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Elaine & Ivory

accursed sisterhood
von

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Woher der Zorn kommt

Woher der Zorn kommt
 


 

„Wohin des Weges?“, sagte er wieder kichernd.

„Verschwinde einfach nur Goblin.“, schrie ich ihn an.
 

Elaine hielt ihn an sich gedrückt und es sah fast so aus, als hätte sie eine besondere Beziehung zu Magiewesen, denn ihre Augen funkelten vor Aufregung einem Gleichgesinnten zu begegnen.

„Wer spricht denn mit dir du minderer Mensch?“, spuckte er mir entgegen.

„Oh Bitte, hört doch auf mit diesem Gezänk.“, rollte Elaine dann entnervt mit den Augen und setzte den Goblin ab.

Zornig ging ich zurück zu der Lagerstelle, packte meine Sachen und ging die Küste entlang, so wie ich es vorgehabt hatte.
 

Elaine folgte mir und mit ihr der Goblin.

Ich lauschte ihren Gesprächen.

„Warum folgst du dem Menschen, Nixe?“, zeterte der Goblin eifrig.

„Sie ist meine Schwester.“

„Du Arme. Ich fühle viel Mitleid mit dir.“, antwortete er.

„Verstehe das nicht falsch, ich bin froh, dass ich sie habe.“

„Aber könntest du es dir aussuchen, würdest du nicht lieber eine geistesverwandte Schwester haben wollen?“, feixte er.
 

In mir stiegen der Zorn und der Groll wie das Ansehen eines guten Königs bei der Krönung.

Elaine antwortete zuerst lange nicht bis sie schließlich sagte: „Nein.“
 

„Du bist wohl schon zu lange unter Menschen. Früher gab es viele von dir, sie lebten alle an der Kristallbucht. Und im großen westlichen Fluss, da lebten sie auch. Wir lebten überall. Nixen, Goblins, Trolle, Riesen, und auch die Geflügelten.

Aber die Menschen haben sich verbreitet wie eine Krankheit und alles ausgerottet. Heute kann man uns an einer Hand abzählen.“
 

„Halte. Einfach. Nur. Dein. Verdammtes. Maul!“, stampfte ich immer wütender durch die Gegend.
 

Elaine kam herangeeilt und ging neben mir her, aber ich wich ihrem Blick aus.

„Ich denke nicht so über die Menschen, Ivory.“, meinte sie schüchtern.

„Das solltest du aber.“, kicherte der Goblin und da drehte ich mich um, zog mein Schwert und schlug auf ihn ein.

Aber das kleine grüne Ding war schneller und sprang mit einem Satz ins Geäst der umliegenden Bäume des Stachelforstes.
 

„Na na na? Gleich so handgreiflich werden. Sieht dir aber ganz ähnlich.“, spuckte er mich von oben an.

„Ivory, lass ihn. Wir gehen einfach weiter.“, packte sie mich sacht am Arm, ich schleuderte sie aber zur Seite.

„Bei Sylvens Zorn, ich hasse euch! Und nun verschwindet aus meinem Leben.

Ihr alle die ihr da draußen noch auf mich wartet. Stellt ihr euch mir in den Weg werde ich nicht zögern mein Schwert zu ziehen!“, schrie ich quer durch den Wald.

Ich drehte mich um, packte Elaine grob am Arm und zog sie mit mir um weiter voranzukommen.
 

Völlig überrumpelt stolperte sie mir nach und das solange bis ich es für richtig empfand stehen zu bleiben um dem Goblin weitgehend zu entkommen.

Im selben Moment als ich stehen blieb, sendete mir Elaine, vermutlich unbewusst, wieder diese unbändige Angst. Sie hatte Angst vor mir.
 

„Warum willst du überhaupt mit mir kommen?“, fragte ich resignierend.

„Du könntest jetzt einfach aufs Meer hinausschwimmen und dort nach deinesgleichen suchen, dann wärst du nicht mehr…“

„…einsam.“, vervollständigte sie.

„Du handelst edel, hättest du mich doch schon längst köpfen können um mir den Gar auszumachen. Aber Edelmut rettet nicht die Welt. Nicht deine und nicht meine, wenn du sie schon so dringend trennen willst. Fordere es von mir und ich verschwinde auf der Stelle aus deinem Leben. Danach kannst du den Schwarzfelskönig gleich vernichten.“
 

„Mein Handeln hat nichts mit Edelmut zu tun. Das hat Morgul auch nicht verstanden als wir… als wir diese halsbrecherische Mission zu deiner Rettung antraten. Er fragte mich, ob ich Angst vor dem Tod hätte, aber ich sagte nein und er hielt es für Edel. Was soll schon ehrenwert daran sein, seinem Leben keinen Sinn geben zu können?“, klagte ich unter einem gewaltigen Tränenstau.

„Und trotzdem hast du weiter gemacht. Mit dem Leben.“

„Natürlich, ich wollte doch Aviar nicht im Stich lassen. Ich war die Einzige die er noch hatte. Hättest du…“
 

Sie blickte mich starr an und schloss dann die Augen als wolle sie sagen, Warum lässt du mich dann im Stich?

„Ich vermisse ihn so sehr.“, fiel ich auf die Knie.

Die Tränen rollten über meine Wangen, als wäre ein Wasserfall aus mir ausgebrochen.

Zum ersten Mal weinte ich richtig über die gescheiterte Aufgabe unseres Heeres. Fünftausend Mann waren einfach so ausgelöscht worden, von Magiewesen wie Elaine eines war. Von verfluchten Menschen fressenden Ghoulen.

Sie stand einfach nur still vor mir ehe sie sagte: „Dein Hass zerfrisst dich, weil du mir die Schuld dafür gibst. Ich kann nicht behaupten, dass wir beide in einer glücklichen Welt aufgewachsen sind. Und genau deshalb bin ich der Ansicht, wir sollten uns noch mehr unterstützen und uns gegenseitig helfen. Ich hätte allen Grund Menschen zu meiden. Immerhin war es ein Mensch der die Magiefresser aussandte um Mutter zu töten. Menschen haben mir das angetan. Menschen haben mich eingeschlossen, wegen meines Blutes. Menschen haben dir deine Mutter genommen. Menschen haben Vater so handeln lassen. Menschen…“
 

„Hör auf!“

Erst jetzt kniete sie sich zu mir hinab und nahm mich in ihre Arme.

Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen und so vergrub ich mich weinend in ihre Schulter.

Was war ich doch nur für ein erbärmlicher Anblick. Eine sich in Grund und Boden heulende Kriegerin die schwächlich im Schoß ihrer kleinen Schwester Zuflucht sucht.

„Ich vermisse Mutter auch.“, flüsterte sie dann.

Ihre Mimik und ihr Verhalten waren die ganze Zeit über wieder so kühl und ruhig, fast schon gespenstisch.
 

Die Sonne stand hoch, als ich mich endlich beruhigt hatte.

Elaine sagte kein Wort mehr und auch ich brachte nichts über die Lippen, ohne in Geflenne auszubrechen. Mit verquollenen Augen schaffte ich es schlussendlich doch noch aufzustehen und mit ihr weiter zu wandern.

„Vielleicht hast du Recht. Wir sollten den Seeweg wählen. Die Bucht zu umrunden würde uns nur unnötig in Gefahr bringen.“, sagte ich ausgezehrt.

„Wir werden verfolgt.“, wisperte sie ruhig.

Gerade als ich mein Schwert ziehen wollte, hielt sie mich ab und griff streng an meinen Arm. Ihr Blick verriet nichts, bis sie sagte: „Dow, ich weiß, dass du hier bist.“

Im selben Moment sprang der kleine Grüne uns vor die Füße.

„Du bist gut. Zu gut.“, meinte er.

„Warum verfolgt er uns?“

„Oh, ich fand euer Gespräch sehr interessant und habe mich entschieden weiter mit euch zu reisen.“

„Das hast du also entschieden? Ganz alleine wie ich sehe.“, gaffte ich ihn unwirsch an.

„Vielleicht kann ich euch helfen.“, sagte er mit diesem frechen Grinsen im Gesicht.

Ich wollte es ihm austreiben.
 

„Wie gedenkst du uns helfen zu wollen?“, meinte nun Elaine ruhig.

„Ich kenne hier in der Nähe einen Hafen der Alten. Er wurde lange schon aufgelassen, vor eurer Zeit. Aber es tummeln sich noch einige magische Wesen dort die die Magiefresser nicht erreichen können. Wir könnten Hilfe von ihnen bekommen. Jedoch kann nur die Nixe dort hin um sie zu erreichen, denn es handelt sich um eine versteckte unterirdische Bucht. Dort warten alle auf eure Ankunft, ja besonders auf dich, Kriegerin.“, deutete der Goblin auf mich.
 


 

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„Auf mich?“, stierte ich ihn ungläubig an.

„Ja ja. Natürlich. Ihr seid Aviars Töchter, nicht wahr?“, grinste er und bleckte mir seine nadelspitzen Zähne entgegen.

„Ich habe euch nicht gleich erkannt, man muss vorsichtig sein in der heutigen Zeit. Ihr versteht?

Aber ich bin ein sehr guter Freund eurer Familie. Er hat euch bestimmt nach Lebayna geschickt. Zu Lethors Bruder, Redda.“

Geschockt sah ich ihn an.

„Wie kommt es, dass du ihre Namen kennst?“

„Das sagte ich doch, ich bin ein Freund der Familie. Es tut mir leid Nixe, ich lernte dich und deine Mutter nie kennen. Ich wusste nicht, dass sie bereits an der Herrschaft des Schwarzfelskönigs zugrunde ging. Erst durch euer Gespräch…“, meinte er wehmütig.
 

„Jetzt wo du das weißt, hörst du auf mit dem Piesacken? Zuvor hättest du mich noch die Klippen hinabgestürzt, weil ich ein Mensch bin.“

Er kratzte sich verlegen am Kopf und meinte nur: „Kommt. Folgt mir.“
 

Wir gingen ein Stück weit in östliche Richtung bis wir an einen Hang kamen der in tiefes Gewässer führte. Der Goblin wuselte wie ein Äffchen vor uns her.

„So. Wie heißt du, Nixe?“

„Elaine.“, antwortete sie wieder wortkarg.

„Und du, Mensch?“

„Ivory.“

„Gut. Elaine, du musst dort hinab springen. Am Grund dieser dunklen Bucht ist eine unterirdische Höhle die einen Weg in den Hafen freigibt. Nur von innen kann man den Fels durch magische Runensymbole öffnen. Man wird dich dort sicher sofort Willkommen heißen, als Meerjungfrau. Und wir, Ivory, wir warten hier.“

Elaine war schon dabei Anlauf zu nehmen um hinab zu springen, als ich sie an der Schulter festhielt und zu mir zog.
 

„Was wenn er lügt und dort unten ein Ungeheuer auf dich wartet? Vertraust du ihm wirklich?“

„Vertrauen schafft Vertrauen.“, antwortete sie nur und löste sich aus meinem Griff um sich fallen zu lassen. Ich schrie ihr noch hinterher: „Pass auf dich auf!“ Aber sie durfte mich wohl nicht mehr hören.

Ich schloss nur die Augen, als ich das Eintauchen ins Wasser hörte. Sie sank so geschickt ins dunkle Blau, als wäre sie damit verschmolzen. Schon bald war sie so tief, dass ich nicht einmal ihre Silhouette erkennen konnte. Sie war im Wasser verschwunden.

Der Goblin Dow stellte sich neben mir auf eine Felserhöhung auf und grinste mich wissend an.

„Du hast doch Angst sie zu verlieren, nicht wahr, nicht wahr?“

„Was geht’s dich an?“

Mein Brustkorb schmerzte als ich erkannte, dass Elaine ins Wasser verschwunden war und so entkam mir nur ein gewaltiger Seufzer.
 

„Wie viel hast du mit angehört, Goblin?“

„Ausreichend.“, antwortete er.

„Und wie lange dauert das wohl?“

„Abwarten.“, lächelte er alles wissend.

So ungenaue Aussagen zerrten an meinen Nerven.

„Weißt du, Ivory. Diese Scheu und dieses Misstrauen haben dich vermutlich so lange am Leben erhalten. Behalte dir diesen Wesenszug solange es möglich ist.“, sprach er dann ernst, als der Fels zu poltern begann und sich vor meinen Augen eine lange Treppe auftat. Sie führte an der Klippenwand direkt in eine Höhle hinein.

Wie kam er auf die Idee, dass ich mein Misstrauen irgendwann ablegen wollte?

„Bitte nach dir.“, sagte ich nur dem Goblin.

Er kicherte und sprang voran.
 

Als ich in die Höhle eintrat, roch es zuerst so modrig wie in der Grotte. Später jedoch musste dieser Geruch einem salzigen und blumigen weichen. Das dämmrige Licht wurde jäh verschluckt, als die Höhle sich hinter mir schloss.

„Komm!“, forderte Dow wieder auf und leitete mich durch den Fels.

Der Gang endete weitläufig und gab einen gewaltigen Unterirdischen Hafen preis.

Hier tummelten sich die unterschiedlichsten Wesen. Ja jedes Wesen, von dem ich dachte, es sei bereits durch die Magiefresser ausgerottet.
 

Als ich Dow folgend durch die Menge ging, musste ich viele von Abscheu geprägte Gesichter erblicken.

Hier hasste man mich wohl, genauso wie ich sie.

„Wo ist Elaine.“, war das Erste.

„Sie wird wohl noch im Wasser sein. Ich bringe dich zu ihr.“

Ich sah nach oben und im steinernen Gewölbe flogen etliche Geflügelte.

Greife in allen Farben kreischten aufgeregt umher.

Schließlich erspähte ich sie bereits auf einem Steg und wie ich erkennen musste, neben einer anderen Nixe.

Wieder schnürte mir mein Brustkorb mein Herz zusammen und ich fing an zu straucheln.

„Was ist los?“, fragte Dow grinsend.

Ja, was war bloß los? Wenn ich es doch nur selbst wüsste.

Ich stellte mich hinter die beiden Meerjungfrauen, in meiner dicken Ledermontur kam ich mir vor diesen fragilen und zerbrechlichen Wesen vor, wie ein grobschlächtiger Moloch.

Die eine neben Elaine schrie laut auf und rutschte sofort vom Steg ins Wasser hinab bis nur noch ihr Kopf über die Holzbretter hervor lugte.

Ich biss mir nur auf die Lippen und sagte nuschelnd: „Schön dich wieder zu sehen.“

„Ivory, warte! Setz dich doch.“

„Ich glaube, ich mache deinen neuen Freunden angst.“, antwortete ich und ging wieder in die Richtung, in der Dow stand und auf mich wartete.

Dieser sagte jedoch nichts sondern ging mir nur wieder voran.

Als wir an einem schmuck verzierten Gebäude ankamen, lächelte er mich an und deutete auf die Tür.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, aber nichts schien die unsichtbaren Schnüre um mein Herz sprengen zu können.

Dann ging ich durch die Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sira
2009-08-26T20:20:10+00:00 26.08.2009 22:20
Ein neues Kapi, juhu^^ Ich finds cool, das Ivory endlich mal Gefühle zeigt, obwohl ich sie ja wenn sie böse ist lieber mag XD Und ich bin mal gespannt was als nächstes passiert und warum die da alle schon auf die Zwei gewartet haben! Immer diese abrupten Kapitelenden wenns grad spannend wird T.T


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