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Eine Hand wäscht die Andere

für Ange_de_la_Mort
von

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Sehnsüchtig – so könnte man ihn wohl am besten beschreiben, den Blick, der seit Stunden auf Kingdom Hearts gerichtet war. Gelegentlich nur durchzuckte die stumme Mimik des Betrachters ein Funke von Unverständnis, der kurz darauf mit einem Seufzen erlosch und erneut der Sehnsucht Platz machte.

Saix wusste selbst nicht genau, was er hier tat, doch die Illusion eines Mondes, die Kingdom Hearts bot, führte ihn unwillkürlich zu verschwommenen Erinnerungen an leidenschaftliche Gefühle.

Ein kurzes ironisches Grinsen erschien auf den Lippen des Berserkers. Gefühle. Eigentlich wäre Feuer die bessere Bezeichnung. Ein Feuer, das so heiß war, dass alle Emotionen zu einer mächtigen Glut verschmolzen und dem Besitzer ungeahnte Kräfte verliehen – aber nur für den Moment. Es dauerte nie lange, bis die gewohnte emotionslose Maske zurückkehrte. Man konnte fast meinen dass eine fremde Macht plötzlich den Sauerstoffhahn der Stärke zudrehte und somit das Feuer der Leidenschaft gezwungenermaßen auf Sparflamme brannte.
 

~*~
 

Schnaubend schüttelte Saix den Kopf. Jedes Mal, wenn sich sein Blick in Kingdom Hearts verfing, waberten seine Gedanken zurück zu seinem früheren Leben als vollständiger Mensch und damit auch unweigerlich zur der Frage, woher ein Berserker ohne Herz seine Stärke gewann.

Verärgert über seine eigene Disziplinlosigkeit wandte sich Saix von dem künstlichen Himmelskörper ab und zwang seine Gedanken wieder zurück zur Auftragsliste, die Xemnas ihm überreicht hatte. Routiniert ordnete er die unterschiedlichen Missionen und unterteilte sie in verschiedene Kategorien.
 

Ein leises Poltern veranlasste den Berserker desinteressiert den Kopf zu heben und einem Moment zu lauschen ehe er sich wieder seiner Arbeit zuwandte. Doch kaum waren seine Augen wieder auf die Liste gerichtet, ertönte ein weiteres Poltern. Dieses Mal lauter und eindeutig näher. Wütend über die Störung kniff Saix die Augen zusammen und legte die Papiere beiseite. Anschließend pirschte er sich wie eine Raubkatze der Lärmquelle, in den verworrenen Gängen, entgegen.
 

Innerlich fügte Saix seinen üblichen herablassenden und abwertenden Adjektiven noch ein paar Nomen und Verben hinzu um einen perfekt demütigenden Satz zu bilden, mit dem er den unglückseeligen Störenfried versehen konnte.

Immer wieder blieb er für ein paar Sekunden vor verschlossenen Türen stehen, um zu lauschen. Sobald er sicher war, dass sein Ziel sich nicht dahinter befand, setzte er seinen Weg fort. Immer weiter führte ihn das penetrante Geräusch, das zwar eindeutig näher kam, aber sich noch immer nicht in Reichweite befand.

Genervt fluchte Saix über die Kirchenschiffakustik im Schloss und hielt dann abrupt die Luft an, während er sein Ohr gegen die nächste Tür drückte.
 

Er war am Ziel, eindeutig. Ein bösartiges Grinsen enthüllte seine spitzen Eckzähne, als der Berserker nach der Türklinke griff. Während die Tür langsam aufschwang, wurde Saix von etwas erfüllt, das sadistischer Vorfreude sehr ähnlich war. Bereit, der ersten Kreatur, die ihm ins Blickfeld geriet, deutlich zu machen, wie jämmerlich sie war, trat Saix ein – und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
 

~*~
 

Im Inneren des weitläufigen Raums stand Xigbar in einer Position die stark an einen Kater kurz vor dem Jagdsprung erinnert. Nur einen Sekundenbruchteil später erschien die Maus in Gestalt von Demyx und versuchte verzweifelt außer Reichweite des Freischützen zu kommen.

Plötzlich verschwand Xigbar und tauchte beinahe gleichzeitig neben Demyx wieder auf, dem es jedoch gelang, sich mit einem Hechtsprung in kurzfristige Sicherheit zu bringen. Ohne Ausfallschritt rannte der blonde Niemand weiter, bemerkte die geöffnete Tür und hielt direkt darauf zu.

Eigentlich wollte Demyx elegant unter Saix Arm hinweg tauchen und das Weite suchen. Er rechnete nicht damit dass der Berserker wie in Trance nach seinem Kragen greifen und ihn mit einem einzigen Stoß quer durch den Raum schleudern würde.

Als die Tür der kleinen Nebenkammer, in die er hinein gepurzelt war, hinter ihm zufiel, gab Demyx nur noch ein schwaches Fiepen von sich. Jetzt saß er endgültig in der Falle.
 

Weiterhin irritiert drehte sich Saix um und verließ den Raum wortlos, die Dankesbezeugung die Xigbar hinter ihm herrief nahm er kaum wahr, ebenso wenig das ironische Grinsen, welches man in diesen Worten beinahe hören konnte und das doch sonst eine arrogante Reaktion des Berserkers auslöste.

Ein wenig planlos irrte Saix durch die Gänge. Die Situation die er eben miterlebt hatte war nichts Besonderes gewesen aber seine Reaktion beim betreten des Raumes war alles andere als gewöhnlich. Unter normalen Umständen hätte er Demyx seine Nutzlosigkeit vor Augen geführt und Xigbar ein weiteres Mal unter die Nase gerieben, dass er viel höher in Xemnas Gunst stand. Unter keinen Umständen hätte er dem Freischützen geholfen Demyx einzufangen – nicht weil ihm an dem Burschen etwas lag und er ihm helfen wollte, sondern einfach nur weil er Xigbar nicht ausstehen konnte.

Also was war da eben passiert?

Ein Lichtschimmer viel auf Saix und lenkte seinen Blick wieder magisch auf Kingdom Hearts. Der Berserker atmete einmal tief durch und ging dann langsam weiter, die Augen fest auf die Lichtquelle gerichtet und in Gedanken versunken.
 

Der Anblick der sich ihm bot als er die Tür öffnete, hatte etwas in ihm ausgelöst. Es war wie Sturz in glühende Lava. Für einen kurzen Moment brodelte das Feuer in Saix und seine Flammen waren nicht wie üblich kalt – sie waren heiß und hungrig. Während dieser kurzen Zeit verstand Saix welche Nahrung seine Stärke brauchte. Doch ehe er wirklich begreifen konnte, war der Augenblick vorüber, das Feuer erkaltet und die ganze Situation wieder nur ein übliches Ärgernis für ihn.
 

Üblicherweise reagierte der Berserker mit Ablehnung, wenn ihm etwas nicht passte oder seine Erwartungen nicht erfüllte. Eigentlich reagierte er immer mit Ablehnung, außer vielleicht bei Xemnas. Sie war sein Schild und seine Waffe, stärker noch als sein riesiges Claymore. Doch das kurze Aufflackern von Erkenntnis, die temporäre Beantwortung seiner wichtigsten Frage, hinderte ihn daran seine übliche Maske aufzusetzen.

Ein Knurren entwich zwischen zusammengepressten Lippen, während in dem Berserker ein innerer Kampf tobte. Das Pflichtbewusstsein für Xemnas und sein eigener Machthunger standen sich in Saixs Bewusstsein gegenüber und kämpften um die Vorherrschaft.
 

~*~
 

Noch immer wanderte Saix ziellos durch das Schloss, das niemals war, dank dessen enormen Ausmaße begegnete er keinem anderen Niemand, während er versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Die ungewohnte Irritation erschöpfte ihn und schließlich lehnte sich Saix müde, aber wieder diszipliniert gegen die nächste Wand und analysierte gewohnt logisch seinen Zustand.

Seine Handlungsweise und seine Reaktionen in der Situation mit Xigbar und Demyx waren suspekt. Als Niemand konnte er sich auch nicht durch Emotionen rausreden. Was also war der Grund dafür?
 

Wieder suchten seine Augen halt in Kingdom Hearts und plötzlich schoss Saix ein Gedanke durch den Kopf. Kingdom Hearts ist für meinen Zustand wie ein Gummibärchen bei Schokoladenhunger. Es ist süß, stillt aber nicht das Verlangen.

Gleich nachdem ihn dieser Gedanke überfallen hatte, verdrängte der Berserker ihn auch schon wieder und ärgerte sich über seine albernen Schlussfolgerungen. Er richtete sich wieder auf, straffte die Schultern und beschloss, wieder zurück an seine Arbeit zugehen. Seine Grübelei würde doch zu keinem Ergebnis führen.

Nach nur einem Schritt kam er bereits wieder ins Stocken. Verblüfft registrierte Saix, dass er sich wieder an seinem Ausgangspunkt befand.

Eine Moment zögerte er, dann streckte er die Hand aus und öffnete abermals die Tür.
 

~*~
 

Warum in diesem Raum geschah, was geschah interessierte ihn nicht. Normalerweise wäre Saix sofort zu Xemnas gegangen und hätte dieses anstößige Verhalten angezeigt, doch dieses Mal hatten die rhythmischen Bewegungen von Xigbar und die zeitlich minimal verzögerten tiefen Atemgeräusche von Demyx eine anziehende, beinahe hypnotische Wirkung auf den Berserker.

Fasziniert beobachtete er jede Bewegung, verfolge mit den Augen die Schweißperlen, wie sie an den erregten Körpern herabrollten und genoss die Gänsehaut ausgelöst von der elektrisierten Luft.

Der Freischütze legte den Kopf in den Nacken und stieß immer schneller zu. Saix konnte das Blut riechen, welches an den Stellen hervortrat, an denen Demyx seine Fingernägel in Xigbars Arme grub.

Mit jedem Stöhnen, das die Beiden von sich gaben, züngelte eine weitere, kleine Flamme in Saix auf, immer größer und immer heißer wurde das Feuer. Als ein lustvoller Schrei den Akt beendete, loderte Hunger ins Saix Augen und der Duft von Schokolade lockte seine Nase.
 

Langsam, aber zielstrebig schritt der Berserker tiefer in den Raum, wie ein Raubtier seine Beute umrundete er die Decke mit den beiden Niemanden. Wortlos glitt sein Mantel zu Boden und ohne seinen Blick abzuwenden trat Saix ihn beiseite.

Er ignorierte Demyx fassungslosen Blick, konzentrierte sich nur auf Xigbars Grinsen während er nach den Schultern des Freischützen griff.

Ohne Mühe drückte er Xigbars leicht angehobenen Oberkörper auf den Boden und leckte ihm genüsslich über die trainierte Brust, gleichzeitig fixierte er dessen Hände über seinem Kopf. Die Hitze die der Freischütze ausstrahlte, war nichts im Vergleich zum Brodeln in Saix, welches sich noch verstärkte, als er den gleichen Rhythmus anschlug, mit dem Xigbar soeben noch Demyx zum Singen gebracht hatte.

Der schwere Atem an seinem Ohr schürte das Feuer noch weiter und in seinem Inneren tobte ein Vulkan. Endlich wusste er, was er brauchte. Endlich konnte er seinen Hunger stillen. Endlich!
 

~*~
 

Erschöpft, aber gesättigt griff Saix nach seinem Mantel, als er sich wieder aufrichte, blickte er direkt in Xigbars grinsendes Gesicht. „Noch mal danke für deine Hilfe“, meinte er und deutete vielsagend auf Demyx der nun endlich flüchten konnte.

Entgegen seiner Gewohnheit grinste Saix zurück: „Eine Hand wäscht die andere.“
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ryucama
2011-02-12T18:41:28+00:00 12.02.2011 19:41
Holla, da geht man mal einfach so auf die Suche nach etwas ungewöhnlichen Pairings und dann stolpert man über eine solche Perle! Hat mir wirklich sehr gut gefallen, deine FF, und im Gegensatz zu (leider) vielen anderen FFs ist deine echt anspruchsvoll geschrieben! *freut sich immer noch*
Es ist selten, dass man mal hinter Saix' Maske blicken kann, aber in diesem Fall - perfekt! Ich musste immer wieder grinsen, als du die Vergleiche mit der Maus, bzw. der Schokolade gebracht hast. Dieser Humor, der dahinter steckt, gefällt mir. :) So könnte der Tänzer im Mondlicht wirklich denken.
Ein kleiner Punkt ist mir noch aufgefallen, es müsste "demütigend" heißen anstelle von "demütigen", aber so ein kleiner Tippfehler ist ja schnell ausgebessert. Sonst hab ich nix zu kritisieren, außer: bitte MEHR von solchen super-FFs!
Ach ja, und ich hab Saix wirklich vor Augen, wie er "Eine Hand wäscht die Andere" sagt. *böses Grinsen*
Von:  Niela_DeAhrel
2010-02-25T13:58:06+00:00 25.02.2010 14:58
Hey, die Story ist ja schon online! ^^
Ich dachte, du wolltest sie noch überarbeiten, huh? Aber ich find sie so perfekt. Das Ende ist so hot! Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass du sowas in der Art noh reinbringst und dann gibt'S nen heißen naja... dreier kann man ja nicht sagen! xD
Aber absoult genial... würde ich gern noch ein versautes Sequel zu haben wollen! .////.
Und ich konnte Demyx vor meinem inneren Auge flüchten sehen! xD Tja, zu blöd, dass sei nPuppy ihn diesmal nicht gerettet, sondern sogar wieder zurückgestoßen hat... unser Glück! :3


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