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Digimon 02 - Dead End

- Was bleibt am Ende? -
von

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Prolog


 

Auf seinem fahlen Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab, als er spürte, wie ihn das Leben verließ. Er sah das Entsetzen auf dem Gesicht von Hirokis Sohn, der ihn nur mit einem traurigem Gesicht anblickte, und dieselbe Miene war auch auf den Gesichtern der anderen Kinder, die verstört waren, als sie merkten was er vorhatte..

Yukio wusste, dass diese Welt, obgleich es nicht die Welt war, die er sich schon immer zu betreten erhofft hatte, ihm dabei helfen würde, seine Fehler wieder gut zu machen.

Der Wunsch, der in seinem Herzen widerhallte, ließ ihn in seinen letzten Momenten nicht mehr los. Alles was er wollte, war, der Digiwelt wieder seine Schönheit und seinen Glanz zu verleihen, den es einst hatte, und den er, Yukio Oikawa, ganz alleine genommen hatte. Er alleine war schuld, dass diese seine geliebte Welt, die er bis jetzt nur von der Distanz betrachten konnte, einen solchen Schaden genommen hatte. Dass er nun hier "sterben" würde, wenn die fremde Welt ihm diesen Wunsch erfüllt, war ihm egal, denn es wäre nur eine gerechte Sühne für das, was er getan hatte.

Sein Herz rief, rief immerzu nur diesen einen Wunsch aus: "Lass mich die Digiwelt heilen, die ich so verletzt habe, und sei es zu dem Preis meines Lebens. Doch bitte, lass mich auch diese wunderschöne Welt für immer betrachten. Ich möchte in ihr bleiben. Ich möchte sie sehen, ich will sie mit der Kraft meines Herzens erfüllen...bitte, lass mich diese Welt heilen...bitte, belebe die Digimon wieder, die sterben mussten, nur weil ich Fehler begangen habe. Arukenimon, Mummymon, bitte verzeiht mir...für alles, was ich euch angetan habe. Datirimon, es tut mir leid, dass ich jetzt schon gehen muss, und wir uns nicht früher begegnet sind... Kinder, verzeiht mir dafür, dass ihr kämpfen musstet und ich euch den bitteren Geschmack der Verzweiflung gelehrt habe... bitte vergebt mir für alles, was ich euch angetan habe, auch wenn ich nicht mehr hier sein werde...auch wenn ich es vielleicht nicht verdient habe... so kann ich nur hoffen, dass mein Herz genug Kraft hat, wieder gut zu machen, was ich verbrochen habe."
 

Dream's End

"Und wir haben von einer Welt geträumt die nur uns gehören sollte. Eine Welt in der wir frei waren zu tun und zu lassen was wir wollten, eine Welt, in der es keine Regeln und Gesetze gab, eine Welt, in der wir uns behaupten müssten, würden wir sie jemals betreten. Für mich gab es keine Zweifel, dass wir sie eines Tages zusammen sehen werden. Wir würden durch ein goldenes Tor schreiten, und auf der anderen Seite landen, inmitten von wild duftenden Blumenfeldern und einem Horizont, der sich weit über uns erstreckt, unberührt und unerreicht und wir wären die ersten Menschen, die ihn so sehen.

Und dann würden wir den Wesen begegnen, die diese Welt ihr Zuhause nennen, den Digimon. Wir zweifelten auch nicht an ihrer Existenz. Wir glaubten fest an sie, obgleich wir niemals zuvor eines gesehen hatten, wussten wir, würden wir eines fernen Tages unsere geliebte Welt betreten, dann würden wir sie finden.

Wir versprachen uns, dass wir beide zusammen in die Digiwelt gehen würden.

Warum also musstest du sterben, Hiroki? Wer hat dich mir genommen? Das Schicksal? Warum musste es denn so grausam sein und mir den einzigen Freund nehmen, den ich jemals hatte? Warum mussten all unsere Träume auf diese Art enden bevor sie überhaupt angefangen hatten?
 

Hiroki... wo bist du nur? Hiroki, bitte sag mir, ob deine Seele nicht vielleicht schon längst dort ist, in der Welt von der wir geträumt hatten. Und wenn es so ist, dann lass mich dir folgen - denn wir hatten uns versprochen, alles was wir tun auch gemeinsam tun.

Ohne dich sind meine Träume und mein Leben unerträglich, und doch bin ich hier, noch immer dazu entschlossen den Weg in die digitale Welt zu finden. Du magst tot sein, aber vielleicht macht es dich glücklich, wenn ich dennoch einen Weg dorthin finde. Ich werde einen Weg finden, und diese fremde Welt betreten, und du bist dann immer noch bei mir und es wäre eine gemeinsame Sache, oder? Du wärst bei mir und würdest sehen was auch ich sehe, und vielleicht von dort oben auf mich herablächeln."


 

Ein einsamer Mann mit sehr fahler Haut und dunklen kurzen Haaren saß einsam vor seinem Computerbildschirm, mit Tränen auf seinen Wangen. Er wollte nicht mehr weinen, aber seit dem Tod seines besten Freundes fühlte er sich so leer und einsam. Ohne weitere Freunde und mit Erinnerungen an die Vergangenheit zurückgelassen konnte er auch nicht die Träume von damals hinter sich lassen.
 

Als er die Nachricht vom Tod seines besten Freundes Hiroki erfuhr, brach für ihn eine Welt zusammen. Im ersten Moment wollte er es nicht glauben, als er an der Haustür klingelte und den Vater nach dem Wohlbefinden seines Freundes fragte, und dieser ihm dann sagte, dass er tot sei. Yukio hatte seit Tagen nichts mehr von seinem Freund gehört, und begann sich Sorgen zu machen, als er auch nicht an ihrem gemeinsamen Treffpunkt zu einem Treffen erschien, wo er doch sonst immer pünktlich war. Doch andererseits hätte es ja sein können, dass Hiroki einfach viel zu tun hatte mit seiner neuen kleinen Familie, und vor allem mit seinem süßen Sohn Iori. Yukio hätte es verstanden, wenn er nicht mehr so viel Zeit für seinen Freund hatte, schließlich ist auch nicht leicht, eine Familie anständig zu versorgen, doch dass er sich einfach nicht bei ihm meldete verärgerte ihn schon ein bisschen, also wandte er sich in seiner Verzweiflung zu erfahren, was mit Hiroki passiert sei, ausgerechnet an den Menschen, der ihre Freundschaft schon immer mit besonders kritischen Augen gesehen hatte - Hirokis Vater Chikara Hida .
 

Als Yukio an seiner Tür klingelte, und diese geöffnet wurde, bemerkte er, dass es der Vater war der ihm die Tür geöffnet hatte, doch auch, dass etwas völlig anders war. Er bemerkte den melancholischen Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes, als dieser ihn traurig anlächelte. Völlig baff von diesem Anblick wusste Yukio nicht, was er sagen sollte. Doch das brauchte er auch nicht, denn schon sprach der ältere Herr von alleine aus, was mit Hiroki los sei. "Du suchst bestimmt nach Hiroki, und willst erfahren, was mit ihm passiert ist, oder? Es... ist schwer für uns alle..." Yukio wusste nicht, was er darauf antworten sollte. War etwas schreckliches passiert? Und was ist mit dieser furchtbaren Vorahnung, die diese Worte in ihm auslösten? "Komm herein, ich mag es dir nicht vor unserer Haustür sagen. Du solltest dich wenigstens setzen, ehe du es erfährt, denn es wird nicht leicht für dich sein." Sanft legte er die Hand auf seine Schulter und führte den jungen Mann in das Wohnzimmer, wo er ihm einen Sitzplatz auf einem Stuhl anbot. Doch er war schon jetzt seltsam wackelig auf den Beinen, und letztendlich irgendwie erleichtert, als er auf dem Sitz einen festen Halt fand. Mit etwas zitternder Stimme fragte er schließlich den älteren Mann: "Was ist mit Hiroki los? Wissen Sie, warum er sich in den letzten Tagen überhaupt nicht mehr bei mir gemeldet hat? Ich meine, es ist schon okay, wenn er viel in seinem Beruf oder mit seiner Familie zu tun hat, aber.." Doch weiter kam er nicht, als Chikara ihn einfach nur mit drei Worten unterbrach. "Hiroki ist tot." Sein Herz schien schlagartig mit dem Schlagen aufzuhören und Unglauben breitete sich in ihm aus, während er sah, wie der Vater seines besten Freundes ihn auf einmal traurig anblickte, wie um seine Worte zu unterstreichen. Doch Yukio wollte es immer noch nicht glauben und hielt er nur für einen schlechten Witz. War das etwa eine neue Methode von ihm, um die beiden auseinander zu bringen, nur damit sie aufhören sollten, weiterhin von der Digiwelt zu träumen? Wenn ja, dann war es wohl so ziemlich die geschmackloseste Methode, der er jemals begegnet war.
 

"Das KANN nicht sein!", schrie Yukio aus, "das ist doch bestimmt wieder nur eine neue Idee von Ihnen, damit ich keinen Kontakt mehr zu Ihrem Sohn habe, oder???" "Ich wusste irgendwie, dass du das denken würdest, aber... ah, ich wünschte es wäre so. Ich wünschte mir wirklich es wäre so..." Und als die ersten Tränen auf den Wangen des älteren Herren herunterliefen wusste Yukio, dass er die Wahrheit sagte. "NEIN! Nein, hören Sie auf, dass zu sagen! Hiroki kann nicht tot sein!! Er kann nicht!! ER KANN NICHT! Wir... wir..." Er spürte, wie sich die Tränen auch in seinen Augen zu formen begannen, als ihm langsam bewusst wurde, dass es die Wahrheit sein musste, denn kein Vater würde um seinen Sohn weinen, wenn nicht wirklich etwas schreckliches mit ihm passiert wäre. "Ich weiß, es ist schwer für dich...", sagte der Mann nur, doch Yukio nahm alles wie durch einen Schleier war. Die Tränen die seine Augen füllten und machten es schwer irgendetwas zu sehen. „Wie...?“, entwich es aus seinen Lippen, und bekam als Antwort: „Er ist bei einem Auslandseinsatz gestorben. Durch den Einsatz seines Lebens hat er ein anderes Menschenleben bewahrt, aber dabei leider unglücklicherweise sein eigenes verloren.“ Wie benommen hörte Yukio diese Worte, die sich in sein Herz drängten, und es nie wieder loslassen sollten – und doch war es auch für ihn im ersten Moment unvorstellbar, dass er Hiroki von nun an nie wieder sehen sollte.
 

Doch bevor Chikara irgendetwas sagen konnte, stand Yukio schon auf, und lief weg, riss die Zimmertür auf, dann die Haustür und verschwand nach draußen, wo ihn die kalte Luft empfing. Chikara wollte noch nach ihm rufen, ihm ein Angebot machen, ihn trösten, doch verstand er auch seine Reaktion auf diese Nachricht sehr gut. Der ältere Mann senkte missmutig seinen Kopf, auf seinen Lippen ein Gebet, dass es Yukio schaffen möge, diesen Schicksalsschlag irgendwie zu verkraften. Denn er würde es brauchen.
 

„Das kühle Nass des Regens strömt auf mich herunter, und der Himmel weint, weint mit mir um deinen Tod. Er ist so grau wie meine arme schwache Seele. Ich schreite auf dem Weg, den wir so oft genommen haben, in der Nähe dieser Bahngleise und gehe die Straße entlang. Wie oft haben wir hier zusammen gelacht, wie oft hatten wir hier über Alltägliches geredet, aber vor allem über unsere Träume. Im Frühling fielen die schönen rosa Kirschblüten auf uns herab. Nun sind sie weg, verwelkt wie dein Leben. Unsere Träume sind erstarrt und ich verharre in ihnen, in derselben Starre, unfähig mich zu rühren, oder voranzukommen. Ich weiß nicht, ob ich das will. Was ich will, ist etwas unmögliches, was ich will, ist dich wieder zu haben, damit ich wieder einen Sinn in meinem Leben habe.
 

Vielleicht bin ich besitzergreifend, in einem gewissen Sinne. Vielleicht hatte dein das Vater auch geahnt, als er es uns verbot, uns weiter mit der Digiwelt abzugeben, nur weil er es für Kindereien hielt.
 

Wie soll ich weiter machen ohne dich?“
 

Sein violett-schwarzes Haar wehte im Wind, als er endlich wieder Halt fand, und sich an einen Baum an einer abgelegenen Stelle im Park lehnte. Noch immer musste er weinen, wenn er daran dachte, was er verloren hatte. Es war schon schwer genug gewesen, von dem Tod seines besten Freundes ausgerechnet durch Chikara Hida zu erfahren, dem Mann, der die beiden schon immer auseinander wissen wollte, nur weil er Yukio für einen schlechten Einfluss auf Hiroki hielt.
 

Seine zitterende Hand umschloss den Umschlag aus Papier – darin befand sich eine Einladung zur Beerdigung seines besten Freundes.
 

Und er wusste nicht, ob er wirklich dorthin gehen sollte, denn das würde bedeuten, dass er die Wahrheit endgültig akzeptieren musste, eine Wahrheit, die sich nun einmal nicht mehr ändern lässt. Würde er hingehen, dann wusste er, hätte er keine Möglichkeit zur Flucht mehr und würde sich der Wahrheit stellen müssen.
 

Warum weinte er noch immer? Wie kann es sein, dass die anderen einfach so weiter leben konnten wie bisher, während er es einfach nicht konnte? Lag es etwa an seiner menschlichen Schwäche? Hatten die anderen Stärke, oder ein Talent, das er nicht besaß? Woher nur hatten sie es? Wie konnte er es auch erlangen?
 

Oh was würde er dafür geben, gerade diese Schwäche loszuwerden...
 

Und doch kam es für ihn nicht infrage, dass er nicht zu der Beerdigung gehen wollte. Grimmige Entschlossenheit erfasste ihn, als er daran dachte, sich dem stellen zu wollen, gerade um seine Schwäche loszuwerden. Und er war es Hiroki schuldig. Wie würde es denn aussehen, wenn er nicht dorthin ginge? Hiroki würde es ihm wahrscheinlich nie vergeben. Und er musste wenigstens auch für seine Familie da sein, die bestimmt den gleichen Schmerz verspürte wie er. Iori würde niemals seinen Vater kennenlernen, und seine Mutter hatte eine geliebten Ehemann und Partner verloren, Chikara seinen Sohn. Gerade dieser gemeinsame Verlust sollte sie doch alle zusammen führen, oder etwa nicht?
 

Fast schon so etwas wie Optimismus befiel ihn bei diesen Gedanken. Er würde sein Bestes tun, sein Möglichstes.
 

Doch er hatte nicht bedacht, dass der direkte Anblick des Todes ihn für immer brechen würde...
 

Am Tag der Beerdigung kam er, so wie er es sich vorgenommen hatte, in seinem besten Anzug und fand sich gemeinsam mit den Trauergästen auf dem Friedhof ein. Doch zuvor hatte er natürlich auch die Chance gehabt, den aufgebarten leblosen Körper von Hirokin in seinem Sarg zu sehen.
 

Der Raum war ansonsten leer, niemand außer Yukio war da, Yukio und Hiroki. Langsam schritt er auf den Sarg zu, mit einer fast neugierigen Miene auf seinem Gesicht.
 

Er sah so friedlich aus, wie er so dalag. So frisch, als wäre er immer noch am Leben, und doch war nichts mehr in ihm – Hiroki würde nie wieder aufstehen.
 

Der Anblick war surreal. Enttäuschung wallte in ihm auf, als er seinen besten Freund so sah, und er, Yukio musst nun hier Abschied nehmen, denn deswegen stand der Sarg mit seinem Freund hier aufgebart. Doch er konnte einfach nicht. „Ah, Hiroki, sie sagen, dass mit einer Beerdigung alles vorbei sei. Dass das hier die letzte Gelegenheit für uns ist, voneinander Abschied zu nehmen. Doch ich kann einfach nicht. Es geht nicht. Warum musstest du sterben? Ich wollte dir noch etwas zeigen. Nein..“, und er schüttelte seinen Kopf bei diesen Worten, „ich werde es dir noch zeigen, Hiroki. Warte nur, bis ich dich das nächste Mal besuche, okay? Dann werde ich dir zeigen, was mir gelungen ist. Nein, was uns beiden gelungen ist.“ Tränen liefen auf seinen fahlen Wangen herunter, und er zitterte unkontrolliert. Dann fiel sein Blick auf die vielen Photos und die Kerzen, die in der Nähe des Sargs schienen. Auf einem der Photos war Hiroki zu sehen, so wie er am Tag aussah, an dem er Polizist geworden war. Verstohlen starrte Yukio darauf, nur um zu bemerken, dass es dieses Photo mehrmals gab und es bestimmt nicht auffallen würde, wenn eines von ihnen fehlte. Gierig schnappte er danach und verstaute es in seinem langen Mantel. Eigentlich verbat ihm sein Gewissen, ausgerechnet am Tag der Beerdigung zu stehlen, aber er war sich sicher, dass gerade dieses Bild ihm helfen würde mit diesem Schicksal fertig zu werden. Dieses Antlitz von diesem Mann...so wie es auf diesem Photo war wollte er es für immer in seinem Gedächtnis behalten. Aber Yukio fürchtete sich auch davor, dass, egal wie gut sein Erinnerungsvermögen auch war, er eines Tages dennoch vergessen könnte, wie sein bester Freund aussah, und genau das musste er unbedingt verhindern.
 

Genau dieses Photo, an diesem Tag gestohlen, sollte das sein, welches er immer bei sich trug, bis zu seinem eigenem Ende.
 

Der Pastor hielt seine für solche Anlässe gewohnte Rede, und Yukio konnte unter den Trauergästen Chikara und Hirokis Frau leicht ausmachen. Als er zu ihnen trat, hießen sie ihn willkommen, und legten kurz ihre Hand auf die seine, während sie alle zusahen, wie Hiroki in seinem Sarg unter die Erde gebracht wurde.
 

Und obwohl diese beiden eigentlich recht fremden Menschen bei ihm waren, als es geschah, konnten sie nichts dagegen tun, gegen das Gefühl der Ohnmacht, welches Yukio nun befiel.
 

Er nahm alles nur noch verschwommen war, so durchsichtig als wäre es ein Albtraum aus dem er jederzeit erwachen konnte. Doch er konnte nicht, egal wie sehr er es wollte. Denn es war Realität, seine Realität.
 

Als die Beerdigung vorbei war, blieb er noch sehr lange vor dem Grab seines besten Freundes stehen, immer noch nicht fassend, dass es wirklich war und dass nun alles vorbei war.
 

„Hiroki... du bist tot... warum nur bist du tot? Es ist, als wäre ich jetzt begraben, nicht du, sondern ich. Nicht du, sondern unsere Träume. Warum nur bist du gestorben?“


 

Und er wollte schreien, einfach nur schreien. Er wollte zurück wissen was er verloren hatte.
 

Aber vor allem wusste er nicht, wie er mit der Einsamkeit fertig werden wollte.
 

Nun saß er bei sich Zuhause, vor einem Computer, mit Tränen in den Augen, wann immer er daran dachte, dass Hiroki zu früh gestorben war, viel zu früh. Wenn er wenigstens gesehen hätte, was Yukio gelungen war. Denn ausgerechnet an dem Tag, an dem er erfuhr, dass Hiroki gestorben war, wollte er ihm erzählen, dass ihm etwas wahrlich unglaubliches gelungen war. Yukio hatte den Beweis dafür, dass es die Digiwelt wirklich gab. Dass ihr gemeinsamer Traum doch wahr werden könnte – wenn er noch am Leben wäre.
 

Doch Hiroki war gestorben und gemeinsam mit ihm auch ihr gemeinsamer Traum.
 

Alles was Yukio blieb, war, diesen Traum am Leben zu halten und in der Vergangenheit weiter zu leben.

Born Undead

Ich weiß nicht, wieso meine erste Kreation ausgerechnet so herausgekommen ist. Meine Kreatur ist tot, und lebt dennoch irgendwie. Wenn ich in ihr Gesicht sehe, dann weiß ich, dass sie mit mir mehr gemeinsam hat, als man auf den ersten Blick vermuten kann. Denn sie spiegelt wider wie es IN MIR aussieht. Sie ist so untot wie ich es bin, nur hier, weil es einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt, eine Aufgabe, die sie noch nicht erfüllt hat und gerade diese eine Aufgabe ist es, die ihr nicht die ewige Ruhe gewährt, welche sie sich wahrscheinlich so sehr ersehnt.

Es ist schon fast erschreckend zu sehen, wie viel von mir sie hat, aber es ist auch nicht weiter verwunderlich. Diese Kreatur ist ein Teil von mir. Sie wäre nicht hier, wenn ich sie nicht aus meinen Genen gemacht hätte. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, sie wäre mein Sohn; obwohl sie aus meinem Leib kommt und ihren Ursprung in mir hat.

Ich nenne dieses Wesen Mummymon, der erste Prototyp der überlebt hat und mein ganzer Stolz ist, obwohl er alles andere als perfekt ist. Doch ich bin glücklich, fürs erste reicht es mir, dass er lebt, vor allem nach all den vielen Fehlschlägen.

Hiroki, du solltest ihn sehen! Er mag vielleicht ein wenig plump sein, aber... oh, ich weiß, dass er lebt und es erfüllt mich mit so viel Mut und Hoffnung. Endlich werde ich nicht mehr so unendlich alleine sein...


 

Yukio blickte fasziniert auf den Computerbildschirm direkt vor ihm und auf die Konturen des Wesens welche sich darauf abzeichneten. Fasziniert, weil die Kreatur, die auf dem Bildschirm zu sehen war, genau eines der Wesen zu sein schien, an die er und Hiroki schon immer so fest geglaubt hatten. Ein Bewohner der Digiwelt, ein Digimon. Und er selbst hatte dieses Digimon erschaffen...

Zum ersten Mal zeichnete sich ein Lächeln auf dem sonst verweinten Gesicht des jungen Mannes ab. „Hiroki... Hiroki, er ist nicht perfekt, aber er lebt. Mummymon lebt! So wie wir ihn entwickelt haben! Ah.. ah, wenn du ihn nur sehen könntest..“

Yukio konnte sehen, wie sich dieses Wesen frei über den Computerbildschirm bewegte, und sich beinahe schon neugierig umzusehen schien. Nach all der Arbeit die der Mensch sich gemachte hatte konnte er wahrlich stolz auf sich sein.

Wenn er jedoch daran dachte, wie viele Opfer es letzten Endes gekostet hatte, und welche Mühen zunächst vergeblich geblieben war, war er noch glücklicher darüber, dass es nun anscheinend geklappt hatte.

Doch wie lange würde ihm Mummymon wohl bleiben? Denn einige andere aus der ersten Testreihe haben auch bis zu ihrer „Geburt“ überlebt, jedoch nicht die Zeit danach, was für Yukio darauf hindeutete, dass menschlich-digitale Hybride alles andere als stabil waren. Genau dies zu auszubessern war nun sein vorrangiges Ziel.

Jedoch fragte er sich immer wieder, wieso er sich diese Mühen überhaupt machte.
 

Yukio seufzte nur, als er das digitale Wesen auf dem Bildschirm betrachtete und sein Blick sich auf die Designs auf Papier senkte, auf welchem er auch zusätzliche Randnotizen niedergeschrieben hatte. Mummymon... wieso ausgerechnet eine Mumie? Nun ja, dachte sich Yukio, es war eines der Digimon, die er sich damals mit Hiroki ausgedacht hatte. Zwar nur auf dem Papier, als schlichte Zeichnung, nur so zum Witz für zwischendurch, aber Yukio hatte alle diese Zeichnungen von damals bis heute sorgfältig aufbewahrt. Nach dem Tod seines besten Freundes waren sie erst recht ein wohlgehüteter Schatz gewesen. Weil er die Einsamkeit einfach nicht mehr aushielt kam ihm eines Tages die Idee, eines jener digitalen Wesen an die sie so fest geglaubt hatten, tatsächlich zu realisieren.

Doch wo hatte er anfangen sollen?

Es war ein ganzes Stück Arbeit gewesen, eigenständige Digimon zu erschaffen, wenn man nicht weiß, wie sie eigentlich in Wirklichkeit sind oder sein sollen. Ob Mummymon wirklich eigenständig war, das würde sich erst zeigen müssen, ebenso, ob er sich nicht bald wie die anderen in Luft auflöst, oder ob er wirklich eines der digitalen Wesen ist, die sich Digimon nennen und nicht einfach nur ein virtuelles Haustier.

Er las sich das Blatt durch.
 

„Mummymon. Ultra-Level, Typus: Virus. Beinhaltet Daten von Untoten Digimon, gemischt mit DNA Sequenzen 10.65439, 3.53619, 7.36128 sowie 9.2715“
 

Daten von untoten Digimon also. Stimmt, dachte er, es wäre besser, erst einmal diesen Typus von Dateien zu verwenden, da untote Digimon diesen Prozess eventuell leichter überleben konnten als ihre Vorgänger.
 

Yukio blickte einmal mehr auf den Computerbildschirm, in Gedanken versunken an eine Erinnerung, die ihn erst recht dazu gebracht hatte, sich hierhin zu setzen und wirklich diesen alten Plan weiter fortzuführen.

Er erinnerte sich mit einem Lächeln an die alte Zeit mit Hiroki zurück, als Hiroki noch lebte.
 

„Ich weiß noch, wie oft wir uns damals getroffen hatten, um über unsere geliebte Digiwelt zu spekulieren, und darüber zu diskutieren, wie sie wohl sein muss und wie es wäre dort zu sein. Nicht nur das, wir waren mehr als glücklich darüber, als wir uns endlich sowohl die Mittel als auch die Kenntnis erworben hatten, uns noch mehr damit zu beschäftigen. Ich weiß noch den Tag, an dem du dir tatsächlich einen Computer gekauft hattest und auch mir geholfen hast einen zu bekommen, nur damit wir uns hinsetzen und mit der Programmiersprache auseinandersetzen konnten. Wir wollten soviel wie nur möglich darüber lernen, damit wir uns vielleicht sogar ein Tor hätten öffnen können! Oh ja, wenn ich heute daran denke wie viel Spaß wir daran hatten und an all die Abende, die wir damit verbrachten, unsere Theorien zu verfeinern und sie in die Realität umzusetzen.... was mir davon geblieben ist, ist vor allem ein Bild: Wie du mich mit einem Lächeln ansieht, das zu eine breiten Grinsen wird und wie du deine Hand hebst, mit einem ausgestreckten Daumen. Du klopfst mir anerkennend auf die Schulter, bevor wir beide in Lachen ausbrechen, das einfach nicht aufhören will. Zumindest dachte ich, dass ein solch lebensfrohes Lachen nicht sterben kann, sogar den Tod überwinden kann. Wie falsch habe ich wohl damit gelegen...denn es ist verstummt und hallt nun nur noch als Echo in meinen Erinnerungen wider.“
 

***
 

Ich weiß nicht, wo ich bin, und wer ich bin. Um mich herum ist nur eine Leere abgesehen von einer Art Fenster direkt vor mir, das mir einen Einblick in eine völlig andere Umgebung bietet. Ich kann eine andere Person darin sehen, in einem dunklen Raum, die zu schlafen scheint. Ihre violetten Haare sind in das Gesicht gefallen und ich sehe wie sich der Brustkorb leise hebt und senkt.

Mein Schöpfer scheint zu schlafen.

Ich nutze den Moment um nachzudenken, aber ich merke schnell, dass es keinen Sinn hat, dass es noch zu vieles gibt, was ich noch nicht verstehe. Einen Sinn. Das ist es, was mir noch fehlt. Es ist eine Frage, die nur mein Schöpfer mir beantworten kann.

Ich blicke an meinen Körper herunter, und bemerke, wie er eingehüllt ist in etwas, zu dem ich keine Bezeichnung finden kann. Stofffetzen? Ja, Stofffetzen hängen an meinem Körper herunter. Ich hebe meine Hand, nur um zu bemerken, dass ich anstatt Finger schwarze Klauen habe und als ich an meinen Körper herunter sehe, bemerke ich die silbernen Beinschienen, die mich wohl abstützen sollen. Selbst an meinen Füßen habe ich jeweils drei lange schwarze Klauen.

Langsam merke ich, wie sich mein Blick trübt, dass mein Blickfeld eingeschränkt zu sein scheint.

Auch habe ich schwarze Bänder an meinem Körper, festgemacht mit silbernen Schnallen. Eine violette Mütze ist auf meinem Kopf. Als ich sie abnehme, merke ich, dass sie am Ende festgeknotet ist, und zwei lange violette Bänder herunterhängen.
 

Warum bin ich hier? Woher weiß ich, was ich weiß? Wieso wurde ich geboren, wieso sehe ich so aus wie ich aussehe?

Alles das kannst nur du mir sagen, Schöpfer.

Ich möchte dich besuchen kommen.

Denn es gibt so viele Dinge, die ich nur von dir und dem Kontakt zu dir lernen kann.
 


 

Als Yukio von seinen Gedanken erwachte, merkte er, dass er wohl eingenickt war. Er schreckte hoch, nur um zu sehen, dass sein Computer noch immer eingeschaltet war, obwohl er dachte, er hätte ihn schon längst wieder heruntergefahren. Doch als er mit seinen schwarzen trüben Augen aufsah, bemerkte er etwas ungewöhnliches. Der Bildschrim leuchtete so hell wie nie zuvor. Erschrocken warf er einen Blick auf ihn, um nachzusehen ob etwas mit seiner Kreation passiert sei, doch er fand nur Leere vor.

Seine Augen verengten sich, nicht nur wegen dem hellen Licht, sondern auch aus Angst, die nun sein Herz umklammerte. Wo war Mummymon nur hin? Hatten sich seine auch Daten aufgelöst wie die all seiner Vorgänger?

Nein, das konnte nicht sein. War all die Arbeit wirklich umsonst gewesen? Aber wie konnte es sein, dass ausgerechnet das Wesen mit den Daten der untoten Digimon am kürzesten durchgehalten hat? Waren seine Theorien falsch?
 

„Suchst du jemanden?“

Als Yukio diese Worte hörte, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Jemand war mit ihm im Raum obwohl er doch sonst immer alleine war und die Wohnung mit niemandem teilte. Seit dem Tod seines besten Freundes konnte er das auch nicht.

„Wer ist da?“, schrie Yukio vor Schreck als er sich umdrehte, nur um dort ein Wesen stehen zu sehen. Blinde Angst griff nach seinem Herz als er feststellte, dass es Mummymon war der im Schatten stand. Nur der helle Schein des Computerbildschirms gab ihm genug Licht um die Konturen des Monsters zu erkennen, welches so plötzlich im Zimmer stand. Die Schatten die von Mummymon ausgingen waren ebenso beeindruckend wie das Wesen selbst.

„Ich habe dich gefragt, ob du nach jemandem suchst“, wiederholte das Wesen in einer unbeholfenen, aber sanften, beinahe schon schüchternen Stimme. Yukio konnte keine Antwort finden, konnte nichts tun, außer das Wesen anzustarren.

Schließlich brachte er doch ein paar wenige Worte hervor.

„Wie kann das sein? Du bist doch... digital, wie kannst du dann hier im Zimmer stehen??“

Das Wesen sagte nichts sondern senkte nur den Kopf, Verwunderung war in seinem Gesicht zu erkennen. „I...ich weiß es n..nicht..“, stotterte es in seiner plumpen, unbeholfenen Art.

So war es also, verrückt zu sein, dachte sich Yukio. Schlagartig wusste er, dass ihm selbst nichts passieren würde und dass das Wesen, was immer es auch war, ihm nicht wehtun wollte, denn dafür wirkte es erstens zu unschuldig, und zweitens zu sanft und gutmütig. Andererseits war sich der fahle Mann mehr als sicher, dass es nur eine schräge Halluzination war, wohl hervorgerufen durch die andauernde und anstrengende Arbeit an seinem Projekt, für welches er sich im Zuge dessen sogar ein paar Tage von seiner Arbeit freigenommen hatte.

Jetzt wusste er, dass man mit Erschöpfung besser keine Scherze machen sollte. Sobald diese schräge Halluzination verschwunden war, schwor er sich, würde er sich erstmal hinlegen und richtig durchschlafen.

Ersteinmal musste er jedoch Mummymon wiederfinden.

„Stör mich bitte nicht“, sagte Yukio zu diesem Wesen, als er sich von ihm wegdrehte und dabei die Schulter zeigte, „ich suche gerade nach Mummymon. Er ist einfach so verschwunden und ich weiß nicht, wo er hin ist. Oh Gott, ich hoffe, dass ihm nichts schlimmes passiert ist.“

Das mumienartige Wesen, sah ihn verdutzt an bevor es ein glucksendes Geräusch von sich gab.

„Aber ich bin doch hier, du musst mich nicht auf dem Bildschirm dort suchen, wenn ich doch genau vor dir stehe.“ Schlagartig hielt Yukio inne, drehte sich ruckartig zu der Mumie um, stand von seinem Stuhl auf und in einer direkten Konfrontation berührte er dieses Wesen an seinem Brustkorb.

Tatsächlich. Mummymon war lebendig, und aus Fleisch und Blut! Es war keine Einbildung. Der fahle Mann konnte es nicht glauben und um es doch irgendwie zu verstehen, berührte er Mummymon hier und da, und nahm sogar neugierig die Bandagen in die Hand, die an einigen Stellen von dem Wesen herunterhingen.

Mummymon ließ die ganze Prozedur schweigend über sich ergehen, mit einem neugierigen Blick in seinem Gesicht, zumindest so neugierig wie es eben nur mit einem Auge ging.

Schließlich blickte Yukio ihm in das einzige Auge und die Konturen seines Gesichtes, als Mummymon ihn nur anlächelte und dabei seine spitzen Zähne zeigte.

Und als er sich schließlich zu der Feststellung durchgerungen hatte, ergriff nun wirklich Angst seinen Verstand, schien ihn zu lähmen und zu einem wilden Tier zu machen.
 

„Verschwinde!!!“, schrie Yukio auf, als er nach hinten stürzte und hinfiel. Mummymon beugte sich nach vorne, bereit seinem Schöpfer eine Hand zu geben und wieder auf die Beine zu ziehen, doch der wich nur noch weiter vor ihm zurück. Das Wesen, das nicht wusste, was jetzt wieder los war, blickte seinen Meister nur verunsichert an. „Lass mich dir helfen!“, sagte er nur, doch Yukio fuchtelte nur wild mit seinen Armen herum. „Lass mich in Ruhe!! VERSCHWINDE!!! ICH WILL NICHTS MIT EINEM MONSTER WIE DIR ZU TUN HABEN!!“

Und das Wesen blieb stehen, fast wie starr vor dem Anblick, der sich vor ihm abspielte.

„Aber... ich... ich bin ein Monster??“, fragte es nur leise als es langsam den Arm senkte, ebenso wie seinen Kopf.

„Ja, das bist du! Sieh dich nur an, du bist hässlich!“

Yukios Worte ließen das Wesen nun endgültig erstarren, und er bemerkte die komischen Geräusche, die von ihm ausgingen. Sein bandagierter Körper zuckte, als es auf einmal ein heulendes Geräusch machte, welches an Yukios Herz zerrte, sobald er es nur hörte. Weinte dieses Wesen etwa? Hatte er seine Gefühle verletzt?

Oh, was hatte er nur getan? Er wollte dieses Wesen nicht so verletzen oder verunsichern, er hatte doch nur selbst nicht gewusst, wie er reagieren sollte, als er herausfand, dass dieses Digimon wirklich echt war und keine Vorstellung. Eigentlich, musste Yukio sich eingestehen, war sein Traum nun wahr geworden, wenn auch auf eine Art und Weise, die er nie als möglich bedacht hatte.
 

Mummymon drehte sich um, und versuchte wegzulaufen, riss die Tür auf und verschwand durch sie auf den Flur. Yukio stand so schnell es ging auf, um ihm hinterher zu laufen und aufzuhalten. Wenn Mummymon wirklich echt war, musste er verhindern, dass es auf die Straße lief, sich selbst verletzte oder von anderen gesehen wurde.

Doch er kam nicht weit da Mummymon hinfiel so ungeschickt wie er sich bewegte. Yukio kam gerade noch rechtzeitig, um ihn aufzufangen, auch wenn er sich selbst dabei wehtat, denn Mummymon war ziemlich schwer.
 

Und als beide auf dem Boden lagen, sich ansahen und Yukios Blick auf das verweinte Gesicht der Mumie fiel, wurde ihm klar, dass dieses Wesen, dieses Digimon, wirklich viel mit ihm gemeinsam hatte. Denn unbewusst hatte Yukio ihn genauso genannt wie er früher von den anderen in der Schule immer gerufen wurde. Auch er fand sich selbst hässlich. Und auch er hatte oft geweint über all diese Ungerechtigkeit, genauso wie jetzt Mummymon. Ja, selbst die liebe Art von ihm erinnerte ihn an ihn selbst, so wie er früher und einst gewesen war – vor dem Tod seines besten Freundes.

Doch nun war alles anders. Sein Freund war tot, doch ihr Traum lebte wieder, lebte, in Form eines untoten Wesens namens Mummymon.
 

Es würde einiges dauern, mit dieser neuen Situation fertig zu werden, aber noch länger, einzusehen, dass selbst Mummymon nicht in der Lage wäre, die Wunden in seinem Herzen zu heilen.

The first days of my life

Kapitel 3: The first days of my life
 

Ich war noch nicht allzu lange auf der Welt, und von daher gab es vieles, was ich noch nicht verstand, aber verstehen wollte. Ich scheine anders zu sein als so viele von den Wesen, die diese Welt bevölkern. Das zumindest hat mir mein Schöpfer gesagt.

Ich sehe auch anders aus. Mein Boss ist ein zierlich und zerbrechlich wirkender Mann mit einem traurigen Gesicht, langen schwarzen Haaren und einer bleichen, fast weißen Haut. Was auch immer er mit seinem Leben anfangen mag, ich weiß es nicht, aber es scheint leer und traurig zu sein, genauso wie meines.

Ich wundere mich, wieso ich auf der Welt bin, was das für eine Leere in meinem Herzen ist, ob mein Schöpfer das selbe ebenfalls in sich spürt, und ob es etwas gibt, was uns beiden von diesem Gefühl befreit.
 

Nur allein mit meinem Schöpfer zu sein ist auch gruselig. Er ist manchmal sehr unfreundlich zu mir, sagt ich bin ein Monster, aber ich denke, er hat auch Recht damit.
 

Ich erinnere mich an die Fragen, die sich in meinem Kopf gebildet hatten am ersten Tag meines Lebens, daran, wie ich so plötzlich vor meinem Schöpfer aufgetaucht bin und an seine erste Reaktion auf mich - seine Neugierde, seine plötzliche Angst.

Vielleicht hätte es ihm gut getan, nach draußen zu gehen und den Sonnenschein auf seiner Haut zu spüren. Wenn mein Blick auf das Fenster fällt und auf den Blick nach draußen, frage ich mich selbst, wie sich Sonnenstrahlen wohl anfühlen mögen. Ich war noch niemals draußen, in diesem sogenannten Sonnenlicht. Kitzeln die Strahlen auf der Haut? Würde ich durch meine Bandagen hindurch überhaupt etwas fühlen? Was ist Wind? Wie fühlt er sich an?

Mein Schöpfer hat es mir nicht erlaubt, nach draußen zu gehen, da er meint, es wäre viel zu gefährlich für mich in einer Welt, in die ich nicht gehöre. Erst recht wenn ich noch gar nichts über diese Welt weiß. Vielleicht, hat er gesagt, werde ich bald wenigstens einmal heraus gehen können, aber ich kann nicht mehr länger warten. Ich sehne mich so sehr danach, dass ich fast zu sterben glaube.

Ich blicke zurück in die leere und schmucklose Wohnung, in der ich und mein Schöpfer leben. Wir haben gerade mal das nötigste zum Leben, irgendwelche Schränke, in denen er was auch immer aufbewahrt, einen Computer, der Ort aus dem heraus ich geboren wurde. In der Küche hatten wir eine Spüle, ebenfalls Schränke und einen Kühlschrank, in dem wir Essen aufbewahren.

Gerade ist mein Boss nicht da, er hat mir erzählt, dass er auf eine sogenannte „Arbeit“ gehen muss, um „Geld“ zu verdienen. Ich wusste nicht, was diese „Arbeit“ ist, und umso weniger wusste ich, was „Geld“ sein sollte. Alles, was der Boss mir dazu erzählen wollte, war, dass wir ohne dieses Geld wohl nichts zu essen haben würden, also muss es wohl wichtig sein.

In letzter Zeit war mein Boss sehr müde, was mich aber nicht verwundert, wenn er die Nacht hindurch vor dem Computer sitzt, und dann morgens so früh aufwachen muss, um rechtzeitig bei seiner „Arbeit“ zu sein.
 

Ich höre ein Klicken an der Tür zu unserer Wohnung, und als sie aufgeht, geht auch mein Blick zur Tür. Ich sehe den Boss hereinkommen, mit einem müden Blick auf seinem Gesicht, und einem Seufzer auf den Lippen. Er stapft herein, hängt die Jacke an den Haken im Eingangsbereich, sieht dass ich ihn sehe und schon fragt er mich dumpf: „Wie geht es dir, Mummymon?“

Er scheint heute irgendwie eine bessere Laune zu haben, das fällt mir sofort auf.

„E...eh...mir geht es gut“, stammelte ich, wohl wissend, wie sehr ihm gerade dieses Stammeln aufregte. Es war ein Grund mehr für mich wenigstens zu versuchen, es abzulegen und damit aufzuhören.

Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte, aber schon streckte mein Boss müde seine Arme in die Höhe und schlurfte in die Küche, während ich ihm folgte. „Ich hoffe, du hast etwas zu essen gemacht, Mummymon.“ „N-nein... ich weiß nicht einmal, wie man kocht...“ „Genau das habe ich mir heute auch gedacht. In deiner jetzigen Verfassung bist du mir nicht gerade eine große Hilfe. Nicht nur, dass du ein Digimon bist, und als solches nicht unter die Menschen gehen kannst, was dazu führt, dass du auch keine Einkäufe oder Aufträge für mich erledigen kannst, sondern du kannst noch nicht einmal die Dinge, die man können sollte um zu leben. Du bist im Moment, kurz gesagt, nutzlos für mich.“

Obwohl er das in einem geradezu neutralen Ton zu mir sagte, kann ich nicht anders, als mich erneut verletzt zu fühlen, als ich diese Worte höre. Warum nur tut er mir die ganze Zeit so etwas an? Ich bin also nutzlos für ihn, wieso hat er mich dann erschaffen??

Unweigerlich spüre ich, wie mir die Tränen in die Augen steigen und drohen, an meinen Wangen herunter zu laufen. Er bemerkt das natürlich, wirft mir einen bösen, schon beinahe angewiderten Blick zu, und sage dann in einem harschen Ton zu mir: „Hör auf zu heulen! Ich werde dir schon alles beibringen, mehr oder minder. Ich kann nicht von dir erwarten sofort alles zu können, erst recht, wenn du das erste Digimon bist, das ich geschaffen habe und erst recht, wenn du noch nicht allzu lange auf der Welt bist. Allerdings habe ich nicht viel Zeit, dir alle Dinge selbst beizubringen, also... muss ich mir wohl etwas anderes einfallen lassen...“ Ich sehe, wie mein Boss nachdenklich wird, als er sich das Fertiggericht nimmt und es in die Mikrowelle schiebt – zwei Tüten, auch eine für mich, das weiß ich. Mir wird irgendwie warm ums Herz, denn das macht mir klar, dass er, wenn er auch abweisend ist, trotzdem irgendwie froh ist, mich bei sich zu haben, auch wenn ich nutzlos bin. Umso mehr will ich ihm gefallen, ihm beweisen, dass auch ich etwas besonderes kann und er nicht von mir enttäuscht zu sein braucht.
 

Er wartet einige Minuten stehend vor der Mikrowelle, während er mir bedeutet, dass ich mich hinsetzen kann, also beobachte ich ihn sitzend. Ich betrachte seine Konturen, und sein ernstes Gesicht, das immer noch in Gedanken versunken ist. Überlegt er sich, wie er mir etwas beibringen kann oder wie ich mich für ihn nützlich machen kann?

Schließlich höre ich ein „Ping!“ und sehe, wie er das Essen aus der Mikrowelle holt und es auf zwei Teller verteilt. Er kommt an den Tisch, an dem ich sitze, und legt mir eine Gabel hin, dann schiebt er mir den Teller zu und beginnt selbst zu essen, wortlos.

Auch ich esse, schweigend, mich wundernd was das Essen eigentlich ist. Es schmeckt gut, auch wenn ich diesen Geschmack noch nie in meinem Leben gekostet habe. Ah, wie hätte ich es auch machen sollen, wenn ich erst noch so frisch auf dieser Welt bin?

Ich will noch so vieles wissen, aber traue mich nicht zu fragen.

Doch dann ist es ausgerechnet mein Boss, der mir einige Fragen stellt.

„Mummymon... ich weiß, dass du nun hier bist, also heißt es doch wohl, dass es tatsächlich möglich sein muss, von der einen in die andere Welt überzugehen. Das heißt mit anderen Worten, dass es möglich sein muss, in die Digiwelt zu gehen, wenn es einem gelingt, sich dort drüben zu materialisieren, so wie du es doch hier getan hast.“ „Eeeh.. j-ja, ich glaube.“ „Das heißt, dass du hier bist, ist doch gut, denn es beweist meine Theorien...“ Mein Boss nickt leise mit seinem Kopf und mein Blick fällt noch auf Arbeitskleidung, die er immer noch an hat. Schließlich bemerke ich den durchdringenden Blick, den er auf mich wirft. Erst wirkt er grimmig, fast böse, doch dann weicht es langsam einem Lächeln, dann fängt er an zu lachen. Und ich weiß nicht wieso. Ist es weil ich lächerlich wirke? Oder weil mein Schöpfer gerade einen guten Einfall hat?

„Du wirst noch nützlich für mich werden, Mummymon, sehr bald. Weißt du, ich habe gerade überlegt, ich weiß noch nicht viel von deinen Fähigkeiten und deinem wahren Potenzial. Ich müsste das erst durchgehen und prüfen, was wirklich in dir steckt. Wer weiß, vielleicht hast du eine spezielle Fähigkeit auf die ich als dein Schöpfer doch noch stolz sein kann. Jedenfalls habe ich mir überlegt, dass ich dir das Kochen beibringen werde, und auch, wie man putzt und sich um den Haushalt zu kümmern hat, aber ich kann dir nur kürzere Erklärungen geben, denn wie du weißt, habe ich nachts immer viel zu tun.“ „J-ja, Boss.“ „Und deshalb wirst du dir meine Anweisungen sehr gut merken müssen. Traust du dir das zu?“ „J-ja, Boss.“

Ich sage „Ja“ , obwohl ich nicht weiß, ob ich selbst damit fertig werden kann oder nicht. Ich bezweiflte, dass ich mir alles nach nur einem Mal merken kann, aber ich spüre etwas... so etwas wie Optimismus, eine brennende Freude darauf etwas Neues zu lernen und meinen Boss stolz zu machen. Ich bin voller Eifer, und ich glaube das kann man mir auch ansehen, denn als er fertig gegessen hat, steht er auf, stellt seine Teller in die Spüle, geht an mir vorbei und klopft mir kurz auf die Schulter. „Du wirst das schon irgendwie machen. Ich vertraue dir, Mummymon. Wenn du fertig gegessen hast, möchte ich, dass du deinen Teller in die Spüle tust, und mich fürs Erste in das Zimmer begleitest. Dort, wo der Computer steht. Ich bereite mich erstmal auf meine Projektarbeiten vor. Du musst die Teller noch nicht selbst spülen, das mache ich selbst später, und zeige dir dann, wie du das übernehmen kannst.“ „Gut, Boss.“
 

Ich blicke ihm nach, als er aus dem Zimmer geht, und nutze die Zeit dazu, meine Aufregung unter Kontrolle zu bekommen. Denn ich weiß nicht wieso, aber das alles... dieses Leben, welches ich erst seit wenigen Tagen führe, ist noch so unbekannt für mich, dass ich eine dumpfe Angst vor diesem Leben spüre. Was bin ich wirklich wert? Worin liegt der Sinn meiner Existenz? Wie nahe kann ich dir wirklich kommen, ohne dich zu zerbrechen? Denn du wirkst so fern von mir, auch wenn ich durch dich erst hierher gekommen bin. Ich wäre dir gerne näher, aber selbst davor habe ich Angst. Du übst eine Macht auf mich aus, der ich mich nicht entziehen kann – vielleicht könnte ich es, wenn ich erfahrener wäre, aber selbst dafür brauche ich Zeit, und deine Unterstützung - und ohne dein Zutun, was würde ich lernen können? Ohne dein Zutun wäre ich nicht einmal hier.

Und diese Macht, die du über mich hast... du könntest mich genauso leicht wie du mich erschaffen hast auch wieder zerstören und das ist es, was ich insgeheim fürchte.

Was ich mir wirklich wünsche... was ich wirklich will... wäre, dass wir einander unsere Herzen öffnen. Dass wir, frei von jeder Grenze, einfach einander sagen könnten, was uns bedrückt. Denn ich weiß und spüre, dass es dieselbe Leere ist, die unser beider Herzen erfüllt. Für mich selbst weiß ich nicht, was diese Leere ist, aber ich ahne, dass es vielleicht Unerfahrenheit ist. Vielleicht würde ich mich „voller“ fühlen, wenn ich in das Tageslicht treten und den Wind spüren könnte...

Ich möchte mir dir reden, und dich fragen können, was dies und das ist, ohne fürchten zu müssen, dafür bestraft zu werden, ob mit Worten oder körperlich.
 

Ich tue es so, wie mein Boss mir gesagt hat, und gehe dann in das Arbeitszimmer vom Boss. Ich klopfe an der Tür, um ihn nicht zu erschrecken und um ihn wissen zu lassen, dass ich es bin, der vor der Tür steht, und kurz nachdem ich geklopft habe, gehe ich auch herein. Ich sehe meinen Boss, wie er sein Gesicht dem Computerbildschirm zugewendet hat, und nochmal irgendwelche Papiere durchgeht, die vor ihm ausgestreckt liegen. Er murmelt für mich unverständliche Worte vor sich hin und scheint tief konzentriert, also verhalte ich mich leise, und senke meinen Blick, als mir auf dem Boden in der Dunkelheit ebenfalls Papiere auffallen. Ich beuge mich hinunter und hebe sie alle auf, sammle sie in einem Stapel und will sie fein säuberlich auf den Tisch in seiner Nähe abstellen, als mein Blick auf die Notizen fällt. Ich sehe einzelne Buchstaben, doch sogleich fügen sie sich in meinem Kopf zu Wörtern und Sätzen zusammen. Ich verstehe nicht, woher ich wissen kann, was diese Zeichen auf den Blättern zu bedeuten haben. Wie so vieles verstehe ich nicht, wieso ich manche Dinge kann, und von anderen so ahnungslos bin. Ich schüttele meinen Kopf und blicke wieder die Buchstaben an.

„Datensätze für ein mögliches zweites Projekt...“, entwich es meinen Lippen nur, und schon spüre ich einen kleinen Windhauch, als mein Boss plötzlich herumfährt. „Was machst du da?“, schreit er nur, „lass die Blätter liegen, fass sie ja nicht noch einmal an!!“ Doch ich reagiere nicht sofort, sondern frage nur zurück: „Was ist das denn, Boss? Was ist ein Projekt? Und was ist das auf dem Bild?“ Er sieht mich einfach nur an mit diesem verwunderten Blick, der seinem Ärger folgt und blickt auf das Blatt, dass ich hochhalte um zu zeigen, was ich mit meiner Frage meine.

Er steht auf, blickt kurz darauf, bevor er sage: „Das ist eine Zeichnung. Von einer Spinne.“ „Eine Spinne?“ „Ja.“ „Und was bedeuten die Randnotizen? Level Ultra, was bedeutet das?“ „Das ist das Level auf dem du bist. Du bist ein Digimon auf dem Ultra Level. Aber...“, und sein Blick wird noch verwunderter, „ wenn du verstehen kannst, was da drauf steht, dann bedeutet das, dass du lesen kannst!“ „Lesen?“ „Du verstehst es, wenn du diese Zeichen, Buchstaben sehen kannst, oder?“ „J-ja... aber ich verstehe noch längst nicht alle Worte, die aus diesen Buchstaben bestehen.“ „Hm, verständlich. Aber keine Sorge, du wirst es mit der Zeit lernen.“ „Und was ist auf all diesen Blättern eigentlich drauf? Woran arbeitest du, Boss?“ „Hmpf, das wirst du noch sehen. Leg die Blätter bitte auf den Tisch, dann kann ich dir einiges erklären.“ „Kann ich noch einmal kurz auf das Bild mit der Spinne sehen, bevor ich das tue?“ „Was? Ja, ja klar, mach nur.“ Und damit wendet er sich ab, wieder dem Bildschirm zu.

Ich tue, was er sagt, und nehme das oberste der Blätter wieder in meine Hände, um es in dem schwachen Licht des Raumes zu betrachten. Das ist also eine Spinne. Ich weiß nicht warum, aber beim Betrachten dieser Zeichnung fühle ich mich viel wohler, es gibt mir etwas mehr Halt in meiner inneren Unsicherheit. Und später würde ich oft hierher in das Zimmer des Bosses schleichen, das oberste Schränkchen aufmachen während er noch auf der Arbeit ist – alles nur, um dieses eine Bild anzusehen, welches mir soviel Halt und Kraft gibt, weil es eine Stärke ausstrahlt, die mir selbst in meinem Leben noch so sehr fehlt.
 

Doch fürs Erste lege ich das Bild zurück, und wende mich an den Boss.

„Boss, ich möchte noch eine Sache wissen...“ „Ja, Mummymon?“, frage er, ohne seinen Blick abzuwenden, aber ich weiß, dass er mir wenigstens zuhört, und dafür bin ich dankbar. „Ich möchte wissen, ob du mir etwas sagen kannst, wenn ich wieder eine Frage habe, oder etwas nicht weiß. Ich kann nichts Neues lernen, wenn ich nichts erklärt bekomme.“ Er dreht sein Gesicht zu mir und lächelt nur freundlich, nachdem er kurz überrascht geschaut hat. „Natürlich Mummymon. Du hast Recht, ich müsste dir viel mehr erklären, als ich es bis jetzt getan habe. Aber das musst du verstehen, denn ich bin sehr beschäftigt und einfach noch nicht daran gewöhnt, dass ich nun nicht mehr alleine lebe. Ich werde dich in Zukunft etwas mehr in das einweihen was ich tue. Nein, ich muss sogar, denn du bist ein wichtiger Teil dessen: du bist der erste richtige Erfolg meiner Arbeit. Weißt du, vor dir sind dutzende von Digimon gestorben, die ich erschaffen wollte – du hast als einziger überlebt. Das macht dich schon zu etwas Besonderem und Nützlichem. Nun muss ich nur noch erforschen, wie Digimon es schaffen, sich in der realen Welt zu materialisieren, und schon bin ich einen Schritt näher, herauszufinden, wie es auch umgekehrt für Menschen möglich wäre, in die Digiwelt zu reisen.“ Er holt tief Luft, bevor ich ein beinahe lebendiges Aufblitzen in seinen Augen sehe und er meinen Arm schnappt. „Mummymon! Wieso habe ich dich das nicht vorher gefragt?? Als Digimon bist du doch sicher in der Digiwelt gewesen, oder? Wie ist es dort?“ „I-ich...“

Ich weiß nicht, was ich sagen solle, denn ich will ihn nicht enttäuschen, aber ich habe keine Ahnung, von was für einer Welt er da redet. Digiwelt... oder diese Welt.. ich weiß nur, dass es beides Ausdrücke für zwei verschiedene Dinge sind, von denen ich weder das eine noch das andere kenne. Ich will nichts falsches sagen, also sage ich ihm die Wahrheit: „Ich weiß nicht, wie es in der Digiwelt ist, wenn ich doch noch nie dort war.“ „A-aber... du bist doch ein Digimon, dann musst du doch auch dort gewesen sein!“ „Nein, das einzige, an das ich mich erinnern kann, ist dieser weiße Raum, in dem ich wohl geboren wurde. Vielleicht ist das ja die Digiwelt, aber mit Sicherheit kann ich das nicht sagen, Boss.“ „G-gut...“ Sein Gesicht fällt in sich zusammen, und seine Enttäuschung bricht mir das Herz. Ich fühle mich schlecht und übel, weil ich dir keine Hilfe sein kann und dich schon wieder mit meiner Nutzlosigkeit enttäuscht habe. Ich will fast schon wieder weinen, doch dann siehst du meinen Blick und schüttelst den Kopf. „Schon gut. Du bist ein Digimon, also werde ich die Digiwelt durch dich betreten können, da bin ich mir sicher. Mummymon...du wirst für mich die Digiwelt betreten, und dann wirst du mir sicher erzählen können, wie es dort ist, oder? Versprich es mir.“ „Ja, Boss.“ „Ich danke dir. Und nun, mach dir keinen Kopf. Ich arbeite gerade an zusätzlichen Berechnungen. Ich habe mir überlegt, dass ich dir durch spezielle Updates schneller die Dinge beibringen kann, die du fürs Leben brauchst, ohne dass ich dir damit viel erklären muss. Darüber hinaus ist mir eingefallen, dass du, weil du aus meinen Genen bestehst, vielleicht die Fähigkeit erlernen können solltest, menschliche Gestalt anzunehmen. Wenn das der Fall ist, dann werde ich dir erlauben können, nach draußen zu gehen, wann immer du willst. Natürlich nur solange du es nicht damit übertreibst.“

Ich kann mein Glück nicht fassen und umarme ihn sofort. „Oh Boss, das wäre wirklich toll!!!“ „Ja, ja, ich weiß, und jetzt lass mich gefälligst wieder los, damit ich daran arbeiten kann!“ „Gut, Boss.“ „Und bleib noch hier, ich muss deine Daten noch einmal einscannen und durchgehen. Ich kann dir auch, während ich arbeite, nebenbei noch einige Fragen beantworten, die du hast - wenn du magst.“ „Oh, vielen lieben Dank, Boss!!“
 

Und so vergehen die ersten Tage meines Lebens. Wenn ich gewusst hätte, dass das die weitaus glücklicheren Tage in meinem Leben waren, vielleicht hätte ich dich dann Dinge gefragt, die wesentlich mehr von Bedeutung für später gewesen wären. Ich hätte dich gefragt, was Liebe ist. Ich hätte dich gefragt, warum mir dieses Bild dieser Spinne nicht aus dem Kopf gehen wollte.

Aber ich hätte dich auch gefragt, wieso ich dir nicht helfen konnte, über deine Enttäuschung hinweg zu kommen. Warum ich nicht in der Lage war, dich wirklich glücklich zu machen, denn das war wohl mein Zweck, zu dem ich erschaffen worden war.

Das waren die Tage, an denen du mir noch freundlich gesinnt warst. An denen sich die Dunkelheit in deinem Herzen mir gegenüber noch nicht zeigte.

Hole in my always bleeding heart

„Ich erinnere mich daran, wie ich zum ersten Mal diese Stimme tief in mir hörte, und in dem Moment, in dem ich sie wahrnahm, wusste ich, dass es wohl die Stimme meines Herzens war, welches mir den Weg weisen will. Ich finde es erstaunlich, dass es überhaupt noch eine Stimme in mir gibt, denn ich dachte, dass die Leere in mir durch nichts lebendiges mehr erfüllt werden könnte. Vielleicht ist das auch nur ein Anzeichen dessen, dass ich einfach wahnsinnig werde und mich vielleicht in Behandlung begeben sollte... doch wozu, wenn es nichts mehr gibt, wofür ich weiter machen soll?

Ich weiß noch, wie ich versucht habe mich umzubringen, direkt nach der Arbeit, direkt nach Dienstschluss im Büro. Ich hatte an dem Tag extra formelle Kleidung ausgewählt, denn wenn ich den Tod gehen sollte, dann wollte ich das auch auf die beste Art und Weise machen... vielleicht um auch dir, Hiroki, eine Freude damit zu machen. Ich wollte dir gegenüber treten.. gedanklich hatte ich es mir schon so genau ausgemalt. Da warst nur du gewesen, nur du, in diesem leeren großen Raum. Alles war hell erleuchtet, doch es scherte mich nicht, ob es der Himmel oder die Hölle war, oder ob es überhaupt so einen Ort gab. Ich wusste schon seit deinem Tod nicht mehr, ob ich noch an einen Gott glauben soll, denn dann hätte er nicht einfach einen Menschen aus seinem Leben gerissen, der nichts Böses verbrochen hat. Hätte es mich getroffen, jemanden, der sowieso nichts hatte, dann wäre es fairer gewesen. Wieso hatte es einen getroffen, der nie etwas Böses getan hatte? Wieso einen herzensguten Menschen, jemanden, der sich anderen zuwenden konnte? Der Menschen helfen wollte, Menschen wie mir, die sonst nichts anderes auf der Welt hatten?

Oder bist du gestorben, weil du mir die Hand gereicht hast? Ist es meine Schuld, dass du nicht mehr bist? Habe ich dich in den Tod gerissen weil da etwas Böses in mir ist?

Es gibt keinen Gott, denn sonst hätte er dich nicht sterben lassen...darum fürchtete ich weder Himmel noch Hölle, denn alles was für mich zählte, warst du. Du, nur bei dir wollte ich sein.

Das waren meine Gedanken, als ich per Taxi an den Hafen fuhr. Mit einem Blumenstrauß in den Händen, den ich in den Tod mitnehmen wollte. Auch wenn ich wusste, dass materielle Gegenstände im Hier und Jetzt verbleiben.

Das Taxi verließ mich und ich nahm die letzten Schritte zum dunklen Wasser. Es rauschte leise unter meinen Füßen. Auch wenn es schwer zu erkennen war, dass es Wasser war, weil es genauso dunkel wie der Himmel über mir war. Schwarz wie die Nacht; nur ab und zu konnte man ein Glitzern in diesem dunklen Wasser erkennen, wie ein letzter Hoffnungsschimmer. Ein Schimmer, der in meinem Herzen nicht mehr da war.

Ich hatte meinen Abschied von der Welt auf den Lippen, und eine Entschuldigung dafür, dass ich mein Versprechen an dich nicht halten kann. Obwohl ich mich fragte, ob es dich vielleicht nicht wütend machen kann, so war ich mir dennoch sicher, dass du es schon verstehen würdest, wenn ich schließlich bei dir sein würde. Wer weiß, vielleicht war die Digiwelt eine Illusion? So wie das Leben eine Illusion ist, denn siehe, es kann so leicht genommen werden.

Und gerade als ich zu zweifeln anfing, schien sich das Himmelszelt über mir zu öffnen, und offenbarte mir einen Anblick von dem ich dachte, dass ich ihn niemals wieder in meinem Leben haben werde.

Streifen schienen den Himmel zu bedecken, und als ich genauer hinsah, konnte ich Einzelheiten erkennen: Berge, Täler, Wälder, Flüsse und Seen.

Ich brauchte nicht mehr, um zu wissen, dass das die Digiwelt war. Dass dies die Welt war, in die wir beide gehen wollten.

Fast so als wollte mir die Welt beweisen, dass es noch etwas gibt, für dass es sich zu leben lohnt und dass es noch nicht zu spät für mein Leben ist. Als ob meine Entscheidung dir in den Tod zu folgen falsch wäre. Und das im ausgerechnet dem Moment, den ich als meinen letzten auserkoren hatte.

Sprachlos blickte ich den Himmel über mir an und spürte, wie sich ein Knoten in meinem Hals bildete. Ich wollte weinen, konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Es fiel mir schwer, irgendetwas zu sehen, als wischte ich mir mit dem Handrücken die Tränen fort und griff in die Innentasche meiner Jacke. Suchte nach deinem Photo, fand es und krallte mich an ihm fest als wäre es das einzige, was mir noch einen Halt geben könnte. Ich zitterte wie Espenlaub von diesem Anblick, denn er war majestätisch und überwältigend. Es war, als ob sich in dem Moment ein Traum erfüllt hatte und es war nicht irgendeiner, sondern der Traum meines Lebens. Derjenige, der mir noch einen Sinn gab.

Aber ich zuckte zurück, als ich merkte, dass es noch nicht die komplette Erfüllung des Traumes war. Ich stand davor, vor der Schwelle in die andere Welt, vor der Schwelle in die Digiwelt, aber konnte nicht herüber zu ihr. Ich wünschte ich hätte fliegen können. Ob man vielleicht in diese Welt hineinfallen kann, wenn man nur hochfliegen könnte um den Saum des Himmels zu berühren? Wie sehr wünschte ich mir ich hätte Flügel gehabt...

Und weil es fast so war, als würde man einem Sterbenden etwas geben, dass er so sehr wünscht aber niemals wirklich bekommen wird... zum Beispiel eine Art zweite Chance...weil es so war, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich weinte, und rief deinen Namen, als würdest du in der Nähe stehen.

„Hiroki!!! Oh Hiroki, sieh dir das an! Das ist die Digiwelt! Die Welt, in die wir gehen wollten, direkt über uns, im Himmel. Oh Hiroki... wenn du noch hier wärst... vielleicht könnten wir jetzt dahin... Hiroki, warum nur musstest du sterben, bevor wir die Chance dazu hatten???!!“

Als ich merkte, dass ich diesen Moment nicht mit dir teilen konnte, fiel ich auf meine schwachen Knie, die meine Last nicht mehr länger tragen konnten. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Unaufhörlich fielen sie auf meine Wangen, machten sie nass.

Es zerbrach mich so sehr, zu sehen, dass es diese Welt wirklich gab, und dass du weg warst und sie nie sehen würdest. Obwohl... vielleicht hast du es sehen können. Da oben am Himmel zeigte sich uns diese Welt schließlich, und wenn sie recht haben und die Toten oben sind, am Himmelszelt... dann warst du dieser Welt genauso nah und doch so fern wie ich. Vielleicht hattest du genauso unter dem Anblick zu leiden wie ich.

Doch das linderte nicht den Schmerz, den ich in dem Augenblick spürte.

Mein Herz wollte zerspringen und aufhören zu schlagen.

Wie ein Nebel, der sich um mich bildete verhinderte ein trüber Schleier meinen Blick.

Tatsächlich, es zog Nebel auf.

Und dann, als der Anblick nicht surrealer werden konnte, schien mein Herz auszusetzen.

Denn in ganz weiter Ferne erstrahlten die Farben des Regenbogens, die gen Himmel stiegen, wo ich hin wollte. Man hätte es für einen einfach Regenbogen halten können, wenn es nicht geradewegs in den Himmel gestiegen wäre wie eine Säule.

Und dann sah ich sie. Kinder. Kinder in dem Licht. Sie flogen gen Himmel ihrem Ziel entgegen. Sie flogen in die Digiwelt, die Welt, die ich so sehr betreten wollte. Auch ich wollte fliegen. Warum konnten sie das tun, was mir verwehrt wurde? Was gab ihnen die Kraft, was hob ihre Füße vom Boden weg und ließ sie tragen?

Mein Neid flammte fast sofort in meiner Brust auf.

Warum sie? Warum nicht ich? Warum...?? Etwa, weil wirklich etwas Böses in mir ist? Etwa, weil mir etwas fehlt? Oder habe ich eine Schwäche, die ich loswerden muss, bevor ich in die Digiwelt kann?

Mein Traum wurde von anderen gelebt, und ich habe es die ganze Zeit nicht bemerkt... es waren andere, die genießen konnten, wofür ich mein ganzes Leben geben würde. Wussten sie das zu schätzen? Wussten diese Kinder, wie kostbar es war, was sie da machen konnten? Wie kostbar die Möglichkeit war, die ihnen gegeben wurde??

Ich wollte ihnen folgen.

Ich schrie.

Ich tat meinen Mund auf, und rief ihnen flehentlich hinterher, wohl wissend, dass sie mich aus dieser Distanz nicht hören konnten, doch das war mir in dem Augenblick egal. Alles was ich wollte, war ihnen zu folgen. Dieser Gedanke beherrschte mich so, dass ich alle anderen Gefühle unterdrückte. Ich wollte nichts anderes mehr. Nur noch in die Digiwelt. Ich wäre auch bereit dafür alles zu geben. Wirklich alles.

Würde der Teufel kommen, und meine Seele für sich verlangen, im Austausch dafür, in die Digiwelt zu gehen... ich fürchte, ich würde mich dazu herablassen, dem zuzustimmen, völlig egal, was Hiroki dazu gesagt hätte. Wahrscheinlich würde er mich aufhalten, aber er war ja nicht mehr hier. Und wieso sollte jemand wie ich noch beschützt werden?

Und gerade dann hörte ich sie zum ersten Mal.

Die Stimme meines Herzens.

Sie hörte sich rauh an, rauh und unnahbar, unerreichbar, stark, voller Wille und verführerisch. Und sie stellte mir eine Frage.

„Willst du in die Digiwelt?“

„JA!“, schrie ich sofort, „Ich will unbedingt in die Digiwelt!!“

Dann stellte mit die Stimme meines Herzens diese Frage. Die Frage, wie nur ein Teufel sie stellen kann.

„Wenn du bereit wärst, dein Gewissen aus deinem Herzen zu verbannen, dann helfe ich dir, in die Digiwelt zu kommen... wärst du damit einverstanden?“ „JA!“, antwortete ich ohne Zögern, „Ja, ich will unbedingt in die Digiwelt, ich würde wirklich alles dafür tun!“ Es folgte eine kurze Stille, bevor die Stimme mir wieder antwortete, und in der ich angespannt wartete.

„So sei es“, lautete die kurze, knappe Antwort.

Und dann fuhr etwas in mich. Wie Energie. Ich fühlte mich besser, lebendiger. Entschlossener in die Digiwelt zu reisen, und es auch zu schaffen.
 

Seit diesem Tag höre ich die Stimme meines Herzens. Sie leitet mich auf all meinen Wegen. Was sie wirklich ist, weiß ich nicht, doch ich weiß, dass sie mir die Stärke gegeben hat, die mir so lange gefehlt hat.

Doch man könnte sich fragen, wieso sie wollte, dass ich mein Gewissen verliere...

vielleicht ist es wirklich der Teufel gewesen... doch selbst wenn... es kümmert mich nicht. Alles was zählt, ist die Digiwelt. Wie ich dahin komme, ist letzten Endes egal.


 

Ich blicke von meinen Notizen auf, als ich höre, wie Mummymon in das Zimmer hereinkommt. Ich weiß manchmal einfach nicht, was ich mit ihm anfangen soll. Er ist das erste Digimon, das ich erschaffen habe, und es hat mich glücklich gemacht, als ich ihn damals gesehen habe. Doch nun wird mir langsam bewusst, dass er kaum einen Nutzen für mich hat.

Nein, ich denke es manchmal einfach nur so. Vielleicht liegt das auch an der Stimme in mir.

Normalerweise würde man sagen, dass Stimmen im Kopf kein gutes Zeichen wären, und nein, das sind sie auch nicht. Ich weiß, vielleicht, vielleicht sollte ich mich in Behandlung begeben.

Doch ich will nicht, dass diese Stimme in meinem Kopf verschwindet, wenn sie mir so viel Stärke gibt. Sie nimmt mir die Schwäche, für die ich mich selbst so sehr hasse, sie gibt mir die Kraft weiter zu machen, auch wenn sie nicht verhindern kann, dass ich nach den langen und schlaflosen Nächten manchmal vor lauter Erschöpfung zusammenbreche. Auf der Arbeit kann ich mich gerade noch so halten, und alles worum meine Gedanken kreisen, sind die Projekte die ich am Abend endlich weiter machen kann.
 

Mein Blick fällt auf die mumienartige Gestalt in meinem Raum.

„Boss, kann ich irgendetwas tun, um dir zu helfen?“, fragt er unbeholfen. Fast sofort verfinstert sich mein Blick, denn ich mag es nicht, wenn man mich ungefragt stört, andererseits hätte ich mich schon längst daran gewöhnen müssen, dass ich nicht mehr alleine lebe, sondern nun ein Digimon an meiner Seite habe. Ein lebendiges, echtes Digimon. Wäre Hiroki hier gewesen, dann hätte ich es ihm zeigen können, und wir beide hätten uns daran gefreut.

Der Gedanke an Hiroki kam unweigerlich. Es ist wie ein Fluch: Selbst die kleinsten Dinge erinnern mich an ihn, an uns, an damals. Ich kann ihn nicht vergessen. Ich kann unseren Traum nicht vergessen. Für ihn alleine lebe ich, auch wenn er schon lange tot ist.

Warum habe ich ihn an jenem Tag in Hafen nicht in den Tod folgen können?

Doch bevor ich weiter in Gedanken abschweifen konnte, spüre ich schon eine Hand auf meiner Schulter.

„Boss, gibt es etwas, das ich für dich tun kann?“ Ruckartig drehe ich mich um und befreie mich aus dem Griff. Ich kann meine Stimme einfach nicht ruhig halten, aber das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn ich einfach nur meine Ruhe haben will. Warum haben Digimon anscheinend gar kein Taktgefühl?

„Mummymon, lass mich in Ruhe und verschwinde von hier!“, schreie ich ihn an, bevor ich meine Stimme senke, um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen, wofür es ohnehin schon zu spät war. Es ist so leicht, ihn zu beunruhigen oder ihn nervös zu machen. Er weicht zurück, mit einem erschockenen Gesicht, und in mir spüre ich Wut aufkommen, aber dann auch wiederum... Mitleid. Mitleid deswegen, weil er so schwach ist. Und dann spüre ich... Verbundenheit. Weil er genauso ist, wie ich es früher war. Mir ist das schon klar gewesen, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, als er in diesem Zimmer aufgetaucht ist.

Und trotzdem hasse ich es, wenn er mir diese Schwäche so offen zeigt. Es ist, als würde die Vergangenheit mich einholen, gegen meinen Willen. Mummymon zeigt mir eine Seite, die ich nicht mehr länger sehen will. Eine Seite, die auch die Stimme meines Herzens nicht sehen will.

Manchmal flüstert sie mir zu, ganz leise, was ich als nächstes tun soll, wenn ich meinem Ziel näher kommen will. Und in manchen Momenten höre ich diese Stimme lauter als sonst, ganz nah bei mir, fast wie an meinem Ohr. Und an manchen Tagen ganz weit weg, wie in einem Windhauch, oder in einem Rauschen fern von mir.

Ich will Mummymon mögen, und ihn achten, aber... es fällt mir schwer. So unendlich schwer. Ich weiß, dass ich noch nie jemand gewesen bin, der leicht Kontakt zu Menschen aufnehmen konnte – wie sonst ist es zu erklären, dass Hiroki das einzige war, dass ich jemals hatte? Ist es so verwunderlich, wenn ich niemanden mehr an mich heranlasse seitdem er gestorben ist? Wieso soll ich lieben, wenn es nur Schmerzen bringt?

Wieso soll ich lieben, wenn ich nur verliere was mir teuer ist?

Und doch liebe ich dieses Wesen, das mit mir zusammen lebt, auch wenn ich das kaum zeigen kann, weil mir die Arbeit an meinem Projekt so wichtig ist, dass ich ihn vernachlässige. Ich habe manchmal auch ein schlechtes Gewissen deswegen, denn... ja, er ist das einzige, was ich jetzt habe, lebender Beweis dafür, dass der tote Traum von mir und Hiroki noch nicht ganz gestorben ist. Es hält sich am Leben wie Mummymon das tut.
 

Mummymon ist der Inbegriff unseres Traumes.

Ich muss mich um ihn kümmern. Ich muss mich um ihn sorgen. Er ist was wir uns schon immer ersehnt haben.

Nein, nicht ganz, denn wir wollten eigentlich die Digimon in ihrem natürlichen Lebensraum sehen. Die Digimon der Digiwelt...die Digimon, wie sie auf den Wiesen unsere geliebten Digiwelt tollen.

Mummymon ist so anders in dieser Hinsicht. Er kennt keine Wiesen, er kennt keinen Wind, kein Wetter, sondern nur diese Wohnung. Er weiß nichts von der Welt, nach der ich mich so sehr sehne. Er kennt die Digiwelt nicht, in die ich hinwill, und weiß folglich auch nicht, was ich tun muss um dorthin zu kommen.

Er ist nutzlos.

Ich schüttele den Kopf. Nein, ist er nicht. Diese Stimme in mir soll aufhören, mir so etwas zu sagen. Er ist nicht VOLLKOMMEN nutzlos. Und er hat eine Daseinberechtigung. Wenn er keine hätte, welche wäre dann meine? Welchen Grund habe ich noch am Leben zu sein? Hätte ich Mummymon nicht, meinen Traum nicht, dann hätte ich gar nichts mehr.

Wir haben nur noch einander auf dieser einsamen kalten Welt.

Ich sollte mich bemühen, ein wenig freundlicher zu ihm zu sein.

Hatte ich ihm nicht versprochen, ihm alles wichtige beizubringen? Alles zu erklären, was er wissen wollte?

Vielleicht würde es ihm auch gut tun, wenn ich wenigstens einmal mit ihm auf die Wiese gehen würde. Nach draußen.

Er ist rein und frei von allem Leid. Er kennt keinen Schmerz, noch nicht.
 

„Tut mir leid, Mummymon“, höre ich mich im nächsten Moment flüstern in einem so sanften Ton als wäre ich bei den Gräbern, die ich so oft besuche um Hiroki zu sehen. Das Mumien-Digimon blickte mich verwirrt an, als ich ihm meine Hand reiche, schluckt schwer und sieht aus als würde er mir etwas sagen wollen aber meine Reaktion darauf fürchten. Obwohl er als Digimon wahrscheinlich stärker ist als ich, ist er derjenige, der Angst vor mir hat.

Es fühlt sich gut an, Macht über jemanden zu haben.

Ich selbst schrecke zurück vor diesem Gedanken. Wieso tut es so gut zu wissen, dass ich derjenige bin, dem er gehorchen würde???

Mummymon hat meinen geschockten Blick bemerkt, denn schon fragt er mich: „Boss, was ist nur mit dir los?“ „Gar nichts besonderes... i-ich.. bin nur ein wenig überarbeitet, das ist alles.“ „Boss, du arbeitest zu viel. Du musst dich auch ausruhen, oder du wirst noch wahnsinnig von der ganzen Arbeit.“ Ich kichere in mich hinein. Wahnsinnig. Ja, ja, er scheint einen Punkt getroffen zu haben. Vielleicht kann man von zuviel Arbeit wirklich wahnsinnig werden.

Ich lege meine Hand auf die Stirn und stöhne auf, und Mummymon fragt mich, ob er mir eine Kopfschmerztablette besorgen soll oder nicht. Ich bejahe das, und bitte ihn, auf keinen Fall die falschen aus der Küche zu holen. Nicht, dass ich andere gefährliche Medikamente hätte, aber bei seiner Schusseligkeit ist wirklich mit allem zu rechnen.

Trotzdem ist er so lieb zu mir. So, wie es sonst keiner ist. So, wie es nur Hiroki war. Denn nur er war es, der mich gefragt hat, ob es mir gut geht. Nun tut Mummymon das an seiner Stelle.

Ja, der Teufel steckt im Detail. So Vieles, das mich an ihn erinnert.

Mein Blick fällt auf die Kommode, als ich darauf warte, dass Mummymon wieder kommt. Ich blicke auf einen umgedrehten Bilderrahmen. Wieso es umgedreht ist? Damit ich nicht damit konfrontiert werde, was es zeigt. Ich muss auch nicht darauf blicken, wenn dieses Bild immer noch so lebendig in meinem Herzen und vor meinem inneren Auge ist.

„Boss, ist das das richtige?“, fragt das Digimon das nun aus der Küche wiedergekommen ist. Er hält ein Glas Wasser in der Hand, und zwischen seinen Fingern die von mir gewünschten Tabletten. „Lass mal sehen, Mummymon. Ja, das sind die richtigen. Danke, dass du sie mir geholt hast.“ Ein Lächeln zeigt sich auf seinem Gesicht, als er merkt, dass er etwas Gutes für mich getan hat, und irgendwie... fühle ich selbst Wärme, als ich ihn mit diesem Gesicht sehe. Er ist froh. Warum nur kann er glücklich sein über so eine Kleinigkeit? Gleichzeitig frage ich mich, was das für eine Wärme in mir ist. Ich fühle mich zum ersten Mal, als ob es nicht einfach nur ein Digimon ist, dass mir gegenüber steht, sondern mein Sohn. Nicht nur eine Kreation, sondern mein eigen Fleisch und Blut. Doch, wenn man es so sieht, und er ist ja aus meinen Genen gemacht, dann heißt es wohl, dass ich sein Vater bin.

Unsinn. Was für ein ausgemachter Unsinn! Wie soll ein Mensch der Vater eines Digimon sein?

Ich nehme ihm die Tablette und das Glas aus der Hand bevor meine Gedanken sich weiter verselbstständigen, schlucke sie und spüle mit dem Wasser hinterher. Ich spüre den Blick von Mummymon auf mir ruhen, mit einer Frage auf seinen Lippen, das konnte ich sehen. Ich blicke auf ihn, schlucke das letzte Wasser runter, bevor ich das Glas hinstelle und ihn mit einer ruhigen Stimme frage: „Was willst du wissen Mummymon? Frag ruhig, du weißt doch, dass ich dir versprochen habe, dir deine Fragen zu beantworten.“ „Ich..ehm...i-ich wollte wissen, was diese Tablette eigentlich bewirken soll. Wozu nimmst du sie?“ „Sieht man das nicht? Ich nehme sie, damit meine Kopfschmerzen aufhören sollen. Weißt du, sie hat bestimmte Wirkstoffe drinnen, die das bewirken sollen, und wenn ich sie nehme, dann hören die Schmerzen hoffentlich auf.“ „Hoffentlich??“ „Ja, hoffentlich. Sicher kann man sich da nie sein, denn das sind Einheitsgrößen, die nicht perfekt auf jeden Menschen passen. Normalerweise bräuchte ein Mensch eigens ihm zugeschnittene Medikamente, die Rücksicht auf seine physiologischen Belangen nehmen, aber...“

Ich höre kurz auf zu sprechen, als ich sein verwirrtes Gesicht bemerke. Klar, ich hätte wissen müssen, dass er das nicht versteht, wie sollte er auch? Er hat das nie gelernt und versteht nichts von dem, was für mich so einfach erscheint.

„Nein, das verstehst du nicht, oder?“, frage ich ihn und er nickt nur verschämt. „Das macht nichts, Mummymon. Du kannst nicht alles lernen und keiner kann von sich behaupten, alles auf der Welt zu wissen. Das Leben ist auch so kompliziert genug.“ „J-ja...“ Ich setze mich auf den Stuhl, und Mummymon setzt sich mir gegenüber, und wir schweigen einige Zeit lang. Ich weiß nicht, worüber ich noch mit ihm reden soll, und meine Gedanken schweifen ab zu den Dingen, die noch nicht erledigt sind und werden müssen. Was Mummymon betrifft, wollte ich ihn einige Dinge beibringen, und zwar per Updates. Außerdem ist mir letztens beim Durchgehen seiner Daten eine große Anomalie aufgefallen, die ich mir nicht erklären kann, und ich hoffe, dass ich das bald klären kann. Hoffentlich deutet diese besagte Anomalie nicht auf etwas Unheilvolles hin. Wenn man bedenkt, was aus Mummymons zahlreichen Vorgängern passiert ist, könnte das gut sein. Ich kann nur hoffen, dass er sich nicht nachträglich doch noch in Luft auflöst.

„Mummymon.“ „Ja, Boss?“ „Ich möchte dich wieder bitten, zu mir zu kommen. Mir ist bei deiner letzten Untersuchung etwas aufgefallen. Etwas stimmt mit dir nicht. Deine molekulare Struktur ist an manchen Stellen verwirrend, und ich möchte klären wieso und was das für Auswirkungen hat.“ „I-ist es etwas gefährliches??“, fragt er mit unheilvoller Miene, und ich schüttele den Kopf, um ihm nicht noch mehr zu beunruhigen, obwohl ich genau weiß, dass es auch etwas schlimmeres bedeuten kann.

„Soll ich wieder erst warten, bevor du mich rufst?“ „Es wäre besser. Ich mag es nicht, wenn du einfach so in mein Zimmer kommst ohne dass ich es dir erlaube, Mummymon, und das weißt du auch.“ „Ja.“ Ich bemerke, wie sich sein Gesicht komisch verzieht, und er mich kurz schuldbewusst anblickt, als ob er etwas verbotenes getan hätte, und ich frage mich, ob er wirklich immer auf mich gehört hat und nicht doch etwas verbotenes getan hat. Doch ich habe niemals irgendeine Unordnung bemerkt, und selbst wenn er in meinem Zimmer war, solange er alles so hinterlässt wie es sein sollte, ist es denke ich in Ordnung.

Nein, irgendwie macht mich dieser Gedanke schon wütend.

Was, wenn er in meinen Geheimnissen rumwühlt??

Was weiß er wirklich von mir, wie viel hat er von mir heimlich gesehen?

Ich möchte nicht, dass jemand etwas von mir weiß, was er nicht wissen soll!

Grimmig blicke ich das mumienartige Digimon an und dann passiert etwas seltsames: er weicht nicht zurück, zum ersten Mal nicht, sondern blickt mich nur mit seinem unschuldigen gelben Auge an. Noch nie ist es mir bewusst geworden, dass er eigentlich nur ein Auge hat.

Wie viel kenne ich von ihm? Wie sehr lohnt es sich, ihn kennen zu lernen? Was würde es bringen, mich ihm zu öffnen? Meinen Schmerz um Hirokis Tod mit ihn zu teilen?

Ich kann nicht! Ich kann nicht. Ich kann nicht. Es würde zu lange dauern, es ihm zu erklären, zu lange, ihm verständlich zu machen, was der Tod ist, und wie viel Hiroki mir bedeutet hat.

Hiroki... Hiroki... bald werde ich den Traum erfüllen, der uns beide so lange begleitet hat...

Und egal, was es braucht, ich werde alles dafür tun, sogar einer Stimme vertrauen, die nur ich hören kann.
 

Wie benebelt gehe ich in mein Zimmer, meinen Ort, und mein wahres Zuhause, wichtigster Ort für mich, da ich hier meine sehnlichsten Wünsche Wirklichkeit werden lassen kann.

Ich weiß, dass ich oft daran gedacht habe, dass es keinen Ort mehr auf dieser Welt gibt, der wirklich mir gehört, doch hier ist es, wo ich alle meine letzten Geheimnisse aufbewahre. Mein Selbst, meine Erinnerungen, meine Träume. Hier ist es wo ich die Träume wahr werden lassen werde, meine und Hirokis. Hier ist bereits ein Traum von uns wahr geworden, also warum sollen es auch nicht die anderen?

Darum liebe ich diesen Ort, wenn es überhaupt noch etwas gibt, das ich lieben kann.

Und doch ist die Arbeit wie ein Fluch. Ich kann nichts anderes mehr machen und lebe nur noch für sie, etwas anderes gibt es nicht mehr für mich. Es ist wie eine Droge, der ich mich nicht entziehen kann.

Und ich fahre den Computer hoch, meine Hauptdroge. Ich öffne die nötigen Programme für die Weiterverarbeitung meiner gewonnenen Daten aus den letzten Malen. Ich rufe die letzten Scans von Mummymon auf, und gehe seine Sequenz noch einmal durch, auf der Suche nach der Anomalie, die ich letztens bemerkt habe und es dauert auch nicht lange, bis ich sie schließlich gefunden habe.

Mein Blick fällt auf den Fehler in meinen Berechnungen. Nein, Fehler sollte ich das besser nicht bezeichnen, sondern viel eher eine logische Konsequenz. Denn was auch anderes soll ein Wesen wie Mummymon denn sein als ein halber Mensch, wenn ich auch meine Gensequenzen zu seiner Erschaffung verwendet habe? Aber das würde auch bedeuten, dass er mehr als nur eine Gestalt haben kann. Aber wie auch sonst weiß ich immer noch viel zu wenig über ihn – weil es leicht ist etwas zu erschaffen, aber schwieriger in allen Einzelheiten zu verstehen, was man getan hat.

Und ich verstehe es nicht, vielleicht weil die Stimme in mir, der ich folge... weil sie vielleicht schlauer ist als ich selbst.

Ich weiß nicht, wie ich herausfinden will, ob er wirklich die Fähigkeit zur Verwandlung hat und ob man das jemals kontrollieren oder überprüfen könnte. Aber wenn er es könnte... dann würde ich ihm wirklich seinen Wunsch gewähren, und ihm die Freiheit gewähren, wenigstens einmal in seinem Leben nach draußen zu gehen.

Ob ich mit ihm gehen würde?

Würde mir das gut tun? Oder würde ich wieder etwas sehen, das mir das Herz bricht, so wie in jener Nacht? Oder würde ich wieder an Hiroki erinnert werden, nur weil eine Kirschblüte von den Winden zu mir geweht wird und in meine offenen Handflächen fällt so wie damals vor so vielen Jahren?
 

Der Computer surrt vor sich hin, immer weiter, und tief im Inneren seines Prozessors gibt er immer wieder zwei unterschiedliche Zahlen durch, Nullen und Einsen, Einsen und Nullen. Und aus diesen zwei Zahlen kann ich so vieles erschaffen.

Ist es so, wenn man sich wie Gott fühlt? Aber wäre ich Gott, so würde ich vor allem DICH zurückbringen...

Ich weiß, solange der Computer vor sich hin arbeitet, kann ich mir eine kleine Pause leisten. Ich will eigentlich nicht, denn ich hasse meine Menschlichkeit, die Schwäche bedeutet, und eine Pause bedeutet auch immer einen Minus in der Zeit, die man in wichtigere Dinge investieren könnte. Und doch lässt es sich nicht vermeiden, noch nicht.

Grimmig stehe ich auf, wider dem Gedanken, den Computer nicht alleine stehen zu lassen um dem Zufall keine Chance zu geben, dass die Früchte meiner Arbeit vergehen. Und doch, ich könnte meine bis jetzt nutzlose Schöpfung herrufen, denn ich brauche sie gleich.
 

Doch als ich aus dem Zimmer gehe, fällt mein Blick auf Mummymon. Seine riesenhafte Gestalt vor der Kommode, mit dem Rücken zu mir. Ich bemerke, dass er etwas in der Hand hält.

Und als sich die Erkenntnis in meinem menschlichen Gehirn bildet, dreht er sich zu mir herum, deutet auf den Bilderrahmen in seinen Händen und fragt mich: „Wer sind die beiden jungen Menschen auf diesem Bild?“
 

Fass mich nicht an. Komm mir nicht nahe. Lass mich in Ruhe. Lass mich allein. Es geht dich nichts an. Es interessiert dich nicht! Meine Vergangenheit ist nicht von Interesse für dich! Meine Motive können dir egal sein, denn alles was zählt ist wofür ich dich benutzen kann!!! Du bist das Mittel zum Zweck. Ich habe dich geschaffen, also musst du mir gehorchen.

Warum tust du das nicht? Warum fragst du mich über so einfache Dinge aus? Warum.. bist du so nett zu mir? Warum erinnerst du mich an mich selbst?

Warum erinnerst du mich an Hiroki?

Warum lässt du mein Herz bluten wenn ich dachte, dass ich kein Herz mehr habe? Wenn ich dachte, dass ich es bereits verloren habe? Warum.. willst du wissen, wer ich bin?
 

„LASS DAS BILD IN RUHE!“ „A-aber Boss, ich will doch nur wissen, wer das ist! Bist du das auf dem Bild?“ „LASS ES UND STELL ES WIEDER HIN!“ Ich bin drauf und dran, mich auf das Digimon zu stürzen, als Mummymon mir schon gehorcht und das Bild wieder hinstellt, ganz ruhig und meinen Wutausbruch völlig ignorierend. Doch er stellt das Bild falsch herum hin, so wie es nicht sein sollte: Die Vorderseite sichtbar, mir zeigend was ich nicht sehen will, ein Bild, dass ich lieber verbannen will als das ich es nochmal in Reichweite haben wollte weil es mich an so viel Schmerz erinnert. Und doch bin ich nicht in der Lage gewesen, diesen Bilderrahmen wirklich weg zu werfen, weil auch schöne Erinnerungen daran hängen. Aber sie sind fahl geworden, durchsetzt von einem bittersüßen Geschmack. Wie Bittermandeln, tödlich, und wie genau diese können sie mich in den Tod treiben.

„Boss, bist du das auf dem Bild?“

Kirschblüten. Kirschblüten und ich und Hiroki. Wir als kleine Jungs, mit so vielen offenen Möglichkeiten...

„Ja. Das bin ich auf dem Bild.“

Ich bleibe still und erwarte die unausweichliche Frage, wohl wissend, dass ich sie nicht vermeiden kann, weil Mummymon Fragen liebt.

Und sie kommt: „Und wer ist der andere?“

Ich bleibe still. Kann ihm nicht antworten, sondern schaue ihn nur an.

„Boss? Boss? Was ist mit dir?“ Ich spüre seine Berührung, wie von fern, als ob ich taub wäre. Und doch ist seine Berührung warm und Wirklichkeit. Sein einziges Auge, golden und voller Mitgefühl, blickt mich an, und er fügt hinzu: „Warum siehst du so traurig aus? Ist etwas Schlimmes passiert?“

Und ich ziehe meinen Arm ruckartig von ihm zurück, schnappe nach dem Bild, und drehe es um, damit ich nicht mehr drauf blicken kann. Ich blicke Mummymon finster an, antworte ihm nicht, auch wenn mir vor wenigen Sekunden noch danach war ihn anzuschreien. Ich bleibe still, bevor ich mich doch noch dazu durchringen kann, ihm eine Antwort zu geben.

„Das war... jemand, der mir sehr nahe stand. Ein guter Freund, der einzige, den ich jemals in meinem Leben hatte...“ „Freund? Was ist ein Freund?“ „Ein Freund ist jemand der... ah, Mummymon! Ich habe keine Zeit, dir so etwas zu erklären!“ „Aber ich muss es wissen! Was ist ein Freund?“ „Jemand, der zu dir hält, wenn alle anderen dich verlassen. Jemand der bei dir ist, wenn du alleine bist“, sage ich als ich mich umdrehe. Ich gehe wieder zurück in mein Zimmer, bloß weg von diesem Digimon, als Mummymon sich die Finger an sein Kinn hält und laut ausspricht was er denkt.

„Dann heißt das, dass ich auch dein Freund bin, denn du bist nicht mehr alleine jetzt wo ich hier bin, oder?“

Ich bleibe stehen.

Er hat recht, ich bin nicht mehr alleine. Ich habe ihn. Ich habe ihn geschaffen, weil ich der Einsamkeit entkommen wollte, und doch kann ich mich ihm nicht öffnen.

Aber Freund? Er soll aufhören, so zu denken. Er ist doch nicht ein Freund, wenn er doch nur ein Digimon ist!

Ich lache nur kurz, doch es bleibt mir auf einmal im Halse stecken, als ich Tränen auf meinen Wangen bemerke. Ein Glück, dass diese Mumie sie nicht bemerkt. Ich wische sie mir hastig weg, bevor ich wieder ein gleichgültiges Gesicht aufsetze, damit er nicht bemerkt, wie sehr er mich getroffen hat. Innerlich verfluche ich mich für diese Schwäche, vor allem diesen schwachen Moment den ich zugelassen habe und auch die Stimme meines Herzens gibt mir Recht.

Ich gehe nicht weiter auf diese Aussage ein, sondern widme mich wieder der Arbeit zu.

„Mummymon... vielleicht wirst du eines Tages doch die Welt da draußen sehen“, fange ich an, und Mummymon sieht interessiert auf. „Wie meinst du das Boss?“ Ich drehe mich nur langsam zu ihm hin, bevor ich ihm sage, was meine Theorie ist. „Weil ich glaube dass die Anomalie, die ich bei dir gefunden habe dir das ermöglichen wird.“

Und ein Lächeln schleicht sich mir auf mein Gesicht, als ich mir vorstelle, wie Mummymon unbehelligt uner Menschen sein kann.
 

So wie ich es nie sein kann. Weil ich keinem zu nahe sein will, noch nicht einmal dem Wesen, das ich selbst geschaffen habe. Wie ironisch ist das nur?

Mein Herz, es blutet, noch immer, weil die Wunden noch immer frisch sind.

Vielleicht, eines Tages... werde ich mit Mummymon nach draußen gehen und die Welt sehen. Aber ich werde nie wieder zu ihr gehören, ich werde sie betrachten wie ein Außenstehender, genauso wie ich die Digiwelt betrachtet habe, in jener dunkeln Nacht, die plötzlich von einem Regenbogen erleuchtet wurde. Wo gehöre ich hin? Wo gehört mein Herz hin??

Doch am Ende nur zu dir, Hiroki.

Mein einsames blutendes Herz...mit einem Loch, das niemand stopfen kann, noch nicht einmal Mummymon....
 


 

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So, Zeit, dass ich auch mal die Autorin meldet.

Wirklich, ich danke allen, die sich die Zeit genommen haben, meine FF bis jetzt zu lesen und zu kommentieren. Ich hoffe, dass euch meine FF auch weiterhin gefällt. Ich werde auf jeden Fall weiter schreiben.

In diesem Kapitel habe ich erst einmal bezweifelt, dass ich in der Lage wäre, es komplett aus Oikawas Sicht zu beschreiben, doch... irgendwie ging es doch ganz gut. Mir ist aber aufgefallen, dass er und Arukenimon sich sehr ähnlich sind, da es beim Schreiben von Oikawa und seinen Gedanken mehr als einmal vorkam dass ich dachte ich hätte eigentlich über Arukenimon geschrieben!

Und ich hoffe auch, dass ich das mit dem Wahnsinn Oikawas einigermaßen gut darstellen konnte, sowie seinen Drang, seine Obsessionen, und dass er zwar nicht mehr einsam sein will, aber sich auch niemandem wirklich öffnen kann, weil er mit Hirokios Tod die Fähigkeit verloren hat zu lieben. Naja, nicht ganz, sonst würde er nichts für Mummymon fühlen, was er ja in gewisser Weise tut... was er aber nicht zugeben würde. wie... Arukenimon. O.o

Da seht ihr was ich meine!!!

Was für die nächsten Kapitel vorgesehen ist... hm, ich muss irgendwann dazu kommen, wie Arukenimon geboren wurde und die ganze Sache mit Ken und so weiter.. also hoffe ich, dass ihr auch weiterhin diese FF genießen könnt. Vielen lieben dank fürs lesen! ^^

The first Half-Human

Ich habe einen Traum.

Auch mein Schöpfer hat einen, das weiß ich, und mittlerweile habe ich auch herausgefunden, was das für ein Traum ist: Er möchte in eine Welt, von der denkt, dass das diejenige ist, aus der ich stamme. Denn ich bin ein Digimon, und als solches kein Wesen aus der Welt meines Schöpfers. Und doch weiß ich nichts über sie, bin gefangen im Nichts und der Unwissenheit was die beiden Welten sind, wie sie sind und wie sie sich anfühlen. Erst nach und nach sollte mir bewusst werden, wie sie sind, dass sie verschieden sind, und doch zueinander gehören, wie so vieles im Leben eine Einheit bildet.

Selbst ich und mein Schöpfer.

Wir sind verschieden und doch gehören wir irgendwie zusammen, so wie wir sind.

Er ist aufbrausend und ungeduldig, während ich ruhig und zurückhaltend bin. Aber vielleicht kommt das auch von der Beziehung die wir zueinander führen, denn er ist mein Schöpfer, mein Vater und ohne ihn würde ich nun einmal nicht wissen, wo oben und unten ist. Sein Wort ist mein ein und Alles, und wenn ich ihm nicht glauben könnte, wem dann?

Ich bin ein Teil von ihm, von einem Ganzen und dennoch fehlt mir noch etwas in meinem Leben...es fehlt noch ein Teil von ihm, ein zweiter Teil, etwas, das ich nicht bin, aber das ich für diesen anderen Teil sein werde...ein zweites Ich.
 

Einmal hat er mir gesagt, dass er in die Digiwelt gehen will. Hat meine Hand an sich gerissen und mich mit diesen sehnsuchtsvollen Augen angesehen. Beinahe flehentlich wollte er wissen, ob ich die Digiwelt nicht schon kenne. Noch heute denke ich an diese Enttäuschung zurück, die in seinen Augen aufblitzte, als ich ihm sagen musste, dass ich diese Welt nicht kenne. Doch er war nicht mehr enttäuscht, sondern hoffnungsvoll, sagte, dass ich für ihn diese Welt betreten muss, damit er glücklich werden kann. Okay, er hat es nicht so offen gesagt, aber das ist es, was ich zwischen seinen Worten und in seinen Augen habe lesen können.
 

„Mummymon, du wirst für mich in die Digiwelt gehen können, nicht wahr? Und dann wirst du mir sagen können, wie es dort ist... dann wird ein Teil meines Selbst dort sein, in dieser meiner geliebten Welt...“
 

Ich habe einen Traum.

Ich habe selbst auch einen Traum.

Nein, ich verneine dir deinen Wunsch nicht, Boss. Ich verstehe ihn – in dieser Isolation verstehe ich den Wunsch besser als jeder andere. Auch ich will in eine andere Welt, in die Welt außerhalb dieser mir bekannten Mauern.

Ich weiß, dass ich dich nun Dinge fragen kann, denn du hast es mir erlaubt. Ich habe deinen Schmerz gesehen, als ich deinen Blick gesehen habe; wie er dem Bild in diesem Bilderrahmen anhaftete, als ich ihn in der Hand hielt. Ich habe gemerkt, dass ich dich damit tief in deinem Herzen getroffen habe, wahrscheinlich tiefer noch als es mir bewusst ist. Ich weiß, es schmerzte dich. Ich weiß es tat dir weh, und es machte mich glücklich. Versteh mich nicht falsch: Ich bin glücklich weil ich gesehen habe, dass du nicht so ganz unnahbar bist, wie du immer tust, nicht weil ich dich verletzt sehen wollte. Auch du hast deine wunden Seiten, auch wenn du sie mir nicht zeigen magst, so hattest du es mir in dem Moment offenbart. Dass es Dinge gibt, die dich nicht ganz so distanziert erscheinen lassen, dass es Momente gibt, in denen ich ahne zu wissen, was ein menschliches Herz ist und dass auch in mir so ein Herz schlägt.
 

Du sagst ich sei auch menschlich, und hätte die Fähigkeit diese Seite zum Vorschein zu bringen. Heißt das, dass ich auch in diese Welt gehöre? Wo ist mein Platz, wenn ich sowohl das eine als auch das andere bin?? In der Digiwelt, oder in deiner Welt? Oder soll es mein Schicksal sein, zu keinem von beiden zu gehören? Ewig zwischen beiden zu driften und niemals herauszufinden, wo der Ort ist, an dem ich sein möchte?
 

Damals habe ich noch nicht gewusst, dass dieser Ort nicht in einer Welt liegen würde, sondern bei einer Person. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass es etwas Magisches gibt, was eine Welt ganz für mich alleine erschaffen kann und dass du die Fähigkeit verloren hast, dies zu erkennen...
 

Ich bin etwas Besonderes hast du gesagt, und mich den ersten Halbmenschen genannt. Doch was ist ein Mensch, und was ist dann erst recht ein halber???

Sag, was ist menschlich?

Was macht mich zu einem Digimon und was zum Menschen und wie kann es denn sein, dass ich beides bin??
 

****************
 

Sie standen vor leeren Töpfen, und dem Küchentisch, vor ihnen ausgebreitet verschiedene Zutaten. Es ist Wochenende, und schon seit längerer Zeit hatte Yukio es seinem Digimon-Freund versprochen, ihm endlich mit etwas mehr Details zu der Frage zu zeigen, wie man denn sein Essen selbst zubereitet, denn er ist auch der Meinung, dass man am besten frisch zubereitetes isst, wenn man gesund leben will. Mummymon hat zwar nicht ganz verstanden, was das Wort gesund eigentlich bedeutet, aber er ist viel zu aufgewühlt, viel zu froh darüber, dass er nun endlich beweisen kann, dass er etwas wert ist, dass er kaum erwarten kann loszulegen, weshalb ihm auch die Bedeutung eines solchen Wortes schlicht und einfach egal ist.

„Boss, was sind denn das für Sachen auf dem Tisch?“, fragt das Digimon neugierig bei dem Anblick und Yukio erklärt es ihm ruhig und mit fester Stimme, fast wie ein strenger Lehrer: „Das nennt man Zutaten. Daraus machen wir unser Essen. Alles, was es auf der Welt gibt, ist aus kleinsten Einzelheiten aufgebaut, Dingen, die zusammen eine Einheit bilden. So ist es auch mit dem Essen. Wir haben uns ja in letzter Zeit vor allem von Fertiggerichten ernährt, Dingen, die schon bereit waren und keiner weiteren Behandlung von uns bedurften. Aber die wahre Kunst ist es, aus kleinsten Dingen selbst etwas neues zu erschaffen, und das macht man beim Kochen ebenso wie ich es getan habe, als ich dich erschaffen habe, verstehst du?“ Mummymon blickt erstaunt auf seinen Boss. „Wirklich?“, fragt er erfurchtsvoll, „ bedeutet das, dass ich dann auch so etwas wie ein Schöpfer bin, wenn ich kochen lerne??“ „UNSINN!“, schreit Oikawa auf, bevor er sich kurz räuspert, „Eh... eh.. ich meine, ja, in gewisser Weise kann man das schon so sagen, da hast du eigentlich recht.“ Obwohl es Yukio Oikawa missfällt Mummymon recht zu geben, hält er es dennoch für taktisch klug, dem Digimon mit Worten des Zuspruchs Mut vor der bestehenden Aufgabe zu machen, und als er sieht wie Mummymon optimistisch lächelt, wird selbst ihm warm ums Herz, auch wenn er das niemals zugeben würde. Es ist ein Moment, in dem sich der Mann zum ersten Mal fühlt wie ein Vater, in dem er nachvollziehen kann, wie es wohl für Hiroki gewesen sein muss, als dieser zum ersten Mal Vater wurde. Auch, wenn er es nicht lange geblieben war...

Doch Yukio schüttelt den Kopf. Er darf sich jetzt nicht wieder ablenken lassen, sondern muss sich um Mummymon kümmern und ihm endlich etwas beibringen, was ihm noch nützlich werden konnte.

„Also Boss, was machen wir als Nächstes, jetzt wo wir die „Zutaten“ haben??“ „Es kommt ganz darauf an, was wir denn kochen wollen, denn je nach Rezept sollen wir anders mit unserem Materialien umgehen.“ „Und was ist ein Rezept?“, fragt das Mumien-Digimon zurück, ehe Yukio ihn kurz stehen lässt und dann aus einer nahe stehenden Tüte auf dem Boden etwas hervorkramt. Als er es hoch hebt, kann das Digimon ein gebundenes Buch erkennen, dass er auf einmal von seinem Schöpfer in die Hand gedrückt bekommt.

„Das hier ist für dich, Mummymon“, meinte Yukio nur, „Rezepte sind Vorschriften und Beschreibungen, was man mit vorhandenen Zutaten machen soll. Da es so viele verschiedene Rezepte gibt, dass man sie niemals alle kennen lernen wird, haben Menschen schon immer versucht, diese Rezepte in Büchern festzuhalten, wie so vieles andere im Leben. Und da du lesen kannst und somit nicht von der Welt des Wissens isoliert bist, habe ich mir gedacht, dass ich dir ein Rezeptbuch kaufe, damit du das Kochen noch besser lernst.“ „Du meinst also, dass dieses Buch jetzt mir gehört??“, fragte Mummymon ungläubig und mit einem Anflug von Freude in der Stimme, und Yukio bejaht dies: „Ja, dieses Buch gehört von nun an dir ganz alleine. Sieh es als... eine Art Geschenk von mir an.“

Das Digimon kann sein Glück nicht fassen, blickt fasziniert auf das Buch, und dann wieder auf seinen Schöpfer, dann wieder auf sein Geschenk. Etwas Unfassbares durchzuckte ihn, ein Gefühl, das er bis jetzt nur selten kannte außer der Angst und Furcht, die ihn sonst immer begleitete.

In diesem Augenblick kommt ihm sein Schöpfer nicht mehr einfach so wie sein Schöpfer vor, sondern als so viel mehr.

Wie ein Vater.

Wie ein Vater, der seinem Sohn ein Geschenk gemacht hatte.

Das bedeutete doch nur, dass sein Boss ihn nicht als wertlos ansah, oder?

Mummymon kann sein Glück einfach nicht fassen, und will seinem „Boss“ in die Arme fallen, ehe er durch einen mahnenden Blick und mit einer abwehrenden Handbewegung davon abgehalten wird. „Wage es ja nicht!“, warnte Yukio ihn, „Konzentriere dich stattdessen lieber auf meine Ausführungen!“ „J-ja, Boss!“ „Also, nun da ich dir dieses Buch gegeben habe, erwarte ich von dir, dass du später damit lernst, wie man kocht. Aber damit du das auch noch viel besser hinbekommst, musst du lernen wie man auch die Geräte benutzt, die wir dafür verwenden werden.“

Damit zeigte der schwarzhaarige Mann auf die Küchengeräte vor ihnen.

„Ich nehme an, du weißt was Teller sind? Wir haben schließlich immer daraus gegessen.“ „Natürlich weiß ich das.“ „Gut, dann haben wir schonmal eine Sorge weniger. Aber du weißt noch nicht, wie man mit einer Mikrowelle umgeht, und erst recht nicht mit einem Herd. Und gerade bei diesen beiden Geräten musst du Vorsicht walten lassen, denn wenn du nicht richtig damit umgehst, könntest du unser Haus abbrennen lassen, was ich nicht unbedingt gutheißen werde.“ Mummymon musste bei dem Schlucken, also schwor er sich, jetzt gerade noch genauer bei den Ausführungen zuzuhören. „Gut, also: hier sind die Schalter, die du betätigen musst, um den Herd anzumachen...“
 


 

Der fahle Blick des Mannes vor dem Bildschirm glänzt auf einmal auf, und er spürt das rasante Pochen seines Herzens, als er entdeckt, dass er kurz vor einer neuen Entdeckung steht. Es ist nicht genau,das was er erwartet hat, immer noch nicht der ganz große Durchbruch, aber es ist etwas, dass jemanden sehr glücklich machen wird, wenn diese Person erst einmal erfährt, was er gerade entdeckt hat.

Yukio Oikawa hielt es kaum aus vor Anspannung – selten hat er Erfolge in letzter Zeit erzielt und er musste zugeben, sich um ein eigenes Digimon zu kümmern das andauernd Fragen stellte war auch nicht gerade einfach, vor allem aber in den ersten Tagen mit ihm nicht. Doch mittlerweile und das musste selbst er zugeben, hatte er sich an das Zusammenleben mit dem Mumien-Digimon gewöhnt und war in der Lage gewesen, ihm wirklich einige Dinge beizubringen. Zumindest das Kochen – nichts Großartiges jedoch, Mummymon konnte zunächst nur einfache Sachen machen, aber das war zumindest besser als gar nichts. Yukio musste lächeln als er daran dachte, wie er Mummymon versucht hatte das Kochen beizubringen. Vor allem darüber, dass das Digimon es doch tatsächlich geschafft hatte, ihr Essen dennoch anbrennen zu lassen; nur durch das Einschreiten von Yukio wurde das gemeinsame Mittagessen noch gerettet, und zwar noch gerade rechtzeitig, bevor Yukio wieder mit seiner Arbeit hier beginnen konnte.

Es ist immer noch ein großes Problem, festzustellen, das genau Mummymon machen muss, um seine menschliche Seite zu zeigen. Kann man das willentlich steuern? Hat das Digimon eigentlich einen Willen, der stark genug war, dies zu vollbringen? Oder wird allein der bloße Versuch dazu führen, dass Mummymon dasselbe Schicksal erfährt wie seine Vorgänger??

Ist es etwas, dass es sich zu riskieren lohnt?

Vor allem wenn er doch eigentlich etwas Besseres zu tun hat, denn herauszufinden, ob Mummymon eine menschliche Seite hat, die er auch zeigen kann hat eigentlich nichts damit zu tun, wie er in die Digiwelt kommt. Doch etwas in ihm sagt, dass selbst das einen Sinn hat, dass es ihm helfen würde, seinem Ziel ein wenig näher zu kommen.

Mummymon ist ein Digimon. Wenn überhaupt, so würde es am besten durch seine Hilfe gehen, dass sich das Tor in die Digiwelt leichter öffnen würde, oder? Doch wäre es genauso leicht für ein individuell erstelltes Digimon in diese Welt vorzudringen wie für eines, das dort auf natürliche Art und Weise geboren worden ist? Mummymon war anders als andere Digimon. Und es hatte auch nicht lange gedauert, ehe Yukio Oikawa wusste, was ihn von anderen Digimon unterschied, und es war ein besonders gravierender Unterschied: Das Mumien-Digimon war nicht einfach nur ein digitales Wesen, sondern auch halb-menschlich, ein Hybride, so unglaublich es sich auch für den Mann anhören mag – dieser Gedanke...

Manchmal fühlte er sich wie Frankenstein...

Er strich sich die dunklen Haarsträhnen vom Gesicht, sich wieder einmal fragend, was das alles eigentlich soll und wo ihn das alles am Ende hinführen wird. Wird er es durch das Ganze wirklich in die Digiwelt schaffen, oder wird er ein Leben lang darauf warten müssen?

Doch nein, er wusste, dass es für Menschen möglich war, in die Digiwelt zu kommen, denn er hatte doch damals die Kinder in dem regenbogenfarbenen Licht gen Himmel fliegen gesehen. Es galt einfach nur herauszufinden, wieso sie das tun konnten, was er nicht konnte, wieso ihm verwehrt wurde, was ihnen gewährt wurde.

Bevor seine Gedanken weiter abschweifen konnten, rief er Mummymon wieder zu sich, wie so oft. Er wollte etwas Neues mit ihm versuchen.
 

„Ja Boss, hast du mich gerufen?“ „Ja, komm herein Mummymon. Ich möchte dich um etwas bitten.“ Das Digimon kam herein, wie immer erst ein wenig zögerlich doch dann etwas mutiger, sobald er über die Schwelle ins Zimmer treten konnte. Er fragt sich, was der Boss wohl dieses Mal mit ihm vorhaben könnte.

Mummymon ist schon sehr oft hier gewesen, und das wundert ihn sehr wenn er darüber nachdenkt, dass sein Schöpfer es ihm eigentlich konsequent verboten hatte sich hier drin aufzuhalten wenn dieser mal nicht da ist. Doch das Digimon ist dennoch öfter hier, entgegen dem Befehl seines Meisters. Er hofft nur, dass es ihm nicht aufgefallen war. Hat ihn etwa vielleicht ein wieder zurück gelegtes Blatt, in einem falschen Winkel oder an einem falschen Ort abgelegt verraten?

Bei dem Gedanken schlägt ihm sein Herz bis zum Hals, doch er versucht sich nichts anmerken zu lassen bis die Versicherung kam, dass er nichts falsches gemacht und einen wirklich peniblen Blick für Details hat.

Doch was sein Meister ihn nun fragen würde, würde ihn nicht minder schockieren.

„Ich möchte dich bitten, zu versuchen, ein Mensch zu werden.“

„W-wie bitte??“

„Ich will, dass du vor meinen Augen ein Mensch wirst, verdammt noch mal!!“, schreit Yukio fordernder, doch Mummymon wehrt sich, zum ersten Mal: „Ich kann nicht, ich weiß nicht wie das geht!!! Ich kann das nicht machen!!“

Der schwarzhaarige Mann blickt auf das Mumien-Digimon, erstaunt über die Gegenwehr und spürend, wie sich sofort Wut in ihm ansammelt. Wie kann es das Wesen vor ihm nur wagen sich ihm zu widersetzen??

Doch dann dringt ein kleiner aber wichtiger Gedanke kommt ihm in den Kopf – das wie für so vieles auch hier eine Erklärung von nutzen sein könnte.

„Mummymon, hör mir zu. Du erinnerst dich doch sicherlich, als ich dir gesagt habe, dass ich dich eines Tages hier heraus lassen würde, oder? Dass ich herausfinden will, wie das geht, oder? Dass du eine so genannte „Anomalie“ hast, die dir das ermöglichen wird?“ Der Angesprochene versuchte sich zu erinnern.

„Ja Boss, du hast so etwas gesagt.“ „Gut, aber ich denke nicht, dass ich dir verraten habe, was genau ich eigentlich vermute und warum ich es so vermute.“ „N-nein, das hast du mir nicht wirklich erklärt, Boss.“ „Gut“, der fahle Mann macht eine kurze Pause, in der sich seine nächsten Worte sorgfältig zurücklegt. Wie bringt er dem Wesen bei, dass es nicht nur ein Digimon war, sondern mehr als das? Das es ungeahnte Fähigkeiten hat, die es noch nicht zum Vorschein gebracht hat, weil es nicht weiß wie das gehen soll, wo doch noch nicht einmal sein Schöpfer das weiß?

Doch seine Kreation muss es wissen, denn sonst wird es nicht verstehen, was er mit ihr vorhat.

Aber was wenn das der falsche Ansatz ist? Kann Mummymon überhaupt einfach so willentlich seine Form ändern, oder ist das von Anfang an eine falsche Annahme gewesen?

Er rauft sich die Haare, und Mummymon, der die Nervosität seines Schöpfers bemerkt, schreitet einen weiteren Schritt voran, ehe Yukio ihn aufhält, indem er eine abwehrende Handbewegung macht und giftig zischt: „Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du das tust und dich mir ungefragt nährst, nicht wahr?“ „Ja...“ „Dann mach das bitte nicht immer wieder wann immer sich eine Gelegenheit dazu ergibt.“ Er seufzt auf, bevor er das Digimon in sein Auge blickt und endlich mit der Sprache rausrückt. „Ich vermute, dass du dich in einen Menschen verwandeln kannst, weil du in Wirklichkeit ein Halbmensch bist.“

„Ich soll ein Halbmensch sein?? A-aber Boss... i-ich...woher weißt du das??“

„Ich habe dich geschaffen, deswegen weiß ich woraus ich dich eigentlich geschaffen habe. Genauso wie ein Koch, der genau weiß aus was für Zutaten ein Gericht er herstellt, so weiß auch ich, woraus ich dich geschaffen habe. Und zwar bist du ein Teil meiner Selbst. Ich habe dich aus meinen Genen erschaffen, und wenn ich ein Mensch bin, sowie dich zur Hälfte aus Digimon-Daten erschaffen habe, dann bedeutet das allerdings auch, dass du ein Hybride bist, ein Halbmensch.“ Sein Blick wandert auf das Digimon und dessen schockiertes Gesicht, ehe er wohl wissend dass er das später noch einmal etwas genauer wird erklären müssen, weiter fortfährt. „Ein Mensch besteht aus Genen, ein Digimon aus Daten. Alles besteht aus irgendetwas, aus einzelnen kleineren Komponenten, Mummymon. Menschen bestehen aus Genen, die ihre kleineren Komponenten sind, Digimon aus Daten, die ihre kleinere Komponente sind, verstehst du? Du aber hast in gewisser Weise beides in dir: Ich habe meine Gene digitalisiert, sie also in Daten umgewandelt, sie danach mit anderen Daten gemischt, und dich daraus geschaffen. Darum bist du ein Halbmensch.“
 

Mummymon versteht es einfach nicht. Er ist ein Halbmensch, wo er doch nicht einmal weiß, was eigentlich ein Mensch ist.

Und er weiß nun auch genau, wie er erschaffen worden ist, was sein Meister dafür verwendet hat.

Doch mit einem Mal weiß er, wie gut es gewesen ist, dass sein Boss vorher mit ihm gekocht hat, denn vieles hätte er jetzt nicht verstanden, wenn er es nicht getan hätte. Aber so hat Mummymon etwas zum Vergleich in der Hand gehabt, etwas das ihm half zu verstehen wovon sein Meister gerade sprach. So unglaublich es ist, aber es hilft tatsächlich, auch wenn Kochen doch um einiges einfacher ist als etwas selbst in einem Zimmer zu erschaffen, was einmal ein lebendiges Wesen sein soll.

Doch irgendetwas an den Worten seines Meisters schockierte ihn, auch wenn er nicht weiß, was genau es ist.

Ist es die Tatsache, dass er ein erschaffenes Wesen ist? Oder weil er ein Halbmensch ist? Oder weil er aus Oikawas Genen besteht, und damit wirklich ein Teil von ihm ist?

Aber ist er das denn wirklich??

Oder ist der bloße Gedanke daran, dass es eine Zeit gibt in der er nicht existierte was ihn so erschreckt?

„S-soll das heißen, dass du wirklich eine Art Vater von mir bist, Boss? Wenn ich doch ein Teil von dir bin??“

Yukio Oikawa hat alles als Frage erwartet, aber nicht gerade diese, denn es ist etwas, was auch er nicht zu beantworten vermag. Was bedeutet ihm Mummymon wirklich? Ist er eine bloße Kreation, dafür erschaffen, damit er mit ihm verfahren kann wie es ihm beliebt? Ein bloßes Experiment, das auch zu Schaden kommen kann, wo er doch nicht riskieren mag, sein Wesen zu verlieren?

Was bedeutet ihm das Zusammensein mit Mummymon wirklich?

Auf einmal schwirrten ihm Momente durch seinen Kopf, alles, was er bisher mit Mummymon erleben durfte.

Wie er ihm das allererste Mal begegnet ist... wie er die ersten Worte mit ihm gewechselt hat... wie das Digimon diesen Bilderrahmen in seiner Hand hielt.. wie er ihm das Kochen beibringen wollte...

Und es wird dem blassen Mann schlagartig klar, dass Mummymon wirklich so etwas wie ein Sohn für ihn ist.

Aber schlagartig versucht er den Gedanken zu verdrängen, sich selbst zu sagen, dass Mummymon nicht so viel für ihn bedeutet, ein Nichts ist, dass er ihn nicht so nahe an sich heran lassen darf.

Also antwortete er ihm: „Du bist ein Teil von mir, aber du bist nicht mein Sohn. Du wärst es, wenn du ein ganzer Mensch wärst, was du aber als Digimon nicht bist.“ „Aber warum? Wenn ich von dir komme, dann bin ich dein Sohn, oder nicht??“ „Mummymon, hör auf mir Löcher in den Bauch zu fragen und mach dich stattdessen nützlich, verdammt noch mal!“ Bei diesen Worten lässt Yukio eine Hand auf seinen Tisch knallen um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, doch er weiß ganz genau, dass auch das wieder eine abwehrende Haltung war, um zu verhindern, dass Mummymon sich ihm nährt, oder ein Verständnis von ihm erwirbt.

Das Mumien-Digimon lässt den Kopf sinken, peinlich berührt. „Es tut mir leid dass ich nicht nützlich sein kann, Boss...“, flüstert er traurig, „aber ich werde mich gerne deinen Experimenten unterziehen...“

Yukio Oikawa atmet auf, als er das hört, als er weiß, dass sich Mummymon seinem Willen bedingungslos fügen wird, denn auf je weniger Gegenwehr er stößt, desto schneller wird er mit seinen Experimenten fertig werden können und hoffentlich fruchtbare Ergebnisse dabei erzielen.

Doch dem Digimon selbst ist dabei nicht ganz wohl bei der Sache. Was bedeutet diese Zustimmung seinerseits wirklich für ihn, was für Konsequenzen werden wirklich für ihn daraus folgen?

Kann Mummymon wirklich darauf vertrauen, dass sein Schöpfer ihm nicht wehtut? Dass er ihn nicht sogar vernichten wird, wenn er ihn zu oft enttäuscht? Werden diese Experimente ihm wehtun? Wozu dienen sie wirklich?

Der dunkelhaarige Mann steht plötzlich ruckartig von seinem Stuhl auf, geht direkt zu Mummymon und schließt seine Hände um die großen des Digimon. Er blickt ihn an, seine große Statur, und nickt nur stumm vor sich hin, während er hoch konzentriert scheint.

Bis er inne hält, seinen Blick kalt und unausweichlich auf Mummymon richtet, und sagt: „Du wirst zum Menschen werden. Du wolltest doch nach draußen, oder? Ich habe dir versprochen, dass ich dafür sorgen werde, dass du nach draußen kannst, dass du die Welt sehen wirst, nicht wahr? Und dafür wirst du für mich mit deinem Auge die Digiwelt sehen lassen...“ Mummymon verspürt den Drang, nach hinten weg auszuweichen, doch Oikawa lässt ihn nicht los, und seine eigene Angst verhindert zusätzlich, dass er er sich seinem Meister entziehen kann, denn der Tonfall in dem er gerade gesprochen hat....

er hat ihn noch niemals zuvor mit einer so heiseren Stimme reden gehört, wie im Fieber, als ob er krank wäre. Er kennt seinen Schöpfer nur als müdes Wesen, als jemanden der nach Hause kommt, diesen müden, aber doch gleichzeitig liebenswerten Blick hat, etwas, das Mitleid erregt, etwas, das Mummymon anzieht. Jetzt aber hat er etwas Gnadenloses in seinem Blick, etwas dass ihm sagt er würde dieses Mal nicht einfach so entkommen können.

Und es macht ihm Angst.

Doch er gibt nach, einmal mehr aus Unwissenheit, weil er nicht weiß, wie man sich in einem solchen Augenblick zu verhalten hat.

Doch dann lässt Yukio Oikawa ihn los, schreitet zum Schrank, öffnet eine der Schubladen, und zieht etwas heraus, doch Mummymon kann es nicht sehen weil er es sofort in seinem langen violetten Mantel verschwinden lässt.

Doch dann wieder ruhig bittet Oikawa sein Wesen ein letztes Mal.

„Versuche es wenigstens. Danach kannst du wenigstens sagen, dass du es versucht hast.“

Das verstand Mummymon natürlich sofort.

„G-gut. Aber hilf mir... was soll ich denn genau tun??“

„Konzentriere dich. Sage dir selbst, das du zu einem Menschen werden musst. Sage es dir selbst immer wieder.“

Er blickte seinen Schöpfer unsicher an.

„Schließe die Augen.“ Und er tut wie es ihm gesagt wurde.
 

Ich will ein Mensch werden.

Nein, das ist nicht wahr. Ich will eigentlich nur wissen, was ich wirklich bin. Will mich selbst akzeptieren können, als das was ich bin.

Ich will wissen was ich bin.

Ich will wissen, warum ich so bin...

doch dieses Wissen wird mir nicht helfen können zu beantworten, wohin ich wirklich gehöre, oder??
 

Sein Atem wird flacher, je mehr er sich konzentriert, und ein Leuchten geht auf einmal von ihm aus, ein schwaches bläuliches Leuchten. Es fasziniert den dunkelhaarigen Mann sehr, zumal er denkt, er wäre seinem Ziel, die zweite Seite in Mummymon hervorzubringen, endlich so nahe gekommen, dass er erfüllt werden würde. Er spürte schon, wie stolz er auf das Digimon war, als das Leuchten auf einmal abrupt stoppt, und sich absolut nichts an Mummymon verändert. Das Digimon blickt an sich herunter, verwundert, dass er nicht anders aussieht als vorher, und sein Blick fällt auf Yukio, der ihn nur erstaunt anstarrt. Erst erstaunt und verwirrt, doch dann wird sein Blick böse, unendlich böse.

„Warum will es nicht funktionieren??“, schreit er los, „du sollst dich verwandeln habe ich gesagt!! Warum tust du nicht, was ich dir sage???“

Ehe Mummymon verstehen kann, was los ist, bemerkt er, wie Yukio Oikawa plötzlich direkt vor ihm steht und zwar in einer bedrohlichen Geste. Er hat einen Arm erhoben und in der Hand hält er ein seltsames Gerät, das er versucht an Mummymon zu halten.

„B-boss, was ist ist das? Was hast du da in der Hand?“ „Ah, das?“, fragte Yukio zurück, bevor er in ein kurzes fast schon wahnsinniges Kichern verfällt, „das ist nichts besonderes. Ich hoffe lediglich, dass es mir hilft, dir noch etwas wichtiges beizubringen, Mummymon, das ist alles...“ „A-aber...“ „Psst!“, beruhigt Yukio ihn mit einem Zischen, „jetzt versuche es noch einmal. Ich will, dass du dir im Klaren darüber bist, dass ich dich nicht hier herauslasse, bis du nicht endlich ein Mensch geworden bist. Das ist mehr als deutlich ausgedrückt, oder?“ Das Mumien-Digimon blickt nervös auf das Gerät in der Hand seines Meisters, kann aber nicht wissen, was es bewirken soll. Doch nicht nur das, sondern vor allem dieser Ausdruck in dem Gesicht des Mannes vor ihm; der Ton seiner Stimme... was zur Hölle ist hier gerade mit ihm los?

Er zittert fast schon vor Angst und plötzlicher Panik, die ihn übermannt, doch er versucht, sich zusammen zu reißen; er kneift sein Auge zusammen, und obwohl er die Nähe seines Meisters spüren kann, den Blick spürt, der auf ihn ruht, versucht er dennoch die Fassung zu bewahren und zu tun, was verlangt ist, wohl wissend, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es jetzt und hier funktionieren würde sehr gering war.

Mummymon ist niemand, der mit Stressituationnen gut umgehen kann, und das weiß er ganz genau.
 

Menschlichkeit...

Was ist menschlich? Ist es etwas Gutes oder etwas Böses? Etwas das man nicht erfassen kann?

Was unterscheidet einen Menschen von anderen Wesen? Was unterscheidet ihn von Digimon?

Ich habe nicht lange gebraucht, bis ich verstanden hatte, dass es eine zwielichtige Natur gibt; dass menschlich zu sein nicht gleich heißt, immer nur gut oder immer nur böse zu sein. Es gibt kein reines Licht, und keine reine Dunkelheit, und es ist nicht immer alles schwarz und weiß.

Menschen können freundlich sein, freundlich, nett, sanft...

Aber sie können auch brutal sein, verletzen, bösartig sein...

sie können auch soweit gehen, sich in dem Bösen vollständig zu verlieren...

Ich verstehe nicht, was menschlich ist... gehört dieses böse Tun ebenfalls dazu, oder ist es nicht mehr menschlich? Wo ist die Grenze? Oder heißt menschlich zu sein einfach nur fühlen zu können, und bin ich deswegen auch ein Mensch?

Aber warum dann nur ein halber, wenn ich mir doch sicher bin, dass meine Emotionen mindestens genauso stark sind wie deine? Wenn ich ahne zu wissen, dass das was du empfindest, du auf dieselbe Art wie ich zum Ausdruck bringen kannst..in derselben Heftigkeit wie ich.

Warum bist du nur so verzweifelt?

Warum finde ich keine Antworten auf meine Fragen, egal wie sehr ich danach suche und egal wie oft ich dich frage?

Eines weiß ich...
 

Es klappt nicht besonders gut. Er strengt sich an, doch auch weil er nicht weiß, wie er es möglich machen soll, kann er sich nicht einfach vor den Augen seines Meisters verwandeln.

Bis dieser auf einmal ihm dieses Gerät in seine Seite hält.

Für einen kurzen Augenblick hält Mummymon die Luft an, will etwas sagen, doch das braucht er nicht als ihn plötzlich ein grausamer Schmerz durchzuckt.

Er zittert unkontrolliert, fällt nach hinten, atmet schwer, und sieht Yukio Oikawa erschrocken an, der immer noch das Gerät in der Hand hält.

Mummymon will ihn schon fragen, was das ist, doch er ist zu schockiert, um noch ein einziges weiteres Wort über seine Lippen zu bringen, doch Yukio beantwortet die Frage für ihn bereits: „Das hier wird Taser genannt. Ich kann dir damit elektrische Stöße verpassen... oder mit anderen Worten, ich kann dir Schmerzen zufügen...“ „A-aber...Boss...“, erwidert er, doch er wird nur mit einem heftigen Kopfnicken zurecht gewiesen. „Jetzt tu was ich dir sage. Verwandle dich.“ „I-ich...“, Mummymon wendet seinen Kopf von Yukio ab, um ihm nicht mehr in die Augen sehen zu müssen, „I-ich kann nicht...“
 

Menschen fühlen...
 

„So, du willst also nicht? Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dich solange zu bestrafen, bis du mir endlich gehorchst...“

Das Mumien-Digimon versteht nicht, warum sein Schöpfer auf einmal so ist und so reagiert. Niemals zuvor hat er Mummymon auf irgendeine Art und Weise bestraft, selbst wenn er es insgeheim schon immer gefürchtet hat. Warum also jetzt auf einmal? Warum nicht vorher? Etwa nur, weil er ihn schon wieder enttäuscht?

Oder vielleicht liegt es daran, dass Mummymon wirklich viel zu wenig versteht, und egal wie er sich anstrengt niemals für seinen Schöpfer nützlich sein wird.

Er lässt seinen Kopf niedergeschlagen sinken, als ob er aufgeben und seine Strafen akzeptieren würde, doch Yukio merkt, dass er wohl zu weit gegangen ist, und lässt deine Waffe sinken.

„Bitte entschuldige....“, meint er nur ruhig, aber selbst mit geweiteten Augen, beinahe schon erschrocken über sein eigenes Handeln, „ich weiß nicht, was in mich gefahren ist......“

Sprachlos blickt Mummymon ihn an, bevor er sagt: „Ich... ich kann verstehen, wieso du das getan hast... wenn ich so unnütz bin...“ „Nein, das bist du nicht...ah Gott... was habe ich nur getan??“ „Warum hast du das gemacht?“ „Ich... ich wollte einfach nur, dass du ein Mensch sein kannst...das ist alles... weil du doch so gerne hinaus gehen wolltest, damit du endlich die Welt da draußen sehen kannst....“, brachte Yukio stammelnd und um Fassung ringend hervor.
 

Menschen fühlen Verzweiflung...
 

Und Mummymon begann zu verstehen, dass er ihm um seinetwillen Schmerz zugefügt hat; weil er Mummymon etwas Gutes damit tun wollte auch wenn es ihn im ersten Moment erschrocken hat.

Ein leichtes und schüchterenes Lächeln schleicht sich auf die Lippen des Digimon, als es auf einmal sagt: „Also ist das Menschlichkeit? Fühlen zu können, ist das Menschlichkeit??“

Der schwarzhaarige Mann blickt auf das Digimon zu seinen Füßen herunter, als er die Frage hört, bevor er antwortet: „Ja... ja, ich denke schon...“ „Du denkst das? Aber dann... sind wir alle menschlich, weil wir alle fühlen...“

Müde schließt das Mumien-Digimon sein Auge, um darüber nachzudenken, als es passiert...

ein sanftes Leuchten umgibt ihn, welches den dunkelhaarigen Mann vor ihm kurz zurückweichen lässt.
 

Menschen fühlen so vieles. Vieles was sie tun ist doppeldeutig, und manchmal tun sie Dinge, von denen sie selbst nicht wissen, warum sie es so tun...

Ich bin ein Halbmensch... doch ich glaube nicht, dass ich der erste bin, oder der erste war. Halbmensch vielleicht deshalb, weil ich auch noch etwas anderes bin, nicht weil ich weniger fühle als echte Menschen.

Ich spüre, wie ich mich verwandele, ich fühle wie mich eine Wärme umgibt...

spüre wie etwas aus mir herauswächst, wie mich etwas Neues umgibt.
 

„Du.. hast es geschafft...“, weckt ihn die Stimme Yukio Oikawas aus seinen Gedanken, „du hast dich ja tatsächlich verwandelt!“ Seine Stimme klingt beherrscht, als ob sie eine große Freude dahinter verbergen würde, und als das Digimon sein Auge aufmacht, blickt er unter sich herunter und bemerkt, dass er sich tatsächlich verändert hat: Er trägt eine blaue Uniform, lange blaue Hosen, und einen Hut auf dem Kopf; er sieht nicht ganz unähnlich aus wie jemand aus der Londoner Garde.

Mummymon tastet sich ab, bemerkt, dass er auch in dieser Form kein zweites Auge hat, und als seine Handflächen seine Ohren berühren, bemerkt er, dass er keine langen Ohren mehr hat wie in seiner eigentlichen Form.

Er sitzt immer noch, doch dieses Mal lächelt sein Meister zufrieden.

„Siehst du? Du hast es geschafft...“, wiederholt er, „und damit kannst du wirklich unter Menschen gehen. Auch wenn ich zugeben muss, du siehst auf den zweiten Blick nicht wirklich anders aus als ohnehin schon...aber fürs erste reicht das, denke ich...“

Yukio hält ihm eine Hand hin, um ihn aufzuhelfen, die Mummymon annimmt.

Er kann nicht glauben, dass es ihm im Nachhinein gelungen ist, sich doch noch zu verwandeln, wo er angefangen hat zu glauben, dass es ihm nicht gelingen würde.

Doch er freute sich noch mehr darüber, dass es ihm gelungen ist, als er hörte, dass er damit wirklich die Welt da draußen sehen werden wird.

Die Hand Yukios fühlt sich warm in seiner an, und er fragt auch sogleich: „Werde ich endlich hinaus dürfen?“

Yukio lächelt kurz, als er nickt: „Ja. Das habe ich dir doch versprochen.“
 

Vergessen war der Schmerz, den er ihm zugefügt hat. Vergessen war er für den kurzen Augenblick.

Doch nicht vergessen blieb die Niederlage des Digimon im Angesicht des Schmerzes, den er auszustehen hatte; nicht vergessen die Möglichkeit, Mummymon dazu zu bringen, zu tun was verlangt war, welches Mittel auch immer dazu nötig war. Notfalls Schmerz.

Denn Menschen scheuen nicht das Unmenschliche.
 

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So, hier mal wieder ein Nachwort.

Dieses Kapitel war wirklich nervenaufreibend, aber notwendig, um Oikawas weiterhin zunehmenden Wahnsinn zu verdeutlichen; aber vor allem war die zentrale Frage dieses Kapitels, was Menschlichkeit eigentlich ist, und ich muss ehrlich zugeben, ich weiß keine genaue Antwort darauf: denn selbst Tiere fühlen, und wir Menschen verhalten uns selbst manchmal wie Tiere, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir scheuen nicht, für habgierige Ziele auch unmenschlich zu handeln, und anderen unter fadenscheinigen Gründen Schmerzen zuzufügen und danach zu sagen, es wäre zu ihrem Besten gewesen, so wie es Oikawa hier bei Mummymon getan hat. Und das wollte ich hier verdeutlichen.

Genauso wie auch die Niederlage Mummymons; er kann nicht nein sagen, und indem er zugibt, dass er sich den Schmerz verdient hat, ebnet er für Oikawa einen Weg, ihn weiterhin seinem Willen zu unterwerfen und weiterhin zu konditionieren. Und Mummymon, in seinem Geltungsbedürfnis, in seinem Hunger sich zu beweisen kann gar nicht anders handeln also sich Oikawa zu unterwerfen...

Jedenfalls... das ist so wie ich es mir vorgestellt habe, wie er zum Masochisten wurde.
 

Danke an alle Leser, die sich hierher verirrt haben, und ich hoffe, dass euch dieses Kapitel wieder einmal gefallen hat und ihr auch weiter lesen werdet. :)

See the world outside these walls

Und es kommt der Tag an dem ich mit Mummymon gemeinsam vor unsere Haustür trete, und er den Wind spüren kann und die Sonne erbarmungslos auf uns herunter scheint.

Ich gehe zwar immer mal wieder vor die Haustür wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin, jedoch geschieht das meist früh morgens wenn der Himmel sich noch nicht in seiner ganzen Pracht zeigt und alles noch dunkel ist, zu einer Zeit, in der die langen Schatten der Umgebung nie ganz verschwinden wollen. Wie gesagt, mir ist dieser Anblick sehr vertraut und ich muss zugeben, für mich ist er nichts Besonderes – wieso soll ich ihn genießen und mich daran erfreuen, wenn es seit dem Tod Hirokis nichts mehr für mich gibt, für das es sich wirklich zu leben lohnt?
 

Ich streife mir die dunkle Jacke über nachdem ich aus dem Schlafzimmer trete, und meine Hand über meinen Anzug streifen lasse um ihn auf meinem Körper zu glätten. Ein kurzer prüfender Blick schweift zu dem Spiegel direkt vor mir. Nicht dass ich viel Wert auf mein Äußeres lege, aber es gehört nun einmal zu meinem Beruf dazu, dass ich ein einigermaßen gutes und gepflegtes Aussehen bewahre. Es wird von mir erwartet, und obwohl ich ganz genau weiß, dass es nicht geht, so muss ich dennoch weiter funktionieren, mir nicht anmerken lassen, dass ich eigentlich tief in meinem Inneren einer Reparatur bedürfte.

Wie ironisch. Wir Menschen plädieren immer darauf, wie toll es ist, dass wir sind was wird sind, sagen, dass wir im Gegensatz zu Maschinen einen eigenen Willen haben; und doch fliehen wir vor unseren eigenen Fehlern, sagen uns, dass, wenn etwas nicht so läuft wie erwartet, es mit einigen ganz einfachen Mitteln wieder bereinigt werden kann. Vielleicht fehlt hier und da eine Schraube, die zu locker ist, und nur angezogen werden muss, und dann verschwindet dieses funktionelle Problem wieder. Doch mit so einer Denkweise übersieht man so leicht dass es Dinge gibt, die man nie wieder herstellen kann, Dinge, die sich nicht mehr beheben lassen, Fehler, die sich nicht mehr ausmerzen lassen. Probleme, die nicht mehr verschwinden werden egal was man tut. Und schließlich ist es ja auch nicht so, dass jede Maschine wieder auf ihren vollen Stand zurück gebracht werden kann. Und für jene gibt es nur noch ein einziges Ende, irgendwo auf einem leeren Platz des Chaos.

Es ist natürlich, Schwäche zu hassen und sie loswerden zu wollen, und ich bin da kein Stück anders. Doch was ist Stärke, wie erlange ich sie und wie will ich mich am Leben halten? Wie will ich vorgeben zu sein was ich nicht bin?

Schwache bleiben zurück und enden wie nicht funktionierende Maschinen, alleine, zurückgelassen und vernichtet. Und trotz der viel erwähnten Menschlichkeit die von allen überall so sehr gepriesen wird, so geschieht mit uns fühlenden Wesen dasselbe wie mit kaputten Maschinen – wir werden vergessen und von der Gemeinschaft verstoßen weil wir zu schwach sind und mit unseren Fehlern die Gesellschaft vergiften.

Und eines weiß ich: Ich will nicht schwach sein, will nicht hören, dass ich das bin. Darum gebe ich vor, etwas zu sein was ich nicht bin, zumindest noch nicht. Und lange muss ich nicht durchhalten, nur so lange, bis es endlich soweit ist und ich in die Welt übertreten kann in die ich will. In der ich frei sein kann, in welcher es nicht zählt, was ich bin oder vorgebe zu sein. In der es nicht wichtig ist, den Erwartungen anderer Menschen um dich herum gerecht zu werden oder die Rolle zu spielen, die sie von dir erwarten.

Es gibt so viele Menschen, die gerade das nicht zu bemerken scheinen – dass sie die Rolle spielen, die man ihnen zugeschrieben hat. Und indem ich mich dem Kontakt zu anderen Wesen meiner Spezies weitestgehend zurückgezogen habe, bin ich in der Lage gewesen, genau dies zu erkennen.

Doch wie gesagt, fürs Erste muss ich mich noch verstellen. Nur so lange bis....

Meine bleiche Hand gleitet zu dem Knopf an meinem langen Mantel den ich mir überstreife und dann zuschließe. Ich seufze auf, und frage mich mit einem Mal, ob mein Mitbewohner noch schläft und ob ich mal nachsehen sollte, ob dem wirklich so ist, doch ich verwerfe den Gedanken schon wieder. Warum soll ich mir übermäßige Sorgen machen, wenn bis jetzt schon nichts passiert ist? Mummymon kann sich durchaus beherrschen und scheint recht pflegeleicht zu sein, jedenfalls besser als wenn man sich ein Haustier oder ähnliches zugelegt hätte. Dennoch verlässt mich ein gewisses Unbehagen nicht wenn ich daran denke, dass er in seinem hastigen und vor allem begeistertem Verhalten schon so manches Mal einige Dinge hier auf den Kopf gestellt hat. Sicher ist sicher, denke ich mir, und öffne die Tür zu dem Raum, in dem er sonst immer schläft, jedoch behutsam, sodass ich ihn nicht wecke.

Ein Lichtspalt scheint in sein Zimmer, dass er noch alleine für sich hat... nun ja, vielleicht nicht unbedingt ein Zimmer, eher eine Art Abstellkammer, jedenfalls ist hier nie sehr viel drin gewesen und er hat hier genug Platz für sich alleine. Ich höre ihn leise atmen und weiß dann, dass er tatsächlich noch schläft. Mein Blick fällt auf die Uhr, und ich sehe, dass ich hier weg muss, wenn ich noch rechtzeitig auf die Arbeit will; ich weiß, dass Mummymon bald aufstehen wird, zumindest sobald die Sonne aufgeht und ihn weckt. Doch was er in all der Zeit eigentlich tut, in der ich nicht hier bin, das habe ich mich noch nie zuvor gefragt.

Ich drehe mich um und will weggehen, als mich eine müde Stimme kurz zurückhält: „Boss, wo gehst du hin?“ „Auf die Arbeit“, lautet meine schroffe Antwort darauf, „aber das weißt du ja.“ Mummymon nickt, bevor er mich dann fragt: „Aber... gehen wir heute endlich zusammen raus, wenn du wieder da bist?“ „Hm, ich weiß nicht...“ „Aber du hast es versprochen!“, protestiert er leise, bevor ich ihn unterbreche: „Ich habe nicht gesagt, dass es nicht möglich ist, ich muss nur zusehen, dass ich vorher rechtzeitig nach Hause komme...vor allem, wenn es dir lieber ist, tagsüber rauszukommen. Also, was magst du eher? Tagsüber oder nachts?“ „Hm...“, das Mumiendigimon überlegt kurz und strapaziert damit meine Geduld, weil ich in Eile bin, „Ich will eher tagsüber raus gehen, denn die Dunkelheit habe ich schon oft erlebt...“

Ein Seufzen entweicht meinen Lippen.

„Na schön, dann werden wir es tagsüber machen. Aber ich muss jetzt wirklich los, sonst komme ich zu spät.“ „B-boss, warte noch kurz!“ „Was ist?“ „Ich habe dir etwas zu essen vorbereitet, es liegt in der Küche. Vergiss nicht, es mitzunehmen..“, murmelt er schläfrig, ehe er sich die Bettdecke über den Kopf zieht, und sich von mir wegdreht.

Ich haste in die Küche, und tatsächlich – ich finde eine liebevoll zubereitete Essensbox vor, die ich hastig in meine Tasche packe bevor ich zur Tür renne, ein warmes Gefühl in meiner Magengegend unterdrückend.

Sollte er wirklich schon so schnell lernen?

Warum ist er nur so gut zu mir?

Die kühle, fast schon herbstliche Luft schlägt mir ins Gesicht und kühlt meine bleichen Wangen.

Ja, die Dunkelheit des Morgens hat mich wieder, für einen kurzen Augenblick.

Ich schlendere in die U-Bahn um zu meinen Arbeitsplatz zu gelangen, in Gedanken versunken, ihm, diesem Digimon, Halbmenschen, auch meinen Dank zu erweisen. Vielleicht wäre es wirklich mal möglich, dass ich heute eher nach Hause kommen könnte, nur damit ich ihm die Welt hier draußen zeigen kann?

Ah, was gibt es denn eigentlich hier zu sehen? Lohnt es sich wirklich, gerade ihn mit dieser schrecklichen Welt zu konfrontieren, in der es keinerlei Gerechtigkeit gibt?

Doch, für meine Aufgaben wäre es besser, wenn er sich mit dieser Welt vertraut macht, denn ich brauche jemanden, der mir auch hier assistieren kann, und es wäre umsonst gewesen, seine menschliche Seite zum Vorschein zu bringen, wenn er auch jetzt immer noch nicht heraus kann.

Ich hätte ihm umsonst diese Schmerzen zugefügt...

Ich schüttele den Kopf und mache mich die Treppen auf zu meinem Büro. Einmal mehr bin ich dazu gezwungen, meine Gedanken und Pläne an heute Abend zu verdrängen. Ich kann nur hoffen, dass ich entweder heute oder in einer der nächsten Tage endlich die Möglichkeit bekommen würde, mittags mit ihm herauszugehen, aber das wird nur möglich sein, wenn ich vorher die Erlaubnis bekomme, meine Schicht ein wenig früher zu beenden oder mit einem Kollegen zu wechseln. Auch wenn es unangenehm ist danach zu fragen, ich muss es tun. Ich beiße mir auf die Unterlippe, bevor ich in meine Arbeitstarre verfalle.

Erst später werde ich mich dem widmen können, was wirklich wichtig für mich ist.
 

Müde komme ich nach Hause, stecke den Schlüssel ins Schloss und drehe um, damit die Tür aufgeht; ich stapfe herein, nur um dann Mummymon herumwuseln zu sehen, der dann sofort vor mir steht. Ich erschrecke ein wenig, da ich nicht erwartet habe, ihn SO zu sehen, in seiner menschlichen Form. Ich rümpfe mir die Nase, weil ich es nicht leiden kann, wenn er so offen zeigt, dass er stolz ist, die Aufgabe von neulich erfolgreich hinter sich gebracht zu haben. Dann bemerke ich den Dampf, der aus der Küche kommt, und den Geruch, der daraufhin folgt.

„Mummymon, was zur Hölle machst du da?“, poltere ich und das Digimon dreht sich erschrocken um. „Ah, Mist!“, ruft er, „I-ich glaube, das Essen brennt an..“ „Idiot, dann geh und verhindere das Schlimmste!!“ Mummymon rennt wieder zurück in die Küche, während ich mir den Mantel ausziehe, ihn hastig in die nächste Ecke werfe, und ebenfalls in die Küche angerannt komme. Ein beißender Geruch empfängt mich.

„Was zum...?!!“, entweicht es mir, und ich sehe wie Mummymon das Herdfeuer abstellt und besorgt in den Topf schaut. Er nimmt einen Löffel, und rührt herum, um einschätzen zu können wie groß der Schaden ist, und seufzt dann erleichtert auf. Ich blicke ihn nur verständnislos an.

„Erklärst du mir jetzt endlich, was du hier eigentlich treibst???“, raune ich, und Mummymon, der die Ruhe weg zu haben scheint, nun da er gesehen hat, dass es nicht ganz um sein Werk geschehen ist, dreht sich zu mir um und sagt: „Ich habe uns was zu Essen gekocht.“ „Ja, und es anscheinend anbrennen lassen“, schließe ich, „sieht es schlimm aus, oder ist es noch essbar?“ „Hm, soweit ich einschätzen kann, ist es nur unten eingebrannt, aber...“ „Ich will wissen ob es essbar ist!!“ „Ja, ich denke schon dass es das ist.“ „Und was hast du uns Feines gemacht?“, frage ich mit einem sarkastischen Unterton nach während ich zurück in den Flur gehe um meinen Mantel wieder aufzuheben und ihn korrekt auf den Kleiderhaken zu hängen. Mummymon kommt aufgeregt aus der Küche, mit einem Kochlöffel in der Hand und verkündet erfreut, dass er sich an einem Eintopf versucht hat, was mich zu der Überzeugung bringt, dass er recht haben könnte und es nicht komplett um seinen Kochversuch geschehen ist. Nur blieb mir die Frage übrig, ob das was er da zusammen gekocht hat wirklich genießbar ist oder nicht. Aber als ich in Mummymons überschwänglich lächelndes Gesicht blicke, wird mir klar, dass er meinen Sarkasmus von vorher nicht bemerkt hat und es geschieht etwas Komisches.

Meine Gesichtsmuskeln verzerren sich, und ich breche in ein herzliches, schallendes Gelächter aus.

Mein Atem entweicht mir fast vollständig, und mein Brustkorb hebt und senkt sich unkontrolliert, bis ich mir aus Schmerz die Seiten halten muss.

Dann ist es plötzlich vorbei und Mummymon sieht mich mit einem verwirrten Blick an, bevor er lächelt. „Du hast gelacht, Boss!“, stellt er fest und ich antworte ihm atemlos: „Ja, das habe ich...“
 

Plötzlich ändert sich alles.

Ich kann nicht fassen was gerade wirklich geschehen ist. Dass er, Mummymon, das bewirkt haben soll, dieses warme Gefühl in mir, dieses Gefühl von Geborgenheit, dank dem ich nun endlich mal gelacht habe – das erste Mal seit Hirokis Tod, das erste Mal seit so vielen Monaten.

Ich fühle mich plötzlich nicht mehr alleine. Ich bemerke zum ersten Mal, dass es keinen Grund dazu gibt, sich noch alleine zu fühlen, dass ich jemanden habe, mit dem ich zusammen sein kann, der mich nicht als Verlierer sieht. Im Gegenteil, jemand, der zu mir aufblickt. Doch das vermeidet nicht das Gefühl der Erwartungshaltung, denn wie alle anderen Menschen auch so erwartet auch mein Digimon, dass ich mich nach einer bestimmten Rolle benehme, doch ich bin mir noch immer nicht im Klaren darüber, welche Rolle das sein soll. Soll ich den Vater spielen oder den erbarmungslosen Schöpfer, der ihn auch zu seinem Wohl verletzen kann? Oder kann ich mich dem und dieser Verantwortung entziehen? Kann ich nicht nein zu alledem sagen?

Das geht nicht. Hiroki und unserem Traum zuliebe. Ich kann nicht davor fliehen, denn ich habe sonst gar nichts.

Warum versage ich mir eigentlich auch nur einen kleinen Moment des Glücks? Etwas weil ich nicht glauben kann, dass ich ohne Hiroki jemals wieder glücklich sein kann? Ist das der Grund, warum ich niemandem mehr nahe sein will, nahe sein kann?

Weil ich glauben will, dass es neben ihn nichts anderes gibt...?
 

Ich räuspere mich, um mich wieder zu fangen, und sehe immer noch Mummymons leicht dümmliches Grinsen auf seinem Gesicht. Als ich mich wieder fange, beschließe ich die Sache nüchtern zu betrachten und mich der eigentlichen Frage unserer Nahrungsaufnahme von vorhin zu widmen. Ich beuge mich über den kläglichen Resten seines Kochversuchs und versuche zu retten was zu retten ist, während ich ihm mit einem warnendem Blick klar mache, dass ich keinen Kommentar zu vorhin dulden werde und ebenso wenig seine jetzige Hilfe. Ich brauche das nicht. Ich brauche sein Mitleid nicht, denn auch sie zwingt mich in eine Rolle, wovon ich doch eigentlich frei sein will.

Und dann wäge ich ab, wie ich es ihm am besten sagen soll.

Dass ich vorhabe nun mein Versprechen bei ihm wirklich einzulösen. Wie es wohl für ihn sein mag?

Und dann frage ich mich, wie es wohl wäre, wenn mich jemand an die Hand nehmen würde, wenn mich jemand mitnehmen würde um mir eine Welt zu zeigen, die ich noch niemals zuvor gesehen habe aber in die ich immer wollte. Eigentlich habe ich mir gewünscht, dass Hiroki derjenige gewesen wäre, der mir die Welt außerhalb meiner Mauern zeigt – doch dieses Mal würde ich das selbst in die Hand nehmen. Jemandem eine Welt zeigen, die er so noch nicht gesehen hat, der sie aber zusammen mit mir neu entdecken würde.

„Boss, wieso bist du eigentlich so früh wieder da?“, weckt mich seine Stimme aus meinen Gedanken und ich seufze nur. „Du wolltest doch die Welt da draußen sehen, oder?? Ich habe mir heute frei genommen, damit ich sie dir zeigen kann.“ Mummymon reißt daraufhin seine Augen weit auf, verschluckt sich hörbar an seinem Essen und will schon vor Freude losschreien, als ich ihn aufhalte, indem ich meine Hand hebe und ihn mit warnender Stimme ermahne: „Aber erst, wenn wir gegessen haben. Dann erst zeige ich dir die Welt da draußen. Aber nur unter der Bedingung, dass du dich draußen ausschließlich in der menschlichen Form zeigen sollst, hast du das verstanden? Auf gar keinen Fall akzeptiere ich es, wenn du in deiner Digimonform draußen bist!!! Solltest du es dennoch tun, wird das natürlich bestraft werden...“ Mummymon hört gespannt zu, und nickt heftig, während ich auf seine Antwort darauf warte. Er weiß also wenigstens von den Konsequenzen, sollte er sich dumm verhalten, und das ist wenigstens schon etwas. „Weiterhin möchte ich, dass du dich genau an meine Anweisungen hältst solange wir draußen sind. Ich will nicht, dass du beispielsweise wegläufst, oder auffällig erscheinst. Und da ich Erfahrungen habe, wie man sich draußen zu benehmen hat, wirst du mir Folge leisten. Hast du all diese Bedingungen begriffen?“

„Ja“, antwortete das Digimon zaghaft, mehr vor Aufregung als wegen irgendeiner anderen Emotion. Ich kann es ihm nachempfinden, denn ich selbst wäre ebenfalls nervös wenn ich wissen würde, dass ich gleich eine Welt betreten würde, die ich nicht kenne aber schon immer sehen wollte. Wir beugen uns wieder über unsere Teller und beenden unsere Mahlzeit, ehe ich aufstehe und warte, bis er fertig ist, doch er lässt sich Zeit dafür. Vielleicht ist es nicht richtig gewesen, ihn jetzt so vor den Kopf zu stoßen mit dieser Nachricht, dass wir jetzt gleich machen werden, wofür er gelitten hat.

Wie würde ich mich fühlen, wenn ich es wäre, der erfahren hat, dass er gleich die Welt betreten kann, in die er schon immer wollte??

Wenn ich sehen würde, dass Hirokis Hand sich um meine schließt, sich ein Tor vor uns öffnet, und wir hindurchtreten, durch ein goldenes Leuchten...

Nein, diese Welt hier lohnt sich nicht der Aufregung willen. Die Digiwelt schon, aber nicht diese hier, denn alles was Mummymon vorfinden wird, wenn ich diese Tür öffne und hinaus geleite ist eine Welt aus Stahl und Beton, einer Welt voller gleichgültiger und brutaler Kreaturen namens Menschen. Es wird kein goldenes Leuchten geben, nicht von der Schönheit, die er wohl zu erwarten scheint.

Wie er wohl mit dieser Enttäuschung umgehen wird?
 

„B-boss, ich bin soweit.“ „Nicht ganz. Stelle die Teller in die Spüle, dann komm zu mir.“ „Gut.“ Ein kurzes dumpfes Klirren, und ich höre ihn zu mir kommen. „Nun, bleib in deiner menschlichen Gestalt.“ Er nickt, ich gebe ihm meine Hand, und mache mich am Schloss der Eingangstür zu schaffen ehe ich sie öffne, voraustrete und Mummymon hinter mir ebenfalls ins Tageslicht tritt.
 

Das Tageslicht blendet uns beide und es dauert seine Zeit ehe wir uns daran gewöhnt haben, vor allem nach der Dunkelheit, die wir beide gewohnt waren.

Und ich höre ihn vor dem Anblick vor seinen Augen aufstöhnen.

„Boss... das ist...“ Seine Stimme bricht ab, als er seine freie Hand hebt und sich damit über seine Wange wischt. Er bleibt stehen, rührt sich nicht vom Fleck, sondern hebt seinen Kopf, um ihn in den leichten Wind zu halten. Ich höre ihn die Luft schnuppern, die Gerüche festhalten und... fühle selbst dass ich es wohl genauso machen würde, wäre ich in meiner Welt.

Ich will weitergehen, doch er bleibt stehen als wäre er angewurzelt.

„Mummymon, was ist?“

„Boss, ich... lass mich noch ein wenig davon spüren, ehe wir weiter gehen... ist das in Ordnung?“ „Aber es gibt bessere Orte, als nur vor dem Haus.“ „W-wirklich?“ „Ja. Komm mit, und ich zeige dir diese Welt.“
 

Bei allem was wir sehen kann er nicht die Augen davon lassen, weil es so fremd von allem ist, was er sonst kennt. Als wir durch die Häuserblocks gehen, durch die betonierten Straßen, die von Menschen gesäumt und von Häusern unterbrochen sind, gluckst er vor Lachen. Oder sind es auch andere Emotionen, die er nicht unterdrücken kann? Alle paar Meter bleiben wir stehen, weil es wieder etwas gibt, das ihm ins Auge gefallen ist und er näher betrachten muss. Und ich selbst muss mich zwingen, ihn nicht aufzuscheuchen und dazu zu zwingen weiter zu gehen, nur weil ich diese Welt bereits kenne.

Das nächste Mal bleiben wir vor einem Spielplatz stehen, und Mummymon betrachtet schweigend all die spielenden Kinder, die sich selbst in ihrem Lachen und Spaß vergessen zu haben scheinen. Auf der Schaukel ist ein kleines braunhaariges Mädchen, die von ihrem Vater geschaukelt wird, im Sandkasten sind wieder zwei Kinder, die gemeinsam an Sandfiguren arbeiten. Mummymon betrachtet sie schweigend, wohl, weil er noch nie zuvor menschliche Kinder gesehen hat, und er fragt mich schon: „Boss, was sind das für Menschen??“ „Das sind Kinder. Nicht alle beginnen als Erwachsene, so wie ich einer bin. Das sind einfach... jüngere Menschen, die noch wachsen und spielen und lernen müssen, ehe sie zu dem werden, was ich bin – ein Erwachsener.“ Es wird still zwischen uns und ich überlege mir, was wohl aus diesen schwachen Wesen vor uns eines Tages werden würde. Würden sie so an den gesellschaftlichen Konventionen brechen wie ich? Oder würden sie einen Weg finden, mit ihrem Leben umzugehen? Werden sie so sein können wie sie wollen, hier, oder werden sie lieber sterben wollen, so wie ich? Werden auch sie Verluste erleben, die ihnen jeglichen Sinn rauben? Oder sind sie bereits jetzt stärker als ich?

Ich weiß nur eines: Sie sind nicht gebrochen, so wie ich es bin. Sie sind unschuldig, wie Mummymon. Und sie werden es nicht lange bleiben, denn es wird der Tag kommen, an dem ihnen diese Unschuld genommen wird, wie jedem einzelnem von uns. Aber vielleicht... vielleicht ist es notwendig...

„Bin ich... ein Erwachsener?“

Und ich weiß nicht, was ich ihm darauf sagen soll.

Denn körperlich ist er das, aber nicht in seinem Geiste.

„Körperlich ja, aber anders als richtige Erwachsene weißt du zu wenig über diese Welt. Auch du musst noch sehr viel lernen, wie diese Kinder da.“ Sein Blick geht zurück auf diese Kinder, die er schweigend bei ihrem Tun beobachtet. „Und was machen sie da??“ „Nun, wahrscheinlich etwas, das man als spielen bezeichnet. Sie probieren neue Dinge aus, machen somit ihre Erfahrungen.“ „Spielen, hm? Das sieht lustig aus.“ „Das mag sein, aber es ist nicht wirklich ein effektiver Weg, etwas zu lernen. Ihre Eltern zeigen ihnen niemals genau, was wirklich wichtig ist, weil sie es in ihrem jungen Alter noch nicht verstehen würden und das ist auch der Grund warum sie es mit Spielen versuchen müssen.“ Ich bemerke den noch neugierigeren Blick auf Mummymons Gesicht, der beinahe schon verstohlen wirkte – oder eifersüchtig, weil er sich solchen Kindereien ebenfalls ergeben wollen zu scheint. Doch ob es sicher für Mummymon ist, wenn er das tun würde? Sicher nicht, und deswegen strecke ich meine Hand nach der meines Begleiters aus und zerre ihn zu mir, der ,verwundert über den ruckartigen Schmerz der ihn durchzuckt, mich ängstlich anblickt. Doch ich achte nicht darauf, sondern zeige ihm mit einer schnellen Kopfbewegung dass es Zeit ist zu gehen.

Und nur allzu aufgeregt von dem, was es noch zu sehen gibt, folgt er mir bereitwillig.
 

******************
 

Der Duft war einfach herrlich, als wir diesen Weg entlang gingen, auch wenn dieser so anders aussah als die Pflanzen am Rand, denn der Weg war grau und wirkte beinahe trostlos, doch im Kontrast mit dem blauen Himmel über uns wirkte sogar er beinahe lebendig.

Auch wenn ich das von Boss nicht sagen kann. Ich habe bemerkt, dass es ihm wenig bedeutet, diese Welt. Dieser traurige Blick mit dem ich ihn so oft sehe, er hat sich kein bisschen geändert als wir die Tür aufgemacht haben und er angefangen hat mich durch diese Welt der Menschen zu führen, die ihm so bekannt ist und mir so verschlossen.

Meine größte Hoffnung ist immer noch, dass ich endlich sehen würde wohin ich gehöre, wenn ich verstehen würde. Aber meine andere Hoffnung ist, auch ihn endlich einmal fröhlich zu sehen. Endlich einmal zu sehen wie er lacht, so wie es mir vergönnt war ihn das eine Mal in der Küche ehrlich lachen zu sehen.

Ich bin verwirrt. Ich verstehe nicht, wieso es ihn nicht erfreuen kann ein Mensch zu sein, der seinen Ort genau kennt. Er weiß wohin er gehört, er muss nicht verwirrt sein wie ich. Er muss diese Unruhe nicht spüren, so wie ich, wenn ich stundenlang in Einsamkeit zuhause darüber nachdenke, was für einen Sinn ich habe, wohin ich gehöre und warum ich die ganze Zeit bei fast allen Dingen versage um die mich mein Boss bittet.

Und er muss auch nicht nachdenken, wieso er diese Schmerzen hatte erleiden müssen.

Denn die Erinnerung daran, wie er mir weh getan hat, lässt mich nicht mehr los. Auch wenn ich weiß, dass ich es wahrscheinlich nicht anders verdient habe, auch wenn ich weiß, dass er mir damit nur hat helfen wollen. Und dennoch fühle ich... etwas Neues als nur diese dauernde Verwirrung, seitdem er das getan hat. Es war ein Gefühl, das mich mit seiner Gewalt innerlich beinahe zerrissen hat, ein Gefühl, dass in mir aufflammte und von dem ich ahne das es nichts Gutes bedeuten kann.

Ich will es nicht noch einmal spüren und hoffe einfach darauf, dass es nicht mehr nötig sein wird, dass Boss mir auf diese Weise helfen muss.

Das Einzige was ich jetzt will ist, dass er mir zeigt, wie er seine Welt sieht. Doch wird er mir auch sagen, wieso er sich nicht an ihr erfreuen kann? Oder ist er doch verwirrt? Aber wie kann das sein, wenn er sie doch so viel besser kennt als ich? Ich muss zugeben, ich bin ein wenig neidisch wenn ich daran denke, dass er so genau weiß wo er hin gehört, während ich so verwirrt sein muss.

Er führt mich an der Hand, während wir etwas entlang gehen, dass er als „Gehweg“ bezeichnet. Jenseits des „Gehwegs“ ist eine „Straße“, die durch einen „Bordstein“ abgetrennt wird. Auf der „Straße“ fahren viele schnelle Transportmittel der Menschen, sogenannte „Autos“. Es gibt so vieles zu entdecken, egal wohin ich auch schaue.

„Du solltest auf jeden Fall deine Umgebung besser kennen. Präge dir gut ein, welchen Weg wir gegangen sind, Mummymon. Es kann sein, dass ich dich irgendwann einmal auf Einkäufe schicken muss oder dass du mir etwas besorgst, also wäre es besser, wenn du lernst dich hier auszukennen“, sagt mein Boss zu mir, als er mich an der Hand weiter führt und mich dann dazu ermahnt, dass ich mir den Weg besser merken soll. Ich versuche mich zu konzentrieren, doch es fällt mir schwer, irgendwelche Unterschiede in meiner Umgebung festzustellen, denn die meisten Häuser hier sehen fast alle gleich aus; hinzu kommt noch, dass so viele Menschen ebenfalls mit uns zusammen unterwegs sind.

Alles verschwimmt zu einer zusammenhangslosen Masse, aus der ich keinerlei Unterschiede sehen kann. Über uns türmen sich hohe Häuser und als ich nun die Menschen sehe, bekomme ich so etwas wie Furcht vor ihnen.

Wir wandern mitten durch die Masse der Menschen hindurch, doch keiner von ihnen blickt mich komisch an, was bedeutet, dass mein Boss doch recht gehabt zu haben scheint – meine „menschliche Form“ scheint tatsächlich gut genug zu sein, sodass ich nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Aber doch, hier und da sehe ich so etwas wie Zweifel in den fremden Gesichtern, ehe sie sich wegdrehen und an uns vorbeiziehen. Und wann immer ich diesen Ausdruck sehe, zuckt etwas in mir zusammen.

„Boss, können wir bitte von hier weg? Ich habe... Angst...“, bringe ich zitternd hervor, als er auf unsere eng umschlungenen Hände blickt und für sich selbst ebenfalls bemerkt, wie meine Hand in seine zu zittern begonnen hat. „Was ist mit dir?“, fragt er mich, und ich schlucke nur schwer, bevor ich mich zu einer Antwort durchringen kann. „Ich fürchte mich hier. Es sind... so viele Leute hier...“ „Das ist normal, Mummymon“, lautet seine kurze Antwort, ehe er fortsetzt, „Du brauchst keine Angst zu haben. Du erregst weitaus weniger Aufsehen, als ich gedacht habe, aber vielleicht liegt das an deiner Kleidung. Deine Uniform verbirgt recht gut, wie du in Wahrheit aussiehst.“ „Aber einige schauen mich so komisch an...“ „Auch das ist normal. Man wird immer schief angesehen, wenn man sich auch nur ein wenig von der Norm unterscheidet...“ Bei den letzten Tönen seines Satzes schweift er ab, als wäre er in Gedanken. Heißt das, dass auch er genauso schief angesehen worden ist, obwohl er in diese Welt gehört? Kann es denn sein, dass Menschen Mitglieder ihrer eigenen Spezies ebenso schief ansehen, wie wenn sie mich so anblicken, einen Halbmenschen? „Boss, wurdest du etwa auch schon einmal so angesehen? Mit diesem komischen Blicken, als ob du nicht hierher gehörst?“

Doch er gibt mir keine Antwort darauf, weicht meinem Blick aus.

Stattdessen gehen wir weiter, immer weiter durch diese verwirrende Gegend. Sie scheint so endlos zu sein, und nun spüre ich den Zweifel, ob ich jemals wirklich in der Lage sein würde, den Weg nach Hause alleine zu finden. Ich spüre eine plötzliche Sehnsucht wieder nach drinnen zu kommen, dorthin wo ich alles kenne und wo ich mich, auf mich alleine gestellt, auch nicht verlaufen kann. Plötzlich will ich nichts mehr von hier sehen, denn die vielen Bilder und fremdartigen Umgebungen verwirren mich immer mehr, bis mir klar wird, dass ich wahrscheinlich eine Art Furcht vor zu großen Gegenden habe. Doch dann zwinge ich mich dazu, durchzuhalten. Als mein Blick auf Boss geht, weiß ich, dass er von mir erwartet, dass ich es durchhalte. Denn das hier, dass wir beide hier sind, ist eine der vielen Gelegenheiten, die er mir gibt, damit ich mich ihm beweisen kann. Damit ich zeigen kann, dass ich nützlich bin. Er hat mir gesagt, dass ich mir den Weg merken soll, aber ich kann nicht, denn alles das vor mir, was ich nicht zu unterscheiden vermag... ich weiß, dass ich drauf und dran bin erneut zu versagen und auch, dass es nicht lange dauern wird, ehe mein Boss das bemerkt. Denn ich kann nicht vor ihm verbergen, vor allem nicht wenn es scheint, dass er beinahe schon instinktiv weiß, wann ich unsicher werde.

„Mummymon, du zitterst ja wieder! Reiß dich gefälligst zusammen!!“, blafft er mich an, als er meine zitternde Hand bemerkt, doch ich kann nichts dazu sagen. Ich will ihn fragen, bitten, flehen, dass ich dem hier entfliehen möge, dass wir irgendwo hingehen können wo ich nicht mehr länger das Gefühl der Enge ertragen muss.

Ich bleibe stehen. „Mummymon?“ „B-boss, bitte... können wir nicht irgendwo hingehen, wo es nicht so... eng ist?“, frage ich mit zitternder Stimme nach, bis ich auf einmal ein lautes Klatschen höre. Sekunden später einen Schmerz an meiner rechten Wange, ein dumpfes Pochen. Irritiert darüber, was gerade passiert ist, führe ich eine Hand auf die schmerzende Stelle, „Sei nicht so ein verdammter Schwächling!“, schreit er mich an, „du wirst das aushalten! Du musst einfach! Oder glaubst du etwa, dass es auch für mich so einfach ist wie du denkst??!!“ „A-aber...“ Ich spüre den Blick der vorbeigehenden Menschen auf uns ruhen. Wie eine Welle rollen sie über uns herein, einige von ihnen stoßen uns beim Vorbeigehen, einige wenige bleiben kurz stehen oder werfen uns komische Blicke zu, ehe sie sich wieder von uns abwenden. Und ich spüre eine Hitze in meinen Wangen aufsteigen, die nicht vom Schlag herrührt, sondern von dem Wissen, so von anderen gesehen zu werden. Das Gefühl ist schrecklich. Ich fühle mich elend, schlecht und übel, wünsche mir, dass es aufhört. Und gleichzeitig die Frage, wieso er das gemacht hat...

Er seufzt und lässt den Kopf hängen, seine schwarzen Haare fallen ihm ins Gesicht. „Du musst dich daran gewöhnen. Glaube mir, es ist mir auch nicht leicht gefallen. Wenn es dir hilft, es zu wissen, dass auch ich es nicht ertragen konnte, schief angesehen zu werden... aber man gewöhnt sich daran. Man darf nur nicht so unsäglich schwach sein, das ist wichtig. Du musst das alles ertragen lernen. Die ungewohnte Umgebung, diese Wesen um dich herum, die man Menschen nennt. Auch wenn ich deine Angst verstehe, denn sie sind...“ und in seiner Stimme schwang etwas Wütendes mit, „denn sie sind bösartig.“

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, sondern blicke ihn nur stumm an, ehe er noch einmal nachdrücklich sagt: „Bösartig, verstehst du?? Du kannst ihnen nicht trauen, denn sie werden niemals in dir sehen, was du wirklich bist! Sie werden dich immer so sehen, wie sie dich sehen wollen! Sie werden dir eine Rolle zuschreiben und dich dementsprechend beurteilen! Menschen sind schale Wesen, nur auf das für sie Wesentliche reduziert. Sie akzeptieren die Welt um sich herum so wie ist, statt endlich zu begreifen, dass ihnen vielleicht so viel mehr Möglichkeiten offen stehen würden! Wenn sie sehen würden, dass es mehr gibt als das, mehr als diese Welt aus Beton...“ Er fängt sich wieder und atmet schwer nachdem er den Frust über die Menschen rausgelassen hat. Noch immer stehen wir an der Straße, doch er scheint wieder einmal so weit entfernt in seinen Gedanken zu sein. Wahrscheinlich in dem Gefühl gefangen nicht weiter zu kommen, auch nicht mit mir. Schließlich zieht er mich beinahe rüde nach vorne.

„Ich zeige dir einen letzten Ort, bevor wir wieder nach Hause gehen“, sagt er nur, immernoch mit demselben Frust in seiner Stimme wie zuvor, „aber wisse, Mummymon, dass ich dir nicht immer deine Wünsche erfüllen kann. Ich gehe nur mit dir dahin, weil du es wolltest, aber es ist eine Ausnahme, verstanden?“ Doch er wartet nicht auf eine Antwort, sondern zieht mich irgendwohin, an einen wieder anderen Ort.
 

Es ist so anders hier und instinktiv kommt es mir beinahe schon bekannt vor, so als ob ich diese Farben schon einmal gesehen hätte. Unweigerlich kommt mir der Name dieser Farbe in den Sinn: es ist grün hier. Saftig grün, vermischt mit anderen Farben, die ich im Moment nicht benennen kann. Rot? Blau? Braun? Gelb? Doch woher kommen nur die Worte dafür in meinen Gedanken eigentlich her?

„Boss, wo sind wir hier??“, frage ich unsicher, und er blickt mich nur mit einem leeren Blick an. „Das hier ist der Stadtpark. Hierher ziehen sich die Menschen zurück, wenn sie für eine kurze Zeit vor ihrer Welt aus Beton fliehen wollen.“ Noch ehe er mehr erklären kann, atme ich erstaunt aus, erstaunt über die Schönheit vor mir.

Blumen. Bäume. Musik, die ich noch nie zuvor gehört habe die aus den Bäumen zu kommen scheint.

Ja, es ist schön hier, doch als ich aufblicke, sehe ich in nicht allzu weiter Entfernung schon die angrenzende Straße.

„Siehst du das?“, fragt mein Boss mich, als er bemerkt, wohin mein Blick geglitten ist, „es gibt nicht mehr viel Freiheit in dieser Welt. Es gibt vielleicht noch einige Orte, die man als schön bezeichnen kann, aber diese sind stark eingegrenzt. Überall Grenzen um uns herum. Ob mental oder real. Wir behindern uns auch selbst. Wenn wir unsicher sind, dann ist das eine Grenze. Wenn andere Menschen uns vorschreiben, wie wir zu leben haben, ist das eine Grenze. So haben viele verlernt, was es heißt wirklich frei zu sein. Aber in die Welt in die ich gehen möchte,die Digiwelt... da gibt es noch wahre Freiheit.“
 

Mein Blick schweift durch den Park mit seiner Pracht, auf die Menschen, die durch ihn spazieren, ehe mein Blick an meinem Schöpfer haften bleibt, der mich mit einem intensiv anstarrt. Ja, völlig in Gedanken versunken.
 

„Und? Denkst du, du wirst in der Lage sein, auch in die Digiwelt gehen zu können? Denkst du, dass du es schaffen wirst, dort alleine auf dich selbst gestellt auszukommen? Es ist so wichtig, dass du das kannst, Mummymon, denn es wird Zeiten geben, in denen ich dir nicht helfen kann. Und es gibt noch eine Welt, die du überhaupt nicht kennst – die Digiwelt. Was meinst du? Wirst du in der Lage sein, dorthin gehen zu können und mir danach sagen zu können, was du dort gesehen hast? Doch dafür musst du frei sein. Frei von Angst, vor den mentalen Barrieren in dir. Glaubst du, dass du das schaffst?“

Und ich zögere nicht mit meiner Antwort. Wie kann ich zögern, wenn ich ganz genau weiß wie sehr es ihm bedeutet? Wenn ich das ganz genau aus seiner Stimme heraus hören kann? Komisch... warum wird seine Stimme so viel wärmer wenn er von der anderen Welt spricht? Warum glitzern seine Augen so? Nein, sind das wirklich Tränen in seinen Augen oder irre ich mich?

Und obwohl ich Angst vor der ungewissen Zukunft habe, Angst davor zu versagen und noch wertloser zu sein als ich es ohnehin schon bin sage ich mit fester Stimme um diese Furcht zu verbergen: „Ja, das werde ich.“

Und er lächelt mich an, als der kühle Wind mit seinen dunklen Haaren spielt.

Er sieht für eine kurze Zeit so aus, wie ich ihn am liebsten sehen wollen würde. Und auch, wenn ich fürs Erste die Welt meines Meisters kennen lernen durfte, so fühle mich keineswegs schlauer oder aufgeklärter dadurch. Und ich würde herausfinden, dass es für mich keine Lösung gab. Dass, obwohl ich die Welt außerhalb der mit bekannten Mauern habe betrachten dürfen ich immer noch nicht weiß, wo ich wirklich hingehöre – anders als mein Boss, der genau weiß wohin er will, was auch immer er dafür geben muss.



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  -Uta-
2010-08-14T09:08:42+00:00 14.08.2010 11:08
Der Prolog ist ja schon total traurig, nun bin ich total auf die story gespannt, danke für den link
*sniff*
Von:  PenAmour
2010-03-30T15:50:31+00:00 30.03.2010 17:50
Es geht weiter, das freut mich natürlich^^
Oikawas kleiner Monolog zu Beginn war sehr philosophisch und offenbarte ein wenig von seiner Intention - wenn ich das richtig deute - gerade durch den Tod beeinflusst, finde ich diese Beweggründe sehr gut nachvollziehbar. so geschieht mit uns fühlenden Wesen dasselbe wie mit kaputten Maschinen – wir werden vergessen und von der Gemeinschaft verstoßen, weil wir zu schwach sind und mit unseren Fehlern die Gesellschaft vergiften. Dies scheint mir die Essenz hinter seinen Taten zu sein, was ich recht interessant finde, da es sich natürlich mit den großen Fragen der Philosphen duelliert.
Was ich gut finde, dass du die Handlung voran treibst - und zwar indem Oikawa lachen muss und Mummymon "die Welt zeigt".
Sonst wären die beiden vielleicht noch in ihrem Sumpf aus Traurigkeit ertrunken, aber so hat die Geschichte sich wieder ins Leben gestürzt.
Zusammenfassend also: Wieder mal ein schönes Kapitel, in dem ein wenig mehr passiert und die Handlung nun ins Rollen kommt. Ich hoffe die nächsten Kapitel verlieren nicht ihren "inneren Charakter" aber ich hoffe auch, dass dies der Schritt in Richtung Aktion war, denn auf Dauer wird es schwierig den Spannungsbogen durch die wunderbar geschriebenen Self-Inserts zu tragen.
Ich freu mich aufs nächste Kapitel - logo.
Bis dahin
PenAmour
Von:  PenAmour
2010-02-02T10:53:15+00:00 02.02.2010 11:53
So, dieses Kapitel ist natürlich ein bisschen philosophisch und deshalb genau richtig für mich.
Die Beziehung der beiden, die ja nun wirklich ungesund ist, beschreibst du aus Mummymons Sicht sehr gut und präzise:
Sein Wort ist mein ein und Alles, und wenn ich ihm nicht glauben könnte, wem dann?
Es ist ein Abhängigkeitsverhältnis verbunden mit Hoffnung und Hass andererseits.
Es scheint mir in diesem Kapitel nicht nur eine Frage der Menschlichkeit zu sein, sondern auch eine Frage des eigenen Seins, was ich sehr interessant finde, da es ja Mummymons Sichtweise ist und wir Mummymon seit seiner Geburt begleiten können. Einem Wesen, dass zwischen den Welten hängt und nur langsam begreift, dass das Mensch sein und die Menschlichkeit nicht immer einfach ist.
Eine gute Verbindung von Gefühlen und der damit einhergehenden Verwirrung in diesem Kapitel. Gleichzeitig stellt sich für mich nun die Frage, wie es weiter geht und was mit Arukenimon ist und kommen wird.
Ich bin gespannt.
Von:  PenAmour
2010-01-29T14:56:50+00:00 29.01.2010 15:56
Nach ewigen Zeiten hat mich das Leben nun wieder und ich komme dazu, dir ein weiteres Review zu hinterlassen.
Besonders gefallen an diesem Kapitel hat mir das Stückweise Wahnsinnig-werden Oikawas, du transportierst die Gefühle für seinen Freund und sein unsägliches Klammern an diesen auch über den Tod hinaus sehr gut.
Oder bist du gestorben, weil du mir die Hand gereicht hast? Ist es meine Schuld, dass du nicht mehr bist? Habe ich dich in den Tod gerissen weil da etwas Böses in mir ist?
Dieser Abshcnitt ist meiner Meinung nach jener, der Oikawa in deiner Geschichte am Besten widerspiegelt, gleichzeitig halte ich ihn für einen der besten, in der Geschichte, bis jetzt.
Diese Abivalenz Mummymon als eine Traumerfüllung und gleichzeitig als etwas abstoßendes, finde ich in diesem Kapitel sehr, sehr gut ausgearbeitet, gleichzeitig ist natürlich ein interessantes Kosntrukt, auf welchem die Geschichte aufbaut und daher werde ich auch in Zukunft weiter lesen. Allerdings würde ich aufpassen, dass die Zweisamkeit der beidne sich nicht zu sehr in die Länge zieht, denn sonst wird es irgendwann daraus hinauflaufen, dass du dich wiederholst und die Geschichte an Kraft verliert, daher wäre ein wenig Tempo vllt. ganz sinnvoll. Aber das wäre im Moment auch schon alles, was ich auszusetzen hätte^^.
Bis dahin
PenAmour
Von:  PenAmour
2010-01-03T19:10:15+00:00 03.01.2010 20:10
Dieses Kapitel hat mir sehr, sehr gut gefallen und ich fange langsam an mich in die Charakter rein versetzen zu wollen, es ist also nicht mehr nur dein Schreibstil, der mich interessiert und an dem ich mich erfreuen kann. Die Perspektive war sehr gut gewählt und besonders die Zwischenschübe (wahrscheinlich sollen es Tagebuch-ähnliche Einträge sein?!) sind sehr schön.
Mir ist aufgefallen, dass du es schaffst ein Gefühl hervor zu rufen, auch wenn du nicht so viele Worte benutzt. "Mein Boss ist ein zierlich und zerbrechlich wirkender Mann mit einem traurigen Gesicht"
So das wär's erst mal von mir
Bis dahin
PenAmour
Von:  PenAmour
2009-12-26T11:35:27+00:00 26.12.2009 12:35
Erst einmal frohe Weihnachten, und jetzt zum Kapitel^^
Am besten hat mir Passage aus Mummymons Sicht gefallen, es ist mal etwas völlig anderes und es ruft dieses Bild eines unschuldigen, unwissenden Kindes hervor.
Auch Ohikawas Reaktion und der Ekel vor dem Monster, war gelungen dargestellt, hätte aber durchaus noch verletzender sein können, an manchen Stellen. Indem er Mummymon ein Monster nennt und es damit verwirrt setzt du einen wunderbaren Auftakt für einen inneren Konflik Ohikawas. Daher hätte ich seinem Ekel ein bisschen mehr Platz gegeben, dadurch verstärken sich zudem auch die Sympathien für Mummymon ;)
Am Ende finde ich es dann wieder richtig gut gelöst und es gefällt mir sehr gut, jetzt bin ich natürlich gespannt auf Ohikawas weitere Kinder ;)
Frohes Fest noch und bis dahin
PenAmour
Von:  PenAmour
2009-12-22T18:07:31+00:00 22.12.2009 19:07
Ich bin beeindruckt. Es gibt Geschichten, die man wegen der Charaktere ließt und es gibt Charaktere mit denen man sich eigentlich nicht anfreunden kann. Und eigentlich gehört Oikawa für mich zu dieser Sorte, eigentlich fand ich ihn nicht besonders interessant in der Serie. Und dann habe ich deine ff angelesen, die keinen meiner Lieblingscharas enthält und mich dennoch beeindruck.
Dies liegt daran, weil sie ungewöhnlich ist.
Ungewöhnlich gut geschrieben.
So gut, dass ich nach dem Prolog sofort weiter las.
Und du mich aller Zeit über ein Update informieren darfst, wenn du möchtest.
Ich werde also weiter lesen^^
Bis dahin
PenAmour
Von: abgemeldet
2009-11-24T14:59:48+00:00 24.11.2009 15:59
Ich finde es sehr interessant wie du diese große Frage: "Was ist Menschlichkeit?" hineingebracht hast. Ich bin ja selber der Meinung, dass Menschlichkeit eine Erfinung des Menschen ist um sich selber besser dastehen zu lassen.

Naja, zum Kapitel: Armer Mummymon. >w< Er könnte sich eigentlich wehren, aber er ist einfach zu lieb....oder er weiß nicht, dass er sich wehren kann.
Jedenfalls ist es ein ssehr schönes Kapitel. ^w^
Von:  Blue_StormShad0w
2009-11-23T18:05:27+00:00 23.11.2009 19:05
Hallo, guten Abend, ich bin's. (^-^)
Wow, du kannst echt gut schreiben. Vor allem bei den plötzlichen Gefühlsschwankungen der Personen und der Spannung der Ereignise.
Hut ab. Hast dir bei diesen Kapi voll Mühe gegeben.
Bin schon auf das nächste Kapi gespannt.
Also, schönen Abend noch, tschüss!

Von: abgemeldet
2009-11-13T07:54:44+00:00 13.11.2009 08:54
WEITER! XD
Ah~ Ich werde auch gleich Wahnsinnig, wie Oikawa.
WIll auch mein eigenes Digimon erschaffen. TwT XD
Naja, wirklich super geschrieben.
Und durc deine Storys wird mir Mummymon immer sympatischer. XP


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