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Gegen jede Vernunft

Was, wenn du es nicht darfst...?
von

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Kapitel 3:

Ich schluckte. Interesse? Ja und wie. Meine Wangen waren heiß. Wahrscheinlich war ich wieder ganz rot. „Nein“, antwortete ich mit bebender Stimme und drehte mich um. Mit zitternden Fingern öffnete ich den Schrankkoffer vor meinem Bett und holte meinen Pyjama hervor. Ich wollte mich umziehen.

Blaise Blick lag immer noch auf mir. Ich legte meinen Umhang ab, faltete ihn und verstaute ihn wieder im Koffer. Ich war eben ordentlich. Als nächstes fand die grün-silberne Krawatte ihren Weg in den Koffer, dann begann ich langsam mein Hemd aufzuknöpfen. „Taylor?“ „Ja?“, fragend drehte ich mich zu Blaise um. Er sah mich intensiv an, dann schüttelte er den Kopf und murmelte grinsend: „Ach, nichts…“ Mir war nicht entgangen, wie er mich gemustert hatte. Ich zog mich zu Ende um, dann kletterte ich in mein Bett.

„Ach, Taylor, das wollte ich dir auch noch sagen… hier, die Kordel für die Vorhänge ist hier oben, ja?“ Er wackelte mit dem Ende der silbernen Kordel an seinem Bett und ich tastete in meinem Bett nach der Schnur. Probeweise zog ich die Vorhänge auf und wieder zu.

Die Tür zum Schlafsaal öffnete sich erneut, als Gregory und Theodore Nott hereinkamen. Auch die beiden zogen sich um, wurden aber von Blaise keines Blickes gewürdigt. Ich war ein wenig überrascht. Er sah also nicht allen Leuten beim Umziehen zu. Denn genau das hatte er bei mir getan, da ließ ich mir nichts vormachen.

„Wenn du die Vorhänge zugemacht hast, solltest du vielleicht einen Schweigezauber darauf anwenden…“, teilte Blaise mir mit und wackelte mit seinen dunklen, feinen Augenbrauen, „Falls du in der Nacht Geräusche von dir geben solltest, die die anderen besser nicht hören sollten… du weißt was ich meine, nicht, Taylor?“ Wieder ein Wackeln mit den Augenbrauen. Ich wurde erneut ein wenig rot und versteckte den Kopf im weichen Kissen. Blaise lachte leise.

Wieder schwang die Schlafsaaltüre auf und Draco stapfte herein. Er zog seinen Umhang aus, warf ihn auf sein Bett und motzte: „Ich hasse Erstklässler!“ Wieder lachte Blaise. „Was haben sie dir dieses Jahr getan?“ „Die Hälfte hat sich von der Gruppe abgesetzt und verlaufen. Verlaufen! Ich durfte durch den Kerker rennen und sie suchen! Ich hasse Erstklässler!“

Draco pfefferte sein Hemd aufs Bett und fuhr sich durchs Haar, ehe er aufseufzte und seine Sachen doch noch zusammenlegte. Dann warf er sich aufs Bett, kickte die Schuhe von seinen Füßen und mühte sich dann im liegen aus seiner Hose. Ich versuchte ihn nicht anzusehen. Es ging nicht. Ich hatte Blaise angesehen und Blaise war schön. Und jetzt sah ich Draco an. Schmal, elegant, weiß. Lange Beine in schwarzen Shorts. Er war verdammt schön.

Draco angelte mit seinen Füßen nach der Bettdecke und deckte sich zu. „Mach mal jemand das Licht aus!“ Blaise, der dem Lichtschalter am nahesten war, tat wie ihm geheißen, dann hörte ich wie ringsum die Vorhänge zugezogen wurden und vereinzelt Gute Nacht gewünscht wurde. „Gute Nacht!“, erwiderte ich also, tastete im Halbdunkeln nach der Kordel und zog die Vorhänge zu. Ich würde keinen Stillezauber brauchen, ich gab in der Nacht keine ‚Geräusche von mir, die die anderen besser nicht hören sollten’ wie Blaise so schön gesagt hatte.

Ich vergrub mich in dem dunkelgrünen Bettzeug und schniefte einmal. Die erste Nacht in Hogwarts… und morgen würde der Unterricht beginnen.
 

Ich wachte pünktlich auf. Ich wachte so gut wie immer pünktlich auf. Einen Moment war ich ein wenig verwirrt, dann konnte ich mich wieder erinnern und streckte mich glücklich. Ich hatte gut geschlafen und das war doch ein gutes Zeichen, nicht?

Schnell öffnete ich die Vorhänge und krabbelte aus dem Bett. Theodores Bett war bereits leer und auch gemacht, aber die anderen schliefen anscheinend noch. Schnell und leise zog ich mich um, doch als ich mich umdrehte sah ich Blaise im Bett liegen, die Vorhänge geöffnet und den Blick auf mich gerichtet. Er lächelte sein übliches, durchtriebenes Lächeln.

Ich seufzte leise. Musste er mir beim Umziehen zusehen? Das machte mich so nervös. Auf der anderen Seite… ich tat es auch. Blaise war ein schöner Mensch. Und ich hatte nichts dagegen, wenn schöne Menschen angesehen wurden. Ich sah auch gerne schöne Menschen an. Aber ich war nicht schön. Ich war nun mal nicht schön. Ich verstand nicht, warum Blaise mich ansah.

Schweigend setzte ich mich auf mein Bett und blickte Blaise einfach nur an. Zu gerne hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging. Blaise hatte aufgehört zu lächeln. Sein Blick war unergründlich. Dann richtete er sich auf, krabbelte zur Bettkante und setzte sich mir gegenüber. Seufzend lehnte er sich nach vorne. „Na, gut geschlafen?“ „Ja“, erwiderte ich einfach. „Bist du sauer, weil ich dich angeguckt hab? Sorry, aber du bist hübsch und ich bin auch nur ein Kerl. Was soll ich machen?“ Seine Stimme war leise und niedergeschlagen. Ich war einfach nur verblüfft.

„Hübsch?“ Blaise blickte zu mir auf, Verwunderung in seinem Blick. „Glaubst du das etwa nicht?“ Schweigend schüttelte ich den Kopf. „Mann, Taylor, an deinem Selbstwertgefühl müssen wir echt noch arbeiten!“ Blaise stand auf und klopfte mir auf die Schulter, dann beugte er sich zu mir hinunter, lehnte seine Stirn an meine und lächelte verschmitzt. Mir war so warm, wenn er sich an mich lehnte. Es fühlte sich gut an. „Du bist sehr hübsch, Taylor Parfitt!“, flüsterte Blaise, dann küsste er leicht meine Stirn. Ich erstarrte. Blaise zog sich zurück um sich umzuziehen. Ich sah ihn nicht an dabei. Ich war immer noch gefangen in den Emotionen des Kusses.

Blaise Lippen waren warm und fest gewesen. Ich konnte ihn mir nicht als mehr als einen Freund vorstellen. Aber… vielleicht würde es mich reizen, von ihm berührt zu werden. Ich wusste es nicht genau. Bei so etwas war ich mir immer nicht so sicher. Durfte er mich berühren? Wollte er mich berühren? Durfte ich ihn berühren? In zwischenmenschlichen Beziehungen war ich immer so… unsicher.

„Taylor? Bist du inzwischen gestorben?“, lachte Blaise und sah mich amüsiert an. Ich blickte zu ihm auf. Immer noch verwirrt.

Er reichte mir die Hand und ich ließ mir von ihm aufhelfen. „Hab ich dich mit meinem Küsschen verunsichert?“, fragte er mich Stirn runzelnd und ich nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf. Ich wusste es ja nicht!

„Du bist ein bisschen entscheidungsunfähig, oder?“, setzte er hinterher, legte einen Arm um meine Schultern und führte mich mit nach unten in den Gemeinschaftsraum. Hier herrschte schon reges Treiben. Blaise ließ mich grinsend los. Schade. Oder?

„Wir müssen hier warten. Draco besteht darauf, dass wir geschlossen zum Frühstück erscheinen. Die Diva. Und dann pennt er immer am längsten!“ Blaise ließ sich auf einen der Sessel vor dem Kamin fallen und ich setzte mich daneben. Der Sessel war weich und knuddelig und angenehm. Blaise lächelte mich an, dann fragte er: „Na, wie sieht’s aus mit Wahlfächern?“

Wir unterhielten uns eine ganze Zeit über belanglose Dinge, Millicent, Pansy und Daphne Greengrass setzten sich schließlich zu uns und ich taute ein wenig auf. Blaise war nett zu mir, Millicent, Pansy und Daphne auch und als endlich Draco zu uns herunterkam, gähnend aber ausgeschlafen, da fühlte ich mich wirklich wohl. Es war schön hier, mit den anderen.

„Slytherin, Abschlussjahrgang!“, rief Draco und es war irre zu sehen, wie die anderen alle auf ihn zukamen.

Zu zehnt gingen wir also hinauf in die große Halle, setzten uns an den Tisch und begannen zu frühstücken. Ich selbst war noch ein wenig eingeschüchtert. Neun junge Menschen, neun junge Menschen, die alleine auf Dracos Kommando hörten und wie eine Einheit agierten, wenn sie den Gemeinschaftsraum verlassen hatten… ein sehr seltsames Gefühl dieser Gruppe anzugehören. Aber auch eigentümlich schön. Man musste keine Angst vor Spott oder Hohn haben, weil jeder, schon alleine für das Wohl der Gruppe, den anderen verteidigte. Irgendwie war es ein Gefühl von Sicherheit und Ehrfurcht, das ich verspürte.

„Na Taylor, gut geschlafen?“, Draco schnitt sein Brötchen auf und blickte mich an. Ich machte mir ein wenig Sorgen um seine zierlichen Finger, nicht, dass sie unters Messer kamen. Das wollte ich nicht. „Pass auf deine Finger auf!“, forderte ich also leise, dann antwortete ich: „Ja, ich hab gut geschlafen. Danke der Nachfrage, Draco!“

Wir hatten kaum zu Ende gegessen, da wackelte der dicke Professor Slughorn, Hauslehrer der Slytherins herbei und ließ die Stundenpläne durchgehen. „Kräuterkunde?“, fragte ich. „Mit den Hufflepuffs!“, antwortete Blaise düster. Ich warf einen scheelen Blick hinüber zum kanariengelben Tisch. Sie sahen allesamt sympathisch aus.

Blaise und Draco waren meinem Blickt gefolgt und der Blonde murmelte: „Die sind nur doof. Das glaubst du nicht.“ „Wie hat der Sprechende Hut gesagt? Treu und Loyal? Die sind selbst dafür zu blöd.“ Blaise schüttelte leicht mitleidig den Kopf. Ich sah erneut hinüber zum Hufflepufftisch. Ich wusste nicht, ob ich ihrem Urteil wirklich vertrauen sollte. Hier wurde so elitär gegessen… und dort drüben lachten und scherzten die Schüler. Aber na gut. So waren wir nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt lachen und scherzen wollte, beim Frühstück. Wenn ich vielleicht noch ein wenig müde war. Hier war es ruhiger.

Schweigend legte ich Messer und Gabel beiseite und schlang beide Hände um die Kaffeetasse.

Nachdem wir alle aufgegessen hatten, erhob sich der Abschlussjahrgang wieder und wir gingen unter Dracos Führung zurück in den Gemeinschaftsraum um unsere Taschen zu holen. Es war fast lustig. Still und überheblich wanderten wir die Treppe hinunter, doch sobald wir außer Sichtweite der anderen Schüler waren, sank das Niveau merklich. Es wurde wieder gelacht und geblödelt, Millicent und Pansy, zuvor nur im Flüsterton, machten sich jetzt lautstark über die anderen Schüler lustig, Gregory unterhielt sich mit Theodore und Blaise boxte mir gegen die Schulter und fragte: „Na, freust du dich auf den Unterricht?“ Einen Moment überlegte ich, dann antwortete ich leise: „Nein.“ Blaise lachte sein warmes, glückliches Lachen, dann erwiderte er: „Ich auch nicht!“

Draco ging neben uns und sah genauso erpicht auf Unterricht aus wie wir. „Lasst uns schwänzen“, forderte Blaise einfach. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Das konnten wir doch nicht machen! Das war gegen die Regeln! Aber… wenn ich nein sagte…

„Blaise, das können wir nicht schon am ersten Tag machen“, erklärte Draco kopfschüttelnd „Wie sähe das denn aus. Slytherins kommen nicht zum Unterricht. Machen wir lieber ein paar Hufflepuffs fertig!“ „Au ja!“, erwiderte der Dunkle mit unerhörter Leidenschaft und ich traute mich einzuwerfen: „Aber…“ Draco und Blaise sahen mich an und ich wurde ganz rot. Warum hatte ich denn jetzt den Mund wieder aufgemacht?

Als ich keine Anstalten machte etwas zu sagen, stupste Blaise mich an und nörgelte: „Jetzt sag schon!“ Als ich immer noch nichts sagte piekste er mich. Dann legte er seinen Arm um meine Schultern und erklärte liebevoll: „Na komm, raus mit der Sprache. Wir fressen dich nicht. Egal was du jetzt sagst. Außer du sagst, dass du Potters Freundin heiraten willst. Dann müssen wir es uns noch mal überlegen!“ Die beiden lachten und ich vergrub mich ganz rot im Gesicht in Blaise Umarmung. Es war warm und es fühlte sich so geborgen an. Blaise zog mich ein wenig näher, fuhr mir durchs Haar und fragte: „Was ist denn?“

„Wieso wollt ihr die Hufflepuffs fertig machen?“, fragte ich, ohne den Kopf zu heben. Ich sah gar nichts mehr, weil ich die Augen geschlossen und das Gesicht an Blaise Körper gedrückt hielt.

Einige Sekunden herrschte Stille, dann antwortete Draco: „Es macht Spaß.“ Er klang fest und überzeugt. Ich sagte nichts mehr.
 

Im Schlafsaal packte ich schnell meine Tasche. Blaise fiel ein, dass er sich noch mit jemandem treffen wollte (ich hatte den Namen nicht richtig verstanden und um ehrlich zu sein… ich war auch nicht scharf darauf ihn zu wissen) und er lief schon mal los. Theodore und Gregory waren auch bereits gegangen.

Einige Sekunden herrschte Ruhe, nur das Kramen in unseren Taschen, dann fragte Draco: „Taylor?“ „Ja?“ Ich blickte auf, doch Draco wühlte – mir den Rücken zugekehrt – in seinem Koffer. „Verlieb dich nicht in Blaise.“

Wamm! Die Worte trafen mich wie ein Faustschlag. Was meinte er damit? Was sollte das? Hilfe! „Ich… tu ich nicht!“, quiekte ich aufgeregt. Musste meine Stimme so klingen? Draco antwortete nicht. Schnell warf ich mein restliches Zeug in meine Tasche, dann warf ich sie mir über die Schulter und wartete auf Draco.

Als er mich ansah, war etwas Nachdenkliches in seinem Blick. Ich konnte es nicht genau identifizieren. Als er meinen fragenden Blick bemerkte lächelte er leicht und dann strich er mir zögerlich durchs Haar. Es fühlte sich anders an, als bei Blaise. Nicht so offensiv. Aber nicht unangenehm. Schüchtern lächelte ich ihn an. „Gehen wir zu Kräuterkunde“, sagte Draco.

Wir gingen schweigend nebeneinander her, ich ein wenig nervös vor meiner ersten Schulstunde in Hogwarts, Draco nachdenklich. Er sah jedenfalls nachdenklich aus. Da ich keine Ahnung hatte wo ich hin musste, ließ ich mich einfach von dem Blonden leiten. In der Eingangshalle gabelten wir dann auch noch Blaise auf, der sich aus seinem Gespräch mit einem Ravenclaw löste und mit uns kam. Draco stieß das zweiflüglige Eichenportal auf und trat hinaus auf die Schlossgründe. Warmer Spätsommerwind wehte uns entgegen.

„War das wieder Pengely oder hab ich mich getäuscht?“, fragte Draco leise, während wir die Hügel hinunter auf die gläsernen Gewächshäuser zugingen. Sie waren riesig groß. „Musst dich wohl getäuscht haben“, erwiderte Blaise fröhlich. Der Blonde zog einen Augenbraue hoch und Blaise seufzte, ehe er dann doch herausrückte: „Ja, gut, es war William Morgan. Mit Pengely… ach, der war einfach nichts. Das hat sich… total langweilig angefühlt! Der war ausgelutscht, Draco! Ich hab ihn die ganzen Ferien über ständig gesehen und alles… Mann! Das hat keinen Sinn mehr gemacht!“ „Ach, Morgan ist nicht langweilig?“ „Nee, den hab ich gestern im Zug getroffen, gleich nachdem ich mit Pengely Schluss gemacht hatte. Und Morgan ist so… ich weiß nicht, der klammert nicht so!“

Ich versuchte krampfhaft wegzuhören. Ich wollte nicht unbedingt wissen – oder auch nur vermuten müssen – das Blaise wirklich mit Jungen rum machte. Das wäre nur eine weitere Möglichkeit, die ich kleiner, schüchterner Junge mir sowieso entgehen lassen würde. Ach wie ich meine Schüchternheit doch verfluchte!

„Da wären wir“, stellte Draco plötzlich fest und ich sah von meinen höchst interessanten Turnschuhen auf und blickte das Gewächshaus an. Schweigend traten wir ein, versammelten uns um einen Tisch und sahen zu wie die ganzen anderen Schüler nachströmten; wir waren mit die ersten gewesen, so lange hatte es nicht gedauert unsere Taschen zu packen.



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