick gar nicht bis zu Neptun durchzudringen. Dafür wurde ihr umso bewusster, wie gefährlich diese Situation wirklich gewesen war und wie knapp sie ausgegangen war. Noch nie hatte sie gesehen, wie ihre Partnerin nach einem Kampf zusammengebrochen war, doch sie waren auch noch nie in einer solchen Lage gewesen. Umso schlimmer war es, dass Neptun dies überhaupt zugelassen hatte. Wenn Haruka nun nicht mehr aufwachen würde, könnte sie es sich niemals verzeihen und allein der Gedanke an diese Möglichkeit zerriss ihr Herz in tausend Stücke.
 

Mehr und mehr Tränen verließen ihre Augen, während sie sich nun selbst auch zurückverwandelte und ihr Handy hervor holte. Sie war froh, dass sie noch soweit klar denken konnte, um einen Notarzt zu rufen, denn je länger sie hier mit Haruka sein würde, desto schlechter würde es sicherlich um eben diese stehen. Michiru drückte den schlaffen Körper an sich und sie betete, dass es noch nicht zu spät war, dass noch nicht alles verloren war. Doch gleichzeitig war ihr bereits bewusst, dass von nun an nichts mehr so wäre wie zuvor.
 

"Haruka..."
 

Michiru wusste nicht, ob sie jemals so viel Angst hatte wie in diesem Augenblick und die Ungewissheit machte sie fast schon wahnsinnig. Als die Sanitäter schließlich zu ihr stießen, konnte sie diese nur dazu drängen, sich bloß zu beeilen. Sie war nicht in der Lage, irgendeine Erklärung über die Geschehnisse zu liefern und es überraschte sie schon selbst, dass sie überhaupt einen vernünftigen Satz zustande gebracht hatte. In ihrem Inneren herrschte heilloses Durcheinander, doch nach Außen war abgesehen von ihren Tränen nichts davon zu sehen. Niemals verließ ihr Blick den Körper ihrer Freundin, während die Männer sie eilig zum Krankenwagen schafften und wenig später mit Blaulicht davon fuhren.
 

***
 

Als Haruka wieder erwachte und sich in einem Krankenhausbett wiederfand, war das Erste, das sie spürte, die Schmerzen, die ihren gesamten Körper zu erfassen schienen. Nur langsam konnte sie sich daran gewöhnen und als sie sich schließlich dazu in der Lage fühlte, ließ sie ihren Blick erstmals durch das Zimmer schweifen. Mehrere Maschinen, die beständige Geräusche von sich gaben, waren in dem Raum aufgestellt und mit ihr verkabelt, sodass sich Haruka bereits denken konnte, was mit ihr passiert war. Sie wusste noch, dass sie gegen den Dämon gekämpft hatte und es mehr als schlecht ausgesehen hatte, doch dann wurde ihre Erinnerung an den Kampf brüchig. Hatten sie den Dämon besiegen können? Ging es Michiru gut? Haruka konnte es nicht mit Gewissheit sagen, sie hoffte nur, dass sie keine dieser Fragen verneinen müsste. Alles, was sie wirklich wusste, war, dass sie sich fühlte, als hätte jegliche Kraft sie verlassen. Sie konnte spüren, wie der Tod sie bereits in seinen Klauen gehabt hatte und sie ihm wohl gerade noch einmal entkommen konnte, wobei sie wohl Glück im Unglück gehabt hatte.
 

Bereits im nächsten Moment beschäftigte sie allerdings ein anderer Gedanke mehr. Wieso war überhaupt ein Dämon aufgetaucht? Es war immer friedlich gewesen, seitdem ihre Prinzessin das Chaos besiegt hatte, es hatte niemals Anzeichen irgendeiner Art gegeben und nun ganz plötzlich wurden sie angegriffen. Noch dazu war es ein starker Dämon gewesen und nicht nur einfach ein dahergelaufener, den man leicht wieder loswurde. Haruka konnte es nicht fassen, dass sie so wenig Chancen gehabt hatten und sie hatte das Gefühl, dass der Kampf nicht sehr viel anders verlaufen wäre, wenn sie in einer besseren Verfassung gewesen wäre. Warum hatte ausgerechnet jetzt ein Dämon auftauchen müssen?
 

Haruka konnte sich keinen schlechteren Zeitpunkt vorstellen und sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Diese vergleichsweise kleine Auseinandersetzung hatte sie bereits ins Krankenhaus befördert und ihr war klar, dass sie kein zweites Mal so viel Glück haben würde. Sollte ein weiterer Dämon auftauchen, so würde sie nicht einfach loslaufen können, um ihrer Partnerin zur Seite zu stehen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie dieses Krankenhaus noch einmal verlassen würde, wie sollte sie denn dann ihrer Partnerin helfen können, sie beschützen und an ihrer Seite kämpfen können? Sie konnte sich vor Schmerzen überhaupt nicht richtig bewegen, ein Kampf wäre für sie vollkommen unmöglich, doch Haruka wollte es sich einfach nicht eingestehen. Sie war immer bereit gewesen, für eine Mission, für ihre Aufgabe als Sailor Kriegerin alles zu geben, doch nun fehlte ihr ganz einfach die Kraft, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Es war doch schon ein Wunder gewesen, dass sie zuvor überhaupt hatte kämpfen können, da würde es ihr in Zukunft noch wesentlich schlechter ergehen.
 

Völliges Chaos herrschte in ihrem Kopf und die Gedanken über den vergangenen Kampf und die Zukunft überschlugen sich. Nicht ein einziges Mal hatte Haruka daran gedacht, dass sich die Dinge so wenden könnten. Ihr war niemals in den Sinn gekommen, was denn passieren würde, wenn ein neuer Feind auftauchen sollte. All die Zeit über hatte sie nur über ihre eigene Vergangenheit, über all die Probleme, die sie aufgrund ihrer Krankheit hatte, über ihre persönlichen Sorgen nachgedacht, sodass ihr nie in den Sinn gekommen war, welchen Teil von ihr sie mit dieser Entscheidung regelrecht betrog. Doch die Ereignisse am Strand hatten ihr schlagartig bewusst gemacht, was sie mit ihrem Leben alles wegwarf.
 

Haruka konnte sich noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem sich ihr Schicksal geändert hatte, an dem sie zum ersten Mal mit einem Dämon konfrontiert wurde und sie hatten ihren Entschluss von damals nie vergessen. Als sie ihre zukünftige Partnerin festgehalten hatte, war es nicht ihre Bestimmung als Kriegerin, oder die Visionen der bevorstehenden Zerstörung gewesen, die sie schließlich dazu gebracht hatten, nach ihrem Füller zu greifen. Nein, es war einzig und allein der Gedanke gewesen, dass sie dieses Mädchen nicht alleine mit ihrem Schicksal lassen durfte und sie hatte das starke Verlangen gespürt, an ihrer Seite zu stehen und mit ihr die Aufgabe zu teilen. Erst später wurde ihr bewusst, was sie wirklich für ihre Partnerin empfand, doch von Anfang an war ihr klar gewesen, dass sie all dies im Grunde nur für eine Person tat. Und eben diese Person ließ sie jetzt einfach im Stich. Haruka würde sie in einer Welt zurücklassen, in der sie nicht sicher sein würde. Erst jetzt war sich Haruka im Klaren darüber, was für einer Gefahr sie ihrer Partnerin damit aussetzte. Sie würde nicht da sein können, um sie zu schützen, würde ihr irgendetwas zustoßen, so wäre es ganz allein Harukas Schuld, weil sie so unglaublich feige war.
 

Wie konnte sie nur so egoistisch und dumm sein? Sie hätte es wissen müssen, doch Haruka hatte sich einfach nur zurückgezogen, sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert, sodass sie nicht einen Gedanken an diese Möglichkeit verschwendet hatte. Ihr war zwar klar gewesen, wie sehr sie Michiru mit all dem verletzte, doch gleichzeitig war Haruka ohne Bedenken davon ausgegangen, dass Michiru keine Gefahr drohen würde. Jetzt jedoch war alles anders und sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie denken, geschweige denn tun sollte. Noch immer war sie nicht scharf auf eine Operation und die Angst vor dem danach war tief in ihr verankert, sodass sie es sich nicht vorstellen konnte, einfach so diesen Schritt zu wagen, ganz gleich was sonst alles auf dem Spiel stand, aber gleichzeitig machte sich in ihr der Gedanke breit, dass diese Entscheidung nicht gefallen war, dass sie eben noch nicht so einfach sagen konnte, dass sie mit diesem Leben fertig war. Je länger sich Harukas Gedanken im Kreis drehten, desto weniger Argumente fand sie für ihre Entscheidung und desto mehr geriet eben diese ins Wanken.
 

Konnte sie so einfach alles wegschmeißen? Konnte sie wirklich aufgeben und Michiru allein zurücklassen? Nein, dass konnte sie einfach nicht. Und im Grunde war es Haruka die ganze Zeit über bewusst gewesen, doch ihre Angst war zu groß und ihr Dickkopf zu entschlossen, als dass sie wirklich etwas hätte tun können. Es war ihr immer schwer gefallen, Michiru überhaupt noch in die Augen zu sehen, wo sie dieser doch so viel Leid bereitete, ohne wirklich viel dafür tun zu müssen. Es war so einfach gewesen, aber gleichzeitig hatte sie diese Entscheidung niemals treffen wollen. Sie hatte sich immer erhofft, dass der Tag nicht kommen würde, an dem sie vor eine solche Wahl gestellt wurde und als es schließlich an der Zeit gewesen war, hatte sie wohl ziemlich voreilig gehandelt und damit alles kaputt gemacht. Sie konnte es nicht mehr rückgängig machen. Die Zeit konnte nicht zurückgedreht werden und ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie keine zweite Chance kriegen würde. Diese Situation war ganz allein ihr Verdienst und sie müsste sich auch etwas einfallen lassen. Dabei war es schon schlimm genug, dass erst ein Dämon auftauchen musste, damit sie wieder zur Besinnung kam und endlich aufhörte, sich nur in ihrem Selbstmitleid zu verlieren.
 

Eigentlich gab es doch nur eine Möglichkeit, wie Haruka all das Geschehene wieder gut machen könnte und doch noch einen Ausweg finden könnte. Sie musste sich ganz einfach ihren Ängsten stellen, irgendwo in ihr musste doch noch ein letzter Rest stecken, der kämpfen könnte. Irgendwoher hatte sie die Kraft genommen, um gegen den Dämon antreten zu können, nun müsste sie genau diese Kraft wieder finden, um gegen ihre ganz eigenen Dämonen kämpfen zu können, um gegen eine Angst anzutreten, die sie ihr ganzes Leben lang fest im Griff hatte. Wenn sie wirklich alles für Michiru tun wollte, wenn sie für ihre Partnerin da sein wollte und sie schützen und unterstützen wollte, so hatte sie gar keine andere Wahl, als ihre eigenen Sorgen in den Hintergrund zu stellen. Egal wie schwer es ihr auch fallen würde, es gab Wichtigeres als ihre Angst und je länger Haruka darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, wie idiotisch ihr Verhalten doch gewesen war und was sie nun tun musste. Sie durfte nicht länger vor allem davonlaufen, es war an der Zeit sich all dem endlich zu stellen.
 

Das Öffnen der Tür durchbrach Harukas Gedankengang und mit der Erwartung, dass sie gleich Michiru sehen würde, drehte sie ihren Kopf in Richtung Tür, wurde jedoch enttäuscht, als es ihr Arzt war, der durch eben diese trat. Gleichzeitig machte sich auch die Sorge in ihr breit, da sie noch immer nicht wusste, was mit Michiru los war, weswegen sie den Arzt auch gar nicht erst zu Wort kommen ließ und diesen gleich nach ihrer Freundin ausfragte. Doktor Sagura hob jedoch beschwichtigend die Hände und schenkte seiner Patientin ein beruhigendes Lächeln.
 

"Keine Sorge, Miss Kaiou ist vor einer Stunde nach Hause gefahren. Ich habe Sie weggeschickt, da Sie bereits den ganzen letzten Tag hier war und auf ihr Erwachen gewartet hat. Aber nun zu wichtigeren Dingen, wie fühlen Sie sich?"
 

Haruka hatte die Frage schon gar nicht mehr richtig mitbekommen, so erleichtert war sie darüber, dass es Michiru offensichtlich gut ging, sofern dies jedenfalls möglich war und für einen kurzen Moment war Haruka überrascht, dass der Kampf bereits so lange her zu sein schien. Erst als der Arzt die Frage wiederholte, schenkte Haruka ihm wieder ihre Aufmerksamkeit.
 

"Ich denke, den Umständen entsprechend."
 

"Nun, Sie haben sehr großes Glück gehabt. Was auch immer der Grund für diese Verletzungen ist, es hat nicht viel gefehlt und wir hätten Sie verloren. Jedoch muss ich Ihnen mitteilen, dass sich Ihre Gesamtsituation wesentlich verschlechtert hat. Ihre Werte sind beängstigend und diese schweren Verletzungen tragen ihr Übriges dazu bei, dass Ihnen wohl nicht mehr viel Zeit bleibt. Es tut mir sehr leid, aber Sie werden dieses Krankenhaus wohl nur noch auf einem Weg verlassen."
 

Haruka schluckte schwer, sie hatte damit bereits gerechnet, doch es aus dem Mund ihres Arztes zu hören, war etwas gänzlich anderes. Von Anfang an war ihr klar gewesen, wie es enden würde, dass sie früher oder später im Krankenhaus landen würde und es nicht mehr lebend verlassen würde, doch die Umstände hatte sie sich so nicht vorgestellt. Wieder drehten sich ihre Gedanken um den Kampf, um ihre Ängste und um ihre Entscheidung. Es dauerte einige Minuten, bis sie ihre Stimme schließlich wieder erhob, doch Haruka sprach so leise, dass ihr Arzt sie fast nicht verstanden hätte.
 

"Ich möchte mich operieren lassen."
 

Im ersten Moment glaubte der Arzt, sich verhört zu haben. "Bitte was?"
 

"Sie haben schon richtig gehört. Ich..." Man konnte ihr ansehen, wie viel Überwindung es sie kostete, diese Worte zu sagen und wie schwer es ihr gefallen sein musste, sich dafür zu entscheiden. "Ich möchte die Operation."
 

Für einen Augenblick sah der Arzt dort in dem Bett wieder das kleine Mädchen, das vor so vielen Jahren so schwer unter der Krankheit gelitten hatte und er konnte sich noch gut an die Worte ihrer Eltern erinnern, dass sie einer Operation nur als letzten Ausweg einwilligten. Doch er hatte sie niemals durchführen müssen, denn wie durch ein Wunder besserte sich der Zustand des jungen Mädchens, bis sich niemand mehr vorstellen konnte, dass es einmal so krank gewesen war. Heute erschien ihm Haruka noch genauso verletzlich wie damals, mit dem Unterschied, dass sie diese Entscheidung nun alleine getroffen hatte. Natürlich hatte er immer versucht, sie von einer Operation zu überzeugen, doch da sie nie einwilligte, hatte er bereits gar nicht mehr damit gerechnet. Es ausgerechnet jetzt von ihr zu hören, machte es ihm nicht leichter, ihr die folgende Worte zu sagen.
 

"Es tut mir wirklich sehr leid, aber das geht nicht. Ihr Zustand ist zu instabil, die Verletzungen sind zu schwerwiegend, eine Operation würde Sie mit großer Wahrscheinlichkeit töten. Ihre Chancen sind so gut wie nicht existent und selbst wenn Sie die Operation überleben sollten, ist es noch immer unwahrscheinlich, dass sich Ihr Körper davon noch einmal erholen kann. Es wäre falsch Ihnen Hoffnung zu machen, aber Sie bräuchten wohl ein sehr großes Wunder und auf das kann man leider nicht vertrauen."
 

Diese Nachricht war für Haruka wie ein Schlag ins Gesicht und sie konnte darauf nichts erwidern, starrte ihren Arzt ungläubig an. Jetzt wo sie endlich Erkenntnis zeigte, wo sie sich endlich selbst überwunden hatte, sollte es bereits zu spät sein? Vollkommen egal, was sie auch tun würde, sie könnte ihr Schicksal nicht mehr ändern? Ihr Tod sollte bereits besiegelt sein und sie müsste nur noch abwarten, bis er eintreten würde? Das konnte einfach nicht sein, das wollte Haruka nicht glauben und sie schüttelte den Kopf. Ihre Augen brannten, doch sie ließ nicht zu, dass die Tränen weiter kommen würden. Jetzt wo sie endlich gemerkt hatte, dass ihr Leben doch noch einen Sinn hatte, gab man ihr nicht die Chance, sich für eben dieses Leben zu entscheiden, ganz gleich wie schwer es werden würde. Warum nur war sie so dumm gewesen und hatte so lange gezögert? Wieso musste erst ein solches Unglück passieren, damit ihr klar wurde, was sie wirklich tun musste? Das war einfach nicht fair, doch im Grunde war sie ja selbst schuld. Immerhin war sie die Einzige, die einer Operation im Weg gestanden hatte, doch nun wünschte sich Haruka nichts weiter als ein bisschen mehr Zeit.
 

"Ich bitte Sie, tun Sie es trotzdem."
 

Der Arzt sah die Verzweiflung nur allzu deutlich in Harukas Augen, er hatte einen solchen Blick schon so oft in seinem Leben gesehen und es fiel ihm immer wieder aufs Neue schwer, einem Patienten zu sagen, dass es keine Hoffnung mehr gab. Dass nun jemand, der offensichtlich seinen Lebenswillen wiedergefunden hatte, ihm eine solche Bitte nannte und er sie nicht erfüllen konnte, machte es nicht gerade leichter.
 

"Was habe ich denn schon zu verlieren? Wenn es nicht funktioniert, dann habe ich es wenigstens versucht!"
 

Dr. Sagura rang sehr mit sich und überlegte hin und her, bis er schließlich erneut antwortete. "Na gut, ich werde mich um die Operation kümmern. Aber ich möchte erst noch einen Tag warten, bis ich es endgültig beschließen kann. Zunächst muss ich sehen, ob sich Ihr Zustand stabilisiert, oder nicht."
 

"Ich danke Ihnen! Vielen, vielen Dank!"
 

Haruka konnte nicht beschreiben, wie froh sie in diesem Augenblick über die Worte ihres Arztes war. Er gab ihr eine Chance, es war vielleicht noch nicht alles verloren. Haruka war fest entschlossen, ganz gleich wie groß ihre Angst auch war, sie würde sich dieser Operation stellen, viel zu viel stand für sie auf dem Spiel, als dass sie es unversucht lassen durfte. Viel zu spät war ihr aufgefallen, was sie für einen großen Fehler begangen hatte, doch nun wollte sie es wieder gut machen, so lange es noch in ihrer Macht stand. Sie sah dem Arzt hinterher, der versprach, sich um alles weitere zu kümmern und für diesen Moment konnte Haruka wirklich sagen, dass die Hoffnung sie nicht verlassen hatte.
 

***
 

Das große Haus am Meer erschien Michiru so leblos, als sie ohne Haruka aus dem Krankenhaus zurückgekehrt war. Sie war unheimlich erschöpft, doch konnte sich einfach nicht dazu durchringen, sich hinzulegen. Die Ungewissheit über den Zustand ihrer Freundin plagte sie zu sehr und am liebsten wäre sie bei ihr geblieben, bis Haruka endlich aufgewacht wäre. Aber wahrscheinlich hatte der Arzt recht, so half sie Haruka auch nicht, wenn sie sich selbst völlig vernachlässigte, nur um darauf zu warten, dass Haruka irgendwann aufwachen würde. Man hatte ihr noch nicht einmal sagen können, wann dies überhaupt passieren würde. Es gab ihr keine Ruhe und keine Sekunde verging, in der Michiru nicht an ihre Freundin dachte. Wie sollte sie auch? Sie hatte die Zeit im Warteraum am Vortag noch sehr gut vor Augen. Die Sanitäter waren mit Haruka verschwunden und sie konnte nur dort stehen und nichts tun, außer zu warten. Sie wäre fast wahnsinnig geworden und hatte es nie lange auf einem der Stühle ausgehalten. Immer wenn sie versuchte, etwas zur Ruhe zu kommen, sprang sie wieder auf, um nur wieder auf und ab zu gehen und damit andere Patienten nervös zu machen.
 

Genauso ging es ihr auch jetzt und Michiru lief direkt ins Schlafzimmer, um dort eine Tasche für Haruka zu packen. Sie musste sich gar nichts vormachen, ihr war klar, dass sie nicht einfach am nächsten Tag wieder mit Haruka aus dem Krankenhaus spazieren konnte und sie wusste nicht einmal, ob dieser Moment überhaupt kommen würde. Ihr war bewusst, dass Hoffnung vergebens wäre, doch gleichzeitig wollte sie auch verhindern, dass ihre Gedanken zu sehr um das eine Thema kreisten. Noch war Haruka bei ihr, noch gab es keinen Grund zu trauern, auch wenn es ihr immer klarer vor Augen geführt wurde, wie schnell sie ihre Haruka doch verlieren könnte.
 

Sobald die Tasche fertig gepackt war, atmete Michiru einige Male tief durch, um sich selbst etwas beruhigen zu können. Noch immer saß der Schock der vergangenen Stunden tief und sie ließ sich ein wenig geschafft auf das große Bett sinken. Sie wusste nicht, was sie getan hätte, wenn Haruka dort am Strand noch mehr zugestoßen wäre. Und auch wollte sie sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie den Dämon nicht besiegt hätte. Es war schon beunruhigend genug, dass sie ihn fast nicht gemeinsam besiegen konnten, auch wenn ihre Partnerin in einem besseren Zustand wohl nicht so schnell zu Boden gegangen wäre. Michiru wollte sich gar nicht erst ausmalen, was gewesen wäre, wenn es mehrere Dämonen gewesen wären und gleichzeitig kam in ihr die Angst um Haruka hoch. Als dieses Wesen dort am Strand aufgetaucht war, schien das absolut kein Zufall gewesen zu sein. Michiru hatte die leise Ahnung, dass der Dämon genau gewusst hatte, mit wem er sich da angelegt hatte. Allein dieser Gedanke ließ einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen und sie sprang wieder vom Bett auf, um die Tasche zu greifen und damit schnell nach unten zu laufen.
 

Was wenn in der Zwischenzeit ein weiterer Dämon bei Haruka auftauchen würde, wohl wissend, dass sie eine Sailor Kriegerin war und mit eben jener Absicht, sich mit ihr anzulegen? Sie wäre vollkommen schutzlos ausgeliefert, hätte sicherlich nicht die geringste Chance und Michiru wollte nun keine weitere Zeit in diesem Haus verschwenden. Sie würde hier sowieso keine Ruhe finden, wenn sie im Krankenhaus war, wäre sie für den Notfall wenigstens in der Nähe, auch wenn sie betete, dass dies unnötig wäre. Sie hatte absolut kein gutes Gefühl mehr bei der Sache und war auf dem direkten Weg in die Garage, wo Harukas Ferrari unberührt stand. Keine Minute später fuhr Michiru mit eben diesem vom Hof und zum Krankenhaus davon.
 

***
 

Leicht außer Atem kam Michiru den Gang entlang, wo ihr Dr. Sagura entgegen kam, der gerade das Zimmer seiner Patienten verlassen hatte und ziemlich überrascht war, als er die junge Frau bereits wieder hier sah.
 

"Ich dachte, Sie wollten nach Hause, um sich ein wenig auszuruhen? Das ging aber ziemlich schnell."
 

"Ich hab keine Ruhe finden können, wie geht es Haruka?"
 

"Oh, Sie ist wieder aufgewacht. Wenn Sie möchte, können sie gerne zu ihr Miss Kaiou. Allerdings muss ich Sie wohl nicht daran erinnern, dass ihre Freundin viel Ruhe braucht, also sollten sie nicht zu lange bleiben."
 

"Sie ist wach? Wirklich? Das ist wunderbar! Vielen Dank, ich werde mich dran halten, aber entschuldigen Sie mich jetzt bitte."
 

Michiru hatte sich noch einmal leicht verbeugt, bevor sie auch schon an dem Arzt vorbei war und mit schnellen Schritten zu Harukas Zimmertür gegangen war. Sie klopfte kurz, wartete aber gar nicht erst auf irgendeine Antwort, sondern trat schnellstmöglich ein. Als sie ihre Haruka dort in dem Bett wach und lebendig sah, fiel ihr ein Stein vom Herzen, denn selbst wenn ihre Freundin alles andere als gesund aussah, so war sie doch noch hier und allein das zählte für Michiru. Haruka konnte auf den plötzlichen Besuch gar nicht reagieren, da war Michiru auch schon an ihrer Seite und sah sie besorgt an.
 

"Oh Haruka, wie fühlst du dich?"
 

"Es ging mir schonmal besser. Aber ich denke, es hätte schlimmer kommen können. Der Arzt sagte, ich müsste erstmal auf unbestimmte Zeit hier bleiben. Meine... Werte haben sich verschlechtert und es steht wohl auch ansonsten nicht gerade gut um mich." Haruka wusste, dass sie gar nicht erst versuchen musste, Michiru irgendwas vorzumachen, also war sie lieber ehrlich zu ihr, auch wenn sie beschlossen hatte, von ihrem Entschluss und dem weiteren Gespräch mit ihrem Arzt erstmal nichts zu sagen. Sie wollte Michiru keine Hoffnung machen, nur um diese dann wieder zu zerstören.
 

Damit hatte Michiru bereits gerechnet, doch es aus dem Mund ihrer Freundin zu hören, war ein ganz anderes Gefühl und sie musste schwer schlucken, während sie sich um ihre Fassung bemühte. Sie dürfte jetzt nicht schwach sein, nicht vor Haruka, es musste für diese schon schwer genug sein, da durfte sich Michiru nicht auch noch gehen lassen. "Ich bin nur froh, dass du überhaupt noch lebst. Was hast du dir da bloß bei gedacht? Es hätte sonst was passieren können!"
 

"Glaubst du wirklich, ich hätte nur still sitzen können, während ich wusste, dass ein Dämon bei dir ist? Du hättest doch das Gleiche getan, also müsstest du mich verstehen können. Es war meine Entscheidung, ich wusste doch, worauf ich mich da einlassen würde."
 

"Trotzdem war das ziemlich leichtsinnig von dir. Aber was geschehen ist, ist geschehen." Ein leiser Seufzer ertönte und Michiru ließ kurz ihren Kopf hängen, bevor sie sich durch die Haare fuhr und erneut zu Haruka sah. "Ich hab dir eine Tasche mit ein paar Sachen von dir gepackt. Ich dachte, die könntest du vielleicht gebrauchen." Inzwischen war sich Michiru aber gar nicht mehr so sicher, ob Haruka wirklich etwas mit der Kleidung anfangen könnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie kleine Spaziergänge im Park des Krankenhauses machen würden.
 

"Tut mir leid Michiru, ich wollte dir keine Sorgen bereiten. Das... ist lieb von dir, dass du daran gedacht hast." Sie fühlte sich nicht gerade besser, als sie die Tasche einen Moment betrachtete und sie war sich sicher, dass sie auch darauf hätte verzichten können. Dennoch wollte sie Michiru jetzt nicht vor den Kopf stoßen, also lenkte sie das Thema schnell wieder davon weg. "Wie geht es dir überhaupt? Und was ist aus... dem Dämon geworden? Ich hatte wohl ein totales Blackout."
 

Dass Haruka den Kampf ein weiteres Mal ansprach, gefiel Michiru zwar nicht so sehr, da sie nur wieder dieses grausame Bild vor Augen sah, doch sie wollte ihrer Freundin trotzdem keine Antwort verwehren. "Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen um mich, du hast genug eigene Probleme. Und der Dämon ist besiegt. Kein Wunder, dass du dich nicht dran erinnerst, so sehr wie du dich dabei verausgabt hast."
 

"Besiegt? Das ist gut..." Somit ging von diesem Wesen keine Gefahr mehr aus, was nicht hieß, dass sie nicht weiterhin auf der Hut sein müssten. Ein weiteres Mal verfluchte sich Haruka für ihre Dummheit und am liebsten hätte sie all das ungeschehen gemacht. Aber dafür war es wohl inzwischen zu spät. "Bleibt trotzdem die Frage, was es damit überhaupt auf sich hatte."
 

"Ich weiß es nicht, Haruka." Michiru war sich nicht sicher, ob sie von ihrer Vermutung erzählen sollte. Sicherlich wäre es besser, wenn ihre Partnerin davon wusste, doch gleichzeitig bestand dann nur die Gefahr, dass Haruka irgendeine Dummheit beging. "Aber es ist gut möglich, dass noch mehr auftauchen könnten. Wann und wo ist aber völlig unklar."
 

Haruka ahnte nicht das Geringste davon, dass Michiru ihr nicht die ganze Wahrheit sagte, sie war in Gedanken bereits viel weiter und gab sich wohl viel zu sehr selbst die Schuld an dieser Situation, als dass sie darüber hätte nachdenken können. "Meinst du, wir sollten es ihr sagen?"
 

"Auf gar keinen Fall, du weißt, wie sie reagieren würde. Dafür ist es noch zu früh, wenn wir nun genaueres wüssten, dann vielleicht." Es kam völlig außer Frage, dass sie jetzt bereits zu ihrer Prinzessin gehen würden. Außerdem wusste Michiru nicht, wie sie die Situation mit Haruka hätte erklären sollen. Es würde ihrer Prinzessin das Herz brechen und solange es sich noch vermeiden ließ, wollte Michiru diesen Moment hinauszögern.
 

"Du hast wohl Recht. Wir würden sie bestimmt nur unnötig in Panik versetzen." Jedenfalls hoffte Haruka immer noch, dass ihre Bedenken unbegründet waren und es bei diesem kleinen Zwischenfall bleiben würde. Falls es für sie wirklich keine Hoffnung mehr gab, so wäre die Situation dann wenigstens nicht mehr ganz so schlimm. "Ich würde dir gerne dabei helfen, mehr herauszufinden, aber-"
 

"Nein Haruka, vergiss das sofort wieder. Wenn, dann werde ich mich da schon alleine drum kümmern. Vielleicht kontaktiere ich Setsuna, aber wirklich nur vielleicht. Du hast schon genug getan."
 

"Wie du meinst." Haruka konnte die Besorgnis sehr gut aus der Stimme ihrer Freundin heraushören und so war es wohl wirklich am besten. Was könnte sie jetzt schon großartig tun? Sie würde Michiru wohl eher noch mehr zur Last fallen, als sie es ohnehin schon tat, so würde sie definitiv keine große Hilfe sein.
 

"Ich möchte nur, dass es dir besser geht. Das ist für mich jetzt erstmal das Wichtigste."
 

Langsam drehte die Blondine ihren Kopf zur Seite, um Michiru in die Augen sehen zu können und sie konnte dort die Sorge und die Schmerzen klar und deutlich erkennen. Sie konnte gar nicht sagen, wie leid ihr all das tat und wie unwohl sie sich nun unter diesem Blick fühlte. Sie konnte nur ihre Augen schließen und hoffen, dass Michiru ihr noch einmal verzeihen würde. "Ich gebe mein Bestes."
 

"Ruh dich am besten noch etwas aus, das wird dir bestimmt gut tun. Danach sehen wir weiter, ich bleib auch hier bei dir." Nicht dass Michiru überhaupt vorhatte, so bald wieder von Harukas Seite zu weichen. Die Ärzte müssten sie wohl schon rausschmeißen, denn freiwillig würde sie sicherlich nicht gehen.
 

"Danke Michiru. Das... bedeutet mir viel."
 

Ein letztes Mal sah Haruka zu ihrer Freundin hoch und war doch selbst überrascht, als sie ein kleines Lächeln zustande brachte, um Michiru wenigstens ein bisschen Mut zu machen. Doch dann schloss sie erneut ihre Augen. Michiru hatte Recht, die Ruhe würde ihr auf jeden Fall gut tun und sie fühlte sich jetzt schon wieder erschöpft, was wohl zum Teil auch an den ganzen Medikamenten lag, die man ihr inzwischen gegeben hatte. Also ließ sie ganz einfach los und begrüßte den Schlaf, der sie bald schon empfing.
 

***
 

Es war nun schon wieder einige Zeit vergangen, seitdem die Blonde eingeschlafen war und noch immer war Michiru bei ihr. Sie hatte inzwischen die Tasche ausgeräumt und in dem kleinen Schrank verstaut, da sie nicht nur untätig herum sitzen konnte. Mittlerweile war sie zwar etwas zur Ruhe gekommen, da sie gesehen hatte, dass es Haruka wohl doch ein wenig besser ging, aber die Sorge ließ sie nie los. Niemals hätte sie es sich verzeihen können, wenn Haruka wegen diesem verfluchten Zwischenfall am Strand nicht mehr aufgewacht wäre. Das wäre das Ende gewesen.
 

Schnell schüttelte Michiru den Kopf, als dieser Gedanke wieder in ihr hochkam und sie stützte ihren Kopf für einen Moment auf ihren Händen ab. Wie sollte es jetzt bloß weitergehen? Wie viel Zeit blieb Haruka noch? Sie selbst hatte noch nicht mit dem behandelnden Arzt geredet, doch die Worte ihrer Freundin schienen deutlich genug gewesen. Michiru hatte das Gefühl, als könnte sie Haruka jede Sekunde verlieren und das machte ihr schreckliche Angst. Sie wusste jetzt zwar schon länger, was auf sie zukam, doch das machte es nicht gerade leichter, zumal sie meistens versuchte, jegliche Gedanken an ein Ende zu verdrängen, was ihr zunehmend schwerer fiel. Es gab einfach nichts, was sie auf das Kommende hätte vorbereiten können.
 

Es stimmte zwar, dass sich Michiru mit der Entscheidung ihrer Freundin abgefunden hatte, doch es gab immer noch einen kleinen Rest Hoffnung in ihr, der daran glaubte, dass Haruka sich vielleicht doch noch anders entschied. Doch dieser Rest war inzwischen schon so klein geworden, dass Michiru kaum noch glaubte, dass er überhaupt noch existierte. Vor allem jetzt, wo Haruka wirklich im Krankenhaus war, schien Michiru der Gedanke nur noch unwirklich. Ihr beider Schicksal schien doch schon längst beschlossen zu sein, das wurde ihr immer deutlicher. Sie konnte nichts daran ändern, sie konnte einfach nur tatenlos zusehen. Es wunderte Michiru gar nicht, dass ihre Augen begannen zu brennen und sie wenig später schon Tränen auf ihrer Haut spüren konnte. Sie hatte zwar versucht, stark zu sein, doch am Ende hatte sie es nicht wirklich geschafft, auch wenn sie meist vor Haruka verbergen konnte, wie traurig sie war. Michiru konnte sich an so manches Mal erinnern, wo sie alleine gewesen war und ihren Tränen einfach freien Lauf gelassen hatte, weil sie es sonst einfach nicht mehr ausgehalten hätte. Genauso war es auch diesmal und Michiru machte sich nicht die Mühe, die Tränen auch noch wegzuwischen, sie würden sofort von Neuen ersetzt werden.
 

Michiru sah langsam zu ihrer Freundin, betrachtete das blasse Gesicht, obwohl sie vor lauter Tränen kaum etwas sehen konnte und hob vorsichtig eine Hand, um ein paar der wilden Strähnen aus ihrem Gesicht zu streichen. Zärtlich streichelte sie über Harukas Wange, bevor sie vorsichtig nach ihrer Hand griff, um diese festzuhalten, um ihr zu zeigen, dass sie bei ihr war. Sie war einfach nicht bereit dazu, loszulassen, sie würde es wohl auch niemals sein. Haruka bedeutete ihr ganz einfach zu viel, als dass sie sich ein Leben ohne sie wirklich vorstellen könnte. Doch ihre Freundin so verletzt und schwach in diesem Krankenhausbett zu sehen, machte ihr umso deutlicher, dass sie sich mit dieser Vorstellung wohl langsam aber sicher abfinden musste, egal ob es ihr nun gefiel oder nicht. Es schien unvermeidlich zu sein und ganz gleich wie viel Tränen sie noch vergießen würde, konnte Michiru spüren, dass dieser Zeitpunkt immer näher rückte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tanja-chan
2012-06-12T16:36:01+00:00 12.06.2012 18:36
mh... ich könnt ja jetzt sagen 'hab ichs nicht gesagt' aber....
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hab ichs nichts gesagt? xD
Du bist sooooowas von gemein *g*
aber immerhin: dass harukas sturkopf mal seine meinung ändert hät ich dann doch fast nicht mehr für möglich gehalten :D
strike! zumindest in der hinsicht ;)
ansonsten muss ich glaube ich Michiru zustimmen: Haruka du Idiot was bitte machst du für nen Mist >.< maaaan sowas kann doch ins Auge gehn herrgott...


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