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Yeh Zindagi Hai.

Neue Chance, neues Leben?
von

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Probleme des Gleichgewichts

Nach dem Abendessen hatte Sudhir keine Lust, sich alleine in sein Zimmer zurückzuziehen und so entschied er sich dafür, sich noch ein wenig mit Kavita zu unterhalten. Er setzte sich neben sie auf eine der Bänke im Innenhof und bot seine Hilfe an, da Kavita gerade dabei war, Karotten zu schälen und zu schneiden. Lächelnd nahm sie sein Angebot an und begann auch sofort ein Gespräch mit ihm. Sie erkundigte sich nach seiner Herkunft und seiner Arbeit und beantwortete auch seine Fragen bereitwillig.

Kavita hatte weder Mann noch Kinder, da sie immer nur ihr Gasthaus im Sinn hatte. Um Shruti hatte sie sich trotzdem immer gekümmert, wenn deren Eltern gerade arbeiten waren oder keine Zeit hatten. Als Shrutis Eltern umgekommen waren, hatte Kavita keine Sekunde gezögert, auf Shruti Acht zu geben. Es wäre zu diesem Moment nichts selbstverständlicher gewesen, gerade weil sie immer wie eine eigene Tochter für sie gewesen war.

„... aber eigentlich muss ich mir um Shruti keine Sorgen machen. Sie ist schließlich erwachsen und außerdem...“, erklärte Kavita, doch sie unterbrach sich, als sie bemerkte, dass Shruti gerade zur Tür hereinkam. „Arre, Shruti, wir haben gerade über dich gesprochen. Möchtest du dich nicht zu uns setzen?“, fragte sie lächelnd, doch Shruti winkte ab. „Nein, danke. Ich werde nur schnell ins Bad gehen und mich dann hinlegen. Ich bin hundemüde...“ Und nach einem kurzen Blick zu Sudhir verschwand sie ins Badezimmer.

„... Jetzt schon...?“, murmelte Kavita vor sich hin und erschrak, als sie an die große Uhr schaute, die über der Küchentür angebracht war. Es war bereits beinahe 22 Uhr. Sie und Sudhir hatten während ihres Gespräches völlig die Zeit vergessen und nun war es bereits so spät geworden. „In Anbetracht dessen, dass es schon so spät ist, werde ich mich dann ebenfalls verabschieden, Sudhirji. Es war ein wirklich netter Abend mit Ihnen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.“, meinte Kavita und verabschiedete sich anschließend, um die geschälten Karotten in die Küche zu bringen.

Sudhir blieb allerdings auf der Bank sitzen und war fest entschlossen, dort zu warten bis Shruti das Badezimmer wieder verließ. Er wollte noch sie noch einmal so sehen, wie in der vergangenen Nacht.

Kaum zehn Minuten später wurde die Badtür auch schon geöffnet und Shruti kam zu Sudhirs Bedauern ebenso heraus wie sie herein gegangen war.

„Du willst doch wohl nicht etwa so schlafen gehen oder?“, wollte Sudhir wissen und ging auf Shruti zu, die sich jedoch von ihm abwandte und in Richtung ihres Zimmers ging. „Erstens wusste ich nicht, dass wir uns bereits duzen und zweitens kann es Ihnen doch vollkommen egal sein, wie ich aussehe, wenn ich schlafen gehe.“, gab sie unbeeindruckt zurück. „Ja, eigentlich könnte es mir tatsächlich egal sein...“, bestätigte er, als sie an ihrer Zimmertür angekommen waren. Dann allerdings schnappte er sich erneut ihre Brille und ihre Haarspange und meinte grinsend: „Ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass das die einzige Möglichkeit ist, dich ohne diese Maskerade hier zu sehen...“ Shruti schaute ihn grimmig, konnte allerdings nicht verhindern, dass erneut heiße Röte in ihre Wangen stieg.

„Sie haben doch überhaupt keine Ahnung!“, fuhr sie ihn an, holte sich mit einer schnellen Handbewegung ihre Brille und ihre Haarspange zurück und wollte sich gerade umdrehen, um in ihr Zimmer zu gehen, als Sudhir sie an der Schulter festhielt. Er beugte sich zu ihr herunter und raunte ihr ein leises „Gute Nacht...“ ins Ohr. Dann drehte er sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer.

Mit pochenden Wangen stand Shruti noch einen Moment an ihrer Tür. Ihr Herz raste und ihre Haut prickelte, wo Sudhirs Atem sie gestreift hatte. Sie zwang sich, einige Male tief durchzuatmen und öffnete dann ihre Tür und ging in ihr Zimmer.
 

Als Sudhir am nächsten Tag aufwachte, fühlte er sich seltsam erholt. Er streckte sich, stand auf und freute sich über den warmen Sonnenschein, der durch das geöffnete Fenster ins Zimmer fiel. Langsam zog er sich an und warf dann einen Blick auf die Uhr. Er erschrak, als er sah, dass es bereits kurz vor 13 Uhr war, da das bedeutete, dass er mehr als 13 Stunden geschlafen hatte. Allerdings erklärte das, warum er sich so erholt fühlte.

Nachdem er sein Zimmer verlassen hatte, suchte er nach Kavita, doch stattdessen fand er Shruti, die gerade dabei war, die Eingangstür zu putzen. Als sie ihn bemerkte, musterte sie ihn abschätzig. „Na, haben Sie es auch endlich geschafft aufzustehen?! Respekt.“, stichelte sie, doch das ignorierte Sudhir geflissentlich. „Meine Träume waren voll von dir. Da konnte ich mich einfach nicht aufraffen. Das verstehst du doch sicher...“, gab er mit aufgesetzt ernstem Blick zurück und verpasste ihr dann lachend einen Klaps auf den Hintern.

Noch bevor Shruti protestieren konnte, verzog sich Sudhir eilig in die Küche, wo er sich etwas zum Essen zusammensuchen wollte. Doch kaum hatte er sich einen Teller aus dem Schrank genommen, wurde er von Shruti mit den Worten „Weg da!“ zur Seite geschoben. „Aunty hat etwas für dich warm gestellt.“, meinte sie und holte einen Topf hervor, der in mehrere Decken eingewickelt war. „`Du´? Wo ist denn plötzlich das förmliche und kalte `Sie´ geblieben?“, wollte Sudhir überrascht und belustigt zugleich wissen. „Nach deinem Benehmen von gerade eben ist mir nun wirklich jeder Respekt für dich verloren gegangen.“, erklärte sie kurz, während sie den Topf aus den Decken wickelte. „Oh, kein Problem. Das Duzen bringt uns näher...“, erwiderte Sudhir. „... und der Poklapser genauso.“, fügte er grinsend hinzu, was ihm allerdings nur einen wütenden Blick von Shruti einbrachte.
 

Nachdem Sudhir alleine gegessen hatte, gesellte er sich erneut zu Shruti, die nun dabei war, Fenster zu putzen. „Kann ich irgendwie behilflich sein?“, erkundigte er sich und beobachtete Shruti dabei, wie sie auf einer wackligen Zweistufenleiter balancierte, um an die obere Hälfte der Fenster zu gelangen. „Du würdest helfen, wenn du verschwinden würdest.“, gab sie bissig zurück. „Wo ist eigentlich Kavitaji?“, fragte Sudhir und ignorierte dabei völlig ihre Antwort. „Nicht da. Sonntagnachmittag geht sie immer zu ihren Freundinnen zum Wochenklatsch. Wenn du also etwas von ihr willst, musst du dich noch gedulden.“, antwortete sie, jedoch ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. „Das eilt nicht. Ich bin gern mit dir alleine...“, stellte Sudhir fest.

In diesem Moment rutschte Shruti aus und verlor ihr Gleichgewicht. Die Leiter kippte zur Seite um und Shruti fiel nach hinten. Geistesgegenwärtig reagierte Sudhir sofort und fing sie auf. Dabei verlor er jedoch ebenfalls das Gleichgewicht und landete mitsamt Shruti auf dem harten Holzfußboden.

Beide brauchten einen Moment, um das eben Geschehene zu erfassen, doch Sudhir fasste sich als Erster wieder. „Sab kuch thik hai?“, erkundigte er sich besorgt und stellte fest, dass Shruti ihre Brille verloren hatte. „Ji...“, gab sie zögerlich zurück und rieb sich ihr leicht aufgeschürftes Knie. Nachdem er nun wusste, dass es ihr gut ging, konnte er nicht mehr widerstehen und löste ihre Haarspange. Ihr Haar fiel sofort glänzend über ihre Schultern und ihren Rücken. Sudhir konnte nicht anders, als mit seiner Hand hindurch zu fahren. Nervös schaute Shruti ihn an und bemerkte erst jetzt, dass sie auf seinem Schoß saß. Hektisch versuchte sie aufzustehen, doch Sudhir hielt ihre Hüfte umfasst und zog sie näher zu sich. „Nicht so schnell. Ich...“, begann er, doch Shruti machte sich aus seinem Griff los und stand auf. Dabei erklang allerdings ein lautes Knacken und beiden war sofort klar, dass sie auf ihre Brille getreten war.



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