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Träume

von

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KAPITEL 9
 

Als sie bei Farin Urlaub zu Hause ankamen, warf Bela seine Jacke über Farins Couch, und in diesem Moment fiel dem Blonden auch ein, dass er in der Hektik keine Zeit mehr zum Aufräumen hatte, und dieser Zustand war für ihn hochgradig peinlich. Bevor er Bela davon abhalten konnte, es sich bei ihm bequem zu machen, hatte sich dieser auch schon auf das große Sofa gefläzt und sah Farin fragend an. Der wusste natürlich genau was jetzt kommt.
 

„Also ´n Bierchen kann ich dir leider nicht anbieten, aber möglicherweise gibste dir auch mit Imperialisten-Brause zufrieden? Hab im Keller noch die eine oder andere Flasche.“
 

„Warum nicht? Mach dir keinen Stress, Cola is´ okay.“
 

Bela grinste wegen Farins Unsicherheit, wollte der doch immer der perfekte Gastgeber sein. Farin schnappte sich den Kellerschlüssel und verschwand die Treppen hinunter, während Bela sich neugierig umsah. Sein Blick glitt über die Wände und Einrichtungsgegenstände. Er musste schmunzeln, als er bemerkte, dass nicht überhaupt nichts verändert hatte.
 

Farin kam nach knapp einer Minute herein, unterm Arm zwei Cola-Flaschen geklemmt, und als er Bela erblickte, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Er stand vor dem Schreibtisch und hatte eben jenes Blatt Papier in der Hand, das Farin heute Morgen zurück in die Realität beförderte.
 

Hastig stellte Farin die Flaschen auf dem Wohnzimmertisch ab lief zu Bela, um ihm das Blatt zu entreißen, doch eine berufliche Karriere als Schlagzeuger zahlt sich aus, und so verfügte Bela über die schnelleren Reflexe. Sie sahen sich in die Augen.
 

„Bela, das… gib das wieder her, das ist nicht für dich bestimmt. Lass es, bitte.“ Farin war wie so oft in letzter Zeit am Rande der Verzweiflung. Bela hielt das Blatt von ihm weg und machte keine Anstalten, auf Farins Bitte einzugehen.
 

„Jan, das ist… das ist wunderschön! Wo ist das Demo dazu, ich will´s hören!“
 

„Es… es gibt kein Demo, okay? Das ist nur ein grober Entwurf, den ich wieder verworfen habe. Deshalb gibst du mir jetzt bitte dieses Blatt Papier zurück!“
 

Himmel Arsch und Zwirn, wieso ist dieser verfluchte Kerl nur immer so stur?
 

Bela hielt sich den Text provokativ wieder vor die Augen und las einige Stellen laut vor, während sich Farin überlegte, ob er den Kleineren erwürgen, erschießen oder erschlagen sollte. Blitzschnell griff er schließlich nach dem Papier, doch Belas Griff war zu stark, und so hielt Farin nur die obere Hälfte des Blattes in der Hand.
 

Belas Blick wanderte von seinem Stück zu Farins Augen zu dessen Hälfte, murmelte ein kurzes „Ups!“, und Farin begann ihn anzuschreien. Dann durchwühlte er den Schreibtisch nach einem Stück Klebeband, und gemeinsam fügten sie die beiden Hälften wieder zusammen.
 

Farin drehte Bela den Rücken zu und ging einige Schritte, tausende Gefühle stiegen in ihm hoch und er wusste sie nicht zu bewältigen. Natürlich war Bela hartnäckig und löcherte ihn mit seinen Fragen.
 

„Wieso ist das nicht für mich bestimmt? Warum darf ich´s nicht lesen?“
 

„Ich hab doch schon gesagt, dass es nur eine fixe Idee ist, weiter nichts.“
 

„Ist aber eine sehr schöne fixe Idee! Ich hätt´ s gern auf dem Album!“
 

„Ich aber nicht!“
 

Farin drehte sich ruckartig zu Bela um, als er das schrie. Was er natürlich sofort wieder bereute. Doch noch ehe er eine Entschuldigung vorbringen konnte, ergriff Bela das Wort.
 

„Jan, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Gestern warst du schon so komisch, heute ebenso, und jetzt dieses Theater um diesen Song… was ist es, das dich bedrückt? Willst du nicht mit reden? Ich will dir helfen, Jan!“
 

Farins Gesichtszüge entspannten sich, als er in Belas besorgtes Gesicht sah. Bela setzte sich auf das Sofa und bot Farin mit einer Handbewegung den Platz neben sich an. Dieser nahm behutsam neben Dirk Platz und sah ihm dabei unablässig in die Augen. Er musste aussehen wie ein Hund, der gerade etwas verbrochen hatte, dachte er im Scherz.
 

„Was ist los mit dir, Jan? So kann es doch nicht weitergehen! Wieso quälst du dich so?“ Belas Stimme war leise und sanft, sein Blick strahlte tiefe Sorge aus. Langsam ließ er seine Hand auf Farins Schenkel ruhen. Farin musste unkontrolliert zittern, während er darum kämpfte, seinen Blick von Belas Augen loszureißen. Wie sehr sehnte er sich nach seiner Nähe, seiner Umarmung, den sanften Worten aus seinem Munde… wäre da nicht diese unsagbare Angst vor der Zerstörung ihrer langjährigen Freundschaft. Farin wusste, dass es keinen Sinn hatte. Er wusste es.
 

Du sitzt hier vor mir, sprichst mit mir in einer Art, wie ich sie nicht beschreiben kann und löst Gefühle in mir aus, die ich nie vorher kannte. Du hast keine Ahnung, was du mir damit antust. Ich könnte dich dafür hassen… wenn ich dich nicht so sehr lieben würde.
 

Farin stand ruckartig auf und wandte sich von Bela ab, als er bemerkte, wie ihm eine furchtbare Hitze ins Gesicht stieg. Seine Augen begannen zu brennen, und das Zittern seiner Hände wurde stärker. Konnte er nicht gehen, konnte er nicht einfach gehen?!
 

Bela hörte Farin leise, ganz leise schluchzen. Er stand behutsam auf, stellte sich genau hinter Farin und fragte ihn:
 

„Du wendest dich von mir ab. Wieso?“
 

Farins Herz drohte in tausend Teile zu zerspringen. Er biss die Zähne fest aufeinander. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten, und nun hatte er die Beherrschung endgültig verloren. Er drehte sich zu Bela um. Und schrie.
 

„Wieso haust du nicht einfach ab und lässt mich für immer in Frieden? Wieso stehst du hier und stellst mir all diese Fragen? Macht dir das Spaß, ja? Wie ich hier stehe und leide und du nicht aufhören kannst, immer tiefer in meinem Wunden zu bohren? Geh bitte einfach, geh. Deine Anwesenheit kotzt mich an!“
 

Bela glaubte nicht die Worte, die Farin ihm voller Wut entgegen schleuderte. Mit einem Ausdruck unendlicher Verletzung sah er Farin an. Die Augen des Mannes, den er seit jeher bewunderte und achtete, sprühten vor Hass. Paradoxerweise rannen ihm Tränen über die Wangen. Bela kämpfte nun selbst gegen seine Tränen, drehte sich ruckartig um, schnappte sich seine Jacke und eilte aus dem Haus, die Tür laut ins Schloss schlagend.
 

Das war´s. Bela war weg. Endlich weg. Es war vorbei. Überstanden.
 

Schwer keuchend wartete Farin darauf, dass sich Erleichterung einstellte. Doch sie kam nicht. Stattdessen wurde alles viel schlimmer. Damit hatte er nicht gerechnet. Das war gegen die Spielregeln.
 

Er warf sich aufs Sofa, drückte sich ein Kissen an sein Gesicht und weinte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  cooking_butty
2009-06-23T17:24:34+00:00 23.06.2009 19:24
Mann Farin, was machst du denn für einen Scheiß! Schrei doch den Bela nicht an, der kann doch nichts dafür...obwohl, was muss der sich auch so aufdrängen...


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