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Zwischen den Fronten II - Auf der falschen Seite?

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Der Orden des Phönix

Kapitel 10: Der Orden des Phönix
 

Noch an diesem Tag ging Ginny nach dem Verwandlungsunterricht zu Professor McGonagall, um ihr ihre Entscheidung bezüglich des Ordens mitzuteilen. Als sie verkündete, dass sie eintreten wolle, so bald wie möglich, trat ein breites Lächeln auf Professor McGonagalls Züge, doch gleichzeitig konnte Ginny in ihren Augen eine leichte Wehmut, ein schwaches Bedauern erkennen.

Ginny erinnerte sich daran, wie Severus ihr erzählt hatte, in welcher Bedrängnis der Orden war. Ihre Professorin nahm wohl an, dass sie den Kampf gegen die Todesser früher oder später mit dem Leben bezahlen würde.
 

Sie ignorierte den sorgenvollen Blick und erwiderte das Lächeln - auch wenn sie sich dabei ganz elend fühlte. Sie atmete tief durch. Sie wusste, gleich würde sie sich noch elender fühlen, doch sie musste es einfach tun.
 

"Professor? Es... es gibt da noch eine Sache..." Gespielt beklommen sah sie zu Professor McGonagall auf und hoffte, dass diese ihr ihre Rolle als traumatisiertes Opfer Voldemorts abnehmen würde.
 

"Was ist denn los, Miss Weasley?" Besorgt blickte ihre Lehrerin sie an.

Ginny blickte zu Boden und schluckte.

"Also... Der - der Zauberstab von - von... du-weißt-schon-wem... den hat der Orden doch noch?"

"Aber natürlich. Alastor bewahrt ihn sicher auf. Wieso?"
 

Ginny biss sich auf die Lippe und schenkte Professor McGonagall einen verzweifelten Blick.

"Naja, wissen Sie... ich würde ihn gerne noch einmal sehen, damit ich... so richtig nochmal realisiere, dass - dass er ihn nicht mehr hat. Ich - ich träume immer noch davon..." Sie brach ab.
 

Professor McGonagall ging in die Hocke, um mit Ginny auf einer Höhe zu sein, und griff nach ihrer Hand.

"Ach je, natürlich. Wenn das hilft, Ihre Albträume zu beenden, dann werde ich Alastor natürlich bitten, ihn Ihnen vor Ihrer Aufnahme zu zeigen. In Ordnung?"
 

Ginny nickte dankbar und lächelte sie unsicher an. Innerlich jubilierte sie. Das funktionierte ja besser, als sie gedacht hatte!
 

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Am folgenden Wochenende apparierte Ginny an der Seite ihres Vaters zusammen mit Professor McGonagall, Ron und Hermine zum Grimmauldplatz. Sie achtete, seit sie das Schloss verlassen hatte, darauf, nicht allzu aufgeregt zu sein, um Voldemort nicht zu sich zu locken. Der brauchte nicht zu wissen, wo das Hauptquartier des Phönixordens lag.
 

Professor McGonagall lotste sie alle sofort in den Salon, um Mrs Black nicht aufzuwecken. Ginny schlich an Zehenspitzen an dem verhassten Portrait vorbei - diese Frau war schlimmer als Sir Cadigan, und das musste man erstmal schaffen!
 

Im Salon angekommen wurde sie sofort in eine knochenbrechende Umarmung gezogen.

"Mum!", rief sie, teil froh, teils verärgert. "Ich freu mich auch, dich zu sehen, aber ich würde meine Rippen ganz gerne behalten!"

Molly stutzte und ließ ihre Tochter los.

"Tut mit Leid, Liebes."

Sie lächelte entschuldigend.

Ginny lächelte zurück. Sie fühlte sich nicht wirklich wohl dabei, doch das schlechte Gewissen war bei weitem nicht mehr so groß wie in den Weihnachtsferien.
 

Kaum hatte Molly von ihr abgelassen, wurde sie schon von den anderen anwesenden Ordensmitgliedern begrüßt - Mad-Eye Moody, Kingsley Shacklebolt, Remus, Sirius, der heute einen schlechte Tag zu haben schien, und ihren Zwillingsbrüdern, die ihr ohne Vorwarnung die Haare blau zauberten. Moody knurrte nur genervt auf, scheuchte die zwei aus dem Zimmer und tippte einmal mit dem Zauberstab auf Ginnys Kopf, woraufhin ihre Haare wieder normal wurden.
 

Dann zog er sie in eine dunkle Ecke. Er holte unter vielen misstrauischen Blicken durch den Salon einen schwarzen Zauberstab aus seinem Umhang und hielt ihn Ginny vor die Nase.

"Nimm und überzeug dich selbst", brummte er. "Damit kann Voldemort dir nicht mehr schaden."
 

Ginny nahm den Zauberstab vorsichtig in die Hand. Innerlich hüpfte sie vor Freude, nach außen hin machte sie einen vorsichtigen, verschüchterten Eindruck, als sie den Zauberstab langsam in die Hand nahm.

Im nächsten Moment krachte es draußen in der Eingangshalle - dann begann Mrs Black zu schreien.
 

Ginny musste sich nun echt am Riemen reißen, um nicht breit zu grinsen. Das lief ja besser, als sie erwartet hatte! Moody fluchte, ließ sie stehen und stürzte nach draußen, um das Portrait zum Schweigen zu bringen.
 

Ginny drehte sich zur Wand und zog einen von Freds und Georges Juxzauberstäben aus dem Umhang. Rasch legte sie eine Illusion darüber, so dass er äußerlich dem Voldemorts aufs Haar glich, dann ließ sie den echten Zauberstab in ihrem Umhang verschwinden.
 

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Ein paar Minuten später kam Moody Todesblicke um sich schießend und fluchend zurück in den Salon gestapft, die breit grinsenden Zwillinge im Schlepptau. Er nahm Ginny ohne ein weiteres Wort den schwarzen Zauberstab ab und stopfte ihn in seine Umhangtasche.

Im selben Moment rief Professor McGonagall über die Gespräche hinweg: "Wollen wir beginnen?"
 

Die Ordensmitglieder verstummten und stellten sich in einem Kreis auf. Professor McGonagall reihte sich ebenfalls ein, ließ den Blick durch die Runde wandern und setzte dann zu Sprechen an.

"Wir haben uns hier versammelt, um ein neues Mitglied in unseren Reihen willkommen zu heißen. Ginevra Weasley, tritt in unsere Mitte."
 

Ginny schluckte nervös und gehorchte. Sie spürte die Blicke der anderen auf ihr liegen, Moodys magisches Auge schien sie regelrecht zu röntgen. Ihr wurde heiß. Sie wusste, dass es lächerlich war, doch sie fürchtete jeden Moment, einer würde sie durchschauen und schreien: "Verräterin! Sie will sich nur bei uns einschleichen, um uns an Du-weißt-schon-wen zu verraten!"
 

Als nach mehreren Sekunden Stille noch nichts derartiges geschehen war, entspannte sie sich langsam.

Professor McGonagall blickte sie nun ernst an.

"Du bist dir bewusst, was es heißt, Mitglied im Orden des Phönix zu sein?"

Ginny nickte.

"Du weißt, dass wir gegen Voldemort kämpfen und dabei auch sterben können. Bist auch du bereit, dein Leben zu riskieren?"

Ginny musste ein Lächeln unterdrücken, als sie ihrer Professorin direkt in die Augen sah und fest erwiderte: "Ja, das bin ich."

Wenn sie alle wüssten...
 

Professor McGonagall nickte knapp und wandte sich dann zu Ginnys Eltern um.

"Ginevra ist noch nicht volljährig, also trefft ihr die endgültige Entscheidung. Sie hat den Willen und das Potential, uns beizutreten. Stimmt ihr beide dem zu?"
 

Arthur nickte ernst, und Molly meinte traurig: "Das tun wir."

Dann schlich sich ein hilfloses Lächeln auf ihr Gesicht. "Wir könnten sie sowieso nicht aufhalten, also warum sollte sie noch warten?"

Professor McGonagall lächelte Molly an. "Keine Angst, Ginny wird nichts geschehen." Molly schniefte nur.
 

Jetzt wandte die Professorin sich wieder Ginny zu.

"Du wirst ein Ritual durchlaufen, Ginevra. Bislang haben Albus und Fawkes dieses Ritual geleitet. Ich werde Albus' Teil übernehmen, und für Fawkes werden wir eine Illusion einsetzen. Sie kann alles, was Fawkes auch kann, aber..."

Sie seufzte und brach ab. Dann straffte sie sich.
 

"Egal, das macht hier keinen Unterschied. Die Illusion wird tun, was zu tun ist. Ginevra, es kann sein, dass du Angst bekommst. Doch merk dir eins: Egal, was geschieht, hier wird dir nichts zustoßen. In Ordnung?"

Ginny nickte unbehaglich. Was kam da nur auf sie zu?
 

Professor McGonagall fuhr fort: "Du wirst dem Feuer des Phönix deine Seele preisgeben müssen, oder zumindest einen Teil davon. Doch du wirst nicht alleine sein. Wähle dir eine Vertrauensperson unter uns aus. Diese Person wird dich durch das Ritual begleiten und dir beistehen, was du auch sehen wirst."
 

Ginnys Augen weiteten sich unmerklich.

Vertrauensperson? Seele preisgeben?
 

Mit einem Mal schlug ihr Herz schneller. Wenn sie das tat, würde alles auffliegen. Sie konnte es nicht. Sie würden ihr niemals verzeihen... wahrscheinlich säße sie noch vor dem Ende des Rituals in Askaban!
 

Sie schluckte und zwang sich zur Ruhe, während sie so tat, als überlege sie angestrengt, wen sie wählen sollte. Was sollte sie machen? Wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, würden sie Fragen stellen. Fragen, auf die Ginny keine Antwort hatte. Wahrscheinlich würden sie ebenfalls dahinter kommen... Hatte sie überhaupt einen Ausweg?

Sie biss sich auf die Lippe, um ihre Panik zu unterdrücken.
 

"Los, mach schon", wehte Freds Stimme - oder war es George? - zu ihr herüber. "Das kann doch nicht so schwer sein!"

Ginny spürte, wie ihr die Tränen kamen, doch sie blinzelte sie entschlossen weg. Sie durfte jetzt nicht weinen!
 

Plötzlich spürte sie, wie etwas sanft, fast unfühlbar, in ihren Geist eindrang. Sie wollte den Eindringling schon mit voller Wucht nach draußen katapultieren, da erklang mit einem Mal Severus' Stimme in ihrem Kopf.

"Ginny, ich werde dein Partner sein. Ich habe die Gestalt von Black angenommen. Hab keine Angst, wir werden dein Geheimnis bewahren."
 

Ginny drehte sich langsam im Kreis, bis sie in Sirius' ernstes Gesicht blickte. Ihre Hände, die sie unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte, lockerten sich. Jetzt, da sie es wusste, konnte sie durchaus ein paar von Severus' typischen Gesichtszügen auf Sirius' Gesicht erkennen. Die zusammengezogenen Augenbrauen und die Nasenflügel, die sich weiteten, wann immer er versuchte, sich zu beruhigen... Ja, eindeutig Severus.

Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Mehr als ein Stein - es fühlte sich wie ein ganzes Gebirge an.
 

Sie holte tief Luft und sagte: "Ich möchte, dass Sirius Black meine Vertrauensperson ist. Sirius, möchtest du...?"

Der Kopf von Sirius ruckte nickend nach vorne. Eindeutig eine Severus-typische Geste.

"Natürlich. Es ist mir eine Ehre."
 

Severus' Versuch, Sirius' breites Grinsen nachzumachen, scheiterte kläglich, doch es schien keiner zu bemerken, denn Molly Weasley war in Tränen ausgebrochen.

"Ginny... Wie - wie kannst du uns - deinen eigenen Eltern, nur so... so wenig vertrauen?"

Sie warf sich Arthur in die Arme, die sie etwas unbeholfen tätschelte.
 

Ginny hatte mit einem Mal einen Kloß im Hals. Es tat weh. Es tat so furchtbar weh... Wieder spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Gerade, als sie beinahe die Beherrschung verlor, bellte Severus in ihre Gedanken: "Reiß dich zusammen, Ginny! Wir brauchen dich!"
 

Ginny zuckte unmerklich zusammen. Energisch blinzelte sie die Tränen weg und stellte sich kerzengerade hin. Ihr Gesichtsausdruck war ernst und undurchschaubar, als sie weich sagte: "Mum, ich liebe euch genauso, wie ihr mich liebt. Doch ich bin fast erwachsen und treffe meine eigenen Entscheidungen. Du musst lernen, loszulassen, Mum."

Molly weinte nur noch mehr.
 

"Es liegt nicht am fehlenden Vertrauen euch gegenüber, Mum. Ich will nur nicht, dass du siehst, wie..." Sie brach, scheinbar betroffen, ab und schüttelte den Kopf. "Du musst diese Bürde nicht auch noch tragen, Mum. Du trägst schon genug."

Sie lächelte schmal.
 

Molly beruhigte sich nur langsam. Im Salon herrschte Totenstille, bis auf ihre Schluchzer. Als auch diese verstummt waren, räusperte sich Professor McGonagall.

"Gut, du hast deine Wahl getroffen, Ginevra. Hoffen wir, dass es die richtige Entscheidung war."
 

Sie drehte sich zu Severus.

"Sirius, stell dich neben Ginevra. Nehmt euch an den Händen. Du kennst das Ritual?"

Severus nickte knapp und schritt in die Mitte des Kreises, wo er Ginny seine Hände hinhielt. Sie ergriff sie ohne Zögern.
 

McGonagall nickte ebenso knapp und fuhr fort: "Ginvera, du wirst hier deinen Ängsten gegenüber treten und sie besiegen müssen, um dem Phönix deinen Mut und deine Entschlossenheit zu zeigen. Er wird entscheiden, ob du stark genug bist, dich dem Kampf mit Voldemort zu stellen. Wenn du es nicht alleine schaffst, mit deinen Ängsten fertig zu werden, wird Sirius dir helfen. Der Phönix schätzt Zusammenhalt im Zeichen der Gefahr genauso wie den Mut eines einzelnen. Es ist sinnlos, Magie oder Gewalt einzusetzen, da alles nur Illusionen sind. Seid ihr bereit?"

Die beiden blickten sich in die Augen und nickten gleichzeitig.
 

Aus den Augenwinkeln nahm Ginny wahr, wie sich die anderen Ordensmitglieder im Kreis alle an den Händen fassten. Dann begann Professor McGonagall eine Beschwörung. Es war ein wunderschönes Lied, in einer für Ginny unverständlichen Sprache gesungen. Die anderen schienen nach einer Weile von innen heraus zu leuchten... und dann fiel eine wundervolle Stimme in McGonagalls Gesang ein.
 

Ginny hätte schwören können, dass der Phönix, der über ihren Köpfen aus dem Nichts erschienen war, echt war. Der rotgoldene Vogel schrie laut auf und flog einmal den ganzen Kreis ab.

Er zog eine Spur Flammen hinter sich her, die schließlich hoch oben in der Luft einen Ring bildeten. Als der Ring komplett war, flog der Phönix wieder im Kreis und erschuf so einen zweiten flammenden Ring direkt innerhalb des ersten. Er flog immer weiter, in einer Spirale, bis er über den Köpfen von Ginny und Severus angekommen war und es so aussah, als schwebe ein brennendes Rad über ihnen.
 

Die anderen Ordensmitglieder fielen geschlossen in McGonagalls Gesang ein und sangen die Beschwörung nun alle - auch Severus. Ginny schwieg und starrte abwartend nach oben.

Plötzlich schrie sie auf.

Es sah so aus, als würde das Feuer auf sie herab fallen! Sie kniff die Augen zu.
 

Severus' Gesang erstarb. Mit einem Mal herrschte Totenstille.

"Du kannst die Augen wieder aufmachen", meinte Sirius' Stimme.

Ginny öffnete die Augen langsam, sich an Sirius' Hände klammernd.
 

Sie standen unter einer Kuppel, die komplett aus Feuer bestand. Und sie waren alleine. Ginny atmete einmal tief durch.

"Hier können uns die anderen nicht hören", meinte Severus. "Das ist deine ganz private Hölle."

Er grinste diabolisch. Auf Sirius' Gesicht ergab das eine so komische Grimasse, dass Ginny lachen musste.

"Danke, Severus. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde."
 

Sie lächelte ihn warm an, doch ihr Lächeln erstarb mit einem Schlag, als hinter ihm eine Person aus dem Nichts aufgetaucht war. Molly, tränenüberströmt, mit Arthur in ihren Armen. Er war in sein eigenes Blut getaucht, totenblass und die Brille saß schief auf der Nase. Seine Augen waren geschlossen, der Mund stand leicht offen.
 

Ginny erstarrte und drückte Severus' Hände fest. Molly blickte Ginny vorwurfsvoll an.

Einen Moment herrschte noch Stille, dann schrie sie: "Ginny, wie konntest du nur?! Warum hast du das getan?!"

Ginny holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Sie war bei Mollys Schrei furchtbar zusammengezuckt.

"Warum habe ich was getan?", fragte sie leise zurück.
 

Molly schnaubte. "Na, was wohl? Uns verraten!! Ihn verraten!!"

Sie schwenkte Arthur in ihren Armen.

"Nur wegen dir musste er sterben!!"
 

Ginny schloss die Augen und holte erneut zittrig Luft. Als sie sie wieder öffnete, schimmerten Tränen in ihnen, doch ihre Stimme war wieder fest. Sie hatte etwas gefunden, was ihr Halt gab.

"Mum, erinnerst du dich, dass du mir einmal gesagt hast, dass ich meinem Herzen folgen soll? Genau das habe ich getan. Ich wollte nicht, dass jemand sterben muss. Aber jetzt ist es passiert und er wird nicht wieder lebendig, wenn du mir Vorwürfe machst. Ich habe nur das getan, was du dir für mich gewünscht hast. Red' es jetzt bitte nicht schlecht."
 

In Mollys Augen blitzten frische Tränen auf, sie blickte auf ihren toten Mann hinunter - und war verschwunden.
 

Ginny atmete tief durch. Severus lächelte aufmunternd.

"Du bist tapfer."
 

Einen Moment herrschte erneut Stille unter der lodernden Kuppel, dann erschienen erneut Personen um sie herum. Diesmal waren es sämtliche Weasleykinder, Hermine, Neville und Luna. Alle begannen gleichzeitig auf Ginny einzureden.
 

"Verräter!", schrien Fred und George im Chor.
 

Bill und Charlie betrachteten sie betrübt.

"Wieso hast du das getan?"

"Und warum schleichst du dich jetzt bei uns ein? Denkst du, wir wissen nicht Bescheid?"
 

"Wir wollen dich nicht mehr haben", krähte ein zorniger Ron. "Ich wäre lieber gestorben, als von einem Todesserflittchen wie dir gerettet zu werden!"
 

Hermine liefen die Tränen über das Gesicht.

"Du hast Harry getötet!", fauchte sie. "Wegen dir wird Voldemort die Weltherrschaft an sich reißen! Unsere letzte Hoffnung ist tot, bloß weil er dich verlassen hat, um dich zu schützen!!"
 

Luna nickte andächtig.

"Ich denke, du hättest damals deinen Tod wählen sollen. Dann wärst du wenigstens ehrenhaft gestorben."
 

Neville funkelte sie nicht minder zornig an als Ron.

"Und du wolltest mit mir das Schwert von Gryffindor klauen! Du hättest es sicher bei der ersten Gelegenheit zu Voldemort gebracht! Wahrscheinlich hast du Snape sogar alarmiert, damit er dich zu Voldemort schickt, zu deinesgleichen! Verschwinde und komm nie wieder!"
 

Ginny war kreidebleich geworden, in ihren Augen schimmerten Tränen und ihre Hände zerquetschten die von Severus fast. Sie blickte starr auf ihre Freunde, die sich einer nach dem anderen von ihr abwandten, und rührte sich nicht.

Severus beobachtete sie einige Atemzüge lang, dann fragte er sanft: "Brauchst du Hilfe?" Sie nickte mechanisch.
 

Er setzte seinen schlimmsten Todesblick auf, den jeder von ihnen auch durch die Hülle von Sirius Black erkennen würde, und meinte streng: "Lasst sie in Ruhe! Sie ist ihren Weg gegangen wie ihr den euren, und sie hat dabei alles getan, damit euch nichts passiert."
 

Die Illusionen wandten sich misstrauisch blickend, aber stumm, zu Severus um.

"Seht es doch mal so: Wäre sie gestorben, würde der Dunkle Lord jeden von euch ohne zu zögern beseitigen. So aber tut er euch nichts und gibt euch damit die Gelegenheit, auf seinen Untergang hinzuarbeiten."
 

Einen langen Moment herrschte Stille, dann fauchte Hermine: "Aber sie hat Harry in den Tod geschickt!"

Ginny atmete tief durch. Als Severus wieder den Mund aufmachte, meinte sie leise: "Danke, lass mich wieder."

Dann blickte sie Hermine fest in die Augen.

"Erstens hat er mir allen Grund dazu gegeben, und zweitens konnte ich durch seinen Verrat erreichen, dass ihr alle in Sicherheit seid. Manchmal müssen eben im Krieg Opfer gebracht werden."
 

Während die Illusionen alle verblassten, schlich sich ein schrecklicher Gedanke in Ginnys Herz, den sie die letzten Tage über erfolgreich verdrängt hatte: Voldemort hatte Ron umbringen wollen. Er hatte ihn gefoltert. Er hatte sein Versprechen gebrochen. Waren ihre Freunde denn überhaupt noch in Sicherheit?
 

Doch sie hatte nicht lange Zeit zum Grübeln. Mit einem Schlag wurde sie zurück in die Realität gerissen, als zwei Personen erschienen. Lord Voldemort und Bellatrix Lestrange. Hand in Hand.
 

Ginny kniff die Augen zusammen und murmelte: "Oh nein, alles, nur nicht das."

Severus drückte ihre Hände fester und fragte leise: "Soll ich...?"

Ginny schüttelte, immer noch mit geschlossenen Augen, den Kopf, sammelte sich, holte tief Luft und blickte ihn entschlossen an.

"Nein. Das muss ich selbst tun."
 

Dann blickte sie zu Voldemort hinüber, der sogleich zu sprechen begann.

"Ginny, weißt du was? Ich liebe Bella."

Er schenkte ihr einen glühenden Blick. Ginny fühlte sich, als hätte er ihr ein Messer in die Rippen gerammt, so sehr schmerzte es. Sie biss sich auf die Lippe, um den Schmerz zu betäuben. Sie konnte jetzt keinen Eifersuchtsanfall gebrauchen.
 

"Was dich angeht...", fuhr Voldemort fort, "...du bist es nicht einmal wert, dass ich dich persönlich umbringe. Bella soll sich dich später vornehmen, wenn sie Lust dazu hat. Mir ist es egal - meinetwegen stirb oder stirb nicht, Hauptsache, ich habe meine Bella."

Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, was Ginny die Tränen in die Augen trieb. Wie konnte er nur?
 

Doch sie zwang sich, nicht loszuweinen, und löste ihre linke Hand aus Severus' Griff. Sie schüttelte den Ärmel zurück und hielt Voldemort ihren Armreif unter die Nase.

"Ich bin dir nicht egal, Tom. Das hier hast du mir vor einer Woche geschickt. Dabei lag ein Zettel, auf dem stand: 'Wie kannst du mir das antun?' Wenn ich dir egal wäre, dann würde ich das jetzt nicht tragen."
 

Einen Moment lang schwieg Voldemort, dann zischte er: "Aber ich liebe nur Bella, mehr als alles andere auf der Welt! Schau! Schau und verzweifle!"

Er zog Bellatrix lachend an sich und küsste sie auf den Mund. Ginny sog scharf die Luft zwischen die Zähne. Eine scheußliche Kälte breitete sich in ihr aus und erstickte alles...
 

Doch schon bald loderte etwas in ihrem Herzen auf, was sämtliche Kälte verdrängte. Wut. Sie wollte sich rächen für seinen Verrat. Wollte ihm wehtun, wie er ihr weh tat.
 

Alles andere ausblendend schenkte sie Severus einen wilden Blick.

"Ich brauche dich. Spiel einfach mit."

Als keine weitere Erklärung folgte, spürte sie, wie sich Severus' mentaler Fühler in ihren Geist schob. Sie zeigte ihm alles, was gerade in ihr vorging.
 

Er hatte kaum Zeit, überrascht aufzukeuchen, da hatte sie sich schon auf die Zehenspitzen gestellt und ihre Lippen auf seine gepresst.
 

Keinen Atemzug später ertönte ein hoher, kalter Schrei.

"NEEEEEIN!!"
 

Ginny löste sich mit einem triumphierenden Lächeln von Severus und blickte sich nach Voldemort um. Kalte Befriedigung erfüllte sie.

Bellatrix war verschwunden.
 

Voldemort blickte sie mit lodernden Augen an.

"Ich warne dich, Blutsverrätergöre! Du weißt nicht, worauf du dich einlässt!"

Damit verblasste und verschwand auch er.
 

Wieder herrschte für einen Moment Totenstille unter der Kuppel. Ginny atmete tief durch und ergriff erneut Severus' zweite Hand. Doch plötzlich änderte sich etwas. Die Kuppel schrumpfte.
 

Ginny keuchte erschrocken auf, als das Feuer von allen Seiten, auch von oben, immer näher kam. Severus schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Hab keine Angst, dieses Feuer wird dir nicht wehtun."

Ginny erinnerte sich, dass McGonagall gesagt hatte, sie würde Angst bekommen, aber nichts würde ihr etwas antun. Sie entspannte sich.

"Hauptsache, du bleibst bei mir", meinte sie leise.
 

Zu ihrem Entsetzen schüttelte Severus bedächtig den Kopf.

"Nein, ich gehe gleich. Die Feuerprobe musst du alleine bestehen."

Ginny packte Severus Hände fester und blickte ihn unsicher an.

"Was passiert, wenn ich sie nicht bestehe?"

Er lächelte nur.

"Das wird nicht geschehen. Selbst ich habe sie damals bestanden, und ich war um einiges mehr Todesser als du."
 

Ginny schluckte, beschloss dann jedoch, ihm zu vertrauen, und schloss die Augen. Sie wollte das Feuer nicht sehen. Irgendwann lösten sich Severus' Hände von ihren. Nur einen Moment später spürte sie eine kribbelnde, belebende Wärme, die ihren ganzen Körper einhüllte. Sie wagte nicht, die Augen zu öffnen.
 

Der Gesang des Phönix drang plötzlich wieder an ihre Ohren. Er war so unbeschreiblich schön und drang in jede Faser ihres Körpers, dass sie sich einfach fallen ließ.

Und dann erklang eine Stimme in ihrem Kopf. Ginny war sich sicher, dass es eine Vogelstimme war, und dennoch verstand sie die Worte.
 

'Nun, Ginevra... du hast viel gesehen und durchgemacht. Deine Gründe, dem Orden beizutreten, sind... ungewöhnlich. Mit deiner bedingungslosen Loyalität kann ich nicht rechnen, doch dein gutes Herz wird dich daran hindern, uns komplett zu verraten.

Und du allein besitzt die Macht, Lord Voldemort ohne einen Kampf zu besiegen. Es bringt durchaus einige Vorteile, dich bei uns zu haben. Kann ich, zumindest teilweise, mit einer ehrlichen Zusammenarbeit rechnen?'
 

Ginny musste schlucken. Nach einem Moment der Stille dachte sie: 'Ja, teilweise. Ich will weder die eine noch die andere Seite untergehen sehen und werde alles tun, um diesen Konflikt friedlich zu lösen.'
 

Diesen Gedanken hatte sie noch nie ausgesprochen, noch nicht einmal zu denken gewagt, doch noch während sie es dem Phönix anvertraute, wusste sie, dass es das Richtige war.
 

'Nun denn, Ginvera. Halte dich an dein Wort. Willkommen im Orden des Phönix!'
 

Der Gesang verstummte mit einem Mal und das Kribbeln verschwand. Ginny öffnete vorsichtig die Augen und fand sich im Kreis der Ordensmitglieder wieder.

Severus in Sirius' Gestalt lächelte sie breit an.

"Herzlichen Glückwunsch, Ginny. Du hast die Feuerprobe bestanden. Jetzt bist du eine von uns."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-08-10T08:02:10+00:00 10.08.2009 10:02
Ich frag mich eher was paasiert wenn Moody rausfindet, dass er den falschen Stab hat. Wird er Gini beschuldigen oder nicht? Der Phoenix hat gemeind sie könne den Orden unterstützen. Das könnte aber schwer werden, wenn Moody sie als Verräterin ansieht.
Interessant wäre auch, wenn Voldemort rausfindet, dass Gini Severus geküsst hat. Seine Reaktion darauf, würde seinem Ruf sicher alle Ehre machen.
Bin schon gespannt was passiert.
Von:  Lilly-san
2009-08-10T06:56:22+00:00 10.08.2009 08:56
Ein Aufnahme Ritual
Passt ja irgendwie^^
Ne schöne Idee mit dem „die Seele darlegen“

Ich frag mich, wie Snape Sirius überrumpelt hat…
Und wo er ihn untergebracht hat…
Bin gespannt, wie Sirius darauf reagiert, wenn man ihn darauf anspricht von Ginny als Vertrauensperson ernannt worden zu sein, wo er doch nicht dabei war. Keine Erinnerung daran hat.
Oder ändert Snape seine Gedanken & Erinnerungen?...
(Sorry, ist wohl etwas kompliziert geschrieben. Hoffe du verstehst, wie ich es meine^^)

Das Ginny den Zauberstab austauscht habe ich mir schon fast gedacht^^

Freu mich schon aufs nächste Kapitel

Lg
Von:  SnoopFroggyFrog
2009-08-09T12:56:17+00:00 09.08.2009 14:56
Aha, so geht das also...komische Aufnahme XDDD
Wundert mich, dass niemand Severus erkennt...und wieso eigentlich als Sirius? o.O Um sich selbst eine runter zu hauen? XDDDDDD
Super Kapitel(auch wenn der richtige Herzschmerz mit Voldi gefehlt hat), ich freu mich schon aufs Nächste, was hoffentlich auch schnell kommt^-^
lg♥


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