Tausend Worte
Liebe Leser & Leserinnen
Diese FF wird nur eine Kurzgeschichte, mit insgesamt 5 Kapiteln (Prolog&Epilog inbegriffen). Ich habe die FF für den Wettbewerb von _Natsumi_Ann_ geplant und hoffe sie gefällt euch.
Wie ihr beim Untertitel lesen könnt, geht es hauptsächlich um James & Victoire. Aber wie schon gesagt »hauptsächlich«. Das kann sein, dass auch andere Pairings angehaucht werden, doch ich versuche die Beiden im Mittelpunkt zu behalten.
Das war eigentlich schon alles und ich wünsche euch viel Spass beim Lesen ^.^
James Sirius Potter war stolz.
Er hatte die Prüfungen mit vollem Erfolg geschafft und konnte nun seine Karriere als Auror beginnen. Genau so wie sein Vater es einst getan hatte. Die Leute pfiffen durch die Zähne, als er, Dominique, Molly und Fred den Garten des Fuchsbaues betraten. Alle waren da. Rose, Albus, Lily, Victoire… Bei dieser einen Person blieb sein Blick einige Sekunden länger stehen. Sie sah mal wieder aus wie ein Engel. Einige blonde Locken fielen ihr wirr ins Gesicht und ihre strahlend blauen Augen lächelten ihn an. Er war süchtig nach ihrem Anblick. Doch seine Fantasien wurden jäh unterbrochen.
„Schatz, willst du Cola oder Fanta?" Er warf seinem besten Freund Teddy einen missbilligenden Blick zu. Natürlich so, dass es niemand bemerkte, außer Dominique. Sie bemerkte alles. Und mit alles, meinte er tatsächlich alles. Grinsend rammte sie ihm den Ellbogen in die Seite. „Lust auf eine Portion Victoire?", neckte sie ihn, woraufhin er sofort rot anlief. „Sei still, Dome." Sie verzog spitzbübisch den Mund und wandte sich von ihm ab, um mit Lucy über den neusten Tratsch zu sprechen. Dabei lächelte sie James noch ein letztes Mal an. Er bemerkte, wie verschieden die zwei Schwestern doch waren. Dominique war wie eine Schwester für ihn. Sie war eher süß und unschuldig, was sie jedoch ganz und gar nicht verkörperte. Süß, ja. Unschuldig, nein. Obwohl man sie meistens mit zwei Zöpfen und ihren lässigen Latzhosen, die, wie sie meint, ihren Hintern zur Geltung brachten, antraft, war sie im Thema Sex eine richtige Göttin. Das konnte er sogar bestätigen, worauf er aber weder stolz noch glücklich war.
Es war damals in der 5. Klasse geschehen. Ein Unfall, wie er betonte. Alkohol eben. Victoire dagegen, war eine Lady. Sie war selbstbewusst, jedoch nicht arrogant. Sie war intelligent, aber in Maßen. Und sie sah immer bezaubernd aus, egal in welcher Situation. Ein gefallener Engel. „James, was starrst du so in der Gegend rum?", wollte Victoire wissen. James schreckte auf. Peinlich berührt kratzte er sich am Hinterkopf und antwortete mit einem Schulterzucken. Seit wann stand sie schon neben ihm? Hoffentlich konnte sie keine Gedanken lesen. Sie lachte hell auf: „Immer noch wie früher, wie ich sehen Mr. Potter. Aber ich hoffe ihre Tanzkünste haben sich verbessert seit dem letzten Mal." – „Darauf können sie wetten, Miss Weasley." Er führte sie bei der Hand zum Tanzparkett, wo sein Vater vergeblich versuchte sein Hüftbein zu schwingen. Dabei schüttelte Ginny nur den Kopf und lachte. Auch Ron tat sich nicht besser im tanzen, doch das war für Hermine nichts Neues. Ihr Mann war selten in etwas gut, außer im romantisch sein.
Galant setzte der junge Potter einen Fuß vor und wartete auf die Reaktion seiner Tanzpartnerin. Diese drehte sich elegant. „Und du tanzt immer noch wie früher. Perfekt", machte er ihr ein Kompliment. „Und was machst du jetzt Beruflich so?" – „Nun, ich arbeite als Schriftstellerin. Doch Hauptberuflich schreibe ich Artikel in der Hexenwoche. Nichts Spannendes", sagte sie leicht bescheiden. Er führte sie wie ein Meister über das Parkett, zugleich sprach er weiter: „Findest du? Es ist doch sicher spannend, immer auf dem neusten Stand zu sein." – „Findet ein 17-Jähriger, der gerade seinen Abschluss gemacht hat." – „Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?" Er runzelte die Stirn, wobei sich seine Miene verhärtete. Er mochte es nicht von ihr über sein Alter angesprochen zu werden. Schließlich war sie 21. „Du kennst den Ernst des Lebens noch nicht. Ich kann mich kaum über Wasser halten mit diesem Job. Ich bin keine Vollzeitjournalistin, musst du wissen." – „Dann muss ein Mann her, würde ich sagen" Er zwinkerte ihr vielsagend zu und ihr Mundwinkel verzog sich zu einem angehauchten Lächeln. „Oder will Miss Weasley für immer eine emanzipierte, freie Frau sein, die der Meinung ist, dass Männer nur Schwierigkeiten bringen?"
„Glaub mir James, der Zeitpunkt wird noch kommen. Ich wette Teddy macht sich schon seit Jahren Gedanken über dieses Thema." Die Musik hörte abrupt auf. Verstört sahen sich die Beiden um. „Tut mir Leid. Etwas stimmt mit der Anlage nicht", hörte man George sagen. „Aber ich bringe das wieder in Lot." Dominique beobachtete die Menschenansammlung von weitem. Sie saß auf einem Baumast und spielte mit einer Locke, die sich aus ihren Zöpfen gelöst hatte. Träumend summte sie ein Lied vor sich hin, als James mit einer mürrischen Miene herbei lief: „Wow, was ist denn dir über den Weg gelaufen?" Obwohl sie die Antwort längst wusste, sprang sie wie ein kleiner Affe vom höhergelegen Stamm zu ihm auf den Boden. James strich sich genervt durch das Haar. „Victoire und ihr treuer Gefährte, der zu einem auch mein bester Freund ist, Teddy." – „Wieso war das jetzt nicht schwer zu erraten?" Die Veela verdrehte die Augen. Es war doch immer das Gleiche mit ihrem besten Freund. Grosse Sprüche klopfen, von wegen dieses Mal würde er es ihr sagen, und dann das. Er hatte wieder kalte Füße bekommen.
„Du wirst das nie packen, James." – „Dome, als würdest du wissen wie das ist, in jemanden verliebt zu sein, dessen Herz schon vergeben ist" Sie zuckte leicht zusammen, bei seinem scharfen Ton, der einem erschauern ließ. Eine Sekunde danach bereute er das, was er gesagt hatte. In ihren Augen sammelten sich Tränen an, die sie vergeblich zurück halten wollte. Sie biss sich verkrampft auf die Lippe und kämpfte mit sich, um ihm in die Augen zu schauen. Ihre Blicke trafen sich. Seiner voller Reue. Ihrer voller Zorn. „Das hast du nicht gesagt!", hauchte sie, vor Wut und Trauer nicht mehr im Stande zu sprechen. „Und so etwas nennt sich mein bester Freund." Mit voller Wucht ohrfeigte sie ihn. Seine Wange lief rot an und er berührte sich an der schmerzenden Stelle. Schon weg eilend, lief ihr die erste Träne runter. Doch bevor sie den Schatten des Baumes, auf dem sie gesessen hatte verließ, packte er ihre Hand.
„Für was war der?" Seine braunen Augen fixierten sie. Wie sie da stand. Verletzt. Verweint. Verzweifelt. Er wusch ihr mit der freien Hand, die er vorher auf seiner linken, nun roten Wange gelegen hatte, die Tränen weg. Seelischer Leid überfiel ihn, als er sie in diesem Zustand sah. Das letzte Mal, als er Dominique weinen gesehen hatte, war sie mit vier Jahren von der Schaukel gefallen und hatte sich ein Bein aufgeschürft. Sie schluckte schwer. „Du liebst die Freundin deines besten Freundes und ich liebe meinen besten Freund, der in meine Schwester verliebt ist. Was empfindest du als schlimmer?" Er fühlte sich, als hätte es Steine geregnet. Eine enorm schwere Last fiel auf seinen Rücken und erschwerte ebenfalls sein Herz. „Dominique…", sprach er, wurde aber von ihr unterbrochen. Sie legte ihm den Zeigerfinger auf die warmen, weichen Lippen und schwieg ihn an. Langsam näherte sie sich ihm und strich ihm über die Wange. Mit beiden Händen sein Gesicht umklammernd, legte sie ihre Lippen auf seine und schmeckte den Geschmack von Schokolade mit Erdbeeren vermischt.
Obwohl James keine Gefühle für sie hegte, empfand er den Kuss als atemberaubend schön. Er erwiderte ihn. Wild. Verrucht. Wollend. Schon nach einer Weile löste sich Dominique nach Atem ringend. Mit heiserer Stimme flüsterte sie: „Danke für das kleine Geschenk. Nun lauf zu ihr und traue dich endlich." Zuckersüss lächelnd, gab sie ihm noch ein Küsschen auf die Wange, wusch sich noch die restlichen Tränen weg und eilte zur Partygesellschaft zurück. Mit gebrochenem Herz, aber mit einem glücklichen gebrochenen Herz.
Er stöhnte und fasste sich an den Kopf, das war einfach zu viel für ihn. Dominique machte ihn fertig. Victoire machte in fertig. Veelas brachten ihn zur Verzweiflung. Doch er war es seiner besten Freundin schuldig mit Victoire zu reden. Benommen starrte er auf seine Hände, die dann langsam seine Lippen berührten. Er wusste, dass es nicht Dominique an sich war, die ihn bezaubert hatte, sondern ihr Veelazauber. Es musste schrecklich sein, mit einem solch effektiven Zauber zu leben. Jeder Schüler in Hogwarts verehrte sie, lag ihr zu Füßen. Selbst Scorpius, in dessen Adern Malfoy'sches Blut floss, welches bekanntlicher Weise die Weasleys hasste. Vielleicht waren seine Gefühle für Victoire auch nur auf magischer Basis. Nein, diese waren echt. Jedes Mal wenn er sie sah, stellten sich seine Nackenhaare auf, seine Handflächen wurden schweißig und manchmal fing er sogar an zu stottern. Dabei war er doch so beliebt bei den Frauen.
Es brachte alles Grübeln nicht, er musste zu ihr gehen und es ihr in Gesicht sagen. Die gewagten drei Wörter. Ich liebe dich. „Teddy, kann ich kurz deine Freundin entführen?", sagte er zu seinem besten Freund, der gerade versuchte seine schrägsitzende Krawatte zu richten. „Klar. Wenn du schon dabei bist, kannst du ihr auch erklären, warum solche Krawatten eigentlich unnötig sind", meinte er voller Sarkasmus in der Stimme. „Sieh mal an, was sie mich gezwungen hat zu tragen." James musste schmunzeln über den Kommentar. Teddy war Teddy. Verrückt. Lustig. Und in den Augen der Frauen heiß. Victoire fuhr mit der Hand noch durch sein Haar, um die Frisur zu erfrischen, als sie sich auch schon bei James einhackte. „Wo wollen wir denn hin?" –„Ich würde mal sagen in Richtung Wald."
Bald erreichten sie eine Lichtung mitten im Wald, der hinter dem Fuchsbau lag. Mittlerweile war es schon dunkel geworden und die Leuchtkäfer erleuchteten ihnen den Weg. Es sah alles so magisch aus. All die Blumen, Tiere und Polen, die um sie kreisten. „Ich möchte dich nicht drängen, aber was wolltest du mir nun sagen?", fragte Victoire und bewunderte gleichzeitig die Blumen, die in der Nacht glühten. James atmete tief ein, wobei er sich Mut zu sprach: „Victoire, ich wollte dir eigentlich schon lange etwas sagen, kam dann aber leider nie dazu." „Wenn du weiter um den heißen Brei redest, kommst du heute auch nicht dazu", lachte sie herzhaft, was sein Herz noch schneller schlagen ließ. „Also, weisst du…", begann er erneut, stockte aber. „Verdammt wieso ist das so schwer? Ich liebe dich." Sofort verstummte ihr Lachen und machte Platz für eine eisige Stille zwischen den beiden. Er blickte ihr verlegen ins Gesicht. Sie wandte ihren Blick ab. „James, ich kann nicht. Ich bin mit Teddy zusammen und wir sind glücklich", in ihrer Stimme schwang ein leichter Hauch von Leid. „Sehr glücklich sogar."
Er schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich will nur eines wissen." Ohne einen Augenblick zu zögern, nahm er ihre Hand in seine und küsste sie gentelmen-like. Dann sah er wieder auf und blickte in ihre blauen Augen, die etwas geschockt weit auf gerissen waren. Ihr Atem ging unregelmässig und sie konnte nicht glauben, was gerade geschah. „Sag, liebst du mich?" – „Vielleicht." – „Liebst du ihn?" – „Mit Sicherheit!" – „Dann muss ich sagen, es tut mir Leid."
Diese Geschehnisse waren nun schon vier Jahre her. Vier verdammte Jahre litt er schon an der Krankheit namens Liebe. Und es schien, als wäre das einzige Mittel dagegen Alkohol. Er nahm abermals einen grossen Schluck aus seinem Schnapsglas und erlebte mit, wie seine Lungenröhre anfing zu brennen, was ihn äusserst befriedigte. Dieses Miststück hatte sein Leben zerstört. Dafür sollte sie büssen. Mit ihrem Herzen und allem was sie hatte.