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Todesser der neuen Zeit

von

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Der Duft von knusprig gebratenem Speck durchzog das ganze Haus. Speck und gebackene Bohnen. „Aufstehen, das Frühstück ist fertig!“ Die Stimme seiner Mutter riss Angus nicht aus dem Schlaf. Schon seit über einer Stunde lag er wach im Bett, starrte an die Decke und während seine Mutter unten werkelte dachte er nach. Das Schuljahr war nun seit drei Wochen vorbei. Drei Wochen, die er hier gefangen saß ohne Kontakt aus Hogwarts. Jeden Tag wartete er auf eine Nachricht seines Meisters, aber nichts geschah. Keine Eule, niemand kam mit Flohpulver durch den Kamin oder apparierte, es schien beinahe so, als wäre er dem merkwürdigen Geist nie begegnet. Angus hatte das Warten satt. Doch der Befehl des dunklen Lords war eindeutig gewesen. „Ich muss noch einige Dinge erledigen. Warte bis ich mich melde. Und verhalte dich unauffällig. Jetzt soll noch niemand von meiner Rückkehr erfahren.“

„Angus, das Frühstück wartet. Komm jetzt endlich herunter, wir müssen bald los.“ Sein Vater klang ungeduldig. Seit Beginn der Ferien war er schon völlig aufgeregt wegen des heutigen Tages. Das Endspiel der Quidditchweltmeisterschaft, Schottland gegen England, ein historisches Spiel. Diese beiden Mannschaften hatten sich noch nie in einem Finale gegenübergestanden und es versprach ein Kampf bis zum Letzten zu werden. Quidditch. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe als Menschen auf einem Besen! Für einen Moment war Angus versucht, seinen Eltern mitzuteilen, dass er nicht mitkommen würde. „Verhalte dich unauffällig!“ Der Befehl war eindeutig gewesen. Dieses Spiel zu verpassen wäre definitiv auffällig gewesen. Mit einem leisen Seufzen stand Angus auf und machte sich auf den Weg zum Frühstück.
 

„Crompf...Cromwell wird es den Schotten schon zeigen. Der mpf...fängt den Schnatz.“ Ein Stückchen Bohnenbrei landete fast auf Angus' Hand. Angewidert zog er sie zurück. Während sein Vater weiter Bohnen in sich hinein schaufelte, fachsimpelte er gabelschwingend über die Qualitäten der einzelnen Spieler. „Schatz, was ist mit dir? Ist dir nicht gut? Hast du keinen Hunger?“ Lustlos blickte Angus von seinem noch immer vollen Teller auf. Er hatte keine Hunger, er war gelangweilt von Quidditch, er wollte nur allein sein, nachdenken und auf seinen Meister warten. „Verhalte dich unauffällig!“ Gerade als er sich bemühte, ein Lächeln aufzusetzen und seiner Mutter zu antworten, lief sein Vater rot an und fing erbärmlich an zu husten. „Anapneo!“ Den Zauberstab in der Hand wandte sich seine Mutter an ihren Mann. „Du solltest wirklich nicht so viel reden während des Essens. Und schling doch bitte nicht so.“ „Danke Liebes. Also wo war ich gerade? Ach ja, Perkins, dieser Hohlkopf, wird kein Problem sein für unsere Jäger.“ Quidditch, immer nur Quidditch. Und Angus musste so tun, als ob er genauso begeistert sei. „Verhalte dich unauffällig!“ Der Befehl war eindeutig. Und es war auffällig, sich nicht für dieses historische Spiel zu interessieren. Es war auffällig, nichts zu essen. Ergeben stach Angus seine Gabel in den Speck.
 

Die Sonne schien gerade über die Baumspitzen, als die Familie aufbrach. Es versprach ein schöner Tag zu werden, am Himmel nur vereinzelte Schäfchenwolken. Der Portschlüssel war ungefähr drei Meilen entfernt, keine allzu lange Wanderung. Zudem tat Bewegung Angus gut, es entspannte und niemand erwartete, dass er viel redete. Wenn er nur hätte allein sein können, ohne seine Eltern. Wenn wenigstens sein Vater aufhören würde, sämtliche Spielzüge der Schotten in den letzten Jahren auf ihre Fehler zu analysieren. Seine Mutter war auch keine Hilfe, sie lauschte hingebungsvoll und schien immer mehr von der Begeisterung ihres Mannes angesteckt zu werden. „Schatz, du hast kaum gegessen. Hast du wirklich keinen Hunger? Nimm doch einen Apfel. Oder ein Stück Kesselkuchen.“ „Mum, ich bin keine fünf Jahre mehr. Ich kann für mich allein sorgen, also lass mich mit deinem Essen in Ruhe.“ Ihr betroffener Gesichtsausdruck erinnerte an einen getretenen Hund. „Verhalte dich unauffällig.“ Es war auffällig, wenn er unfreundlich zu seinen Eltern war. „Entschuldige Mum. Ich habe wirklich keinen Hunger.“

Es wurde immer wärmer. Hätte Angus nicht so sehnsüchtig auf eine Nachricht des dunklen Lords gewartet, er hätte spüren können wie die Luft um ihn herum vor Leben zu vibrieren schien. Die Vögel zwitscherten als gäbe es kein Morgen und über das sattgrüne Gras wehte ein leichter Windhauch. In der Ferne konnte man schon andere Zauberer auf dem Weg zum Portschlüssel sehen. Familien mit Kindern, Hogwartsschüler, die gerade ihren Abschluss gemacht hatten, alle strömten fröhlich auf einen verrosteten Eimer zu. „Verhalte dich unauffällig.“ Angus bemühte sich, ein freundliches Gesicht zu machen, bekannte Personen zu grüßen und mit den anderen aufgeregt auf den Portschlüssel zu warten. In dem Moment, als er sich fragte, wo gerade sein Meister steckte, spürte er einen Ruck an seinem Bauchnabel und um ihn herum wurde es schwarz.
 

„Zeltplatz 4, Parzelle 32. Das macht 10 Pfund die Nacht. Wie lange wollen Sie bleiben?“ Der Muggel wirkte neugierig. Wahrscheinlich würde der Gedächtniszauber auf ihm bald nachlassen. Während sein Vater die Geldscheine abzählte, schulterte Angus das Gepäck und folgte seiner Mutter zum Zeltplatz. Erstaunt schaute er sich um. Überfüllt wäre nicht die angemessene Beschreibung. So viele Hexen und Zauberer waren versammelt, unterhielten sich, gestikulierten wild, wenn sie nicht die selbe Sprache sprachen, und wirkten ausgelassen und fröhlich. Gegen seinen Willen war Angus beeindruckt. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Sie alle würden bald dem dunklen Lord dienen. Und er war sein erster Gefolgsmann. „Na also Schatz, jetzt siehst du schon besser aus. Ich hatte mir bereits Sorgen gemacht, weil du heute Morgen so gar nicht gut gelaunt wirktest. War wohl nur die Aufregung.“ Seine Mutter strahlte ihn an. Nun gut, sollte sie doch denken, was sie wollte, solange sie damit zufrieden war.

Nachdem das Zelt aufgestellt war, machte sich Angus unter dem Vorwand sich umsehen zu wollen auf die Suche nach einem ruhigen Platz. Er wollte sich ja unauffällig verhalten, aber diese vielen Menschen gingen ihm auf die Nerven. Als er Hogwarts hinter sich gelassen hatte, glaubte er, diesen Menschenansammlungen entkommen zu sein. Nie hätte er damit gerechnet, so lange auf Nachricht zu warten, dass er noch zur Quidditchweltmeisterschaft müsste. Mit einem Seufzer der Erleichterung lies er sich im Schatten am Rand einer Lichtung nieder. Wenigstens ein Bisschen Ruhe.

„Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen.“ Die hohe Stimme hinter ihm lies Angus aufspringen.

„Mein Herr, ich habe auf Euch gewartet.“

„Ist das eine Art, seinem Meister zu begegnen. Auf die Knie mit dir, ich verlange Respekt.“

Gehorsam lies Angus sich auf die Knie nieder und senkte den Kopf. „Ich freue mich, Euch wiederzusehen, Herr. Ich hoffe, Ihr wart erfolgreich.“

„Mäßig. Aber nun kannst du mir ja helfen. Hat deine Familie gute Sitzplätze?“

„Ich verstehe nicht recht. Wollt Ihr euch etwa das Spiel ansehen?“

„Dummer Junge, nein. Ich will wissen, wie nahe du an die Zaubereiministerin kommst. Es wird Zeit, dass mein Gefolgsmann ihr einen Besuch abstattet.“

„Nein, so gute Plätze haben wir leider nicht. Aber ich kann nach dem Spiel versuchen, sie in ein Gespräch zu verwickeln, falls Ihr das wünscht.“

„Ja, die Idee ist gar nicht so schlecht. Bring sie hier her, aber allein. Am besten entwaffnest du sie auch. Ich warte hier. Aber damit wir in Verbindung bleiben können, reich mir deinen Arm.“

Gehorsam stand Angus auf und streckte ihm den Arm entgegen. Der dunkle Lord holte seinen Zauberstab aus dem Umhang, hielt ihn an die Haut und der Zauberstab begann zu glühen. Angus verzog das Gesicht. Ein stechender Schmerz durchfuhr erst den Arm, dann den gesamten Körper. Sein Fleisch schien zu brennen und er meinte sogar, den Geruch in der Nase zu haben. Dann war es vorbei. Zurückblieb ein schwarzer Totenkopf, ähnlich den Abbildungen in seinem Geschichtsbuch. Er wusste, was das bedeutete. Der erste Todesser der neuen zeit, so hatte sein Meister ihn genannt. Nun trug er das offizielle Zeichen seiner Loyalität.

„Jetzt geh.“ Gehorsam ging Angus zurück zu seinem Zelt. Endlich hatte er einen Auftrag. Es gab viel zu bedenken.
 

Die Stimmen der Menschenmassen erfüllten das gesamte Stadion. Noch immer strömten weitere Zuschauer herein. Angus schaute sich um, scheinbar fasziniert von der Szene. Irgendwo in der Menge musste sie sein, die Ministerin. Sein Blick wanderte zu den besten Logen nach oben. „Und Sullivan ist die beste Jägerin seit Jahrzehnten. Da kann Perkins gleich auf dem Boden bleiben, das würde weniger blamabel für ihn.“ Aufgeregt redete sein Vater auf seinen Nachbarn ein, sprang dann auf und imitierte mit übertriebenen Gesten einen Quaffelwurf.“ Sein Nebensitzer nickte eifrig. Zu seiner Rechten unterhielt sich seine Mutter gerade über die optimale Reinigung der Fanschals. Wenn das Spiel nur endlich vorbei wäre. Angus konnte den Schnatzfang gar nicht erwarten. Und dann musste er nur noch die Ministerin finden, zur Lichtung führen und sein Meister erledigte den Rest.

Der Anpfiff ertönte. Die Lautstärke im Stadion schien zu explodieren. Die einzelnen Spieler waren nicht mehr zu erkennen, nur weiß-blaue und blau-rote Schleier. Angus musste sich nicht mehr bemühen, unauffällig zu bleiben. Nun, da das Spiel in vollem Gange war, beachtete ihn niemand mehr, nicht einmal seine eigene Mutter. So konnte er in Ruhe sein Ziel anvisieren und Pläne schmieden.
 

Eine jubelnde Menge strömte hinaus auf die Zeltplätze. Es war ein berauschendes Spiel gewesen. Die Stimmen um Angus herum lachten, sangen und bedauerten die kurze Spieldauer. Er aber konzentrierte sich auf die Frau, die inmitten von wichtig aussehenden Männern in Nadelstreifenumhängen stand. Langsam schob er sich heran. Noch einen kleinen Schritt, nur noch einen. „Mein Assistent Florian O'Lewan wird Sie begleiten.“ Ihre Stimme klang warm, weich und unwissend. Angus hoffte, dass dieser O'Lewan alle Männer der Gruppe begleiten würde. Und tatsächlich, angeführt von einem jungen Mann wandten sich alle in Richtung Zeltplatz und verschwanden. Das war seine Chance, die Zaubereiministerin war ganz allein. Angus fasste sich ein Herz und stürmte auf sie zu. „Miss, Miss, sie müssen mir helfen. Ein kleines Mädchen, da hinten, irgendein Tier hat sie in den Wald gezerrt. Bitte, kommen Sie. Ich konnte nichts tun, weil ich noch minderjährig bin.“

„Ein Tier? Moment, ich rufe Hilfe.“

„Nein! Nein, dazu ist keine Zeit. Bitte, kommen Sie schnell.“ Angus fasste die Ministerin an der Hand und zog sie Richtung Wald davon. Die ganze Zeit flehte er die Frau an, sie möge sich beeilen. Sie schien verwirrt, nahm aber ihren Zauberstab und folgte ohne Widerstand.

„Dort auf der Lichtung habe ich das Mädchen zuletzt gesehen. Bitte schauen Sie nach.“ Ohne zögern lief die Zaubereiministerin weiter. Auf diesen Moment hatte Angus nur gewartet. Er zog seinen Zauberstab. „Expelliarmus!“ Die Frau stolperte, ihr Zauberstab flog ihr aus der Hand. „Was soll d...?“

„Guten Abend Madam. Danke, dass sie mir die Ehre erweisen.“ Lord Voldemort war aus dem Schatten getreten, direkt vor die Frau. Ihre Augen weiteten sich erschrocken. „Aber, Sie sind... Sie sind...“

„Tot? Nun, nichts ist ewig.“ Ein bösartiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Ein Knacken lies Angus herumfahren. Ein Mann tauchte zwischen den Bäumen auf. „O'Lewan, helfen Sie mir!“

„Junge, erledige das. Ich will keine Zeugen.“

Angus verstand. Es gab nur eine Lösung. Wieso konnte der verdammte Assistent nicht mit der Menge feiern? Wieso war er ihnen gefolgt? Mit zitternder Hand erhob er seinen Zauberstab und schloss die Augen. „Avada Kedavra“ Ein gelb-grüner Lichtblitz riss den Mann von den Füßen. Die Frau begann zu schreien. Angus hörte nur noch kalte Stimme seines Meisters. „Imperio“

Zwischen den Bäumen wurden weitere Männerstimmen laut. Sie kamen näher. „Verschwinde von hier. Ich trete wieder mit dir in Kontakt.“ Dann war der dunkle Lord verschwunden.

Angus drehte sich um und rannte. Hinter sich hörte er die Männer die Lichtung betreten. „Was ist hier passiert?“ „O'Lewan!“ „Schnell, da hinten läuft jemand. Hinterher!“ Angus versuchte, schneller zu laufen. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Er musste verschwinden. Sie durften ihn nicht erwischen. Sie durften das Mal auf seinem Arm nicht sehen. Er musste fliehen.

Die Schritte der Männer kamen näher, er hörte sie schon fast atmen. Er musste hier weg, schnell.

„Stehen Bleiben! Stupor!“ Angus stolperte. Er spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Dann war alles schwarz.



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