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Yeh Zindagi Hai.

Neue Chance, neues Leben?
von

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Höflicher Abstand

Sudhir versuchte in den nächsten Tagen auf höflichen Abstand zu Shruti zu gehen. Das fiel ihm zwar alles andere als leicht, doch es war die einzige Lösung, die er sah, um nicht noch mehr Gefühle für sie zu entwickeln und dann womöglich wieder schwach zu werden.

Kurz darauf teilte Bauleiter Chopra ihm mit, dass das Bürogebäude so gut wie fertig war und Sudhir in wenigen Tagen einziehen konnte. Daraufhin rief Sudhir George an, damit dieser seine restlichen Sachen aus Chicago losschickte.
 

Als Sudhir Kavita und Shruti seinen Auszugstermin mitteilte, stand beiden tiefes Bedauern ins Gesicht geschrieben – auch wenn Shruti erfolglos versuchte, es zu verbergen. „Ich werde aber so oft vorbei kommen, wie ich kann.“, versicherte Sudhir schnell. „Allein schon wegen dem unvergleichbar guten Essen, das Aunty macht...“ Kavita lachte daraufhin und gab ihm ihren Segen als er ihre Füße berührte. Dann entschuldigte sie sich, stand auf und ging in ihr Büro.

Shruti und Sudhir blieben schweigend nebeneinander sitzen. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie alleine miteinander waren und beide fühlten sich unwohl dabei. Es dauerte eine Weile bis Sudhir sich schließlich ein Herz fasste und die Stille zwischen ihnen brach. „... Ich hoffe, es ist in Ordnung für dich, wenn ich ab und zu vorbeikomme...“, meinte er und warf ihr einen verstohlenen Seitenblick zu. „... Natürlich ist es in Ordnung, wenn du weiterhin vorbeikommst!“, entgegnete Shruti schnell. „Wieso sollte ich denn etwas dagegen haben?!“ Sudhir schwieg für einen Moment. „Dann lass mich die Frage anders formulieren: Ist es für deinen Ehemann in Ordnung, wenn ich weiterhin vorbeikomme?“ Shruti verstummte und begann mit den Spitzen ihres langen Haares, das sie für Sudhir in letzter Zeit nur noch offen trug, zu spielen. Sie wusste nicht, was sie daraufhin hätte sagen sollen, denn es war wahr, dass ihr Mann sehr eifersüchtig war, doch so selten, wie er nach Hause kam, würde er Sudhir wahrscheinlich sowieso nie zu Gesicht bekommen.

Sudhir wartete eine Weile, doch als keine Antwort kam, stand er etwas enttäuscht auf und machte sich nach einer flüchtigen Verabschiedung auf den Weg in sein Zimmer. Gerade als er die Türklinke herunterdrückte, spürte er, wie plötzlich zwei schlanke Arme um seine Mitte glitten und sich Shrutis Körper an seinen Rücken schmiegte. Überrascht hielt er mitten in der Bewegung inne und wartete gespannt darauf, was als nächstes geschah. Doch Shruti tat nichts, außer sich fest an Sudhir zu pressen.

Je länger sie dort so standen, desto schwerer fiel es Sudhir, sich zusammenzureißen. Allein aus der Ferne war ihr Körper schon betörend genug, aber ihn so nah an sich zu spüren, machte ihm schwer zu schaffen. Wie sollte er sich denn zurückhalten, wenn Shruti sich so anregend an ihn schmiegte?

Er nahm seine ganze Selbstbeherrschung zusammen, legte seine Hand auf ihre und schloss die Augen. „Du solltest mich besser loslassen, Shruti...“, meinte er ruhig, auch wenn sein Innerstes komplett aufgewühlt war. Als sie nicht reagierte, machte er sich vorsichtig von ihr los und legte seine Hände auf ihre Wangen. Er fixierte ihren Blick, während er sagte: „Ich kann sonst wirklich für nichts garantieren...“ Seine Stimme klang plötzlich heiser und verriet das gerade wiedererweckte Verlangen in ihm. Shrutis Herz schlug schneller und ihr Körper begann zu kribbeln. Sie senkte den Kopf und schaute zu Boden. „... Es tut mir leid...“, antwortete sie leise und hoffte dabei, dass er nicht bemerkte, dass sie log, denn es tat ihr nicht leid. Sie wollte, dass er seine Zurückhaltung vergaß – auch wenn es selbstsüchtig und falsch war.

Shruti atmete tief durch und hob dann ihren Kopf, um Sudhir in die Augen zu schauen. „Gute Nacht...“, meinte sie und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. Dann drehte sie sich um und lief in ihr Zimmer ohne sich noch einmal umzudrehen. Sudhir schaute ihr hinterher und atmete mehrere Male ein und wieder aus, nachdem Shruti ihre Zimmertür hinter sich geschlossen hatte. Er brauchte eine kalte Dusche – und zwar auf der Stelle.
 

Shruti lag in ihrem Bett und schaffte es einfach nicht einzuschlafen. In ihrem Kopf arbeitete es unaufhörlich. Wie sollte es jetzt weitergehen? Sudhir war ihr viel zu nahe gekommen und nun war sie unfähig, ihn wieder gehen zu lassen. Wenn sie daran dachte, dass er nur noch einen Tag bei ihnen im Gasthaus wohnen würde, hatte sie ein merkwürdiges Stechen in der Brust, von dem sie wusste, dass es alles andere als ein gutes Zeichen war.

Wie hatte es soweit kommen können, dass sie plötzlich Gefühle für ihn hatte? Anfangs hatte sie ihn doch für unausstehlich und arrogant gehalten, doch je hartnäckiger er ihr gegenüber gewesen war desto mehr hatte sie erkannt, dass sie falsch gelegen hatte. In Wahrheit schien Sudhir ein aufmerksamer, fleißiger und offener Mensch zu sein. Ganz anders also, als sie vom ersten Eindruck her gedacht hatte.

Allein schon wenn sie nur an ihn dachte, schlug ihr Herz schneller – und das durfte einfach nicht sein. Sie war verheiratet und wenn ihr Mann jemals herausfinden würde, wie sie fühlte, würde es ihr nicht gut ergehen.

Doch trotzdessen ihr all das vollkommen bewusst war, konnte sie nicht umhin, sich in Sudhirs Arme zu wünschen und seine sanften Küsse erneut auf ihrer Haut spüren zu wollen. Es war falsch und selbstsüchtig, doch es wäre Selbstbetrug gewesen, wenn sie es sich nicht ehrlich eingestanden hätte.

Unter diesen Gesichtspunkten schien es eigentlich die beste und vernünftigste – aber vor allem auch sicherste – Alternative zu sein, dass Sudhir auszog. So würde sie endlich ihren Kopf wieder frei bekommen und diese irritierenden Gefühle verdrängen können – das hoffte sie zumindest inständig.

Unruhig wälzte sie sich lange Zeit in ihrem Bett hin und her und kam weder zu einem Ergebnis noch fand sie Schlaf. Irgendwann stand sie frustriert auf und ging in die Küche, um sich mit einem Glas Wasser abzukühlen. Das half jedoch wenig. Nach wie vor fühlte sie sich durcheinander und aufgewühlt. Als sie zurück zu ihrem Zimmer ging, fiel ihr Blick auf Sudhirs Tür. Beinahe automatisch lenkte sie ihre Schritte in deren Richtung und blieb schweigend davor stehen. Wie gern wäre sie einfach hineingegangen, um sich neben Sudhir zu legen und ihren Sehnsüchten und Gefühlen freien Lauf zu lassen. Sie spürte regelrecht, wie das Verlangen nach ihm mit jedem Augenblick größer und unbändiger wurde. Schweren Herzens wendete sie sich jedoch ab und ging zurück in ihr Zimmer.

Sudhir, der ebenfalls seit Stunden schlaflos in seinem Bett lag, hörte, wie die Schritte, die vor wenigen Minuten vor seiner Tür Halt gemacht hatten, sich wieder von ihm entfernten. Er hatte keinen Zweifel daran, dass es Shruti gewesen war. Die Leichtigkeit ihrer Schritte hatte sie verraten. Jede Sekunde, die sie vor seiner Tür gestanden hatte, hatte er gehofft, dass sie hereinkommen würde – auch wenn ihm bewusst war, wie egoistisch und falsch das war. Er konnte einfach nicht aus seiner Haut. Er wünschte sich im Moment nichts mehr, als sie in seinen Armen halten, sie küssen und ihre weiche Haut spüren zu können. Dass dieser Wunsch aussichtslos und unerfüllbar war, verdrängte er dabei.

Das Ziehen in seinen Lenden verriet ihm, dass seine Gedanken schon wieder zu weit gingen und so versuchte er schnell, sich irgendwie abzulenken, doch es war aussichtlos. So, wie die Sache lag, würde er diese Nacht wohl keinen Schlaf mehr finden.



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