Zum Inhalt der Seite

Christmas Story

aoixuruha
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Christmas Story

Ich will nicht von ihm lassen. Mein Herz tut weh wenn ich ihn nicht sehe, mich nicht auf ihn freuen kann wenn ich nach Hause komme. Kennst du das auch?

Meinst du er wird es verstehen, wenn ich es ausspreche, ich denke nicht, deswegen trage ich es auch schon solange mit mir herum. Mein schweres Herz. Meine vielen Tränen und unausgesprochenen Worte.

Aber ich habe Angst. Angst diese Worte nicht mehr zu finden, wenn ich ihm gegenüberstände und es ihm sagen will. Angst dass meine Stimme versagt, und ich wegrennen muss vor Scham.

Er wird mich sicher auslachen. Er könnte jeden haben, wieso sollte er also gerade auf mich warten?

Meine Gefühle zerreißen mich innerlich – bitte dass es aufhört. Bitte…
 

Seine schweren und langsamen Schritte führten ihn am frühen Morgen durch den Park. Alles war noch menschenleer. Die Umgebung war in dichten Nebel gehüllt, dass er sich selbst wunderte wo er hinzulaufen hatte. Aber er mochte diese Spaziergänge ins Nichts – vor allem an so einem kalten Herbsttag wie heute. Nur zur Selbstfindung hatte es nie gereicht, denn er konnte grübeln soviel er wollte, die Lösung viel nie so aus wie in seinen Träumen. Die einfache Variante, hingehen, aussprechen und alles ist gut.

Die zweite Möglichkeit war natürlich, dass alles schief lief, und das machte ihn fertig. Deswegen lief er wie ein Gespenst um vier Uhr morgens durch den Park, setzte sich wie jeden Tag auf die Parkbank am See und sah ins Leere, bis sich langsam der Nebel verzog.

Die Welt um ihn herum schien still zu stehen, denn in seinem Kopf wütete das Chaos. Seine Welt war im Chaos versunken, in einem Gewirr aus Gedanken, Sorgen, Fragen, Schmerzen und Tränen.
 

Wie jeden Tag packte er sein Buch aus. Viele Seiten waren schon beschriftet mit seinen Gedanken und Gefühlen die er vor der Außenwelt verbarg. Durch die kalte und feuchtgetränkte Luft waren die Seiten dementsprechend sehr gewellt. Das Buch sah alt aus, als hätte er vor 100 Jahren schon angefangen es zu schreiben.
 

Manch ein Wort war kaum mehr zu entziffern. Doch er wusste was daran stand. Er allein wusste es, nur die eigentliche Person seines Herzens wusste es nicht. Er kannte sie nicht, diese Sehnsüchte, diese Kälte in seinem Herzen.

Seufzend begann er von neuem zu schreiben. Schon fast die vorletzte Seite hatte er erreicht, und es war kein Ende in Sicht.
 

Wieder sitze ich hier. Erwarte eine Antwort. Doch wie könntest du auch je antworten, wenn du das alles hier nie gelesen hast? Nie die Frage gehört hast die mir auf der Zunge brennt. Ich kenne dich in und auswendig, schon lange bevor wir zusammen in einer Band spielten waren wir gute Freunde. Zu dumm nur wenn daraus Liebe wird oder?

Das würde sicherlich alles kaputt machen, ein Streit und das war’s dann. Das will ich nicht also schweige ich.
 

Doch jeden Tag könnte ich dir sagen wie hübsch du bist, wie viel du mir bedeutest und dass ich mein ganzes Leben mit dir verbringen möchte. Ich will nicht an schlechte Zeiten denken. Die schlechten Zeiten sind jetzt. Vielleicht findest du es ja heraus… irgendwann liest du das bestimmt.

Ich schreibe ein Buch für dich Uruha, krank oder? Ich bin so feige, vergib mir…
 

Langsam brach die Sonne durch die dicke Nebelschicht. So langsam wurde es Zeit, dachte er, als er auf die Uhr sah. Die Probe begann bald, und er wollte nicht wieder zu spät kommen, nur weil er etwas außerhalb wohnte, auf Dauer auch keine Ausrede.

Da begann das Doppelspiel wieder. Vor den anderen markierte er eine dauerstrahlende Glühbirne und zuhause war er das unglücklich verliebte Wrack. Nun gut er hatte es sich ja so ausgesucht. Natürlich wäre es einfacher gewesen sich jemanden anzuvertrauen, aber nein, man nahm die Dinge selbst in die Hand und… tat nichts. Man schrieb ein Buch für den Geliebten, dass er eventuell auch irgendwann mal zu Gesicht bekam.
 

Der junge Mann machte sich auf den Weg nach Hause, mit dem Auto war man sicherlich schneller in der Stadt als zu Fuß, die Erfahrung hatte er natürlich auch selbst ausprobiert.

Nach einem kurzen Fußmarsch nach Hause stieg er in sein Auto und fuhr los Richtung Stadtmitte Tokyo. Auf dem Beifahrersitz sein Buch gebettet. Ob er es Anonym an Uruha verschicken sollte? Oder gab das nur Verwirrung und er dachte dann sowieso an jemand anderen?
 

„Dumme Fragen…“, murmelte er und schüttelte die negativen Gedanken von sich während er an der Ampel wartete um weiter fahren zu können. Nach der 30-minütigen Fahrt parkte er schließlich vor dem Proberaum und stieg aus. Vor der Tür erwartete ihn bereits ein gut gelaunter Sänger namens Ruki und sein nasenloser Freund Reita, seines Zeichens Bassist ihrer Band.
 

„Na altes Haus?“, lachte Reita, „heute mal früher aufgestanden?“

Ja, Ja, diese Scherze über sein zu spät kommen waren Pflichtprogramm geworden. „Du wirst es nicht glauben aber ich bin sicherlich schon viel länger wach als du.“ Gespielt Beleidigt zog er eine Schnute.

„Wo ist denn unser Bewährungshelfer mit den Schlüsseln?“, fragte der schwarzhaarige Gitarrist, bevor er zusammenzuckte weil ihm von hinten die Augen zugehalten wurden. „Rate wer ich bin“
 

Sprachlos blieb er stehen, wusste nicht was er sagen sollte. Natürlich wusste er wer es war. Uruha. Uruha der Mann der ihm alles bedeutete.

„Na? Weißt du es wirklich nicht? Aoi hallo?“, besorgt schmiegte sich der hochgewachsene Japaner an sein Gegenüber. Aoi schluckte seine Bedenken runter, für die Band musste er funktionieren, für Uruha musste er funktionieren, wie immer. Er musste wie immer sein, sein bester Freund.
 

Er ließ seine Hände nach hinten wandern, packte Uruha an den Schenkeln und beugte sich mit einem Ruck nach vorne, sodass er den Brünetten nun Huckepack hatte.

Uruha quietschte auf. Damit hatte er nicht gerechnet. „Hei!“, lachte er. „Unfair Aoi“ Aber er hielt sich fest, gewährte dem Gitarristen wieder sein Augenlicht. „Du spielst unfair Uruha, du schleichst dich von hinten an“ Er zog eine Braue hoch und drehte den Kopf etwas nach hinten um sein ‚Gepäck‘ ansehen zu können.

„Euch kann man wirklich nicht alleine lassen oder?“ Ein gut gelaunter Kai, seines Zeichens Leader, oder auch Kindergartenleiter genannt, grinste seine Gruppe an.

„Bald kommen ja die Männer mit den weißen Kitteln und dann kommt ihr an einen schönen Ort, da gefällt es euch sicher, eine Gummizelle, wäre das nichts?“
 

Ruki plusterte die Backen auf. „Oh großer Kai-chan, schließe uns doch bitte die Tür auf ja?“, gespielt theatralisch deutete Ruki auf die Tür hinter sich. Kai lachte auf, aber er tat ihnen den gefallen.

Nacheinander traten die Bandmitglieder ein, gut Uruha wurde getragen, nicht das es ihm etwas ausgemacht hätte. Er mochte es im Mittelpunkt zu stehen, wenn er sich auch gerne mal zurückzog, und mal für sich selbst da war. Er war eben die kleine (oder große?) Diva.
 

Bei den Instrumenten wurde der Brünette abgelassen. „Danke“, strahlte er Aoi an, „so ein Service ist doch was feines“ Er küsste den gegenüber auf die Wange. Aoi errötete etwas, woraufhin Reita gleich wieder anfing ihn aufzuziehen, was die Sache nicht unbedingt besser machte, aber er musste so wenigstens nicht an Uruha denken, sondern daran wie er Reita am besten an die Gurgel sprang.
 

Während Aoi und Reita sich mit Argumenten und Beleidigungen füreinander vertieften. Sahen die anderen drei belustigt zu und vergaben Punkte.

„Also weißt du, bald können wir mal eine Punktetafel machen, und wer am Ende der Woche die meisten hat, der… äh wird zum Essen eingeladen oder sowas“, meinte Uruha zu Ruki, während er einen Schluck aus seinem Kaffeebecher nahm. „Ich sehe das genauso wie du mein großer Freund“, meinte Ruki.
 

Nach über einer halben Stunde hatten sich die Streithähne beruhigt und es konnte ans Proben gehen. „Wisst ihr Jungs, wir haben bald wieder eine Tour, wie soll das werden wenn ihr euch dauernd streitet ha?“ Aoi und Reita blickten Kai schuldbewusst an. „Wir haben uns ja schon lieb siehst du?“, widerwillig umarmten sie sich. Kai schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn.
 

„Los ab an eure Instrumente und dann geht’s los“ Alle folgten brav, und das sollten sie auch, denn auch Kai hatte mal seine schlechten Tage, und da war es nicht mehr allzu lustig ihm zu widersprechen.

Nach über 2 Stunden und einer weiteren Stunde Besprechung war der Spuk dann auch schon vorbei. Die all mittagliche Knobelrunde, wer das Essen bezahlen sollte, war wieder in vollem Gange. Sie standen im Kreis und starrten sich an. Und dann ging es auch schon los:
 

„Schere, Stein, Papier!“, hallte es durch die Gänge. Ein heftiges Stechen entbrannte zwischen Ruki und Uruha. „Na? Gibst du auf?“, funkelte Uruha und grinste.

„Das ist Einschüchterung Uruha, das tut man nicht!“, rief Reita als Schiedsrichter dazwischen. „Ein Verwarnungspunkt“
 

„Wir müssen uns unbedingt mal solche tollen Fußballkarten anschaffen, so gelbe und rote!“, gestikulierte Aoi. Großes Beipflichten gab es von Reita und Kai, während Uruha und Ruki immer noch kämpften, keiner wollte verlieren. „Unentschieden!“, rief Reita als nach 10 Minuten noch kein Ende in Sicht war. So ging es bei jedem Spiel dass Uruha und Ruki spielten, keiner konnte verlieren, vor allem keiner gewinnen.
 

Komischer Weise konnten sie wohl des anderen Gedanken lesen, so zumindest die Theorie der Experten. Ruki bekam seinen Willen, und sie gingen Nudelsuppe essen.

„Kleiner Giftzwerg“, murmelte Uruha die ganze Fahrt über, hörte ja keiner, jeder hatte sein eigenes Auto, zum Glück. Als sie dort ankamen, suchten sie sich einen Tisch, es war Mittag, also alles ziemlich voll. Dennoch konnten sie noch einen Tisch ergattern, auch wenn sie etwas warten mussten.
 

„Wieso konntest du nicht einfach McDonalds wählen, warum musste es Nudelsuppe sein… wo soviel los ist und das weißt du!“, grummelte Uruha. Ruki grinste breit. „Eben deshalb ja, weil du dich dann so schön aufregst, kleine Zicke.“

Empört setzte Uruha zum vernichtenden Gegenschlag an, doch wurde er vom Kellner unterbrochen, der die Bestellungen entgegennehmen wollte.

Aoi wusste genau, was Uruha bestellen würde, er kannte ihn gut, man könnte ihn fast schon einen Stalker nennen.
 

Poster, Fotos, Kleidungsstücke, Haarsträhnen… was hatte er nicht alles von Uruha. Er sammelte sogar die Poster und Ausschnitte aus Musikzeitschriften, ließ die Fotos vom Shooting mitgehen, die es nicht in die Zeitschriften schafften. Ja er war krank. Liebeskrank, nach Uruha.

Aber was sollte er tun? Er war viel zu feige es ihm zu sagen

Während die anderen rumalberten war er still, er beobachtete die feinen Gesichtszüge seines Angebeteten, diese süßen Grübchen wenn er lachte, sein Lachen an sich ließ Aois Herz schon höher schlagen. Er wollte diesen Engel für sich allein.
 

„Hei Aoi“ Erschrocken sah er auf als er von Ruki an gestupst wurde. „Äh was?“, fragte er leicht verklärt. „Willst du nicht mal anfangen zu essen?“ Aoi sah in die Runde die ihn alle ziemlich schräg ansehen. Sein Blick wanderte auf seinen Teller. Er fragte sich ernsthaft wann denn das Essen gebracht wurde. Anscheinend hatte er soviel geträumt, dass er nichts mehr bemerkt hatte um sich herum.

„Äh… sorry hehe…“, verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und fing sofort an den Inhalt seines Tellers hinterzuschlingen. Das die Blicke seiner Freunde dabei immer Fragwürdiger wurden ignorierte er gekonnt, sie dürften es gewohnt gewesen sein, dass er solchen Quatsch machte.

Wieso musste das immer ihm passieren?
 

Uruha… wieso bist du nur so weit weg?

Ich will dich berühren und dich lieben und ich… würde mir wünschen dass du mich auch liebst.

Aber vielleicht hältst du ja gar nichts von mir.

Ich denke schon wieder zu viel nach, merkst du das? Ich beobachte jede Mimik von dir, ich finde alles süß… wie du lachst oder wenn du gedankenverloren einen von Rukis Songtexten durchgehst oder selbst etwas aufschreibst. Ich liebe es zu sehen wie du in der Musik aufgehst.

Ich kann dich nicht vergessen und jeden Tag tut es mir mehr weh – dass du es nicht weißt – nicht weißt um meine Gefühle.
 

Grübelnd saß er zuhause auf seinem Fensterbrett. Das Buch aufgeschlagen auf seinem Schoß liegend.

Bald würde es schneien, bald war Weihnachten.

Nur noch ein paar Tage und er schleppte sein Geheimnis immer noch mit sich herum. Vielleicht sollte er Uruha einfach das Buch als Anonymes Geschenk zuschicken, vielleicht kam er ja drauf wer es war und dann riss er ihm den Kopf ab oder hasste ihn oder erwiderte es einfach. Irgendwie so würde es doch funktionieren oder?
 

„Herrgott…“, seufzte er und strich sich durch das glatte schwarze Haar.

„Das funktioniert nur im Film Aoi… Uruha kann jeden haben“ Er lehnte die Stirn gegen die kalte Fensterscheibe und blätterte in seinem Buch eine Seite um. Es war die letzte Seite.

Sollte er es versuchen?

Zögerlich setzte er den Stift an. Langsam beschrieb er die letzte Seite, dann schlug er das Buch zu und seufzte zögerlich.

Langsam stand er auf und suchte in seinen Schränken nach Geschenkpapier. Er musste zugeben im Geschenke einpacken war er eine Niete, von daher war jetzt wohl auch nicht viel für das arme Buch zu erwarten. Auspacken konnte er besser. Uruha auch, das wusste er.
 

Letztes Jahr zum Beispiel da hatte Uruha jedem ein Geschenk mit Löchern in die Hand gedrückt und gestrahlt. Er hatte ein wunderschönes lächeln nicht? Einfach zum verlieben

Aoi versuchte sein bestes um das Buch halbwegs schön zu verpacken, ein Klebe streifen hier und da und noch eine schöne große lila Schleife darum. „Perfekt!“, sagte Aoi, während er das gute Stück drehte und wendete. Seine beste Arbeit überhaupt im Geschenke einpacken.

Er legte das Päckchen zur Seite und ging vor zu seiner Garderobe und legte sich Jacke und Schuhe an, wenn er schon in Grund und Boden versinken musste, dann jetzt oder morgen. Morgen würde Uruha mit Sicherheit in seinen Postkasten sehen und er würde das Buch finden. Weihnachten war zwar noch ein paar Tage hin… aber vielleicht hatte er ja einmal Glück in seinem Leben und Uruha schenkt ihm dafür seine Liebe?
 

Weihnachten… in Japan so ein ähnliches Fest wie Valentinstag, ein Tag für die Verliebten. Bis zum Februar würde es Aoi nicht mehr aushalten seine Gedanken nur niederzuschreiben, bis dahin hätten sie ihn innerlich aufgefressen. Aoi atmete durch als er mit dem Päckchen bewaffnet seine Wohnung verließ.

Es war wiedererwartend kalt und nebelig. Genau an diesem Abend hatte es angefangen zu schneien. Passend oder? Er hätte heulen können. Die ganze Zeit dachte er nur an ihn, sein lachen war ihm vergangen, er spürte nur den quälenden Schmerz und die Sehnsucht nach Uruha in seinem Herzen und in seinem Kopf.
 

„Mach das es aufhört…“, hauchte er in die Kälte. Eine feine Rauchwolke seines Atems war in der Kälte und besonders bei diesem Nebel gut zu sehen. Nur der Klang seiner Schritte und ab und zu mal ein Hundegebell durchdrungen die Stille in dieser ruhigen Wohnsiedlung. Nach einer Stunde Fußmarsch stand er schließlich vor dem Häuserblock in dem Uruha wohnte. Schweigend sah er das gläserne Gebäude nach oben. Er war ihm wieder so nah und doch wieder so fern.
 

Er sah auf das Geschenk in seiner Hand. Hatte das überhaupt einen Sinn? Na ja vielleicht sollte Uruha um seine Gefühle Bescheid wissen bevor er sich eine Kugel in den Kopf jagte, damit er wenigstens den Grund wusste warum er nicht mehr zur Probe erschien.
 

„Aoi?“ Der angesprochene Riss die Augen auf. Uruhas Stimme.

Oh Gott nein, dachte er. Er war hier… seine Annahme, Uruha würde in seiner Wohnung vor dem Fernseher sitzen oder sonst irgendetwas tun, war falsch. Hinter ihm. Langsam drehte er sich um und setzte ein billiges lächeln auf, das er grade noch so zustande brachte.

„H-Hei…“, stammelte er. „Hallo Aoi, was machst du denn hier?“ Uruha lächelte süß. Er kam gerade vom einkaufen, das verriet die Schachtel Zigaretten und die Tüte Chips in seiner durchsichtigen Tüte.
 

Der Schwarzhaarige sah ihn sprachlos an. Er wusste nicht was er sagen sollte. Weswegen war er nochmal hier? Er krallte die Finger in das Papier des Päckchens, in diesem Moment fiel es ihm wieder ein, deswegen war er hier. Er wollte es Uruha geben.

Seine Ohren rauschten, sein Kopf rauchte vor Aufregung. Wenn er jetzt nichts sagte… was dachte Uruha wohl grade von ihm?
 

„Oh, ein Geschenk?“ Brachte Uruha ein als Aoi nach ein paar verstrichenen Minuten immer noch nichts von sich gegeben hatte. Aoi löste sich aus seiner Starre und ertappt sah er auf das Geschenk. „J-Ja… also… für dich… ich… ähm dachte ich bringe es dir jetzt schon mal vorbei“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und hielt es ihm hin. Uruha lächelte. Das schönste Lächeln der Welt, hallte es durch Aois Kopf.
 

„Wie lieb!“, quietschte Uruha fröhlich, „aber komm doch mit hoch, dann kannst du dich etwas aufwärmen, hm?“ Er war umwerfend! Hilfsbereit und liebenswürdig. Zögernd nahm er an und folgte Uruha mit nach oben in seine Wohnung, das Päckchen immer noch in seiner Hand. „Setz dich schon mal ins Wohnzimmer, ich mach uns einen Tee.“, sagte Uruha als er sich Jacke und Schuhe ausgezogen hatte und schon auf dem Weg in die Küche war. Aoi tat wie ihm geheißen. Er mochte Uruhas Wohnung, er hatte zwar einen etwas eigenwilligen Stil aber er mochte es, deswegen war Aoi inzwischen auch angetan davon. Er mochte diese Verrückt- und Verspieltheit von Uruha.
 

Leise seufzend ließ er sich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Das Päckchen legte er auf den kleinen Couchtisch, in der Hoffnung Uruha würde es nicht in seinem Beisein öffnen, vor allem nicht das lesen was in diesem Buch drinstand. Er wollte weglaufen, wie immer. Gehen und warten, dass Uruha kommen würde, weil er es nicht ertragen könnte wenn er ihm ins Gesicht sagen würde, dass er ihn nicht haben will. Er vielleicht nicht sein Typ war oder… er hatte vielleicht schon jemanden? Er war bestimmt gar nicht schwul, wie konnte er annehmen dass jeder gleich schwul war den er kannte? Nur weil er selbst diese Neigung hatte? Er war ja so naiv…
 

Aus lauter Gegrübel bekam Aoi überhaupt nicht mit wie Uruha in den Raum kam, die Tassen abgestellt hatte und schon seit über 5 Minuten neben ihm saß und ihm zusah. Er unterbrach niemanden, weil das bei ihm auch niemand tat. Nach weiteren 3 Minuten sah Aoi neben sich, genau in das Gesicht von Uruha, er brauchte eine Weile um zu verstehen was hier grade passierte. Schreiend stand er auf und sah Uruha geschockt an. „Seit wann bist du denn da?!“, hauchte er entsetzt.
 

Uruha lachte auf. „Ich wohne hier.“, sagte er amüsiert und zündete sich eine Zigarette an. Er klopfte neben sich, auf den noch warmen Platz wo Aoi vor wenigen Sekunden noch gesessen hatte. „Na komm Aoi-chan, hinsetzen und Tee trinken, ich dachte ich lasse dich mal in Gedanken schwelgen, am Ende vergisst du noch etwas Wichtiges nur weil ich dich unterbrochen habe.“ Er lächelte.

Langsam setzte sich Aoi wieder auf seinen Platz. Er musste jetzt grade ziemlich doof aussehen. Herrje was musste Uruha jetzt wieder von ihm denken?! In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und er beschloss sie mit einem Schluck Tee hinunterzuspülen. Die Hand des Brünetten wanderte zu dem hübsch verpackten Geschenk und zog es zu sich. „Ich kann mich nicht mehr solange zurückhalten Aoi.“, jammerte der große Japaner. Der Kleinere spuckte Uruha fast seinen Tee ins Gesicht als dieser das sagte.
 

Sein größter Alptraum! Wenn Uruha das jetzt liest in seinem Beisein, dann ist alles aus…
 

„Ah… ich… also… eh…“, stammelte Aoi nervös vor sich hin. „Du… du solltest… dir wirklich diese Überraschung nicht verderben…“ Oh weia! Was für ein bescheuerter Grund war das denn bitte? Was Besseres fiel ihm aber einfach nicht ein.

Uruha sah ihn mit großen unschuldigen Augen an. „Komm schon Aoi, du weißt genau dass mich das fertig machen wird.“ Er blinzelte süß.

Ein unfairer Schlag unter die Gürtellinie… wie konnte man nur so süß gucken?!
 

Der Schwarzhaarige schluckte schwer. Er stellte seine Tasse zurück auf den Tisch. „N-Na gut… aber lass mich dann wenigstens gehen… ich… kann nicht dabei sein… wenn du es siehst…“ zu Ende wurde Aois Stimme immer leiser und undeutlicher. Uruha legte den Kopf schief. „So schlimm? Ist es dir peinlich oder wieso?“

„Es… Es ist einfach nicht so leicht für mich okay?!“, etwas ungehalten fuhr er ihn an. Entsetzt hielt er sich eine Hand an den Mund. „Nein ich… was ich meinte… tut mir leid Uruha…“ Schnell stand er auf und flüchtete auf den Balkon mit seinen Zigaretten.
 

Uruha sah ihm irritiert nach. Jetzt wollte er erst recht wissen wieso Aoi so einen Aufstand machte. Langsam packte er das Päckchen aus.
 

Jetzt ist alles aus Aoi… Alles… er wird dich hassen
 

Er sah über den Rand des Balkons hinweg nach unten. Hoch genug war es ja, er könnte also gleich springen wenn Uruha seine Gefühle kennt. So ging es jetzt also mit ihm zu Ende. Zitternd zündete er sich eine Zigarette an und wartete. Wartete dass Uruha kommen würde um ihn abzuweisen, um ihm zu sagen wie lächerlich das alles ist, um ihm zu sagen, dass er selbst nicht so fühlte aber es süß von ihm fände. Er zitterte, nicht nur wegen der Kälte, sondern mehr wegen dem Schmerz in seiner Brust der ihn glatt zu zerreißen drohte.
 

Uruha… ich liebe dich… es tut mir so leid
 

Der Brünette überflog anfangs nur die geschriebenen Zeilen, die Bilder. Doch dann fing er immer mehr an zu lesen, zu lesen was Aoi solange schon in diesem Buch angesammelt hatte. Alle hatten es gemerkt, dass Aoi sich verändert hatte, aber was dahintersteckte konnte ja keiner ahnen.

Liebe… ein starkes Gefühl, das einen von innen heraus auffressen konnte wenn man verletzt wurde, wenn sie nicht erwidert wurde.
 

Uruha blätterte und blätterte. „Aoi…“ langsam strich er über die Seiten und sah auf. Aoi stand noch immer starr auf dem Balkon und rührte sich nicht. Langsam legte er das Buch zur Seite und stand auf.
 

Ich werde dir gleich mein Herz bringen Uruha. Ich lege es dir zu Füßen und habe Angst, dass du es innerhalb von ein paar Sekunden zertreten könntest. Ich habe Angst, dass du mir nie wieder in die Augen sehen kannst, wenn du alles weißt.

Ich bin so feige… ich kann es dir nicht mal ins Gesicht sagen was ich für dich empfinde. Jämmerlich oder?

Ich habe keine Kraft mehr… ich kann nicht mehr warten. Aber ich würde dich jeden Tag lieben, jeden Tag mehr lieben als irgendjemand sonst auf dieser Welt. Ich könnte dein Lächeln sehen und ich würde nie genug davon kriegen. Ich will dich glücklich machen… und glücklich sehen…

Vergib mir Uruha, dass ich dich liebe… und es dir diese Nacht zu Weihnachten schenken möchte.
 

Uruha ging schweren und langsamen Schrittes auf den Balkon. „Aoi…“, sagte er leise. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, nie hatte er etwas Derartiges von seinem Freund bemerkt. Solange schleppte dieser sein Geheimnis nun schon mit sich herum, und schrieb es auf. Er schrieb es einfach nur auf, weil er Angst hatte es ihm ins Gesicht zu sagen. War er so ein schlechter Freund? Musste man solche Angst haben von ihm enttäuscht zu werden.
 

Aoi schloss sie Augen. Er bereitete sich innerlich auf seinen baldigen Tod vor, wenn er von diesem Hochhaus springen würde. Was würde morgen wohl über ihn in der Zeitung stehen? Und die Band… würden sie sich einen neuen Gitarristen suchen und weitermachen? Oder würden sie aufhören… Er wusste es nicht. „Jetzt weißt du es…“, sagte er trocken. „Ja.“ Nur ein leises flüstern von Uruha. Nur das. Er sagte nicht mehr. Minuten verstrichen, es schien kälter geworden zu sein.

„Sag doch was…“, flehte Aoi und drehte sich ruckartig zu ihm um. „Sag mir ob ich hier runterspringen muss oder nicht!“
 

Ich will nicht mehr leben ohne dich…
 

Der Brünette schwieg. Er sah ihn schweigend an ehe er langsamen Schrittes auf ihn zuging. „Wie kann man nur…“ Sein Todesurteil begann. Nicht mehr lange und er würde springen…

„… soviel Mist im Kopf haben Aoi!“, schluchzte Uruha auf. Fest schlang er seine Arme um Aoi und drückte ihn an sich. Aois Augen weiteten sich. Was? Was war denn jetzt los? Musste er jetzt doch nicht sterben?
 

Verwirrt blickte er Uruha an. „Was… ich… aber…“, stammelte er hilflos. „Wieso hast du nichts gesagt?!“ Ja wieso hatte er wohl nichts gesagt? Das stand doch groß und breit in diesem…

„Ich dich doch auch verdammter Mistkerl!“, fuhr Uruha ihn an.
 

Stopp! Moment… was hatte er da grade gesagt? Aois Kinnlade klappte ziemlich weit nach unten, wie eine Schlange die grade ihre Beute verschlingen wollte. Uruha wischte sich ein paar Tränen aus dem Augenwinkel. „Idiot… nun mach schon…“, murmelte er. So schüchtern hatte er Aoi nicht in Erinnerung. Er hatte ihn öfters gesehen, früher, als er mal mit dem und mal mit dem zusammen war, nichts Langfristiges. Aber es hatte ihn damals schon rasend gemacht.
 

Langsam aber sicher legte Aoi die Hände an Uruhas Hüfte und zog ihn näher an sich heran. „Verzeih mir, dass ich so liebeskrank bin.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Züge. Wie in Trance senkt er seine Lippen auf die weichen Samtkissen Uruhas. Dieser schloss genüsslich seine Augen und erwiderte den Kuss, auf den er nun solange hatte warten müssen. Konnte es ein schöneres Weihnachtsgeschenk geben? Nun gut es vereitelte Aois Selbstmordpläne. Aber wer denkt denn in solch einer Situation noch an Selbstmord wenn man den schönsten Mann der Welt endlich in seinen Armen halten und ihn küssen und berühren konnte?
 

Ich liebe dich…
 

Nur wenige Minuten später sanken die beiden drinnen auf das Sofa im Wohnzimmer. Begierig zogen sie sich ihre Kleider aus. Alles war wie in einem Traum aus dem sie nie wieder erwachen wollten. Ihre Körper waren heiß vor Begierde, nicht einmal der eisige Wind der durch die Balkontüre zog, konnte sie jetzt noch voneinander trennen. Aois Lippen erkundeten den wunderschönen Körper seines Gespielen bis ins kleinste Detail, heute Nacht sollte er nur ihm gehören. Süße Laute seitens des hübschen Brünetten durchbrachen die Stille, sichtlich genoss er die Berührungen. Wie oft hatte er sich solche Szenen vorgestellt?
 

Aois Lippen wanderten über seinen Hals, liebkosten ihn, hinterließen kleine blaue Flecke auf der makellosen weißen Haut, die zeigten dass er nur ihm gehörte. Er küsste ihn weiter, seine Brust, wo er seine Brustwarzen mit der Zunge umspielte, daran saugte und ihn immer mehr erregte. Ohne Unterlass streichelten auch Aois Hände ihn. Gott, wie hatte er es nur je ohne ihn ausgehalten?
 

Wie oft hatte er sich selbst berührt und Aois Namen gestöhnt? Und nun hatte er ihn endlich gehört. Er war nicht mehr alleine, er musste es sich nicht mehr vorstellen. Er war hier.

„Aoi…“, ein wohliger Seufzer trat über seine Lippen als Aoi sich mit seinen Lippen tieferen Regionen gewidmet hatte. Langsam legte Aoi seine Lippen um Uruhas pralle Erregung. Sanft und fast schon andächtig lutschte er ihn, umspielte ihn geschickt mit seiner Zunge und ließ Uruha kaum eine Sekunde Zeit um Luft zu holen.
 

Seine Finger hatten sich währenddessen schon zwischen die hübschen langen Beine des Brünetten verzogen und drangen in ihn ein. Er konnte es wirklich kaum erwarten mit ihm zu schlafen. Uruha hasste ihn nicht, er erwiderte seine Liebe und er lag hier, hier unter ihm und ließ sich von ihm berühren. Er zeigte ihm wie er es ihm gefiel. Das alles machte den ganzen Schmerz davor vergessen. Die ganze Zeit, die er dachte er hätte nie eine Chance und es wäre zu Ende nachdem er ihm das Buch geschenkt hatte. Doch wie es schien, hatte er Uruha alles zu bieten, was dieser sich wünschte.
 

Aoi merkte schnell, dass viel Vorbereitung nicht nötig war. Uruha schien sehr geübt zu sein und verlangte, kurz dass seine Finger in ihm waren und ihn weiteten, schon ihn zu nehmen, es endlich mit ihm zu tun. Er hatte recht. Solange Zeit mussten sie darauf warten. Wegen der Ungewissheit und der Angst abgewiesen zu werden. Der Gitarrist erfüllte ihm den Wunsch, nahm seine Finger langsam aus ihm und beugte sich über ihn. Wieder wurden heiße und unwiderstehliche Küsse ausgetauscht.
 

Gott… ich bin im Himmel… ich will nicht mehr aufwachen
 

Sie liebten sich heiß und lange. Fast schon hatten sie das Gefühl ihre Körper würden verbrennen an der Liebe des anderen. Ihr stöhnen hallte durch den Raum. Die Zeit schien still zu stehen, für diesen einen Moment, nur damit sie miteinander schlafen konnten. Es war doch egal welche Moral die da draußen hatten oder? Wichtig waren nur sie… nur sie beide.
 

Es hatte angefangen zu schneien in dieser Nacht. Beide langen sich in den Armen, eingekuschelt in eine warme Decke und sahen aus dem Fenster. Uruha streichelte verträumt Aois Brust und küsste ihn zärtlich auf den Hals. „Ich liebe dich… fröhliche Weihnachten“, hauchte er gegen seine Haut. Aois Herz machte einen Freudensprung, er musste sich wohl erst daran gewöhnen dass sein Angebeteter das zu ihm sagte. „Ich dich auch…“ Er lächelte „… ein schöneres Weihnachtsgeschenk konnte mir der Weihnachtsmann nicht bringen…“ Uruha lachte leise. Aoi sah ihn schräg an. „Dem netten alten Herrn gefallen eben keine zu Brei gematschten Gitarristen im Schnee“, grinste er. Aoi schmollte leicht und küsste Uruha kurz darauf.
 

Scheint, es gibt doch noch wünsche die in Erfüllung gehen, was?

Uruha, was hätte ich mir anderes wünschen sollten als dich? Ich brauche nichts anderes. Ich brauche nur dich. Es hat lange genug gedauert, und… jetzt können wir vielleicht zusammen ein ganzes Buch füllen, was meinst du? Ich würde mich freuen… frohe Weihnachten! Ich liebe dich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kanoe
2009-12-22T12:17:56+00:00 22.12.2009 13:17
eine sehrs chöne geschichte


Zurück