Die Zugfahrt und mutige Rebellen
Kapitel 2 - Die Zugfahrt und mutige Rebellen
In wenigen Tagen bin ich tot.
Dieser Satz hallt mir die ganze Zeit durch den Kopf, während ich wie betäubt zum Speisewagon laufe, wo Jashoa uns alle hinbestellt hat. Das laufen im Zug stellt sich als schwierig heraus. Das ist auch das erste Mal, dass ich in einem Zug bin. Reisen ist nämlich verboten, außer zu offiziell genehmigten Arbeiten.
Als ich den Wagon betrete kann ich nicht anders als zu staunen. Sogar in Zügen sieht es besser aus als bei uns zu Hause. Es ist super eingerichtet mit teuren und hübschen Möbeln und seltenen Pflanzen, die ich vorher noch nie gesehen habe. In der Mitte steht ein Runder Tisch, wo bereits Jashoa, Seeder, Chaff und Thresh Platz genommne haben. Ich setze mich auf den freien Stuhl.
In wenigen Tagen bin ich tot.
»So, das wäre dann soweit geschafft.«, sagt Jashoa wieder mit einem breiten lächeln. Ja, er singt sogar beinahe. Was wohl geschafft ist? »Das war wohl ein langer Tag für euch. Ihr müsst müde sein. Ihr habt jetzt etwas zeit für euch. Geht in eure Zimmer, ruht euch etwas aus und zieht euch was Schickes an. Ich will euch pünktlich zum Abendessen hier haben, dann sehen wir uns auch die Zusammenfassung der Ernte an.«, wie kann man beim reden nur so breit grinsen?
In wenigen Tagen bin ich tot.
Was Schickes anziehen? Wir haben doch nichts mitgenommen. Durften wir ja auch nicht. Aber dann denke ich, dass unser Zimmer wahrscheinlich voll mit neuer Kleidung sein muss. Ob alles auch in meiner Größe ist?
In wenigen Tagen bin ich tot.
Ich stehe auf, ohne etwas zu sagen, gehe aus dem Wagon. Ein Diener aus dem Kapitol zeigt mir mein Zimmer, wünscht mir noch einen schönen Abend und erinnert mich daran, das Abendessen nicht zu vergessen. Das zu verpassen wäre wirklich ein Fehler.
In wenigen Tagen bin ich tot.
Ich schließe die Tür ab und begebe mich an meinem Schrank. Tatsächlich, alles Kleidung in meiner Größe. Wirklich Mysteriös. Aber dem Kapitol ist das wohl zuzutrauen, so was in kürzester Zeit zu beschaffen.
In wenigen Tagen bin ich tot.
Jetzt visiere ich mein Bett an und trete näher heran, immer dazu bedacht den Satz, der nicht aus meinem Kopf gehen will, geschickt zu ignorieren. Wirklich ein tolles und großes Bett. So eins habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.
Ich springe drauf. Irgendwie ein tolles Gefühl. Das Bett ist so weich und bequem. Ich kann zwar im ersten Moment den Zusammenhang nicht erkennen, doch es erinnert mich plötzlich an meine Mutter. Was sie wohl gerade macht? Ich hoffe, sie weint mir nicht lange nach. Sie muss sich doch noch um meine 5 Geschwister kümmern. Und was machen die wohl gerade? Und mein Vater?
In wenigen Tagen bin ich tot.
Jetzt, da ich alleine bin, an meine Familie denke, müde und geschafft von der ganzen Aufregung und den Satz in meinem Kopf nicht mehr ignorieren kann, geschieht es.
»In wenigen Tagen bin ich tot.«, mehr als ein flüstern bekomme ich nicht raus.
Dann fange ich an zu weinen. Ich kann es nicht verhindern, die Tränen sprießen mir geradezu aus den Augen und fließen meine Wangen hinunter. Ich kann mich nicht daran erinnern jemals so geweint zu haben. Wir hatten es zwar nicht leicht, doch ich war glücklich, weil ich eine Familie, Arbeit und genug zu essen hatte. Keine Selbstverständlichkeit in Distrikt 11. Ich hätte mein Leben niemals gegen ein anderes getauscht. Ich hatte nie wirklich Grund zum Weinen gehabt. Außer wenn mich mal eine Wespe gestochen hatte als ich noch jünger war oder ich vom Baum gefallen bin, was aber wirklich nur sehr selten vorkam.
Doch jetzt bin ich unglücklich. Todunglücklich. Ich musste bei den Spielen mein Leben lassen. Vielleicht würde ich verhungern? Vergiftet? Verbluten? Brutal ermordet durch einen der anderen Tribute? Oder zerfleischt und gefressen durch irgendwelche Wesen, die sie im Kapitol gezüchtet haben. Die Arena ist voller gefahren, und wer weiß wie es aussehen wird. Vielleicht wird es zu kalt sein und ich erfriere. Oder es ist eine Wüste und ich verdurste.
Ich schluchze. Es gibt so viele Möglichkeiten, in der Arena sein Leben zu verlieren. Und eine ist brutaler als der andere. Nein, so wollte ich bestimmt nicht sterben.
Ich weine immer weiter, kann nicht aufhören. Und so falle ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Ich wache auf, als ich das Klopfen an der Tür höre. Ich habe einen sehr leichten Schlaf.
»Miss Rue? Sie werden in zehn Minuten zum Abendessen erwartet.« Der Diener aus dem Kapitol.
Ich rappele mich auf und gehe ins Bad. Im Spiegel sehe ich, dass mein Gesicht nass ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, vor dem Schlafen mit dem weinen aufgehört zu haben. Habe ich im Schlaf weitergeweint?
Ich wasche mir Gründlich das Gesicht, damit keiner mitkriegt das ich geweint habe. Aber wahrscheinlich werden sie es doch sehen.
Dann hole ich eine schlichte blauen Jeans und ein schwarzes Shirt aus dem Schrank und möchte es anziehen, als ich mich daran erinnere, dass es Schick sein muss. Aber ist das nicht Ansichts-Sache?
Aber dann überlege ich es mir doch anders und hole ein rotes kurzes Kleid heraus. Es ist Ärmellos. Ich muss das machen, was Jashoa verlangt. Wenn ich einen guten Draht zu ihm habe, wird er uns wohl eher Sponsoren besorgen.
Anschließend stecke ich meine Haare noch hoch und verlasse mein Zimmer. Ich muss mich kurz orientieren um herauszufinden wo es zum Speisewagon geht, doch schon erscheint der Diener und bittet mich, ihm zu folgen.
Ich hatte ihn mir vorhin gar nicht richtig angesehen. Er ist blond, hat leuchtend grüne Augen und ist noch recht jung. Und nebenbei sieht er auch noch sehr gut aus. Was er wohl verbrochen hat?
Im Speisewagon angelangt muss ich feststellen, dass ich erneut die letzte bin, die eintrifft. Kann mir eigentlich egal sein.
Ich nehme Platz und werde von Jashoa herzlich Begrüßt. Irgendwie sieht er anders aus? Schnell merke ich, dass er seine Lippen Silber angemalt hat. Und wieder finde ich das einfach nur komisch und lächerlich.
Derweilen wird das Essen serviert. Und wieder einmal komme ich nicht aus dem Staunen heraus. Ich staune über die Vielfalt und Menge des Mahls – nein, des Festmahls -, und denke mir, dass wir wahrscheinlich nicht mal in einer Woche soviel zu essen haben. Hier ist es einfach nur das Abendessen, bestehend aus mehreren Gängen.
Der Fernseher ist an. Ein Riesen großer, wohlgemerkt. Es läuft die Zusammenfassung der Ernte aus allen Distrikten. In Distrikt 1, 2 und 4 sehe ich, wie sich Freiwillige melden. Das ist so typisch. Allesamt gut ernährte, muskulöse Jugendliche, die wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang darauf hingearbeitet haben. Das sind die Tribute, die aus gier zu Macht und Ruhm freiwillig in die Arena gehen und an den Spielen teilnehmen. Diese Karriere orientierte Tribute werden von uns liebevoll Karrieros genannt. Von den anderen Distrikten werden sie gehasst und verachtet, weil es meistens auch einer dieser Tribute ist, die die Spiele gewinnen und als Sieger nach Haus zurückkehren dürfen. Diese Tribute bilden anfangs immer eine Allianz. Das ist wie ein ungeschriebenes Gesetz. Sie verbünden sich, schalten alle anderen aus, und bringen sich am Ende gegenseitig um. Diese Distrikte gehören auch zu den Wohlhabenden Distrikten und haben gute Beziehungen zum Kapitol.
In Distrikt 5 fällt mir das Mädchen auf, dass aus dem Glaskugel gezogen wird. Sie hat seidige rote Haare und ein stechenden und wilden Blick. Sie macht mir angst.
So bekommen wir die Ernte aller Distrikte vom heutigen Tag zu sehen. Die ganzen Kinder, die gezogen und von ihren Familien und Freunden weggebracht werden.
Dann ist Distrikt 11 an der Reihe. Man könnte meinen, es würde Déja-vu Gefühle auslösen, die Ernte im Fernsehen zu sehen. Dem ist aber nicht so. Es kommt mir alles völlig fremd und neu vor. Ich sehe wie Thresh’ Name gezogen wird. Daran kann ich mich noch halbwegs erinnern. Aber dann wird mein Name bekannt gegeben. Es sieht und fühlt sich alles unrealistisch an, mich selbst im Fernsehen zu sehen und zu beobachtet, wie ich nach der Ankündigung meines Namen auf die Bühne gehe. Ich kann mich daran bewusst gar nicht mehr erinnern. Ein erschreckender Gedanke. Aber komischerweise sehe ich gelassen und neutral aus. Das ist immer noch besser als verheult auf die Bühne zu gehen. Jetzt bin ich froh, dass ich das zuerst nicht wahrhaben und kapieren wollte.
Jetzt wird die Ernte in Distrikt 12 gezeigt. Distrikt 12 gehört ebenfalls zu den ärmeren Distrikten in Panem. Noch dazu ist es recht klein. Sie haben sich dort auf Kohleabbau spezialisiert. Auch die Tribute aus diesem Distrikt gehören zu den schwächeren und sterben recht schnell. Meistens sind es sowieso halb verhungerte Kinder. Während wir aus den anderen Distrikten den Vorteil haben, schon früh arbeiten zu gehen, arbeiten in Distrikt 12 nur die Jungen die 18 geworden sind in den Bergwerken. Und die sind dann wiederum zu alt um noch bei den Spielen mitzumachen, um von den Erfahrungen und Wissen aus dem Gebiet nutzen zu ziehen.
Die Betreuerin, eine Frau mit rosa Haaren, die auf Anhieb unsympathisch auf mich wirkt, sagt »Ladies First!« und geht zu der Kugel mit den Mädchen Namen und zieht ein Zettel heraus. Als sie den Namen vorliest, und das blonde Mädchen im Publikum gezeigt wird, empfinde ich plötzlich Freude. Ich weiß, dass ist unfair und fies von mir, doch auch sie, die den Namen Primrose Everdeen trägt, ist recht jung. Wahrscheinlich genau wie ich, zwölf Jahre alt. Sie sieht sogar jünger und schwächer aus, doch sie muss 12 sein. Ich bin froh nicht als einzige so jung bei den Spielen zu sein. Eigentlich müsste sie mir Leid tun, doch ich bin froh darüber. Macht mich dieser Gedanke zu einem schlechten Menschen?
Doch dann, bevor Primrose, die total geschockt und blass aussieht, die Bühne erreicht, schreit ein anderes Mädchen im Publikum ihren Namen: »Prim!«
Dieser Schrei ist so sehr mit schmerz erfüllt, dass ich mich für meine Gedanken von vorhin schäme. Ist das jemand aus ihrer Familie?
»Prim!« Alle machen ihr Platz und sie eilt auf die Bühne, noch bevor Primrose die Stufen erreicht.
»Ich gehe freiwillig!«, keucht sie. »Ich gehe freiwillig als Tribut!«
Das ist wie ein Schlag ins Gesicht.
Dann gibt es ein durcheinander auf der Bühne. Auch Jashoa entgleitet ein »Oh!« und Thresh und Chaff können ein erstaunten laut nicht zurück halten. Seeder scheint eingenickt zu sein.
Auch für mich kommt das sehr überraschend. Eine Freiwillige aus Distrikt 12? Das war unwahrscheinlicher als das sich jemand aus Distrikt 11 freiwillig meldet.
Und jetzt empfinde ich Primrose gegenüber Neid. Eben noch hatte ich mich gefreut, dass sie gezogen wurde, und jetzt hasse ich sie. Ich hasse sie dafür, dass sie jemanden hat der sie so sehr liebt, um an ihrer stelle freiwillig in den Tod zu gehen. Dass sie, wie ich, nicht so jung an den Spielen teilnehmen und in den Tod gehen muss. Ich hasse sie aus Gründen, für die sie gar nichts kann.
Doch gegenüber dem Mädchen, welches sich freiwillig meldet, empfinde ich Ehrfurcht. Ich respektiere sie dafür, dass sie einen Menschen so sehr lieben kann, um sich für sie in den Tod zu stürzen. Dafür, dass sie keine Angst zu haben scheint. Dafür, dass sie mit dieser Akt, sich anstelle einer 12-jähriegen zu melden, dem Kapitol die Stirn bietet. Dafür, dass sie allen klar macht, dass sie das nicht OK findet.
»Herrlich!«, sagt die rosa-haarige, die ich jetzt noch unsympathischer finde als vorher. Wahrscheinlich freut sie sich, dass in ihrem Distrikt endlich was los ist. »Aber ich glaube, eigentlich müssten wir erst den Erntegewinner präsentieren und dann nach Freiwilligen fragen, und wenn sich einer meldet, dann … äh«, sagt sie unsicher und verstummt.
»Was spielt das für eine Rolle?«, wirft ein Mann ein, der der Bürgermeister zu sein scheint. Er sieht sehr gequält aus. Ob sie die Mädchen persönlich kennt? Vielleicht kennen sie sich alle gegenseitig in einem kleinen Distrikt.
»Was spielt das für eine Rolle?«, wiederholt er schroff. »Lasst sie heraufkommen.«
Primrose fängt an zu schreien, will das Mädchen nicht gehen lassen. Doch sie weist sie gemein zurück. Wahrscheinlich kämpft sie gerade darum, nicht in Tränen auszubrechen, denn sie klingt verzweifelt.
Ein Junge erscheint und trägt Primrose weg.
»Nun denn, bravo! Das ist der Geist der Spiele!« Sie scheint sich sehr zu freuen. »Wie heißt du?«
»Katniss Everdeen« Also doch, der gleiche Nachname.
»Ich wette, das war deine Schwester. Wolltest dir von ihr nicht die ganze Schau stehlen lassen, was? Los, Leute! Einen Riesenapplaus für unseren neuesten Tribut!«, trällert sie vergnügt. Jetzt widert sie mich nur noch an.
Doch keiner klatscht. Niemand. Sie schweigen alle und sehen überrascht, geschockt, enttäuscht oder gequält aus. Auch das kommt unerwartet. Die Leute aus Distrikt 12 scheinen alle sehr mutig zu sein, dass sie so öffentlich ihren Widerspruch äußern, indem sie schweigen. Das hätte sich in Distrikt 11 niemand getraut.
Dann legen alle die 3 mittleren Finger der linken Hand an die Lippen und strecken sie anschließend Katniss entgegen hoch. Wenn ich mich nicht irre, ist das in Distrikt 12 ein Zeichen für Dank, Bewunderung und Abschied. Diese Geste der Menge rührt mich fast zu tränen.
Doch ein Mann steht auf – er muss der Mentor der Tribute sein – und schwankt zu Katniss. »Seht sie an. Seht euch die hier an!«, brüllt er und legt ihr einen Arm um die Schultern. Ist er betrunken? »Die gefällt mir! Viel …« Er sucht eine Zeit lang nach dem richtigen Wort. »… Mumm!«, sagt er triumphierend und lässt Katniss los. »Mehr als ihr!«, fügt er hinzu und tapst nach vorn an den Bühnenrand. »Mehr als ihr!«, schreit er jetzt direkt in die Kamera.
Und wieder etwas, dass ich niemals erwartet hätte. Wahrscheinlich werden alle denken, dass er die Zuschauer und die anderen Tribute meint, doch für mich ist es ganz deutlich – er meint das Kapitol. Wieder ein rebellischer Akt. Ich denke aber, dass er einfach zu betrunken ist um klar zu denken, und schreibe diese Tat nicht seinem Mut zu.
Ich wundere mich, dass sie das überhaupt bei der Zusammenfassung zeigen.
Dann plumpst er von der Bühne.
Jetzt wird noch der männliche Tribut gezogen, doch darauf achte ich nicht mehr. Ich denke nach. Denke über Katniss. Denke wie sehr ich sie mag, obwohl ich sie nicht kenne. Denke wie viel rebellisches ich heute gesehen habe.
Dann schweift mein Blick rüber zu Chaff und auf seine Hand. Besser gesagt auf das, wo früher seine Hand war. Ihm fehlt nämlich eine. Verloren bei den Spielen, die er gewonnen hat. Normalerweise werden die Gewinner der Spiele Optisch komplett erneuert und operativ werden alle Körperfunktione wiederhergestellt. Doch mein Vater erzählte mir, das Chaff sich damals die Hand nicht erneuern lassen wollte. Er hat sich dagegen gesträubt, etwas, das er während der Hungerspiele verloren hat, vom Kapitol, die dafür ja verantwortlichen war, durch eine künstliche Hand ersetzen zu lassen. Auch das war damals direkt gegen das Kapitol, ein rebellischer Akt. Deshalb hatte ich all die Jahre, die ich ihn im Fernsehen und auf der Ernte sah, Respekt vor ihm. Das er sich so was getraut hatte, getraut, dem Kapitol Nein! zu sagen.
Nach diesen Szenen sagt keiner mehr etwas. Jashoa versucht einige male, so naiv wie er ist, ein Gespräch anzufangen, doch keiner geht darauf ein.
Seeder ist inzwischen wieder wach, beschäftigt sich aber mit ihrem Essen. Sie scheint die Aufgabe als Mentor nicht ganz ernst zu nehmen. Chaff dagegen sieht sich die ganze Zeit lang Thresh an. In mich setzt er allen Anschein nach keine Hoffnungen. Er sagt aber trotzdem auch nichts. Ich frage mich, wann er denn endlich mit uns unsere Strategien besprechen möchte.
Ich kriege nichts mehr runter. Viel kann ich sowieso nicht essen. Ich bin auf wenig Essen gewohnt. Kenne es von zu Hause nicht anders. Ist auch normal, wenn man in ärmlichen Verhältnissen lebt und 5 Geschwister hat. Könnte bei den Spielen zum Vorteil werden, wenn ich nicht dauernd Hunger bekomme.
Nach dem das Essen beendet ist wünscht Jashoa uns allen einen guten Abend, dann werde ich wieder in mein Abteil begleitet.
Im Zimmer angekommen ziehe ich das schicke rote Kleid aus und werfe es achtlos auf den Boden. Dann gehe ich ins Bad und unter die Dusche. Das ist das erste Mal, dass ich dusche. Und das erste mal, dass ich kaltes und warmes Wasser fließen sehe. Es ist so angenehm unter der Dusche zu stehen und wie das warme Wasser auf mich nieder prasselt.
Als ich fertig bin hole ich ein langes Nachthemd aus einen der Schubladen und krieche unter die Decke.
Ich vertiefe mich in meine Gedanken und denke nach. Über den Tag, die Ernte, das Festmahl und die Zusammenfassung im Fernsehen. Ich kann kaum glauben, dass das alles an einem Tag passiert ist, es kommt mir viel länger vor. Dann fällt mir wieder Katniss ein, das Mädchen, das sich für ihre kleine Schwester geopfert hat. Was sie jetzt wohl gerade macht? Worüber denkt sie nach? Und wenn sie schon schläft, was träumt sie? Ich würde sie so gerne kennen lernen, aber offiziell ist sie eine meiner Gegner, eine meiner Feinde, die ich in der Arena töten muss, um selbst zu überleben. Ein Kichern rutscht mir raus. Als ob ich überleben könnte. Ich grinse.
Als ich einschlafe träume ich. Ich träume von einer anderen Welt, einer Welt, wo es keine Hungerspiele gibt. Einer Welt, in der Katniss Everdeen meine mich über alles liebende Schwester ist. In einer Welt in der sie mich so sehr liebt, das sie ihr Leben für mich riskieren würde.
Kapitel 2 - Die Zugfahrt und mutige Rebellen - Ende