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Engine Spirit

Das Experiment
von

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Missionsbericht III

Bombus terrestris
 

Auftrag: Lokalisierung und Terminierung eines Klasse V Mutanten.

Einsatzgebiet: Sektor 4 a, landwirtschaftliches Anbaugebiet

Koordination und Leitung: Lien

Transport und Neutralisation: Riley

Nahkampf: Eric
 

~
 

Ein wenig amüsiert ruhten die Augen der Hunters auf der Uhr des Besprechungsraumes. Fast schon gespannt beobachteten sie, wie der Sekundenzeiger langsam in Richtung zwölf wanderte, diese erreichte und somit den gesamten Mechanismus auf exakt 7:00 Uhr stellte. Kaum ertönte das Klicken des Stundenzeigers, öffnete sich die Tür und Captain Jonis betrat den Raum.

Ein leises Stöhnen erfüllte den Raum und mehrere Geldscheine wechselten den Besitzer. Die Pünktlichkeit des Offiziers war inzwischen zu einem beliebten Abschluss von Wetten der Hunters geworden.
 

Schnurstracks ging Jonis auf seinen Platz am Kopfende des langen Tisches zu und ließ einen Stapel Akten darauf fallen, die sofort von Lien an die anderen Anwesenden verteilt wurden.

„Warum ist Sergeant Gephor nicht anwesend?“, ungehalten trommelte Captain Jonis mit den Fingern auf der Tischplatte und bedachte das restliche Team mit erwartungsvollem Blick.

Augenblicklich wendeten sich alle Blicke dem einzigen, leeren Platz am Tisch zu. Doch schon kurz darauf wandten sie sich an Eric, der abwesend die Decke anstarrte und leise ‚Wind of Change‘ pfiff.

Als die rechte Augenbraue des Captains begann, gefährlich zu zucken, griff Erics Sitznachbar ein und stieß den abgelenkten Androiden an. „Hey, wo steckt Devil?“

Ein wenig verwirrt starrte Eric den leeren Platz an, begriff aber kurz darauf die Frage. „Sir, Sergeant Gephor ist dienstunfähig. Anscheinend hat er sich eine heftige Erkältung zugezogen.“, antwortete er schließlich und ignorierte das Gelächter seiner Teamkameraden.

Erstaunt blickte Jonis den Androiden an. „Es muss ziemlich schlimm sein, wenn er nicht zum Dienst erscheint. Gephor hat sich noch nie von Krankheit aufhalten lassen.“

Eric hüstelte leise und rutschte verlegen auf seinem Stuhl herum. „Ja, er sah auch nicht besonders gut aus.“

„Nun gut“, wechselte Jonis das Thema und schlug die vor ihm liegende Akte auf, „kommen wir zu den heutigen Einsätzen.“
 

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Nachdenklich, beobachtete Lien Eric, während dieser mühelos ein schweres Messinstrument aus dem Wagen hob. Etwas neidisch seufzte der Leader auf und ging dann auf den Androiden zu. „Sag mal, wie kommt es das Devil sich auskuriert? Normalerweise nimmt er doch noch Aufträge an, wenn sein Kopf fast abfällt.“

Grinsend stellte Eric seine Last ab. „Nun, er hatte nicht unbedingt die Wahl.“

Lien machte ein verdutztes Gesicht. „Ist er so krank?“ Bevor Eric etwas erwidern konnte hatte Lien einen Geistesblitz und seine Augen weiteten sich überrascht. „Du hast ihn in eurem Quartier eingesperrt, oder?“

Als der Androide nur verlegen mit den Schultern zuckte, konnte sich der Leader ein Lachen nicht verkneifen. Eigentlich hielt er zwar nichts von solchen Scherzen, aber in Devils Fall war es die einzige Möglichkeit, um ihn zum Ausruhen zu zwingen.

Kopfschüttelnd und immer noch grinsend schnappte sich Lien seinen Rucksack, versicherte sich, dass Riley und Eric startbereit waren, und marschierte dann quer über das Weizenfeld in Richtung Waldrand.
 

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„Ich brauch ’ne Pause“, stöhnte Riley auf und ließ die schwere Tasche fallen, um seine Hände auf den Oberschenkeln abzustützen.

Lien wischte sich den Schweiß von der Stirn und nickte zustimmend. Seit vier Stunden marschierten sie erfolglos im Zickzackkurs mal durch den Wald, mal über die Felder und zu allem Übel war die Luft geradezu unerträglich schwül.

„Machen wir eine Pause. Ich denke, wir werden heute sowieso nicht fündig. Es kann nicht mehr lange dauern, bis es gewittert und ich bezweifle, dass das Zielobjekt sich dann raustraut.“

Dankbar lehnte sich Riley an einen Baum und rutschte dann langsam den Stamm herunter. Sein T-Shirt klebte ihm unangenehm am Körper und der Soldat wünschte sich nichts sehnlicher, als eine kalte Dusche. Ein Blick nach rechts zeigte, dass es nicht nur ihm so ging. Der sonst so disziplinierte Lien hatte seine Wasserflasche angesetzt und fast mit einem Zug geleert. Einzig und allein Eric schien die drückende Luft nicht viel auszumachen, allerdings bemerkte Riley verdutzt einen leichten Feuchtigkeitsschimmer auf der Stirn des Androiden, war aber zu erschöpft um ihn darauf anzusprechen.
 

Langsam setze auch Eric seinen Rucksack ab. Die ungewöhnliche Luftfeuchtigkeit faszinierte ihn. Er hatte bereits vor einiger Zeit sein Sehspektrum in den infraroten Bereich umgeschaltet und staunte über die wabernden, warmen Luftströme, die von den Feldern aufstiegen und sich kräuselnd abkühlten. Die Farbverläufe, die sich bildeten, erinnerten ihn stark an das Gemälde ‚Der Schrei’ von Edvard Munch, welches sein Vater ihm einmal gezeigt hatte.

Es bereitete ihm einige Mühe, sich auf das Hier und jetzt zu konzentrieren, aber als sein Blick zufällig auf seine Teamkameraden fiel und er bemerkte, dass ihre Körper beinahe glühend heiß waren, kehrte er augenblicklich in das normale Spektrum zurück.

„In spätestens einer halben Stunde beginnt das Gewitter.“ Eric warf seinen Freunden noch einen prüfenden Blick zu. „Bleibt hier, ich geh allein weiter.“
 

Lien machte Anstalten, zu protestieren, aber als er bemerkte, dass Eric ihm bereits den Rücken zu gedreht hatte, entschloss er sich zu einer einfachen, wegwerfenden Handbewegung und griff japsend nach seinem Rucksack, in der Hoffnung, noch eine Wasserflasche zu finden.
 

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In ungewöhnlich hohem Tempo rannte Eric an der Waldgrenze entlang. Seine außerordentlichen Reflexe ermöglichten ihm selbst auf diesem unebenen Grund festen Halt bei jedem Schritt. Hin und wieder blieb der Androide stehen und sog die Luft tief ein. Inzwischen konnte er bereits ein leises Donnergrollen hören und spürte, dass die Spannung in der Luft kurz vor der Entladung stand.

Er sah sich um und entdeckte in der Nähe eine Art Abhang, der ihm die Sicht versperrte. Zielstrebig lief er darauf zu und hoffte, endlich fündig zu werden.
 

Fluchend drehte sich Eric im Kreis. Auch hier war kein Anzeichen einen Beastmakermutanten zu finden. Langsam begann er, an der Information des Hauptquartiers zu zweifeln.

Ruckartig hob Eric seinen Kopf an und starrte in die schweren Gewitterwolken am Himmel. Die Temperatur war plötzlich abgefallen – ein sicheres Zeichen für sehr bald einsetzenden Regen.

Der Androide seufzte einmal und machte sich dann auf den Rückweg zu seinen Kameraden. Es machte kein Sinn mehr, die Suche fortzusetzen.

Lien würde nicht begeistert sein. Er bevorzugte es Aufgaben unmittelbar zu erledigen.
 

Der Androide hatte bereits wieder die Hälfte der Strecke, die ihn von den anderen trennte, hinter sich gebracht, als ein tiefes Brummen, welches langsam anschwoll, seine Aufmerksamkeit erregte. Neugierig verlangsamte er seine Schritte und legte den Kopf schief. Nach einigen Sekundenbruchteilen hatte er seine Datenbank durchforstet und keine Übereinstimmungen zu diesem Geräusch gefunden.

Vorsichtig verließ Eric den Feldrand und ging dem Geräusch im Wald entgegen. Das Zwielicht im Wald wurde durch den wolkenverhangenden Himmel zu einer hinderlichen Finsternis und Eric wurde gezwungen, sein Sehspektrum ein weiteres Mal in den infraroten Bereich umzuschalten.

Plötzlich konnte er hinter einigen kalten Baumstämmen eine huschende, orange-rote Wärmequelle ausmachen. Eindeutig ein Lebewesen.

Sofort versteckte sich der Androide hinter einem Baumstumpf und zog einen seiner Säbel. Die Größe des Lebewesens war erstaunlich, aber nicht ungewöhnlich in einem Wald. Allerdings erweckte die Tatsache, dass diese Kreatur schweben konnte, Erics Misstrauen. Er kannte keine derart großen, flugfähigen Lebewesen.

Er hatte bereits die andere Hand ans Funkgerät gelegt, um seinen Fund an die Anderen weiter zu geben, als das Brummen sich soweit verstärkte, dass nur eine Schlussfolgerung in Betracht kam

Die Kreatur befand sich unmittelbar hinter Eric.
 

Vermutlich hätte der Androide auch ohne Schwierigkeiten alleine mit den meisten Monstern fertig werden können, aber die Anweisungen in einem solchen Fall waren eindeutig: Flucht, oder, wie Devil es zu umschreiben pflegte, strategischer Rückzug.

So schnell er konnte, rannte Eric zurück aufs Feld und weiter in die Richtung, in der er Lien und Riley zurückgelassen hatte. Er war noch nicht weit gekommen, als ihm klar wurde, dass er verfolgt wurde und die Kreatur ohne Schwierigkeiten mit seinem Tempo mithalten konnte.

Eric war bewusst, dass es wenig Sinn machte, zu seinen unvorbereiteten Freunden zu laufen, solange ihm das Monster direkt an den Fersen klebte. Also zog er auch noch seinen zweiten Säbel, schaltete wieder ins normale Sehspektrum um, drehte sich mit eleganten Bewegungen mitten im Lauf um… und ließ seinen Unterkiefer verblüfft auf die Brust fallen.
 

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Panisch schreckte Riley hoch und wischte sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Nachdem er den größten Teil des Gras- und Moosbüschels entfernt hatte, drehte er sich zu Lien um und warf diesem einen bösen Blick zu.

„Ich hab dich dreimal gerufen, Schlafmütze“, meinte dieser nur entschuldigend.

Brummelnd zupfte Riley einen Drahtwurm von seinem Kragen. „Und deswegen musst du mich mit Waldboden beschmeißen?“

„Och, das ist nur meine Art zu zeigen, wie sehr mir Devil fehlt.“, erwiderte Lien grinsend und strich eine Haarsträhne zurück.

Riley zog nur stumm die Augenbrauen hoch und sah sich unauffällig nach einem Grasbüschel um.

„Eric ist seit einer Dreiviertelstunde weg und das Gewitter fängt an. Wir sollten nach ihm suchen.“, fuhr der Leader nun ernsthaft fort.

Mit einer blitzschnellen Bewegung rollte Riley auf die Knie und zerrte eine Grasode aus dem Boden. „Können wir machen.“ Dann drapierte er das Grünzeug dekorativ auf Liens langen braunen Haaren und ging hinter einem Baum in Deckung. Als nach einigen Momenten noch nicht der erwartete Protest eintrat, wagte er sich wieder Vorsichtig hervor und stellte erstaunt fest, dass Lien, noch immer mit dem Gras auf dem Kopf, wie ein Karpfen nach Luft schnappte und in die entgegengesetzte Richtung starrte.

Neugierig folgte Riley seinem Blick und brach in heilloses Gelächter aus.

Zwischen den Bäumen stand ein beschämter Eric während sich eine gigantische Hummel an ihn kuschelte.
 

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Verlegen kratze sich Eric am Hinterkopf und ging mit seiner neuen Freundin im Schlepptau auf die Anderen zu. Während er sich ihnen näherte, löste sich Lien langsam aus seiner Verblüffung und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein verschmitzter Ausdruck trat auf sein Gesicht. „Tut mir Leid Eric, aber ich glaube nicht das Captain Jonis dir erlauben wird, sie zu behalten.“

Kaum hatte Lien ausgesprochen, schüttelte sich Riley vor Lachen. „Du schließt echt schnell neue Freundschaften!“, prustete der Soldat hervor.

Eric schob die Unterlippe vor und schmollte.
 

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„Jetzt mal ernsthaft“, meinte Lien als Riley sich wieder beruhigt hatte, „wir müssen das Vieh erledigen. Selbst wenn sie jetzt harmlos scheint, können wir nicht wissen, ob sie nicht gefährlich werden kann. Außerdem können wir davon ausgehen, dass sie bei ihrer Größe einen unterarmlangen Stachel hat.“, fügte er schaudernd hinzu.

Eric schnaubte kurz ironisch auf. „Na dann viel Vergnügen. Erledige du sie.“

Lien zog die Augenbrauen hoch und griff langsam nach einem seiner Messer. Als er die Hand hob, um es zu werfen, kam die Hummel vorsichtig auf ihn zu.

Ihre großen Augen glänzten und als sie ganz dicht an Lien vorbeischwebte, konnte er spüren, wie flauschig ihr Fell war. Das Brummen ihrer Flügel wurde für einen Moment noch tiefer und klang geradezu wohlig.
 

Frustriert ließ Lien die Hand wieder sinken. „Das ist jetzt nicht fair.“, meinte er mit weinerlicher Stimme und löste somit einen erneuten Lachanfall bei Riley aus.

„Tja, das hat sie mit mir auch schon zweimal gemacht.“, meinte Eric. „Irgendwelche Vorschläge?“,

grübelnd ging Lien ein paar Schritte im Kreis, während ihn die Hummel leise brummend verfolgte.

Nach ein paar Minuten erschien plötzlich ein Grinsen auf seinem Gesicht. „Ich glaub’ ich hab eine Idee.“

Eric ging ein Licht auf und grinste ebenfalls. „Du meinst doch nicht etwa…?“

„Doch, genau das meine ich.“, erwiderte Lien geheimnisvoll.
 

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Vorsichtig öffnete Eric die Tür zu seinem Quartier und zog sofort den Kopf ein, um einem herannahendem Kopfkissen auszuweichen.

„Das du dich noch hierher traust“, keifte Devil ihm mit heiserer Stimme entgegen. „Ich schwöre dir, ich werde dich Schraube für Schraube auseinander nehmen, wenn ich wieder fit bin.“ Beschwichtigend hob Eric die Hände. „Beruhig dich. Ich hab dir auch was mitgebracht.“

Misstrauisch legte Devil den Kopf schief und befürchtete schon das Schlimmste.

„Du hast dir doch immer ein Haustier gewünscht.“, fuhr der Androide unbeirrt fort. „Du musst sie regelmäßig füttern, mit ihr Gassi fliegen und sie abends den Wissenschaftlern zum Durchleuchten überlassen, dann ist Jonis damit einverstanden.“

Irritiert beobachtete Devil wie Eric die Tür ganz öffnete und Lien zum Vorschein kam, der eine gigantische Hummel an der Leine führte.

Sofort sprang der Sergeant auf die Beine und stürmte zu dem Insekt. Er warf einen letzten, fragenden Blick zu seinen Freunden und erhielt bestätigendes Nicken.

Langsam legte Devil eine Hand auf das flauschige Fell und streichelte das Tier, welches wohlig brummte und sich an ihn kuschelte. „Ich glaub wir zwei werden dicke Freunde – Puschel.“, grinste er zufrieden.
 

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Status: Mission erfüllt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Niela_DeAhrel
2010-04-08T14:41:41+00:00 08.04.2010 16:41
Ich liebe diese Kapitel! xD
Die Hummel Puschel ist einfach super, ich will auch so eine! Und wenn mich wer bedroht kriegt der dann den Unterarmlangen Stachel zu spüren...muahahahaha!
Bei Gassi fliegen bin ich übrigens fast lachend vom Stuhl gekippt, weil ich das Bild von Gephor im Kopf hatte wie auf der Hummel sitzend Gass fliegt... oh und die Hummel hatte dabei ein hellblaues Strasshalsband mit dazu passender Leine an! XD Voll tuffig...
Genauso gelacht habe ich bei "Wind of Changes"... sag mir, dass das kein Zufall war! XD Vor allem hab ich da das Bild aus dem Ottofilm vor Augen wir der Kelr an der Mauer gelehnt ganz lässig den Ton pfeift... und das Bild hab ich dann auf Eric projeziert.
Eric ist generell wahnsinnig cool in diesem Kapitel... nicht nur dass er den Erkälteten einfach einsperrt, damit er sich auskuuriert und die Szene dann am Ende des Kapitels. Absolut gelungen! Ich liebe die zwei... xD
Ich liebe diese FF... und mir fällt ein, dass ich immer noch die Pics zu der FF zeichnen wollte... ich fauler Hund! >///<
Von:  Reborn_
2010-04-08T14:33:16+00:00 08.04.2010 16:33
xD
super ein weiteres Kapitel sehr schön *grins*
öhm ja die idee mit der Hummel ist super erwähnte ich schonmal das ich auch mal ne Hummel knuddeln möchte ohne das sie dabei kaputt geht?
*keks hinleg*


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