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Obscurité

von

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Aussichtslosigkeit

Eilige Schritte hallten das Gemäuer entlang und gaben einen unbehaglichen dumpfen Ton von sich. Schnell und gehetzt wurde ein Fuß vor den anderen gesetzt, die Hände zitternd beisammen gepresst, die elfenbeinfarbene Stirn mit Schweißperlen benetzt. Immer weiter rannte die schlanke Gestalt die leeren und nur spärlich mit Fackeln beleuchteten Gänge entlang. Er war sich nicht wirklich im Klaren wo er sich überhaupt direkt aufhielt und wohin ihn seine Beine trugen. Sein Geist war nur noch von einem Gedanken eingenommen: Flucht!

Nahezu von Panik ergriffen trieb sie ihn in diesen verlasseneren Teil des großen Schlosses. Zwischenzeitlich zog sich sein Brustkorb derart schmerzhaft zusammen, dass er mit einer Hand den kalten, modrigen Backstein berührte um sich abzustützen. Die zarten, schlanken Finger krallten sich nur so in das alte Gemäuer und schürften sich dabei ein wenig auf. Doch das kümmerte ihren Besitzer nicht im Geringsten. Er spürte schon so einiges nicht mehr, dass hatte man ihm bereits früh seid seiner Kindheit abgewöhnt. Innerlich von purer Kälter erfüllt, fühlte er meist nichts als eine erdrückende Taubheit. Die Art und Weise wie diese derzeit allerdings durchbrochen wurde, gefiel dem Jungen mit dem silberblonden Haar ganz und gar nicht.
 

Nur mit Mühe und Not gelang es ihm, die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken und sich einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Zu viel war geschehen, zu viel hatte sich in den letzten Sommerferien ereignet, zu viel hatte er zwnagsweise mit ansehen müssen. Bis vor kurzem war sein Leben noch in so wundervollen, geregelten Bahnen verlaufen, und dann brach dieser Albtraum herein. Doch ein Malfoy verzweifelte nicht, taktierte stattdessen eiskalt und berechenbar, bewahrte stets die Haltung und würde niemals weinen, schon gar nicht wenn die Gefahr bestand, dabei gesehen zu werden. Draco hatte stets versucht diese Grundsätze zu verinnerlichen, ebenso wie die ganzen weiteren Ansichten und Verbindlichkeiten, denen man als reinblütiger Aristokrat Folge zu leisten hatte. Er wollte seine Eltern stolz und glücklich machen, vor allem seine Mutter.

„Mama…“, ertönte es leise mit zitteriger Stimme in den finsteren Gemäuern.

Sie war eine derart bezaubernd schöne Frau, dass niemand seine Augen von ihr abwenden konnte, wenn sie elegant durch die belebten Straßen flanierte. Als kleiner Junge hatte Draco oft Trost bei ihr finden können und immer war sie an seiner Seite um ihn zu unterstützten. Doch nun…

Sein ganzer Leib begann fürchterlich zu schmerzen, als würde er von innen verbrennen. Es fühlte sich an als würde das dunkle Mal regelrecht in seinen Arm beißen und sein abscheuliches Gift durch jede Körperfaser jagen. Draco keuchte gequält, während seine Augen langsam aber sicher glasig wurden.
 

Wenn er es nicht tat, würden sie als erstes seine Mutter und dann ihn selbst ermorden. Der Gedanke wie die doch recht zarte und schmächtige Narzissa vor Pein schreiend am Boden liegt und von zahleichen verbotenen Flüchen heimgesucht wird bis sie schließlich stirbt lässt ihn seid Beginn seines Auftrags nicht mehr los. Der dunkle Lord hatte nur allzu gut verdeutlicht, was passieren wird, wenn er scheitern sollte. Aber das würde er nicht, niemals! Er würde nie zulassen, dass seiner Mutter etwas passieren würde! Wie oft hatte sie ihn unterstützt, und vor Schlimmerem bewahrt. Jetzt war es an der Zeit das er bewies, dass es nicht um sonst gewesen war, dass er den Stolz und das Ansehen seiner Familie bewahren würde. Mühsam raffte er sich wieder auf die Beine, bis er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die leere Jungentoilette ereichte. Erschöpft stützten sich seine Hände an dem kalten Waschbecken ab. Tief ein- und ausatmend versuchte er erst einmal wieder einen verhältnismäßig klaren Kopf zu bekommen. Eiskaltes Wasser klatschte auf sein blasses Gesicht und bedeckte es kurzfristig mit einer angenehmen Kühle. Der Blick in den Spiegel missfiel Draco dennoch sehr. Er konnte sich nicht daran erinnern jemals so beschissen ausgesehen zu haben. Seine Haut war einfach nur noch bleich und fahl, hatte ihren seidigen Glanz verloren. Tiefe, bläuliche Ringe zeichneten sich unter den geröteten Augen ab, wo selbst das retuschieren nichts mehr brachte. Seine sonst so bis in die Spitzen perfekt zurechtgelegten Haare hingen ihm zum Teil wirr ins Gesicht und seine Kleidung hing mehr an seinem Körper, als das sie gut saß. Er war dünn geworden, sehr dünn, doch es lag nicht in seiner Macht etwas dagegen ausrichten zu können. Im Moment bekam er einfach keinen Bissen runter.
 

Auf Blaise besorgte Blicke schaffte er vielleicht ein kleines Brot oder zwei, drei Löffel vom Mittagsessen, mehr aber auch nicht. Und das war eigentlich schon eine kleine Errungenschaft. Zu sehr fraß ihn die Angst um seine Familie auf, ebenso die abscheuliche Mission die er bald auszuführen hatte, sowie die Gewissheit auf kurz oder lang Blut an seinen Händen kleben zu haben. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er an die großen Ferien dachte in denen er in den Kreis der Todesser aufgenommen worden war und einen ersten Vorgeschmack auf das bekam, was ihn in Zukunft erwartete. Noch immer hallten die schreienden Stimmen der Opfer unaufhörlich in seinem Kopf herum, mal leiser mal lauter, ohne das er es hätte abstellen können. Vor allem nachts war es schlimm, denn dann gesellten sich auch noch die entsprechenden Szenarien in Bildern dazu. Er hatte es bereits aufgegeben pünktlich ins Bett zu gehen, da er sich eh die meiste Zeit nur unruhig von der einen auf die andere Seite drehte, um dann letztlich drei oder vier Stunden Schlaf zu bekommen, der ihn mit seinen Träumen allerdings mehr quälte, als dass er Erholung brachte. Seinem besten Freund Blaise war das natürlich nicht entgangen. Wenn es zu heftig wurde kam es schon mal vor, dass er Draco mitten in der Nacht weckte oder bei kleineren alltäglichen Dingen half, die dem blonden Aristokraten mittlerweile immer schwerer fielen. Meistens zog dies eine heftige Schimpftirade mit sich her und für gewöhnlich hätte der Dunkelhaarige Draco auch alleine in Ruhe gelassen, würden dessen verzweifelte Augen nicht geradezu das Gegenteil fordern. Normalerweise spiegelten sie diese fast perfekte, gefühlskalte Mauer wieder, die sich der Eisprinz von Slytherin im Laufe der Jahre angeeignet hatte. Doch allmählich begann jene Wand aus Überheblichkeit und Arroganz zu bröckeln.
 

Dies geschah normalerweise nur, wenn sie sich privat in den Ferien im Malfoy Manor trafen und sein Vater nicht in der Nähe war. Blaise würde Draco nicht hinterherlaufen, denn immerhin war er ein stolzer, zynischer Slytherin und kein dämlicher, kopfloser Gryffindor oder weltfremd-naiver Huffelpuff. Des Weiteren war sein Freund der größte Dickkopf, den er je kennen gelernt hatte und wenn er nicht reden wollte, würde Blaise ihn auch nie dazu bewegen können, egal wie sehr er sich anstrengte. Daher unterließ er solche Versuche von vornherein, auch wenn es ihn schon brennend interessierte, warum Draco in einer derart schlechten Verfassung war. Ein einziges Mal hatte er ihn jedoch direkt auf das Thema angesprochen und ihm seine bedingungslose Hilfe zugesichert, egal um was es ging und was es war. Blaise selbst hatte sich zunächst ein wenig über sich selbst gewundert, da solche Ideale für ihn eigentlich ungewöhnlich waren und bis zu jenem Tag hatte er auch nicht gewusst, dass er sie überhaupt besaß. Doch der nicht zu übersehende Zerfall seines besten Freundes berührte ihn mehr, als er vermutet hätte und er wollte ihm gerne eine Stütze sein. Dieser hatte sein Angebot natürlich, wie zu erwarten, abgelehnt. Doch das aus Gründen die der Dunkelhaarige wohl nie erfahren würde. Draco quollen bei dem Gedanken die Tränen nur so aus den Augen und kullerten über seine bleichen Wangen. Nein, er durfte nicht noch mehr Menschen in diese Misere ziehen, schon gar nicht die, die ihm etwas bedeuteten (und das waren nicht viele). Auch wenn er Blaise Hilfe eigentlich wirklich bitternötig hatte.
 

Er würde diese Mission niemals erfüllen können, nein, er WOLLTE sie doch auch gar nicht erfüllen. Er wollte keine unschuldigen Menschen töten. Doch genau dies passierte, egal was er tat. Entweder würde Dumbeldore oder seine Mutter dem Tod geweiht sein. Einen Ausweg schien es nicht zu geben. Draco schluckte hart und sein Körper begann wieder zu Zittern wie Espenlaub. Wie von Geisterhand glitt seine freie Hand über den anderen Arm mit dem dunklen Mal und fuhr fast mechanisch dessen Konturen nach. Warum er? Warum seine Familie? Voldemort hatte es doch nur darauf abgesehen das er versagte. Der dunkle Lord selbst hatte es nie geschafft Dumbeldore zu besiegen. Wie sollte so ein Unterfangen dann einem siebzehnjährigen Jungen gelingen? Aber wenn nicht, dann würde seine Mutter… sie würde…

Unaufhörlich suchten sich die salzigen Tränen ihren Weg über das markante Gesicht und tropften unaufhörlich in das Waschbecken. Egal wie sehr er versuchte sie zurück zu halten, es wollte ihm nicht gelingen. Zu lange schon hatte er immer alles alleine in seinem Inneren mit sich selbst ausfechten müssen und einen Ausweg gab es doch eh nicht mehr. Es-

Plötzlich schreckte er hoch. Schritte! War ihm etwas jemand gefolgt? Hatte ihn jemand so gesehen? Wer-

Er stockte und sah auf. Im Spiegelbild konnte er die Konturen einer ihm wohl sehr bekannten Person erkennen. Ein ungezähmter, brauner Haarschopf, die überaus altmodische Brille und die blitzförmige Narbe auf der Stirn. NEIN! Nicht er! Warum ausgerechnet er?! Das ist nicht fair, hatte man vor diesem Gryffindorpack denn nie seine Ruhe?! Und dann ausgerechnet noch Potter. Der, der doch eigentlich an allem Schuld war! Warum war er nie stark genug gewesen den dunklen Lord aufzuhalten, so wie er immer den Helden markierte, oder warum hatte dieser tolle Orden ihn noch nicht endlich in die ewigen Jagdgründe geschickt?!

Zu der Trauer und Verzweiflung mischte sich nun eine brennende Wut, die seinen ganzen Geist vereinnahmte. Hastig ergriff er seinen Zauberstab und schleuderte Harry einen Fluch entgegen. Nein, der Goldjunge würde ihn nicht so erbärmlich zu Gesicht bekommen und seine Pläne durchkreuzen. Dafür stand diesmal definitiv zu viel auf dem Spiel. Potter sollte doch einfach nur verschwinden, VERSCHWINDEN!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ditsch
2010-02-04T13:04:31+00:00 04.02.2010 14:04
Ich stimme black_lady zu, wirklich sehr schön beschrieben =) Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie sehr Draco eigentlich unter diesem Auftrag von Voldemort leiden muss und in welchem Zwiespalt er steckt.
Mal schauen, was jetzt passiert =)

An der einen oder anderen Stelle bist du auf einmal in die Präsensform gesprungen, das solltest du dir vielleicht nochmal anschauen^^ Sonst aber sehr sicher geschrieben =)

Ditsch
Von:  black_lady93
2010-02-02T17:49:33+00:00 02.02.2010 18:49
wow..
du hasst einen echt guten schreib stiel.. echt gut..!!

bin beeindruckt wie gut du gefühle und gedanken genge von draco beschrieben hast... hoffe es kommen bald die nexten beiden kaps..

echt klasse
glg
b.l.


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