Von Büchern und Tollpatschigkeit
Gelangweilt schlug ich das Buch zu, warf es zur Seite und ließ mich seufzend ins Kissen fallen. Wie konnte ich mir bloß so einen Schrott kaufen? Jeden Tag auf meinem Schulweg kam ich an einem Buchladen vorbei und ich dummes Mädchen hatte mich in den Angestellten verguckt. Eigentlich begnügte ich mich immer damit ihm einige verstohlene Blicke zuzuwerfen, aber mein heutiges Hochgefühl hatte mich dazu verleitet in das Geschäft einzutreten.
“Ich hätte es sein lassen sollen!”, fluchte ich als ich an den peinlichen Auftritt im Laden dachte.
Nicht nur, dass ich eine Alte Frau angerempelt hatte welche mich mit wüsten Flüchen rot hatte anlaufen lassen. Nein ich hatte mich auch noch zum Affen machen müssen als er mich freundlich ansprach.
Tja und was tat ich dumme Kuh? Ich stotterte vor mich hin während ich panisch nach dem nächst besten Buch tastete, es ihm vor die Nase hielt und ihn bat es mir zu verkaufen. Hätte ich auf den Titel geschaut wäre ich wahrscheinlich schreiend aus dem Buchladen gerannt und hätte eine neue Identität angenommen.
Ich setzte mich wieder auf, ließ mein Augenmerk zu dem Buch mit dem Titel “Flirt Paradies” gleiten und seufzte voller Frust auf.
“Toll, dank diesem glorreichen Auftritt denkt Itachi-san wahrscheinlich, dass ich auf Schmuddelbücher stehe.” bemitleidete ich mich selbst, während ich mich bettfertig machte.
---
Das klingeln erlöste mich von dem heutigen Schultag und ich fing an, schwerfällig meine Sachen zusammen zu packen. “Sakura-chan gehst du mit mir in die Stadt? Wir könnten ein Eis essen gehen.” Ein strahlender Naruto schob sich brutal in mein Sichtfeld und seine gute Laune schlug mich regelrecht ins Gesicht. Meine Augenbraue hob sich genervt an und wenn man genau hingehört hätte, hätte man das leise knurren, welches aus meiner Brust kam, gehört.
“Nein!”, war meine schlichte Antwort. Narutos lächeln verblasste etwas und sein fragender Blick lastete auf mir. “Oi, was ist dir denn über die Leber gelaufen, Sakura-chan?” Ich verkrampfte mich leicht und zischte leise vor mich hin. “Meine Mom hat mich heute morgen gebeten ihr Buch aus dem Laden gegenüber von der Schule abzuholen” Mit finsteren Blick dachte ich an heute morgen, wie ich fast in die Luft gegangen wäre, doch meine Mutter hatte das nicht beeindruckt und somit war die Niederlage auf meiner Seite. //Gott, wie peinlich das wird wenn ich Itachi über den Weg laufe.// Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber ich hoffte dass ich ihn nicht sehen müsste.
Man konnte die Rädchen in Narutos Kopf rattern hören, als er mich mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck anstarrte. “Und was ist daran so schlimm?” Ich pustete mir genervt eine Strähne aus dem Gesicht, knurrte weiter vor mich hin und als Sasukes Fratze auch noch neben Narutos auftauchte sank meine Laune auf den Tiefpunkt. Einen frostigem Blick auf die beiden werfend, setzte ich zur Antwort an: ”Das verstehest du eh nicht. Naruto!” Sasuke warf mir ein arrogantes Grinsen zu und mir kam ein schrecklicher Gedanke. //Was ist wenn Itachi-san seinem kleinen Giftzwerg von Bruder brühwarm erzählt hat, wie ich mich zum Affen gemacht habe? Sasuke würde es sich niemals entgehen lassen mich wieder einmal bloß zu stellen und das will ich so oft wie möglich vermeiden, da ich ja so schon oft genug ins Fettnäpfchen trete//. Nach einigen Sekunden verwarf ich den Gedanken wieder, wenn ich mich recht erinnerte hatte Naruto mal erwähnt dass sich die beiden nicht ab können, also bestand kein Grund zur Sorge oder?
Sasuke öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, doch ich kam ihm zuvor: “Naja Leute. Ich muss dann auch mal los.” Ich warf mir meine Tasche über die Schulter und lief schnell an ihnen vorbei. Mich an den Schülergruppen vorbei quetschend, überlegte ich mir wie ich diese peinliche Situation so schnell wie möglich hinter mich bringen konnte, doch fiel mir nichts Gescheites ein.
Als ich dem Schultor näher kam verlangsamten sich meine Schritte, bis ich schließlich ganz stehen blieb. Hin und her gerissen biss ich mir auf die Unterlippe, während meine Hand in die Seitentasche meiner Jacke wanderte um den Bestellschein des Buches heraus zu kramen... //Ich könnte ja jemanden fragen der für mich in den Laden geht und das Buch abholt.// Ich ließ mein Augenmerk über die vorbeigehenden Schüler schweifen, schüttelte dann aber den Kopf. “Wo ist die mutige Sakura hin wenn man sie mal braucht?” Wütend über mich selbst setzte ich wieder einen Fuß vor den anderen.
Vor dem Buchladen blieb ich kurz stehen um tief einzuatmen und sprach mir selbst Mut zu. “Und los geht´s.” Mit unsicheren Schritten trat ich in das Geschäft und während mein Blick von den Bücherreihen zu den wenigen Leuten wanderte, versuchte ich Itachi ausfindig zu machen, konnte ihn jedoch nicht finden. Meine Schultern senkten sich, als meine Anspannung abfiel und Erleichterung wie auch Enttäuschung machten sich in mir breit. Ich atmete tief aus und entschied mich, jetzt wo ich nicht von kohleschwarzen Augen abgelenkt wurde, ein bisschen herumzustöbern.
Ein Thriller hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als plötzlich eine Hand meine Schulter berührte. Mein Atem stockte, während ich erschrocken zusammen zuckte und das Buch fallen ließ. Ich bückte mich eilig um es aufzuheben, doch die Hand die mich eben noch berührte war schneller und griff nach dem Buch. Aus gehockter Position schnellte mein Kopf nach oben und starrte in kohleschwarze Augen. Sprachlos errötete ich und machte Anstalten aufzustehen, als meine Aufmerksamkeit auf seine angebotene Hand fiel. Erst jetzt bemerkte ich, dass Itachi mit mir sprach.
“Entschuldige. Es war nicht meine Absicht dich zu erschrecken.” Immer noch gefesselt von seinem Anblick hob ich wie von selbst meine Hand und legte sie in seine. Stromschläge zuckten in meine Fingerspitzen und leiteten sie durch den ganzen Körper, als er mich zu sich hoch zog. Ich schüttelte schüchtern den Kopf und legte meine Hand auf die Stelle wo mein Herz schlug, als hätte ich gerade Sportunterricht bei Sensei Gai, welcher uns gerne über den ganzen Sportplatz hetzte.
“Nein, nein. Ist nicht schlimm. Ich hätte auf meine Umgebung achten sollen!”, hauchte ich atemlos und beobachtete mit weichen Knien, wie seine Augen von mir zu dem Buch wanderten und sich ein umwerfendes Lächeln auf seinen Lippen bildete. “Hm, das sieht nicht aus wie das Flirt Paradies.”
So jetzt war es aus, ich wollte jetzt sofort im Boden versinken. Auf der Stelle! Natürlich war das Schicksal nicht auf meiner Seite, sodass der Boden unter mir fest blieb, meine Beine jedoch hatten fast kein Blut mehr in sich, da alles in meine Wangen gestiegen war. Ich schluckte, öffnete den Mund um mich irgendwie herauszureden, doch er grinste nur und sprach weiter: “Ich muss sagen dieses Buch ist eine viel bessere Wahl. Ich selbst habe es auch gelesen und es lohnt sich Geld dafür auszugeben.”
Er hielt mir das Buch hin, welches ich nach einigen Sekunden an mich nahm. Da ich nicht ganz wie der letzte Volldepp aussehen wollte, versuchte ich meine Stimme wieder zu finden und, hey diesmal schien es auch ganz gut zu klappen. “Ja.... Ich wollte es mir sowieso kaufen... naja ähm.”, ich kratzte mich unbeholfen an der Kopfhaut, hielt aber sofort inne als mir klar wurde, dass ich mit dieser Gestik eher Naruto glich als einem gut erzogenem Mädchen. //Toll Sakura jetzt ist´s ganz aus.//
Ich wand meinen Blick für einige Sekunden enttäuscht ab, sodass mir Itachis Verwirrter entging. Abermals berührte seine Hand meine Schulter und verleitete mich dazu aufzusehen. “Ist alles okay?” fragte er mich besorgt und sein Angesicht verschlug mir wieder einmal die Sprache, jedoch zwang ich mich nicht ins Träumen zu geraten und straffte meine Schultern. “Ja... ich würde gerne bezahlen. Und... ach ja meine Mutter hatte ein Buch bestellt welches ich abholen sollte.” Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln und hielt ihm, mit unterdrückter Schüchternheit, den Bestellschein hin.
Er nahm den Zettel entgegen und erwiderte das Lächeln, als er sich umdrehte und mir deutete, dass ihm folgen sollte. An der Kasse blieben wir kurz stehen und er drehte sich wieder zum mir.
“Warte hier. Ich hole das Buch”. Ich nickte langsam und sah ihm hinterher, bis er hinter einer Tür verschwunden war. Ich fuhr mir durch mein rosa Haar und sah mich kurz um. //Bitte Lieber Gott lass mich gleich ein Wort heraus kriegen, wenn er wieder kommt.//
Bevor ich meinen Gedanken beenden konnte war Itachi hinter dem Tresen aufgetaucht und legte das Buch vor mir ab. “So das hätten wir.”, meinte er mit geschäftsmäßigem Unterton und scannte die beiden Preise der Bücher. “Das macht dann 5031,50 Yen.”, ich nickte hastig und kramte in meiner Schultasche nach meinem Geldbeutel, musste dabei aber meine Schlüssel auf dem Tresen legen um an ihn zu kommen. Ich überreichte ihm ungeschickt das Geld und als ich seine Fingerspitzen die Meinen berührten, zog ich mich rasch zurück und verlagerte mein Gewicht von einem Bein auf das Andere. “Vielen Dank, Itachi-san”, murmelte ich, griff eilig nach den Büchern und drehte mich etwas zu schnell um, nur um dabei wieder einmal eine alte Dame anzustoßen. Ohne auf das Gemecker der Frau zu achten entschuldigte ich mich kleinlaut und verschwand so schnell ich konnte aus dem Laden. Erst als ich in eine Seitenstraße einbog wurden meine Schritte langsamer.
//Verdammt und wieder habe ich es vermasselt.// Mit hängenden Schultern blieb ich vor einer Fußgängerampel stehen. //Wie kann ich Itachis Interesse auf mich lenken, wenn ich mich in seiner Nähe wie ein kleines Grundschulmädchen benehme?// “Ach man, so bin ich in Wirklichkeit doch gar nicht!”, grummelte ich und überquerte die Ampel ohne weiter auf meine Umgebung zu achten. So geschah es, dass ich fast in einen Fahrradfahrer lief. Dieser wich mir gerade noch so aus, streifte aber eine Bordsteinkante und fiel samt Fahrrad auf dem Boden. Durch den Schock stolperte ich ebenfalls über die Kante und nun lagen wir beide auf den Bürgersteig und ich durfte mir zu zweiten Mal an diesem Tag, gegen mich gerichtete Beleidigungen ertragen. “Kannst du nicht aufpassen du dummes Mädchen?! Du bist hier verdammt noch mal nicht alleine auf der bescheuerten Straße!”
Etwas perplex betrachtete ich den grauhaarigen jungen Mann vor mir, welcher sich gerade durch seine zurückgelegten Haare strich und sein Fahrrad aufstellte. Ich wollte gerade etwas erwidern, als mich jemand am Oberarm packte und mich vorsichtig hochzog. “Aber, aber. Hidan so spricht man doch nicht mit einer jungen Dame.” Mein Kopf drehte sich hastig zur Seite und starrte in das schöne Gesicht von Itachi. Hidan, so hieß er, stieß empört die Luft aus und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. “Hallo! Dieses blöde Gör hat keine Augen im Kopf und ich soll noch höflich sein?”, bellte er mich und den Schwarzhaarigen an. Ja... ich war sprachlos. Nicht nur das der Typ vor mir ein Vokabular wie ein Bauarbeiter hatte, nein Itachi kam auf einmal aus dem Nichts und verteidigte mich. Ich schüttelte Fassungslos den Kopf, als mir klar wurde wen er hier so aufs äußerste beleidigte, aber bevor ich ihm quer kommen konnte hatte Itachi schon für mich geantwortet. “Das war doch bestimmt keine Absicht und du hast doch genauso geträumt. Außerdem hattest du nicht erzählt, dass du heute nicht in der Stadt bist? Du hattest Pein doch extra gesagt das du ein paar Tage bei deiner Cousine bist, oder?” Ich konnte auf Itachis Gesicht einen triumphierenden Ausdruck ausmachen und Hidan schien es mit einem Mal sehr eilig zu haben.
“Ich bin ja schon weg. Tu mir `nen Scheiß gefallen und sag der Piercingfresse nicht, dass ich mich nur vor dem verdammten Babysitten mit seiner Schwester gedrückt habe.” Hidan stieg übereilig auf sein Fahrrad -er stolperte dabei über die Pedale, konnte sich aber noch rechtzeitig fangen- und warf uns einen Blick über die Schulter zu. “Man sieht sich ihr Pussis!” Er hob die Hand und verschwand um die Ecke. „Was war´n das?”, murmelte ich verwirrt und sah ihm nach.
Hinter mir räusperte sich Itachi und erinnerte mich daran, dass ich noch nicht ganz alleine war, weshalb ich mich umdrehte und ihn fragend ansah. “Danke... Aber was machst du eigentlich hier, Itachi-san?” Scheinbar belustigt von meinem Gesichtsausdruck, grinste er und hielt mir einen Schlüssel hin, welchen ich nach kurzem Mustern als mein Eigentum identifizieren konnte. “Oh,... mein... Schlüssel?”
“Ja, du hast ihn im Laden vergessen und da ich jetzt eh Feierabend habe dachte ich mir, dass ich ihn dir vorbei bringen könnte.”
Mit einer langsamen Handbewegung nahm ich ihm den Schlüssel ab und nickte dankbar, während mein Herz fast aus meiner Brust sprang. Er sah sich kurz um, nur um mich dann wieder ins Visier zu nehmen und mich schelmisch anzusehen. “Ich glaube ich begleite dich lieber nach Hause, bevor du noch einen Unfall baust.” Natürlich konnte ich den belustigten Unterton nicht einfach so überhören, doch nichts konnte mir diesen unbeschreiblichen Moment zunichte machen. Ich nickte leicht und lächelte verspielt. “Da hast du wohl Recht. Nicht, dass noch was Schlimmeres passiert” Wir grinsten uns an und machten uns auf dem weg zu mir nach Hause.
Es war komisch, aber jetzt wo wir so ungezwungen nebeneinander hergingen war es gar nicht so schwer normal mit ihm zu reden und ich fühlte mich richtig wohl an seiner Seite. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und lachte leise vor mich hin. “Und das hast du wirklich mit Sasuke gemacht?” Heiter vor mich hinlachend, stellte ich mir einen vor Scham erröteten Sasuke vor, welcher ohne Klamotten zurück zu einer Hotelanlage lief, weil sein älterer Bruder seine Sachen am Strand hatte mitgehen lassen.
“Er ging mir letzten Sommer einfach so sehr auf den Geist, dass ich was unternehmen musste.”, grinste Itachi neben mir, als er plötzlich stehen blieb. Verwirrt hielt ich auch an und als ich erkannte wo wir waren, machte sich abermals die Enttäuschung in mir breit. “Hier wohnst du doch richtig?”, fragte mich der Schwarzhaarige und sah von dem kleinen Einfamilienhaus zu mir. Ich nickte leicht und setzte ein kleines Lächeln auf um meinen Missmut zu verstecken.
“Danke dass du mich nach Hause gebracht hast.”, murmelte ich verlegen und fing an mit meinem Fuß auf dem Stein zu schaben. Itachi lächelte nur, beugte sich herunter, küsste mich kurz auf die Wange und drehte sich dann zum Gehen um. “Also dann. Ich denke ich sollte dich morgen wieder nach Hause bringen, nicht das mein tollpatschiges Mädchen sonst wirklich noch etwas passiert!” Grinsend drehte er sich nun ganz von mir ab und machte sich selbst auf den Heimweg. Meine Hand wanderte zu der Stelle wo eben noch seine Lippen lagen und strichen darüber. Ein leises Lachen entfloh mir und mit einem Mal fand ich es gar nicht mehr so schlimm ein wenig tollpatschig zu sein.
---
So das wars ^___^ Hoffe es hat euch gefallen ;)
