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Träume

von

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Kapitel 22

Was lange währt, nicht? :-)
 

Ich bin wieder am Start! Hab noch den selben Spaß am schreiben wie damals und gebe mir allergrößte Mühe, die Geschichte so fortzusetzen wie ich sie zu seiner Zeit unterbrochen habe. Lob und Tadel sind wie immer erwünscht.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Der zitternde Finger glitt langsam vom Klingelknopf. Zur Hölle, was hatte er sich dabei gedacht?! Er wusste nicht annähernd, was er sagen, wie er reagieren sollte. Nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, stand er da, und langsam wurde ihm warm, er begann zu schwitzen. Sekunden, Minuten, Stunden, Ewigkeiten vergingen, doch es passierte nichts. Sollte er nochmals klingeln? Oder ums Haus herumlaufen und nachschauen, ob Bela sich darin aufhielt, indem er durch die Fenster spähte wie ein perverser Spanner? Nee, das geht doch nicht! Wenn dich jemand sieht! Oder... einfach wieder gehen? Kurz, wirklich nur ganz kurz, kam ihm der Gedanke, das Päckchen auf der Fußmatte abzulegen und sich aus dem Staub zu machen. Obwohl, das wäre ja genau so asi wie Belas "Ich schick die Kette, da hast du sie" - Aktion. Boah, Gott ey, jetzt stehe ich hier wie nochwas einfach vor der Tür, rühre mich nicht und warte, bis jemand aufmacht. Das muss total... freakig aussehen. Farin drehte sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand ihn beobachtete, was er da tat. Und zuckte zusammen, als er hörte, das die Tür tatsächlich geöffnet wurde.
 

Vorsichtig drehte er sich um, als ob er sich davor fürchtete, bei irgendwas ertappt zu werden.
 

Bela verzog ganz schön das Gesicht, als er sah, wer ihn behelligte, da er aus Gewohnheit nie durch den Türspion blickte, bevor er die Tür öffnete. Gemäß dem Motto "Klingle, und es wird dir aufgetan", machte er die Tür unbedarfterweise immer auf, ganz gleich wer dort stand. Jeder sollte die Chance haben, ihn sprechen zu dürfen, wenn er oder sie es wollte. Man kann´s aber auch echt übertreiben.
 

In Farins ganz speziellem Fall war das aber gut, denn sonst würde er vor Belas Tür wohl einfach versauern.
 

Bela stand mit griesgrämigem, säuerlichem Gesicht, die Mundwinkel nach unten gezogen, die Arme vor der Brust verschränkt, das linke Bein auf den Zehen über das rechte gekreuzt, in der Tür und musterte ihn. Sagte natürlich absolut keinen Ton. Seine Augen ließen jedoch die Frage "Was zum Teufel willst DU denn hier?" im Raum stehen.
 

Jo, ähm... ja, was eigentlich? Gute Frage... Wäre vielleicht doch besser gewesen, wenn Farin sich irgendwie vorbereitet hätte und nicht, einem plötzlichen Impuls folgend, einfach losgefahren wäre. Glücklicherweise fiel ihm spontan etwas ein. Spontan kommt ja eh immer besser als einstudiert, nicht?

Farin langte nach dem gelben Päckchen, das er sich unter den Arm geklemmt hatte, und hielt es Bela entgegen. Bela schien das nicht zu registrieren, sondern sah ihn immer noch mit diesem "Haust auch mal wieder ab?"-Blick an. Farin schüttelte es leicht, sodass die Kette gegen die Innenwände es Päckchens schlug. Immer noch keine Reaktion. Hey, eingeschlafen, Standby-Modus oder wat?
 

"Danke für das nette Geschenk!" brach es aus Farin heraus. Ach du Schei... das hab ich jetzt nicht wirklich gesagt, oder?! Irgendeine Stelle in seiner Schaltzentrale öffnete ohne den Befehl dazu seinen Mund und jagten diese Worte da raus. Manchmal sagt man eben Dinge, die man gar nicht sagen will. Das kam bei Farin, zumindest Bela gegenüber, in den letzten Tagen quasi permanent vor. Super. Schon verkackt.
 

Farins Absicht, sich mit Bela zu vertragen, ihm zu sagen, dass ihm endlich alles klar geworden war, dass er verstand, was in Bela vor sich ging, begann mit einer perfekt getimten Provokation. Epic fail.
 

Und nun? Sollte er sagen "Äh, das war nicht so gemeint, hab nur laut gedacht"? Oder das gesagte ignorieren, so wie Bela das anscheinend auch tat?
 

"Gern geschehen". Bela kam ihm zuvor. Seine Worte waren ohne Gefühl, ohne Wärme, ohne Bela. Kalt und hart war seine Stimme. Unverändert seine Körperhaltung, sein Blick. Und dann war er wieder still.
 

Harte Nuss, stellte Farin fest. Die letzten Male hatte er sich wenigstens noch furchtbar aufgeregt, hatte seinem Temperament die Kontrolle über seinen Körper überlassen, hatte rumgebrüllt, ihn weiß Gott was alles geschumpfen, oder sich zumindest von ihm fortbewegt. Doch in jenem Moment hatte Bela scheinbar an einem Freeze-Flashmob teilgenommen und wartete auf das Auftau-Signal, das nur er kannte.
 

Vielleicht war das ja eine Herausforderung? So wie ein Augen-Duell, wo man sich so lange in die Augen sieht, bis einer wegschauen, lachen oder sonstwas muss. Immerhin sah Bela ihm tatsächlich in die Augen, und hatte sich nicht von ihm abgewandt oder sah an ihm vorbei. Möglicherweise versuchte er, in Farins Augen die Wahrheit zu suchen, wenn er sich wieder zu erklären versuchte. Was Farin aber nicht tat. Er stand einfach da, erwiderte Belas kühlen, abweisenden Blick, hielt ihm stand, versuchte Belas Herz zu betreten, suchte den dort ihm seit jeher angestammten Platz. Belas Augen waren kalt wie Eis, eine unüberwindbare Barriere, so hoch, so stabil, dass Farin sie brechen konnte.
 

Farins Augen, im Gegensatz, strahlen Wärme, Zuversicht, Liebe, Zuneigung, alles Positive, das Bela ins Negative umwandelte aus, suchten verzweifelt eine Lücke oder undichte Stelle. Plötzlich bebten Belas Nasenflügel, während sie sich so unendlich lang in die Augen sahen. Als ob er einen plötzlichen Anfall von Erregung zu unterdrücken versuchte, Zorn oder Empörung gleichkommend.

Möglicherweise regte es ihn tatsächlich auf, dass Farin ihn einfach so wortlos anstarrte.
 

Doch er ging nicht fort. Schlug Farin nicht die Tür wieder vor der Nase zu, schubste ihn davon, schrie wie fuchsteufelswild, er möge endlich zur Hölle fahren. Farin beschloss, offensiver zu werden. Mit einem Schritt ging er auf Bela zu, bis sie so dicht voreinander standen, dass sie einander beinah berührten. Farin senkte den Arm mit dem Paket langsam. Bela runzelte leicht die Stirn, sein Blick schien weicher zu werden, das Eis ein wenig zu schmelzen. Doch konnte er die plötzliche Nähe zu Farin nicht ertragen und wich zurück.

Farin wusste, wusste genau, dass er das tun würde, betrat nun Belas Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Drin. Puh.
 

Bela tigerte durch den Eingangsbereich ins Wohnzimmer und blieb dort am Fenster stehen, aus dem er desinteressiert blickte. Farin schnaubte. Bela gab immer noch keinen Mucks von sich.
 

"Das war ernst gemeint", hörte er Farin sagen. Aus dem Augenwinkel konnte er ihn im Fenster sehen, vermied es aber, ihn zu beobachten. "Du hast geschrieben, dass du sie nicht mehr brauchst, aber du hast sie nicht weggeworfen oder so. Du hast sie mir geschenkt. Trotz allem." Melancholisch betrachtete Farin die Schachtel in seinen Händen.
 

"Wenn du das so sehen willst", erwiderte Bela durch die Zähne. Er hätte das genausogut leugnen können, tat es aber nicht. Farin musste schmunzeln. Du liebst es, mich vor Rätsel zu stellen, was? Aber gut, ich will mich dem Ratespiel stellen. Ich werde die Lösung finden. Der Preis ist der Schlüssel zu deinem Herzen, du weißt das, und ich weiß das. Du willst es mir schwer machen. Aber ich nehme jede Hürde. Für dich. Für uns.
 

„Sag nicht, dass du überrascht bist, weil ich hier aufgetaucht bin“, sagte Farin und betrat langsam das Wohnzimmer. „Du hast sicher nicht geglaubt, dass du mir das Paket schickst und ich absolut nicht darauf reagiere. Fast so, als…. wolltest du, dass wir uns wieder annähern.“
 

Bela starrte immer noch aus dem Fenster und sagte kein Wort. Durch die Spiegelung des Glases konnte Farin sein Gesicht sehen, seine Augen, deren Blick er nicht zu deuten vermochte. Es war wie eine Mischung aus… Wut, Trauer, Ungeduld. Ratlosigkeit. Farin hatte Bela mit seiner Aktion ziemlich überrumpelt (wie schon so oft die letzten Tage, schalt er sich), und Bela schien nicht zu wissen, wie er diesmal reagieren sollte. Daher stand er vermutlich am Fenster, um sein Gesicht und seine Gedanken vor Farin zu verbergen, seine eigene Unsicherheit.
 

„Du hast mir nicht gleich die Tür vor der Nase zugeworfen. Du hast zugelassen, dass ich deine Wohnung betrete. Du lässt mich sprechen, ohne mir ins Wort zu fallen oder mich anzuschreien“, fasste Farin zusammen. Er spürte, wie seine Aufregung langsam, aber sicher von ihm wich, wie sein Herz einen riesigen Satz machte, weil er so stolz auf sich war, dass er sich endlich mal in Bela hineinversetzt und seine Zeichen interpretiert hat. Farin machte sich im Gehirn kurz eine Notiz, dass er Rod für das Zwiegespräch bei ihm zu Hause danken musste, denn erst der dunkelhaarige Bassist hatte ihn auf den Gedanken gebracht, dass Farin sich endlich mit Belas Gefühlen auseinandersetzen musste.
 

Farin sah, dass Bela mehrmals blinzelte und den Blick ein wenig senkte.
 

„Du wolltest, dass ich komme“. Farin ging behutsam ein paar Schritte auf Bela zu. Legte das Päckchen vorsichtig auf dem Wohnzimmertisch ab. „Und genau wie ich bist du viel zu stolz, mir gegenüber zuzugeben, dass es so ist.“
 

„Zu stolz?“ Bela wandte sich um. Er blickte Farin direkt in die Augen. Der eisige Hauch, der ihn umgab, schien sich langsam, aber sicher zu verziehen. Bela indes versuchte dennoch vehement, seine Fassade aufrecht zu erhalten.
 

„Etwa nicht?“ konterte Farin. Er sah Bela leicht von oben herab an. Ich bin hier, um dir gegenüber meine Fehler einzugestehen. Ich weiß, dass ich Schwächen habe. Und wir wissen beide, dass du auch welche hast. Das hier kann nur funktionieren, wenn du endlich aus deinem Schneckenhaus rauskommst und dich mir stellst.
 

„Sind wir also hier zusammen, um über mich zu reden? Und stellen wir gleich fest, dass es meine Schuld war, was die letzten Tage gelaufen ist?“ erwiderte Bela und eine Stimme vereiste wieder.
 

„Dirk, wir tragen beide die Schuld daran. Hörst du? Wir beide! Ich mit meinen unberechenbaren Wutausbrüchen, du mit deinem ständigen Hin und Her.“ Farin seufzte. „Früher haben wir solche Sachen echt besser hingekriegt.“
 

„Früher warst du auch noch nicht in mich verliebt.“
 

Farins Kinnlade klappte ungewollt herab. Das saß. Bela hatte den Kopf leicht schief gelegt und die Brauen nach oben gezogen, als sei dies die Erklärung für alles. Das neue 42. Was zur Hölle hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Dass es viel einfacher wäre, wenn Farin nicht ebenjene Gefühle für Bela hatte? Dass es womöglich nie soweit gekommen wäre? Farin empfand es als saumäßig ungerecht, dass Bela ihm trotz der fairen Absichten einen Schlag unter die Gürtellinie versetzte. Er wusste überhaupt nicht, wie er dieses Bemerkung auffassen sollte. Sein Denkprozess hatte gestoppt und eine sich langsam drehende Sanduhr beherrschte seine Gedanken. Laden läuft…
 

„Wa... wie meinst du das?“ fragte Farin heiser, weil ihm mangels einer Idee, wie er die Unterhaltung fortsetzen könnte, das Gehirn abstürzte und er es erneut starten musste.
 

Bela atmete kurz hörbar aus, stemmte die Hände in die Hüften und ging gesenkten Hauptes im Wohnzimmer auf und ab, Farins Blick an sich geheftet.
 

„Hör mal. Früher haben wir uns gezofft, kurz aber knackig, und dann war´s wieder gut. So richtig verkracht wie… die letzten Tage… waren wir noch nie“ begann Bela seine Erläuterung. „Es herrschte immer eine Harmonie zwischen uns, wie ich persönlich sie noch nie mit jemand anderem geteilt habe. Doch jetzt…“
 

Bela hielt inne, blieb stehen und blickte zur Decke, nach Worten suchend. Farin musterte ihn mit einer Mischung aus Verzweiflung und Angst. Klärende Beziehungsgespräche hatte er immer gehasst. Er kam nie damit zurecht. Nicht selten war das der Punkt, an dem ihm mangelndes Interesse vorgehalten wurde und die Dame seines Herzens ihre Koffer packte. Aber diesmal war alles anders. Er musste sich dem stellen. Bela gab ihm hier und jetzt die einmalige Chance, endlich alles wieder gut zu machen. Er durfte es nicht versauen. Und dennoch wollte er insgeheim überhaupt nicht wissen, was Bela zu sagen hatte. Zu groß war die Furcht vor weiterem Schmerz, vor bösen Worten, die ihn mehr treffen konnten als irgendetwas anderes auf der Welt. Stocksteif stand er da, aus Angst irgendeinen Fehler zu machen und Belas Bereitschaft zur Versöhnung somit aufs Spiel zu setzen. Sich in jenem Augenblick natürlich zu verhalten, schien ihm völlig unmöglich.
 

Am allerliebsten wäre er auf Bela zugegangen, hätte ihn umarmt und so fest an sich gedrückt, dass Bela Gefahr liefe, zerquetscht zu werden. Ich für meinen Teil hätte nichts dagegen, später mal in deinen Armen zu sterben, dachte Farin.
 

„Jan.“
 

Bela blickte Farin wieder in die Augen. Doch sein wehmütiger Blick traf Farin mitten ins Herz, spießte es auf und riss es fast aus seiner Brust. Farins Kehle wurde mit einem Mal trocken, er musste schlucken. Seine Hände wurden kalt. Gottverdammt, hör auf mich so anzusehen, das macht mich noch wahnsinnig!
 

„Es wird nie wieder so sein wie früher. Wir werden nicht mehr so unbeschwert miteinander umgehen können, wie wir es all die Jahre lang taten. Wir haben uns verändert. DU hast dich verändert! Es ist, als stünde ein neuer Mensch vor mir, du bist wie ausgewechselt. Und das macht mir Angst.“
 

Bela senkte seinen Blick. Holte tief Luft. Farin sah, wie er erbebte. Er selbst hingegen wurde immer kleiner, kleiner und er fühlte, wie der Erdboden sich langsam unter ihm auftat, weich wurde, an ihm zog und er sich anfühlte, als sei er Treibsand. Farins Kehle war zugeschnürt, und als er Belas Namen aussprechen wollte, konnte er nicht mehr als flüstern. Seine Hand wollte nach dem Älteren greifen, doch Farin hielt sie zurück.
 

Dann hob Bela seinen Kopf wieder, und mit einer Stimme, wie Farin sie noch nie aus Belas Munde vernahm, so zerbrechlich, so verzweifelt, verkündete er:
 

„Ich weiß nicht mehr was ich machen soll! Ich weiß nicht, wie ich mit dir reden soll, wie ich mit dir umgehen soll, was ich tun kann, damit alles wieder so wie früher ist! Ich will nicht, dass es endet! Aber je mehr wir hier reden, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es für alles schon zu spät ist! Warum… warum kann es nicht wieder wie früher sein??!“
 

Bela wandte sich von Farin ab, um die Tränen zu verbergen, die seine Wangen hinunterliefen. Farin zerriss es innerlich, er wollte zu Bela, ihn umarmen, kämpfen, doch er konnte es nicht. Tausende Gedanken und Gefühle schwirrten in ihm herum, er fühlte sich so unendlich hilflos. Resignation und Schmerz formten sein Gesicht, das viel zu gut erkennen ließ, wie sehr er innerlich litt. Er riss seinen Blick von Bela los, und wie von selbst formten seine Lippen jene Worte, die seine Erkenntnis kurz und knapp zusammenfassten.
 

„Das heißt mit anderen Worten, wenn meine Gefühle für dich nicht wären, wären wir jetzt nicht an dem Punkt, an dem wir sind. Glaub mir, ich hab die letzten Tage mehr als oft versucht, zu hinterfragen, ob es wirklich das ist, was es ist, ob es mehr so ein kurzzeitiger Anflug war oder was ernstes und ob ich es wieder löschen kann. Ich kann´s aber nicht. Ich musste es akzeptieren. Du wirst es auch müssen, wenn wir noch irgendeine Chance haben wollen. Vor allem aber wirst du mich so akzeptieren müssen, wie ich nun bin. Und dass es jetzt eben… anders ist.“ Kühl und sachlich klangen seine Worte, als ob er über die Arbeit, das Wetter oder sonst etwas spräche. „Du kannst deinen alten Freund nicht mehr zurück haben. Er ist nicht mehr da. Er hat sich verändert und ist zu dem geworden, was er nun ist. Wenn du dich nicht auch veränderst, dann…“
 

Er holte tief Luft.
 

„… sehe ich leider keine Chance für uns zwei.“
 

Bela erstarrte. Langsam drehte er sich zu Farin um. Der fragende Blick mit den hellen, unfassbar anziehenden, schönen Augen faszinierte Farin so sehr, wie er ihn abschreckte. Konnte man einen Menschen gleichzeitig lieben und hassen?
 

„Und wie soll ich das machen?“ fragte Bela mit tonloser, beinahe mechanischer Stimme. Er schüttelte leicht den Kopf, um Farin das mitzuteilen, was er nicht in Worte verpacken konnte: Das geht nicht, Alter, das geht nicht!
 

„Das wirst du schon selbst herausfinden müssen“, gab Farin ebenso gefühllos zurück.
 

Zwischen ihnen tat sich der Grand Canyon auf. So tief der Abgrund, so weit die Entfernung. Sie standen genau am Rand. So nah beieinander, wie es nur ging, aber nur ein Schritt zu viel würde unweigerlich das Ende bedeuten. Eisiger Wind umfing sie, zerrte an ihnen, ließ sie aufeinander zutreiben, doch wohin? Zum jeweils anderen oder in den Untergang?
 

Bela öffnete mehrmals den Mund, suchte nach Worten, die er nicht fand. Unruhig und rastlos bewegten sich seine Augen, er schien in die Enge getrieben. Er drohte zu fallen.
 

Doch Farin fing ihn auf.
 

Er ging auf Bela zu, packte ihn am Arm, suchte seine Augen so lange, bis er sie fand. Bela blickte zu ihm auf, mit Liebe und Schmerz, und sein geöffneter Mund wusste immer noch nichts zu sagen, als Farin dicht an ihn herantrat, so dicht, dass sie die Wärme des jeweils anderen spüren konnten. Bela musste schlucken. Mit einem Mal waren der Groll, der Schmerz vorbei.
 

„Warum machst du das mit mir?“ fragte Bela atemlos.
 

Farin sah ihn sehnsüchtig an, den verunsicherten, verwirrten Mann, den er einst seinen besten Freund nannte. Er hielt ihn mit seinen Augen fest, als wollte er ihn nie wieder loslassen. Stille trat für einen Moment ein, Vertrautheit und innige Zuneigung gesellten sich zu ihr. Ein gewisser, unterschwelliger Schmerz schwang in seiner Stimme mit, als Farin antwortete.
 

„Weil ich dich liebe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  poisonsis
2012-07-02T20:40:42+00:00 02.07.2012 22:40
Bitte bitte schreib bald mehr! Das ist so eine tolle Story!!


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