Das unerwartete Geschenk
Unterdessen hielt sich der Uchiha weiterhin in den Schatten versteckt, er sah, wie Gaara auf die zwei Fremdlinge zu lief und sich mit seinem schwebenden Sand in die Lüfte erhob. Er hörte zwar nicht was sie besprachen, doch die Gestiken wirkten energisch und er glaubte Gaaras Wut regelrecht zu spüren, da sich der Sand in der ganzen Stadt zu bewegen schien. Temari, ein blondes Mädchen mit einem riesigen Fächer, und ein Puppenspieler namens Kankurô und einige weitere starke Ninja tauchen plötzlich auf, um Gaara zu Hilfe zu eilen. Soweit Itachi wusste, waren Temari und Kankurô die älteren Geschwister des Kazekage.
Die Dorfbewohner liefen an ihm vorbei, die Genin kümmerten sich um die Kinder und die Alten. Sie brachten sie in Verstecke, die sicher in der Felsformation am anderen Ende der Stadt verborgen lagen. Einige Ninja machten sich daran, die Feuer zu löschen.
Der Uchiha beobachtete, wie Gaara ein Mitglied der Akatsuki attackierte. Die Bewegung mit bloßem Auge zu verfolgen war unmöglich, doch für Madara müsste es ein Leichtes gewesen sein, wenn er sein Sharingan aktiviert hatte. Derweil griffen die anderen Kisame an.
Als Itachi Gaara und Madara aus den Augen verlor, schlich er sich vor, zum Eingang der Stadt und dann durch den Felsspalt. In den Weiten der Wüste erblickte er gerade noch, wie der Kazekage eine riesige Sandwelle beschwor. Doch für Madara war dies kein Hindernis.
Innerlich verfluchte der schwarzhaarige seinen derzeitigen Zustand. Am liebsten würde er sich neben Gaara stellen und kämpfen, doch was sollte er denn als Geist schon ausrichten? Die zwei Akatsuki zu Tode erschrecken? Abermals fluchte er leise.
Als er sah, dass Gaara verletzt wurde, blickte er entsetzt drein. Er musste etwas unternehmen! Er wollte gerade aus den Schatten treten, doch plötzlich stand das Mädchen, das den Kazekage bei seiner Rückkehr begrüßt hatte, vor ihm. Fassungslos starrte sie auf die Kämpfenden. Sie umklammerte ihren Jouhyou fest und wollte soeben zu ihnen eilen, um dem Kazekage beizustehen, doch Itachi hielt sie zurück. „Das wird dir gegen einen Akatsuki nicht helfen.“
Erschrocken und wütend starrte sie ihn an. „Wenn du es besser weißt, warum hilfst du nicht?“, fragte sie vorwurfsvoll. „Gaara-Sama braucht Hilfe!“
Betreten blickte Itachi zum Kampfschauplatz. Der rothaarige hatte sich gerade in einen Sandkokon zurück gezogen und Madara formte die Fingerzeichen für das Jutsu der großen Feuerkugel, das den Kokon mit voller Wucht traf. Die beiden Zuschauer schluckten hart, als sie das Problem erkannten. Der Sand schmolz und verwandelte sich in Glas. Der Kazekage saß in der Falle! „Könnte ich doch nur mein Chakra anwenden!“, murmelte Itachi und verfolgte mit finsterer und zugleich besorgter Miene den Kampf.
Das Mädchen erinnerte sich an den Tag, als der Kazekage mit einem toten Körper wiedergekommen war. Dies wusste zwar niemand, doch sie hatte sich anschließend heimlich ins Krematorium eingeschlichen. Sie hatte den Leichnam des Mannes, der vor ihr stand, gesehen. Sie konnte zwar nicht mit vollkommener Sicherheit sagen, dass er ein Geist war, doch es schien so und wenn sie an das Gespräch, das sie belauscht hatte, zurück dachte, dann musste er es sein. Insgeheim hatte sie Nachforschungen über den Uchiha angestellt, doch bis auf einige allgemeine Informationen, hatte sie nichts gefunden. Ihr gefiel der Gedanke nicht, dass der Typ bei Akatsuki und einer der meist gesuchten Nukenin war. Jedoch vertraute der Kazekage ihm, warum verstand sie zwar nicht, doch er musste seinen Grund haben.
„Würdest du es tun?“, fragte sie dann gedankenverloren. Doch als Itachi sie nur fragend ansah, seufzte sie und erklärte genauer. „Wenn du die Möglichkeit hättest, dein Chakra zu benutzen, würdest du das Dorf und Gaara-Sama dann retten?“
Ohne lange zu überlegen, nickte Itachi bestätigend. Er wusste zwar nicht wie, aber er würde bestimmt nicht zusehen, wie auch das Dorf hier vernichtet wurde, allein schon aus der Tatsache heraus, dass ihm der Kazekage vertraut und versucht hatte, ihm zu helfen.
Lange schwieg das Mädchen und haderte mit sich selbst. Doch als sie einen letzten Blick zu Gaara warf, stand ihr Entschluss fest.
„Komm mit.“, sagte Matsuri und lief gen Innenstadt los. Der Uchiha zögerte einen Moment, doch als das Mädchen sich im Laufen umgedreht hatte und ihn hektisch herbei gewunken und ihm zugerufen hatte, dass jede Sekunde zählte, folgte er ihr schließlich. Zuerst eilten sie zur Residenz des Kazekages, dort holte Matsuri einen alten Mann, den sie dann mit Itachi zum Krematorium zerrte. Der Mann hieß Ebizô und schien zäher zu sein, als man ihm zutraute. Der Alte hatte ihm einen misstrauischen Blick zugeworfen, als er ihn erblickt hatte.
Auf dem Weg hatte Matsuri Ebizô erklärt, wie der neueste Stand der Dinge war und die momentane Lage in Sunagakure. Sie erklärte ihm, dass die meisten Dorfbewohner zwar in Sicherheit waren, doch ohne Unterstützung wäre das Dorf verloren, da Gaara und seine Geschwister nicht gegen die Feinde alleine ankämen. „Und was kann ich tun?“, erkundigte sich der Alte, als Matsuri die Türe zu dem verschlossenen Zimmer öffnete, wo Itachis Leiche ruhte. „Kannst du diese Leiche als Puppe auferstehen lassen, damit er“, sie deutete auf Itachis Geist, „den Körper nutzen kann, um das Dorf zu retten?“, erklärte Matsuri möglichst kurz und knapp.
Ebizô starrte das Mädchen einen Augenblick lang verdattert an. Dann ging er zu dem Leichnam und begutachtete ihn. Staunend hob er die Augenbraue, als er das Siegel, das auf dem leblosen Körper ruhte, entdeckte. Nach Abwägen sämtlicher Möglichkeiten, schüttelte er den Kopf. „Es geht nicht.“, erwiderte er trocken. „Es würde nicht Klappen, zumindest nicht so, wie du es dir erhoffst.“ Sein Blick fuhr von dem Mädchen, das geknickt seufzte, zu dem Uchiha, der ausdruckslos seinen Blick erwiderte. Plötzlich glaubte der Alte, Chiyos lachende Stimme zu hören. Verwundert starrte er den schwarzhaarigen an und dann sah er etwas, dass er nicht erwartet hatte, noch in diesem Leben zu sehen. Klar und deutlich erkannte er Chiyos halbes Amulett um den Hals des jungen Mannes, dessen Mantel oben geöffnet war. „So ist das also.“, seufzte er lächelnd. „Verrate mir nur eine Sache: du kennst Chiyo, nicht wahr?“
Der Uchiha war verblüfft über diese Frage, doch er nickte als Antwort. Eine Explosion erschütterte den Boden, sodass alle drei entsetzt aus dem Fenster blickten. Itachi war an die Schreibe getreten. Am Eingang der Stadt waren tiefschwarze Rauchwolken zu sehen. Es sah nicht gut für Suna aus. Auch Matsuri und der Opa starrten wie gebannt aus dem Fenster. Schließlich wandte sich der Alte ab und warf einen weiteren Blick auf die Leiche.
„Nee-chan.“, sagte der Alte dann kopfschüttelnd und lachte leise. Er griff sich an den Hals und holte das Gegenstück zu Itachis Amulett heraus, jedoch war es im Gegensatz zu Itachis, das schwarz war, weiß. Mit einer schnellen Bewegung zog er die Kette aus und reichte den Anhänger mit der Kette dem Mädchen. „Gib dies Gaara.“, erklärte er ihr auf ihren verwirrten Blick. Abermals trat er zu dem toten Körper, breitete seine Hände darüber aus und konzentrierte sein Chakra.
„Opa-Ebizô, was hast du vor?“, fragte Matsuri bestürzt, als sie die Technik, die der Alte anwandte, wiedererkannte. „Ich wende das Kishô Tensei an.“, erwiderte Ebizô und lächelte leise.
„Das ist viel zu gefährlich! Du wirst sterben!“, rief sie aufgebracht. „Warum willst du das tun?!“, sie konnte nicht glauben, was der Opa vor hatte. Das war doch Irrsinn! Und dann so plötzlich? Auch Itachi starrte den Alten nun entsetzt an und versuchte auf ihn einzureden, doch der Älteste blieb beharrlich.
„Matsuri, du hast doch selbst gesagt, dass dieser Uchiha unser Dorf retten kann.“, erklärte er leise lächelnd, während sein Chakra über seine Hände in den Leichnam wanderte. „Und Nee-chan hat ihn hergeschickt. Sie wird wohl einen Grund dafür gehabt haben, den ich glaube zu verstehen.“
Leise Tränen liefen Matsuris Wangen entlang. Sie mochte den Opa, denn er war lustig gewesen und immer nett zu ihr.
„Tun sie das bitte nicht!“, flehte Itachi. „Erst recht nicht, wenn sie dabei ums Leben kommen werden.“ Darauf schüttelte Ebizô abermals den Kopf. „Es ist mein Wille.“ Als er das Mädchen schniefen hörte, versuchte er sie zu trösten. „Weine nicht Matsuri, ich habe mein Leben gelebt und ob mein Tod jetzt oder erst morgen kommt, macht keinen Unterschied.“ Er hielt kurz ein, doch bevor er fortfuhr verstärkte er nochmals seinen Chakrafluss, sodass es sichtbar wurde, wie es in Itachis Körper glitt. „Und außerdem, Nee-chan wartet auf mich.“, fügte er lächelnd hinzu.
Plötzlich bemerkte Itachi, dass er sich aufzulösen begann. Er blickte auf seine Hand, die fast zur Hälfte verschwunden war. Sein ganzer Körper löste sich langsam auf und er hatte das Gefühl, von einer Wärme angezogen zu werden. Er trat näher zu Ebizô heran. „Wie kann ich mich je erkenntlich dafür zeigen?“, fragte er verzweifelt.
Ebizô lächelte als er antwortete. „Beschütze das Dorf … und kümmere dich um den Kazekage.“ Einverstanden nickte der Uchiha, bevor er sich vollends auflöste.
Überrascht blickte Matsuri auf die Stelle, wo sie vor Sekunden noch den Geist gesehen hatte. Doch Ebizô zog ihre Aufmerksamkeit schnell wieder auf sich. Er schwankte und kippte nach hinten. Doch sie reagierte noch schnell genug, um seinen erschlafften Körper vor dem Aufprall aufzufangen. Besorgt sah sie den älteren an. Seine Augen waren geschlossen und ein verschmitztes Lächeln zierte seine vom Alter geprägten Züge. Als sie nach seinem Puls fühlte, spürte sie keinen. Auch sein Atem ging nicht. Tränen flossen ihr in Strömen das Gesicht entlang. „Opa-Ebizô...“, flüsterte sie heiser und schluchzte schwach.
Etwas raschelte und plötzlich fühlte sie einen Schatten hinter sich. Als sie einen Blick nach hinten warf, sah sie nur einen schwarzen Mantel mit roten Wolken.