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Elaine & Ivory

accursed sisterhood
von

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Die Magiefresser und das Leugnen

Die Magiefresser des Buschwaldes
 


 

Wir durchquerten einen Teil des Buschwaldes und stießen zum Glück auf keine Gefolgsleute des Gegners.

Die Nixe folgte mir auf Schritt und tritt, blieb jedoch immer wieder stehen um sich die Natur anzusehen.

„Los, geh weiter oder ich lasse dich hier zurück!“
 

Fasziniert von ihrer Umgebung bemerkte sie nicht, als ich mich kampfbereit machte.

„Sei leise Fisch!“, packte ich sie grob am Arm und zog mein Schwert.

„Ich kann hier meine Magie nicht anwenden.“, sagte sie nur ruhig.

„Hier ist nicht ausreichend Wasser.“, vervollständigte sie, als sie meinen zweifelnden Gesichtsausdruck sah.

Dann sah ich das, was ich zuvor im Geäst gehört hatte.

Es waren Magiefresser auf Rundgang.

Drei von ihnen stakten in ihren abnormen Gestalten auf spindeldürren Beinen durch den Waldboden.

Selbst ihre Arme reichten bis an den Boden und ihre Finger schliffen wie knorrige Äste hinter ihnen her. Ihre Augenhöhlen erinnerten an die eines Totenkopfes und ihr Leib an die Rinde eines Baumes. Sie waren verknöcherte Missbildungen die rochen wie gärendes Obst.

„Wenn du keine Magie einsetzt, wird es besser für uns sein.“, sagte ich zu dem Fisch.

„Sind das Magiefresser?“

„Ja beim Propheten, hast du noch nie welche gesehen?“

„Nein. Ich…“

Ihre Stimme überschlug sich als ihre Augen wieder wässrig glänzten.

Dann sagte sie: „Solche haben Mutter getötet?“

Ich atmete tief durch, während die Wesen immer näher kamen. Sicher waren sie zwei Mal so groß wie ich, aber sie nahmen uns nicht wahr.

Zumindest solange keiner von uns zauberte.

„Bitte, Fisch. Reiß dich zusammen und unterlasse alles was magisch ist.“

Sie kam näher und hielt sich an meinem zerrissenen Ärmel fest.

Wieder schwappte eine gigantische Welle Angst über mich.

Sie zitterte.

Im selbem Moment drehte sich einer der Magiefresser zu uns herüber und beugte sich auf Augenhöhe.

Die Meerjungfrau begann zu wimmern und sagte dann leise: „Ich habe Angst, Ivory. Ich…“

Dann drehte sich der Magiefresser wieder um und folgte seinen Kumpanen.

Ich hingegen stand immer noch stocksteif da.
 

„Du sollst mich… nicht anfassen!“, murrte ich finster.

Die Nixe zitterte unentwegt, blickte völlig verstört in die Richtung der Magiefresser und bemerkte meinen Groll erst, als ich ihr meine Schwertspitze an die Kehle hielt.

Ich glaube auch zum ersten Mal blickte ich sie richtig an. Nicht nur flüchtig, sondern musternd.

Ihre Haut war übersäht von Narben. An ihren Armen wurden diese zu dicken Striemen und einige waren noch stark gerötet. Ja selbst in ihrem Gesicht waren sie. Warum war mir das zuvor nicht aufgefallen?

Ich musste mich wieder ermahnen, dass sie eigentlich meine Schwester ist und als ich sie so zitternd dastehen sah, gepeinigt von der Blutlust des Königs, nahm ich meine Klinge runter und steckte sie weg.

Ohne ein weiteres Wort ging ich weiter.

Sie folgte mir.
 

Nachdem die Stille zwischen uns unerträglich geworden war, wollte ich etwas sagen, aber sie kam mir zuvor: „Warum hasst du mich?“

Ihr Kopf war gesenkt und ihr Gang unsicher.

„Ich hasse dich nicht.“, ging ich weiter voran.

„Aber ertragen kannst du mich auch nicht.“

„Das stimmt.“

Ich war gefasst auf die nächste Frage, aber sie sagte nichts mehr.

„Wir schaffen es heute noch aus dem Buschwald, aber das nächste Dorf in dem wir uns Proviant besorgen können, liegt noch einen Tagesmarsch entfernt. Ich schlage vor, der nächstbeste Lagerplatz wird in Anspruch genommen. Es wird eine halbe Ewigkeit dauern, bis wir Lebayna erreicht haben. Und im Grunde, laufen wir doch Ziellos durch die Gegend.“, kündigte ich resignierend an.

Sie erwiederte nichts und so bielb ich auch wieder stumm.
 

Ein paar Stunden später und die Sonne stand wieder tief am Himmel.

Die Nixe sprach kein Wort mehr seither, bis wir den Buschwald verließen und ich uns ein geeignetes Feldlager aufschlug. Ich machte ein Feuer und stellte Fallen für die Tiere in der Umgebung auf. Obwohl ich nicht hoffte überhaupt etwas zu fangen. Die Meerjungfrau hingegen ging einfach davon und als sie wieder kam, hatte sie zwei Feldhasen in den Händen.

Ohne ein Wort legte sie sie mir vor die Füße und setzte sich auf die andere Seite des Feuers.
 


 

Das Leugnen des eigenen Blutes
 


 

Nachdem wir gegessen hatten wollte ich sie noch etwas fragen: „Fisch. Wir haben einen gewaltigen Vorsprung, dennoch denke ich, dass wir immer noch verfolgt werden. Deshalb schlage ich vor, wir wechseln uns mit der Nachtwache ab.“

Sie nickte nur.

Als ich mit wachen dran war weckte sie mich, indem sie mich mit einem Stock in die Seite piekste.

Am Morgen wurde ich unsanft von etwas nervtötenderem als einem Stock geweckt.

Es war das patschen ihres Fischschwanzes.

Ich lugte auf die Glut des Lagerfeuers und dann auf die Nixe die immer noch davor lag und mich keines Blickes würdigte.
 

„Hey, was ist los mit dir?“, fragte ich sie.

Sie atmete schwer: „Ich war noch nie so lange ohne…“

„… Wasser?“, beendete ich ihren stockenden Satz.

„Aus diesem Grund wandelst du dich?“
 

„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.“, sagte sie leise.

„Beim Bart des Klerus, wenn du das öfter machst, werden wir in einem Monat noch nicht da sein. Verlange nicht von mir, dass ich dich trage!“

„Eher lässt du mich zurück, nicht wahr?“
 

Ich ballte meine Hände zu Fäusten bis die Knöchel weiß hervortraten.

Jetzt redete sie mir auch noch ein schlechtes Gewissen ein. Aber auf dieses Spiel wollte ich mich erst gar nicht einlassen.

„Natürlich. Kann ich was dafür, dass du unfähig bist?“

„Nein, nicht unfähig. Bloß tot, jeden Moment.“
 

„Tot?“, lachte ich erheitert bei der Vorstellung.

Sie setzte eine Pause ein, holte tief Luft und flüsterte: „Ich vertrockne.“

Im selben Moment überkam mich die Todesangst die die Nixe gerade auszufechten hatte.

Geschockt über diese gewaltige Angst ließ ich die Kinnlade weit offen stehen, als mir die Gänsehaut den Rücken entlang lief.

„Hör auf damit. Hör auf mich immer so mit dieser Angst zu konfrontieren!“, warf ich ihr an den Kopf.

Dann, zum ersten Mal seit ich sie in der Grotte gefunden habe, fing sie an zu weinen.

Sie bettete ihren Kopf in ihre Arme und schluchzte unaufhörlich in einem wimmernden Ächzen.
 

„Ich habe gestern alles verloren. Mein Obdach, meine Mutter, meinen Vater, ja selbst meine Schwester von der ich wusste, dass sie als einziges noch lebt. Ich habe die Kraft verloren schön für sie zu sein, denn sie erträgt mein Aussehen nicht. Der Halt wurde mir genommen, von dem Mutter sagte, dass ich ihn bei ihr finden würde. Sag mir, was würdest du fühlen?“

Ich schlug die Augen nieder, betrachtete mein Schwert und meinen kaputten Lederharnisch.

Sie hatte mir das Leben gerettet, wenn ich es mir nur eingestehen konnte.

Ich biss mir so fest auf die Lippen, dass ich zu bluten begann.

Ja, sie hatte mir das Leben gerettet, sie war meine Schwester und Vater wollte sie aus den Klauen des Königs befreien.

Aber ich tue nichts um sie in der Familie willkommen zu heißen.

Im Gegenteil, ich habe bis jetzt nur schreckliche Dinge zu ihr gesagt.

Was bin ich nur für eine Ausgeburt?
 

„Ich habe auch meine Familie verloren. Meine Freunde, meine Ziele. Aber ich habe eine Schwester gewonnen, von der ich nichts wusste. Sie ist ein fabelhafter Mensch… ich meine… ein fabelhafter Fisch. Aber sie hat sich etwas Besseres als mich zur Schwester verdient, denn ich bin nur ein grobes Weib mit der Vergangenheit eines Berserkers.“

Ihr Schluchzen versiegte und ebenso ihre Flosse.

Als sie wieder völlig menschlich vor mir saß und mich aus großen, tränennassen Augen ansah, entkam ihr ein schüchternes Lächeln.
 

Ich erwiderte es, bevor sie sagte: „Ich habe nur dich, bitte verstoße mich nicht.“

„Ich bin ein schwieriger Mensch, das sagte Aviar immer.“, lachte ich.

„Mutter sagte, sie sei sehr stolz auf dich gewesen.“

„Du hast sie gekannt?“, fragte ich erstaunt.

„Sicher. Ihr habt an der Grenze zu Lebayna gelebt an einem Fluss. Dort hat sie auch unseren Vater kennen gelernt und sich in ihn verliebt.“

„Was weißt du denn noch über Mutter?“, wurde ich nun neugierig.

„Nach deinem fünften Sommer bekam sie ein zweites Kind. Es war die Zeit in der König Schwarzfels die Magiefresser ausgesandt hatte.

Dieses Kind war ich.

Ich kam mehr nach unserer Mutter - wie du sicher bemerkt hast - und so musste sie heimlich mit mir fliehen. Unser Vater musste nicht lange raten um zu erfahren wo wir waren, denn König Schwarzfels Unsterblichkeit verbreitete sich in Windeseile. Sie hat mir viel und oft von dir erzählt, als wir in der Grotte eingeschlossen waren.“
 

Mir standen Tränen in den Augen.

Zum ersten Mal erzählte mir jemand etwas über meine Mutter. Aviar hatte es immer vermieden, weil er sich vor den Magiefressern fürchtete.

Sie sah mich neugierig an, als würde sie hoffen auch etwas über unseren Vater in Erfahrung zu bringen. Aber ich konnte im Moment nicht darüber sprechen.

Es schnürte mir die Kehle zu.
 

„Elaine?“
 

Geschockt darüber, dass ich ihren Namen aussprach, sah sie mich an.

„Von mir aus ist das Berührungsverbot aufgehoben.“

Mit starrer Mine stand sie auf, schritt auf wackeligen Beinen um die Reste des Lagerfeuers und ließ sich neben mich auf die Knie fallen.

Sie sah mich eindringlich von der Seite aus an, ich rührte mich aber nicht, hatte nur gerade gewaltige Mühe einen Heulkrampf zu unterdrücken.

Da fasste sie zögernd an mein Gesicht und strich langsam mit ihren Fingerspitzen an meinen Wangen entlang. Sie betastete mich wie ein Blinder, als wolle sie jeden Muskel meines Gesichts in sich einprägen.

Schließlich nahm ich ihre Hände und legte sie um meinen Nacken.

„Für gewöhnlich macht man das so.“, flüsterte ich stockend und umarmte sie.

Sie drückte sich an mich und jauchzte kurz erleichtert auf.
 

Wenn es nach ihr ginge, hätte diese Umarmung wohl noch sehr lang gedauert.

„Okay, das reicht jetzt. Für alles gibt es Grenzen.“, stellte ich schnell fest und drückte sie wieder von mich.

Sie rutschte ein Stück zur Seite, aber mit einem gewaltigen Lächeln im Gesicht.

Eines das hätte jeden Magiefresser umwerfen können.

„Machen wir uns wieder auf den Weg.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sira
2009-08-24T12:09:12+00:00 24.08.2009 14:09
Waah, wie süß^^ Elaine ist total niedlich, wie sie da sitzt und die ganze Zeit versucht das Richtige zu tun^^ Und Ivory schnallts ja auch langsam, echt gut!
Aber ich hoffe das wird noch aufgeklärt, ob König Schwarzfels nun wirklich unsterblich ist oder nicht, in der Charakterbeschreibung von Elaine steht ja, dass er es nicht ist, weil sie nur eine halbe Meerjungfrau ist, aber wenn er ja früher die Mutter hatte hat er sich von ihr ja sicher das ´reine´ Blut geholt^^
Aber wenn es in der Geschichte noch aufgeklärt wird erzähls mir nicht!


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