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Angel's

Deine Gebete wurden erhört...
von

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Kein Entkommen ...

Riana spülte das dreckige Geschirr ab, das sich schon zu stapeln begann. Einige Essensreste ließen sich nicht mal mehr richtig abwischen, sondern eher noch abkratzen. Es war nicht gerade Rianas Lieblingsaufgabe, doch um ihrer Mutter zu helfen nahm sie sich schon einmal auch solche unannehmlichen Sachen vor. Und ihr Stiefvater war im Haushalt so oder so keine große Hilfe. Er lag wie immer eigentlich vor dem Fernseher und trank dabei genüsslich seinen Alkohol zum an heitern.

„Papa, bitte hilf uns doch ein wenig“, flehte Riana in ihrem Kopf immer und immer wieder.

„Hey, bring mir mal noch ein Bier! Und räum' das Zeug hier weg!“, brüllte ihr Stiefvater aus dem Wohnzimmer heraus.

„Ich komme“, antwortete Riana zwar laut, aber trotzdem eingeschüchtert.

Der Ton gefiel ihr schon gar nicht. Sie hatte Angst, Angst vor Schlägen, Angst vor allem schlimmen, was er ihr hätte antun können.

Riana holte aus der Speisekammer eine Flasche von dem Bier ihres Stiefvaters heraus. Wie konnte einem so etwas nur schmecken? Als sie das Wohnzimmer betrat, gab Riana ihrem Stiefvater die Flasche in die zitternde Hand und begann sofort das Chaos zu beseitigen, das auf dem Tisch herrschte. Er war so voll gestellt, dass es ein Wunder war, dass noch Platz darauf zu finden war. Riana wischte zwischen den Gläsern und Flaschen schon einmal ein wenig weg, doch leider war das einfacher gedacht als gemacht. Sie eckte an eine Flasche an, die nahe dem Tischrand stand und diese fiel unweigerlich zu Boden, ohne das Riana etwas hätte machen können. Die Flasche zersprang und ließ die großen Splitter, scharf und gefährlich, auf dem Teppich liegen.

„Kannst du überhaupt was richtig machen?“, brüllte Rianas Stiefvater sie an.

„Es tut mir Leid“, weinte ihr trauriges Herz nach außen hin und wieder kam die Angst in ihr hoch.

Krampfhaft versuchte sie den Großteil der Splitter bereits einzusammeln, als sie den starken Druck auf ihrer linken Hand bemerkte und dann nur einen beißenden Schmerz empfand. Sie schrie auf und weinte noch mehr als zuvor.

„Du dummes Ding. Mit dir hat man auch nur seinen Ärger!“, schrie er ihr demonstrativ ins Gesicht.

„Dich kann man echt nicht gebrauchen!“, beschwerte er sich weiter und ging von ihrer Hand herunter, nur um sie dann grob am Arm zu packen und mit sich zu zerren.

„Wo bringst du mich hin?“, fragte Riana, immer noch weinend vor Schmerz.

„Dahin, wo du keinen Ärger mehr machen kannst“, deutete er ihr nur an, bevor er sie in Richtung der Kellertür zerrte.

Man merkte, dass er wieder sehr betrunken war. Vielleicht bekam er nicht einmal mit, wie sehr er Riana verletzt hatte. Oder er wusste es und machte es gerne. Wie grausam konnte ein Mensch nur sein? Herr, bitte hilf mir, flehte sie in ihrem Kopf, während sie weiter versuchte ihren Schmerz zu verstecken, genauso wie ihre Tränen.

„Und hier bleibst du erstmal, bis ich dich hole, VERSTANDEN!?“, brüllte Rianas Stiefvater sie an.

Er stieß sie die Treppe zum Keller hinunter und Riana konnte sich gerade mit Not und ihrer rechten Hand am Geländer fest halten, um nicht noch die Stufen hinunter zu fallen. Sie blickte nach oben in das finstere Gesicht ihres Stiefvaters, bevor dieser dann die Tür zu machte. Man hörte das Klicken des Schlosses und Riana bewegte sich schnellen Schrittes wieder die Treppe hinauf. Sie versuchte die Tür zu öffnen, mehrmals sogar, doch die Tür war fest geschlossen und bewegte sich nur einige Millimeter, bevor es nicht mehr weiter ging.

„Lass mich raus“, schrie sie ihrem Vater durch die Tür hinterher, doch sie bekam keine Antwort.

Nun war sie alleine. Alleine mit sich selbst, alleine mit dem Schmerz, der mehr ihr Herz als ihre Hand durchzog.

Warum tat er ihr so etwas an? Was hatte sie nur falsch gemacht? Wieso passierte ihr so etwas? Hatte sie nicht oft genug gebetet?

Doch nun betete Riana mehr als je zuvor zu ihrem Herrn, auf das er sie retten würde. Sie stieg die Treppen langsam rückwärts hinunter, während sie die Augen geschlossen hielt und auf ein Zeichen wartete.

Sie spürte die Wand hinter sich, als sie bereits ganz unten angekommen war. Aber sie erschrak nicht, sondern betete weiter. Sie hoffte so sehr, dass ihr richtiger Vater kommen würde, um sie zu beschützen.

„Ich helfe dir“, schien ihr eine leise, engelsgleiche Stimme zu flüstern.

Riana öffnete die Augen und schaute sich in dem schlecht beleuchteten Keller um. Niemand war hier. Hatte wirklich jemand etwas geflüstert? Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Egal, was es war: es machte ihr irgendwie Hoffnung.

Die Minuten der Stille durchstreiften den Keller und Riana betete immer weiter und hoffte auf ein weiteres Zeichen. Doch es kam nichts, aber trotzdem gab sie nicht auf.
 

Ein lautes Knallen war bis in den Keller zu hören. Eine Tür von oben wurde scheinbar regelrecht aufgetreten. Riana zuckte zusammen, denn dieses laute Geräusch kam völlig unerwartet. Hatte ihr Stiefvater wieder einen Wutanfall? Nein, warum sollte er deswegen gleich eine Tür eintreten? Das hatte er jedenfalls nie vorher gemacht.

„Hey, was wollen sie hier?“, hörte Riana ihren Stiefvater entsetzt brüllen.

„Das holen, was uns gehört!“, sagte eine andere, männliche Stimme etwas leiser und doch deutlich.

Ein gedämpfter Knall, fast schon wie etwas sehr schnelles, war noch kurz zu hören, bis Stille eintrat. Vor Schreck traute Riana sich nicht einmal ein einziges Geräusch von sich zu geben. Es war eigentlich schon viel zu ruhig. Was war nur geschehen?

„Hier ist nichts weiter, jedenfalls nichts wertvolles“, hörte Riana eine weitere Person leise sagen, während sie am Fuß der Treppe stand und etwas leicht klimpern hörte.

„Dann lass uns verschwinden! Der kann bei uns keine Schulden mehr machen“, antwortete wieder die erste, unbekannte Männerstimme.

Schritte kamen näher, näher an die Kellertür. Sie wurden immer lauter und Riana stockte vor Angst der Atem. Was sollte sie tun, wenn die Männer sie hier unten finden würden? Die Angst stieg ihr in jede Faser ihres Körpers hoch. Was sollte sie nur tun?

Die unbekannten Männer waren wohl gerade kurz vor der Kellertür, doch dann wurden die Schritte wieder etwas leiser und entfernten sich weiter. Sie hörte eine andere Tür zugehen und plötzlich war wieder alles still. Was war da passiert? Von ihrem Stiefvater hörte sie auch nichts mehr. Und raus konnte sie auch nicht, weil die Tür von außen abgeschlossen war. Riana konnte nur noch warten. Und sie spürte neben der Angst auch Müdigkeit. Wie lange war sie schon hier unten? Ihre Armbanduhr lag noch in der Küche. Nun hatte sie vollkommen die Zeit vergessen.
 

Ein schriller Schrei ließ Riana wieder erwachen. Es war ihre Mutter, die da voll Entsetzen aufschrie. Riana brauchte ein paar Minuten, um sich in der fast vollkommenen Dunkelheit zu Recht zu finden. Sie stieg die Stufen langsam hinauf und klopfte laut gegen die immer noch verschlossene Kellertür, als sie das Holz vor sich spürte.

„Mama? Mama, ich bin hier!“, rief sie durch die Dunkelheit und hoffte, dass ihre Mutter sie hören konnte.

Und tatsächlich: Schritte näherten sich dem Keller, schnell und scheinbar nervös und verängstigt.

„Riana?“, fragte die weiche Stimme ihrer Mutter in Richtung der Tür, hinter der Riana bestimmt schon seit Stunden eingeschlossen war.

„Ja, Mama. Mach bitte die Tür auf!“, antwortete Riana mit Erleichterung in der Stimme.

Das Klicken des sich öffnenden Türschlosses klang in Rianas Ohren wie der Ton der Kirchglocke am Sonntag vor dem Gebet. So befreiend ...

Das Holz war nicht mehr wie eine Mauer zwischen Riana und dem Licht, dass ihr nun etwas in den Augen stach, auch wenn es nur von der Lampe im Flur kam. Wenige Sekunden vergingen, bevor sie ihrer Mutter in die Augen sehen konnte. Sie weinte vor Schmerz und auch vor Freude, als sie ihre Tochter sah und kurz darauf fest in den Arm schloss.

„Mama, was ist los?“

Riana konnte sich diese Reaktion nicht wirklich erklären, doch sie konnte ihre Mutter in diesem Moment auch nicht wirklich von sich stoßen.

„Dein Stiefvater ...“, brachte ihre Mutter schluchzend hervor.

Riana merkte, wie sich graue Wolken vor die Sonne schoben. Sollte das ein Zeichen sein?

Nun drängte sie sich aber vorbei in das Wohnzimmer. Was war denn nur los? Rianas Mutter versuchte sie noch zurück zu halten, doch niemand hätte sie nun aufhalten können. Und nur noch ein heftiger Schreck glitt ihr durch den ganzen Körper, als sie den Blick durch die geöffnete Wohnzimmertür und das dahinter liegende Sofa warf.

Der helle, angenehme Bezug war nun mit dunkelrotem Blut getränkt. Und darin zusammengesackt lag ihr Stiefvater mit blutender Brust. Sein verängstigter Blick und allein seine Hand, die er auf die Wunde gelegt hatte, würden Riana vermutlich auf Ewig in Erinnerung bleiben. Doch wer hatte das getan? Hatte sie das zu verantworten? Kein Entkommen für einen Mann, der seine Familie nicht mehr zu schätzen wusste. Und Riana hatte dafür scheinbar gebetet.

Der Schmerz, den sie zuvor noch immer in ihrer linken Hand verspürte, war nun fast schon wieder vergessen. Denn für diesen Augenblick saß der Schrecken ganz woanders. Was konnte sie nun noch tun?

Die ersten Regentropfen prasselten gegen die Fenster im Haus und nach und nach wurde der Regen stärker. Als würde jemand weinen. Riana selbst und auch ihre Mutter, und der Himmel teilte die Tränen mit ihnen. Doch warum weinte Riana? Er war so grausam, doch auch jemand wie ihr Stiefvater hatte einen solchen Tod nicht verdient.

Rianas Mutter weinte so stark in der Küche. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie dann endlich für kurze Zeit die Kraft hatte die Polizei zu rufen. Doch was sollten diese jetzt schon noch machen können?

Riana selbst gab sich Schuld an diesem Ende. Und es gab nur noch einen Weg, es auch nur wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. Die Beichte in der Kirche!



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