Zum Inhalt der Seite

Tarot

OS-Sammlung
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Gehängte - Stark

Bemerkung:
 

Auf Wunsch von Rees ist nun "Der Gehängte" zu lesen! :D

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich es so lasse. Hatte das Gefühl, es ist fertig, aber auf der anderen Seite auch nicht. Na ja, das lass ich vorerst mal eure Sorge sein XD
 

Siebter Band - ach, gab's den?! n.n"
 


 

Tarot – Der Gehängte

Stillstand, Zwangspause; neue Sichtweise durch Krisen erzwungen
 

Stark
 

Die Party war in vollem Gange.

Leute tanzten auf der Fläche, die Musik pulsierte durch die Adern und der Alkohol floss in Mengen.

Irgendwo in diesem ganzen Gewirr von Menschen befand sich Draco Malfoy, Absolvent von Hogwarts, der Schule für Zaubererei und Hexerei.

Er war auf jeder Party dabei, war einer der ersten, die dort eintrafen und einer der letzten, die wieder gingen. Seine kleine Wohnung irgendwo nahe der Winkelgasse besuchte er meist nur noch dann, wenn er keinen anderen Platz zum Schlafen fand.

Es war erst zwei Monate her, seit er die Schule verlassen hatte, doch in diesen zwei Monaten war vieles geschehen.

Kaum eine Woche nach Abschluss wurde Der-Dessen-Name-Nicht-Genannt-Werden-Durfte von Harry Potter besiegt. Es war kein Bilderbuchsieg, nur für wenige Familien hatte dieser Krieg noch ein schönes Ende gehabt.

Draco gehörte keineswegs zu diesen.

Der Krieg hatte das Leben seiner Eltern gefordert, sein Zuhause und sein Ansehen. Das Einzige, was ihm geblieben war, war das Geld. Und auch darum hatte er bereits im siebten Schuljahr kämpfen müssen.

Mit einem Seufzen leerte er seine Flasche Bier.

Er wusste nicht mehr, die wievielte es schon war, aber es reichte vollkommen dazu aus, jedes weibliche Wesen in diesem Raum für ungemein attraktiv zu halten.

Dafür dass er bereits viel Alkohol im Blut hatte, bewegte er sich noch sehr elegant, als er aufstand. Er wich geschickt anderen Betrunkenen aus und machte den Mädchen schöne Augen, was diese nur allzu gern erwiderten.

Dennoch verschwamm seine Sicht zeitweise und klärte sich wieder, das rasche Wechselspiel der Lichter bereitete ihm Kopfschmerzen.

Mit dröhnendem Schädel ging er die Tür hinaus, hörte noch, wie der DJ die Musik lauter drehte.

Die plötzliche Stille war eine Wohltat für seine überreizten Sinne.

Die kühle Nachtluft half ihm, seine Gedanken wieder in einigermaßen geordnete Bahnen zu lenken.

Er stützte sich an einer Mauer ab, lehnte die Stirn an den kalten Stein. Die blonden Haare hingen kraftlos herab.

Mal wieder viel zu viel getrunken, schalt er sich selbst.

Aber was sollte er tun?

Er wusste sich einfach nicht anders zu helfen, zu vergessen.

Er kratzte den letzten Rest seiner Konzentration zusammen und dachte angestrengt an seine Wohnung.

Mit einem „Plop“ verschwand er von der Mauer und tauchte in einer Drei-Zimmer-Wohnung wieder auf.

Er schwankte kurz, fasste sich an die Stirn.

Es war allerhöchste Zeit, dass er seinen Konsum den Alkohol betreffend einschränkte.

Müde war er trotz allem noch nicht, was eigentlich sehr merkwürdig war.

Gewöhnlicherweise fiel er sofort ins Bett, sobald er sich genug betrunken hatte, aber dieses Mal schien es anders zu sein.

Aus diesem Grund wankte er in das Bad, beachtete die Glasscherben am Boden nicht weiter.

Zielsicher griff Draco nach einer kleinen mit blauer Flüssigkeit gefüllten Phiole, entkorkte sie und kippte sich den Trank in den Rachen.

Beinahe augenblicklich verschwand das Pochen hinter seiner Stirn, die Sicht blieb klar und der Gleichgewichtssinn verabschiedete sich auch nicht mehr zeitweise.

Alles in allem war dieser Trank eine der besten Erfindungen, die sein damaliger Tränkeprofessor Severus Snape jemals gemacht hatte.

Dass gerade sein ehemals bester Schüler davon so reichlichen Gebrauch machte, hätte er sicherlich nicht geahnt.

Sein Weg führte ihn in das Wohnzimmer, wenn man es als solches bezeichnen konnte. Das Einzige, was diesen Raum wohnlich erscheinen ließ, war das Sofa, das gegenüber dem Fenster aufgestellt worden war.

Auf dieses hielt Draco zu, ließ sich in die Polster sinken. Durch das Fenster konnte er eine dichte dunkelgraue Wolkendecke beobachten, die gemächlich, beinahe gelangweilt am Himmel entlang rollte.

Später würde es sicherlich noch anfangen zu regnen, aber das störte ihn nicht weiter.

Er würde einfach auf die nächste Party gehen, würde dort ein Dach über dem Kopf haben und seinem neuen Ruf als Partylöwe weiterhin gerecht werden.

Über diesen „Ruf“ lachte er humorlos.

Löwe.. Das war ja beinahe Verrat an seinem alten Haus.

Aber im Grunde war nichts mehr davon übrig geblieben, was man diesem Haus und deren Schülern nachsagte. Seine Hinterlist warf er meist schon nach dem ersten Gläschen Wodka über Bord, die Tücke folgte ihm auf dem Fuße.

Von hochnäsigem Verhalten konnte auch nicht mehr die Rede sein, wenn man mehr betrunken als nüchtern durch die Gegend torkelte und somit hätte er in seiner Aufzählung auch gleich noch den Stolz ausgeschlossen.

Denn hin und herschwankend hatte sich noch nie eine stolze Persönlichkeit präsentiert.

Draco seufzte, legte seinen Kopf in den Nacken.

Wann hatte er noch einmal die letzte Affäre gehabt?

Ach ja, da war ja mal was gewesen, so vor drei Wochen. Aber auch zu einer anständigen Beziehung war er nicht fähig. Sobald es einmal ernst wurde, nahm er die Beine in die Hand und ergriff die Flucht.

Ein müdes Lachen entkam seinem Mund.

Noch nicht einmal während seiner Schulzeit hatte er das richtig hinbekommen.

Wozu war er noch einmal genau fähig?

Vertrauen war gut, Kontrolle war besser. Vielleicht hätte er diesen Satz nicht zu seiner Lebensphilosophie machen sollen. Dann hätte er eventuell eine bestehende Beziehung, die auch Zukunft haben könnte und ebenso wäre seine Eifersucht nicht so dermaßen präsent, wenn andere im Raum waren.

Wie gesagt, er konnte nichts. Außer sich selbst bemitleiden und sein Leben verfluchen.

Da half einem auch das liebe Geld nichts, wenn man mit sich nicht im Reinen war und mit den Mitteln nichts anfangen konnte, außer sich zu betrinken und somit noch weiter in den Sumpf hineinzugeraten.

Der junge Mann schloss gequält die Augen, sank tiefer in die Kissen.

Die Stille schien ihn erdrücken zu wollen. Es schien, als wollte sie ihn anschreien, ihm klarmachen, wie unglücklich – nein, armselig er doch war. So wie er da saß, wie er sich anderen Menschen gegenüber gab und sein Geld durch sinnlose Sauftouren verprasste, anstatt sich endlich einen Job zu suchen und sich ein einigermaßen akzeptables Leben aufzubauen.

Aber alles schwieg. Es schien ja nur so, es war nicht Wirklichkeit.

Deshalb erschien es ihm wie ein Donnerschlag, als auf einmal die Haustürklingel ertönte.

Den grellen Laut hasste er, hatte ihn noch nie gemocht.

Doch wer kam ihn denn besuchen? Wie viel Uhr war es überhaupt?

Wenn er betrunken war, verlor er grundsätzlich das Zeitgefühl und auch nachdem er einen dieser Tränke geschluckt hatte, hatte er sich noch nie bemüht, die Zeit abzulesen. Normalerweise schlief er dann ja auch sofort ein und hockte nicht mehr einsam und verlassen in seinem ungemütlichen Wohnzimmer.

Träge stand er auf, betätigte im Flur den Lichtschalter, was er auch sogleich bereute.

Seine Augen schmerzten aufgrund des hellen Lichts und der Spiegel, vor dem er zufällig Halt gemacht hatte, zeigte ihm, wie grauenvoll er doch aussah.

Seit seinem Schulabschluss hatte er sich ziemlich gehen lassen, sah nur noch für Partys gut aus und da auch nur die ersten dreieinhalb Stunden. Denn danach waren sowieso alle zumindest angetrunken und achteten nicht mehr so auf sein Äußeres.

Die Klingel wurde noch einmal gedrückt, riss ihn mit ihrem kläglichen Laut aus seinen Gedanken.

„Ja, ja.. Komme ja schon.“, maulte er, fragte sich zeitgleich, seit wann sich seine Stimme so belegt und abgekämpft anhörte.

Unwirsch riss er die Türe auf, bereit demjenigen, der davor stand, mal gehörig die Meinung zu sagen.

Doch sein Entschluss verpuffte augenblicklich ins Nichts, als er erkannte, wer sich da zu ihm verirrt hatte.

„Was willst du hier?“, fragte er schroff.

„Ich.. Brauche deine Hilfe.“ Der junge Mann vor seiner Tür rang nach Atem, sein Blick huschte immer wieder über die Schulter, scheinbar um sicher zugehen, dass niemand ihm gefolgt war.

„Du? Brauchst meine Hilfe?“ Draco zog in alter Manier die Augenbraue hoch, fragte sich, ob er damit wohl noch immer wie der Slytherin von damals aussah.

Eigentlich Fragen, die keinerlei Bedeutung hatten und dennoch für ihn so wichtig schienen.

„Bitte, Malfoy! Ich-“, noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, ertönte ein lautes Poltern aus dem Treppenhaus.

War sicherlich diese dämliche Katze von Mrs. Denver. Nachts meinte die öfter, dass sie durch das Treppenhaus schleichen musste, war dabei leider so ungeschickt, dass sie des Öfteren die Stufen herunterfiel.

„Kann ich rein? Bitte!“ Seine Stimme fing an zu zittern, seine minimalen Bewegungen wurden hektischer. Typische Anzeichen von Verfolgungswahn.

Draco runzelte die Stirn, trat jedoch auf die Seite, um seinen ungebetenen Gast hineinzulassen und ihm somit Schutz vor wem auch immer zu bieten.

Warum er das machte? Das wusste er auch nicht so genau, vielleicht um der Einsamkeit zu entfliehen, die noch im Wohnzimmer auf ihn wartete.

Ihr Weg führte sie in die Küche, Draco schaltete das Licht dort an.

Eine ebenso unwirtliche Beleuchtung wie im Flur. Bisher war ihm das noch nicht aufgefallen, er war ja abends auch relativ wenig in seiner Wohnung, um die Lichtverhältnisse genauer zu kennen.

Mit einer fahrigen Handbewegung strich sich sein Besucher die schwarzen Haare zurück, ließ sich auf einen der zwei Küchenstühle sinken.

„Danke..“

„Vorerst.“, erwiderte Draco trocken, stellte sich an die Küchenzeile und holte sich ein Glas aus einem Schrank, wobei er zwei Versuche brauchte, bis er die richtige Türe geöffnet hatte, hinter der sich die Gläser versteckt hatten.

Er spürte den Blick des anderen in seinem Rücken, bemühte sich aber nicht weiter um Augenkontakt. Er war hier zu Hause, sein toller Gast hatte ihm nichts zu sagen.

Ein falsches Wort und er würde zu seinen "Freunden" vor der Türe geschickt werden.

„Also, was willst du?“ Wasser wurde in das Gefäß gegossen.

„Wie gesagt, ich brauche deine Hilfe.“

„Soweit hab ich das mittlerweile auch mitbekommen. Wie wär’s mit weiteren Informationen?“ Draco hatte keine Lust auf dieses ganze Palaver.

„Ich werde verfolgt.“, es wurde interessant, „Und bei dir werden sie frühestens als allerletztes suchen.“

Stille trat ein.

So eine, die unter der Haut juckte, einen dazu bewegen wollte, laut zu schreien, nur um ihrer frei zu werden. Doch der Blonde blieb stumm.

Mal eine neue Ruhe, etwas anderes in seinem kargen vom Alkohol regierten Leben.

„Und warum glaubst du, dass ich dir helfen werde?“, fragte Draco, während er sich dazu überwand, seinem Gast ebenfalls etwas zu trinken auf den Tisch zu stellen. Sein Blick fiel auf die Uhr.

In grellen roten Ziffern verkündete die Anzeige, dass es drei Uhr und siebzehn Minuten war. Eine unchristliche Zeit.

„Weil du dein Leben ändern willst.“, war die Antwort darauf und Draco musste sich trotz seiner schlechten Laune ein Lachen verkneifen, begnügte sich stattdessen mit einem spöttischen Blick in Richtung Gast.

„So philosophisch? Ich bitte dich. Niemals.“

Wieder eine Schweigeminute. Langsam wurde es lästig.

„Wenn du keine besseren Gründe hast, verschwinde wieder. Ich kann mich auch alleine anschweigen.“, meinte Draco großspurig, ließ sich auf den freien Stuhl fallen, setzte sich so schräg hin, dass er seinen Arm über die Lehne legen konnte.

Sein Augenmerk lag dabei weiterhin auf Harry Potter, seinem ungeladenen und durchaus unerwünschten Besuch.

„Deine leichteste Übung, wie?“, entgegnete dieser bissig, was Draco dazu bewog amüsiert zu schnauben.

„Deine Schlagfertigkeit lässt zu wünschen übrig, Potter.“

„Und deine ist schon lange den Bach runter.“

Kein schöner Wortwechsel – es fehlte das gewisse Etwas, das ihn hätte interessant werden lassen. Aber die Luft war wohl schon lange raus.

Zumindest Draco war solch kindischen Spielen überdrüssig geworden. Seit er regelmäßig auf Partys ging, hatte er nun einmal gelernt, seine Worte mit anderen Dingen auszudrücken. Dass er dabei nicht selten mit einem blauen Auge nach Hause zurückgekehrt war, war nichts Neues mehr.

„Zwei Tage.“, begann Harry, „Lass mich zwei Tage bei dir wohnen, bis sie das Gebiet verlassen haben.“

„Niemals. Vorher werde ich dem Alkohol entsagen.“ Und das war etwas, das Draco sich nicht mehr nehmen ließ: das Ertränken seiner Sorgen und Probleme im Alkohol.

Harry seufzte, fuhr sich abermals durch das Haar.

„Bitte.“

„Nein, ich bleibe dabei. Selbst du kannst nicht einfach bei mir reinschneien und Asyl verlangen.“ Gelangweilt ließ Draco seinen Finger über den Glasrand kreisen.

So langsam machte sich die Müdigkeit bemerkbar.

„Malfoy, es fällt mir wirklich nicht leicht, dich um Hilfe zu bitten! Aber ohne dich werde ich wahrscheinlich in den nächsten drei Tagen das Zeitliche segnen!“, fauchte sein Gegenüber aufgebracht, schien sich enorm beherrschen zu müssen.

Draco lächelte süffisant.

„Ist das ein Angebot? Ich schmeiße dich raus und werde in weniger als einer Woche nie mehr etwas von dir hören? Wenn du an deinem Leben hängst, solltest du mir so etwas nicht erzählen.“ So ungern Draco es zugab, es amüsierte ihn prächtig, Harry mit solch einfachen Aussagen zu triezen, noch mehr als mit Beleidigungen.

Auf einmal wurde Harry ganz ruhig, sah den anderen verschlossen an.

„Ich hätte nie gedacht, dass du wirklich so kalt bist, Malfoy. Selbst dir habe ich ein Minimum an Mitgefühl zugetraut.“

Draco erlaubte sich ein leises Auflachen.

„Weißt du, Potter, Gefühle waren noch nie meine Stärke, aber wem erzähle ich das?“

Er stand auf, schritt wieder an die Theke, um sein Glas aufzufüllen. Sein Gast saß noch immer wie erstarrt am Tisch, hatte seinen Blick auf ihn geheftet. „Warum sollte ich dann gerade heute Nacht damit anfangen?“

Draco drehte sich um, lehnte sich an die Theke und hob das Glas, als wolle er mit Harry anstoßen.

„Leb wohl, Harry Potter. Hoffentlich werden wir uns nie wieder sehen. Aber ich denke nicht. Schließlich gehörst du in den Himmel, den ich wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen werde.“

Er lachte hämisch, sah dabei zu, wie Harry mechanisch aufstand und durch den Flur auf die Haustüre zuging. Draco folgte ihm, wollte sicher gehen, dass er auch wirklich aus seinem Leben verschwand.

Kurz bevor er die Türe öffnete, drehte sich Harry noch einmal um.

An dem Türrahmen zur Küche lehnend legte Draco den Kopf schräg, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und in der einen Hand immer noch das Wasserglas.

Mehr oder weniger interessiert wartete er darauf, was sein Gast ihm noch sagen wollte.

Sicherlich etwas ungemein Bedeutendes, etwas, das innerhalb weniger Sekunden seine Einstellung zu seinem Leben verändern würde.

Unterdrückt lachte er.

Was für ein Schwachsinn.

Harry schloss den Mund wieder, ohne ein Wort verloren zu haben, riss die Haustüre auf und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen.

„Ach herrje, Potter, jetzt bin ich aber betrübt. Keine Moralpredigt? Kein ‚Ich bin so enttäuscht von dir’?“, sprach Draco zu sich selbst, trank das Glas leer und ließ es auf der Kommode im Flur stehen.

Morgen war auch noch ein Tag, um es wegzuräumen.

Und heute ging er das erste Mal seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten nüchtern ins Bett.
 

Das erste, was er an diesem Morgen hörte, nachdem er aufgewacht war, war das Gezwitscher der Vögel.

Mit offenen Augen lag Draco im Bett, starrte die Decke an und lauschte diesem für ihn selten so schönen Konzert. Ab und an wurde es von einem vorbeifahrenden Auto unterbrochen, doch entgegen Dracos Annahme störte ihn das noch nicht einmal.

Keine Kopfschmerzen plagten ihn heute Morgen, keine Übelkeit. Denn egal, wie wirksam der Trank war, den er gestern Abend getrunken hatte, am nächsten Tag stürzte alles wie eine Flut über ihn herein. Normalerweise unterdrückte der Trank auch dies; der Blonde hatte es sich daher so erklärt, dass er einfach schon zu viel von diesem Zeug geschluckt haben musste in den letzten Wochen, wenn nicht sogar Monaten.

Ein beinahe nicht erkennbares Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er tief einatmete und sich aufrichtete.

Was sollte er heute machen?

Von unerklärlicher guten Laune gefasst stand er auf, entschloss sich, erst einmal dem Badezimmer einen längeren Besuch abzustatten.

Als er in die vier Wände eintreten wollte, registrierte er die Glasscherben vom gestrigen Abend. Er seufzte lautlos, kehrte zurück in das Schlafzimmer und schloss die Schublade seines Nachtschränkchens auf. Dort hatte er in weiser Voraussicht seinen Zauberstab eingeschlossen.

Er kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass er mit diesem Utensil im betrunkenen Zustand zu viel Unheil anrichten könnte und dass seine Koordination nicht ausreichen würde, die Schublade zu öffnen.

Manchmal fragte er sich, wann er sich selbst so gut kennen gelernt hatte.

Mit dem Zauberstab bewaffnet schritt er zurück in den Waschraum, reparierte den Spiegel mit einem einzigen Schwung. Das gemurmelte „Reparo“ ging dabei mehr oder weniger unter.

Eine halbe Stunde später kam Draco wieder begleitet von einer riesigen Dampfwolke aus dem Bad; da er nicht daran gedacht hatte, sich Kleidung mitzunehmen, lief er nun nur mit einem Handtuch um den Hüften durch seine Wohnung.

Sein Blick glitt durch seine trostlose Behausung.

Ihm war wirklich nie klar gewesen, wie erbärmlich es hier aussah, wie es auf Besucher aussehen musste.

Mit einem ehrlichen Lachen auf den Lippen dachte er an die vergangene Nacht zurück.

Harry Potter – wer hätte das gedacht?

Um der Stille zu entkommen, sagte er einen Zauberspruch auf, der im Grunde das Radio ersetzte.

Fröhliche Musik hallte von den Wänden wider.

Rasch zog er sich Unterwäsche an, eine bequeme Jeans und ein legeres T-Shirt. Danach lief er in den Flur und griff nach dem Glas, das er auf die Kommode gestellt hatte. Draco ging in die Küche, wo er das zweite auf dem Tisch stehen sah.

„Ich hätte es ja nie für möglich gehalten, Potter.“, sinnierte er leise, stellte beide Gefäße in die Spüle, in der sich im Laufe der Wochen nur leer getrunkene Bierflaschen angesammelt hatten.

Der Blonde nahm eine in die Hand, hörte still der Musik zu.

Vielleicht sollte er nun doch endlich mal etwas an seinem Leben ändern. Und wenn es erst nur die Wohnung betraf.

Kaum dass er diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, klingelte es an der Tür.

Draco verzog das Gesicht.

Noch immer mochte er diesen Klang nicht – und er bezweifelte, dass sich das ändern würde, wenn er nichts dagegen tun würde. Eine kleine Zauberformel reichte eigentlich aus.

Weshalb hatte er das nicht schon früher getan?

„Ja, bitte?“, fragte er, nachdem er die Tür aufgemacht hatte.

Es war sein Untermieter, ein gewisser Mr. Jenkins, soweit sich Draco richtig an seinen Namen erinnerte.

„Guten Morgen, Mr. Malfoy. Man gab mir heute Nacht eine Nachricht, die ich Ihnen überreichen sollte. Und ich bitte Sie, mich aus Ihren zwielichtigen Machenschaften herauszuhalten. Diese Herren sahen nicht sonderlich vertrauenswürdig aus.“

Der dunkelhaarige Mann Ende vierzig zog seine Stirn kraus, während er Draco vor sich einmal mit dem Blick maß.

„Und Sie sollten auch zusehen, dass solche Kerle nicht Ihr Leben regieren.“

Ein Brief wurde überreicht und der Blonde brachte es sogar zu einem kleinen Lächeln.

„Wissen Sie, Mr. Jenkins? Ihre Formulierungen sind manchmal wirklich angsteinflößend zutreffend.“

Daraufhin folgte ein skeptisches Augenbrauenhochziehen.

„Sie sollten nicht zwei Partizipien aneinanderreihen, das klingt so bedeutungsvoll.“ Mit diesen Worten wandte er sich um, stieg die Treppen hinab.

Draco lachte in sich hinein, während er die Tür hinter sich schloss.

Dann und wann merkte man dem guten Mr. Jenkins seine Arbeit als Deutschlehrer an.

Er begutachtete das Schriftstück, beschloss jedoch, eines nach dem anderen zu erledigen. Zuerst wäre er selbst dran – fertig anziehen, frühstücken und Anderes.

Danach würde seine Wohnung folgen, einige wenige Zaubersprüche müssten dafür ausreichen und dann würde dieser Brief als nächster Punkt auf seiner to-do-Liste stehen. Neugier, was denn wohl darin stehen würde, verspürte er kaum welche, denn nur selten hatte Post gute Nachrichten für ihn gehabt.

Weshalb sollte es sich gerade an diesem Tag ändern?
 

***



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rees
2009-10-07T16:34:53+00:00 07.10.2009 18:34
hey ho^^
jetzt komm ich auch mal dazu mein kommi zu diesem kap zu schreiben...
erst mal danke, dass du dieses kap genommen hast...
mit gefällt er sehr gut...
dray muss ich i-wie bemitleiden... es tut schon weh ihn so zu sehen... betrunken, ohne freunde... da will ich ihn glatt trösten...
ich war sehr geschockt, als harry vor der tür stand, obwohl man das eigentlich voraussehen konnte *lach*
noch schlimmer fand ich es, als dray harry rausgeschmissen hat...
da ist mir wirklich fast das herz stehen geblieben...
er kann doch nicht seine 'liebe' rausschmeißen...
denn ich denke wirklich, dass dray harry liebt, auch wenn er es selbst nicht weiß...
und ich finde harry hat seine aufgabe trotzdem gut gemacht, denn er hat dray's leben verändert...
dieser hatte mal keinen kater und er kümmerte sich auch mal wieder um sich selbst...
aba ich möchte so gerne wissen, was in diesem brief stand...
der titel passt auch gut, wei ich finde...

freu mich auf das nächste kap
bis zum nächsten mal
*Knuddel*
rees
Von: abgemeldet
2009-10-05T20:02:25+00:00 05.10.2009 22:02
N'Abend

das Kapitel überflogen,
ich mag es jetzt schon,
obwohl ich es noch nicht gelesen hab...
Ich wäre ja dafür gewesen, dass im 7. Band Draco stirbt.
Ich mag ihn zwar total gerne, doch irgendwie,
wäre mir sein Tod logischer vorgekommen.
Weiß auch nicht...

Wer steht da wohl vor Dracos Tür.
Ehrlich gesagt kann ich mir einen betrunkenen Draco nur schwer vorstellen
und einen torkelnden erst recht ^^

Der schmeist den wirklich raus
WTF ?? O.O
Dray das kannst du doch nicht tun.
Du weißt es zwar nicht, aber du liebst ihn *den Tränen nah ist*

"lief er nun nur mit einem Handtuch um den Hüften durch seine Wohnung."
*sabber sabber sabber*

"Weshalb sollte es sich gerade an diesem Tag ändern?"
Der hat sich aber schon geändert.
Man könnte jetzt spekulieren, dass Harry vielleicht wissentlich bei Dray aufgetaucht ist, ihm möglicherweise eine Geschichte aufgetischt hatte und Draco so verändert hatte; indem er nämlich einfach da war und ihn an ein bisschen Freude zu erinnern, die das Leben auch für Draco noch bereit hält. =)

Ich mag das Kapitel total gern.
Und es stört mich gar nicht, dass er ein Offenes ende hat.
Freu mich schon auf nächsten Montag =9

Bussi
Aki ;)


Zurück