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I'd come for you

Bones - Die Knochenjägerin
von

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Spiegel

Kapitel 7 – Spiegel
 

„Was machst du da, Kacy?“ Jack hatte das eifrige Tippen auf einer Tastatur vernommen und von seinem Magazin aufgesehen, reckte nun seinen Hals etwas zur Seite, um an der großen Topfpflanze vorbei zu der Rothaarigen sehen zu können, die auf dem Sofa eins weiter saß. Sie hat ihren Laptop auf dem Schoß, ihre grünen Augen waren starr auf den Bildschirm gerichtet, während sie in, für ein Zwei-Finger-System, beeindruckender Geschwindigkeit auf die Tastatur einhämmerte. „Ich benutze die humanen Fähigkeiten der Augen-Hand-Koordination um einen Text durch Auslösen von elektrischen Impulsen, bestehend aus 0 und 1, zu erzeugen.“, kam die Antwort nach ein paar Sekunden ohne dass sie dabei aufhörte zu tippen oder ihren Blick abwandte. Der Entomologe verdrehte die Augen. Wie ein Computer funktionierte wusste er selber, das brauchte sie ihm nicht beizubringen. „Das sehe ich.“, gab er zurück und fuhr sich mit der freien Hand durch seine Locken. „Warum fragst du dann?“ Jack schnaubte leicht und schloss für einen Moment die Augen. Kacy hatte eine ähnlich ausgeprägte Begabung wie Zack, ihn leicht sauer zu machen. „Du bist eine Frau, eigentlich besitzt das weibliche Geschlecht doch ein natürlich verankertes Verständnis für indirekte Fragen.“ Leicht schüttelte er den Kopf, während er nach seiner Kaffeetasse griff und einen Schluck zur Beruhigung nach. Unterdessen hatte sie für ein paar Sekunden zu schreiben aufgehört, ihr Blick schien nachdenklich in die Ferne zu schweifen, ehe sie den Laborkönig ansah: „Das ist korrekt. Ich bin weiblich. Allerdings bezweifle ich, dass meine sozialen Fähigkeiten mit denen der neurotypischen Frau übereinstimmen.“ Jack seufzte, sie hatte seinen Aufschlag erfolgreich gekontert, denn sie hatte Recht. Die Rothaarige gehörte eindeutig nicht zu den Kompetentesten was soziales Verhalten anging. „Gut, dann frage ich jetzt verständlicher: Woran schreibst du gerade? Es kann kein Bericht über unsere Badewannennixe sein, schließlich haben wir Mittagspause und sitzen im Pausenbereich, außerdem ist es dein eigener Laptop.“ Abgesehen davon hätte er ihr endgültig den Hals umgedreht, wenn sie nun schon wie Dr. Brennan anfing und die Pausen durcharbeitete. Selbst Zack war regelmäßig gegen Mittag zum Makkaroni Essen verschwunden. Inzwischen hatte wieder angefangen zu schreiben. „Ich schreibe an meiner Doktorarbeit.“ Jack holte tief Luft. Anscheinend musste man ihr gerade jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Er äußerte diesen Gedanken jedoch nicht, den Metaphern nahm sie ebenfalls wörtlich und er wollte jetzt nicht noch den großen Sprachkundler mimen. Eine Doktorarbeit. Einen Titel hatte sie schon, in forensischer Anthropologie, genau wie Dr. Brennan und Zack. Letzterer hatte noch einen Titel in Applied Engineering aber bisher hatte die Freundin des zweiten Laborkönigs noch nicht durchscheinen lassen, dass sie ebenfallstechnisch begabt war. Gut, da waren die Vorlesungen über Roboter, die sie regelmäßig in den E-Mails erwähnt hatte (Jack konnte schließlich eins und eins zusammenzählen und war sich ziemlich sicher, dass Kacy zur besagten E-Mail-Adresse aus Kanada gehörte), aber er vermutete, dass es sich dabei erstens um Gründe handelte um Zack zu treffen und zweitens um ein zeitlich begrenztes Interesse. Er kannte das, sobald man genügend Informationen über ein Thema gespeichert hatte, suchte man sich das nächste. Er grübelte weiter, in seinen Fachgebieten schien sich ihre Arbeit auch nicht zu bewegen, um alles was surrte und summte machte sie gewaltige Bögen, selbst um seine harmlosen Eintagsfliegen, und sein „Dreck“ schien sie auch nicht zu interessieren, es sei denn, Jack hatte Informationen gefunden, die ihr oder Brennan weiterhalfen. „Verrätst du mir das Fachgebiet oder muss ich Zack fragen?“, sagte er schließlich, nachdem seine innerlichen Ermittlungen in einer Sackgasse endeten. Ihr leichtes zusammenzucken ließ ihn schmunzeln. Seitdem er ihr vor drei Tagen und nach ihrer Flucht vor der Hummel das Foto wiedergegeben hatte, hatte sich das Verhältnis zwischen den beiden sehr verbessert. Sie war nicht mehr nur die Neue, die seinen besten Freund verdrängen wollte, sie war eher das Gegenteil. Aber das war jetzt gerade nicht Thematik seiner Gedanken. „Nekropsie. Mein Nebenfach an der Universität. Aber eigentlich mein persönliches Hauptfach. Aber mit Anthropologie als Hauptfach hatte ich bessere Chancen, einen guten Job zu finden.“ Eigentlich hätte er darauf auch kommen können, immerhin hatte sie nahezu im Alleingang die sechs Hundeleichen auseinandergenommen und jede noch so kleine Information herausbekommen. Und immerhin waren die Verwesungsvorgänge und andere Merkmale von Mensch und Tier sehr unterschiedlich. Sogar von Tier zu Tier unterschiedlich. Dr. Brennan hätte die Kadaver sonst wahrscheinlich von einem Tierarzt untersuchen lassen aber so war dies unnötig geworden. „Cool, wolltest du früher Tierärztin werden?“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf, seit Anfang der Pause musste sie mindestens eine Seite geschrieben haben. „Nein, tote Tiere haben mich seit klein auf mehr fasziniert als lebendige.“ Das war mal eine Aussage. Wenn Booth ihn jetzt noch als seltsam bezeichnen würde, weil er sich gerne mit Käfern und Schleim beschäftigte, dann hatte Kacy die Steigerung von seltsam verdient. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, als von unten die Geräusche von Karren zu hören waren, gleich darauf die Stimme des Special Agents. „Okay, Leute, ihr wisst, wo Dr. Brennan die Leiche hinhaben will.“ Der Entomologe grinste, was Kacy angesichts ihrer Fixierung auf den Bildschirm jedoch nicht sah. „Neue Leiche, neues Glück.“, flötete er, denn nach insgesamt einer Woche hatte das Team die Arbeiten an der Wasserleiche vorerst eingestellt und sie begraben lassen, ebenso wie das Opfer mit den Hundeleichen. Der Haufen an Informationen war zwar schön anzusehen, doch führte er bei beiden Fällen nicht im Geringsten zu einem Täter oder überhaupt erstmal zu einer vernünftigen Todesursache. Einen Moment später kamen Booth und Brennan die Treppen zum höher gelegenen Pausenbereich hoch. Die Anthropologin hielt einige Fotos vom Fundort in der Hand und reichte sie an Jack weiter. „Ein verspiegelter Raum? Booth, was ist aus den guten alten Moorleichen geworden?“, fragte Jack und schaute sich irritiert die Fotos an. Der hermetisch abgeriegelte Raum hatte sich im Keller eines schon lange leerstehenden Gebäudekomplexes befunden. Er war komplett mit Spiegelkacheln ausgelegt, selbst die Tür war damit „verschönert“ worden. In der Ecke des Raumes kauerte das Opfer oder vielmehr das, was davon noch übrig war. „Weiblich, noch keine 20, wahrscheinlich afroamerikanischer Herkunft.“, teilte Temperance ihre ersten eindrücke mit. „Schön und gut aber Spiegel?“ Die Begebenheit löste reine Verwirrung in dem Entomologen aus. Weiße Kacheln hätte er ja noch verstanden, das wäre außerdem ein Hinweis auf mögliche weitere Opfer gewesen, der Raum hätte dann eine Art Schlachtplatz darstellen können aber Spiegel? Irritiert lehnte er sich zurück, reichte die Fotos an Booth weiter, da Kacy noch immer auf ihren Monitor sah und schrieb. „Ich habe mal mit Zack einen Horrorfilm gesehen. Candyman. Wenn man den Namen des Candyman fünfmal vor dem Spiegel aussprach, kam dieser aus dem Spiegel heraus und brachte einen um.“, sagte sie schließlich. „Zack? Wieso schaust du mit Zack Horrorfilme?“, platzte es aus Brennan hervor und erst jetzt schien die Rothaarige zu realisieren, was sie soeben geäußert hatte. Angela und Jack hatten ihr versprochen dicht zu halten und nun hatte sie sich selber verraten. Sie speicherte den Fortschritt an ihrer Doktorarbeit und klappte ihr Laptop zu, sah zu Agent Booth und Temperance hoch, die beide mit großen Augen zu ihr runter sahen. „Ich bin mit ihm zusammen. Seit über einem Jahr.“, gab sie ehrlich zu, denn es hatte eh keinen Zweck mehr, sich herauszureden. Brennan blinzelte sie ungläubig an. „Zack….hat…….eine….Freundin?“, brachte sie schließlich verblüfft hervor, was Kacy mit einem Nicken bestätigte. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Overalltasche und zog das Foto hervor, durch das Jack und Ange zuvor ihr Geheimnis erfahren hatten, und hielt es den beiden hin. Auch als Temperance und ihr Partner vom FBI das Foto betrachteten, drückten ihre Mienen noch Erstaunen aus, selbst als sie das Foto seiner Besitzerin zurückgaben. Anscheinend hatten sie bisher keine Vorstellungskraft darin investiert, dass das geniale Nesthäkchen des Teams tatsächlich mal eine Beziehung zustande brachte, die nicht nach zwei Wochen vom frustrierten weiblichen Teil beendet wurde. Der Entomologe sah zwischen den dreien hin und her, anscheinend konnte Dr. Brennan sich gerade nicht entscheiden, was nun wirklich spannender war: Kacy oder die neue Leiche. Erstere schaltete ihren Laptop nun jedoch endgültig aus und stand auf, ging an den beiden vorbei und verließ den Pausenbereich, blieb auf halber strecke der Treppen stehen und drehte sich um: „Ich denke wir sollten uns die Leiche anschauen oder? Immerhin ist sie jetzt hier.“, meinte sie ruhig, weswegen ihr Brennan und Hodgins als erste folgten. Booth ließ sich etwas Zeit, ein leichtes Grinsen schien sich in seinen Lippen festgebissen zu haben. Die vier positionierten sich um den Tisch mit der Leiche herum und hielten kurz die Luft an. „Wow, ein Verwesungsvorgang wie aus dem Lehrbuch.“, stellte die Rothaarige fast schon ein wenig euphorisch fest und verursachte damit ein Augenrollen bei Jack. Wahrscheinlich würde sie bei der perfekten Tierleiche vor Verzückung quietschen. „Also, ich höre.“, meinte Booth während die drei anderen näher die Leiche betrachteten. „Die Beckenform lässt eindeutig auf weiblich schließen. Der Wuchs der Knochen auf 18-20 Jahre. Der Verwesungszustand lässt auf einen Tod vor gut einem Jahr schließen.“, sagte Kacy ruhig, während Bones sich den Kopf genauer ansah. „Ich bleibe bei Afroamerikanisch. Dein Gesicht bekommst du, wenn wir die Knochen gesäubert haben und ich die Gesichtsmarker für Angela angebracht habe.“, erweiterte Temperance die Notizen von Booth. „So wie die Überreste aussehen, würde ich Gewaltanwendung mit Gegenständen die Spuren hinterlassen ausschließen. Zumindest keine, die die Knochen kurz vor dem Tod beschädigt haben. Vielleicht sind auf der Unterseite welche. Wenn Jack alle nötigen Proben hat, werde ich die Knochen säubern.“ Jack hatte nun ebenfalls das Kopfende angestrebt und schnupperte am Mund der Toten, richtete sich dann auf und wedelte etwas mit der Hand. „Das Leichen immer so üblen Mundgeruch haben müssen.“, meinte er scherzhaft, erntete dafür aber einen verständnislosen Blick der beiden Anthropologinnen. Immerhin hielten beide sich mit einer Erklärung über das Entstehen des Leichengeruchs zurück. Dr. Brennan richtete sich wieder auf und stemmte die Hände in die Hüften: „Also…Jack, du nimmst alle Proben die du brauchst und verwerten kannst, Kacy, du debridierst die Knochen, Booth sucht schon mal eine Liste mit allen in Frage kommenden Vermissten und ich werde Dr. Goodman suchen, er kennt sich mit der Symbolik besser aus, vielleicht hat er einen Tipp, was die Spiegel betreffen.“ Die Anwesenden nickten alle und machten sich an die Arbeit.



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