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Was Mut bewegt

Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen
von

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Der Duft der Freiheit

Kapitel Dreißig: Der Duft der Freiheit
 

Seit jener verhängnisvollen Nacht waren nun schon mehrere Wochen vergangen. Der Sommer war endgültig da und auch die Sommerferien hatten längst begonnen. In Hogwarts war seit Dumbledores Tod und dem Verschwinden von Draco Malfoy und Luna Lovegood der Teufel los. Professor McGonagall übernahm vorübergehend den Schulleiterposten, aber jedem war klar, dass im nächsten Schuljahr ein neuer, von Voldemort eingesetzter Direktor da wäre, der vielleicht nicht so geneigt sein würde, die Schüler vor Rassismus und Willkür zu schützen. Besonders die Muggelstämmigen fürchteten um sich und ihre Familien, während viele reinblütige Eltern beschlossen, ihre Kinder nicht unter Voldemorts Regime nach Hogwarts zu schicken. Als ob sie eine Wahl gehabt hätten...

In Cornwall hingegen war nach einigen Reibereien zwischen Mutter und Sohn ein recht friedliches Zusammenleben entstanden. Zwar hatte Draco Einiges aufbieten müssen, um Narzissa davon zu überzeugen, dass Luna einfach genial war und genau das, was er brauchte, im Endeffekt hatte die ältere Frau es eingesehen. Sie hatte ihren kleinen Jungen selten so lebhaft und geradezu widersinnig glücklich gesehen, wie wenn er mit Luna zusammen war. Und Narzissa musste durchaus zugeben, dass Xenophilius Lovegoods Tochter intelligent und artig war. Zudem war sie reinblütig, so dass Draco kaum Blutschande über den Namen Malfoy bringen konnte. So rauften die drei im Exil sich zusammen und verlebten eine eher unspektakuläre, sehr friedvolle und gemütliche Zeit.
 

Der Sommer hatte seinen Höhepunkt gefunden. Strahlendblau war der Himmel, die Sonne gab ihr Bestes und brutzelte die Menschen, wenn sie nicht vorsichtig waren. Luna, die den Aufenthalt in Cornwall sehr genoß, hatte sich wieder einmal aus dem Cottage gestohlen, um zu ihrem Lieblingsplatz an den Klippen zu gehen, um in aller Ruhe ihren kleinen Träumereien nachgehen zu können. Es war ein Glück, dass das Cottage so nah am Meer, aber dennoch abgeschieden lag. Muggel hätten sie sehen können. Oder noch schlimmer, Zauberer. Denn auch wenn sie hier freier war als in Hogwarts oder daheim, sie musste trotzdem fürchten, entdeckt und verraten zu werden.

Eine sanfte Brise spielte mit Lunas langem, hellblondem Haar, das nun um ihren Kopf wehte und ihr teilweise die Sicht nahm. Sie lächelte, als sie ‚ihren’ Platz erreichte, sich in das vom Wind gewellte, grüne Gras niederließ und auf das Meer hinaussah. Es schimmerte in allen möglichen Blautönen und sah sehr verlockend aus.

‚Ich werde Draco fragen, ob er mit mir Schwimmen geht.’, nahm Luna sich vor, während sie sich ganz ihren Träumereien hingab. Es war doch merkwürdig, wie vertraut ihr das Zusammenleben mit Draco und seiner Mutter mittlerweile erschien. Fast so, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Um ihren Vater musste Luna sich nicht sorgen. Er bekam weiterhin jede Woche einen Brief von ihr, in dem sie allerdings ihren exakten Aufenthaltsort verschwieg, falls die Eule abgefangen wurde. Zusätzlich zu dieser Vorsichtsmaßnahme gab Luna ihre Briefe Snape mit, der sie häufiger besuchen kam und seiner ehemaligen Schülerin den Gefallen tat, die Schreiben von Hogwarts aus abzuschicken. Überhaupt, seit Dumbledore tot und Luna nicht mehr Schülerin war, benahm Snape sich ganz anders, als sie ihn kannte. Zugegeben, sie war auch in seinem Unterricht keine auffällige Schülerin gewesen, bezüglich Lärm(der meist nicht existent war, aufgrund drakonischer Strafmaßnahmen) oder Dummheit(wie besonders Neville Longbottom sie an den Tag legten). Luna war immer Snapes Anweisungen gefolgt und hatte dementsprechend für eine Ravenclaw mit einem Slytherin als Zaubertranklehrer, der außerdem extrem parteiisch war, recht ordentliche Noten. Das war nun vorbei. Und ein bisschen vermisste Luna die Schule auch, obwohl im Moment eh Sommerferien gewesen wären.
 

Draco war wieder auf einem seiner ausgedehnten Spaziergänge, die er seit einiger Zeit gern unternahm, um den Kopf frei zu kriegen und zu planen, wie es weitergehen sollte. Sie konnten sich schließlich nicht ewig hier verstecken. Schon gar nicht, wenn der Dunkle Lord Rache üben konnte an Lucius Malfoy. Draco hing trotz aller Differenzen an seinem Vater und die Vorstellung, Voldemort könne ihm ein Leid tun, war Malfoy jr. unerträglich. Zumal auch Narzissa ihren Ehemann zu vermissen schien.

Ein Seufzer entfuhr Draco. Noch nie hatte er sich so frei und unbeschwert gefühlt, wie in den Wochen hier im Cottage. Es gab kein steifes Familienzeremoniell mehr, keine Hausaufteilung, die ihn und Luna trennte. Jetzt grinste Draco. Ja, das Cottage hatte seine Vorteile. Wenn er daran dachte, wie er nun jede Nacht sein Mädchen im Arm hielt und sich auch relativ häufig mit ihr vergnügte, ehe sie einschliefen, konnte er kaum wollen, dass dies jemals ein Ende hatte. Draußen, in der Zaubererwelt würde es für sie beide nur eine einzige Möglichkeit geben, wollten sie ihre Beziehung nicht aufgeben: und das war eine Heirat.

Im Prinzip hatte Draco damit kein Problem. Er liebte Luna über alles und weigerte sich, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass es eines Tages nicht mehr zwischen ihnen funktionieren könnte. Aber er wusste genau, dass Luna für solche Dinge noch kein gesteigertes Interesse zeigte und da er sie nicht erschrecken wollte oder sonstiges, behielt Draco sein kleines Vorhaben für sich. Vorerst.
 

Im Cottage selbst verbrachte Narzissa Malfoy den Tag mit der Lektüre eines zerfledderten Romans, der noch von den Muggelbesitzern aus vorigen Jahrhundert stammte. ‚Vernunft und Gefühl’ nannte sich das Buch einer Autorin namens Jane Austen, von der Narzissa im Leben noch nichts gehört hatte. Auch wenn diese Austen ein Muggel war, ihre Geschichte hatte sie gut niedergeschrieben. So vertieft war Narzissa in das Buch, dass sie alles um sich herum vergaß. Eine erfreuliche Abwechslung zu Johnny Walker und den Kopfschmerzen, die er ihr bescherte. Zudem half das Lesen, sie von anderen Dingen abzulenken, wie etwa der Rache Voldemorts für den Verrat ihres Sohnes. Nachts konnte Narzissa sich nicht so gut wehren gegen grausige Visionen vom Lord, der ihren Ehemann quälte. Sie hielt sich für treulos, da sie nicht versuchte, Lucius zu retten oder Draco dazu anzuhalten, den Vater zu befreien. Im Grunde ihres Herzens aber wusste Narzissa, dass es kaum Möglichkeit gab, Lord Voldemort seine Beute streitig zu machen. Sie war eigentlich erfreut über Snapes Doppelrolle und der damit verbundenen Errettung ihres Sohnes und der eigenen.

Nur Luna Lovegood war Narzissa anfangs ein Dorn im Auge gewesen. Es hatte Einiges gebraucht, um sie davon zu überzeugen, dass Xenophilius’ Tochter nicht minderwertig oder unvollkommen war. Und nachdem Narzissa gesehen hatte, wie sehr ihr Sohn dieses merkwürdige Mädchen verehrte und liebte, hatte ihr Widerstand nachgelassen. Ohnehin hätte es keinen Zweck gehabt, Luna weiterhin zu missachten oder sie gar schlecht zu behandeln. In Lucius’ Abwesenheit war Draco das Oberhaupt der Familie und Narzissa hatte sich seinem Willen zu beugen. So ging es nun einmal zu in alteingesessenen Reinblüterfamilien und Narzissa hatte gewusst, auf was sie sich eingelassen hatte, in dem Moment als sie Lucius Malfoy das Ja- Wort gab. Schließlich war es in ihrer Familie nicht anders abgelaufen, mit dem kleinen Unterschied, dass es bei ihnen keinen Jungen gegeben hatte. Bellatrix war die Älteste gewesen und hatte ihre beiden kleinen Schwester, Narzissa und Andromeda, wie eine Löwin beschützt, obwohl sie doch eine Schlange gewesen war. Aber das alles war gewesen, bevor Bellatrix sich Voldemort angeschlossen, Rodolphus geheiratet hatte und verrückt geworden war. Zudem hatte Andromeda mit ihrer Hochzeit mit einem Muggelstämmigen Schande über den Namen Black gebracht und war aus der Familienchronik gehext worden.

Narzissa seufzte. Früher, bevor sie alle nach Hogwarts gingen, waren sie so verbunden gewesen miteinander. Auch als sie die Schule besuchten, hatten sie fest zusammengehalten, waren durch nichts und niemand zu entzweien gewesen. Warum hatte es nicht so bleiben können?

‚Dann wären viele Dinge wahrscheinlich anders gelaufen und ich hätte das Leben gelebt, wie ich es mir immer erträumt habe.’, dachte Narzissa wehmütig. Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Wolken hatten sich über die Sonne gelegt und den Nachmittag grau gefärbt. Sicherlich würde es heute noch einen kräftigen Guss geben...
 

So verbrachte jeder der Drei den Tag in völliger Freiheit, das zu tun, was ihm vorschwebte. Wie selten hatte es in ihrem Leben zuvor solche Gelegenheiten gegeben? Sie konnten gar nicht genug davon bekommen und obwohl zumindest die beiden Malfoys auf einigen Komfort verzichten mussten, wollten sie nicht, dass ihre Freiheit endete. Luna, die weniger pompös aufgewachsen war und auch einige Dinge im Haushalt erledigte, wenn sie in den Ferien bei ihrem Vater war, kümmerte sich um die Mahlzeiten und den wöchentlichen Hausputz, der nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch nahm, da dass Cottage nicht sehr groß war und zudem Draco und Narzissa ordentliche Menschen waren.

Narzissa hatte mit ihrer Wetterprognose Recht gehabt. Kaum eine halbe Stunde später begann der Regen auf das Dach des Cottages niederzuprasseln und ein sehr durchnässter Draco stolperte durch die Tür. Sein weißes Hemd war durchsichtig geworden, so dass sein muskulöser Oberkörper gut zu erkennen war. Narzissa, die sich auf das Sofa gefläzt hatte, sprang mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit auf.

„Draco! Komm, schnell, ich hol dir ein Handtuch. Du musst dich abtrocknen, sonst erkältest du dich noch.“

Der Blonde grinste. Seit sie im Cottage lebten, gingen er und seine Mutter viel weniger förmlich um, als sonst. Vielleicht war Lunas Anwesenheit mit ein Grund dafür.

Kurz darauf drückte Narzissa ihrem Sohn ein weiches, flauschiges Badetuch in die Hände.

„Da. Abtrocknen, marsch.“, kommandierte sie, lächelte ihn aber warmherzig an.

Draco gehorchte und ging, nachdem er sich einigermaßen getrocknet hatte, nach oben, um sich andere Sachen anzuziehen. Narzissa indes ging in die kleine Küche, um dort Teewasser aufzusetzen. Sie füllte den Kessel und stellte ihn auf den Herd. Dann warf sie ein Holzscheit in den Ofen, um ihn am Laufen zu halten. Gerade, als sie das getan hatte, kam Draco zur Tür herein.

„Hast du Luna gesehen, Mum?“

Narzissa wandte sich um und schüttelte mit dem Kopf. Dass ihr Sohn sie ganz locker und gelassen ‚Mum’ nannte, irritierte sie noch immer ziemlich, doch sie gab sich große Mühe, das zu verbergen. Angeblich machte das der Großteil aller Hogwartsschüler.

„Nein. Ich glaube, sie ist auch weggegangen. Aber wohin, das hat sie mir nicht gesagt.“, antwortete Narzissa mit dem Kopf schüttelnd.

„Ich glaube, ich weiß, wo sie ist.“, erwiderte Draco, leicht lächelnd, „Ich werde sie holen gehen. So wie ich meine Lu kenne, findet sie den Regen faszinierend und bleibt solange draußen, bis es aufhört.“

Ein kleines bisschen Sorge war aus Dracos Stimme herauszuhören. Er wollte nicht, dass Luna sich erkältete oder viel schlimmer noch, eine Lungenentzündung bekam.

„Keine Sorge, Mum, ich nehm einen Regenschirm mit.“

Er zwinkerte ihr zu, dann verließ er die Küche und seine Mutter, die ihm etwas perplex nachsah. Sie setzte sich auf einen Stuhl. Wie sehr hatte ihr Junge sich doch in diesen Wochen, die sie nun in Cornwall lebten, verändert!
 

Der Regen ging mit einer Gewalt nieder, die Draco sonst nur von den Herbststürmen in Hogwarts kannte. Aber das Schloss lag ja auch weit im Norden und Cornwall im Südwesten. Eigentlich waren solche starken Regengüsse nicht typisch für die Gegend. Zumindest dachte Draco das. Später sollte er von Luna erfahren, dass es auch im benachbarten Devon schon mal stärkere Regenfälle gab.

‚Bei diesem Wetter jagt man nicht mal einen Hauselfen vor die Tür!’, dachte Draco, während er zu den Klippen rutschte, die Luna zu ihrem liebsten Aufenthaltsort auserkoren hatte. Auch das passte zu ihr.

Nachdem Draco es geschafft hatte, ohne Auszurutschen bis zu den Klippen zu kommen, hielt er Ausschau nach Luna, was gar nicht so leicht war durch den strömenden Regen, der ihm die Sicht nahm. Zudem wehte der Wind heftig und ließ ihn frösteln, obwohl es Sommer war. Dennoch hatte Draco Glück. Luna war relativ gut zu erkennen. Sie stand auf am Klippenrand, die Arme weit ausgebreitet. Ihre blonden Haare wurden vom Wind gezaust und flogen wild hin und her. Auch ihr sommerliches Kleid, vormals aquamarinblau, nun vom Regen durchnässt und zu einem tiefen Blau verfärbt, bauschte sich, den Windstößen folgend. Ein Lächeln erschien auf Dracos Lächeln. Luna hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt. Regeln prasselte auf ihr Gesicht, kitzelte ihre Lippen. Sie war nass von Kopf bis Fuß, aber sie genoß es ungemein der Witterung derart ausgesetzt zu sein. Es gab ihr nicht nur ein Gefühl von Freiheit, sondern generell der Lebendigkeit. Nichts vermochte Luna sich lebendiger zu fühlen, als Regen, Wind und Wetter. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sie nichts um sich herum mitbekam. Der dritte Weltkrieg hätte ausbrechen können, Luna wäre es nicht aufgefallen, geschweige denn, dass es sie gekümmert hätte. Durch das Heulen des Windes konnte sie Dracos Rufen nicht hören. Erst als er neben ihr stand, sie eine Weile lang betrachtet hatte, wie sie barfüßig, durchnässt, aber doch glücklich da stand, wie diese Muggeltussi aus ‚Titanic’ und er schließlich beschloss, diese Pose einfach mal nachzuahmen, bemerkte sie ihn. Es war ein Wunder, dass sie nicht erschrak, als sie plötzlich und unvermittelt starke Arme um ihre Mitte fühlte. Aber im nächsten Augenblick wusste sie, dass es Draco war, der hinter ihr stand und sie hielt. Sie musste lächeln, noch immer die Augen geschlossen.

„Hörst du das, Draco? Das ist der Ruf der Freiheit.“, sagte sie leise, um nicht den Moment zu zerstören. Der Wind riss die Worte von ihren Lippen, doch Draco verstand sie trotzdem. Ihm fiel keine passende Erwiderung ein, so blieb er stumm. Luna schien keine Antwort erwartet zu haben, denn kaum fünf Sekunden später hörte er sie sagen: „Und dieser Geruch, Regen und Gras und Sommerstaub vermischt, das ist der Duft der Freiheit.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Julee
2010-10-23T21:30:18+00:00 23.10.2010 23:30
Ich liebe dieses Kapitel.
So toll ♥
Und so niedlich, dieses Pairing ♥
Von:  PoS
2009-10-08T20:21:05+00:00 08.10.2009 22:21
*singt ...
Freiheit, Freiheit,
Ist das einzige, was zaehlt.
Freiheit, Freiheit,
Ist das einzige, was zaehlt. ...
lalala


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