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Chaos der Gefühle

von

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Eher schlecht als recht

Chaos der Gefühle
 

Autor: Ju-chan

Teil: 3 /16

Abgeschlossen: ja

Fandom: Original

Disclaimer: Alles meins!!!

Kommentar: So, hier Teil 3.... Ich würde mich wie immer über eure Meinung freuen! Falls ihr irgendwas zu kritisieren habt, immer her damit ^^
 

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3. Eher schlecht als recht

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Schweigen! Das war es, was zwischen den beiden Jungen nun, nach Akiras seltsamen Abgang, herrschte. Akira wusste nicht, wie er Takeru ansprechen sollte. Es war ihm - noch - unangenehm über seine Problem zu sprechen. Und Takeru, sah es nicht ein, dass er Akira immer hinterher rennen sollte.

Klar, sie waren Freunde, und die fragten auch mal nach, aber das hieß ja nicht, dass er Akira alles aus der Nase ziehen musste. Akira konnte auch alleine mal zu ihm kommen, denn soviel Vertrauen herrschte doch wohl zwischen den beiden?!

Auf jeden Fall herrschte im Moment gar nichts, beide waren so ruhig wie noch nie. Ab und an warf einer mal einen Blick zum anderen, aber das war auch schon alles.
 

In der großen Pause schlich sich Akira dann an Takeru heran.

Langsam und gaaaanz unauffällig schlenderte er zu ihm rüber und tat so, als wenn er dringend einen Fleck an der Wand, genau neben ihm, beobachten müsste. Im Stillen überlegte er fieberhaft, was er denn nun sagen sollte.

Takeru konnte sich ein Grinsen nur mit Mühe und Not verkneifen. Für ihn war es offensichtlich, dass Akira kurz davor war, ihn anzusprechen, aber helfen wollte er ihm auch nicht. Sollte Akira mal alleine den Anfang machen.

"Takeru?"

"Ja, Akira?", fragte er mit beiläufiger Stimme.

"Ich.... also eigentlich... na ja... also, gomen nasai! Bist du mir böse, weil ich einfach so abgehauen bin???" Mit ängstlichen Augen blickte er Takeru an.

Dieser lächelte milde und antwortet:

"Eigentlich müsste ich, aber ich glaube, das kann ich nicht. Bloß es ist offensichtlich, dass du ein Problem hast. Und wenn du drüber reden willst, höre ich dir gerne zu. Aber erzählen musst DU es mir schon."

Am liebsten wäre Akira seinen Freund an den Hals gesprungen und hätte ihn ein Mal durch geknuddelt, aber das wäre dann doch ein bisschen zu direkt. Also beließ er es bei einem strahlendem Lächeln.

"Ja, ich weiß das du mir immer zuhören würdest. Aber es fehlt mir nichts, echt! Ich bin vielleicht ein bisschen abgedreht zur Zeit. Ich weiß aber auch nicht woran das liegt!" /Von wegen..../

Prüfend sah Takeru Akira ins Gesicht. Nicht die kleinste Regung war zu sehen.

"Gut, wenn du meinst. Dann muss ich dir wohl glauben. Ich vertraue dir!"

/Gomen nasai, ich will dich doch nicht belügen, aber was soll ich auch machen???/ Wieder mal mit einem schlechten Gewissen meinte er nur:

"Klar..."

Danach herrschte wieder Schweigen. Das Klingelzeichen unterbracht ihre Gedanken...
 

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Tief durchatmend stand Akira um genau 15.30 Uhr vor der großen Tür der Turnhalle.

Viel hatte er mit Takeru nicht mehr gesprochen, und nun war sein Freund wohl gerade auf dem Weg nach Hause. Akira hatte ihn zwar gefragt, ob er nicht mitkommen wolle, aber Takeru hatte dankend verneint.

Also war Akira alleine nach Hause gerannt, hatte seine Sportsachen zusammen gepackt und seinem << heißgeliebten >> Vater eine kurze Nachricht auf dem Küchentisch hinterlegt.

Und nun stand er halt hier vor der Turnhalle - und traute sich nicht rein.

/Was ist denn mit mir los??? Ich bin doch sonst nicht so schüchtern!/ Er gab sich einen Ruck und betätigte die Klingel neben der Tür.

Es dauerte einen kurzen Moment bis die Tür sich öffnete und wieder war es Hideo, der seinen Kopf hinaus steckte.

"Ach du bist es! Ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt und kommst nicht."

"Nee, musste bloß noch meine Sachen von zu Hause holen", erklärte Akira sein << Fastzuspätkommen >>.

Hideo öffnete die Tür ganz und deutete Akira mit einem Handzeichen einzutreten.

"Dort ist die Umkleide, aber das weißt du sicher! Zieh dich um und komm dann in die Halle, der Rest ist schon da", begann er auch gleich Akira rumzukommandieren.

"Klar, bin schon unterwegs..."
 

"Akira, hier rüber!" Hideo rief den Neuling zu sich herüber, aber nicht ohne ihn vorher eingehend zu mustern. Akira, welchem der Blick auffiel, gab dies wieder zu denken.

/Ob er wirklich schwul ist? Sieht man ihm gar nicht an! Na ja okay, nicht das Schwule anders aussehen, aber... ach... egal.../

"Ja, ich komme..." Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung und eilte zu seinem neuen Captain rüber.

"So, erst läufst du dich 10 Runden warm und kommst dann zu mir. Wir spielen zur Eingewöhnung immer paarweise und heute werde ich dein Partner sein.", gab dieser weitere Anweisungen.

Stumm setzte Akira sich in Bewegung und tat wie ihm geheißen...
 

Der Nachmittag verging eigentlich relativ schnell. Nach der Erwärmung folgten verschiedene Übungen, die das Ballgefühl verbessern sollten.

Hideo erklärte Spielzüge und Taktiken. Akira wurde flüchtig den anderen Teammitgliedern vorgestellt und eigentlich gut aufgenommen. Zwar kamen noch keine richtigen Gespräche zu Stande, aber immerhin erntete er auch keine dummen Bemerkungen.

Das mochte aber auch daran liegen, dass Hideo sich immer in seiner Nähe aufhielt - und wer wollte sich schon mit dem Captain anlegen indem er einen Neuling vergraulte?! Sicher keiner!
 

Akira wollte gerade zusammen mit den anderen Spieler, die Turnhalle verlassen, als Hideo ihn zurück rief.

"Was gibt's?", wollte Akira wissen.

"Du bist gut. Wie lange spielst du schon?"

Akira überlegte kurz, antwortet dann aber: "So an die 8 Jahre, wieso?"

"Nee, schon gut, es hat mich bloß mal interessiert. Bist du neu an der Schule, du bist mir vorher nie aufgefallen?!" Mit diesen Worten machte er einen Schritt auf Akira zu. Der wich unweigerlich einen zurück.

Hideo runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Stumm standen sich beide gegenüber.

"Ist noch was?" Akira konnte dieses Schweigen einfach nicht mehr aushalten!

/Wenn er doch bloß nicht so gut aussehen würde/ Ein leichtes Kribbeln machte sich in seiner Magengegend bemerkbar, vielleicht nicht so stark, wie Takeru es bei ihm mit einer einfachen Berührung auslöste, aber sein Körper schien auf Hideo zu regieren. War ja auch eigentlich kein Wunder, so wie dieser gerade vor ihm stand:

Sein durchtrainierter Körper steckte in weißen kurzen Hosen und einem ärmellosen, muskelbetonendem Shirt, das durch den Schweiß, der Hideos Körper einhüllte, wie eine zweite Haut saß. Durch das Weiß fiel Hideos unnatürlich braune Haut auf. Seine blonden langen Haare wurden durch einen locker sitzenden Zopf im Nacken zusammen gehalten. Seine strahlend blauen Augen /Augen so blau wie der Himmel.../ fixierten Akira und blickten ihm ungeniert ins Gesicht.

"Nein, sonst ist nichts! Du kannst gehen!", meinte Hideo auf Akiras Frage mit einem strahlenden Lächeln. Dieser musste sich mächtig zusammen reißen, damit er bei diesem Anblick nicht anfing zu sabbern.

"Gut, dann werd ich mal!" Hideo kurz anlächelnd, verschwand er rasch in der Umkleide, bevor noch ein anderer Teil seines Körpers anfing, auf diesen Anblick zu reagieren. /Das wäre zu peinlich/

Ohne zu duschen, das würde er zu Hause machen, zog er sich über seine kurze Hose eine schwarze Trainingshose, stopfte dann seine restlichen Sachen in die Sporttasche und schulterte diese. Einen letzten Blick zum Halleninneren werfend, machte er sich auf den Weg nach Hause.
 

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/Jaaaa, das tut gut/

Mit einem wohligen Stöhnen genoss Akira das warme Wasser, das seinen Körper hinab rann und die durch das Volleyballspielen strapazierten Muskeln ein wenig löste. Mit beiden Armen seinen Oberkörper umschlingend, stand er in der Dusche und ließ das warme Nass einfach auf sich prasseln. Seine Gedanken, die eben noch beim Volleyballtraining gewesen waren, schweiften nun wieder zu Hideo.

/Hm... Ich glaube, ich bin wirklich krank! Das kann nicht normal sein! Bis vor ein paar Wochen wusste ich nicht mal, das ich auf Jungs stehe, und nun verliebe ich mich Hals über Kopf in einen Älteren. Ich kenne ihn doch gar nicht. Okay, auch wenn er gut aussieht... warum hab ich vorher nie bemerkt, dass Jungs mich so anziehen? Warum kommt das alles so plötzlich? Und warum kann ich einfach mit keinem drüber reden? Wenn ich doch bloß wüsste, dass Takeru nichts gegen Schwule hat, dann würde ich mich ihm ja anvertrauen. Aber ich hab solche Angst, dass er mich abweist und sich vor mir ekelt. Ich glaube, das würde ich nicht verkraften! Dann könnte ich mir gleich 'nen Strick nehmen! Er bedeutet mir so mächtig viel!/

Mit einem traurigen Lächeln musste Akira die Tränen zurückhalten.

/Und warum heule ich zur Zeit bei jedem Scheiß einfach los? Das war doch früher nicht so! Takeru würde mich sicher auslachen! Aber es überkommt mich einfach immer. Alleine, wenn ich daran denke, dass er mich mit einem verächtlichen Blick ansieht, könnte ich vor Kummer zusammenbrechen. Ich hab vorher nicht gewusst, dass mir ein Mensch so viel bedeuten kann. Ich war doch sonst nicht so gefühlsduselig. Was ist denn los mit mir???/

Mit einem leisen Schluchzen und immer noch seinen Oberkörper umarmend, sank er in der Dusche auf die Knie und wiegte sich hin und her. Trotz des heißen Wassers, fror er gewaltig. Von der wohligen Wärme war nichts mehr zu spüren. Doch die Kälte kam nicht von außen, sie kam von innen und zerfraß ihn langsam Stück für Stück. Mit der Zeit hörte er auf gegen die Tränen anzukämpfen und ließ ihnen freien Lauf!

/Warum muss das auch alles so kompliziert sein? Warum kann ich mir selbst nicht eingestehen, dass ich schwul bin? Das ist doch eigentlich was ganz normales! Okay, es kommt nicht so oft vor, aber bin ich deshalb ein anderer Mensch? Bloß warum habe ich dann solche Angst davor? Warum, warum... Warum gibt es in meinem Kopf nur noch diese eine Frage? Kann ich es nicht einfach so hinnehmen, wie es ist? Muss ich denn immer alles zig mal durchdenken? Kann ich nicht einfach alles so nehmen, wie es kommt?/

Müde sackte Akira gegen die Duschwand, die brennenden Augen schließend, döste er ein. Das heiße Wasser, das immer noch über ihn lief, vergaß er. Er spürte nur noch die Kälte....
 

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"Mhhh..." Stöhnend kam Akira wieder zu sich. Noch immer zusammengekauert in der Dusche hockend, blinzelte er verwirrt einige Wassertropfen - oder waren es Tränen? - aus den Augen.

/Was mach ich hier?/

Zusammen mit einem kalten Schauer, der ihm den Rücken runter lief, kamen auch die Erinnerungen zurück. Wieder schluchzte er trocken auf. Die Kälte, die er vor seinem Zusammenbruch gespürt hatte, war noch nicht vollkommen von ihm gewichen. Doch dafür wechselte sie sich mit heißen Schauern ab, die von Außen kamen.

/Ich muss hier raus!/ Leicht panisch versuchte Akira sich hochzustemmen, aber sein Körper, schwach, von der verkrümmten Haltung der letzten... /Wie lange hocke ich hier schon?/ Zeit, verweigerte ihm den Dienst. Mit einem Keuchen sackte er wieder nieder.

Tiefdurchatmend startete er einen zweiten Versuch. Mit großem Kraftaufwand schaffte er es nach einiger Zeit zitternd auf die Bein zu kommen! Mit vom Wasser aufgeweichten Händen drehte er den Strahl, der noch von oben auf seinen betäubten Körper fiel, ab. Fahrig öffnete er die Duschkabine und trat wacklig hinaus...

... nur um von der überraschenden Kälte im Bad, irritiert wieder auf die kühlen Fliesen zu sinken. Angesichts seiner körperlichen Schwäche bekam Akira Angst.

/Was ist bloß los mit mir?/ Verwirrt nach Luft schnappend kam er wieder auf die Beine. Sich unsicher ein Handtuch vom Ständer greifend, verließ er das Bad und schlich in sein Zimmer.
 

Dort angekommen trat er entschlossen vor den Kleiderschrankspiegel. Sein Spiegelbild raubte ihm den Atem. Das konnte doch unmöglich er sein:

Sein sonst blasshäutiger Körper, war vom heißen Wasser schlimm gerötet und aufgeweicht, während er widersprüchlich dazu, von einer deutlich sichtbaren Gänsehaut überzogen wurde. Ebenso sichtbar war auch das stetige Zittern, das Akiras Gestalt nicht nur wegen dieses Anblicks, sondern auch auf Grund der körperlichen Unfähigkeit immer wieder durchfuhr.

Den Blick abwendend, wog Akira den Gedanken ab, heute Nacht mal auf seine Shorts zu verzichten. Alleine wenn er schon an den warmen Stoff dachte, der über seine stark gereizte Haut scheuern würde, wurde ihm schlecht. Sein Körper schmerzte auch schon so genug.

/Und nicht nur mein Körper.../, ging es ihm durch den Kopf.

Mit der letzten Kraft, die er aufbringen konnte, schritt er zum Bett herüber und ließ sich geräuschlos unter die Bettdecke gleiten. Wie schon in der Nacht zuvor, wirkte das kühle Bettzeug beruhigend auf Akira und erleichterte ihm das Abdriften in den Schlaf.

/Ist mein Problem denn echt so gewaltig, dass es die Kraft hat, mich von innen so zu zerfressen???/

Mit diesem letzten Gedanken, wurde es um Akira nun endgültig schwarz. Mit einem erleichterten Seufzen fiel er in einen bleiernen Schlaf.
 

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Nicht, das dieser Schlaf erholsam gewesen wäre, aber immerhin konnte Akira sich am nächsten Morgen nicht über Albträume beklagen.

Es kam ihm vor, als wenn er vor wenigen Minuten die Augen erst geschlossen hätte, aber in Wirklichkeit waren seit diesem Moment Stunden vergangen. Stunden in denen er sich, ohne es zu merken, unruhig von einer Seite auf die andere geworfen hatte. Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug, musste er erst kurz gegen den Schwindel ankämpfen, der ihn beim Sicherheben, überfiel.

Auf seinem Bett sitzend, schloss er die Augen, und hörte tief in sich hinein.

Irgendwas war anders als sonst... Nach einer Weile, fiel es ihm auf. Auch wenn er den Schwindel hatte vertreiben können, ein Gefühl von Übelkeit war immer noch geblieben. Okay, er hatte am Abend geheult wie noch nie /Wenn das wer rausbekommt...?! Peinlich!/, aber davon wird einem doch nicht schlecht.

Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen:

Sein Magen beschwerte sich über die ungerechte Behandlung! Das letzte Mal hatte er was zum Mittag zu sich genommen und das war jetzt schon ... er überschlug im Kopf... über 18 Stunden her.

Da ihm aber nicht zum Essen zu mute war, erhob er sich schwankend, torkelte ins Bad um sich fertig zu machen, steckte sich dann ein trockenes Brötchen in die Brotdose und verließ das Haus. Das helle Tageslicht tat seinen Augen weh...
 

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Mehr schleppend als gehend, erreichte Akira wie jeden Morgen das Schultor nach Takeru. Dieser kam ihm schon strahlend entgegen, die Hand zum Gruß erhoben, als er in das Gesicht seines Freundes blickte.

Erschrocken ließ er sie wieder sinken. Seine Schritte beschleunigten sich, den letzten Abstand zwischen Akira und sich überwand er laufend.

"Akira! Gütiger Himmel! Was ist denn mit dir passiert????"

Akira schenkte seinem Gegenüber ein verwirrtes Lächeln.

"Nichts! Was meinst du?"

"Dann hast du heute Morgen noch nicht in den Spiegel gesehen!!! Du siehst scheiße aus!"

Gespielt empört erwiderte er: "Danke! Tolle Begrüßung!", fügte aber, als er Takerus erschrockenen Blick sah, milde lächelnd hinzu: "Keine Angst! Ich bin bloß ein bisschen müde! Das Volleyballtraining war doch anstrengender, als ich gedacht hab. Meine Kondition ist scheinbar auch nicht mehr die Beste!"

Ein halbherziges Lächelnd blieb auf seinem Gesicht, um seinen Freund zu beruhigen. Doch diesen ließ dieses Lächeln erst recht nervös werden!

"Hm... wenn du meinst!" Missmutig beobachtete er Akira.

Dieser schien heute morgen wirklich nicht in den Spiegel geblickt zu haben:

Sein Gesicht war kreidebleich, nur die immer noch leicht blaue Wange und die um so schwärzeren Augenringe stachen daraus hervor. Wenn man Akira so sah, hätte man denken können, dass er seit 3 Tagen keine Schlaf mehr gehabt hatte.

Langsam begann Takeru sich ernsthaft Sorgen um seinen Freund zu machen. Wenn dieser nicht bald alleine mit seinem Problem zu ihm kam, würde er es aus ihm rausquetschen müssen. Das war zwar sonst nicht seine Art, aber Akira schien dieses Problem, das es laut ihm ja gar nicht gab, doch sehr zu belasten. Und Takeru konnte unmöglich dabei zusehen, wie sein bester Freund daran zu Grunde ging. Okay, das war jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber genauso sah Akira zur Zeit aus....

Akira, der stumm vor sich hinstarrte, am Handgelenk Richtung Hauptgebäude ziehend, betrat er den Schulhof.
 

In der ersten Stunde hatten sie Englisch.

Doch diese Stunde sollte für Akira eine große Hürde am heutigen Tag werden...
 

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Nicht, dass Akira nur gegen die immer größer werdende Müdigkeit ankämpfen musste, nein, jetzt kamen auch noch pochende Kopfschmerzen dazu.

/Ich lass mich nie wieder so gehen!/, schwor er sich, wenn er an seinen << Anfall >> vom letzten Abend dachte. DAS durfte er echt keinem erzählen!

Aber nun war es nun mal passiert, doch richtig besser fühlte er sich dadurch auch nicht. Alle Welt behauptete doch immer, dass es einem bei Problemen hilft zu weinen.

/Tsss... Das ich nicht lache! Das einzige was mir mein Geheule gebracht hat, sind brennende Augen! Dann kann ich beim nächsten Mal auch drauf verzichteten./ Er schnaubte verächtlich.

Ob er die Tränen in so einem Moment wirklich zurückhalten konnte oder nicht, schob Akira absichtlich bei Seite.

Er versuchte sich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Irgendwie musste er sich von dem ständigen Gegrübel abbringen. Das führte doch zu gar nichts.

/Außer zu Kopfschmerzen und schlaflosen Nächten ... und zu Heulkrämpfen/

Mit einem leisen Wimmern legte Akira den schmerzenden Kopf auf seine verschränkten Arme, die auf der Schulbank lagen.

/Ja, so kann man's aushalten/

So war das starke Pochen in seinem Kopf nicht mehr ganz so akut zu spüren. Wenn er jetzt noch die Augen schließen würde, würde er sicher einschlafen. Deshalb zwang er sich, jedem von Herr Aoshi's Worten zu lauschen.

Die sonst so vertraute Sprache, kam ihm heute wie ein Wirrwarr an Lauten vor, die er noch nie im Leben gehört hatte. Alles schien keinen Sinn zu ergeben. Die immer wieder wiederholende Stimme hatte eine einlullende Wirkung. Alles um Akira herum stumpfte ab. Die Geräusche wurden leiser. Alles hörte sich an wie in Watte gepackt.

Leise seufzend genoss Akira die Stille für einige Augenblicke. Auch der Wirbelwind, der in seinem Kopf zu wüten schien, legte sich langsam. Akira zwang sich, nicht zu denken, sondern einfach nur seinem Herzschlag zu lauschen. Das stetige poch-poch, poch-poch hatte ihn noch nie so fasziniert. Immer wiederkehrend, regelmäßig ertönte es. Im gleichen Takt konnte er das Blut in seinen Ohren rauschen hören.

Das war also das bekannte << Meeresrauschen >> wenn man sich eine Muschel ans Ohr hielt. Wie sehr man kleine Kinder doch damit verzücken konnte! Auch er hatte damals an das wellige Treiben des Meeres geglaubt, das sich in der meist bunt und exotisch aussehenden Muschel verfangen hatte. Wie leicht man früher doch an was geglaubt hatte! Und wie leicht einen immer das Leben vorgekommen war. Wie ein großes Spiel. Keine Pflichten und Verantwortungen, einfach nur den Tag genießen.

Wie sehr wünschte er sich diese Jahre zurück. Aber leider war das unmöglich. Er hatte seine unbeschwerten Tage hinter sich gelassen und musste sich nun den größer werdenden Problemen stellen.

Und sein Aktuellstes war wohl das Chaos, das bei seinen Gefühlen herrschte und bei dem er nicht wusste, wie er es bewältigen sollte. Das beste war wohl echt, wenn er alles so nahm, wie es kam. Viel ändern konnte er daran ja auch nicht. Er würde schon irgendwann jemanden finden, dem er sein Herz schenken konnte. Das war ja nicht mal seine Angst. Größere Angst hatte er vor der Reaktion TKs.

/Ob er mir dann vielleicht die Freundschaft kündigt? Oder ob dann für ihn - und mich - das Wort << Freund >> eine andere Bedeutung bekommt? Dass er meine Gefühle wohl kaum erwidern wird, ist mir klar, aber ich will ihn nicht als guten Freund verlieren. Vielleicht können wir dann wenigstens so was wie Brüder sein. Die sich alles erzählen können. Ja, das wäre schön/ Mit einem verträumten Seufzen durchströmte ihn ein Glücksgefühl angesichts dieser Vorstellung.

Aber seine Gedanken verdüsterten sich wieder!

/Aber was ist, wenn er dann den Kontakt zu mir abbricht? Wenn er nichts mehr mit mir zu tun haben will? Nicht mal als Freund! Das wäre mein Untergang. Ich glaube, ich habe einen großen Teil meines Herzens schon an ihn verschenkt!/ Schwer atmend erfreute sich Akira an der erlösenden Schwärze, die ihn zärtlich umarmte...
 

... Das Nächste, an das sich Akira erinnern konnte, war ein immer lauter werdendes Geräusch. Es schwoll zu einem wahren Chor an Stimmen heran.

Akira zwang sich einfach nicht hinzuhören. Sein Kopf fühlte sich wieder so leicht an und dazu noch schmerzfrei. Das wollte er nicht aufs Spiel setzten, indem er ihn dazu brachte, in das Stimmengewirr Ordnung zu bringen.

Plötzlich erlosch das Stimmengewirr. Wieder kehrte Stille ein. Akira wollte sich schon wieder in die Schwärze, die ihn immer noch umfing, fallen lassen, als er einen jähen Ruck merkte, der durch seinen Körper schoss.

Grummelnd hob er den Kopf ein wenig um sich zu orientieren, von wo dieser Ruck gekommen war. Sobald sich sein Kopf von seinen Armen gelöst hatte, und er die Dunkelheit beiseite schob, kehrten auch seine Erinnerungen zurück. /Shit!!!/ Er hatte eine böse Vorahnung...

... und diese bewahrheitete sich, als er die Augen aufschlug. Keuchend riss er den Kopf hoch. Sogleich begann sein Kopf wieder zu schmerzen und auch die wieder lauter werdenden Stimmen seiner Mitschüler trugen zu nicht geringem Anteil dazu bei. Akira ließ seinen Blick leicht verlegen durch den Raum schweifen.

Langsam begann alles Sinn zu machen:

Er war doch tatsächlich mitten im Englischunterricht eingeschlafen. Das Stimmengewirr waren seine Klassenkameraden gewesen, die sich durch seinen Anblick, ein Lachen nicht verkneifen konnten. Etwas hatte sie jedoch dazu gebracht, wieder zu verstummen.

Und dieses << ETWAS >> baute sich gerade gefährlich vor ihm auf und sah aus wie ein wütender Lehrer, der gleich alle Geduld verlieren und sich auf ihn stürzen würde.

/Das wagt er doch nicht, oder?/

So sicher war er sich da jedoch nicht. Er hatte Herrn Aoshi nie richtig wütend gesehen, aber er hatte es geschafft, sein Klassenlehrer kochte vor Wut.

"AKIRA! Was erlaubst du dir???" Sein Gesicht wurde noch eine Spur röter, obwohl Akira das für unmöglich gehalten hatte.

Verlegen grinste der 16-jährige. Dann blickte er unsicher zu Takeru hinüber. Dessen Augen hatten sich vor Schrecken geweitet, auch wenn er sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen konnte.

Und nun konnte Akira auch erahnen, was das für ein Ruck gewesen war, der ihn durchzuckt hatte. Es war, so glaubte er zumindestens, Takeru gewesen, der ihn mit einem leichten Tritt gegen das Stuhlbein wecken wollte.

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Herrn Aoshi.

"Gomen nasai!" Sachte neigte er den Kopf. "Mir geht es heute nicht so gut...", versuchte er seinem Lehrer diesen Ausrutscher zu erklären.

Der schüttelte nur den Kopf und schloss dann die Sache fürs erste ab.

"Ich muss dich leider bitte, nach der Stunde noch mal kurz hier zu bleiben. Tut mir auch leid!" Dann fuhr er mit dem Unterricht fort.

Akira erntete noch einen enttäuschten Blick von Takeru. Doch dann blickte dieser wieder gerade aus.

/Was hat er denn auch erwartet! Das ich ihm meine Leidensgeschichte erzählen würde? Ich wollte ihn doch bloß nicht beunruhigen!/

Doch wahrscheinlich hatte TK gerade das erwartet. Wieder mal hatte Akira Gewissensbisse...
 

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Das Gespräch bei Herr Aoshi verlief eigentlich nicht so schlecht, wie Akira geglaubt hatte. Er kam mit einer mündlichen Verwarnung davon - das aber nur, weil auch Herr Aoshi der Meinung war, das Akira schlimm aussah.

Und so fühlte sich dieser auch. Müde war er immer noch /Jetzt erst recht.../ und die Kopfschmerzen wollten immer noch nicht weichen. Er entschuldigte sich noch ein Mal bei seinem Lehrer und verabschiedete sich mit einer tiefen Verbeugung.
 

Vor dem Raum wartet Takeru. Er hatte sich gegen die kühle Wand gelehnt und starrte aus dem Fenster. Akira versank in seinem Anblick. Die sonst eh schon dunklen Augen, wirkten heute noch dunkler und auf seinem Gesicht lagen gerade zu eisige Züge.

Akira wagte es gar nicht ihn anzusprechen. Das brauchte er auch nicht, denn Takeru hatte in der Zwischenzeit die Anwesenheit seines Freundes bemerkt und meinte immer noch gerade aus blickend:

"Mann, für deine Kondition solltest du echt mal was tun. Du scheinst ja gar nichts mehr abzukönnen. Wenn du nach dem Training schon so müde bist, dass du im Unterricht einschläfst!" Er hob leicht abwertend die Augenbrauen.

Akira, der den beißenden Ton in Takerus Stimme natürlich nicht überhören konnte, selbst wenn er es wollte hätte, hatte jedoch keine Lust weiter auf die indirekten Vorwürfe ein zu gehen. Sie konnten sich streiten, wenn es Akiras Kopf besser ging.

Also meinte er nur ruhig: "Scheint so..."

Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, machte Takeru kehrt und wechselte zu den Biologieräumen. Traurig schaute Akira ihm nach...
 

Die folgenden Stunden überstand Akira eher schlecht als recht.

Während der Stunden musste er mit der Müdigkeit kämpfen, die ihn jedes mal wieder zu überfallen droht. In den Pausen grübelte er die ganze Zeit, wie er sich bei TK, der scheinbar immer noch sauer auf ihn war, entschuldigen konnte, ohne seine Lage erklären zu müssen. Das erwies sich aber als schwerer, als gedacht.

Das einzig positive war, dass seine Kopfschmerzen langsam abflauten. Auch wenn dafür die Übelkeit übermächtig wurde. Er war immer noch nicht dazu gekommen, etwas zu essen. Und das lag nicht daran, das er keine Zeit hatte. Ihm war spätestens nach der kurzen Auseinandersetzung mit Takeru, der Appetit vollkommen vergangen.

Also unterdrückte er lieber die Übelkeit.
 

In der großen Pause nach der 4. Stunden kam er aber erst gar nicht zum Grübeln...
 

"Akira! Akira!" Ein Junge, den Akira zuvor noch nie gesehen hatte, kam auf ihn zugerannt. Leicht außer Atem brachte er keuchend hervor: "Akira! Hideo-sempai wünscht dich jetzt gleich in der Sporthalle zu sprechen!"

"Worum geht's denn?", wollte Akira neugierig wissen. Alleine der Gedanke an Hideo rief bei ihm eine gewisse Vorfreude hervor. Sein Problem mit Takeru war für den Augenblick vergessen.

"Tut mir leid, aber er hat mir nichts genaues gesagt, nur das ich dich holen soll."

"Seltsam...." Akira wusste nicht was er von der Einladung halten sollte.

/Vielleicht darf ich diese Pause sein << Besuch >> sein/, dachte er schmunzelnd.

Mit schnellem Schritt überquerte er den Schulhof und hielt erst an, als er vor der gewaltigen Halle stand.

Noch ein mal tief durchatmend, drückte er sachte die Klingel. Sein Herz begann schneller zu schlagen...
 

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Wie auch schon die letzten beiden Male, als er vor der Turnhalle um Einlass gebeten hatte, öffnete Hideo die Tür.

Akiras Herz setzte unfreiwillig einen Schlag aus, bevor es in doppelt so schnellem Tempo weiter schlug.

/Als wenn es den fehlenden Schlag wieder aufholen will/, ging es Akira unsinniger Weise durch den Kopf.

Stumm rückte Hideo zur Seite und ermöglichte dadurch Akira den Eintritt.

"Was gibt's, Cap?", fragte dieser so gelassen wie er konnte und hoffte, dass sein Gegenüber das leichte Beben in seiner Stimme nicht bemerkte.

"Ich wollte dich sprechen", erklärte Hideo ruhig.

/Ach, so weit war ich auch schon/ Fast hätte Akira den Gedanken laut ausgesprochen, aber zum Glück verweigerte ihm seine Zunge den Dienst! /Schon ein komisches Gefühl, wenn der Geist noch klar denken kann, aber der Körper ganz anders reagiert, als man will/ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"Und um was geht's?", hakte er nach einer kurzen Schweigeminute nach. Er begann sich unwohl zu fühlen.

Ohne ein Wort zu sagen setzte sich Hideo in Bewegung und wechselte von dem kleinen Vorraum des Gebäudes in die große Halle. Akira eilte ihm schnell hinter her.

"Also,..." begann Hideo nun endlich zu sprechen. "...erstens wollte ich dir nur mitteilen, dass wir unser Training jetzt nicht mehr um 15.30 Uhr beginnen, sondern erst um 16 Uhr." Kurze Pause. "Und zweitens wollte ich mich mit dir mal über deine alte Mannschaft unterhalten!"

Erstaunt blickte Akira auf.

"Meine alte Mannschaft?", fragte er unsicher zurück. /Warum will er das wissen?/

"Ja..." Neugierig beobachtete Hideo Akiras Reaktion.

"Warum?"

"Ach, bin halt neugierig. Und wenn bei uns ein Neuer in die Mannschaft kommt, quetsch ich ihn halt gerne aus.", gab der Captain verlegen zu.

/<< Ausquetschen >>, kann mir schon denken, was er meint.../ Ein schmutziges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

"Spielen dort alle so gut wie du?"

Akira brauchte einen kurzen Moment um Hideos Gedankensprung zu verfolgen, antwortete dann aber:

"Nicht, dass ich gut spielen würde! Ich hab dort leider nur zur zweiten Klasse gehört! Aber wir hatten schon so einige Spieler, die nicht schlecht waren..."

Hideo schien beeindruckt zu sein. "Wow! Wenn du schon nicht gut spielst, was macht denn der Rest von unserer Mannschaft?"

"Wieso? Du spielt doch auch klasse!" Eine leichte Röte überzog Akiras Gesicht. /Hoffentlich bewertet er das jetzt nicht über!/

Als Akira den Kopf wieder hob, verschwamm für einen kurzen Augenblick die Halle. Verwirrt blinzelte er, sein Blick klärte sich wieder.

Hideo ließ ein ein wenig abwertend klingendes Schnauben hören. "Ich glaube, unsere Mannschaft hat echt noch viel zu lernen! ... Aber das wird ab jetzt kein Problem mehr sein.", fuhr er in einem belustigteren Ton fort.

"Hä?" Akira konnte nicht folgen.

"Tja..." Ein Grinsen machte sich auf Hideos Gesicht breit. "... WIR haben Unterstützung von der Schule bekommen. Ganz neue Marken-Bälle!" Stolz wies er auf den Geräteraum. "Komm, ich zeig sie dir mal!"

Akira folgte seinem Captain durch die Halle, wobei er sich ziemlich stark auf den Weg konzentrieren musste.

/Wow! Seit wann schwankt die Halle denn so bedenklich?!/ Um Akira herum begann sich alles zu drehen, doch er schenkte dem Schwindel keine Aufmerksamkeit und stapfte wacker seinem << Traumboy >> hinterher.

Dieser war bereits an dem Raum angekommen und verschwand für einen kurzen Moment darin um mit einem blau-gelben Ball in der Hand wieder hervorzutreten.

"Geil, wah?" Akira, der sich mit einer Hand an der Wand abstützen musste, um nicht ganz dem Schwindel zu verfallen, nickte schwach.

Hideo bemerkte Akiras komische Körperhaltung und zog die Stirn kraus.

"Kleiner", fragte er vorsichtig, "alles klar mit dir? Du bist so blass!"

"Ja ja, alles klar. Mir geht's gut!", log Angesprochener. Vor IHM wollte Akira keine Schwäche zeigen!

Als wenn nichts wäre, fragte er mit einem schiefen Grinsen:

"Darf ich mal einen haben? Wirf her!" Hideo, zwar nicht ganz überzeugt, aber was sollte er auch machen, warf Akira den Ball zu.

Dieser nahm die Hand von der Wand, um ihn zu fangen. Doch das war ein großer Fehler, wie sich eine Sekunde später herausstellen sollte. Als wenn Akiras Sehvermögen mit der Wand verbunden gewesen wäre, trübte sich sein Blick, sobald er den Kontakt mit dem kühlen Mauerwerk verlor.

Instinktiv wollte er noch die Hände vors Gesicht schlagen, bevor der Ball ihn genau dort traf, aber zu spät. Der Volleyballball traf Akira genau auf die Nase.

Auch wenn er nicht viel Wucht gehabt hatte, genügte es um den mühsam Stehenden völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mit einem erschrockenem Keuchen knickten Akira die Knie ein und er fiel rücklings zu Boden.

Der völlig überraschte Hideo stürzte auf den Fallenden zu, konnte den Sturz aber nicht mehr verhindern. Als er bei Akira ankam, lag dieser schon auf dem Boden. Vorsichtig kniete er sich neben ihn.

"Kleiner?!" Keine Reaktion. Erschrocken fasste er an Akiras Hals und taste nach dem Puls.

Dieser ging etwas schneller als gewöhnlich, aber immerhin er ging. Als wenn man davon sterben könnte, wenn man einen Ball an den Kopf bekommt, ging es Hideo dann durch den Kopf und er schalt sich selbst einen Idioten.

Behutsam schob er eine Hand unter Akiras Kopf und strich ihm mit der anderen kurz über die Wange. Diese war von kaltem Schweiß benetzt.

Besorgt sprach er ihn erneut an: "Kleiner?! Wach auf! Eh, Kleiner!"

Sachte rüttelte er ihn an der Schulter, worauf Akira kurz auf stöhnte. Erschrocken hörte er mit dem Rütteln auf, nicht, dass er ihm noch weh tat. Hoffnungsvoll blickte er in Akiras Gesicht... Dieser schlug langsam die Augen auf.

Schleppend verzog sich die Schwärze, die Akira eben noch umfang hatte und vor ihm tauchte ein Wirrwarr aus Farben auf. Zögernd materialisierten sich Umrisse und er erkannte Hideo.

Dieser hatte sich angesichts von Akiras Regen ganz über ihn gekniet, sodass er links und rechts von Akiras Oberschenkeln ein Knie aufgesetzt hatte. Den Oberkörper nach unten beugend stüzte er sich nun auch mit den Händen links und rechts von Akiras Kopf ab.

Dieser saß in der Falle. Er konnte sich nur minimal bewegen.

/Was soll das???/ Leichte Panik stieg in ihm hoch.

"Kleiner?!" Hörte er Erleichterung in Hideos Stimme? "Wieder ganz da???"

"Ja... ich glaub schon... Bloß..." Akira verzog das Gesicht und verstummte.

Hideos Miene verfinsterte sich wieder. "Bloß...?", hakte er nach.

"Bloß... meine Nase tut saumäßig weh!!!" Akira wimmerte ein Mal leise.

Auf Hideos Gesicht schlich sich ein Lächeln. "Och! Armer Kleiner! Aber wenn's nur das ist...", flötete er gelassen und neigte den Kopf so tief runter, dass er mühelos Akiras Nasenspitzen berühren konnte.

Er hauchte zart einen kleinen Kuss hinauf. Akira schoss die Röte ins Gesicht. "Besser?" fragte er, angesichts dieser Reaktion, leise lachend. "Süß, rot steht dir!"

"Aber... aber...", stotterte Akira hilflos.

"Na?", schnurrte Hideo. Er hörte sich an wie eine zufriedene Katze. "Soll ich noch mal?"

Akiras Gesichtsfarbe steigerte sich noch mehr ins rote und er musste nach Luft schnappen. Grinsend gab Hideo ihm noch ein kleines Küsschen auf die Nasenspitze... um danach sachte mit seinen Lippen die von Akira zu berühren.

Dieser versteifte sich sofort. "Lass das!", zischte er unfreundlich.

Der Älter hob fragend eine Augenbraue. "Gefällt es dir denn nicht?"

"Wie sollte es mir gefallen, du bist ein Junge!" stellte Akira sich dumm. /Warum kann ich nicht wenigstens ihm gegenüber ehrlich sein?/

Hideo lachte kehlig.

"Dein Körper sagt mir aber etwas ganz anderes!" Er zwinkerte dem hilflosen Akira zu und streifte mit einer Hand kurz über die Beule in dessen Hose.

Akira konnte ein Keuchen nicht unterdrücken.

"Nun stell dich nicht so an! Denkst du ich weiß nicht, dass wir die selbe Vorliebe haben!"

Akira riss verblüfft die Augen auf! "Woher...?"

Wieder dieses kehlige Lachen von Hideo. "Weiß du, eine Schlange erkennt die andere!"

Mit einem nachsichtigen Lächeln machte er Anstalten sich zu erheben. Doch Akira wollte die Situation noch nutzen.

/Wenn er schon weiß, das ich schwul bin, dann ist es auch egal!/ Schnell schlang er die Arme um den Nacken des anderen und zog ihn zu sich runter. Der überraschte Hideo ließ nur ein Keuchen von sich hören, als Akira stumm seine brennendheißen Lippen auf die seinen presste. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet.

Zögernd erwiderte er den stürmischen Kuss und ließ sich auf Akira sinken. Wieder merkte er die Erregung des anderen, die verräterisch an seinen Schritt drückte. Geübte rutschte er in dessen Schoß ein Mal auf und ab, was dem Jüngeren ein heiseres Stöhnen entlockte.

Hideo grinste an Akiras Mund. Fordernd schob er seine Zunge vor und ließ sie bettelnd über Akiras Lippen gleiten. Dieser öffnete sie bereitwillig. Nun auch schon sichtlich erregt, erkundete Hideo den warmen Mund des anderen. Tastete Zähne und Gaumen ab, bis Akira seine Zunge gegen die von Hideo stoßen ließ.

Beide verfingen sich in einem wilden Spiel, ein stummes Duell austragend. Langsam ging Akira die Luft aus.

Nach Atem ringend löste er sich von Hideo, der ihm stumm ins Gesicht blickte. Dann hellte sich seine Miene aber auf und er strahlte über das ganze Gesicht.

"Wow! Das du gleich so rangehst, hätte ich nicht gedacht!"

Auch Akira musste grinsen. "Ich auch nicht!", gab er verlegen zu. Fragend blickte der Älter ihn an. "Du... ähm... bist der erste Junge, den ich geküsst hab!", gab er stark errötend zu.

"Hey, kein Grund rot zu werden, jeder fängt irgendwann mal an. Dafür war es doch echt klasse! Respekt!" Liebevoll leckte er Akira, der immer noch schweratmend unter ihm lag, über die Nasespitze.

Dieser drückte Hideo noch flüchtig einen Kuss auf den Mund, bevor er sich unter ihm zu winden begann. Hideo verstand und erhob sich wortlos. Stöhnend richtet Akira sich auf.

"Ach ja...", schoss es Hideo ein, "geht's wieder? Was war los mit dir?"

"Ach, hab nur ein paar kleine Kreislaufprobleme...", tat Akira mit einem kurzen Handwinken ab.

"Vielleicht solltest du mal zum Arzt...?", schlug Hideo vorsichtig vor, doch Akira blockte gleich ab.

"Quatsch, das ist nicht nötig! Dein Training hat mich gestern einfach nur umgehauen!" /Und wie.../ Schmerzhaft kamen Akira wieder die Ereignisse des letzten Abends in den Sinn.

"Wenn du meinst...", erwiderte Hideo und reichte Akira eine Hand um ihm vollends hoch zu helfen. Dieser nahm sie dankbar an.

Sich still zulächelnd traten sie zur Turnhallentür. Aber bevor Akira diese öffnen konnte, hielt Hideo ihn am Handgelenk zurück.

"Du, Kleiner?!" Forschend sah Akira ihm ins Gesicht. "Also, das von eben..." Verlegen brach Hideo ab.

"... keine Sorge. Ich weiß, dass es nichts Ernstes war." Half Akira seinem Captain weiter. Dieser sah überrascht auf, nickte dann aber nur leicht.

"Dann tust du mir bitte aber auch noch einen Gefallen!"

"Welchen?", wollte der Ältere verwundert wissen.

"Du behältst das von eben für dich. Kein Wort zu niemandem!"

"Ach so... keiner weiß das du...."

Akira unterbrach ihn: "Nein, keiner weiß das ich..." er brach ab und blickte betrübt zu Boden. "...schwul bist!" schloss Hideo gnadenlos.

/Warum hab ich so ein Problem damit, dieses Wort auszusprechen?/

"Genau..."

"Ach Kleiner! Du bist süß! Das kommt schon noch alles! Lass dir damit ruhig Zeit!" Hideos Stimme nahm einen heiteren Ton an.

"Zeit lassen? Ich bin 16!" Er betonte die Zahl, als wenn das ein Alter wäre in dem das halbe Leben schon an einem vorbei gerauscht war.

"Eben...", schmunzelte Hideo.

Schweigen. Aber kein unangenehmes, sondern eher ein vertrautes.

/Was so ein Kuss doch alles bewirken kann?!/, staunte Akira.

"Gut, dann ist ja alles klar...", unterbrach Hideo seinen Gedankenfluss.

Akira schlang noch ein letztes Mal die Arme um seinen Gegenüber, zog ihn zu sich runter und gab ihm einen sanften Kuss. /Wer weiß, ob ich dazu noch mal komme!/

Gemeinsam traten sie dann hinaus auf den von lauten Schülern belebten, Schulhof. Akira fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr...
 

Fortsetzung folgt....



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Alathaia_Idhren
2007-10-18T22:31:01+00:00 19.10.2007 00:31
Warum sitz ich eigentlich immer bis spät abends hier und les deine Stories?Das wird langsam Gewohnheit. >///<
Kann man ja nur sagen,ein Glück,dass ich noch nicht so viele gelesen hab. XD
So zu dem Kap.Also ich finds süß.Hoffe nur Takeru hat die beiden nicht zufällig beobachtet oder so.Aber es ist verständlich,dass Akira sich auch mal irgendwo "austoben" muss. ^.~ Noch dazu bei so einem gutaussehenden Typen (der Beschreibung nach zu urteilen.)*Chance auch genutzt hätt* *///*
Nyo,ach mensch.....eins les ich noch. >.<
Von:  Brooky
2006-03-10T20:00:28+00:00 10.03.2006 21:00
oiiiiiii^^ sweet wirklich total niedlich^^ aber ich hätte jetzt net gedacht, dass der den wirklich küsst^^ dachte er liebt TK?? oder net???
Von: abgemeldet
2003-04-20T11:58:07+00:00 20.04.2003 13:58
cute, einfach cute.
Von:  Cleo-San
2003-01-17T16:10:46+00:00 17.01.2003 17:10
Was?! Nur EIN Teil die Woche? O.O *zitter* Das ist zu wenig! XD *hüpf* Bin gestern durch Zufall auf deine Story "Der Eremit" gestoßen und wollt mal gucken, was du sonst noch so an Stories hast (ausschließlich Shonen Ai, das is schon mal sehr positiv XD) Die hier is einfach nur genial! ^.^ *gg* Richtig schanuffelig ^-^ *schnurr* Und ich will bald Teil 4, ja? XD
Von:  Platina
2003-01-17T13:24:37+00:00 17.01.2003 14:24
Die Story is genial XD
Das Ende auch.... *dümmlichgrins*
Ich sag nur soviel das ich den Typen der mit K Anfängt überhaupt nich leiden kann *grmbl*
Und mein Lieblingsausspruch is der von Akira vor dem einen Treffen... "Ihr kommt also nur her um...?" *hust* So ungefähr und ganz aufsagen tu ich den jetzt nich....
*grins* *schulternzuck* Fein gesagt XD
Hab ich jetzt irgentwas verraten? Ne...

Pan ^^
Von: abgemeldet
2003-01-16T11:01:56+00:00 16.01.2003 12:01
Ich bin jetzt erst dazu gekommen, alles zu lesen... aber die Fic ist genial... erinnert mich irgentwie an meinen besten Freund (ist auch schwul...) und seinen Ex. Ansonsten freu ich mich auf die nächsten Teile...
Bis Denne, CU Yamas Girl.
Von: abgemeldet
2003-01-13T11:49:28+00:00 13.01.2003 12:49
Danke für das FB! *freu+allemalknuddel*

Der nächste Teil kommt wieder am Samstag. Bringe jede Woche einen raus (sind ja insgesamt 16 -.-***)

Hoffe, dass ihr die nächsten dann auch lest!
Falls wer was zu kritisieren hab, immer her damit! *euchanguck*

Ju-chan
Von: abgemeldet
2003-01-13T05:59:08+00:00 13.01.2003 06:59
*träum* ich finde deine ff auch voll genial (goth und co. anschließ)
mach weiter so.....groß komment, gibt es entweder im nächsten teil oder im letzten teil, mal sehen *gg*
bye van ^.^
Von: abgemeldet
2003-01-12T20:08:46+00:00 12.01.2003 21:08
So nun komm ich auch endlich mal dazu ein kommentar zu verfassen. Ich liebe deine Fic und hoffe der nächste Teil kommt bald bin total gespannt wie es weiter geht.
Lass nicht so lange auf dich warten.
*Smile*
Von:  Ryon
2003-01-12T19:19:44+00:00 12.01.2003 20:19
Meine Meinung kennst du ja schon.
Ich finde deine Story noch immer supi ^.^
*lob*

LG
Ryon ^_-


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